• Keine Ergebnisse gefunden

Die Rolle langlebiger Plasmazellen bei Autoimmunerkrankungen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "Die Rolle langlebiger Plasmazellen bei Autoimmunerkrankungen"

Copied!
37
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Immunologie

Direktor: Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester

Habilitationsschrift

Die Rolle langlebiger Plasmazellen bei

Autoimmunerkrankungen

Zur Erlangung der Lehrbefähigung im Fach Innere Medizin und

Rheumatologie

Vorgelegt dem Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät

Charité-Universitätsmedizin Berlin

von

Dr. med. Bimba Franziska Hoyer

Eingereicht: März 2015

Dekan: Prof. Dr. med. Axel R. Pries

1. Gutachter/in: Prof. Dr. med. Andreas Schwarting, Mainz 2. Gutachter/in: Prof. Dr. med. Reinhold E. Schmidt, Hannover

(2)

  ________________________________________________________________________________________________   Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ... 4 1.1 Das Immunsystem ... 4 1.1.1 Die B-Zell-Linie ... 5 1.1.2 Plasmazellen ... 6 1.2 Autoimmunität ... 9

1.2.1 Systemischer Lupus Erythematodes ... 9

1.2.2 Vaskulitiden ... 11

1.3 Pathogene Gedächtnis-Plasmazellen als therapeutische Herausforderung ... 12

2 Fragestellung ... 14

3 Eigene Arbeiten ... 15

3.1 Langlebige Autoreaktive Gedächtnis-Plasmazellen sind refraktär gegen Standardtherapie-Verfahren ... 15

3.2 Die Übertragung des autoreaktiven Plasmazellgedächtnisses reicht zum Auslösen einer Immunkomplex-Nephritis aus ... 25

3.3 Das langlebige Plasmazellgedächtnis wird über die komplette Lebenszeit weiter generiert, was eine erfolgreiche Depletion erschwert ... 33

3.4 Beim gesunden Menschen finden sich nach Stimulation des Immunsystems zwei Plasmazell-Populationen im Blut ... 47

3.5 Bei Patienten mit Takayasu Arteritis findet sich ähnliche Veränderung des Plasmazell-Kompartimentes im Blut ... 57

3.6 Erste in vitro Ergebnisse zeigen: eine spezifische Deleption von pathogenen Plasmazellen ist möglich ... 63

4 Diskussion ... 68

4.1 Gibt es ein „Window of opportunity“ für die therapeutische Plasmazell-Depletion? ... 68

4.2 Die Depletion des gesamten Plasmazell-Gedächtnisses als Beweis für die pathogenetisch bedeutende Rolle der Plasmazellen ... 69

4.3 Plasmazell-Expansion als Korrelat für eine systemische B-Zell-Hyperaktivierung – Indikation zur Plasmazell-Vorläufer-Depletion ... 71

4.4 Wie können wir die pathogene Zellen möglichst spezifisch depletieren? ... 72

5 Zusammenfassung ... 75

6 Literaturangaben ... 77

7 Danksagung ... 81

(3)

Abkürzungsverzeichnis

ADCC antibody dependent cellular cytotoxicity

ANA Anti-Nukleäre Antigene

ANCA Anti-Neutrophilen-cytoplasmatische-Antigene APRIL A proliferation inducing Ligand

BAFF B lymphocyte activating factor der TNFA Familie

BlyS B lymphocyte stimulator

BrdU Bromodesoxyuridin

CXCL CX-Chemokin-Ligand

CXCR CX-Chemokin-Rezeptor

DNA Desoxyribunukleinsäure

dsDNA Doppel-Strang DNA

IgA Immunglobulin A

IgG Immunglobulin G

IgM Immunglobulin M

LE Lupus Erythematodes

NZB New Zealand Black

NZB/W F1 New Zealand Black/ New Zealand White F1

NZW New Zealand White

SLE systemischer Lupus Erythematodes

(4)

Einleitung  

________________________________________________________________________________________________  

1 Einleitung

Bei Autoimmunerkrankungen kommt es zum Toleranzbruch des Immunsystems gegenüber dem eigenen Körper oder bestimmten körpereigenen Strukturen. Dadurch kommt es zu Immunreaktionen gegen diese Strukturen. Verschiedene Zellen des Immunsystems und insbesondere des adaptiven Immunsystems spielen im Rahmen dieser Immunreaktionen eine entscheidende Rolle. Die Plasmazellen, das ausgereifte zelluläre Endstadium der B-Zell-Linie, sind über die Produktion von Autoantikörpern für die Schädigung von körpereigenen Strukturen verantwortlich. Die Folge sind Entzündungsreaktionen im Gewebe.

Antikörper-vermittelte Autoimmunerkrankungen sind heute nach wie vor eine große klinische Herausforderung. Autoimmunerkrankungen, wie die Rheumatoide Arthritis gehören zu den sehr häufigen Krankheitsbildern. Andere, wie der systemische Lupus Erythematodes (SLE), sind eher selten. Therapeutisch stellen uns diese Erkrankungen vor ein großes Problem, da die Patienten mit den vorhandenen Therapien nicht geheilt werden können und die Therapien mit Glukokortikoiden und den konventionellen Immunsuppressiva sich unspezifisch gegen alle Komponenten des Immunsystems richten. Die einzige Ausnahme sind hier bisher therapeutische Antikörper. Aber auch diese sind nicht in der Lage zwischen protektiven und pathogenen Komponenten des Immunsystems zu unterscheiden. Zudem sind bei der Mehrheit der Patienten langfristige Therapien notwendig.

1.1 Das Immunsystem

Prinzipiell wird zwischen dem adaptiven und dem natürlichen, angeborenen Immunsystem unterschieden. Das natürliche Immunsystem ist in der Lage, sehr schnell auf den Kontakt mit einem Pathogen zu reagieren. Allerdings ist diese Reaktion eher unspezifisch. Sie ist geprägt vom Einsatz der natürlichen Killerzellen und anderen Zellen wie den Phagozyten [2].

Das adaptive Immunsystem braucht etwas länger für seine Reaktion, ist aber dafür zu einer gezielten und spezifischen Antwort in der Lage. Wichtigste Komponente sind hier die B- und T-Zellen [3].

(5)

1.1.1 Die B-Zell-Linie

Eine wichtige Komponente des sogenannten adaptiven Immunsystems sind die B-Zellen. Sie können spezifisch gegen bestimmte Antigene agieren. Die B-Zelle wird im Knochenmark generiert, reift in den sekundären lymphatischen Organen wie etwa der Milz und den Lymphknoten weiter, um schlussendlich entweder - in der physiologischen Situation – wieder im Knochenmark anzukommen oder aber in einem entzündeten Organ [4]. Im Knochenmark können die B-Zellen als Gedächtnis-B-Zellen langfristig überleben und werden im Fall eines erneuten Antigen-Kontaktes schnell reaktiviert [5], oder sie reifen weiter zur Plasmazelle aus. Das Gleiche gilt für die pathologische Situation im entzündeten Organ.

Reife B-Zellen übernehmen wichtige Funktionen im Rahmen einer Immunreaktion. Sie können Antigene präsentieren und so andere zelluläre Komponenten des Immunsystems aktivieren. Zudem sind sie selbst in der Lage, Zytokine und Chemokine zu sezernieren. Hierbei handelt es sich um „Botenstoffe“, die weitere Immunreaktionen bewirken können oder aber das Überleben anderer Zellen beeinflussen können.

B-Zellen können regulatorische Funktionen übernehmen, z.B. über die Sekretion von Interleukin-10 oder Interleukin-35 [6, 7].

Abbildung 1: B-Zell-Entwicklung: Dargestellt sind die verschiedenen Stadien der B-Zell-Entwicklung. Zudem sind die Oberflächenmarker angegeben, die beim Menschen das entsprechende Stadium charakterisieren.

(6)

Einleitung  

________________________________________________________________________________________________  

Im Laufe ihres Entwicklungsprozesses durchlaufen sie unterschiedliche Kontrollpunkte. Da es im Laufe der Entwicklung immer auch zur Entstehung von autoreaktiven B-Zellen kommt, sollen an diesen Kontrollpunkten Zellen mit einer solchen autoreaktiven Spezifität erkannt und eliminiert werden. Bei Autoimmunerkrankungen kommt es zu „Fehlern“ an den Kontrollpunkten, so dass vermehrt autoreaktive Zellen überleben können und weiter ausreifen [8].

