ETH Library
Untersuchungen über den Mechanismus der Elektrete
Doctoral Thesis Author(s):
Antenen, Karl Publication date:
1956
Permanent link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000092368 Rights / license:
In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Originally published in:
Publikation der Abteilung für industrielle Forschung am Institut für technische Physik ETHZ 3
This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection.
For more information, please consult the Terms of use.
Prom.
Nr. 2495Untersuchungen über den
Mechanismus der Elektrete
VON DER
EIDGENÖSSISCHEN
TECHNISCHEN HOCHSCHULE INZÜRICH
ZUR ERLANGUNG DER
WÜRDE
EINES DOKTORS DER NATURWISSENSCHAFTENGENEHMIGTE
PROMOTIONSARBEIT
VORGELEGT VON
Karl Anteilen dipl. Naturwissenschafter
vonOrpund (BE)
Referent: HerrProf. E. Baumann Korreferent: Herr Prof. Dr. P. Scherrer
-gin.-
v )
Zurich 1956 Dissertationsdruckerei LeemannAG
niedrigeren Temperatur
anzupassen und die Randfeldstärke zuverringern.
Bei Paraffin +
3°/00 Mg-Oleat
sind von 10-10-8 Clb beiZimmertemperatur
noch 6-10~8 Clb vorhanden
(Abkühlungsdauer
von 50°C bisZimmertempera¬
tur 90
min),
bei1%
von 13-10~8 Clb nur noch7,5-10~8
Clb. Wenn sich auch dieWärmeleitfähigkeit
einesgegebenen
Paraffins nicht verbessernläßt,
so läßt sich doch derEinfrierprozeß
vielleicht dadurchbeschleunigen,
daß mananfänglich
etwas unter dieZimmertemperatur
abkühlt.Deutung
Der wesentliche Zweck der mit Paraffin unternommenen Versuche
lag darin,
zuzeigen,
daß sich ausunpolaren
Substanzen mitgeringen Beimengun¬
gen Elektrete ebenso
gut
erzeugen lassen wie mitpolaren
Substanzen. Wollteman hier den Effekt orientierten
Dipolen zuordnen,
so müßte manMg-Oleat
eine statische DK von mindestens 10000 zuerkennen.
Eine
strenge quantitative Analyse
würde wiederPotentialmessungen
vor¬aussetzen.
Es fällt
auf,
daß Anoden- undKathodenladung praktisch gleich groß
sind.Dies ist
(nach
unserenAnschauungen)
nur dann derFall,
wenn die Feld¬verteilung symmetrisch ist,
und dies tritt nur beigleichen Beweglichkeiten
von Anion und Kation auf. Es ist also sehr
unwahrscheinlich,
daß kleineMagnesiumionen
nebengroßen
Oleationenvorliegen,
sondern sowohl Anion wie Kation werdenkomplex
und annäherndgleich groß
sein.Wir können zwar den Verlauf der Kurven
jstat.
=f(c) (c
= Konzentrationvon
Mg-Oleat)
undQmax
=f(c)
auf Grund dervorliegenden Messungen
nichtstreng begründen. Über
denQuotienten jsial]Qmax
läßt sich aberfolgendes
aussagen:
istat.
_
h2bn0Em_ 1
Qmax
~ke0
-k 2byf
°JstatJQmax
mu^ alsomi* derlonenzahl—und damitmitdemMg-Oleatgehalt
—zunehmen,
wastatsächlich der Fall ist.9stat. selber
steigt
an zwischen]/c
und c(wie übrigens
auchjAnfang).
Bei den Entladeströmen sieht man, daß die Relaxationszeiten nach einer Minute für
Beimengungen
von3°/00
bis zu3%
nicht wesentlich verschieden sind. Darausfolgt,
daß für höhere Ionenzahlen diePolarisationskapazität größer
wird(d.
h. dieRaumladungsschicht
wirddünner).
Ihre Dickebeträgt
auch hier Zehntelmillimeter.
V.
Zusammenfassung
undAusblick
1. Es wurde die
Potentialverteilung
in Carnaubawachs beiAnlegen
einesäußeren Feldes studiert. Die Randfeldstärke ist im stationären Zustande 52
wesentlich
größer
als die(mittlere) angelegte
Feldstärke. Das Verhältnis der Randfeldstärke zu derangelegten
Feldstärke ist um sogrößer, je
höher dieTemperatur
ist.Die auf die Dielektrikumsoberfläche
extrapolierte Feldstärke, multipliziert
mit der
DK, ergibt
dieVerschiebung
imSpalt,
und mit dieserVerschiebung
erhält man den Wert der auf den Elektrodengemessenen
Ladung
rechtgenau.Daraus wird der Schluß gezogen, daß die
Heterocharge
nicht durch orien¬tierte
Dipole,
sondern durch im Feldegewanderte
Ionen erklärt werden muß.Der stationäre Zustand wird
quantitativ
auf die Ionenkonstanten zurück¬geführt.
