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Azidophile Zellen in der Nebenniere von Rana esculenta.

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Aus dem histologischen Institat der deutschen Universitli.t zu Prag.

Azidophile Zellen

in der Nebenniere von Rana esculenta.

Von

V. Patzelt und Dr. J. Kubik.

Hierzu Tafel VIII.

H. S t il li n g 1) machte bei seinen Untersucbungen fiber die Nebenniere des Kaninchens die merkwtirdige Beobachtung, dass ihr Gewicht periodischen Schwankungen uaterworfen sei. Er glaubt auch Hand in Hand mit diesen Gewichts~tnderungen

~nderungen in der Struktur der Nebennieren wahrgenommen zu haben. Zur genauen Feststellung solcher periodischen Wandlungen stellte er vergleichende Untersuchungsreihen an frei ]ebenden Tieren an. In der oben erwabnten Arbeit teilt er die Resultate seiner Untersuchungen tiber die Nebenniere yon Rana esculenta mit.

S t il 1 i n g finder auch bier dem Wechsel der Jahreszeiten entsprechende periodische Veranderungen, die hauptsachlich den epithelialen Antei[ betreffen. Zwischen den typischen lipoidhaltigea Zellen treten namlich zur Sommerzeit ganz neue stark granulierte Zellen auf, die sich in einer schwachen Eosinl(isung leuchtend rot, im E h r I i c h - B i o n d i schen Farbgemisch rotviolett farben. Diese auffallenden, leicht wahrnehmbaren Zellen treten nach seinen Beobachtangen in den Nebennieren der in den letzten Tagen des Mai gefangenen Esculenten auf, sind wahrend des ganzen Sommers vorhanden und verschwinden im Oktober scheinbar vollstandig.

Ober die Art ihrer Entstehung ira Frfihjahr konnte S t i l l i n g ebensowenig Klarheit gewinnen wie fiber ihr spateres Schicksal im Herbst. Er halt diese Zellen ffir spezifische, yon den Rinden- und Markzellen verschiedene Zellen, die im Herbste zum gr(issten Teil verschwinden. ~Nur einige wenige sollten zuriickbleiben, die charakteristischen Granulationen verlieren und deshalb yon den fibrigen Zellen nicht mehr zu unterscheiden sein. Erst im folgenden

z) I-I. S t il I in g. Zur Anatomie der Nebennieren. Arch. f. mikr. Anat., Bd. 52, 1898.

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Azidophile ZeHen in tier Nebenniere yon Ran~ esculenta. 83 Sommer beginnen diese sich wieder zu vermehren, erzeugen wieder die charakteristischen Granula und bringen so eine neue Generation solcher Zellen hervor. S t i l l i n g nennt diese Zellen, well sie nur im Sommer vorkommen, ,Sommerzellen ~. Da ihr Auftretea mit der Paarungszeit der Escu]enten zusammenfaltt, glaubt er, dass es in irgend einem noch nicht naher aufgeklarten Zusammen- hang mit dem Generationscyklus stehe.

Das Schicksal dieser merkwtirdigen Zellen, die S t i I I i n g ats erster beschrieben hat, suchten wir genauer zu erforschen.

Da aber nach allen vorliegenden Beobachtungen die ,Sommer- zellen" S t i 11 i n g s ganz unabhangig yon der Jahreszeit erscheinen und auch im Winter nicht verschwinden, so glauben wir die un- zatreffende Bezeichnung ,Sommerzellen" vermeiden zu sollen und gebrauchen start ihrer die allgemeinere Benennung ,azidophile Zellen" der Nebenniere.

Untersucht warden im ganzen die Nebennieren yon 60 Ranae esculentae, die in den verschiedenen Jahreszeiten getStet wurder~. Dabei wurden auch Alter und Geschlecht, L~bens- bedingungen und Erniihrungszustand stets verzeichnet. Das Unter- suchungsmaterial wurde im Laufe yon 2 Jahren in kurzen Zeitabstitnden yon 2 bis 5 Wochen zu alien Jahreszeiten beschafft.