1.1.2 Plasmazellen

Plasmazellen sind das ausdifferenzierte Endstadium der B-Zell-Linie. Bei Plasmazellen unterscheidet man Plasmablasten und Plasmazellen. Plasmablasten sind das frühere Stadium. Diese Zellen proliferieren noch, aber sie sezernieren bereits Antikörper. Plasmablasten reifen entweder weiter zur Plasmazelle aus oder sie sterben innerhalb weniger Tage [5].

Neben den kurzlebigen Plasmazellen und Plasmablasten gibt es langlebige Gedächtnis-Plasmazellen.

Manz et al. konnten 1997 erstmalig beweisen, dass im Rahmen einer Immunreaktion langlebige Plasmazellen entstehen, die im Knochenmark residieren [9]. Diese Zellen proliferieren nicht mehr, sie haben einen wenig aktivierten Phänotyp und überleben ohne erneuten Antigenkontakt über Monate bis Jahre [10, 11]. Trotzdem sezernieren sie konstant Antikörper [11]. Im Rahmen einer protektiven Immunantwort tragen sie, gemeinsam mit den Gedächtnis-B-Zellen, zum Aufrechterhalten des „Immun-Gedächtnisses“ und protektiver Antikörpertiter bei [12].

(7)

Für ihr langes Überleben benötigen diese Zellen eine bestimmte Umgebung, die sogenannte „Überlebensnische“. Die Nische wird durch Zellen (z.B. Stromazellen, Eosinophile, Megakaryozyten) und Chemokine/Zytokine (z.B. APRIL, BAFF, Interleukin-6,....) gebildet [13] [14-17].

Ob es auch intrinsische Faktoren gibt, die dafür sorgen, dass die eine Plasmazelle langlebig wird und die andere nicht, ist bis heute offen [18].

Wir konnten erstmals zeigen, dass pathogene Autoantikörper sowohl von kurzlebigen Plasmazellen und langlebigen Gedächtnis-Plasmazellen generiert und sezerniert werden [1]. Sowohl in der Milz, als auch im Knochenmark, aber auch in

Abbildung 2: Entwicklung der B-Zelle zur kurz- oder langlebigen Plasmazelle. Sowohl im Knochenmark als auch in den sekundären lymphatischen Organen und im entzündeten Gewebe finden sich Überlebensnischen für langlebige Gedächtnis-Plasmazellen, die entweder hierhin einwandern oder bereits im Gewebe ausdifferenzieren.

(8)

Einleitung  

________________________________________________________________________________________________   den entzündeten Nieren von NZB/W F1 Mäusen, einem klassischen Lupus-Mausmodel, lassen sich beide Populationen nachweisen [1, 19, 20].

Mit Hilfe von BrdU-Experimenten war es möglich zu zeigen, dass ein beträchtlicher Teil der Plasmazellen über den Untersuchungszeitraum von 12 Wochen nicht proliferiert, aber weiterhin Autoantikörper produziert [1]. Diese Zellen werden, in Abgrenzung von den kurzlebigen Plasmazellen als langlebige Gedächtnis-Plasmazellen bezeichnet.

Abbildung 3: Mit Hilfe von BrdU-Experimenten können im Mausmodell Gedächtnis-Plasmazellen nachgewiesen werden. Diese Überleben für min. 12 Wochen und proliferieren nicht mehr. Im oberen Teil ist der Einbau und durchflusszytometrische Nachweis von BrdU in etwa die Hälfte der CD138-positiven Milz-Plasmazellen dargestellt. Der untere Teil zeigt

(9)

Sowohl in der Population der kurzlebigen als auch der langlebigen Zellen ließen sich DNA-spezifische, autoreaktive Plasmazellen nachweisen [1]. Beim Systemischen Lupus Erythematodes entsteht durch die deutlich erhöhte Menge proinflammatorischer Zytokine sowohl in den lymphatischen Organen als auch in den entzündeten Organen wie z.B. der Niere neue Plasmazell-Überlebensnischen [19]. Die in der Maus angewandte Methode zum Nachweis von Gedächtnis-Plasmazellen ist beim Menschen nicht umsetzbar, da das eingesetzte Thymidin-Analogon BrdU (Bromodesoxyuridin) kanzerogen ist. Dennoch gibt es beim Menschen viele indirekte Hinweise für die Existenz langlebiger Gedächtnis-Plasmazellen. So sind Impfantikörpertiter auch noch Jahre nach Antigenkontakt im Serum nachweisbar [12]. Zudem kommt es nach einer Therapie mit dem B-Zell-depletierenden Antikörper Rituximab zwar zu einem Abfall der Antikörpertiter, diese verschwinden aber nicht komplett, obwohl vorübergehend keine neuen Plasmazellen gebildet werden können [21]. Präexistente Impfantikörpertiter fallen unter dieser Therapie überhaupt nicht ab [22]. Plasmazellen selbst werden durch diesen Antikörper auf Grund der fehlenden Expression von CD20 nicht depletiert. 1.2 Autoimmunität

Wie bereits erläutert, greift sich der Körper bei Autoimmunerkrankungen selbst an. Es kommt zum Toleranzbruch. Durch das Erkennen unterschiedlicher, körpereigener Zielstrukturen kommt es zu unterschiedlichen Erkrankungen. So werden z.B. bei neurologischen Erkrankungen Strukturen der peripheren Nerven, des ZNS (Multiple Sklerose) oder die motorische Endplatte (Myasthenia gravis) als „fremd“ erkannt. Bei den rheumatologischen Erkrankungen werden zum Teil häufig vorkommende Antigene wie die DNA (Systemischer Lupus erythematodes), Gelenkstrukturen (Rheumatoide Arthritis) oder andere Proteine als Antigen erkannt. Entsprechend können unterschiedliche Organe im Rahmen der Erkrankungen betroffen sein.

1.2.1 Systemischer Lupus Erythematodes

Beim systemischen Lupus Erythematodes handelt es sich um den Prototyp einer systemischen Autoimmunerkrankung. Diese Erkrankung ist in Europa eher selten

(10)

Einleitung  

________________________________________________________________________________________________   mit einer Inzidenz von 50-70/1 Mio [23]. Sie betrifft bevorzugt junge Frauen mit einer Geschlechtsverteilung von f:m 9:1. Wenn Männer betroffen sind, kommt es häufig zu einem schweren Krankheitsverlauf. Bei der Pathogenese scheinen genetische Faktoren genauso wie Umweltfaktoren und hormonelle Faktoren eine Rolle zu spielen [24, 25] .

Typisch ist die Produktion und der Nachweis von Antikörpern gegen nukleäre Antigene (ANA) und insbesondere der Nachweis von Antikörpern gegen dsDNA. Diese führen entweder direkt zu einer Organschädigung oder es kommt zur Bildung von Immunkomplexen. Im Verlauf führen letztere dann ebenfalls zu einer Organschädigung [26].

Der Nachweis von Autoantikörpern ist bereits Jahre vor dem Auftreten klinischer Symptome möglich [27]. Häufig betroffene Organe sind die Haut und die Nieren. Vom systemischen Lupus Erythematodes abzugrenzen sind Formen, die ausschließlich die Haut betreffen (kutaner LE) oder die nur wenige systemische Krankheitssymptome zusätzlich zur Hautbeteiligung zeigen (subakut kutaner LE) [28]. Hier ist teilweise ein Übergang in die systemische Form möglich. Die häufig auftretende Glomerulonephritis führt unbehandelt meist zum terminalen Nierenversagen. In den betroffenen Nieren lassen sich abgelagerte Immunkomplexe nachweisen. Auch eine Beteiligung des Herzens, des ZNS oder der Gelenke tritt häufig auf. Prinzipiell kann nahezu jedes Organ betroffen sein [29].

Aktuelle Therapieverfahren zielen entsprechend auf eine generelle Unterdrückung der Immunantwort ab. Zum Einsatz kommen beim Befall lebenswichtiger Organe standardmäßig Glukokortikoide und anti-proliferative Medikamente wie Cyclophosphamid [30]. Hierdurch kann zwar die Krankheitssymptomatik meistens unterdrückt werden, eine Heilung ist hierüber aber nicht möglich. Nach Absetzen der Therapie kommt es im Normalfall relativ schnell zu einem erneuten Schub der Erkrankung. Auch das einzige zugelassene Biologikum in der Therapie des SLE, der gegen den B-Zell-Überlebensfaktor BlyS gerichtete Antikörper Belimumab, führen nur zu einer temporären Besserung [31].

