Kasseler Edition Soziale Arbeit
Band 23
Reihe herausgegeben von
Werner Thole, Institut für Sozialwesen, Universität Kassel, Kassel, Deutschland
Die Soziale Arbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung und öffentlicher Aner- kennung. Hierzu trägt unter anderem der Ausbau der empirischen Forschung in Bezug auf sozialpädagogische Fragestellungen bei. Motiviert durch vermehrt vor- liegende Forschungsbefunde entwickeln sich auch die theoretischen Reflexionen zur Sozialen Arbeit weiter und in der sozialpädagogischen Praxis ist ein neues Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrzunehmen. In der „Kasseler Edition Soziale Arbeit“ erscheinen Beiträge, die alte und neue Fragen und Her- ausforderungen der Sozialen Arbeit empirisch und theoretisch fundiert aufgreifen.
Mit der Reihe soll das Projekt einer disziplinären und professionellen Profilie- rung der Sozialen Arbeit weiter angeregt und fachlich qualifiziert werden. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die einzelnen Bände der Edition insbeson- dere Veränderungen und Transformationen der Sozialen Arbeit in den modernen, kapitalistischen Gesellschaften kritisch reflektieren. Bedeutung erhält so die Beobachtung, dass die Soziale Arbeit weiterhin ein gesellschaftlich vorgehalte- nes Angebot der Hilfe, Unterstützung, Begleitung und Betreuung für diejenigen ist, denen die Ressourcen für ein „gelungenes“ und „zufriedenstellendes“ Leben nicht hinreichend zur Verfügung stehen oder denen diese Ressourcen vorenthalten werden. Beachtung wird aber auch der Entwicklung geschenkt, dass die Soziale Arbeit inzwischen ein bedeutender Akteur im Feld des non-formalen Bildungs- sektors ist: Soziale Arbeit hat sich zu einem gesellschaftlichen Allgemeinangebot entwickelt und ist zugleich damit beauftragt, die Verschärfung von materiellen, kulturellen und sozialen Problemlagen in den gesellschaftlichen Teilgruppen, die unter den kapitalistischen Reproduktionsbedingungen aufgrund ihrer strukturellen oder temporären Marginalisierung zu leiden haben, durch Hilfs-, Unterstützungs- und Bildungsangebote abzufedern. Damit zusammenhängende Problemstellun- gen werden aus adressat_innen-, struktur- und professionsbezogenen Perspektiven aufgegriffen und profund erörtert.
Werner Thole Universität Kassel
Weitere Bände in der Reihehttp://www.springer.com/series/13857
Maximilian Schäfer
Ethnografie
familienanaloger
Formen der Hilfen zur Erziehung
Über Orte der Fremdunterbringung
und des Zusammenwohnens
Maximilian Schäfer Osnabrück, Deutschland
Die vorliegende Arbeit wurde von Maximilian Schäfer als Dissertation am Fachbe- reich Humanwissenschaften der Universität Kassel eingereicht. Die Disputation fand am 13.11.2020 statt.
ISSN 2512-0948 ISSN 2512-0956 (electronic) Kasseler Edition Soziale Arbeit
ISBN 978-3-658-33566-3 ISBN 978-3-658-33567-0 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-33567-0
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Planung/Lektorat: Stefanie Eggert
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Danksagung
Zwischen der Anfertigung des Exposés für mein Promotionsvorhaben, meiner Feldforschung und der Veröffentlichung der vorliegenden Dissertationsschrift bin ich vielen Menschen begegnet, die mich während meines Promotionsprojektes auf unterschiedliche Weise unterstützt haben und denen ich an dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank aussprechen möchte.
Zuallererst gilt mein Dank allen Menschen, die mir Feldzugänge ermöglich- ten, die mir vielfältige Einblicke in den dortigen Alltag gewährten, die mir mit Interesse, Auskunftsbereitschaft sowie Gastfreundschaft begegneten und die mich oftmals sogar als einen temporären Mitbewohner bei sich zu Hause beherberg- ten. Ich muss aus Gründen der Anonymitätssicherung auf Namensnennungen verzichten, aber ich bin allen mir hier begegneten Menschen zu persönlichem Dank verpflichtet und habe alle Begegnungen und Gespräche während der Feld- aufenthalte stets als eine große Bereicherung erlebt. Danke, dass ich hier so vieles erleben und lernen konnte.