Ein Tell der FrSsche wurde sofort nach der Einlieferung unter- sucht - - im Winter wurden sie zu diesem Zwecke ausgegraben ein anderer Tell verblieb vor der Untersuchung langere Zeit, his fiber 3 Monate, in den Aquarien des Laboratoriums. Der Ernah~'ungszastand war, wie man nach dem FettkSrper beurteilen konnte, bei den frisch gefangenen Tieren bedeutend besser als bei den Laboratoriumstieren. Die kleinste der untersuchten Esculenten hatte eben ihre Metamorphose vollendet, eine andere wies die stattliche Stammtange yon 9,4 cm auf.

Untersucht wurden die Nebennieren frisch und fixiert. An frischen Zupfprgtparaten in physiologischer Kochsalzl6sung heben sich die azidophilen Zellen infolge ihrer Granulierung und ihrer scharfen Konturen dunkel und deutlich yon den fibrigen Zellen ab, so dass schon nach der Untersuchung tier frischen Zupfpraparate ihre Anwesenheit zu jeder Jahreszeit leicht festgestellt werden kann. Zusatz yon 1 proz. Essigsaure verandert die Granula der azidophilen Zelien nieht. Unter der Einwirkung yon verdfinnter Kalilauge 15sen sich die Granula langsam auf, bei Anwendung

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84 v . p a t z e l t und J. K u b i k :

einer st~rkeren Kalilauge (30 % ):stiebea die Granula plbtzlich auseinander, werden dann undeutlich und aufgel0st. Im ganzen Zupfpr~parate bleiben nach gentigend langer Einwirkung der Kalilauge nur noch die gelblichen Lipoidtr(ipfchen der typischen iNebennierenzellen sichtbar.

Neben dem frischen Material wurden Paraffinpraparate der fixierten Nebennierea zum Studium herangezogen. Zur Fixierung wurde vorwiegend Osmiumsaure (1/., o/o), das Z e n k e r sche Gemisch (Kaliumbichromat-Sublimat-Essigsitare) und Kaliumbichromat-Sub- timat-Formol (H e 11 y) in der yon Prof. K o h n gew0hnlich benutzten Zusammensetzung (65 ccm einer 31/~. proz. wasserigen Kalium- bichromatlSsung, 25 ccm einer 5 proz. wasserigen SublimatlSsuag und 10 ccm Formot) angewendet. Kaliumbichromat-Sublimat- Formol bew~hrte sich besser als das yon S t i 11 i n g hauptsttchlich verwendete Z e a k e r sche Gemisch, da ersteres die azidopl~ilen Zellen durch stitrkere Markierung tier Zellgrenzea schoa ira ungefitrbten Pritparate deutlicher hervortreten lhsst. Zur Kern- f~trbung diente vorwiegend D e l a f i e I d sct~es Hitmatoxylin, das ebenso wie andere Kernfarbstoffe vom Protoplasma der in Rede steheaden Zellen fast gar nicht angenommen wird, vorausgesetzt dass die Schnitte nicht zu lange gefitrbt und gentigend aus- gewaschen werden. Fiir die Protoplasmafarbung gaben uns ebeaso wie S t i 11 i n g die besten Resultate eine stark verdtinnte Eosin- 15sung ( 100- bis 200 fache Verdtinnung der konzentrierten wasserigen Eosinl0sung bei 1-bis 6sttindiger Fhrbungsdauer) und in zweiter Reihe das E h r 1 i c h - B i o n d i sche Dreifarbengemisch. Mit Eosin farben sich die Granula der azidophilen ZeUea besonders bei der angegebenen Verdiinnung welt stiirker als das Protoplasma der tibrigen Zellen, leuchtend rot, und sie stehen hierin nur den azidophilea K0rnchen der Leukocyten des Blutes und Bindegewebes ein wenig nach. Nach der Fiirbung mit dem E h r l i c h - B io n d i schen Farbstoffgemisch erscheinen sie intensiv rotviolett (die Granula der Leukocyten dagegen dunkel orangerot), nach G i e m s a f a r b u n g hellrot, huch mit anderen sauren Farbstoffen, Orange, Erythrosin, Saurefuchsin lassen sie sich leicht darstellen, so class die Bezeichnung azidophile Zellen nach dem ttblichen Sprachgebrauch gerechtfertigt erscheint.

