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Forschungsdaten, Datenkompetenz und digitale Wissensproduktion in der Romanistik Chancen und Herausforderungen einer Integration

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Forschungsdaten, Datenkompetenz und digitale

Wissensproduktion in der Romanistik – Chancen und Herausforderungen einer Integration

transdisziplinäre Digitale Romanistik

Elisabeth Burr

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Institut für Romanistik

DIGITALE FORSCHUNGSDATEN, DATENKOMPETENZ UND DIGITALE WISSENSPRODUKTION IN DER ROMANISTIK – CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN EINER INTEGRATION

EINLEITUNG

Im Folgenden gehe ich davon aus, dass

digitale Forschungsdaten für die Wissenschaft von großer Bedeutung sind,

dass in digitaler Form vorliegende Artefakte erst einmal als Daten begriffen werden müssen,

dass nicht unbedingt ausreichend digitale und bestimmten Anforderungen genügende Forschungsdaten vorliegen, sie also auch selbst generiert werden müssen,

dass es zu ihrer Generierung Datenkompetenz bedarf, d. h. “the ability to collect, manage, evaluate, and apply data in a critical manner“ (Ridsdale et al. 2015: 2), eine Kompetenz, die wie Geoffrey Rockwell und Stéfan Sinclair (2016: 12-15) darlegen, auch unabdingbar ist, wenn wir die ethischen, sozialen und politischen Konsequenzen der extensiven datenbasierten Gewinnung von Erkenntnissen ‘durchdenken’ wollen.

dass die Romanistik das Begreifen von digitalen Abbildern von Artefakten als Daten, das Generieren von digitalen Forschungsdaten und das Vermitteln und Erwerben von Datenkompetenz nicht anderen überlassen kann.

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EINLEITUNG

 Wenn nämlich, wie Christof Schöch (2017: 206) sagt, die “Produktion

gesicherten Wissens in der Forschung [...] gemeinsam mit der Vermittlung solchen Wissens und entsprechender Methoden in der Lehre [...] eine der grundlegenden Aufgaben des Wissenschaftssystems“ ist,

 wenn sich, wie Schöch weiter darlegt, die Produktion dieses gesicherten Wissens im Zuge der Digitalisierung radikal ändert,

 wenn, wie ich eingangs gesagt habe, neue Kompetenzen wie

Datenkompetenz gefordert sind, dann muss sich konsequenterweise auch die Lehre in der Romanistik ändern und zwar konzeptionell.

 Die Digital Humanities bieten dafür eine Perspektive.

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DIGITALE FORSCHUNGSDATEN, DATENKOMPETENZ UND DIGITALE WISSENSPRODUKTION IN DER ROMANISTIK – CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN EINER INTEGRATION

EINLEITUNG

Eine solche konzeptionelle Änderung habe ich selbst verschiedenen grundständigen romanistischen Mastermodulen unterlegt, indem ich die

‘Vermittlung’ von romanistischem Domänenwissen mit meinen eigenen, den Digital Humanities zuzuordnenden und auch mit der Generierung von digitalen Forschungsdaten befassten Forschungsprojekten integriert habe. Dabei handelt es sich um folgende Projekte:

“Korpus romanischer Zeitungssprachen”,

“Frühe gedruckte Grammatiken und Sprachtraktate der romanischen Sprachen”

“Von Leipzig in die Romania”

Aus Zeitgründen werde ich das Korpus romanischer Zeitungssprachen und „Von Leipzig in die Romania“ nicht vorstellen, sondern mich im weiteren Verlauf auf mein Beispiel konzentrieren. Zu den beiden Projekten finden Sie etwas in den beiden online verfügbaren Beiträge, die in der Bibliographie zum Abstract

erscheinen.

