• Keine Ergebnisse gefunden

WHAT PHYSIOLOGICAL PROBLEMS ARE OF INTEREST TO THE MARINE BIOLOGIST IN HIS STUDIES OF THE MOST IMPORTANT SPECIES OF FISH?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "WHAT PHYSIOLOGICAL PROBLEMS ARE OF INTEREST TO THE MARINE BIOLOGIST IN HIS STUDIES OF THE MOST IMPORTANT SPECIES OF FISH?"

Copied!
11
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

WHAT PHYSIOLOGICAL PROBLEMS

ARE OF INTEREST TO THE MARINE BIOLOGIST IN HIS STUDIES OF THE MOST IMPORTANT SPECIES

OF FISH?

BY

P

r o f e s s o r

W.

v o n

b u d d e n b r o c k . HALLE.

https://doi.org/10.17895/ices.pub.8905

(2)

( I )

S in n e s p h y s io lo g ie .

D

AS P rä sid iu m d e r In te rn a tio n a le n M eeres­

forschung h a t m ir den A u ftra g erteilt, Ihnen einen V o rtra g ü b e r die B edeutung der physiologischen F orsc h u n g f ü r die M e eresforschung zu halten. Diese A u fgabe ist schwierig. Die P hysio lo g ie ist eine im w esentlichen analytische W issenschaft, die M e eresforschung interessiert sich dagegen meist n u r f ü r grössere biologische Z usam ­ m enhänge. Es ist uns z. B. se h r viel w ichtiger zu wissen, dass d e r Aal ü b e rh a u p t ins M eer w andert, als die genauen G rü n d e zu e rfah ren , aus denen er es tut. Bestimmt muss gesagt werden, dass die physiologische F o rsc h u n g srich tu n g w enig zur u n ­ m itte lb aren F ö rd e ru n g d e r p raktischen F ischerei tun kann. I h r Ziel w ird stets n u r dies sein, die N aturgeschichte d e r N utzfische nach einer b estim m ­ ten R ichtung h in aufz u k lären .

A uch in n e rh a lb dieses F rag en k o m p lex e s müssen einige E insc h rä n k u n g en gem acht w erden. Die P hysiologie d e r N utzfische die g erade jetzt in einem schönen W erke W u n d e r s (20) zusam m en­

fassend darg e stellt w orden ist, h an d e lt in vielen K ap iteln von D ingen, die trotz des lebhaften Interesses, das ihnen die W issenschaft entgegen­

bringt, f ü r die M e eresforschung wenig belangreich sind. Ich e rin n e re n u r an die u m fan g reich e L ite ra tu r ü b e r den F arbw echsel d e r Fische. W ir w erden uns in d er M eeresforschung in d er H au p tsac h e b esch ä f­

tigen m üssen m it denjenigen physiologischen P ro b le m e n , die in Beziehung stehen zum S to ff­

wechsel. zum W achstum , z u r geographischen V e rb re itu n g und zu den W anderzügen d er Fische.

Vieles A n d ere erscheint daneben w eniger w ichti".

Ein v erhältnism ässig unw ichtiges Gebiet ist z. B.

die Sinnesphysiologie, obgleich g erade h ie r fü r die T h eo rie sehr w ichtige A rbe ite n in den letzten J a h re n entstanden sind. Vom chem ischen Sinn d a r f ich erw ähnen, dass es v o r allem d u rc h P i p p i n g

(13) e rk a n n t w urde, dass eine Anzahl von Fischen ü b e r ein recht gutes W itterungsverm ögen verfügen un d im stande sind, ih re N a h r u n g m it H ilfe des G eruchsinnes allein zu finden. Von den wichtigen N utzfischen d ü rfte a b e r keine A rt in diese K ategorie gehören. F e r n e r ist es von Interesse, dass m anche F ische a u f ih ren eigenen A rtd u ft reagieren. Dies ist f ü r die E lritze nachgewiesen, g ilt a b e r sicherlich f ü r viele in grösseren S chw ärm en auftretende n A rten. D er G eruchsinn b ild et also sicherlich einen d e r vielen F ak toren, d e r zum Z usam m en h a lte n des Schw arm es dient.

G änzlich verzichtet w erden k an n a u f eine

D a rste llu n g des statischen Sinnes u n d des G e h ö r­

sinnes. D agegen m üssen w ir etwas gen a u er a u f den T astsinn, den L ichtsinn un d den W ä rm esin n d e r Fische eingehen, die w ahrscheinlich bei den Wanderungen d e r Fische eine R olle spielen. Diese W anderu n g e n sind eines d e r u n g eklärtesten P r o ­ blem e d e r gesam ten Fischbiologie. Es erg ib t sich ab e r aus d e r L ite ra tu r dieses u m fa n g re ic h e n Ge­

bietes se h r deutlich, dass m an schon seit langem d a r ü b e r n ac hgedacht hat, w elche Sinnesreize den Fisch bei seinen W a n d eru n g e n leiten. D ie W a n d e ­ ru n g selbst m ag ein Instinkt, besser gesagt ein T rieb sein, d e r in bestim m ten P h asen des Lebens, z. B.

beim Einsetzen d e r Geschlechtsreife, einsetzt. Diese T rie b e sind in ihrem innersten W esen u n erfo rsc h lic h bei den Fischen genau so wie bei den V ögeln. Sie sind letzten Endes bedin g t d u rch die S tru k tu r des G ehirns d e r Tiere. A b er diese E rk e nntnis ände rt garn ic h ts an d e r T atsache, dass d e r F isch bei seinen W anderzügen von bestim m ten Reizen geleitet werden muss. Die L a b o ra to riu m sp h y sio lo g ie hat uns n u n gerade a u f diesem Gebiet eine sehr w ichtige A u fk lä ru n g gebracht. Bei vielen Fischen ist f r ü h e r die M einung geäussert w orden, dass sie bei ih ren 'W anderungen gegen die S trö m u n g schwim m en. Die P hysio lo g ie b at gelehrt, dass dies bei pelagischen Fischen ein D in g d e r U nm öglichkeit ist. Bei A usschliessung o p tisch e r E in d rü ck e ist es, wie D y k g r a a f (3) gezeigt hat, dem F isch ebenso wie dem M enschen im freien W a sse r unm öglich, die R ichtung d e r S trö m u n g w ahrzunehm en, er w ird passiv von ih r getragen. D ie sogenannte Rheotaxis, das Sicheinstelien gegen den S trom , das einem Je d e n von d e r F o re lle bek a n n t ist, h a t z u r V o ra u s­

setzung. dass d er Fisch beim Schw im m en den Boden b e rü h rt u n d sich an ihm reibt. V on Interesse ist es fern er, dass die Seitenorgane, die f r ü h e r im m e r als R eceptoren des S tröm ungssinnes a u f ­ gefasst w urden, nichts mit d e r R heotaxis zu tun haben. Sie dienen dem F erntastsinn, das heisst, das T ie r m erk t m it H ilfe seiner S eitenlinien, wenn sich irg en d ein T ie r in d e r N äh e seines R um pfes bewegt un d verm a g dann nach ihm zu schnappen.

Die Rheotaxis, also das Anschwim m en gegen die S tröm ung, w ird veru rsac h t durch den H a u tta st­

sinn des Fisches un d kom m t nach dem oben G esagten n u r in B etracht f ü r Fische, die sich dicht ü b e r dem G ru n d e bewegen. Es ist k a u m ein Zweifel, dass dies f ü r Aale, Lachse u n d an d e re in den F lüssen w andernde Fische gilt. Bei den M eeresfischen könnte es sein, dass die G rundfische, z. B. die P leu ro n ec tid e n a u f G ru n d rheotaktischer Reise zu ihren L aichplätzen gelangen, ab e r es ist

(3)

- 6 wohl se h r zw eifelhaft, ob es g era d e in diesen Gebieten, z. B. am E in g a n g des K anals, konstante d era rtig e S trö m u n g en gibt.

Aus d e r A u fk lä r u n g d e r R heotaxis ergibt sich ein Bild, wie a u f vielen an d e ren G ebieten d e r W is­

senschaft. D ie w achsende E rk e n n tn is f ü h rt zunächst n icht zu einem M ehrw issen, so n d e rn n u r zur A us­

schliessung gew isser M öglichkeiten. Bei den W anderzügen d e r F ische müssen also an d e re Reize dom inieren, u n d ich m öchte m einerseits h ie r den optischen Reizen den V o rr a n g geben. Bei p e la ­ gischen T ie re n wie den A a lla rv e n gibt es kaum an d e re D enkm öglichkeiten. E xp erim e n te liegen noch k au m vor. Bei den am erika n isch e n Lachsen hat C r a i g i e (1) neu e rd in g s V ersuche m it T ieren gem acht, denen d e r O lfak to riu s, d e r Riechnerv, durchsc h n itte n w ar. Diese O p e ra tio n h a t die T iere nicht gehindert, den S trom w ieder au fz ufinden, in dessen O b e rla u f sie f r ü h e r ausgesetzt w orden w aren.

W a r d (19) g ibt an, dass f ü r den Lachs T e m p eratu rreiz e f ü r die R ichtung seines W an d ern s m assgeblich sind, a b e r es ist dies w ohl n u r dann m öglich, wenn, wie an den F lu ssm ü n d u n g e n o der bei E in m ü n d u n g e n eines Seitenflusses, ziemlich grosse T e m p e ra tu rsp rü n g e auftreten.