B-Zell-depletierende Therapien wie etwa der für die Rheumatoide Arthritis zugelassene Antikörper gegen das Oberflächenmolekül CD20 Rituximab wirken ebenfalls nicht langanhaltend und nur bei einem Teil der Patienten [32]. Die Zulassungsstudien für Rituximab beim SLE erreichten entsprechend den primären

(11)

Endpunkt nicht [33, 34]. Große Fallsammlungen zeigen allerdings, dass Rituximab auch bei Patienten mit SLE effektiv ist [35]. Auto-Antikörpertiter fallen hierunter zwar deutlich, aber sie verschwinden nur bei einem Teil der Patienten. Bei protektiven Impfantikörpern ist weder unter Belimumab noch unter Rituximab eine Verminderung zu erkennen [36].

1.2.2 Vaskulitiden

Eine andere große Gruppe der rheumatologischen Erkrankungen sind die Vaskulitiden. Hierbei kommt es zu einer Entzündung der Blutgefäße. Dies führt im Verlauf, neben der meist deutlichen systemischen Entzündungsreaktion, zu einer Ektasie der Gefäße oder einem Verschluss. Entsprechend ist die Klinik gekennzeichnet durch eine Claudicatio im Bereich der Verschlüsse und im Falle einer Ektasie z.B. der Aorta, durch eine Aorteninsuffizienz [37].

Die Erkrankungen werden nach der Größe der hauptsächlich betroffenen Gefäße kategorisiert. Man unterscheidet Großgefäßvaskulitiden (Riesenzellvaskulitis, Takayasu Arteriitis), Vaskulitiden der mittelgroßen Gefäße und Kleingefäßvaskulitiden (u.a. die ANCA-assoziierten Vaskulitiden). Interessanterweise sind meist bei einem Patienten nur Gefäße einer Größenordnung betroffen [38]. Nicht bei allen Vaskulitiden ist bisher der Nachweis spezifischer Antigene gelungen. Trotzdem wird auch hier von einer Autoantikörper-vermittelten Komponente ausgegangen.

In dieser Arbeit liegt ein spezieller Fokus auf den Großgefäßvaskulitiden. Darunter werden Krankheitsbilder verstanden, bei denen vor allem die Aorta und ihre Abgänge betroffen sind. Ein typisches, wenn auch in Deutschland sehr seltenes Beispiel, ist die Takayasu-Arteriitis. Hier kommt es vor allem bei jungen Frauen zu einer Entzündung der Aorta, klassischerweise auch der Arteria subclavia. Von den häufigen Verschlüssen der Arteria subclavia ist auch der Name der Erkrankung als „Pulsless disease“ abgeleitet [39]. Die Patientinnen haben häufig eine längere Phase mit unspezifischen Entzündungszeichen („prepulsless disease phase“), bevor meist durch den Verschluss oder eine signifikante Stenose der Gefäße eine spezifische Klinik auftritt. Lange Zeit wurden diese Erkrankungen als primär T-Zell vermittelt

(12)

Einleitung  

________________________________________________________________________________________________   angesehen [40]. Aber auch bei vielen der Vaskulitiden gibt es Hinweise für eine Rolle der B-Zellen.

Für die Kleingefäßvaskulitiden wie die ANCA-assoziierten Vaskulitiden zeigt sich die unter anderem in der inzwischen erfolgten Zulassung des B-Zell-depletierenden Antikörpers Rituximab [41]. Für die anderen Vaskulitiden ist ebenfalls von einer pathogenetischen Rolle der B-Zellen auszugehen.

1.3 Pathogene Gedächtnis-Plasmazellen als therapeutische Herausforderung  

Die normalerweise in der Klinik eingesetzten Immunsuppressiva, wie z.B. Cyclophosphamid, depletieren lediglich die proliferierenden B-Zellen und Plasmablasten. Die nicht mehr proliferierenden Gedächtnis-Plasmazellen werden entsprechend nicht eliminiert [42].

Im Mausmodell konnten wir zeigen, dass nach der Gabe von hochdosiertem Cyclophosphamid die Population der kurzlebigen Plasmazellen/Plasmablasten verschwindet. In der Population der überlebenden, langlebigen, BrdU negativen Gedächtnis-Plasmazellen, sind aber weiterhin autoreaktive Zellen enthalten [1]. Bislang stehen wir entsprechend vor der Herausforderung, dass wir lediglich in der Lage sind, die kurzlebigen, z.B. im Rahmen eines Erkrankungsschubes entstandenen Plasmazellen/-blasten zu depletieren. Die pathogenen Gedächtnis-Plasmazellen stellen eine große therapeutische Herausforderung dar.

(13)

DNA-IgG DNA-IgM 100 101 102 103 104 105 106 Kontrolle 3x35 mgCy/kg KG 4x35 mg Cy/kg KG lala Pl a sm a ze lle n / O rg a n

Abbildung 4: Cyclophosphamid in aufsteigenden Dosierungen depletiert ausschließlich die kurzlebigen, BrdU-positiven Plasmazellen. Dargestellt ist das Plasmazellkompartiment der Milz mit einer durchflusszytometrischen Darstellung der Oberflächenexpression von CD138 (typische für Plasmazellen) sowie der Einbau von BrdU. Ein Teil der autoreaktiven Zellen überlebt die Behandlung ebenfalls. Modifiziert nach [1].

(14)

Fragestellung  

________________________________________________________________________________________________  

2 Fragestellung

Wir konnten erstmals die Existenz langlebiger, autoreaktiver Gedächtnis-Plasmazellen im Mausmodell des systemischen Lupus Erythematodes beweisen. Daraus ergibt sich, dass nur ein Teil der autoreaktiven Plasmazellen durch die „normalen“ Therapieverfahren eliminiert wird.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage wie das Gedächtnis-Plasmazell-Kompartiment in der Lupus-Maus entsteht, welche pathogenetische Rolle es spielt und wie es möglicherweise eliminiert werden kann. In einem zweiten Schritt stellt sich die Frage, ob diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können und inwiefern kurz- und langlebige Plasmazellen auch hier vorkommen und für Autoimmunerkrankungen wichtig sind.

Weiter stellt sich die Frage nach besseren, spezifischen Therapieverfahren, die eine selektive Elimination der autoreaktiven, pathogenen Plasmazellen ermöglichen.

(15)

3 Eigene Arbeiten

3.1 Langlebige Autoreaktive Gedächtnis-Plasmazellen sind refraktär gegen Standardtherapie-Verfahren

Mumtaz, IM*, Hoyer BF*, Panne, D, Moser K, Winter O, Cheng Q, Yoshida T, Burmester GR, Radbruch A, Manz RA, and Hiepe F. Bone marrow of NZB/W mice is the major site for plasma cells resistant to dexamethasone and cyclophosphamide:

implications for the treatment of autoimmunity. J Autoimmun 2012; 9:180-188. * zu gleichen Teilen beigetragen.

Originalpublikation unter https://dx.doi.org/10.1016/j.jaut.2012.05.010

In vorangegangen Arbeiten konnten wir zeigen, dass auch im aktivierten Immunsystem, wie es im Rahmen des systemischen Lupus erythematodes vorkommt, das Plasmazellkompartiment mindestens zwei Populationen enthält: langlebige und kurzlebige Plasmazellen. Ebenso konnten wir zeigen, dass in beiden Zellpopulationen pathogene Zellen enthalten sind. Anti-proliferative Substanzen wie Cyclophosphamid, welches im klinischen Alltag bei der Lupus-Nephritis eingesetzt wird, sind nicht in der Lage, langlebige Gedächtnis-Plasmazellen zu depletieren. Dies liegt unter anderem daran, dass Cyclophosphamid lediglich gegen proliferierende Zellen gerichtet ist. Die langlebigen Gedächtnis-Plasmazellen proliferieren nicht mehr und sind von daher für Cyclophosphamid nicht erreichbar. In dieser Arbeit zeigen wir, dass die langlebige Plasmazell-Population auch gegen Glukokortikoide, die ebenfalls im klinischen Alltag ihren Einsatz finden, sowie eine Kombination von Cyclophosphamid und Glukokortikoiden resistent ist. Auch andere Standard-Medikamente (Belimumab, Mycophenolat) sind hierzu nicht in der Lage (eigene unpublizierte Daten und [36]). Vor allem die Gedächtnis-Plasmazellen im Knochenmark sind extrem resistent. Standard-Therapieverfahren sind somit nicht in der Lage, eine Ablation des Plasmazell-Gedächtnisses zu erreichen. Langanhaltende Therapieerfolge sind also mit diesen Medikamenten nicht zu verwirklichen.