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EINLEITUNG

 Bei den Digital Humanities handelt es sich, das sei vorweg noch gesagt, gerade nicht um ein Bündel von Computer-Technologien, sexy Werkzeugen und computationellen Methoden, sondern um eine neue Epistemologie, die sowohl ein neues geisteswissenschaftliches Wissenssystem impliziert, als auch eine grundlegende Änderung in der Praxis der Wissensproduktion.

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WISSENSPRODUKTION

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WISSENSPRODUKTION

 Nach Christof Schöch (2017: 206) ist mit Wissensproduktion “der Prozess gemeint, in dem aus vorgefundenen oder eigens erhobenen Daten durch das Erkennen und Dokumentieren von Regelmäßigkeiten, Strukturen und Bedeutungen Informationen extrahiert werden und aus diesen

Informationen wiederum, durch ihre kontextualisierende Verbindung mit bestehendem Wissen, durch die Perspektivierung auf Forschungsfragen oder –hypothesen hin und durch ihre kritische Überprüfung, Wissen

gewonnen wird.”

 Ein solches Wissen wird immer unter spezifischen sozialen, historischen und technischen Bedingungen produziert.

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WISSENSPRODUKTION IN DEN GEISTESWISSENSCHAFTEN

 In den Geisteswissenschaften herrscht bis heute oft noch das Modell vor, nach dem neues Wissen von (einsamen) Individuen produziert wird.

 Natürlich werden in der Zwischenzeit auch bestimmte der neuen Technologien und Werkzeuge zur Erleichterung der Forschung und Lehre eingesetzt, doch ein tieferer Einstieg, der verlangen würde, Text etwa als Daten oder Textproduktion im Sinne von Automation zu sehen, würde die geisteswissenschaftliche Tätigkeit in den Augen der Mehrheit noch immer “profanieren”.

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DIGITALE WISSENSPRODUKTION

 In den Digital Humanities findet die Wissensproduktion dagegen unter den veränderten Bedingungen des digitalen Zeitalters statt. Hierzu gehören laut Schöch (2017: 207):

Projektorientierung,

Transdisziplinäre Zusammenarbeit

Grenzen überschreitende Zusammenarbeit,

Nutzung digitaler Medien und Werkzeuge.

 Diese manifestieren sich, so Schöch, u. a. in drei Bereichen:

im kollaborativen Schreiben,

im Umgang mit Datenbanken,

im Crowdsourcing.

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MEIN BEISPIEL

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BEDINGUNGEN UND BEREICHE

Ich werde nun mein Beispiel vorstellen und dabei auf die folgenden Bedingungen und Bereiche zu sprechen kommen:

Projektorientierung

kollaboratives Datensammeln

Daten in einer Datenbank

Vorlagen und Ausgaben / Darstellung

Kollaborative Extraktion von Information / Kollaboratives Schreiben / Veröffentlichen / Protokollieren

Text

Was ist ein digitaler Text?

Textproduktion & Konzeptualisierung von Text

Konsequenzen für das Referenzieren

Automation und Datenbank

Angeleitete Anwendung der veränderten Konzepte und des erworbenen Wissens

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PROJEKTORIENTIERTHEIT

 Am Anfang steht ein konkretes Projekt

Es geht um die Schaffung digitaler Editionen von frühen gedruckten Grammatiken der und Sprachtraktaten zu den romanischen Sprachen

Damit geht zugleich die Schaffung eines Korpus solcher Artefakte einher.

Ein solches Korpus kann Basis für die Extraktion verschiedener Arten von

Informationen mittels der Aufdeckung und Dokumentation von Regelmäßigkeiten, Strukturen und Bedeutungen sein.

 Als ich das Projekt angefangen habe, wollte ich die Ideologien untersuchen, die sich in diesen Texten mit Blick auf die Geschlechter und insbesondere Frauen manifestieren und beim Festlegen grammatischer Regeln zum Einsatz kommen.