F ü r gewisse Ju n g sta d ie n d e r B odenfische k ö n n ­ ten auch se hr gut geotaktische Reize massgebend sein. So ist es m öglich, dass die ju n g e n Schollen und F lu n d e rn in das flac h e W asser geraten, indem sie d e r N eigung des Bodens entgegen schwimmen.

A b e r auch h ie r ist es d u rch a u s m öglich, dass optische Reize m itsprechen. M an k a n n sich leicht davon überzeugen, dass dem T ie r selbst bei se h r g erin g e r Steigung das G esichtsfeld nach dem L ande zu h e lle r erscheinen m uss als nach dem W asser zu, weil die W asserschichten, d u rc h die das Auge h indu rch se h en muss, verschieden dick sind. Diese Z usam m enhänge d ü rfte n sich durch geeignete L ab o rato riu m sv ersu c h e a u f k lä re n lassen. Genau das G leiche wie f ü r die ju n g e n Bodenfische gilt n a t ü r ­ lich, n u r im um ge k eh rte n Sinne f ü r die laich re ife n T iere, soweit sie tieferes W a sse r aufsuchen. Bei m anchen L an d tieren fin d en w ir genau E n tsp rec h en ­ des. So finden die ju n g au sg eschlüpften S eeschild­

k röten nach P a r k e r (12) a u f G ru n d optischer u n d g eo taktischer Reize m eist a u f dem geradesten W ege ins W asser.

Beim Lichtreiz u n d bei d e r G eotaxis k an n d er Fisch von seinem gegebenen S ta n d o rt aus sofort erkennen, w ohin e r zu schw im m en hat. D ie A rt d er O rie n tie ru n g d ü rfte h ie rb e i die so genannte p h o ­ bische sein. D as heisst, das T ie r schwim m t h in und h e r und kom m t durch V ergleich d e r dabei e rh a lte n en S innese in d rü ck e zu d e r F eststellung, n ach w elcher R ich tu n g e r ins D u n k le re o d e r ins H ellere schw im m en kan n . Bei den anderen Reizen, die h ä u f ig gen a n n t w erden, ist eine dera rtig e O rien tieru n g a b e r nicht m öglich, u n d die D inge liegen h ie r se h r viel schw ieriger. S c h e u r i n g

(14) schre ib t z .B . von d e r F lu n d e r : ‘‘W enn die Laichzeit kom m t, suchen a lle F lu n d e r n das stärkst

sa lzhaltige W asser auf, das sie erreic h en kö n n en .”

(S. 175). Dies ist, wenn n u r die T atsac he fest­

gestellt w erden soll, dass sich die la ichreifen T iere in einem bestim m ten, se hr salzreichen Gebiete sam m eln, ganz richtig. Es d a r f a b e r nicht angenom m en w erden, dass sich die T ie re nach dem S alz g efälle richten. H ierzu m üssten sie ü b e r ein a u sserordentliches U n terscheidungsverm ögen f ü r W asser von v ersc hiede ner S alzko n ze n tratio n v e r­

fügen, das w ahrsche inlich jenseits je d e r p h y sio lo g i­

schen L eistungsfähigkeit liegt. Die Salzigkeit des W assers scheidet also als Reiz f ü r die L aich w an ­ d e ru n g w ahrsche inlich aus, u n d genau dasselbe gilt f ü r die T e m p e ra tu r. D enn auch h ie r k a n n d er Fisch n icht ahnen, ob es in 10 o d e r 100 km . E n t­

f e rn u n g ein p a a r G rad w ä rm e r o d er k ä lte r ist.

F ü r die E rfo rsc h u n g d e r U rsachen d e r F isc h ­ w ande ru n g e n kö n n te das V e rh a lte n d e r aus d er N ordsee in die Ostsee ü b e rp fla n z te n S cho llen von erh e blichem W e rt sein. H ierzu w äre ein enges Z u ­ sa m m e n arb eiten von D änen und D eutschen n o t­

wendig, u n d es m üssten viel m e h r M a rk ie ru n g en gem acht werden. Die N ordseeschollen werden d u rc h die Ü b e rp flan z u n g en in ein ihnen gänzlich frem des G ebiet gebracht, u n d es w äre von grossem Interesse zu e rfa h re n , w ohin die ü b e rp flan z te n T ie re zur Laichzeit gehen.

A uch die W a n d e ru n g e n dieser T iere im so n ­ stigen J a h r, besonders b a ld n ach ih r e r Aussetzung, m üssten k o n tr o llie r t w erden. An d e r deutschen K üste h ab e n sich beachtensw erte A n sam m lungen ü b e r p f la n z te r N ordseeschollen in gewissen F la c h ­ w asserregionen ergeben. W ir w erden versuchen, diese Beobachtungen fortzusetzen.

E in anderes, se hr schw ieriges K ap itel sind die Vertikalwanderungen d e r Fische. Ich fü rc h te aber, dass w ir h ie r in d e r E rk e n n tn is d e r D inge n u r s e h r schw er w erden vorw ä rts kom m en können. Ob d e r Fisch tief o d e r hoch steht, dies zu wissen ist ja f ü r die prak tisch e Fischerei von d e r aller- grössten B edeutung. Das M otiv des Fisches, sich in einer bestim m ten, von F a ll zu F a ll wechselnden W assertiefe zu halten, ist w ahrsch e in lich das V o r ­ kom m en d e r N äh rtie re , K rebse etc., die eb enfalls V ertik a lw an d e ru n g e n aufweisen. Ich m öchte an dieser S telle n u r d a r a u f hinw eisen, dass f ü r das V erständnis d e r V ertik a lw an d e ru n g e n die P h y sio ­ logie d e r S chw im m blase von e r h e b lic h e r Bedeutung ist. D ie S chw im m blase dient in a lle r e rs te r L inie d e r A n g leich u n g des specifischen Gewichtes an das um gebende W asser. F ü r sc hnelle V ertik a l Wande­

rungen ist a b e r die Schw im m blase eh e r schädlich als nützlich, weil d e r G asaustausch zwischen Blut u n d S chw im m blase g era u m e Zeit in A n sp ru c h nim m t. V ergleichende B eobachtungen ü b er die S chnelligkeit des Standw echsels scheinen z u r Zeit noch zu fehlen. S c h e u r i n g (14) h a t v o r J a h ­ ren d a r a u f a u fm e rk sam gem acht, dass bei den ein ­ zelnen M a k re len a rten h ie r se h r m e rk w ü rd ig e U n te r ­ schiede bestehen. S c o m b e r scom brus feh lt die S chw im m blase, S c o m b e r colias hat dagegen eine.

(4)

( I ) Die N achteile d e r Schw im m blase f ü r V ertikal-

w anderungen w erden bei m anchen A rten, besonders beim H ering, wie es scheint, d a d u rc h ausgeglichen, dass die S chw im m blase sich nach aussen öffnet.

Es ist dies bekan n tlich vor allem bei den sog e n an n ­ ten P hysostom en d e r F a ll, die indessen u n te r den Seefischen keine se hr grosse R olle spielen. U nter den N utzfischen des M eeres h a t d e r H erin g eine d era rtig e S ch w im m blase nöffnung in d e r N ähe des A fters. Ü b e r diesen Fisch gibt es nu n einige in ­ teressante B eobachtungen, a u f die mich H e r r P rof.

E h r e n b a u m fre u n d licherw eise aufm erksam m achte. Die N orw eger h a b e n beobachtet, dass m an tief stehende H eringsschw ärm e d a ra n erkennen kann, dass aus d e r T iefe des W assers ganz feine G asblasen aufsteigen. Ich m öchte h ie ra u s den S chluss ziehen, dass es sich h ierbei um Schw ärm e h an d e lt, die entw eder noch a u f dem W ege in die T iefe b eg riffen sind o d er sich erst kürzere Zeit im T iefen au fh a lte n . F e rn e r ist ein charakte ristisc h er U nterschied zu bem erken beim A ufholen des Netzes.

W enn die H eringe noch lebendig h eraufkom m en, w erden sie in höheren W asserschichten durch die A u sdehnung des Schw im m blasengases specifisch le ichter als das W asser. D ah e r kom m t es, dass das Netz gewisserm assen nach oben gerissen wird. Sind die H erin g e a b e r bereits tot, so ist nichts hiervon zu bem erken. Ich m öchte diese B eobachtung so deuten, dass beim toten H erin g d e r Schliessm uskel ( S p h in k te r) d e r S ch w im m blase nöffnung ersc h lafft un d das überschüssige Gas grösstenteils nach aussen entwichen ist.

F ü r die M e eresforschung ist vielleicht auch das nicht ganz zu vernachlässigen, was m an heute ü b e r die Phototaxis d e r Fische weiss. U nter diesem Be­

g r if f versteht m an die bei Insekten un d allen m ög­

lichen an d e ren n iederen Tieren leicht zu b e o b ­ achtenden Bewegungen zum Licht h in o d e r von ihm weg. Die P hotota xis ist f r ü h e r als eine E igen­

tü m lichkeit n u r dieser niederen T ie re ausgefasst worden. E inige am erikanische A uto ren h ab e n abe r an gewissen Fischen deutlich nachw eisen können, dass auch d er Fisch positiv phototaktisch sein kann.