Nut die azidophilen Leukocyten zeigea, wie schon oben erwahnt, eine noch gri~ssere Affinitgtt zu sauren Farbstoffen als

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Azidophile Zellen in der Nebenniere yon R a n a esculenta. 8 5

die azidophilen SebennierenzeUen. Das kann man sehr sch6n zur Anschauung bringen, wenn man die Schnitte mit verdiinnter Giemsal6sung lange farbt (bis zu 24 Stunden) und nur kurze Zeit in Alkohol differenziert. Da kommt es dahin, dass die azidophilen Zellen noch dunkelblau, die azidophilen Leukocyten dagegen schon kraftig rot gefarbt erscheinen. Erst nach langerer Alkoholdifferenzierung geben die azidophilen Nebennierenzellen den blauen Farbstoff ab und erscheinen in der charakteristischen Rotfarbung.

Besonders schOne Resultate ergibt die Behandlung mit .Eiserrh~matoxylin nach M. H e i d e nh ain. Je nach dem Grade der Differenzierung farben sich die azidophilen Zellen ganz intensiv schwarz, oder ihre Granula allein heben sich dunkelschwarz yon dem schwacb graublau gefttrbten Protoplasma ab, wahrend die chromaffinen Zellen einen dunkel-blaugrauen Ton annehmen, die Rindenzellen nur ganz schwach blaugrau gefarbt werden.

Sehr instruktive Bilder geben auch die Osmiumpr~parate.

Die Rindenzellen sind ganz dicht mit verschieden grossen Lipoid- k6rnchen angef(illt; in den azidophilen Zellen dagegen l~sst sich weder mit Osmium noch mit Sudan eine lipoide Substanz nach- weisen, so dass sie als helle, kleine Inseln scharf gegen die intensiv gef~trbte Umgebung kontrastieren. Die FLtrbung der azidophilen Zellen mit Eosin gelingt auch in Osmiumpraparaten ganz gut, wenn es in hSherer Koazentration verwendet wird (Eosin ~/4 ~ eine halbe Stunde Farbungsdauer).

Nicht nur durch ihre besondere Farbbarkeit unterscheiden sich die azidophilen Zellen yon den iibrigen Nebennierenzellea;

sie machen auch sonst durchaus den Eindruck von eigenartigen, wohl charakterisierten Elementen, die weder mit den lipoidhaltigen Rindenzellen noch mit den chromaffinen Zellen verwechselt werden ktinnen. Die Unterschiede sind schon im ungef~rbten Pr'aparate deutlich, im gefarbten treten sie noch scharfer hervor. Die azidophilen Zellen weisen durchwegs abgerundete, scharf konturierte Formen auf. Sie zeigen meistens eine rundlich birnf6rmige Gestalt und sind yon den Nachbarzellen scharf abgegrenzt. Diese Abgrenzung ist dann besonders deutlich, wenn Kaliumbichromat- Sublimat-Formol zur Fixierung benutzt wurde, weniger scharf nach Fixierung in Z e n k e r s c h e m Gemisch. An GrSsse stehen die azidophilen Zellen den Rindenzellen hath, die chromaffinen

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86 u P a t z e l t und J. K u b i k :

ZeUen sind am gr(issten. Sehr charakteristisch fiir die azidophilen Zellen ist auch das dichte, intensiv farbbare Kerngertist. Ihr Kern fallt stets gegenfiber den Kernen der fibrigen Rindenzellen durch seine dunkle Farbung auf und liegt gew(ihnlich wandstandig am schmaleren Pole der Zelle. Das Protoplasma ist dicht granuliert, doch sind die einzelnen Granula feiner und dichter als die Granula der eosinophilen Leukocyten.