(16)

Eigene  Arbeiten  

________________________________________________________________________________________________   3.2 Die Übertragung des autoreaktiven Plasmazellgedächtnisses reicht zum

Auslösen einer Immunkomplex-Nephritis aus

Cheng Q, Mumtaz IM, Khodadadi L, Radbruch A, Hiepe F*, Hoyer BF*. Autoantibodies from long-lived 'memory' plasma cells of NZB/W mice drive immune complex nephritis. Ann Rheum Dis. 2013 Dec;72(12):2011-7. * zu gleichen Teilen beigetragen

Originalarbeit unter https://dx.doi.org/10.1136/annrheumdis-2013-203827

Auch wenn wir zeigen konnten, dass in beiden Plasmazell-Populationen autoreaktive Zellen enthalten sind, war zunächst die Frage offen, welche Rolle das langlebige Gedächtnis-Plasmazell-Kompartiment allein für die Pathogenese der Erkrankung spielt.

In dieser Studie wurden Plasmazellen aus der Milz von NZB/W F1-Mäusen, dem klassischen Lupus- Mausmodel, in Rag1-/- Mäuse transferiert. Rag defiziente-Mäuse besitzen kein eigenes Immunsystem. Eine Abstoßung der Zellen oder eine Einflussnahme anderer Zellpopulationen auf die Ergebnisse konnte somit ausgeschlossen werden. In diesem Transfersystem konnten bis Woche 21 nach Transfer (letzter Untersuchungszeitpunkt) autoreaktive Antikörpertiter im Serum nachgewiesen werden und auch DNA-spezifische Zellen in den lymphatischen Organen. Bereits ab Tag 7 nach dem Transfer waren Ig-Antiköper-Spiegel und dsDNA-spezifisches Antikörper im Serum der Rezipienten-Mäuse nachweisbar. Ab 21 Wochen nach Transfer zeigten sich in der Niere der transferierten Mäuse Immunkomplexablagerungen, die mit einer Proteinurie bei den Empfängertieren korrelierte. Bis zum Zeitpunkt 28 Wochen nach Transfer überlebten lediglich 20% der transferierten Tiere gegenüber 100% der Kontrolltiere.

Mit Hilfe von BrdU-Einbau sowie einer Cyclophosphamid-Behandlung einer Empfänger-Gruppe konnten wir zeigen, dass im Verlauf ausschließlich langlebige Plasmazellen zu den nachweisbaren Autoantikörper-Titern führen. Dies heißt auch, dass die langfristig nachweisbaren Plasmazellen langlebige Gedächtnis-Plasmazellen sind. Mit diesen Daten zeigen wir, dass das autoreaktive Gedächtnis-Plasmazell-Kompartiment eine wichtige Rolle für die Entstehung der SLE-typischen Nephritis spielt und als pathogen angesehen werden muss.

(17)

3.3 Das langlebige Plasmazellgedächtnis wird über die komplette Lebenszeit weiter generiert, was eine erfolgreiche Depletion erschwert

Taddeo A., Khodadadi L., Voigt C., Mumtaz IM, Cheng Q, Moser K, Alexander T,

Manz RA, Radbruch A., Hiepe F., Hoyer BF.

Long-lived plasma cells are early and constantly generated in NZB/W mice and their therapeutic depletion requires a combined targeting of autoreactive plasma cells and their precursors. Arthritis Research and Therapy. 2015, 17:39

Originalpublikation unter https://dx.doi.org/10.1186/s13075-015-0551-3

Nachdem wir gezeigt haben, dass die langlebigen autoreaktiven Plasmazellen eine wichtige Rolle in der Pathogenese des SLE spielen, war es wichtig, zu verstehen, wann sie entstehen und wie sich die Entstehung langlebiger Plasmazellen über die Lebenszeit im Mausmodell entwickelt. Gerade auch bezüglich therapeutischer Optionen im Sinne eines “window of opportunity” ist diese Kinetik von großer Bedeutung. In dieser Arbeit zeigen wir, dass das langlebige Plasmazellgedächtnis bereits in den ersten Lebenswochen der Tiere entsteht (frühester analysierter Zeitpunkt 4 Wochen). Dies ist lange vor dem Ausbruch klinischer Symptome. Zudem konnten wir hier zeigen, dass die Anzahl langlebiger Plasmazellen zwar in der Milz ab der 12. Lebenswoche ein Plateau erreicht, im Knochenmark hingegen über die komplette Lebensdauer der Tiere weiter ansteigt. Dies gilt sowohl für das gesamte langlebige Plasmazellkompartiment, als auch für die autoreaktiven Gedächtnis-Plasmazellen. Entsprechend sahen wir, dass die Fähigkeit der Milz, langlebige Plasmazellen aufzunehmen, mit dem Alter abnimmt, während diese Fähigkeit im Knochenmark konstant hoch bleibt. In der Niere steigt die Anzahl langlebiger Plasmazellen erst stark verzögert, passend zum Entzündungsprogress, an und erreicht bis zum Ende der Lebensdauer der Tiere kein Plateau.

Neubert et al. konnten zeigen, dass langlebige Gedächtnis-Plasmazellen durch eine Therapie mit dem Proteasominhibitor Bortezomib depletiert werden können. Bortezomib verhindert über die Inhibition des Proteasoms den Proteinabbau in der Zelle. In Zellen mit einer hohen Proteinsynthese wie den Plasmazellen führt dies zum Zelltod [43].

(18)

Eigene  Arbeiten  

________________________________________________________________________________________________   Wir zeigen hier, dass die einmalige Depletion langlebiger Plasmazellen mit dem Proteasominhibitor Bortezomib zwar zu einer Depletion der Gedächtnis-Plasmazellen führt, bereits nach 2 Wochen haben die Gedächtnis-Plasmazellen allerdings auf Grund ihrer permanenten Regeneration ihren Ausgangswert wieder erreicht.

Wird die einmalige Depletion mit Bortezomib hingegen mit einer wiederholten Depletion der Vorläuferzellen, also der B-Zellen kombiniert, so führt dies zu persistierend niedrigen Plasmazellzahlen. Im Tiermodell kombinierten wir Bortezomib mit Cyclophosphamid, im Patienten wäre die deutlich spezifischer Depletion z.B. mit dem gegen CD20 gerichteten Antikörper Rituximab oder dem gegen BLyS-gerichteten Antikörper Belimumab möglich.

(19)

3.4 Beim gesunden Menschen finden sich nach Stimulation des Immunsystems zwei Plasmazell-Populationen im Blut

Odendahl M, Mei H, Hoyer BF, Jacobi AM, Hansen A, Muehlinghaus G, Berek C, Hiepe F, Manz R, Radbruch A, Dörner T. Generation of migratory antigen-specific plasma blasts and mobilization of resident plasma cells in a secondary immune response. Blood. 2005;105(4):1614-1621.

Originalpublikation unter: http://dx.doi.org/10.1182/blood-­‐2004-­‐07-­‐2507  

Neben den ausführlichen Untersuchungen des Plasmazellkompartimentes im Tiermodell stellt sich die Frage, wie die Situation beim Menschen ist. In dieser Arbeit konnten wir zeigen, dass beim Gesunden 7 Tage nach Tetanusimmunisierung 2 Populationen von Plasmazellen im Blut zu finden sind. Die eine Population zeigt einen sehr niedrigen Aktivierungszustand und weist somit den Phänotyp reifer Plasmazellen auf. Die zweite Population zeigt einen hohen Aktivierungszustand, unter anderem gekennzeichnet durch die hohe Expression von MHCII, und könnte kurzlebigen Plasmablasten entsprechen. Eine mögliche Erklärung für das Erscheinen dieser beiden Plasmazellpopulationen ist die These, dass durch die vermehrte Generation von Tetanus-spezifischen Plasmablasten, langlebige Gedächtnis-Plasmazellen durch den Kompetitionsdruck aus ihren Überlebensnischen disloziert werden und deswegen im Blut nachweisbar werden. Entsprechend ist nur ein Teil dieser Plasmazellen Tetanus-spezifisch. Diese Studie zeigt, dass eine im Blut nachweisbare Expansion der Plasmazellen als Korrelat einer systemischen B-Zell-Hyperaktivierung anzusehen ist.

