www.kea-bw.de Kommunaler Klimaschutz
Klimaschutz in Bund, Land, Landkreis sowie Städten u. Gemeinden
Nadine Derber
Böblingen, 08.10.2021
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Über die KEA BW
◼ Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH
Landesenergieagentur seit 1994
◼ Wir sind
◼ neutral und unabhängig
◼ non-profit-Unternehmen
◼ dem Klimaschutz verpflichtet
Die KEA hat ca. 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Bild: KEA-BW, Iris Rothe
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Agenda
◼ Heißzeit?!
◼ Was bedeutet Klimaneutral?
◼ Klimaschutzziele und Vorgaben von Bund und Land
◼ Landkreis Böblingen
◼ Handlungsfelder im kommunalen Klimaschutz
◼ Klimaneutrale Verwaltung
◼ Energieeffizienz
◼ Wärmeversorgung
◼ Stromversorgung
◼ Weitere
◼ Ressourcen für Klimaschutz
◼ Personal
◼ Fördermöglichkeiten
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Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat. (Quelle: IPCC 2021)
Bild Quelle: Ed Hawkins, http://www.climate-lab-book.ac.uk
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Was bedeutet „klimaneutral“? - global
Paris:
◼ Temperaturerhöhung kleiner 1,5°C
➢ Gesamtmenge CO2 (THG) in der Atmosphäre ist begrenzt (Budget)
◼ Wir deponieren viel mehr CO2 (THG) in der Atmosphäre, als durch natürliche Prozesse entnommen wird
→ Netto-Null ab 2035, 2040, 2050?
Netto-Null bedeutet, dass alle durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen durch
natürliche und künstliche Senken zu Null ausgeglichen werden
Emissionsbudgets global ab Anfang 2021 Quelle: Volker Quaschning, www.volker-
quaschning.de& IPCC SR15, Tabelle 2.2
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Klimaneutrale Kommune in Deutschland
◼ Nahezu klimaneutral:
◼ Mind. 90% CO2-Minderung
➢ Rest: maximal 0,8 t CO2 pro Einwohner
◼ Für die Paris-Ziele hätten wir gleich 2015 voll einsteigen müssen
◼ Absolut ambitionierte Einsparziele
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Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg
◼ Novelle des Klimaschutzgesetztes am 06.10.2021 im Landtag entschieden
◼ Ziele & Neuerungen (exemplarisch)
◼ Klimaneutrales Baden-Württemberg bis 2040
◼ PV-Pflicht im Neubau & bei Dachsanierungen für Wohngebäude
◼ 2% der Landesfläche für erneuerbare Energien (Umsetzung soll durch Regionalpläne erfolgen)
◼ Klimaneutrale Landesverwaltung 2030 (Bedeutung für klimaneutrale Kommunalverwaltungen?)
◼ Gründung eines Klimasachverständigenrates
◼ Wärmeplanungspflicht für Kommunen über 20.000 EW
◼ Pflicht zur Energiedatenerfassung nach §7b
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Landkreis Böblingen
Übergeordnete Maßnahmen
kreiseigene Gebäude
Städte und Gemeinden
Wirtschaft Energie- versorgung
Verkehr
8
11
6 7 8 12
www.lrabb.de/Klima
Haushalte / Gewerbe
5
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Die Klimaschutzwende muss insbesondere auf
kommunaler Ebene erfolgen
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Rollen der Kommune
◼ Die Kommune als Vorbild und Akteurin
◼ Politisches Selbstverständnis (Leitbild), Selbstverpflichtung (Ziele)
◼ Teilnahme an Wettbewerben (eea)
◼ Inanspruchnahme von Fördermitteln
◼ Energiemanagement in eigenen Liegenschaften
◼ Die Kommune als Gestalterin
◼ Im Rahmen von Bauleitplanung, Wärmeplanung, Quartiersprojekte
◼ Kommunale Klimaschutzkonzepte, Potenzialanalysen, Mobilitätskonzepte
◼ Die Kommune als Dienstleisterin und Motivatorin
◼ Bürgerinnen und Bürger informieren & motivieren (ÖA)
◼ Die Kommune als Unterstützerin
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Einflussbereiche der Kommune
◼ Direkter Einfluss: z.B. Eigene Liegenschaften, Planungsrecht
◼ Partieller Einfluss: z.B. kommunale Gesellschaften
◼ Indirekter Einfluss: z.B. Information, Öffentlichkeitsarbeit, Schaffen von Rahmenbedingungen
◼ Externe Faktoren: z.B. Bundesrecht, EEG, EU-RL
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Klimaneutrale Kommunalverwaltung
Schwerpunkt: kommunale Liegenschaften
◼ Grob-Konzept für alle Gebäude mit Prioritäten, Kostenschätzung und Zeitplan für Umsetzung -> Sanierungsfahrplan
◼ Fahrplan für Umrüstung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien
◼ Definition eines langfristigen Sanierungs-Budgets
◼ Berücksichtigung eines hohen CO2-Preises (→ 200,- Euro/t) bei Betrachtung der Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen
◼ Zeitplan konsistent mit Zielerreichung
◼ Energiemanagement Systematisches Vorgehen
vs.