N un ist j a d e r L ic h tfa n g d e r S a rd in e eine schon seit ältesten Zeiten geübte T echnik. In w elcher Weise die A nlockung d e r S ard in e durch das Licht zu verstehen ist, d a r ü b e r hat m an sich w ohl kaum G edanken gem acht. Es ist a b e r jetzt se h r w a h r­

scheinlich, dass es sich eben n u r um P hototaxis handelt. Dieses E rge bnis sollte die Fischerei eigent­

lich dazu erm u n tern , auch bei anderen, besonders bei in d e r T iefe lebenden Fischen den L ichtfang anzuw enden, d a es heute prak tisch g a r keine S chw ierigkeiten bereitet, elektrische L am pen von ausre ich e n d er L ichtstärke am K abel h e r u n te r ­ zulassen.

D as Wachstum der K a ltb lü te r ist von einer ganzen R eihe von F ak to ren abh ä n g ig . In erster Linie spielt hierbei n a tü rlic h die Ernährung die H a u p tro lle . Dieser Satz b e d a rf k einer Bestätigung d u rc h L ab o ratorium sversuche, die auch bei den

m eist se h r em pfin d lic h en Seefischen schw er au s­

f ü h r b a r sein w ürden. Die M ethoden d e r M eeres­

forsc h u n g selbst, das heisst die statistische A us­

w ertung d e r za h lreichen F o rsc h u n g sfa h rten h aben zweierlei ergeben : Erstens besteht eine direkte A b ­ hängigkeit d e r W achstum s von d e r M enge des den T ie re n z u r V e rfü g u n g stehenden P la n k to n s (H e­

r in g ) . Zweitens lässt sich eine A b h ängigkeit zwischen d e r Bevölkerungsdichte un d d e r W a ch s­

tum sintensität des einzelnen Fisches nachw eisen.

Dieses f r ü h e r sehr du n k le Gebiet ist v o r allem d u rch die A rbeiten von S t r o d t m a n n (18) a u f ­ gek lärt w orden. M an gla u b te frü h e r, schnell w achsende u n d lang sam w achsende S chollenrassen unterscheiden zu können. S t r o d t m a n n un d seine M ita rb e ite r h ab e n ab e r gezeigt, dass bei den

“ langsam w achsenden” ung ü n stig e M ilieueinflüsse, näm lic h N ah ru n g sk o n k u rre n z d u rc h A rtgenossen das W achstum hem m en. D ie stä rk e re A b fisch u n g hat zu einem erheblich sc h nelleren W a chstum ge­

fü h rt. W ä h re n d 1906 östlich von R ü gen f ü n f ­ jä h rig e S chollen eine L änge von n u r 19 cm. a u f ­ wiesen, hatten sie 1930 eine du rch sc h n ittlich e L änge von 28 cm. Ein entsprechendes E rgebnis hatten Ü b erp flan z u n g en aus d e r östlichen Ostsee in die westliche südlich von Alsen. Die ü b e rp fla n z te n T iere n ah m en in ih rem neuen W ohnge bie t in 13 M onaten 10.6 cm. zu, w äh ren d das W a chstum an ih r e r u rsp rü n g lic h e n W ohnstätte n u r ^ cm. b e ­ trug.

S t r o d t m a n n h at aus seinen F orschungen den B egriff des potentiellen W achstum s abgeleitet.

E r versteht d a ru n te r das im H ö ch stfä lle a u f G ru n d e in er ere rbten K onstitution e rre ic h b a re W achstum bei günstigsten L ebensbedingungen. Es stim m t du rch a u s m it u n seren E rfa h ru n g e n auch bei a n ­ deren Tierklassen, dass dieses p o te n tielle W a ch s­

tum bei ungünstigen Bedingungen, also K ä lte o der N ah ru ngsm angel la tent bleiben kan n . D ie T iere wachsen zunächst langsam , h o le n aber, w enn sie in günstigere U m stände kom m en, das V ersäum te se h r schnell nach.

Diese B efunde stehen d u rch a u s im E in k la n g mit allem , was m an theoretischerseits erw arte n musste.

Eine se h r wichtige R o lle f ü r das W a chstum der Fische spie lt w eiterhin die Temperatur. D ie D inge liegen h ie r a b e r recht verwickelt. Ich m öchte zum V ergleich das heranziehen, was m an von an deren k a ltb lü tig e n T ie rg ru p p e n weiss. Bei den Insekten z. B., ü b e r die w ir in dieser H insicht s e h r viel wissen, bew irkt E rh ö h u n g d e r Z u c h tte m p e ra tu r eine bedeutende B eschleunigung des gesam ten Entw ick­

lu n g sa b la u fs. R au p en z. B. h ä u te n u n d v erp u p p e n sich viel schneller, ergeben a b e r bei höheren T e m ­ p e ra tu re n wesentlich klein ere F a lte r als bei nie d e­

ren. Bei den Fischen ist diese das In d iv id u u m v e r­

k le in e rn d e W irk u n g w eniger zu beobachten, es fällt, wie besonders vom K a rp fe n bek a n n t ist, vor allem die E rh ö h u n g d e r W achstum sgeschw indigkeit auf.

D ie in Ja va bei 27° gezogenen K a r p fe n sind bereits nach 90 T agen geschlechtsreif. Es treten a b e r bei

(5)

8 - Ä nd eru n g d e r T e m p e r a tu r eigentüm liche V erschie­

bungen in d e r Zusam m ensetzung des T ie rk ö rp e rs auf. So weist H i c k l i n g (6) 1930 d a r a u f hin.

dass beim H ake (M e rlu c iu s m e rlu c c iu s) vom Süden nach N orden d a s V e rh ä ltn is zwischen K ö rp e rgew icht (ohne G onade) z u r K ö rp e rlä n g e zunim m t. Bei d er gleichen K ö rp e rlä n g e sind also diese Fische im N orden schw erer als im Süden. Z u r E rk lä r u n g dieses V erhaltens ste llt H i c k l i n g (6) d rei H y ­ pothesen a u f : (1) Es könnte sein, dass im kalten N asser z u r E rzeu g u n g e in er bestim m ten M asse von Eiern m e h r Reservestoffe e rfo rd e rlic h sind. (2) Den Fischen könnte im N orden m e h r F u tte r zur V erfü g u n g stehen. (3) Im kältere n W asser wächst d e r Fisch w eniger in die L än g e u n d n im m t m ehr an Gewicht zu. D ie dritte A n n ah m e erscheint ihm selbst als die w ahrscheinlichste, a b e r auch sie stellt keine eigentliche L ö su n g vor.

Bei B erücksichtigung dessen, was m an sonst vom W a chstum d e r K a ltb lü te r weiss, m uss m an wohl zu folgenden Schlüssen g e lan g e n : D as K ö r ­ perw achstum , das m a n am besten am L än g e n ­ w achstum misst, an dem sich n a tü rlic h auch das Skelett beteiligt, ist bei allen K a ltb lü te rn in den u n g efä h re n G renzen d er van t’H o ff ’schen Regel a b h ä n g ig von d e r T e m p e ra tu r. D e r zweite b e­

dingende F ak to r, die N a h r u n g w irkt sich dabei so aus, dass sie, w enn un g en ü g e n d v o rh an d e n , das W achstum hem m t. Ist sie a b e r im Ü berschuss da, so beschleunigt sie das W achstum nicht, sondern es ko m m t n u r zur B ild u n g von R eservestoffen. Ein K ind, dem w ir se h r viel zu essen geben, w ird ja hie rvon auch nicht g rö sser so n d e rn n u r dicker.

D ie von H i c k l i n g b eobachtete T atsache, die w ahrscheinlich auch f ü r a lle an d e ren Fische gilt, ist also physiologisch eigentlich etwas se lbstver­

ständliches. Ich erw ähne diesen F all n u r deswegen, weil e r zeigt, inwieweit die Gesetze d e r P h y siologie zur A u fk lä ru n g d e r a rtig e r in d e r N a tu r b eo b ­ achteten F ä lle dienen kann. D e r g ut g e n ä h rte K a lt­

w asserfisch setzt m e h r F ett u n d F leisch an, weil er das ihm z u r V e rfü g u n g stehende N ä h rm a te ria l n u r z. Teil zum W a chstum ausnützen kan n . D er W arm w asserfisch h in gegen verw endet einen grösse­

ren Teil sein er N a h r u n g f ü r den Baustoffwechsel und b le ib t dabei m agerer.