 Diese und andere solche Texte des 15. und 16. Jahrhunderts haben aber der Romanistik noch viel mehr zu bieten:

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DAS PROJEKT

Die Norm wird mittels von Grammatiken etabliert. Zwischen 1492 und 1586 bekommen 4 romanische Sprachen ihre erste in der jeweiligen Sprache (nicht Latein) gedruckte Grammatik, so wie 7 weitere europäische Sprachen auch.

Mittels von in derselben Zeit gedruckten Sprachtraktaten wird der selektierten Varietät und ihrer Norm hoher Status attribuiert.

Die Erfindung der Druckerpresse im 15. Jahrhundert hat schließlich wichtige Auswirkungen hinsichtlich der Gegenden und Bereiche, in denen romanische Sprachen gesprochen werden und auf die

Gemeinschaften, die diese Sprachen sprechen.

Mit der Verbreitung der Druckerpresse und des Buchdrucks wird ja eine spezifische Varietät unter den vielen existierenden Varietäten selektiert. Diese Varietät wird normalisiert und zur Norm erhoben, während die anderen Varietäten an die Peripherie verbannt werden was den Gebrauch, die Konzeptionalisierung und den Status betrifft.

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DAS PROJEKT

Diese Texte sind also kulturelle Artefakten, die aus vielen verschiedenen

Perspektiven betrachtet und untersucht werden können. Zudem erlauben sie viele Einblicke in die historische Entwicklung der romanischen Sprachen und die Länder´/ Gemeinschaften, wo sie zu der Zeit gesprochen / geschrieben wurden.

Das Schaffen eines aus solchen Texten bestehenden Korpus kann deshalb gerechtfertigter Weise in ein Mastermodul integriert werden, in dem

domänenspezifisches Wissen über die Geschichte der romanischen Sprachen, ihrer Normalisierung und Entwicklung zu Nationalsprachen vermittelt und

erworben werden soll (2 Seminare, 1 Tutorium).

Da die Erfindung des Buchdrucks und seine Verbreitung eine so wichtige Rolle in diesem ganzen Prozess gespielt haben, bedarf die Verwendung der anderen Hälfte des Moduls für die Beschäftigung mit dem Buchdruck und der

Konsequenzen, die dieser für Sprachen, Gemeinschaften und Kulturen im 15.

und 16. Jahrhundert hatte, eigentlich keiner Rechtfertigung, ebenso wenig wie die Herstellung eines Bezugs zur Medienrevolution, die unsere Zeit

charakterisiert.

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DIE ZUSAMMENSETZUNG DES KORPUS

 Vier frühe Produkte des Buchdrucks:

 Francesco Fortunio (1516): Regole grammaticali della volgar lingua (1.

gedruckte Grammatik des Italienischen)

 Louis Meigret (1550): Le trętté de la GRAMMĘRE FRAN OĘZE (1.

gedruckte Grammatik des Französischen in Französisch)

 Speron Sperone (1542): “Dialogo delle lingue” (Sprachtraktat)

 Joachim Du Bellay (1549): Deffence, et illustration de la langue francoyʃe (Sprachtraktat)

 Dass spanisch- oder protugiesischsprachige Produkte fehlen, ist

allein den konkreten Lehrbedingungen geschuldet.

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DAS KORPUS

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Diese Texte enthalten eine Vielzahl an

Buchstaben und Sonderzeichen, die heute nicht mehr gebraucht werden.

Zudem scheinen viele Abkürzungen, Variationen und andere Phänomene des frühen Drucks auf.

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DAS KORPUS

Dem Prinzip “schreibe wie du sprichst”

folgend und mit dem Ziel, sich so weit wie möglich vom Latein zu distanzieren, schlagen manche Autoren auch neue / spezielle

Orthographien vor und setzen sie in ihren

Texten gleich in die Praxis um.