(20)

Eigene  Arbeiten  

________________________________________________________________________________________________   3.5 Bei Patienten mit Takayasu Arteritis findet sich ähnliche Veränderung des

Plasmazell-Kompartimentes im Blut

Hoyer, BF, Mumtaz IM, Loddenkemper K, Bruns A, Sengler C, Hermann KG, Maza S, Keitzer R, Burmester GR, Buttgereit F, Radbruch A, and F. Hiepe. Takayasu arteritis is characterised by disturbances of B cell homeostasis and responds to B cell depletion therapy with rituximab. Ann Rheum Dis. 2012.71:(75)-79.

Originalarbeit unter https://dx.doi.org/10.1136/ard.2011.153007  

Bei Patienten mit SLE konnte in der Vergangenheit gezeigt werden, dass eine hohe Krankheitsaktivität mit einer Expansion der Plasmazellen/-blasten im peripheren Blut korreliert [44, 45]. Entsprechend den Daten aus der zuvor gezeigten Studie [46] wird dies als Ausdruck der systemischen B-Zell-Hyperaktivierung gewertet.

In dieser Arbeit zeigen wir, dass eine ähnliche Expansion vor allem von MHCII-positiven Plasmablasten auch bei Patienten mit der sehr seltenen Riesenzellvaskulitis Takayasu Arteritis auftritt. Auch hier korreliert die Expansion der Plasmazellen im Blut der Patienten mit der Krankheitsaktivität. Zudem zeigen wir, dass es, bei Patienten, die vorher refraktär gegenüber den unterschiedlichsten Therapien waren, mit einer B-Zell-depletierenden Therapie mit Rituximab möglich ist, die Patienten längerfristig in Remission zu bringen.

Inzwischen konnten auch Autoantikörper bei diesem Krankheitsbild nachgewiesen werden [47].

Dies zeigt, dass die B-Zellen in der Pathogenese auch dieses Krankheitsbildes eine wichtige Rolle spielen und insbesondere das Plasmazellkompartiment eine wichtige Rolle inne hat: einerseits als Biomarker für Krankheitsaktivität, andererseits als ein die Krankheit-aufrechterhaltender Faktor, unter anderem über die Produktion von Autoantikörpern.

(21)

3.6 Erste in vitro Ergebnisse zeigen: eine spezifische Deleption von pathogenen Plasmazellen ist möglich

Taddeo A, Gerl V, Hoyer BF, Chang HD, Kohler S, Schaffert H, Thiel A, Radbruch A, Hiepe F. Selection and depletion of plasma cells based on the specificity of the secreted antibody. Eur J Immunol. 2015 Jan;45(1):317-9.

Originalpublikation unter: https://dx.doi.org/10.1002/eji.201444993

Langlebige, autoreaktive Gedächtnis-Plasmazellen lassen sich bislang nur mittels Immunoablativer Verfahren oder selektiv mit Proteasominhibition depletieren [43, 48, 49]. Dies hat insbesondere den Nachteil, dass auch das protektive Gedächtnis beeinträchtig wird. Diese iatrogene Immunsuppression führt unter anderem zu einer starken Infektanfälligkeit, die für einen Großteil der Komplikationen verantwortlich ist.

Zudem führt eine längerfristige Therapie mit Proteasominhibitoren bei etwa 40% zu Therapieabbrüchen auf Grund einer relevanten Thrombozytopenie und/oder Polyneuropathie.

Das langfristige Ziel muss somit eine spezifische Depletion antigen-spezifischer Plasmazellen sein. Dadurch wäre eine isolierte Depletion ausschließlich der pathogenen Zellen möglich. Dieser Therapieansatz ließe sich zudem nicht nur auf autoimmune, Antikörper-vermittelte Krankheitsbilder anwenden sondern letzten Endes auf jedes Antikörper-vermittelte Krankheitsbild mit einem definierten Antigen.

In dieser Studie zeigen wir mit ersten in vitro Ergebnissen, dass eine antigen-spezifische Plasmazell-Depletion mit Hilfe der sogenannten “Matrix-Technologie” möglich ist. Die Matrix ist ein Konjugat aus einem Antikörper gegen ein Plasmazell-Oberflächenmolekül, in dieser Studie CD138, mit einem definierten Antigen (hier Ovalbumin). In einer gemischten Kultur von Plasmazellen, die Antikörper gegen Ovalbumin produzieren und Plasmazellen, die Antikörper gegen ein beliebiges andere Antigen produzieren, wird die Matrix an alle Plasmazellen gebunden, da diese alle CD138 exprimieren. Bei den Plasmazellen, die tatsächlich Antikörper gegen Ovalbumin produzieren, binden die produzierten Antikörper an die auf der Zelloberfläche gebundene Matrix. In Anwesenheit von Komplement werden also alle diejenigen Zellen in Apoptose gehen, die die an die Matrix gebundenen Antikörper

(22)

Eigene  Arbeiten  

________________________________________________________________________________________________   auf der Oberfläche tragen – beim Ausschluss von „Cross feeding“ innerhalb der Kultur also alle diejenigen Plasmazellen, die Antikörper gegen Ovalbumin produzieren. Die restlichen Plasmazellen tragen zwar die Matrix auf der Oberfläche, zu einer Induktion von Apoptose kommt es hier nicht. In dieser Studie zeigen wir, dass dieses Konzept in vitro funktioniert und die Matrix in der Lage ist, Ovalbumin-spezifische Plasmazellen zu identifizieren. Auch erste Versuche mit Plasmazellen aus einem Mausmodell für Myasthenia gravis zeigen eine effiziente Depletion von Plasmazellen, die gegen Acetylcholin-Rezeptor gerichtete Antikörper produzieren. Geplant ist diese Ergebnisse im nächsten Schritt in die Maus zu übertragen. Sollte sich diese Technologie in vivo als funktionell erweisen, wäre dies ein Durchbruch in der Therapie Antikörper-vermittelter Erkrankungen.

(23)

4 Diskussion

In dieser Arbeit konnten wir zeigen, dass das langlebige autoreaktive Plasmazellgedächtnis eine zentrale Rolle in der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen einnimmt. Langlebige Gedächtnis-Plasmazellen sind refraktär gegen alle immunsuppressiven Standardtherapieverfahren. Weder das bei schweren systemischen Autoimmunerkrankungen verwendete Cyclophosphamid und andere anti-proliferativ wirkende Immunsuppressiva wie Mycophenolsäure (unpublizierte Daten) noch die Kombination von Cyclophosphamid mit Glukokortikoiden sind in der Lage, diese nicht-proliferierenden, aber weiterhin Autoantikörper-produzierenden langlebigen Gedächtnis-Plasmazellen zu eliminieren [50].

Wie wir weiter zeigen konnten, reicht der alleinige Transfer von Plasmazellen aus der Lupus-Maus in ein Mausmodell ohne eigenes Immunsystem aus, um eine Immunkomplexnephritis in den Empfängertieren zu verursachen [51]. Zudem können langfristig stabile Autoantikörpertiter in den Empfängertieren gemessen werden. Dies beweist, dass auch ohne weitere helfende Zellen das langlebige Plasmazellgedächtnis zur Aufrechterhaltung der Erkrankung führt. Somit sind die autoreaktiven Gedächtnis-Plasmazellen als pathogen anzusehen.

4.1 Gibt es ein „Window of opportunity“ für die therapeutische Plasmazell-Depletion?

 

Unsere Hoffnung, dass das langlebige Plasmazellkompartiment zu einem definierten Zeitpunkt im Zusammenhang mit der Entwicklung der Erkrankung entsteht und somit ein „window of opportunity“ für seine Depletion vorhanden wäre, konnten wir in den gezeigten Daten nicht bestätigen. Insbesondere im Knochenmark der untersuchten NZB/W F1-Mäuse geht die Bildung des langlebigen Plasmazellkompartimentes über die komplette Lebensdauer der Tiere weiter [52].