Des Weiteren gebührt meinem Erstgutachter und Doktorvater Prof. Dr. Wer- ner Thole besonderer Dank, der meinen Werdegang schon seit vielen Jahren begleitet und der für mich persönlich eine sehr bedeutsame wissenschaftliche Inspirationsquelle darstellt. Er hat mich während meines Forschungs- und Qua- lifizierungsprozesses immer sehr umsichtig beraten, mich auf unterschiedlichen Ebenen gefördert, mir viele Handlungs- und Entscheidungsspielräume gewährt und mein wissenschaftliches Denken durch unzählige Gespräche und Anmer- kungen, verschiedene Projekte und mannigfaltige Zusammenkünfte nachhaltig geprägt.
Besonderer Dank gilt zudem Prof.in Dr.in Karin Bock, die nicht nur als Zweitgutachterin meiner Dissertationsschrift fungierte, sondern mein Promoti- onsvorhaben bereits von Beginn an wissenschaftlich begleitet und in vielfältiger
V
VI Danksagung Weise unterstützt hat. Ich danke für die vielen wertvollen und inspirieren- den Gespräche, die zahlreichen Anregungen, das fortwährende Interesse am Fortschreiten meiner Arbeit und die mehrjährige wissenschaftliche Förderung.
Da bedeutsame Weichen für mein Promotionsprojekt während meiner Tätigkeit im von Aktion Mensch e. V. geförderten Forschungsprojekt „Zwischen Institution und Familie (zIF)“ gestellt wurden, möchte ich auch allen Personen und Institu- tionen danken, die an der Vorbereitung, Planung, Finanzierung und Durchführung dieses Projektes beteiligt waren. Neben Aktion Mensch e. V., der Universität Kas- sel und der wissenschaftlichen Projektleitung durch Prof. Dr. Werner Thole danke ich Franziska Hübsch, Felizia Bibelhausen, Julia Hildenbrand, Anne Bretthauer, Marco Matthes und den für das Projekt zuständigen Mitarbeiter*innen der Out- law gGmbH sowie allen Teilnehmenden der verschiedenen Veranstaltungen des Forschungsprojektes.
Für gewinnbringende Diskussionen, wissenschaftliche Inspirationen, kollegiale Beratungsprozesse und gemeinsame Dateninterpretationen zu verschiedenen Zeit- punkten des Promotionsvorhabens gilt zudem allen ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter*innen des Fachgebietes Erziehungswissenschaft mit dem Schwer- punkt Soziale Arbeit und außerschulische Bildung an der Universität Kassel mein besonderer Dank. Ebenfalls möchte ich meinen ehemaligen Kolleg*innen am Fachgebiet Professionsethik mit dem Schwerpunkt Sexualität und Macht in Schule und Sozialer Arbeit an der Universität Kassel, Prof.in Dr.in Alexandra Retkowski, Dr.in Marlene Kowalski und Dr. Thomas Viola Rieske, für vielfältige Unterstützung, Inspiration und motivierende Gespräche während des Fortschrei- tens meiner Dissertationsschrift ausdrücklich danken. Für das Interesse an meiner Forschung, hilfreiche Hinweise sowie den wissenschaftlichen Austausch während der Finalisierungsphase meiner Promotion danke ich zudem Prof. Dr. Florian Eßer, Dr.in Judith von der Heyde, Nina Flack und Sylvia Jäde als meinen Kolleg*innen im Arbeitsgebiet Erziehungswissenschaft mit sozialpädagogischem Forschungsschwerpunkt an der Universität Osnabrück.
Persönlich danken möchte ich auch Prof.in Dr.in Mechthild Bereswill. Ich danke für die langjährige Begleitung, die vielfältige Förderung, das stete Inter- esse an meinem Werdegang und die vielen Begegnungen in unterschiedlichen Hochschul- und Forschungskontexten, die für mich immer sehr inspirierend und persönlich gewinnbringend waren.