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DATENSAMMELN, DATENBANK,

DATENAUSGABE

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KOLLABORATIVES DATENSAMMELN

 Zusammen sammelten wir Quellen (vor allem Handbücher, Zeitschriftenartikel und Monographien):

zu den Romanischen Sprachen und Kulturen mit Fokus auf:

Grammatikschreibung / Grammatikographie,

Sprachbewertung,

Geschichte der Sprachbetrachtung etc.

zu Medien mit Fokus auf:

Erfindung des Buchdrucks und der Konsequenzen

Medientheorien

 und lernten

die gesammelten Daten nach Veröffentlichungstyp zu kategorisieren,

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DATEN IN EINER DATENBANK

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 die Daten in eine

Datenbank einzugeben (EndNote)

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VORLAGEN UND AUSGABE

 den Unterschied zwischen den immer gleich

bleibenden Daten und ihrer durch verschiedene Vorlagen (styles) determinierten Ausgabe zu sehen

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KOLLABORATIVES EXTRAHIEREN VON INFORMATION /

KOLLABORATIVES SCHREIBEN / VERÖFFENTLICHEN /

PROTOKOLLIEREN

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SCHREIBEN

 Zusammen haben wir

Information aus diesen Quellen extrahiert,

die Extrakte korrigiert und editiert,

die gesammelte Information geordnet und strukturiert.

Etherpad

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KOLLABORATIVES PUBLIZIEREN

 Zusammen haben wir die extrahierte,

korrigierte, editierte, geordnete und

strukturierte Information in ein MediaWiki

integriert und dort veröffentlicht.

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KOLLABORATIVES PROTOKOLLIEREN

 Jede Sitzung wurde protokolliert.

 Die Protokolle wurden zusammen in Etherpad erstellt.

 Die Protokolle wurden zusammen in Etherpad korrigiert.

 Die Protokolle wurden im MoodleWiki veröffentlicht.

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TEXT

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WAS IST EIN DIGITALER TEXT?

 Deshalb werden auch die Automatisierungsmöglichkeiten, die Word oder OpenOffice, zum Beispiel, bieten, eigentlich nie ausgenutzt. Manuelles und idiosynkratisches Formatieren ist die Norm.

 In den Geisteswissenschaften hat sich die Konzeptionalisierung von Text nicht wirklich verändert. Text wird noch immer als etwas

Einebiges gesehen, als etwas, das mit einem Stift oder einer Art von moderner Schreibmaschine produziert wird.

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WAS IST EIN DIGITALER TEXT?

 Im Seminar wurde versucht, diese Konzeptionalisierung von Text zu ändern:

durch Betrachtung verschieden produzierter Texte,

durch einen Besuch im Leipziger Druckkunstmuseum,

durch Bewusstmachung der zwei Ebenen eines digitalen Textes: Code und Ausgabeebene im MoodleWiki,

 um die Studierenden zu befähigen

die Möglichkeiten der Textverarbeitung für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren von Forschungsergebnissen bewusst zu nutzen,

Zusammenhänge zu sehen zwischen den mit Hilfe verschiedener Technologien produzierten Texten und der Konzeptionalisierung von Sprache in

verschiedenen linguistischen Theorien.

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manuell (ca. 900) – Der Text ist ein kontinuierlicher Fluss

einzelne Lettern und Leerstellen werden manuell zu Zeilen, Paragraphen und einzelnen Seiten

Der Text ist fixiert TEXTPRODUKTION & KONZEPTIONALISIERUNG VON TEXT

1. gedruckte Version von Dantes Comedía

eine Ebene: einebige Druckplatte;

Vierfarbendruck: 4 Druckplatten werden nacheinander auf dasselbe Papierblatt gedruckt

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TEXT PRODUKTION & KONZEPTIONALISIERUNG VON TEXT / SPRACHE

lassen wir Bits & Bytes auf der Seite, so besteht ein digitaler Text immer aus zwei Ebenen: Code und Ausgabe; zwischen Zeichen und ihrem Träger besteht keine feste Verbindung; nicht permanent, da zu jeder Zeit schneidbar, zerlegbar, bewegbar.