Nach erfolgreicher Depletion des langlebigen Plasmazellkompartimentes mit dem Proteasominhibitor Bortezomib regeneriert das Plasmazellkompartiment innerhalb von 2 Wochen wieder auf die Ausgangwerte aufgrund der kontinuierlichen Neubildung von Plasmazellen infolge der genetisch determinierten

(24)

B-Zell-Diskussion  

________________________________________________________________________________________________   Hyperaktivität in den analysierten NZB/W-Mäusen. Eine rasche Regeneration des autoreaktiven Plasmazellgedächtnisses scheint deshalb auch in SLE-Patienten, bei denen zum Zeitpunkt der Bortezomib-Therapie weiterhin eine B-Zell-Hyperaktivität vorliegt, möglich zu sein. Ein Teil der Patienten mit SLE, die mit Bortezomib behandelt wurden, wiesen nach Beendigung der Bortezomib-Therapie sehr schnell wieder eine Expansion von zirkulierenden Plasmablasten als Ausdruck einer B-Hyperaktivität auf [48].

4.2 Die Depletion des gesamten Plasmazell-Gedächtnisses als Beweis für die pathogenetisch bedeutende Rolle der Plasmazellen

Eine Methode das langlebige Plasmazellkompartiment auch im Menschen zu eliminieren, ist die autologe Stammzelltransplantation. Nach einem Konditionierungs-Schema wird hier eine Immunablation mit hochdosiertem Cyclophosphamid und Anti-Thymozytenglobulin (ATG) durchgeführt. Neben Cyclophosphamid, welches in der Lage ist, die proliferierenden Zellen zu depletieren, ist hier ATG der entscheidende Faktor. Wie wir zeigen konnten, sind nach der Gabe von ATG auch die Plasmazellen aus dem Knochenmark depletiert [49]. Auch protektive Antikörpertiter im Blut, die nach konventioneller Immunsuppression lediglich abfallen, genauso wie vorher refraktäre Autoantikörpertiter, waren nach der Immunablation weitgehend verschwunden. Mit dieser Methode depletiert man das komplette immunologische Gedächtnis und stellt somit eine Chance dar, ein normales, tolerantes Immunsystem neu zu entwickeln. Diese Wiederherstellung eines toleranten Immunsystems erklärt die erreichten Langzeitremissionen bei den Patienten [49].

Eine zweite, selektiver auf die Plasmazellen wirkende Methode ist die Plasmazell-Depletion mit Proteasominhibitoren. Auf Grund deren Wirkungsmechanismus, über die Aktivierung der sogenannten „unfolded protein response“, sprechen Plasmazellen wegen ihrer hohen Proteinsynthese besonders gut auf Proteasominhibition an. Neben der gezielten Wirkung auf Plasmazellen wirkt Bortezomib aber auch auf andere Zellen mit einer hohen Proteinsynthese [43]. Zudem vermindert es die Zellkontakte zwischen Stromazellen und Plasmazellen.

(25)

Hierüber erklären sich unter anderem die Nebenwirkungen, die gerade bei längerem Einsatz von Bortezomib zu beobachten sind. Hier ist an erster Stelle die Thrombozytopenie bei etwa 30% der behandelten Patienten zu nennen. Zweite klassische Nebenwirkung ist eine Polyneuropathie bei etwa 30-40% der Patienten [53]. Beides kann zum Therapieabbruch führen und ist Dosis-limitierend. Für eine persistierende Plasmazell-Depletion wäre aber eine langfristige Bortezomib-Monotherapie nötig, wie wir zeigen konnten. Bereits in der Publikation von Neubert et al. zeigt sich die Wirksamkeit der langfristigen Therapie in der Maus [43]. Allerdings sind im Mausmodell weniger Nebenwirkungen zu beobachten als beim Patienten. Ein Unterschied zwischen Maus und Patient ist auch, dass in der Maus mit den Proteasominhibitoren eine fast komplette Plasmazellablation erreicht werden kann, während diese beim Patienten nur inkomplett ist. Dies wird durch die inkomplette Reduktion der Autoantikörpertiter widergespiegelt [48].

Hieraus lässt sich ableiten, dass eine langfristige Therapie mit Bortezomib nur eine nachrangige Lösung sein kann. Trotzdem konnten wir in einer ersten Kohorte auch im Patienten zeigen, dass die Therapie effektiv ist [48].

Auf Grund der kompletten Immunablation birgt dieses Therapieverfahren ein hohes peri-interventionelles Infektionsrisiko. Aktuell bleibt diese Therapieoption schwerst kranken Patienten, die nicht auf die immunsuppressiven Standardtherapien ansprechen, vorbehalten.

Auf der anderen Seite könnte der Einsatz bei weniger schwer erkrankten Patienten zu einer Reduktion der Therapie-assoziierten Mortalität führen.

Optimal wäre ein Therapieeinsatz, der das Gedächtnis-Plasmazell-Kompartiment komplett depletiert, natürlich genau zu dem Zeitpunkt, zu dem das langlebige autoreaktive Plasmazellkompartiment entsteht.

Wie oben allerdings bereits dargestellt, gibt es diesen einen Zeitpunkt nicht. Sowohl im Tiermodell (Taddeo et al) als auch beim Patienten lassen sich zudem die Autoantikörper bereits lange vor Beginn der klinischen Krankheitssymptome nachweisen [27]. Zum Zeitpunkt des Krankheitsausbruchs und somit dem potentiell frühesten Therapiezeitpunkt ist oftmals die Grundlage für das autoreaktive Plasmazell-Gedächtnis bereits geschaffen. Denkbar wäre allerdings ein Einsatz bei

(26)

Diskussion  

________________________________________________________________________________________________   Erkrankungen, wo sich die Entstehung des spezifischen Plasmazell-Gedächtnisses zeitlich gut eingrenzen lässt, so z.B. bei Allo-Antikörper-vermittelter humoraler Rejektion nach Organtransplantation [54].

4.3 Plasmazell-Expansion als Korrelat für eine systemische B-Zell-Hyperaktivierung – Indikation zur Plasmazell-Vorläufer-Depletion  

Im weiteren Verlauf konnten wir zeigen, dass sich eine Plasmazell-Expansion im peripheren Blut, wie sie beim SLE als Zeichen der systemischen B-Zell-Hyperaktivierung beobachtet werden kann [45], auch bei gesunden Probanden an Tag 7 nach einer Tetanus-Auffrischungs-Impfung finden [46].

Nach Tetanus-Immunisierung sind die Plasmablasten im peripheren Blut zum größten Teil Tetanus-spezifisch, während die reifen Plasmazellen eine gemischte Spezifität zeigen [46]. Die reifen Plasmazellen (niedrige MHCII-Expression) zeigen einen Phänotyp typisch für Knochenmarksplasmazellen. Da der größte Teil der neugebildeten Zellen allerdings Tetanus-spezifische Plasmablasten sind, werten wir dies als Nachweis dafür, dass die Plasmablasten-Expansion die systemische B-Zell-Hyperaktivierung abbildet und im peripheren Blut nachweisbar macht.

Beim SLE konnte bereits gezeigt werden, dass diese Expansion mit der Krankheitsaktivität korreliert [44, 55]. Hier lässt sich der durchflusszytometrisch erhobene Wert als Biomarker für Krankheitsaktivität nutzen.

Neben dem SLE finden sich ähnliche Veränderungen auch bei anderen Autoimmunerkrankungen.

In der Vergangenheit gab es bereits Beschreibungen im Sjögren-Syndrom [56]. Wir und andere haben Ähnliches für die Takayasu Arteritis, andere Riesenzellarteriitiden und die ANCA-assoziierten Vaskulitiden gezeigt [57-59]. Meist korreliert diese Plasmablasten-Expansion mit dem Auftreten von Autoantikörpern. Bei einem Teil der Vaskulitiden, die bisher als T-Zell vermittelt angesehen wurden, bei denen die Patienten allerdings B-Zell-Veränderungen zeigen, wie der Takayasu Arteritis und der Riesenzellvaskulitis oder der Polymyalgia rheumatica, konnten inzwischen ebenfalls Autoantikörper nachgewiesen werden [47, 60]. Ob die „expandierten“ Plasmazellen im Blut spezifisch für diese Autoantikörper sind, muss erst noch

(27)

gezeigt werden. Auch ihre Bedeutung in der Pathogenese ist noch nicht abschließend geklärt.