Unsere Beobachtungen fiber die azidophilen Zellen stimmen soweit mit den Angaben S t i l l i n g s gut fiberein. Doch konnten wir im Gegensatze zu S t i l l i n g eine Regelmassigkeit in der Anordnung der azidophilen Zellen nicht nachweisen. Sie liegen ziemlich gleichmiissig in den Zellbalken der Nebenniere zwischen den lipoidhaltigen Rindenzellen verteilt, bald einzeln, bald in kleinen Gruppen beisammen, ohne dass sich eine ni~here Beziehung z u einer der beiden anderen Zellarten oder zu den Gefi~ssen feststellen liesse. Dass die Zellen mit ihrem L~tngsdurchmesser gerade immer parallel zur L~tngsachse der Zellbalken stehen oder fiberhaupt eine bestimmte Richtung zeigen soUten, konnten wit nicht finden.

Wie sehon erwtthnt, besehrieb S t i 11 i n g eine merkwfirdige Periodizit~t der azidophilen Zellen. Sie sollten nltmlieh erst in den letzten Tagen des Mai auftreten, dann den ganzen Sommer fiber nachweisbar sein und im Oktober wieder verschwinden.

Desha|b nannte sie S t il l i n g, der fiber die Natur dieser Zellen nieht ins reine kam, einfach ,Sommerzellen". Er vermutet, dass ein Tell im Oktober vollstli.ndig zugrunde gehe, w~hrend ein anderer Tell dureh Verlust seiner eharakteristisehen Granula sieh der deutliehen Beobaehtung entziehe, aber vermehrungsfahig bleibe. Aus diesen sollte sieh im nitehsten Jahre die neue Generation yon Sommerzellen entwiekeln. Eine siehere Grund- lage ffir diese Annahme konnte er aber nieht gewinnen; doeh fand er beim ersten Wiedererseheinen oft Sommerzellen mit zwei Kernen und andere, deren Kern in Mitose begriffen war.

Gerade die nitheren Vorgltnge, die sieh beim Untergang der Sommerzellen abspielen, und wie und woher im Frfihjahr die neuen azidophilen Zellen sieh entwiekeln, wollten wir genauer untersuehen. Doeh das Resultat war ein v5llig unerwartetes.

Gleieh der erste Froseh, den wir zu diesem Zweeke im Februar 1910 untersuehten, also zu einer Zeit, wo wir Sommerzetlen zu finden

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Azidophile ZeUen in der INebenniere yon Rana esculenta. 87 nicht erwarten durften, zeigte Sommerzellen in sch0nster ,~us- bildung. Es wurden dann wahrend der folgenden Monate in kurzen Zeitabsti~nden die Nebennieren zahlreicher Esculenten untersucht, immer mit dem gleichen Resultate: die azidophilen Zellen waren stets in gleicher Menge und Farbbarkeit vorhanden, ohne dass sich irgend eine _&nderung nachweisen liess. Auch Mitosen und Zellen mit zwei Kernen, die nach S t i 1 li n g s Be- obachtungen im Frtihjahr haufig sein miissten, fanden wir zu selten, als dass man daraus auf eine zeitweilig starkere Vermehrung der azidophilen Zellen zu schliessen berechtigt ware. Im Oktober und November war yon einem Verschwinden oder auch nur yon einer Abnahme der Zellen nichts zu merken.

Wir suchten nach einer M0glichkeit, diesen Widerspruch aufzuktaren. Unsere ersten, Ende des Winters und Anfang des Frfihjahrs mit positivem Erfolg untersuchten Fr0scbe waren gefangene Laboratoriumstiere, lebten also unter aussergewShnlichen, ftir den Fortbestand tier Sommerzellen vielleieht giinstigen Um- standen und waren daher auch nicht wie die im Freien lebenden Fr(ische in einen dem Winterschlaf ahnlichen Zustand verfallen.

