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Jakobus 5, 7-8. Predigt 2. Advent 6. Dezember2020. Mahnung zur Geduld

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Predigt 2. Advent 6. Dezember2020 Mahnung zur Geduld

Die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch

allen. Amen.

Der Predigttext für den heutigen Sonntag – steht bei

Jakobus 5, 7-8

7 So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. 8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.

Herr segne unser Reden und Hören, durch deinen heiligen Geist.

Liebe Gemeinde,

warten Sie gerne? Ich nicht und ich vermute, die meisten von Ihnen auch nicht.

Wer hat heute noch die Zeit zu warten? Unser ganzes Leben hat sich verändert. Ich empfinde es schneller und hektischer.

Wer im Straßenverkehr langsamer fährt, wird angeblinkt, angepöbelt und als mobiles Hindernis geschmäht.“

Ich habe es eilig, Mann, fahr doch…

Schnell noch einkaufen, rein in den Supermarkt, und dann an der Kasse: Hilfe, eine Schlange!

Endlich bin ich dran, vor mir nur noch eine alte Dame.

„O je… (Gell das kennen Sie auch?)

Nein, jetzt kramt sie in ihrem Geldbeutel nach dem letzten Kupferstück.

Und sie hat ihre Brille nicht dabei. Nein das geht zu weit, ich bin ja nicht ungeduldig, aber …“

Die anderen sind unverschämt langsam, unerträglich lahm, denn sie beschneiden mein Recht auf

Geschwindigkeit und Freiheit.

(2)

„Schnell weg, da weg, da weg, macht Platz sonst gibt’s noch Streit, wir müssen schnell und haben keine Zeit“

(so besingt es der Liedermacher Herman van Veen) Warten fällt auch Kindern schwer. Besonders natürlich jetzt in der Adventszeit. Erst ist da das Warten auf das Öffnen des ersten Türchens am Adventskalender. Dann beginnt das Warten auf den Nikolaus und seine

Überraschungen. Und dann auf den Heiligen Abend und die Bescherung.

Warten fällt uns schwer, andererseits durchzieht Warten unser Leben. Es gehört zu unserem Leben dazu:

Es gibt unendlich viele Situationen in unserem Leben, in denen wir warten müssen.

Jeder und jedem von Ihnen fällt da sicherlich sofort etwas ein.

Seid geduldig. Sagt die Bibel: Seid geduldig, denn das Kommen des Herrn ist nahe.

Wir müssten also eigentlich alle Spezialisten im Warten sein, so oft wie es in unserem Leben vorkommt.

Trotzdem fällt es uns schwer. Warum eigentlich?

Ich denke, es hat etwas mit unserem Lebensgefühl zu tun.

Da ist das verbreitete Gefühl, nicht untätig sein zu dürfen. So setzen wir uns unter Druck. Termine reihen

sich aneinander und wenn der erste ins Rutschen gerät, geraten alle anderen auch durcheinander.

Deshalb warten wir auch nicht mehr, ohne dabei tätig zu sein. Smartphone, Handy und IPad bestimmen die Wartezeit.

Außerdem möchten wir immer alles und sofort haben.

Ein Forscher hat dieses moderne Lebensgefühl mit dem Begriff „Sofortness“ beschrieben.

Was das bedeutet musste ich auch erst nachlesen Das bedeutet: Das „sofort“ den einzigen akzeptablen Zeitrahmen darstellt.

Und nun dieser Predigttext: „So seid nun geduldig“.

Was für ein Ratschlag. Und das mitten in der

Adventszeit. Was muss nicht noch alles erledigt werden bis Weihnachten? Wie viele Termine gilt es noch

abzuarbeiten?

Wie können wir wohl in diesem Jahr Weihnachten feiern? Wer kann zu Besuch kommen? Die Zeit rennt.

Und dann dieser Ratschlag: „Seid geduldig.“

Wie soll das gehen? Wie können wir Geduld lernen?

(3)

Wozu soll es überhaupt gut sein, warten zu können und geduldig zu sein? Ist das nicht verlorene Zeit?