Für zahlreiche Diskussionen, Anregungen, Ringen um Lesarten, hilfreiche Gespräche über unterschiedliche Aspekte meiner Arbeit zu verschiedenen Zeit- punkten sowie Durchsichten bestimmter Kapitel danke ich zudem Martin Grosse, Dr.in Daniela Molnar, Dr. Mischa Engelbracht und Dr.in Sabrina Göbel. Als
Danksagung VII wissenschaftlich sehr bereichernd erwies sich für mich auch der mehrjährige Aus- tausch mit PD Dr. Michael Dellwing und Prof. Dr. Mark Schrödter, denen ich für zahlreiche Diskussionen im Vorfeld und während meiner Promotionsphase zu unterschiedlichen Themen dieser Arbeit herzlich danke.
Persönlich danke ich zudem meiner Familie sowie Willi van den Berg und Christian Bauer. Die Beschäftigung mit Familienanalogie führte zwangsläufig zu vielen gemeinsamen Gesprächen und Reflektionen über Familie und persönliche Beziehungen. Ihr habt meinen wissenschaftlichen Qualifizierungsprozess über all die Jahre immer mit großem Interesse verfolgt und mich vielfältig unterstützt, wofür ich Euch äußerst dankbar bin.
Schlussendlich gilt meiner Frau Judith Schäfer größter persönlicher Dank, die mich nicht nur auf allen Etappen meiner Promotion auf verschiedenen Ebenen mit enormen Engagement begleitet hat, sondern mir auch immer als Beraterin und kritische Freundin in höchstem Maße verlässlich zur Seite stand.
Kassel
im Dezember 2020
Maximilian Schäfer
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung . . . 1
2 Theoretische und empirische Bezüge der Studie . . . 7
2.1 Gegenstandstheoretische Vergewisserungen – Familienanaloge Formen der Hilfen zur Erziehung . . . 7
2.1.1 Geschichtliche Entwicklungslinien . . . 8
2.1.2 Grundformen und Kernmerkmale . . . 17
2.1.3 Quantitative Entwicklungen und gegenwärtiger Stand . . . 24
2.2 Empirische Befunde über familienanaloge Hilfen . . . 31
2.3 Theoretische Bezüge der Studie . . . 43
2.3.1 Interaktionstheoretische Bezüge . . . 44
2.3.2 Performativitätstheoretische Bezüge . . . 53
2.3.3 Erziehungstheoretische Bezüge . . . 59
2.3.3.1 Erziehung als Vermittlung und Aneignung gesellschaftlich-kulturellen Wissens . . . 62
2.3.3.2 Merkmale pädagogischen Handelns . . . 67
2.4 Zusammenführung und Fragekomplex der Studie . . . 77
3 Ethnografische Feldforschung – Methodisches Vorgehen der Studie . . . 81
3.1 Untersuchtes Feld und Fallauswahl . . . 84
3.2 Feldzugänge und Rolle im Feld . . . 89
3.3 Zur Generierung und Analyse des ethnografischen Datenkorpus . . . 98
3.3.1 Zur Generierung des ethnografischen Datenkorpus . . . 99
3.3.2 Zur Analyse des ethnografischen Datenkorpus . . . 115
IX
X Inhaltsverzeichnis
4 Ethnografische Fallrekonstruktionen – Wirklichkeiten
in familienanalogen Formen der Hilfen zur Erziehung . . . 125 4.1 Die Projektstelle Bollert . . . 126
4.1.1 Ortsbegehung und Wahrnehmung der
symbolisch-materiellen Beschaffenheit . . . 127 4.1.2 Rahmenbedingungen des Ortes als Hilfearrangement . . . . 131 4.1.3 Pädagogische Bedeutungszuschreibungen im
Kontext der Hilfeerbringung . . . 135 4.1.3.1 „Wir sind in Anführungszeichen so ne
Profifamilie“ – Selbsteinordnung des Arrangements und Selbstpositionierung zur
Familienanalogie . . . 136 4.1.3.2 „Erstmal solln sie natürlich positive
Erfahrung mit Familie machen“ –