Kurzfristige Instandhaltung
https://www.komems.de/
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Energieverbrauch runter
◼ Reduktion Wärmebedarf - Schwerpunkt Gebäudesanierung:
◼ Nur ein kleiner Teil der Gebäude ist auf einem nachhaltigen Standard von 50 kWh/m² a
◼ 85% der Gebäude, auch sanierte oder teilsanierte Gebäude, müssen noch mal verbessert werden
◼ Energieeffiziente Gebäude im Bebauungsplan
◼ Was ist zu tun?
➢ Information der Eigentümer über die erforderlichen Standards
➢ Motivation Eigentümer, Handwerker, Architekten
➢ Beratungsangebote
➢ Quartierskonzepte (KfW 432)
➢ Wohnflächenzuwachs vermeiden
▪
Weiteres Thema:▪
Energieeffizienz in Haushalten verbessern50 kWh/m² a 200 kWh/m² a
Ohne hohe
Energieeinsparungen haben wir nicht genügend
erneuerbare Energien (EE) Je mehr EE nötig, desto mehr Flächenbedarf für Biomasse, Wind, PV- und
Solarfreiflächen
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Wärmeversorgung
◼ Einsatz erneuerbarer Energien bei der Wärmeversorgung -> Dekarbonisierung
◼ Wichtiges Instrument: Kommunale Wärmeplanung (Pflicht über 20.000 EW, Förderprogramm für kleine Kommunen)
◼ Ermittlung von Potenzialen für energieeffiziente Wärmenetze
◼ Alternativen für Gasnetz finden
◼ Beratung von Eigentümern bei Heizungserneuerung zu Lösungen: u.a. große PV-Anlagen auf jedes Dach
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Stromversorgung
◼ Einsparung beim Allgemeinstrom, aber Zunahme durch Verkehr und Wärmepumpen zu erwarten
◼ Steigerung lokaler EE-Stromversorgung
◼ Endziel: 100% Bedarfsabdeckung durch lokale/regionale Stromproduktion
◼ Ausbau von PV, Windkraft und ggf. Biogas in KWK-Anlagen
Quelle: Volker Quaschning, www.volker-quaschning.de
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Energieproduktionsflächen
◼ 1. Wahl -> Dachflächen: gegenwärtig werden weniger als 25% der Dachflächen genutzt, keine zusätzliche Versiegelung von Flächen erforderlich
◼ Nutzung von Reststoffen und Abfall kann nur einen kleinen Teil des Energiebedarfs decken (ca. 10%)
◼ Auch Biomasse ist nur begrenzt verfügbar - die energetische Nutzung steht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln und Rohstoffen
◼ Windkraft, PV und Solarthermie liefern auf gleicher Fläche sehr viel mehr Energie als der Anbau von Biomasse
◼ Platzbedarf für Wärme-Saisonalspeicher
➢ Freiflächen für Energieproduktion bereitstellen
Freiflächen-PV-Anlage auf Sindelfinger Deponie von SW Sifi und AWB
Quelle: https://www.awb-bb.de/start/Aktuelles/photovoltaikanlage+auf+der+sindelfinger+deponie.html PN Anlage auf neuem Rathaus in Leonberg
Quelle: Herr Dr. Rüdiger Beising (file:///C:/Users/Derber/AppData/Local/Temp/190411_1_Beising_PVinLEO.pdf
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Regionale Wertschöpfung
Quelle: Vortrag Prof. Heck, IfaS, www.stoffstrom.org
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Mobilität
◼ Verkehrsplanung als Teil der Stadtplanung
◼ Infrastruktur
◼ Eigener Fuhrpark
◼ Beschaffung alternativer Antriebe
◼ Betrieb, z.B. spritsparendes Fahren
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Öffentlichkeitsarbeit und Motivation für nachhaltige Mobilität
Öffentlichkeitsarbeit
◼ Motivation, Image
◼ Mobilitätsberatung Verwaltung, Schulen u. Betriebe
Vernetzung, Kooperation
◼ Landkreis (Mobilitätsbeauftragte, Elektromobilität und Ladeinfrastruktur, Radverkehrsbeauftragte)
◼ Regionalverkehr
◼ AGFK
◼ Fahrrad AG
Auftakt Stadtradeln im Landkreis Böblingen Quelle: Landratsamt Böblingen
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Ernährung und Konsum
◼ 45% des Flächenbedarfs für Lebensmittel entfallen auf Fleisch (WWF 2012)
◼ 1/3 der gesamten Landfläche wird für Tierhaltung genutzt
◼ 25% der Nahrungsmittel wandern in die Mülltonne
◼ 25% des CO2-Fußabdrucks pro Person entfallen auf Konsum!
◼ Konsum in kommunalen Territorielbilanzen weitgehend unberücksichtigt.