Aus d e r sta rk e n A bhän g ig k e it des W achstum s von d e r T e m p e r a tu r folgt, dass m a n gegebenenfalls einen bedeutenden E ffekt erzielen kan n , wenn man Fische, die an kälteres W a sse r gew ohnt sind, in w ärm eres W asser setzt. Bewusstermassen sind solche V ersuche bei Seefischen m eines W issens nicht gem acht w orden, ich h a lte es a b e r n icht f ü r ausgeschlossen, dass d e r T e m p e r a tu r f a k to r eine w ichtige R o lle sp ie lt beim Riesenw achstum d er B achforellen, die ins M eer ausgesetzt w urden. An sich können h ie r drei F a k to re n in Betracht k o m ­ m en: die bessere E rn ä h ru n g , die S alzhaltigkeit des W assers u n d die T e m p e ra tu r. W as diese letzte a n ­ langt, so ist es kein Zweifel, dass die Ja h re s d u rc h ­ sc h n itts te m p e ra tu r in d e r Ostsee viel h ö h e r liegt

als in einem kalten G ebirgsbach. D ie M a x im a l­

te m p e ra tu r f ü r die lachsartigen Fische w ird fü r gew öhnlich m it 18 n angegeben. Diese T e m p e r a tu r k an n im S o m m er im M eere lä n g ere Zeit h in d u rc h h errschen, w ährend die F o re lle n b ä c h e kaum ü ber 10— 12° kom m en d ü rfte n . W a h rsch e in lic h w ürde m a n auch ein se h r starkes W a chstum erhalten, wenn m an Ju n g sc h o lle n aus dem B arentsm eer in die Ostsee aussetzte.

Einen se h r bedeutenden E in flu ss a u f das W achs­

tum gera d e d e r Fische h ab e n die Hormone. Am bekanntesten ist die w achstum shem m ende W irk u n g d e r S ex u alh o rm o n e des m ä n n lic h en Fisches. Als Beispiel sei d e r A al h e ra u sg eg riffe n , dessen M ä n n ­ chen viele J a h re vor dem W eibchen geschlechts­

re if w erden u n d um das M e h rfac h e k le in e r bleiben.

A uch bei den P la ttfisc h e n ist die E in w irk u n g d er G eschlechtsreife a u f das W a chstum d e r M ännchen ziem lich ausgesprochen. An sich h aben diese D inge vielleicht n u r ein theoretisches Interesse, sie k ö n n ­ ten einen a b e r a u f den G edanken brin g en , w ert­

vo llere M ark tfisc h e d u rch K astra tio n zu erreichen.

Etwas vollkom m en N eues w äre dies ü brigens nicht.

Am K a r p fe n sind f r ü h e r d e ra rtig e V ersuche m it E rfo lg gem acht worden.

In d e r w issenschaftlichen L ite ra tu r g ibt es zw ar zahlreiche A rbeiten, die sich m it den H o rm o n a l­

d rü sen d e r F ische beschäftigen, a b e r sie h ab e n in d e r Regel n u r theoretisches Interesse. Es gilt dies v o r alle m f ü r die A bhän g ig k e it des Farbw echsels von d e r H yp o p h y se u n d den E inflüssen d e r S e x u a l­

h o rm o n e a u f das F a rb k le id des m ä n n lic h en Fisches.

Eine A u snahm e von b eträ ch tlic h em W ert m achten a b e r einige A rbeiten ü b e r die Bedeutung d er T hym us f ü r das W a chstum d e r Fische. Die ersten V ersuche h ie rü b e r m achte S k i o w e r ( 1 6 ). U n ­ a b h ä n g ig davon schrieb G r o e b b e l s (4) 1934 eine se h r interessante A rbe it ü b e r den gleichen G egenstand. Sie bezieht sich fre ilic h n icht t u f einen Nutzfisch, so n d e rn kleine A q u ariu m sfisc h e:

G oldfisch, S chleierschwänze, Z a h n k a rp fe n . Die se h r einfache M ethode b estand d a rin , dass die zu u n tersuchenden F ische in zwei G ru p p e n geteilt w urden. E ine G ru p p e , die m it P iscid in + T hym us gefü ttert w urde u n d eine K o n tro llg ru p p e , die n u r P iscidin erhielt. Bei S chleierschwänzen und G o ld ­ fischen bew irkte d er T hym uszusatz in ziemlich k u rz e r Zeit eine W a ch s tum ssteigerung um 200—

300 % g eg enüber den K o n tr o llie r e n . D e r E rfo lg ist also d e r Q u an tität nach ungew öhnlich gross.

V o rlä u f ig ist a lle rd in g s m indestens bei d e r See­

fischerei m it diesen schönen ex p e rim e n tellen Be­

fu n d en nichts zu beginnen, w eil das F u tte r viel zu te u er is t; es ergeben sich a b e r ü b e r a ll dort, wo es d a r a u f ankom m t, Ju n g fisc h e schnell zum W achsen zu b rin g en , e rfre u lic h e P erspektiven. D enn eines Tages w ird die Chem ie vielleicht auch die k ü n s t­

liche H e rste llu n g des T h y m u sh o rm o n s h e r a u s ­ finden.

Von Interesse ist auch, dass T h y m u sfü tte ru n g

(6)

— 9 — (

1

)

die F ru c h tb a rk e it d e r Z ah n k ä rp flin g e bedeutend e r ­ höht. Es ergab sich bei diesen lebendig g e b ä re n ­ den T ieren eine deutliche V e rm e h ru n g d e r Zahl d e r W ü rfe und ih r e r Grösse.

W asserhau sh alt.

D e r Salz- u n d W a sse rh a u sh alt d e r Seefische ist deswegen von so g rosser B edeutung, weil die geo graphische V e rb re itu n g v ie ler A rten an ein b e­

stim m tes S alzm ilieu gebunden ist. Es lassen sich, wie b ekannt ist, drei T y p en untersc h eid en : Erstens solche F orm en, die nach Belieben zwischen Süss­

w asser u n d sta rk salzhaltigem Seewasser wechseln können (Aal, Lachs, F o re lle ) ; zweitens solche, die noch brackiges W asser v ertragen können, a b e r n u r gelegentlich ins Süssw asser aufsteigen ( F lu n d e r) und d rittens solche, die ausschliesslich in stark salzhaltigem W asser zu leben verm ögen.

V ergleicht man die beiden extrem en T y p en mit einander, so ist zunächst festzustellen, dass Aal u n d Lachs im stande sind, ih re osmotischen Be­

ziehungen zum A ussenm ilieu vollkom m en u m ­ zukehren. I h r Blut ist im Seewasser sta rk h y p o ­ tonisch, im S üssw asser stark hypertonisch. M an k a n n dies auch so ausdrücken, dass sie die S alz­

konzentration ihres Blutes bei den verschiedensten B edingungen einigerm assen kon sta n t erh a lte n k ö n ­ nen. D ie an hohen Salzgehalt ad a p tie rten Fische suchen dagegen ih r B lut stets hypotonisch zu e r ­ halten.

Die Regulation des W asse rh a u sh alts d e r See­

fische ist la n g e Zeit ein Rätsel gewesen und ist erst, wie bek a n n t ist, durch die U ntersuchungen von K e y s ( 8 ) , d e r im K r o g h ’schen L a b o r a ­ to riu m in K openhagen gearbeitet hat, sowie d ie ­ jenigen von H o m e r S m i t h (17) in den G ru n d ­ zügen a u fg e k lä rt worden. Das schon lange vor ihnen erk a n n te P ro b le m ist das fo lg en d e : D er See­

fisch scheidet einen H a rn aus, d e r h y p otonisch zum Blute ist u n d h a t ein Blut, das h y p otonisch zum Seewasser ist. E r v erliert d a h e r stä n d ig W asser u n d müsste sich a llm ä h lic h in eine S alzm um ie v e r­

w andeln, wenn er n icht die F äh ig k e it hätte, en t­

w eder salzfreies W asser in sich aufzunehm en o der Salz auszuscheiden.

D ie E xp erim e n te d e r genannten F o rsc h e r h aben die Richtigkeit d e r zweiten H ypothese bewiesen.

D er Fisch trinkt Seewasser und scheidet das m it ihm aufgenom m ene Salz zum grossen Teil durch die K iem en w ieder aus.

E ine vollstän d ig e L ösung des P ro b le m s ist ab e r m it diesen Feststellungen noch nicht gegeben. Es ist zweifellos, dass beim Wasser- u n d S alz h aushalt d e r Seefische auch die Beschaffenheit d e r H aut eine se h r grosse R olle spielt. Ganz allgem ein d a rf wohl beh a u p te t w erden, dass die H au t dem Fische einen osm otischen Schutz gew ährt, also das E in ­ treten o d e r das A ustreten von W asser bei gerin g e­

ren S alzschw ankungen v erhindert. E xperim entell

bewiesen k an n dies werden, indem m a n den W a s­

se rh a u sh alt u n v erletzter T iere m it solchen v e r­

gleicht, die einen H autsch n itt erh alten haben. Diese letzten nehm en im ausgesüssten W asser osmotisch erhe b lic h m e h r W asser a u f ( H e n s c h e l ( 5 ) ) D e r Q u an tität n ac h ist d e r H autschutz bei den ein­

zelnen A rten w ahrscheinlich sehr verschieden. Am geringsten d ü rfte e r bei den stenohyalinen A rten entwickelt sein, am stärksten bei solchen F o rm e n wie Aal o der Lachs. Bewiesen ist dies a lle rd in g s noch nicht. D agegen k onnte H e n s c h e l zeigen, dass die F lu n d e r einen wesentlich grösseren H a u t­

schutz besitzt als die Scholle.