Dieser Einwand f~tllt aber bei jenen Fr~ischen weg, die dann wi~hrend des Winters mehrmals im Freien eigens ausgegraben wurden und noch ganz erstarrt zur Untersuchung kumen. Auctl diese besassen die azidophilen Zellen in unverminderter Zahl und Farbbarkeit. Schon deshalb erschien uns der yon S t i l l i n g vorgeschlagene Namen ,,Sommerzellen" unzweckmassig, abgesehen davon, dass solche Namen uns nichts tiber die ~'atur und Bedeutung der Elemente sagen.

Wie die widersprechenden Befunde zu erk[aren seien, ist uns ratselhaft geblieben. Dass S t i 11 i n g an seinen WinterfrOschen die azidophilen Zellen stets vermisste, w~hrend an unseren Esculenten keineriei periodische Schwankungen festzustellen waren, ist doch htichst merkwiirdig. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, wenn auch unwahrscheinlich, dass es sich am verschiedene noch nicht gekannte Spielarten yon R. esculenta handelt. Wir dachten auch daran, dass in der Verschiedenheit der benutzten Fixierungs- fltissigkeit eine Erklarung zu finden ware, da S t i 11 i n g Kalium- bichromat-Sublimat-Essigsaure benutzte, wahrend nach unseren vergleichenden Versuchen Kaliumbichromat - Sublimat - Formol bessere Resultate gibt. In der Tat sind im ungef,~trbten Z e n k e r-

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8~ v . P a t z e l t und J, K u b i k :

praparate die azidophilen Zellen viel schwerer zu sehen als im ungefarbten mit Kaliumbichromat--Sublimat- Formol behandelten Praparate. Doch konnten wit auch nach Z e n k e r f i x i e r u n g bei Winterfr0schen die azidophi[en Zelieu vollkommen einwandfrei darstellen, und sie witren wohl auch S t i I I i n g nicht entgangen.

huch irgend eine Abh~tngigkeit der azidophilen Zelien yon physiologischen Verfinderungen des Tieres konnten wit nicht wahrnehmen. Bei Esculenten, die kurz nach Beendigung der Metamorphose untersucht wurden, zeigten die azidophilen Zellen dasselbe Verhalten wie bei v011ig erwachserlen Tieren, bei M~tnnchen das gleiche wie bei Weibchen. Vor allem aber fanden wil" nicht die geringsten periodischen -(nderungen, die anf eine Abhangigkeit yon den Jahreszeiten oder dem Gesch[echtsleben h~ttten schliessen lassen. Ebenso zeigte~ sictl die azidophilen Ze|len vollstandig unabh~Lngig yore Ern:ahrungszustande. Bei frisch gefangenen Tieren im ersten Frfihjahr und im Herhst, bei denen der FettkSrper am besten e~twickeit war, waren sie in gleicher Zahl nnd F~irb- barkeit vorhanden wie bei Tieren, die (lurch mehrere Monate im Laboratorium gehungert hatten und deren FettkSrper sehr stark reduziert wa~'. Wohl sclden bei einzelnen Tieren die Zahl der azidophilen Zelien vermehrt, bei anderen verringert; doch waren diese Schwankungen gering, so dass es sich vielleicht nur um individuelie hb~veichul~gen lmndelt.

b'ber die funktionelle Rolle der azidophilen Zellen der Nebenniere k0nnen wit nach unseren U~tersuchungen nicht einmal Vermutungen aufste[len. Ffir S t i 1 li n gs Ansicht, dass vieileicht ein Zusammenhang mit der Tatigkeit der Geschlechtsorgane bestehen k0nnte, finder sich in unseren Beobachtungen kein Anhaltspunkt. Doch dtirfen wit woh[ darauf verweisen, dass in ahnlich gebauten Organen mit innerer Sekretion azidophile Zellen kein ungew0hnliches Vorkommnis darstellen. Vor allem ware an die azidophilen Zellen des drfisigen Anteils der Hypophyse sowohl des Frosches wie auch hOherer Tiere und des Menschen zu erinnern, wo sie als besondere Spezies der epithelialen Zellen des Vorderlappens erscheinen. Die A.hnlichkeit kommt in erster Linie in der eigenartigen Granulierung des Zelleibes zum Aus- druck, welcher die Zellen ihre besondere Farbbarkeit verdanken.