➢ Informations- und Sensibilisierungskampagnen
➢ Durchführung interessanter Aktionen (Vegetarischer Tag z.B. in Schulkantinen, Informationsstand am Markttag)
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Weitere Themen
◼ Öffentlichkeitsarbeit
◼ Konzept
◼ Kooperation mit lokalen Akteuren
◼ Bürgerbeteiligung
◼ Regionale Vernetzung
Klimaschutzplakate Landkreis Böblingen Quelle: Landratsamt Böblingen
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Ressourcen für kommunalen Klimaschutz Personal, Strukturen & Fördermöglichkeiten
Ohne zusätzliches Personal können die Kommunen die Aufgaben im Klimaschutz nicht stemmen
Fördermittel für Personal und vielfältige Projekte sind verfügbar
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Erste/Nächste Schritte
◼ Grundstein durch Klimaschutzkonzept (auch Aktualisierungen) mit Zielfoto ggf. in Kooperation (gemeinsamer Finanzierung ) mit
Nachbarkommunen, Landkreis, Energieagentur
◼ Entwicklung eines Wärmeplans für die lokale Energiewende mit Integration in das Klimaschutzkonzept
◼ Integration in Stadt/Gemeindeentwicklungskonzept
◼ Klimaschutzkümmerer und ämterübergreifendes
„Klimaschutzteam“
◼ Jährliche Weiterentwicklung Aktionsplan und Controlling -> European Energy Award
◼ Klimawirkungsprüfung für alle Beschlüsse, Planungen und Prozesse
◼ Regelmäßiger Erfahrungsaustausch und Kooperation mit anderen Kommunen und Energieagentur
Quelle: eea, www.european-energy-award.de
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Klimaschutzpersonal & Fördermöglichkeiten
Klimaschutzmanagement
▪Hauptaufgabe: strategische Gesamtkoordination der Klimaschutzaktivitäten, Vernetzung aller relevanten Akteure innerhalb und außerhalb der Verwaltung, Erstellung/Umsetzen/Weiterentwickeln des
Klimaschutzkonzeptes
▪Förderbaustein: Klimaschutzkonzepte und Klimaschutzmanagement (über Kommunalrichtlinie)
▪Erstvorhaben (Förderung 75 %):
▪Erstellung Konzept für (a) integrierten KS, (b) Wärme- und Kältenutzung, (c) Mobilität
▪Beschäftigung KS-Manager/in (zwei Jahre) + Umsetzung (mindestens) einer Maßnahme
▪Anschlussvorhaben (Förderung 40 %) für die weitere Umsetzung (drei Jahre)
▪Interkommunale Kooperationen möglich
Beauftragte(r) für klimaneutrale Kommunalverwaltung
Energiemanagement eigene Liegenschaften (kostenneutral) Sanierungsmanager/Quartiersmanager
▪75% Förderung vom Bund (KfW 432)
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Kommunalrichtlinie
Strategische Maßnahmen - Auszug (Zuschüsse von 50 bis 100 %):
▪ Umweltmanagementsysteme (bis zu 20 Beratertage für EMAS-Validierung und -Zertifizierung)
▪ Kommunale Netzwerke (Gewinnung, Aufbau und Begleitung)
▪ Potenzialstudien (Abfall, Deponien, Abwasser, Trinkwasser, Abwärmenutzung, Digitalisierung)
Investive Maßnahmen – Auszug (Förderung 20 % bis 70 %):
▪ Außenbeleuchtung, Straßenbeleuchtung, Lichtsignalanlagen (hocheffiziente Sanierung)
▪ Innen- und Hallenbeleuchtung (hocheffiziente Sanierung)
▪ Raumlufttechnische Anlagen (Sanierung; Nachrüstung in Schulen und KiTas)
▪ Nachhaltige Mobilität (Mobilitätsstationen, Verbesserung Radverkehr, intelligente Verkehrssteuerung)
▪ Abfallentsorgung (Strukturaufbau, Vergärungsanlagen, Stabilisierung Siedlungsabfalldeponien)
▪ Kläranlagen (Klärschlammverwertung, Erneuerung Belüftung, Erneuerung Pumpen und Motoren, Neubau Vorklärung / Umstellung auf Faulung, innovative Verfahren)
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Contracting
◼ Planung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen, Instandhaltung, Betrieb und das Finanzierungsmodell der Maßnahmen werden von einem fachkundigen Dienstleister übernommen.
Quelle: Leitfaden Energiespar-Contracting für kommunale Gebäude der KEA-BW
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Eine Übersicht über die aktuellen Fördermöglichkeiten finden Sie hier:
www.kea-bw.de/Foerderberatung/Foerderprogramme_Kommunen_Oktober_2021.pdf
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Weitere Fördermöglichkeiten
◼ Energetische Sanierung über Bundesförderung energieeffiziente Gebäude (BEG) für NWG & WG
◼ Mobilität:
◼ Förderrichtlinie Elektromobilität (Konzepte, Fahrzeugbeschaffung, Ladeinfrastruktur, F+E; Zuschuss bis 90 %; wechselnde Aufrufe)
◼ Klimaschutz durch Radverkehr (investive Vorhaben, Zuschuss 75 %, bis 10 Mio. Euro)
◼ Städtische Logistikkonzepte (Zuschuss 70 % / 80 %)
◼ E-Lastenrad-Richtlinie (Zuschuss 25 %, bis 2.500 Euro pro Rad)
◼ Klima-Werkstätten durch die LUBW
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