D er V ergleich dieser beiden Arten, d e r in den letzten Ja h re n in Schilksee von H e n s c h e l d u r c h ­ g e fü h rt w orden ist, scheint m ir von e in er gewissen praktischen B edeutung zu sein zur B eurteilung der E rfolgsaussichten d e r Ü b erp flan z u n g en von N o r d ­ seeschollen nach d e r Ostsee. W ir unterscheiden vier S tad ien :

1) G eringe Salzgehaltsverringerung von 20 auf 10 %o.

Beide A rten v erh a lte n sich ziem lich gleich, die H y p o to n ie des Blutes w ird a u fre c h t erhalten, d er Cl-Gehalt des S erum s w ird n u r ein w enig v e r r in ­ gert. D ie in diesen Grenzen notw endige R e g ulation geschieht w ahrscheinlich m it H ilfe d er S alzaus­

scheidung in d e r Kieme.

2) Stärkere A u ssü ssu n g auf 10—5 °/oo.

F l u n d e r . Sie b e h ä lt ihren osm otischen Haut- schulz, es tritt H yperto n ie des Blutes ein. d e r Cl- G ehalt des S erum s wird also n u r noch w enig v e r­

m indert.

S c h o l l e . D e r osm otische H autschutz w ird bei m anchen Ind iv id u e n bereits unw irksam . Es tritt eine osm otische W a sse ra u fn a h m e ein, stärk e re V e r ­ rin g e ru n g des Cl-Gehalts des Serum s, die W a sse r­

a u fn a h m e k an n d u rc h H arnau ssch e id u n g zum Teil w ieder wett gem acht w erden. S olche Individuen, die ih ren H autschutz beh a lte n haben, verh a lte n sich ähn lich wie die F lu n d er.

3) Brackiges W asser unter 5 %o.

Die F l u n d e r beh ä lt auch h ie r norm alerw eise ihren H autschutz. N u r wenige Individuen verhalten sich abw eichend. Bei ihnen sowohl als auch bei du rc h H autsch n itt verletzten T ieren lassen sich H ilfsm echanism en beobachten : D e r osmotischen W a sse ra u fn a h m e und d er A ussüssung des Blutse­

rum s w irkt entgegen eine vollkom m ene E in stellung des T rinkens u n d eine E rh ö h u n g d e r H a rn a u s­

scheidung.

D ie S c h o l l e zeigt bei fast a lle n In d ividuen starkes N achlassen des osm otischen Hautschutzes.

Es w irkt sich dies so aus, dass n icht n u r W asser in den K ö rp e r eindringt, so n d e rn auch Salz aus­

geschieden wird. Besondere H ilfsm echanism en b e­

sitzt die Scholle n icht o d er die versagen. D as Trin-

(7)

- 10 - ken, d u rc h welches hypotonisches W asser in den K ö r p e r hineinkom m t, k an n nicht eingestellt w er­

den. d e r H a rn flu ss dagegen v e rm in d e rt sich. Es treten gewisse A llg e m einschädigungen auf, n ä m ­ lich eine sta rk e V e rm in d e ru n g d e r A tm u n g und L äh m ungserscheinungen, das heisst S teifw erden.

I n teressan t ist, dass auch h ierbei die N o rd se e­

scholle w id ersta n d sfäh ig e r ist als die endem ische Ostseerasse.

4) Süssw asser (Pumpenwasser).

Bei d e r F l u n d e r m e h r o der w eniger h äufiges V ersagen des H autschutzes. L äh m u n g sersch e in u n ­ gen w erden selten beobachtet. E in Teil d e r I n ­ dividuen v e rh ä lt sich n o rm a l. Es ist j a auch b e­

k annt, dass die F lu n d e r gelegentlich weit in die F lüsse h in a u fw a n d ert.

D ie S c h o l l e geht en tw eder u n te r den b e­

schriebenen L äh m u n gsersche inunge n zug ru n d e o der sie stirbt, wie sich aus verschiedenen Anzeichen ergibt, an Erstickung. D as B lut so lc h er T iere ist zum Teil h äm o lysiert.

5) A q u a destillata.

Beide T ie ra rte n erleiden einen b a ld ig en E r ­ stickungstod ( H ä m o ly se ). D er T od tritt a b e r bei d e r F lu n d e r d eutlich s p ä te r ein.

N a tü rlic h ergeben sich aus diesen F o rschungen eine Reihe n e u e r P ro b le m e . V o r alle m w äre es w ichtig, die A bhän g ig k e it dieser ganzen E rsch e i­

n ungen von d e r T e m p e r a tu r zu p rü fe n . Es ist a u ffa lle n d , dass die F lu n d e r h a u p tsäc h lic h im S o m ­ m e r in die F lü sse einw andert.

A tm u n g s - un d B lu tp h y s io lo g ie .

A t m u n g .

F ü r die M e eresforschung ist m einer M einung n ach auch die K enntnis d e r Atmungs- u n d d e r B lu t­

p h y siologie von ein ig er Bedeutung. Beides ist m it­

e in a n d e r se h r in n ig verw oben, es ist a b e r trotzdem notw endig, bei d e r B e h andlung des S toffes eine T re n n u n g vorzunehm en.

D ie A tm u n g d e r Seefische ist wie die sä m tlich e r K a ltb lü te r se h r sta rk von d e r T e m p e r a tu r abhängig.

Bei q u a n tita tiv e r U ntersu c h u n g gelangt m a n zu e in er E x p o n en tialk u rv e , die bei e in er gewissen f ü r die E inzelnen A rten verschieden liegender T e m ­ p e r a tu r ih r M ax im u m erreicht, um d a n n steil a b ­ z u fallen.

E in a n d e r e r w ichtiger F a k to r f ü r die A tm ung d e r Seefische ist d e r S alzg eh a lt des W assers, dessen sonstige Bedeutung w ir schon kennen lernten. In Ü b erein stim m u n g m it za h lreichen B efunden an W irb e llo se n k a n n festgestellt w erden, dass auch bei den S eefischen d e r A tm ungsprocess im stä rk e r salz­

h a ltig e n W asser le ichter v erlä u ft. E inen bindenden Beweis h ie r f ü r b ilden die folg en d e n S a u e rsto ff­

ausnutzungsversuche, bei denen sich zeigte, dass

verschiedene F ische (Schollen, F lu n d e r n un d Cot- tu s) im schwachen S alzgehalt bei einem höheren S a u e rsto ffd ru c k zu g ru n d e gehen als bei stärkerem Salzgehalt. H ierzu passt auch, dass die F lu n d e r als typisch e r B rackw asserfisch viel m e h r B lu tk ö r­

perchen un d einen h ö h ere n H ä m o g lo b in g e h a lt b e­

sitzt als die Scholle. Ebenso f ä llt d e r V ergleich zwischen Nordsee- und O stseescholle zum V orteil d e r letzten aus.

Ein d ritte r f ü r die A tm ung g erade d e r Seefische bed e u tu n g sv o ller F a k to r ist die C 0 2-Spa n n u n g des W assers oder, was dasselbe ist, d e r p H desselben.

Schon se h r geringe M engen von K o h len säu re m achen den m eisten Seefischen das A tm en so gut wie unm öglich. Die E rk lä r u n g h ie r f ü r w erden w ir erst sp ä te r sehen. S icher scheint a b e r zu sein, dass das grosse F ischsterben, das im S o m m e r gelegent­

lich in m anchen Teilen d e r Ostsee zu beobachten ist, a u f diese specielle W irk u n g z u rü c k zu fü h re n ist.

W e n ig e r von Bedeutung f ü r den Seefisch ist dagegen d e r Sauerstoff, d e r in d e r B innenfischerei eine so grosse R olle spielt. In den B innengew ässern k an n gelegentlich auch gro sser S auersto ffm an g e l au ftreten, u n d es ist se h r bekannt, dass die A nsprüche, w elche die einzelnen Teich- u n d F lu ss­

fische an den 0 2-Gehalt des W assers m achen, sehr verschieden sind.

Im freien M eere fin d e t d e r F isch w ohl stets ausreichenden S auerstoff. E ine A u sn ah m e m achen höchstens die G rundfische. H ie r ist a b e r noch das folg en d e P ro b le m zu lösen. D e r dem schlam m igen G ru n d a u flieg e n d e P la ttfisc h b enutzt zur A tm ung das W asser, das sich u n m itte lb a r ü b e r dem Boden befindet. Die B eschaffenheit dieses W assers ist, soviel ich weiss, noch u n b ek a n n t. Es m üssten zu se in er U n tersu c h u n g wohl erst besondere A p p a ra te k o n stru irt w erden.

D er S a u e rsto ffb e d a rf des Fisches steht se lbst­

verstä n d lic h in stren g ster C o rrela tio n zur T e m p e r a ­ tu r. Je h ö h e r dieselbe ist, um so h ö h e r liegt auch das zum Leben notw endige M inim um .

M a n m uss n un, u m die gesam te S achlage zu verstehen, zugleich die Blutphysiologie d e r Fische berücksichtigen. Es ist genügend bek a n n t, welche a u ssero rd e n tlich e B e deutung h eu te die B lu tu n te r­

suchung in d er m enschlichen M edicin gewonnen hat.