Er läßt sich nicht erklären durch einGleichgewicht
zwischen Feld- undDiffusionswirkung
am Rande(Jaffé),
da die Polarisationsschicht viel zudick
ist,
was auf einengrößenordnungsmäßig
falschen(d.h.
der Einstein- Relation nichtgenügenden) Quotienten Djb
führt.Dagegen gelangt
man zuvernünftigen
Größen derIonenkonstanten,
wenn manden stationärenZustand als eineWechselwirkung
zwischenWanderung
imFelde, Ionenentstehung
undRekombination
auffaßt,
womit man bisherPotentialverteilungen
in Gasenund
Flüssigkeiten
deutete. Wir sind derAuffassung,
daß die meisten bisherbeobachteten
(größenordnungsmäßigen) Unstimmigkeiten
desExperimentes
mit der Theorie
(Jaffé, Rojanski, Hochberg etc.)
auf ähnliche Effekte zurück¬zuführen sind.
Durch
Verminderung
derLeitfähigkeit (Verringerung
derIonenzahl)
wirdder Potentialverlauf linearer und die
Influenzladung geringer.
Die
angegebenen
Randfeldstärken(10000 V/cm
bei 70°C)
sind als Mittel¬werte über die
gesamte
Oberfläche aufzufassen. Da zwischen Dielektrikum und Elektrode einLeitungsstrom fließt,
muß angenommenwerden,
daß an einzelnen Stellen die Feldstärke wesentlich höherist(siehe
dazu auch Binder[3]).
Das
logarithmisch aufgetragene Stromzeitdiagramm (log
J=f(t)) zeigt, jedenfalls
bei höhererTemperatur (70° C),
nach kurzer Zeit einengeraden
Verlauf. Der
Begriff
der„Polarisationskapazität"
behältalso auch hier seinen Sinn.Potentialmessungen,
während desEinfrierprozesses
und nachhergemein¬
sam mit
Ladungsmessungen ausgeführt,
erweisen dieTatsache,
daß diePoten¬tialdifferenzen im Innern rascher
abklingen
als die Randfeldstärke. Dies kommt einem Hinauswandern desLadungsschwerpunktes gleich.
Es kannalsonur die
Ladung
unmittelbarin derNachbarschaft der Elektroden für den Elektret-Effekt verantwortlich sein. Bei demhohen Innenwiderstand und dergroßen Kapazität
einer dünnen Randschicht gegen dieanliegende
Elektrodeergeben
sich Relaxationszeiten vonJahren,
evtl. von Jahrzehnten mühelos.Auch die
Tatsache,
daß dieHomocharge (nach Groß
eine ionale Oberflächen¬ladung)
beigleichzeitiger
Anwesenheit vonHeterocharge langsamer abklingt
als
diese, folgt
daraus ohne weiteres.2. Um Elektrete mit
Heterocharge herzustellen,
müßte es alsogenügen,
einem
unpolaren
Medium Ionenbeizufügen.
Man müßte dabeifolgende Gesichtspunkte berücksichtigen:
a)
Die Proben müssen beiZimmertemperatur
einemöglichst geringe
Leit¬fähigkeit
haben(
<1016ß"1cm"1).
b)
Nach der Theorie vonJaffé
wird eine Diffusionsschicht mit einem Diffusionskoeffizienten von 10~9cm2/sek
durch Diffusion in ~1 Jahr ver¬schwinden. Der Diffusionskoefifizient dürfte also für die
Herstellung
vonElektreten
jedenfalls
nichtgrößer
sein alsdieserWert,
dieIonenbeweglichkeit (nach Einstein)
nichtgrößer
als 10~8cm2/Vsek.
beiZimmertemperatur.
Diesbedeutet,
daß die Substanz um so zäher seinmuß, je
kleiner die Ionensind,
was den immer anzutreffenden Hinweis
erklärt,
mit Vorteil seinen höher schmelzende Substanzen zu verwenden.c)
Esversteht sichvonselbst,
daß dieinLuft erreichbaren Randfeldstärken und damit dieElektrodenladung begrenzt
sind. Um höhere Feldstärken ver¬wenden zu
können,
müßte der Elektret im Hochvakuumaufbewahrt werden.3. Es wurden Elektrete aus Paraffin
(Smp.
90°C)
mitbeigemengten
Ionenhergestellt.
Um hier eineDipoltheorie
aufrecht erhalten zukönnen,
müßteman die Annahme
treffen,
daß dieBeimengung (Magnesiumoleat)
eine sta¬tische DKvon 10000 haben könnte.
4. Die
Vorgänge,
welche einen Einfluß aufGröße und Relaxationszeit derLadung haben,
sind zahlreich undverwickelt. Es bedürfte also weiterersyste¬
matischer
Experimente
mitSubstanzen,
von welchen man die Art undMenge
der
Verunreinigungen
genau kennt.Eine
Theorie,
die erlaubenwürde,
schon ausden Strömen auf dieLadungs¬
verteilung
im Innern zuschließen,
wäre ebenfalls sehr erwünscht.54