In (~bereinstimmung mit diesen lange bekannten Tatsachen darf man die azidophilen Zelien wohl als eine besondere Art der

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Azidophile Zellea in der :Nebenniere yon R a n a esculenta. 8 9

epithelialen Rindenzellen der Nebenniere auffassen. Wit batten dann in der Nebenniere von R. esculenta drei Arten yon Zellen zu unterscheiden : e p i t h e l i a 1 e (Rinden-) Zellen, die erstens in Form der allgemein verbreiteten l i p o i d h a 1 t i g e n Zellen und zweitens als az i d o p h i l gekiirnte Zellen auftreten und dann die c h r o m a f f i n e n Zellen. Es ware nicht unm0glich, dass auch eine gewisse funktionelle Beziehung zwischen den azidophilen Zellen der Nebenniere und denen der Hypophyse besteht. Jeden- falls aber verlieren sie dutch die Einreihung unter die azidophilen Zellen der epithelialen ,Drtisen mit innerer 5ekretion" die ganz ratselhafte Sonderstellung, die ihnen durch den Namen ,Sommer- zellen" zugefallen war.

Sehr merkwtirdig ist es, dass die azidophilen Zellen, die sich so reichlich in der Nebenniere yon R. esculenta finden, allen anderen untersuchten Amphibien und Reptilien fehlen. Ein ganzes Jahr hindurch wurden parallel mit den Nebennieren der Esculenten die der Temporarien untersucht, ohne dass jemals auch nur eine Andeutung yon azidophilen Zellen gefunden werden konnte. Ebenso war auch die Nebenniere einer im Sommer untersuchten R. arvalis frei yon diesen Zellen. Bei der nahen systematischen Verwandtschaft dieser Arten ist diese Tatsache wohl recht auffttllig, und wir gewinnen damit wieder ein neues interessantes inneres Unter- scheidungsmerkmal ftir R. esculenta und temporaria.

Angesichts der grossen -(.hnlichkeit der azidophilen Zellen in ~Nebenniere und I-]ypophyse war auch daran zu denken, dass bei den Ranaarten, deren Nebennieren die erwahnten Zellen nicht aufweisen, diese ZelLen m0glicherweise in der Hypophyse in vermehrter Zahl vorkommen oder umgekehrt auch in der Hypophyse fehlen. Darauf gerichtete Untersuchungen haben gezeigt, d~ss die Hypophyse yon R. esculenta und R. temporaria keine wesentlichen Unterschiede im Bau aufweist.

In der Nebenniere der anderen im Sommer untersuchten Anuren, und zwar Bafo vulgaris, Bufo variabilis, Bombinator igneus, Pelobates fuscus, Hyla arborea waren keine azidophilen Zellen aufzufinden. Ebenso negativ war das Resultat bei einigen Urodelen : Salamandra maculata, Triton taeniatus, Triton cristatus. Auch die Reptilien, die vergleichsweise untersucht warden (Lacerta smaragdea, Tropidonotus natrix, Testudo graeca)zeigten keine azidophilen Zellen in ihrer Nebenniere.