In jedem Fall haben sie eine Funktion als Biomarker zur Messung der Krankheitsaktivität. Auf Grund des sehr engen zeitlichen Zusammenhangs zwischen dem Auftreten einer solchen Plasmablasten-Population im peripheren Blut und einer erhöhter Krankheitsaktivität ist allerdings auch von einer Bedeutung für die Pathogenese in der „Schub“-Entstehung auszugehen.

4.4 Wie können wir die pathogene Zellen möglichst spezifisch depletieren?  

Zusammenfassend konnten wir zeigen, dass das langlebige, autoreaktive Plasmazellgedächtnis sowohl im Mausmodell, als auch beim Menschen eine zentrale Rolle in der Pathogenese und im Krankheitsverlauf von Autoimmunerkrankungen spielt. Therapeutisch stellen diese Zellen uns noch immer vor eine große Herausforderung. Mit Therapieoptionen wie der Proteasominhibition oder der autologen Stammzelltransplantation haben wir inzwischen Möglichkeiten, die langlebigen Plasmazellen zu depletieren.

Leider sind diese Therapieoptionen einerseits mit einer hohen Nebenwirkungsrate/Mortalität verbunden und andererseits führen sie nur zu einer vorübergehenden Plasmazell-Depletion. Sie müssten also kontinuierlich gegeben werde, was wiederum durch die Nebenwirkungen limitiert ist. Zudem werden durch die unspezifische Depletion neben den pathogenen Zellen auch die protektiven Zellen depletiert. Dies führt zu einem deutlich erhöhten Infektionsrisiko.

Eine mögliche Lösung für die Regeneration des Plasmazell-Kompartimentes mit gleichzeitiger Minimierung der Nebenwirkungen ist eine kurzzeitige Kombination der unspezifischen Plasmazell-Depletion mit einer längerfristigen spezifischen Vorläufer-Zell-Depletion, z.B. mit dem depletierenden Antikörper gegen CD20 oder anderen Substanzen, die am B-Zell-Kompartiment angreifen.

Im Mausmodell ist aktuell kein dem Rituximab vergleichbar gut wirkender Antikörper verfügbar. Die verfügbare Alternative zeigt gerade im Lupus-Mausmodell eine insuffiziente Depletion [61]. So werden hier die Marginal-Zonen-B-Zellen und die peritonealen Marginal-Zonen-B-Zellen nur unwesentlich reduziert. Aus diesem

(28)

Diskussion  

________________________________________________________________________________________________   Grund sind wir in den gezeigten Daten auf das unspezifisch anti-proliferativ wirkende Cyclophosphamid ausgewichen.

Erste Daten von Patienten, unter anderem aus Studien zur Therapie Allo-Antikörper vermittelter humoraler Rejektionen, sprechen aber für einen guten Effekt der Kombination von Rituximab und Bortezomib [54].

Auch eine Kombination einer spezifischen B-Zell-Depletion zusammen mit der Unterdrückung von Plasmazell-Überlebensfaktoren wäre denkbar. Hierfür spricht auch, dass nach B-Zell-Depletion diese Überlebensfaktoren, wie z.B. BLyS extrem ansteigen [62].

Langfristiges Ziel sollte aber eine spezifische Depletion der autoantigen-spezifischen Zellen sein. Mit der sogenannten Matrix-Methode zeigen wir einen ersten – noch sehr experimentellen – Ansatz. Perspektivisch soll diese Methode auch beim Patienten angewandt werden. Der Einsatz der Matrix-Technologie zur antigen-spezifischen Plasmazell-Depletion bietet sich in erster Linie für Erkrankungen mit einem definierten Autoantigen an. Hier wären Erkrankungen wie die Myasthenia gravis zu nennen [63], aber genauso die membranöse Glomerulonephritis [64] oder Hauterkrankungen wie der Pemphigus vulgaris [65]. Bei Patienten mit SLE stehen wir vor der Herausforderung multipler Autoantigene. Hier wäre für das weitere Vorgehen wichtig, einzugrenzen, welche Autoantigene in der Pathogenese die wichtigste Rolle spielen.

Möglich wäre auch ein Einsatz bei Allergien, wo das Antigen klar definiert ist. Hier konnten im Mausmodell ebenfalls langlebige Plasmazellen nachgewiesen werden [66]. Bei IgE-vermittelten Erkrankungen könnte die Matrix-Technologie allerdings an der Kapazität des IgE zur Induktion von ADCC scheitern.

Zusammenfassend wäre für alle Antikörper-vermittelten Erkrankungen eine spezifische Depletion der Antigen-spezifischen Plasmazellen ein Ansatz, wie wir unseren Patienten langfristig helfen können. Voraussetzung hierfür ist ein noch besseres Verständnis der Rolle der Plasmazellen bei unterschiedlichen Autoimmunerkrankungen, ihre spezifischen Autoantigene, ihre Verteilung und Stabilität in unterschiedlichen Geweben und ihrer Überlebensnische sowie mögliche Unterschiede zwischen pathogenen und protektiven Zellen.

(29)

Schlussendlich wird aber vermutlich nicht eine Therapie oder ein Ansatz alleine zielführend sein. Auch wenn wir mit den Plasmazellen allein die Erkrankung übertragen können, spielt in der Pathogenese die Wechselwirkung zwischen unterschiedlichen Zellpopulationen, Chemokinen, Zytokinen und pro- und anti-inflammatorischen Faktoren eine große Rolle. Es ist deshalb davon auszugehen, dass in den meisten Fällen eine Kombination, die an unterschiedlichen Stellen in das fehlgeleitete System eingreift, zur langfristigen Behandlung und Remissionsinduktion notwendig sein wird.

Abb 5: Schematische Darstellung der unterschiedlichen

Plasmazell-Depletionsverfahren. Rot und blau dargestellte Zellen entsprechen unterschiedlichen Spezifitäten der Plasmazellen. Während die Proteasominhibitoren unspezifisch alle Plasmazellen depletieren, führt die Matrix zu einer selektiven Depletion ausschließlich der „blauen“ Plasmazellen, also Zellen mit einer definierten Antigen-Spezifität.

(30)

Zusammenfassung  

________________________________________________________________________________________________  

5 Zusammenfassung

Ein großer Teil der systemischen Autoimmunerkrankungen ist nachweislich an das Vorhandensein von Antikörpern gegen definierte Autoantigene gekoppelt. Diese Autoantikörper werden von den end-differenzierten Stadien der B-Zell- Linie, den sogenannten Plasmazellen, produziert und sezerniert.

In der Vergangenheit konnten wir gezeigt werden, dass es bei den Plasmazellen mindestens zwei Untergruppen gibt: die sogenannten kurzlebigen Plasmazellen und die langlebigen Gedächtnis-Plasmazellen. Die Gedächtnis-Plasmazellen haben eine beträchtlich längere Lebensdauer als kurzlebige Zellen (Jahre vs. Tage). Sie proliferieren nicht mehr und sezernieren kontinuierlich spezifische Antikörper. Wir konnten erstmals zeigen, dass dies auch in einem hyperaktivierten Immunsystem, wie dies im Mausmodell des systemischen Lupus Erythematodes zu finden ist, der Fall ist. Sowohl unter den kurzlebigen als auch unter den Plasmazellen finden sich pathogene autoreaktive Zellen. Das Gedächtnis-Plasmazellkompartiment entsteht lange vor Ausbruch der klinischen Krankheitssymptome und ihre Neugeneration hält die komplette Lebenszeit an. Eine kombinierte Depletion der Plasmazellen und ihrer Vorläufer führt zu einer persistierenden Immunablation. Die Population autoreaktiver Gedächtnis-Plasmazellen stellt eine therapeutische Herausforderung dar. Standard-Immunsuppressiva sind nicht in der Lage, diese Zellen zu eliminieren. So tragen die Gedächtnis-Plasmazellen dazu bei, dass trotz massiver Immunsuppression Patienten bisher nicht geheilt werden können.

Beim Patienten mit unterschiedlichen Autoimmunerkrankungen findet sich im Zusammenhang mit einem Krankheitsschub eine Expansion von kurzlebigen Plasmablasten im Blut als Korrelat für die systemische B-Zell-Hyperaktivierung. Dies ist, neben dem Nachweis von Autoantikörpern, ein Hinweis für eine Rolle der Plasmazellen in der Pathogenese der Erkrankungen.