Psychologen haben festgestellt, dass warten zu können gerade in unserer Zeit wichtig ist.

Denn Warten ist ein Moment der Pause, ein Moment, die Welt auf sich wirken zu lassen. Warten hat mit Selbstdisziplin zu tun. Solche Phasen des Nichtstuns sind wichtig, um dann wieder kreativ sein zu können.

Das hat Gott von Anfang an geplant. Am 7. Tag sollst du ruhen.

Denn während man ruht oder wartet, sieht man auch genauer hin und nimmt auch besser wahr. Deshalb ist es wichtig, mal seine Seele baumeln zu lassen, zu träumen und nachzudenken. Eben Geduld zu üben, um dann umso besser wieder tätig sein zu können.

Ob der Schreiber des Jakobusbriefes das alles im Hinterkopf hatte, weiß ich nicht. Denn als er seine Zeilen an die christlichen Gemeinden schrieb, war sicherlich noch nicht so viel los wie heute bei uns, und schon gar nicht wie bei uns in der Adventszeit.

Dennoch gibt er den Rat: „Seid geduldig.“ Ihr müsst auf das Kommen Jesu warten können. Auch er hatte damals also mit der Ungeduld seiner Mitmenschen zu tun.

Dabei handelte es sich um eine spezielle Ungeduld: Die Christinnen und Christen in den ersten Gemeinden gingen davon aus, dass Jesus noch zu ihren Lebzeiten wiederkommen würde.

Aber das passierte nicht. Die ersten, die sich zum christlichen Glauben bekannt hatten, waren bereits gestorben. Und als der Jakobusbrief entstand, war schon die nächste Generation herangewachsen. Manche fragten sich, ob sich der Herr überhaupt noch zu ihren Lebzeiten zeigen würde.

Die Menschen damals warteten also auf das Wiederkommen Jesu und waren nicht im Weihnachtsstress.

Deshalb schreibt der Verfasser des Jakobusbriefes das ganz eindringlich: Seid geduldig, wartet, der Herr kommt bald! Versucht nichts zu beschleunigen.

Geduld

Geduld ist der lange Weg des Glaubens. Geduld ist so ganz anders als unsere kurzatmige Zeit.

Geduld bedeutet, dass ich Dingen Zeit lasse zu werden.

Sein Wille geschehe.

Geduld bedeutet, dass ich nicht allem meine Vorstellungen und Wünsche überstülpe.

(4)

Denn niemand kann etwas dafür tun oder

beschleunigen, dass Jesus wiederkommt. Es bleibt Gott überlassen zu handeln.

Und dann benutzt der Briefschreiber Jakobus ein Beispiel, um deutlich zu machen, wie richtiges Warten aussehen kann.

Vom klugen Bauern sollen wir die Geduld übernehmen.

Der Bauer weiß, dass er auf den Regen angewiesen ist.

Aber er handelt auch professionell. Was nützt der Regen, wenn der Bauer nicht den Boden vorbereitet hat. Andererseits bleibt seine Sorgfalt sinnlos, wenn er nicht darauf vertraut, dass der Regen kommt.

Entsprechend ist der Bauer aktiv und geduldig zugleich.

Er wartet, arbeitet und lebt sein Leben.

An diesem Bild, des Landwirtes, der handelt, aber auch Geduld haben muss, sollte den Menschen damals, und natürlich auch uns heute, deutlich werden, wie richtiges Warten aussehen kann.

Wie Geduld haben aussehen kann. Geduld ist eine Fähigkeit, es ist eine Kraft, die man bekommt, wenn man ein Ziel hat. Wenn man weiß, worauf man wartet.

Zur Geduld gehört also auch Hoffnung. Und es gehört die Gewissheit dazu, dass es sich lohnt zu warten.

„Der Herr kommt bald.“ So beschreibt der Jakobusbrief unsere Hoffnung, unser Ziel.