Bestandteile pädagogischer Orientierung . . . 148 4.1.4 Wohnräumliches Zusammenleben und Ordnungen
des Zusammenlebens . . . 155 4.1.4.1 Bewegungen, Bedeutungszuschreibungen
und Areale innerhäuslicher
Zusammenkünfte . . . 156 4.1.4.2 Wohnmodus und wohnräumliche
Segmentierungslogik . . . 171 4.1.4.3 Versorgungspraxis und
Versorgungshaushaltskonstitution . . . 173 4.1.5 Pädagogisches Handeln als beschriebene
Vollzugswirklichkeit . . . 181 4.1.6 Zusammenfassung . . . 214 4.2 Die familienanaloge Wohngruppe Heinrich . . . 219
4.2.1 Ortsbegehung und Wahrnehmung der
symbolisch-materiellen Beschaffenheit . . . 221 4.2.2 Rahmenbedingungen des Ortes als Hilfearrangement . . . . 229 4.2.3 Pädagogische Bedeutungszuschreibungen im
Kontext der Hilfeerbringung . . . 234 4.2.3.1 „Der Begriff familienanaloge Wohngruppe
trifft es schon recht genau“ – Selbsteinordnungen des Arrangements und Selbstpositionierungen zur
Familienanalogie . . . 237
Inhaltsverzeichnis XI
4.2.3.2 „Ich möchte, dass die Kinder von hier aus in ein selbstbestimmtes Leben gehen können“ – Bestandteile pädagogischer
Orientierungen . . . 247 4.2.4 Wohnräumliches Zusammenleben und Ordnungen
des Zusammenlebens . . . 263 4.2.4.1 Bewegungen, Bedeutungszuschreibungen
und Areale innerhäuslicher
Zusammenkünfte . . . 264 4.2.4.2 Wohnmodus und wohnräumliche
Segmentierungslogik . . . 284 4.2.4.3 Versorgungspraxis und
Versorgungshaushaltskonstitution . . . 287 4.2.5 Pädagogisches Handeln als beschriebene
Vollzugswirklichkeit . . . 296 4.2.6 Zusammenfassung . . . 319 4.3 Die Erziehungsstelle Brauer . . . 324
4.3.1 Ortsbegehung und Wahrnehmung der
symbolisch-materiellen Beschaffenheit . . . 325 4.3.2 Rahmenbedingungen des Ortes als Hilfearrangement . . . . 331 4.3.3 Pädagogische Bedeutungszuschreibungen im
Kontext der Hilfeerbringung . . . 336 4.3.3.1 „Wir sind halt ne Pflegefamilie, das ist
nen Begriff, den alles und jeder kennt“ – Selbsteinordnung des Arrangements und
Selbstpositionierung zur Familienanalogie . . . 337 4.3.3.2 „Wenn die überall mit hinkommen, wissen
die, wie die Erwachsenen leben und tun es vielleicht auch so“ – Bestandteile
pädagogischer Orientierungen . . . 353 4.3.4 Wohnräumliches Zusammenleben und Ordnungen
des Zusammenlebens . . . 368 4.3.4.1 Bewegungen, Bedeutungszuschreibungen
und Areale innerhäuslicher
Zusammenkünfte . . . 369 4.3.4.2 Wohnmodus und wohnräumliche
Segmentierungslogik . . . 387 4.3.4.3 Versorgungspraxis und
Versorgungshaushaltskonstitution . . . 390
XII Inhaltsverzeichnis
4.3.5 Pädagogisches Handeln als beschriebene
Vollzugswirklichkeit . . . 396
4.3.6 Zusammenfassung . . . 420
5 Familienanaloge Formen der Hilfen zur Erziehung im Fallvergleich . . . 425
5.1 Ausgangslagen, Rahmenbedingungen und Beschaffenheiten . . . . 426
5.2 Bedeutungszuschreibungen, Wohnmodi und Konsequenzen . . . 430
5.3 Pädagogische Selbstentwürfe, Anliegen und Orientierungsbestandteile . . . 441
5.4 Pädagogische Handlungsvollzugsweisen . . . 445
6 Ergebnisdiskussion und Ergebnisreflexion . . . 463
6.1 Empirische Erträge der Studie . . . 464
6.2 Familienanaloge Formen der Hilfen zur Erziehung im Fachdiskurs . . . 485
6.3 Perspektivität und Grenzen des eigenen Vorgehens . . . 495
7 Ausblick. . . 501
Literatur . . . 505