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KONSEQUENZEN FÜR DAS REFERENZIEREN

Anfang und Ende jeder Referenz muss genau angegeben werden; die in den

Geisteswiss- enschaften noch immer sehr

beliebten ibid., op. cit., ebd.

funktionieren nicht mehr.

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AUTOMATION & DATENBANK

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Schauen wir uns ein Word- Dokument an:

Im Dokument (body) ist jede Textkategorie ausgezeichnet

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AUTOMATION & DATENBANK

Für jede durch Markup explizit gemachte

Textkategorie kann im Inhaltsverzeichnis ein Datenbankfeld kreiert werden, das

automatisch mit dem entsprechenden Text aus dem Dokument gefüllt wird (vgl. zum Beispiel die Liste oben oder den

bibliographischen Titel unten)

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ANGELEITETE ANWENDUNG DER

VERÄNDERTEN KONZEPTE UND

DES ERWORBENEN WISSENS

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KORPUSERSTELLUNG

 Die Studierenden sollen aber nicht nur

Wissen über die Bedeutung des Buchdrucks für die romanischen Sprachen, ihre Normalisierung und ihre Entwicklung zu Nationalsprachen erwerben,

kritisch und begründet über die Konzeptionalisierungen und Beschreibungen von Sprachen und über Medienrevolutionen nachdenken.

 Sie sollen auch nicht nur

etwas über (bibliographische) Daten, ihre Sammlung, Archivierung und Ausgabe lernen,

ihr Konzept von Text, Textproduktion und Referenzierung ändern,

praktische Erfahrungen mit der Extraktion von Information aus bestehenden Quellen machen.

 Stattdessen sollen sie die geänderten Konzepte und das erworbene Wissen nutzen, um kulturelles Erbe im digitalen Zeitalter zugänglich und

untersuchbar zu machen, indem sie zur Erstellung des Korpus beitragen.

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KORPUSERSTELLUNG

 Um ein Korpus zu erstellen, müssen die 4 oben genannten frühen Produkte des Buchdrucks transkribiert und ausgezeichnet werden.

 Dabei wird die Gruppe durch eine erfahrene graduierte Studentin angeleitet.

 Der erste Schritt besteht natürlich in der Modellierung. Das heißt die

Studierenden müssen die Struktur, Komponenten und Besonderheiten jedes Textes erkennen und ein Modell daraus abstrahieren, das sie alle abbilden kann.

 Der Nutzen des Wissens, das sie über den Buchdruck, frühes Drucken und die Geschichte der Romanischen Sprachen erworben haben, wird ihnen hierbei recht schnell klar.

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KORPUSERSTELLUNG

 Das Wissen, das sie über Datenbanken und deren “zweckbestimmte” Felder erworben haben, hilft ihnen zudem zu verstehen, dass das Modell von jedem Individuum in der Gruppe respektiert werden muss, wenn die relativ kurzen Ausschnitte, die sie im Sinne einer Art von Crowdsourcing zur Transkription und Auszeichnung übertragen bekommen haben, ein Teil des Ganzen

werden sollen, nämlich des Korpus.

 Die Umsetzung des Modells und die Transkription der Texte erfolgt in XML und folgt den TEI-Guidelines.

 Die Transkription muss das Original, das in Form hochauflösender Bilder vorliegt, so genau wie möglich abbilden (keine Normalisierung, keine

Korrektur etc.).

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TRANSKRIPTION & XML-TEI

AUSZEICHNUNG

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TRANSCRIPTION & XML-TEI MARKUP

 Die auf der nächsten Folie zusammengestellten Ressourcen wurden:

z. T. für die Arbeit als nützlich / grundlegend vorgegeben:

DTABf

Text Encoding Initiative

z. T. von Studierenden selbst gefunden:

Unicode

Medieval Unicode Font Initiative

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RESSOURCEN

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& Tutorials

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TRANSKRIPTION & XML-TEI MARKUP

 Die Ressourcen wurden von den Studierenden produktiv genutzt.