Und bis dahin, so sein Rat: „Seid geduldig.“

Als Jakobus seinen Brief schrieb, war in den Gemeinden auch Unruhe. Vielen war bereits die Luft ausgegangen.

Zu lange hatte sich Jesus Zeit gelassen mit der Wiederkunft, die man doch bald erwartete.

Die Frage lautet heute wie damals:

Werden wir hier nicht für dumm verkauft? Worauf warten? Ist das nicht nur ein Vertrösten und Abwarten der Zeit?

Nein, sagt Jakobus. Seid geduldig und stärkt eure Herzen. Das Kommen des Herrn ist nahe, nur Geduld.

Geduld heißt, dass ich bereit bin, mich überraschen zu lassen.

Sein Reich komme, sein Wille geschehe.

Und das ich der Kraft vertraue, die den Menschen, den Dingen und der Welt innewohnt. Aber auch auf das Weihnachtsfest, auf das Kommen Gottes in diese Welt in einem Kind im Stall, warten wir ja nicht mehr

geduldig, sondern gestresst.

In den Worten des Jakobusbriefes wird deutlich, dass wir im Advent Geduld vielleicht ganz neu lernen müssen.

(5)

Die Adventszeit war, so habe ich es als Kind noch kennen gelernt, eine Fastenzeit, in der viel vorbereitet wurde. Selbstgebackene Plätzchen, Stollen, Süßigkeiten gab es erst am Heiligen Abend, zu Weihnachten. Dann wurde gefeiert.

Durch die vielen Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern und andere Aktivitäten geht das heute leider nicht mehr. Aber dadurch haben wir auch verlernt zu warten, uns zu freuen.

Auch andere Bräuche, mit denen wir mal Warten gelernt haben, die uns das Warten erleichtert haben, sind inzwischen sinnentleert.

Adventskalender wurden eingeführt, um Warten zu lernen.

Manche dieser Adventskalender sind jedoch zum Selbstzweck geworden, um Umsätze zu steigern.

Jeden Tag ein Türchen des Kalenders zu öffnen machte deutlich: wir nähern uns Weihnachten, wir nähern uns der Geburt Christi, aber noch sind wir nicht am Ziel.

Auch der Adventskranz mit seinen Kerzen ist

entstanden, um die Vorfreude, das Warten auf das Weihnachtsfest zu gestalten.

Mit jeder Kerze am Adventskranz wurde es ein wenig heller und man näherte sich Weihnachten, wo es durch

die Geburt Christi richtig hell wird im Leben, weil Gott Mensch wird, weil Gott uns nahekommt.

Der Herr ist nahe.

Er ist näher als wir denken. Ich bin getrennt von ihm, ja, gewiss, aber ich sehe ihn durch einen feinen

Schleier, dicht bei mir.

Dieser feine Schleier, durch den ich ihn sehen kann, sind Gottesdienst und Menschendienst (hier in unserer Gemeinde und in der Welt) und ich spreche mit ihm im Gebet.

Nah, ganz nah, dass mich immer wieder dieser Schleier berührt, wenn lebendiger Wind durch den Raum zieht.

So nah!

ER ist da.

Schon jetzt. Und auch dann, wenn sich mein Leben beschließt, wenn ich endgültig in Gottes Hände gelegt bin. Wenn all meine Versuche und Fehlversuche zum Ende kommen und ich der Wahrheit meines Lebens entgegentrete.

Wenn kein Betrug und Selbstbetrug mehr möglich sind, sondern mir Seine Möglichkeiten aufgezeigt werden.

Wenn geschundenes Leben endgültig und vollständig getröstet und geheilt wird.

(6)

Und noch einmal: Der Herr ist nahe.

Der Herr ist nahe, schon jetzt, denen, die ihm nahe sind. Ihn an sich heranlassen. Ihn mit sich tragen. Ihn suchen und finden im Vertrauten wie im Fremden.

Er bleibt fern nur denen, die ihm fern sind und nichts von ihm wissen wollen.

Nur Geduld. Ganz nah ist er. Er kommt. Und das ist alles, was zählt.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen

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