Bei je d e r irgend schw ereren E rk r a n k u n g w ird d e r A rzt so fo rt das B lu tb ild des K ra n k e n au fne hm en lassen. Bei den Fischen k a n n m an vom B lut u n ­ m itte lb a r ablesen, wie aktiv das T ie r ist, wie w id e r­

sta n d sfä h ig gegen ung ü n stig e E inflü sse wie V e r­

sc h lec hte rung des W assers. K r o g h (1 0 ) hat das un b estritte n e V erdienst, als E rs te r a u f die b e­

m erkensw erte T atsache hingew iesen zu hab e n , dass jedes T ie r “ sein sp e cifisches B lut hat, das a u f das genaueste a u f seine L ebensb ed ü rfn isse abgestim m t ist” . N ach ihm h ab e n am erik a n isch e F o rsc h e r w ich­

tige vergleichend-physiologische U n tersuchungen ü b e r das Blut versc h ied e n er Fische gem acht, aus denen etwa das folgende zu entnehm en ist. Z u­

nächst eines: die U nterschiede zwischen dem Blut

(8)

Il ( 1 )

d e r verschiedenen F isch a rten sind viel g rösser als etwa bei den S äugetieren. D er schnell schw im m en­

de H ochseefisch, z. B. die M akrele h a t ein h ä m o ­ globinreiches d a f ü r a b e r an sp ruchsvolles Blut, das sich erst bei einer ziem lich hohen S a u e rsto ffsp a n ­ n u n g des W assers sättigt. D er trä g e G rund fisc h O psanus tau h a t hingegen ein h äm o g lo b in a rm es Blut, das d a f ü r a b e r se h r an sp ru c h lo s ist. Es v er­

m ag noch die kleinsten S p u re n von S auersto ff dem W a sse r zu entreissen. A uch die B lutm enge un d die A u sb ild u n g des ganzen p e rip h e re n Gefässystemes ist, wie die schöne S tudie von K i s h i n o u y e (9) gezeigt hat, bei den m a k re la rtig e n Fischen viel h ö h e r als bei den an d e ren Fischen.

Das F isc h b lu t ist f e r n e r se h r sta rk ab h ä n g ig von d e r Temperatur. A rktische K altw asserfische h aben also ein völlig anders geartetes B lut als W arm w asserfische. D er an ziem lich kaltes W asser angepasste Rochen R a ja oscillata k an z. B. bei 25°

sein H äm o g lo b in erst bei einer 0 2-S pannung von ca. 160 mm . Hg, die ihm im W asser n ie zur V e rfü g u n g steht, an n ä h e rn d sättigen. A ndererseits gibt sein Blut bei 0.2° selbst bei e in er S p an n u n g von n u r 20 mm. H g k aum S a u ersto ff ab.

Diese Beziehungen zur T e m p e r a tu r sind nun fü r die Fische von ganz a n d e re r B edeutung als f ü r die an d e ren K a ltb lü te r. Frösche, M olche u n d Eidechsen ü b e rd a u e rn den ganzen W in te r in einer A rt von W in tersc h laf. Bei den Seefischen m ag ein solcher wohl h ie r u n d dort Vorkommen, a b e r er ist keine allgem eine E rscheinung. D ie Scholle z. B. laicht gera d e in d e r kältesten Jahreszeit und d e r Dorsch h ä l t w ohl ganz entschieden ü b e rh a u p t keinen W in tersc h laf ab. Diese T ie re sind also in n e rh a lb d e r T e m p e ratu rg ren z en von 0 ° — 20° etwa euryther- m al, u n d es ist bei d er T e m p e ra tu ra b h än g ig k e it ihres Blutes eine interessante F rage, wie sie dieses ü b e r h a u p t leisten können.

E in ganz ähnliches P ro b le m tritt uns bei den F ischen entgegen, die grosse nord-süd gerichtete W a n d eru n g e n a u s fü h r e n ; z .B . beim T h u nfisch. Es muss in allen diesen F ä lle n m it d e r M öglichkeit gerechnet werden, dass das Blut m it d er Saison seine E igenschaften ändert.

E ine Eigentüm lichkeit d e r Blutes fast a lle r Seefische ist die se h r grosse E m p fin d lich k eit gegenüber Kohlensäure. Die -Sättigungskurve des F ischblutes w ird schon durch ganz geringe M engen C 0 2 so sta rk h e ra b g ed rü ck t, dass eine genügende Ö 2-Aufnahm e n icht m e h r m öglich ist.

Im Einzelnen g ibt es a b e r auch h ie r grosse U n te r­

schiede. W ir h ab e n z. B. in den letzten Ja h re n in Kiel feststellen können, dass das Blut d er F lu n d e r g eg e n T em p eratu rsc h w a n k u n g en un d gegen C 0 2 viel w id ersta n d sfäh ig e r ist als das d e r S cholle, un d w ir g la u b en m it dieser F eststellu n g einen nicht u n ­ wichtigen B eitrag zur N aturgeschichte u n se re r N utzfische gegeben zu haben. V ielleicht zeigt dies

£VJch, dass die theoretisch-physiologische F orsc h u n g

auch einen gewissen prak tisch e n W e rt erlangen k an n . Ich b in je d e n fa lls d e r M einung, dass der experim e n telle Nachweis, dass die N ordseescholle den oben g en a nnten F ak to ren g eg enüber w id er­

s ta n d sfäh ig e r ist als die in d e r Ostsee selbst heim ische Rasse, den M ä n n ern , die ih re A rbeit d a r a u f verw enden, den F ischbestand d e r Ostsee d u rch Ü b e rp fla n z u n g von N ordseeschollen zu heben, eine w illkom m ene U nterstützung sein könnte.

F ü r die Süss w asserfische hat S c h l i c h e r (15) nachgew iesen, dass die B lutkörp erch e n za h l im Jahrescyclus grosse S chw ankungen a u f weist. Die Zahl derselben steigt v o r allem v o r d e r Laichzeit b e trä ch tlic h an, um n ac h h er w ieder zu sinken. Bei den Seefischen ist bisher, soviel ich weiss, nichts ähnliches festgestellt worden.

Einen se h r bem erkensw erten U nterschied fa n d L a n g e (11) bei den Barschen des Süss- u n d des Brackw assers. D ie zweiten besitzen beträ ch tlic h m ehr B lu tkörperchen un d m e hr H om oglobin. Im k ü n stlichen V ersuch ist es dagegen n icht gelungen, eine Ä nd eru n g des B lutbildes zu erreichen.

W enn m an den V ersuch unte rn im m t, aus dem, was w ir von d e r A tm ungsphysiologie u n d d e r B lut­

physiologie d e r Fische kennen lernten, ein einh eit­

liches Bild zu gew innen, so k a n n gesagt werden, dass die A bhängigkeit d e r A tm ung von d e r C 0 2 u n d vom S a u ersto ff eine u n m itte lb a re F olg e d er E igenschaften des Blutes ist, welches d e r F isch b e­

sitzt. A nders dagegen steht es m it d e r T e m p e ra tu r.

H ie r s u m m i e r e n sich verschiedene E inflüsse zu einem bei zu h o h er T e m p e r a tu r u n heilvollen Ganzen. Bei zu w arm em W asser steigt d e r S to ff­

wechsel u n d folg lic h das A tem b ed ü rfn is des Fisches ins Ungemessene, w äh ren d gleichzeitig das B lut zu einem grossen T eile die F ähigkeit einbüsst, S a u e r ­ sto ff zu binden. H ierzu kom m t noch als D rittes hinzu, dass das W asser selbst bei h o h e r T e m p e ra tu r w eniger S auersto ff enthält.

Das Z usam m enw irken dieser drei F a k to re n b e­

dingt die aussero rd e n tlich e E m p fin d lich k eit d er Seefische gegen Hitze. Bei d e r K üstenseefischerei ist es eine b eka nnte Erscheinung, dass im H o chsom ­ m e r die S terblichkeit d er Fische eine oft so grosse ist, dass sie m itu n te r a lle schon a u f d e r Heim reise in d e r B ünn z u g ru n d e gehen u n d n u r noch als Fischm ehl V erw endung finden können. Es ist v ie l­

leicht nicht u nnütz d a r a u fh in zu weisen, dass es sich h ie r n u r um eine schädliche E in w irk u n g d er T e m p e r a tu r han d e lt. Ebenso ist beim H ä h e r n am L ande die T e m p e r a tu r von A usschlag. Ob es m ög­

lich wäre, die grossen V erluste, die die Seefischerei durch die geschilderten Processe erleidet, durch irgendw elche technische M assnahm en zu v e r r in ­ gern, entzieht sich m e iner Kenntnis.

G änzlich u n k la r, auch vom physiologischen S ta n d p u n k t aus ist die verderb lich e W irk u n g von gew ittriger L uft, die sich auch im A q u a riu m b e­

m e rk b a r macht.

(9)

E r n ä h ru n g sp h y sio log ie.

Die E rn ä h ru n g sp h y sio lo g ie spie lt eine sehr grosse R o lle bei d e r B innenfischerei, d a w ir abe r das M e er n icht zu d ü n g en verm ögen, h ab e n die meisten F ra g e n , die sich a u f die E rn ä h r u n g der Seefische beziehen, n u r theoretische Bedeutung.