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90 V. P a t z e l t und J. K u b i k :

Am besten stimmen unsere Befunde mit der sear eingehenden und zutreffenden Beschreibung G r y n f e 1 t t s 1) iiberein, huch er vermisste die Sommerzellen bei den iibrigen Anuren und Urodelen, land sie dagegen bei Esculenten zu jeder Zeit und ganz un- abhangig vom Geschlechtsleben. hllerdings ist er geneigt, sie fiir leukocyt~re Elemente zu halten. C i a c c i o :) beschrieb eine neue Art yon sekretorischea Zellen in der Nebenniere von Rana (escul.?), die vielleicht mit den ,azidophilen Zellen ~ identisch sind. B o n n a m o u r u n d P o l i c a r d : ~ ) h a b e n S t i l l i n g s S o m m e r - zellen gleichfalls bei WinterfrOschen beobachtet. E. G i a c o m i n i ~) macbt die iiberraschende Angabe, dass er bei R. t e m p o r a r i a , uicht abet bei R. esculenta, die Sommerzellen aufs deutlict~ste dar- stellen kounte. Das ist das zweite grosse Ratsel : S t i I I i n g findet die fraglichen Zellen nur ira Sommer, alle anderen Beobachter das ganze ,lahr hindurch. Wir vermissen die ,azidophilen ZeHen"

bei R. temporaria, und ein so zuverlassiger Forscher wie E. G i a - c o m i n i findet gerade bei dieser Art analoge Zellen.

Das Resultat dieser Untersuchung k6nnen wir kurz in folgenden Satzen zusammenfassen:

Die Nebenniere von R. esculenta enthalt wie die Nebenniere der Saugetiere, VOgel und P, eptilien einen e p i t h e l i a l e n und einen c h r o m a f f i n e n Anteil.

Der e p i t h e l i a l e Anteil enthhlt zweierlei Z e l l a r t e n : die atlgemein verbreiteten l i p o i d h a t t i g e n Zellen und zwischen ihnen zerstreut a z i d o p h i I g e k b r n t e Zellen.

Die azidophilen Zellen der Nebenniere yon R. esculenta

(,Sommerzellen"

nach S t i l l i n g ) finden sich das ganze J a h r hindurch in u n v e r a n d e r t e r Zahl und Fi~rbbarkeit.

Sie zeigen keine Abhangigkeit yon Alter, Geschlechtstatigkeit und Ernahrungszustand.

z) G r y n f e l t t , Ed. Notes histologiques sur Is capsule surrdnale des Amphibiens. Journal de l'Anat, et de la Physiol. norm. et pathol.. XLe 6. 1904.

-') C i a c e i o , C a r m e l o . Sopra una nuova specie di cellule nelle capsule surrenali degli hnuri. Anatom. Anzeiger, 23. Bd., 1903.

a) B o n n a m o u r et P o l i e a r d . Note histologique sur la capsule surr~!nale de Ia GrenouiUe. Comptes rend. Assoc. d. Anatom., u sess.

Liege, 1903.

~) G i a c o m i n i , E. Sopra la fine struttura delle capsule surrenali degli Anfibii e sopra i nidi cellulari del simpatico di questi Vertebrati.

Siena 1902.

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Azidophile ZeUen in der Nebenniere yon R a n a escuienta. 91

Sie fehlen in der Nebenniere der anderen untersuchten Anuren, der Urodelen und Reptilien.

Eine azidophile Spielart epitheliater Zellen findet sich in den verschiedensten Driisen mit innerer Sekretion (Epithelktirper der Saugetiere, Hypophyse der Wirbeltiere, Nebenniere yon R. esculenta).

Erkl~rung der Abbildungen auf Tafel VHI.

Die gezeichneten P r ~ p a r a t e s t a m m e n yon einer R a n a esculenta, die am 6. F e b r u a r gefangen, am 9. F e b r u a r g e t 5 t e t wurde. F i x i e r u n g : Kalium-

bicbromat-Sublimat-Formol. F'~rhnng: H~matoxylin-Eosin.

k l l g e m e i n e B e z e i c h n u n g e n .

a z ~ Azidophile Epithelzellen. chr z ~ - Chromaffine Zellen.

1 z --- Lipoidhaltige Epithelzellen. blk ~ Rote BlutkSrperchen.

Fig. 1. Zellbalken aus der Nebenniere eines Winterfrosches. Vergr. 260.

Fig. 2. Zellbalken aus der l~ebenniere eines Winterfrosches. Vergr. 550.

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