 Für die Arbeit nützliche Informationen wurden von den Studierenden selbst extrahiert.

 Nützliche und von Einzelnen extrahierte Informationen wurden der Gruppe zur Verfügung gestellt.

 Es wurde Zusammenarbeit erreicht, Synergien wurden geschaffen, doppelte Arbeit wurde vermieden.

 Gelernt wurde unter anderem:

dass, um „mit dem Computer“ in verschiedenen Sprachen schreiben zu können, zuerst Unicodes entwickelt werden müssen,

dass es Initiativen gibt, die sich tatsächlich darum bemühen, alte Schreibweisen maschinenlesbar zu machen / ins digitale Zeitalter zu integrieren

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BEITRAG ZUR SCHAFFUNG DES KORPUS

 Die praktische Arbeit ihrerseits öffnet das bestehende, aus den

verschiedenen Quellen extrahierte Wissen für die Studierenden und macht es (be-)greifbarer. Sie sehen Zusammenhänge, die sie vorher nicht gesehen haben und empfinden Befriedigung, weil das

erarbeitete Wissen seinen Nutzen erweist.

 Zudem erbringen sie die praktische Arbeit in einem größeren

Kontext. Sie schaffen schließlich ein Korpus. Wenn die Arbeit, die sie bezogen auf einen relativ kleinen Teil des Werkes individuell ausführen, Teil des Korpus werden und für die von anderen

unternommene Forschung nützlich sein soll, dann haben Idiosynkrasien nichts zu suchen.

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BEITRAG ZUR SCHAFFUNG DES KORPUS

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ZUSAMMENSCHAU

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DIE „ALTE“ MODULABSCHLUSSARBEIT

 Am Ende des Semesters sollen die Studierenden eine Modulabschlussarbeit schreiben, indem sie

das in den verschiedenen Domänen erworbene Wissen zusammenziehen,

die aus den verschiedenen Quellen extrahierte und im MediaWiki veröffentlichte Information ausbeuten,

das veränderte Konzept von Text und Textproduktion, von Daten und ihrer Ausgabe, von Auszeichnung und Automation anwenden

 und nachdenken

über die verschiedenen, von ihnen ausgeführten Typen praktischer Arbeit,

über Fragen, die sie an das Korpus stellen könnten,

darüber, wie sie das Gelernte in einem späteren Arbeitsumfeld, Schulen zum Beispiel, nutzen könnten.

 Solche Arbeiten sehen in der Regel dann wie folgt aus:

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Sie werden von Studierenden der Romanistik

geschrieben, die sich sehr oft für

“Technisches”

unbegabt halten, oder besser, denen weis gemacht wird, dass ein

professioneller Umgang mit Maschinen oder Software nichts für sie ist.

händische bzw.

Leerstellenformatie- rung taucht nicht auf, jeder Textteil ist

ausgezeichnet, die Referenzierung im Text korreliert mit der in der Bibliographie, ibid., op. cit. etc. sind verschwunden, das Inhaltsverzeichnis wurde automatische erstellt.

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SCHLUSS

 Ich hoffe mit meinem Beispiel gezeigt zu haben, dass die Integration eines Digital Humanities Projekts in ein traditionelles romanistisches Master Modul und das Lehren eines solchen Moduls aus einer Digital Humanities

Perspektive ohne Vernachlässigung des profunden domänenspezifischen Wissens, das die Studierenden erwerben sollen, das Potential hat, eine

konzeptionelle Änderung herbeizuführen und die Studierenden zu befähigen sich aus ihrer eigenen disziplinären Perspektive mit der technologisch-

informatorischen Seite der Digitalisierung / der digitalen Revolution auseinanderzusetzen.