E ine d e r wichtigsten, schon an a n d e re r S telle e r ­ w ähnten E rk enntnisse ist w ohl, dass den H ochsee­

fischen wie dem H erin g stets ein Ü b erflu ss von N a h r u n g z u r V e rfü g u n g steht, w äh ren d die B oden­

fische an N ah ru n g sm a n g e l leiden können. Je d e r einzelne Bodenfisch benötigt ein bestim m tes M in ­ destm ass von B odenfläche wie W e idegrund.

U nsere A nsch a u u n g von d e r N ah ru n g sa u fn a h m e d e r P la n k to n fre s s e r h a t sich in den letzten Ja h re n se h r geändert. D ie b e tre ffe n d en U ntersuchungen beziehen sich zw ar a u f S üssw asserfische, lassen sich a b e r ohne weiteres a u f Seefische üb ertrag e n . Das S tu dium des D a rm in h a lte s v ersc hiede ner F isch ­ a rten h a t zunächst zu d e r V o rstellu n g gefü h rt, dass die Fische im stande sind, aus einem Gemisch a lle r m öglichen P lan k to n ten ganz bestim m te A rten h e r ­ auszufangen. Es w äre dies n a tü rlic h n u r möglich u n te r d e r L eitung v erschiedener S innesorgane, und dem entsprechend sin d eine R eihe v erschiedener H y­

pothesen au fg e stellt w orden, nach denen die Augen, d e r G eruchsinn o d er d e r G eschm acksinn die A us­

w ahl tre ffe n sollte. A lle diese A nschauungen b le ib en ab e r s e h r u n b efried ig en d . So ist es selbst­

verstä ndlic h, dass das A uge von e in er gewissen W assertiefe ab sowie in d e r D äm m e ru n g un d N acht versagen muss. A uf d e r an d e ren Seite steht die H ypothese des rein m echanischen A b filtrie re n s des W assers m it H ilfe d e r bek a n n te n K iem enreusen.

Diese A u ffassu n g hat d u rc h gewisse E xp erim e n te von W u n d e r (20) eine se h r grosse Stütze g e­

f u nden. E r zeigte in A quariu m sv e rsu ch e n am K a rp fe n , dass dieser Fisch auch n ac h A usschaltung des Gesichts- u n d des G eruchsinnes se h r w ohl noch seinem D a rm m it P la n k to n zu fü lle n verm ag. N icht ein m al das k ü n stliche O ffen h a lte n des M aules h in ­ d ert den Fisch. H ie rm it d ü rfte das m echanische A b filtriere n bewiesen sein, a b e r nu n fra g t es sich, wie ist die M onotonie des D a rm in h a lts zu erk lä re n , die zu d e r B untscheckigkeit jedes P la n k to n fa n g es in W id e rsp ru c h steht. W u n d e r (20) u n d andere A u to ren neigen zu d e r A u ffassung, dass das P la n k ­ ton in sich eine so strenge V ertikalsc h ich tu n g zeigt, dass d e r Fisch, w enn e r in derselben W asserhöhe b leibt, autom atisch n u r ein un d dasselbe F u tte r a u f ­ nim m t.

E ine A ngelegenheit, die n u r noch historisches Interesse besitzt, ist die P u e 11 e r ’sche T h eo rie d er p a re n te ra le n E rn ä h ru n g , die seinerzeit nicht zu ­ letzt gerade f ü r die Fische erd a ch t w urde. Sie ist so g rü n d lic h w iderlegt worden, dass es sich e rü b rig t, n ä h e r d a r a u f einzugehen.

Von einem gewissen Interesse ist vielleicht noch die T atsache, dass die F ische aussero rd e n tlich lange zu h u n g ern verm ögen. Es ist uns dies ja schon

lange von gewissen W a n d erfisc h en wie dem Lachs bekannt, ab e r D e m o 11 u n d G a s e h o t t (2) haben in E xp erim e n te n gezeigt, dass eigentlich alle Fische, die u n tersucht w urden, auch die g e h ä s s ig ­ sten R ä u b e r ü b e r diese G abe verfügen. Bei 7— 10 G rad k an n die H ungerzeit lä n g e r als 200 T age dauern.

Die eigentliche V e rd au u n g sp h y sio lo g ie h a t fü r unseren K reis kaum irg en d ein Interesse.

V erh ältn ism ä ssig wenig läst sich auch ü b e r die Fortpflanzung der Fische vom physiologischen S ta n d p u n k te aus sagen. A n sich liegen gerade h ie r eine grosse M enge se h r in te ressa n te r P ro b le m e vor, a b e r sie sind m e h r bio lo g isch e r A rt. So bin ich von se hr k o m p e ten ter Seite d a r a u f a u fm e rk sam ge­

m acht w orden, dass m a n n ic h t weiss, von welchen F a k to re n die E igrösse u n d die Eizahl d e r v er­

schiedenen F ische abh ä n g t. Es h a n d e lt sich ab e r h ie rb e i u m E igenschaften, die sich im L a u fe d e r Stam m esgeschichte a llm ä h lic h h era u sg eb ild et h a ­ ben, genau wie irgendw e lche m orph o lo g isch en M erkm ale. M it p h y siologischen M itteln kom m en w ir an diese D inge g a r n ic h t heran.

E in e r physiologischen F ra g e begegnen w ir d a ­ gegen in d e r grossen E m p fin d lic h k e it d e r F o r t­

pflan z u n g sze lle n geg e n ü b er dem S alz g eh a lt des W assers. Sie gilt n icht n u r f ü r die Fische, sondern m e h r o d e r w eniger f ü r a lle Seetiere. D ie w est­

liche Ostsee ist f ü r diese B eobachtungen ein b e­

sonders günstiges G elände. E ine grosse A nzahl von T ieren w erden als b efru ch te te E ie r o d e r als ju n g e L arven d u rc h n ö rd lic h e W a sserström e m it salz- reichem W asser jä h rlic h von neuem eingeschleppt, wachsen h era n , verm ögen sich a b e r n icht f o r t­

zupflanzen. Ein se h r typisches Beispiel h ie r f ü r ist d er gew öhnliche Seestern. D ie S am e n fä d en u n d E ie r b e d ü rfe n also eines h ö h ere n Salzgehaltes als die älteren S tadien u n d die erw achsenen T iere. D ie U rsachen dieser E rsch e in u n g kennen w ir a b e r nicht.

B iologisch w irkt sich die geschilderte A b h ängigkeit bekan n tlich so aus, dass viele Seetiere zu r Laich­

zeit besonders salzhaltiges W a sse r au fsuchen (nicht n u r Fische, so n d e rn z. B. auch die W o llh a n d ­ k r a b b e ) . V on Interesse ist fern er, dass E n t­

sprechendes auch f ü r die S p erm ie n d e r S üssw asser­

fische gilt. S c h e u r i n g (14) h a t nachgewiesen, dass die Beweglichkeit und B efruchtun g sfäh ig k e it d e r S perm ie n b ed eutend zunim m t, wenn m a n dem W a sse r eine S alzlösung zusetzt.

Z u r F o rtp fla n z u n g sb io lo g ie gehören auch die jä h rlic h e n Fluktuationen d e r N utzfisc h e; a b e r auch sie sind ein P ro b le m , ü b e r das p hysiologisch v e r ­ hältn ism ässig w enig zu sagen ist. Ich erw ähne es n u r aus einem bestim m ten A nlass. D en K ern d e r ganzen F ra g e h a t H j o r t (7 ) 1935 in seiner S c h rift: “ H u m an activities a n d life in the sea” in m u ste rg ü ltig e r W eise herausg esc h ält. Ich m öchte seine A u s fü h ru n g e n n u r u nte rstre ic hen u n d auf eine b reitere biologische Basis stellen. Es kom m t

(10)

13 (1) bei a lle n diesen F lu k tu a tio n e n , die im ganzen T ie r ­

reich und im P fla n ze n re ic h zu finden sind, d a r a u f an, dass je d e r O rganism us in bestim m ten zeitlich engbegrenzten Lebensphasen im höchsten G rade e m p fin d lic h gegen äussere E inw irkungen ist. Das beste Beispiel, das m ir b ek a n n t ist, ist die F ru c h t­

b a rk e it u n se re r O bstbäum e. W enn w äh ren d d er B aum blüte, die f ü r die meisten A rten j a n u r ein bis zwei W ochen w ährt, ein W ettersturz kom m t, m it dem E rfo lg , dass d e r Regen die B lüten entzwei sc hlägt u n d die Bienen wegen zu grosser K älte nicht ausfliegen, ist die ganze n ä c h stjä h rig e E rnte vernichtet. Es ist vollkom m en zulässig, diese E r ­ fa h ru n g e n a u f a lle an d e ren O rganism en, also auch a u f die Fische zu übertrag e n . D ie einzige F rage, die dabei hypothetisch bleibt, ist die fo lg e n d e : W e l­

ches ist die em p fin d lic h e L ebensphase und w orin bestehen die S chädigungen ? H j o r t tritt d a f ü r ein, dass die em p fin d lic h e P h ase die Zeit ist, in w elcher die F ischchen aus dem Ei schlüpfen. Es ist dies in d er T a t se h r w ahrscheinlich. D ass die U rsachen d e r F luktu a tio n e n m eist nicht lokal sind sondern tie fe r liegen, also kosm ischer A rt sind, e r­

gibt sich se h r schön aus d e r F eststellung von H j o r t , dass die p ro ce n tu ale Zusam m ensetzung des A lters d e r H eringsschw ärm e dem A lte r nach an d e r W estküste u n d an d e r Ostküste des a t la n ­ tischen Oceans die gleichen waren.