 Dass das auf Seiten der Lehrenden einiges an Mühen mit sich bringt, weil alles so ungewöhnlich ist, Forderungen und Vorgehen zunächst z. T. als abstrus gesehen werden, will ich gar nicht verschweigen. Es wird auch so lange, wie solche Module Exoten sind, so bleiben.

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SCHLUSS

Wenn die Studierenden aber einmal ihr Widerstreben aufgegeben haben,

anfangen zu „spielen“ und akzeptieren, dass „spielen“ im wissenschaftlichen Tun nicht fehl am Platz ist, fangen sie an sich für Datenbanken zu interessieren, für die systematische Natur, die von Daten gefordert wird und für die Möglichkeiten, die diese ihnen bieten.

Dasselbe gilt für Modelle, Auszeichnungssprachen, Kodes und die

entsprechende Software. Selbst die Textverarbeitung und –automation verliert ihre enigmatische Natur.

Nicht zuletzt erfüllt sie die Arbeit, die sie für das Korpus leisten, mit

domänenspezifischer Befriedigung. Sie haben sich schließlich mit „alten“ Texten beschäftigt – etwas was sie heute v. a. in Lehramtsstudiengängen kaum jemals tun – und konnten sie sogar immer mehr verstehen, trotz all der Abkürzungen, der Ligaturen, der Inkonsistenzen, der fehlenden Normen, die solche Texte charakterisieren, ja sie haben die fehlenden Normen sogar selbst entdeckt.

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SCHLUSS

 Die Romanistik muss nicht selbst zu Digital Humanities werden, sie muss aber die Verantwortung akzeptieren, die sie ihren Studierenden gegenüber hat. Sie muss aufgeben, sich vorzumachen, dass „digital natives“ zu sein schon ausreicht, oder dass es reicht, wenn Studierende den Umgang mit Computern oder Software in speziellen Kursen erwerben.

 Sie sollte sich stattdessen den Digital Humanities gegenüber öffnen und sich fragen, was sie ihr zu bieten haben und was sie von ihnen lernen kann, statt die heutzutage künstliche Trennung zwischen dem Wissenschaftlichen und dem Technischen oder zwischen Wissenschaftler:innen und Techniker:innen aufrecht zu halten, indem sie das traditionelle Modell der Wissensproduktion oder die aus dem Buchdruck stammende Konzeption von Text und

Textproduktion verteidigt.

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Bibliographie (Auszug)

Albrecht, Jörn (2001): "Sprachbewertung. Évaluation de la langue", in: Holtus, Günter / Metzeltin, Michael / Schmitt, Christian (eds.): Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL). Band I, 2:

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Berchem, Theodor (2003): "Literaturwissenschaft und romanistische Sprachgeschichtsschreibung", in: Ernst, Gerhard / Gleßgen, Martin-Dietrich / Schmitt, Christian / Schweickard, Wolfgang (eds.):

Romanische Sprachgeschichte. Ein internationales Handbuch zur Geschichte der romanischen Sprachen 1 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 23). Berlin: Walter de Gruyter 493-503.

Bierbach, Mechtild / Pellat, Jean-Christophe (2003): "Histoire de la réflexion sur les langues romanes: le français", in: Ernst, Gerhard / Gleßgen, Martin-Dietrich / Schmitt, Christian /

Schweickard, Wolfgang (eds.): Romanische Sprachgeschichte. Ein internationales Handbuch zur Geschichte der romanischen Sprachen 1 (= Handbücher zur Sprach- und

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Du Bellay, Joachim (1549): Deffence, et illustration de la langue francoyse. Paris: Arnoul l’Angelier (digitales Faksimile: PDF, BnF Gallica).

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Bibliographie (Auszug)

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Bibliographie (Auszug)

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Speroni, Sperone (1542): I Dialogi di Messer Speron Sperone. Venedig: Casa da' Figlivoli di Aldo.

Referenzen

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