H j o r t ist in d e r citierten S ch rift von einer ganz an d e ren F ra g e ste llu n g ausgegangen, als ich es h ie r tun m öchte. E r leitet den Schluss ab, dass die w illk ü rlich e n E in g riffe des M enschen in den Bestand d e r Fische gegen die E in g riffe d e r N atur, d. h. die F lu k tu a tio n e n nichts bedeuten un d die A rt n icht g efä h rd e n können. Zu dieser etwas schw ie­

rigen F ra g e, die k au m f ü r alle F ische gilt, m öchte ich h ie r n icht S tellu n g nehm en. D agegen m öchte ich die A u fm erksam keit d a r a u f richten, dass in d er F ra g e d e r F lu k tu a tio n e n eine A u fk lä ru n g d er F isch e r selbst d rin g en d notw endig ist.

Das A bnehm en d e r Scholle in d e r westlichen Ostsee, das ganz sicher in frü h e re n Zeiten auch schon beobachtet w orden ist, in denen von Ü b e r­

fischung g arn ic h t die Rede sein konnte, ist von u n ­ seren Fischen u n m itte lb a r a u f a lle m öglichen m enschlichen E in g riffe zu rü c k g e fü h rt worden, w äh ren d es sich in W irk lich k e it n u r um ein N a tu r ­ p h än o m en h an d e lt, dem w ir vo llstän d ig m achtlos gegenüberstehen.

M it den gem achten A u sfü h ru n g e n b in ich im w esentlichen am Ende angelangt. D e r V o rtra g am 11. M ai w ird m ir G elegenheit geben, m anche E in ­ zelheiten noch n ä h e r zu beleuchten.

Zum Schluss dieses Aufsatzes m öchte ich das G esam tergebnis noch einm al kurz zusam m enfassen.

M eines Erachtens h aben physiologische S tu dien in d e r M eeresforschung v o r allem d o rt eine Bedeutung, wo d e r M ensch im stande ist, aktiv in den H a u s­

h a lt des M eeres einzugreifen. Dies ist aber, wie m an zugeben muss, n u r in den seltensten F ällen m öglich. — E in solcher F a ll ist a b e r sicherlich in m einem bisherigen F orschungsgebiet, in d e r Ostsee gegeben u n d zw ar d u rc h die M öglichkeit d e r Ü b e r­

f ü h ru n g a n d e r e r Fische in dieses v e ra rm te Gebiet.

D ie Ostsee ist n icht n u r d a d u rc h gekennzeichnet, so n d e rn auch ersichtlich d u rc h eine gewisse D e­

generation d e r endem ischen Rassen. Diese T a t ­ sache scheint m i r d u rc h u n sere in den letzten J a h re n d u rc h g e fü h rte n Studien ü b e r die Ostsee­

scholle bewiesen zu sein. D ie p h y siologischen S tu ­ dien h ab e n h ie r zu einem R e sultat g efü h rt, das abw eichend von dem ist, das m it an d e ren I.iitteln d e r M eeresforschung erzielt w orden ist. D ie T ra n s ­ p la n ta tio n e n f re m d e r Fische h ab e n h ie rd u r c h in gewissem S inne eine R e chtfertigung erfa h re n . M it diesen B etrachtungen ist a b e r noch n icht das letzte W o rt gesprochen. Es ist se h r wohl m öglich, dass z. B. die N ordseescholle als solche d e r O stseescholle ü b erlegen ist, es k önnte a b e r doch sein, dass sie in a n d e re r H insicht versa g t: F o rtp fla n z u n g , A u f­

suchen d e r L aich g rü n d e etc. Ich h a lte es d a h e r fü r eine d e r d ringendsten A u fg a b en d e r Gegenwart, n ac h je d e r R ichtung die ü b e rp fla n z te n T ie re zu k o n tro llieren . A uch h ie rb e i w ird die p h y sio lo ­ gische U n tersuchung von ichtigkeit sein.

Literaturliste.

1) C r a i g i e , E. H. A prelim inary experim ent upon the relation of the olfactory sense to the m igration of the sockeye salmon. Trans. Roy Soc. Canada, Vol. 20.

1926.

2) D e m o l l , R. und 0. G a s c h o t t . U ntersuchungen über den Stoffwechsel von Süsswasserfischen m it b e­

sonderer Berücksichtigung des Karpfens. Internat. Rev.

d. ges. Hydrobiol. usw., Bd. 26, 1932.

3) D y k g r a a f , S. U ntersuchungen über die Funktion der Seitenorgane an Fischen. Zeitschr. vergleich.

Physiol., Bd. 20, 1933.

4) G r o e b b e l s , Fr. U ntersuchungen über den Einfluss des Thymus auf W achstum und F ru ch tb ark eit von Fischen. Pflügers Arch. f. die ges. Physiol., Bd. 235.

1934.

5) H e n s c h e l , J o h. W asserhaushalt und Osmoregula­

tion von Scholle und Flunder. Wiss. M eeresunters.

Abt Kiel, Bd. 22, 1936.

6) H i c k l i n g , C. F. The n atu ral history of the hake.

P. 1— 4. Fish. Invest., London, Ser. 2, 1930— 1933.

7) H j o r t , J. H um an activities and life in the sea. 1936.

(11)

14

8) K e y s , A. B. Chloride and w ater secretion and ab ­ sorption by the gills of the eel. Zeitsehr. vergleich.

P h y s io l, Bd. 15, 1931.

9) K i s h i n o u y e , K. C ontributions to the comparative study of the so-called Scombroid fishes. Journ. Coll.

Agric. Tokyo Imp. Univ., Vol. 8, 1923.

10) K r o g h , A. The respiratory function of the blood in the fishes. Journ. of Physiol., Vol. 52.

11) L a n g e , W. U ntersuchungen über den H äm oglobin­

gehalt, die Zahl und die Grösse der roten B lutkörper­

chen. Zool. Jahrb. Abt. Physiol., Bd. 36, 1919.

12) P a r k e r , G. H. T he crawling of young logger-head turtles toward the sea. Journ. Exper. Zool., Vol. 36, 1922.

13) P i p p i n g , M. D er G eruchsinn der Fische m it b e­

sonderer Berücksichtigung seiner Bedeutung fü r das Auffinden des Futters. Soc. Sei. Fennica, Comm. Biol., Bd. 2, 1927.

14) S c h e u r i n g , L. Die W anderungen der Fische.

1. u. 2. Ergebnisse der Biologie, 5 u. 6. 1929 u. 1930.

15) S c h l i c h e r , I. V ergleichend physiologische U nter­

suchungen der Blutkörperchenzahlen bei K nochen­

fischen. Zool. Jah rb . Abt. Physiol., Bd. 43, 1927.

16) S k l o w e r , A. Ü ber den Einfluss von Schilddrüsen- u n d T hym usfütterung auf die K örperlänge u n d das Ge­

wicht der Forellenbrut. Zeitschr. f. Fischerei Bd. 25, 1927.

17) S m i t h , H o m e r M. W ater regulation and its evolution in the fishes. Q uart Rev. Biol. 7, 1932.

18) S t r o d t m a n n , S. Das potentielle W achstum der Fische, insbesondere der Schollen. Forschungen u.

Fortschritte. Jg. 11, 1935.

19) W a r d, H. B. Responses of sockeye salmon to environ­

m ental influences during freshw ater m igration. Ann.

and Mag. N at.hist. Ser. 10, 6, 1930.

20) W u n d e r . W ie fangen pflanzenfressende Fische ihre N ahrungstiere? V ersuche an K arpfen. Z. f. vgl.

Physiol. Bd. 17, 1932.

Eine sehr vollständige L iteratu rü b ersich t findet sich in dem in Erscheinen begriffenen W erk von Prof. W u n d e r , Breslau, über die Physiologie der Fische.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Analyse gibt Aufschluss darüber, welche Faktoren relevant sind, wenn eine obli- gatorische Kommaposition als solche wahrgenommen, also ‚bedient‘ wird oder nicht.. Innovativ

In these circumstances failure t o avoid aorto-caval compression whilst the mother is in the lithotomy position during the process of delivery will impose a degree of foetal.

is the projection of total real consumption with a level of government spending that is required to achieve 2 percent inflation target; is the baseline projection of the real

is the projection of total real consumption with a level of government spending that is required to achieve 2 percent inflation target; is the baseline projection of the real

Chinese Buddhist biographies found in the normative collections, "Biographies of Eminent Monks" by Hui-chao (519), "Further Biographies of Eminent Monks" by

En référence à épidémiologie de l’économie et confinement de l’organisation COVID-19 (Moungou Mbenda et Ondoua Biwole 2020), l’apport collectif des chercheurs et

Presence and being the centre of attraction are two different things and when one discusses about brands, there core purpose is to be the centre of attraction than the competition

command >& <fname> redirects the output of the command, as well as all error- output to the file <fname>. command >> <fname> appends the output of the