Bisher sind wir nur zu einer unspezifischen Immunsuppression in der Lage. Mit Hilfe der Matrix-Technologie ist eine spezifische Depletion von Plasmazellen einer

(31)

Für eine Übertragung der murinen Daten in die Klinik ist ein noch besseres Verständnis der Rolle und Funktion der Plasmazellen bei unterschiedlichen Autoimmunerkrankungen Voraussetzung. Dies würde einen Durchbruch in der Therapie aller chronischen Antikörper-vermittelten Erkrankungen, auch außerhalb der Rheumatologie, bedeuten.

(32)

Literaturangaben  

________________________________________________________________________________________________  

6 Literaturangaben

1.   Hoyer,   B.F.,   et   al.,   Short-­‐lived   plasmablasts   and   long-­‐lived   plasma   cells   contribute   to   chronic   humoral   autoimmunity   in   NZB/W   mice.   J   Exp   Med,   2004.  199(11):  p.  1577-­‐84.  

2.   Beutler,   B.,   Innate   immunity:   an   overview.   Mol   Immunol,   2004.   40(12):   p.   845-­‐59.  

3.   Adinolfi,  M.  and  M.H.  Lessof,  Development  of  humoral  and  cellular  immunity   in  man.  J  Med  Genet,  1972.  9(1):  p.  86-­‐91.  

4.   Shlomchik,  M.J.  and  F.  Weisel,  Germinal  center  selection  and  the  development   of  memory  B  and  plasma  cells.  Immunol  Rev,  2012.  247(1):  p.  52-­‐63.  

5.   Pieper,   K.,   B.   Grimbacher,   and   H.   Eibel,   B-­‐cell   biology   and   development.   J   Allergy  Clin  Immunol,  2013.  131(4):  p.  959-­‐71.  

6.   Hilgenberg,   E.,   et   al.,   Interleukin-­‐10-­‐producing   B   cells   and   the   regulation   of   immunity.  Curr  Top  Microbiol  Immunol,  2014.  380:  p.  69-­‐92.  

7.   Shen,   P.,   et   al.,   IL-­‐35-­‐producing   B   cells   are   critical   regulators   of   immunity   during   autoimmune   and   infectious   diseases.   Nature,   2014.   507(7492):   p.   366-­‐70.  

8.   Ding,   C.   and   J.   Yan,   Regulation   of   autoreactive   B   cells:   checkpoints   and   activation.  Arch  Immunol  Ther  Exp  (Warsz),  2007.  55(2):  p.  83-­‐9.  

9.   Manz,   R.A.,   A.   Thiel,   and   A.   Radbruch,   Lifetime   of   plasma   cells   in   the   bone   marrow.  Nature,  1997.  388(6638):  p.  133-­‐4.  

10.   Manz,  R.A.,  et  al.,  Long-­‐lived  plasma  cells  survive  independent  of  antigen.  Curr   Top  Microbiol  Immunol,  1999.  246:  p.  71-­‐4;  discussion  74-­‐5.  

11.   Manz,  R.A.,  et  al.,  Survival  of  long-­‐lived  plasma  cells  is  independent  of  antigen.   Int  Immunol,  1998.  10(11):  p.  1703-­‐11.  

12.   Amanna,  I.J.,  N.E.  Carlson,  and  M.K.  Slifka,  Duration  of  humoral  immunity  to   common  viral  and  vaccine  antigens.  N  Engl  J  Med,  2007.  357(19):  p.  1903-­‐15.   13.   Radbruch,  A.,  et  al.,  Competence  and  competition:  the  challenge  of  becoming  a  

long-­‐lived  plasma  cell.  Nat  Rev  Immunol,  2006.  6(10):  p.  741-­‐50.  

14.   Chu,  V.T.,  et  al.,  Eosinophils  are  required  for  the  maintenance  of  plasma  cells   in  the  bone  marrow.  Nat  Immunol,  2011.  12(2):  p.  151-­‐9.  

15.   Mohr,  E.,  et  al.,  Dendritic  cells  and  monocyte/macrophages  that  create  the  IL-­‐ 6/APRIL-­‐rich   lymph   node   microenvironments   where   plasmablasts   mature.   J   Immunol,  2009.  182(4):  p.  2113-­‐23.  

16.   Moser,  K.,  et  al.,  Stromal  niches,  plasma  cell  differentiation  and  survival.  Curr   Opin  Immunol,  2006.  18(3):  p.  265-­‐70.  

17.   Winter,   O.,   et   al.,   Megakaryocytes   constitute   a   functional   component   of   a   plasma  cell  niche  in  the  bone  marrow.  Blood,  2010.  116(11):  p.  1867-­‐75.   18.   Nutt,   S.L.,   et   al.,   The   generation   of   antibody-­‐secreting   plasma   cells.   Nat   Rev  

Immunol,  2015.  15(3):  p.  160-­‐71.  

19.   Cassese,  G.,  et  al.,  Inflamed  kidneys  of  NZB  /  W  mice  are  a  major  site  for  the   homeostasis  of  plasma  cells.  Eur  J  Immunol,  2001.  31(9):  p.  2726-­‐32.  

20.   Starke,  C.,  et  al.,  High  frequency  of  autoantibody-­‐secreting  cells  and  long-­‐lived   plasma  cells  within  inflamed  kidneys  of  NZB/W  F1  lupus  mice.  Eur  J  Immunol,   2011.  41(7):  p.  2107-­‐12.  

21.   Cornec,  D.,  et  al.,  Critical  analysis  of  rituximab-­‐induced  serological  changes  in   connective  tissue  diseases.  Autoimmun  Rev,  2009.  8(6):  p.  515-­‐9.  

(33)

22.   Hiepe,   F.,   et   al.,   Long-­‐lived   autoreactive   plasma   cells   drive   persistent   autoimmune  inflammation.  Nat  Rev  Rheumatol,  2011.  7(3):  p.  170-­‐8.  

23.   Klippel,   J.H.,   Systemic   lupus   erythematosus:   demographics,   prognosis,   and   outcome.  J  Rheumatol  Suppl,  1997.  48:  p.  67-­‐71.  

24.   Barbhaiya,  M.  and  K.H.  Costenbader,  Ultraviolet  radiation  and  systemic  lupus   erythematosus.  Lupus,  2014.  23(6):  p.  588-­‐95.  

25.   Takvorian,  S.U.,  J.F.  Merola,  and  K.H.  Costenbader,  Cigarette  smoking,  alcohol   consumption  and  risk  of  systemic  lupus  erythematosus.  Lupus,  2014.  23(6):  p.   537-­‐44.  

26.   Hahn,  B.H.,  Antibodies  to  DNA.  N  Engl  J  Med,  1998.  338(19):  p.  1359-­‐68.   27.   Eriksson,   C.,   et   al.,   Autoantibodies   predate   the   onset   of   systemic   lupus  

erythematosus  in  northern  Sweden.  Arthritis  Res  Ther,  2011.  13(1):  p.  R30.   28.   Kuhn,   A.   and   A.   Landmann,   The   classification   and   diagnosis   of   cutaneous  

lupus  erythematosus.  J  Autoimmun,  2014.  48-­‐49:  p.  14-­‐9.  

29.   Cervera,   R.,   et   al.,   Patterns   of   systemic   lupus   erythematosus   expression   in   Europe.  Autoimmun  Rev,  2014.  13(6):  p.  621-­‐9.  

30.   Ugarte-­‐Gil,  M.F.  and  G.S.  Alarcon,  Systemic  lupus  erythematosus:  a  therapeutic   challenge  for  the  XXI  century.  Clin  Rheumatol,  2014.  33(4):  p.  441-­‐50.  

31.   Furie,   R.,   et   al.,   A   phase   III,   randomized,   placebo-­‐controlled   study   of   belimumab,  a  monoclonal  antibody  that  inhibits  B  lymphocyte  stimulator,  in   patients  with  systemic  lupus  erythematosus.   Arthritis   Rheum,   2011.   63(12):   p.  3918-­‐30.  

32.   Lu,  T.Y.,  et  al.,  A  retrospective  seven-­‐year  analysis  of  the  use  of  B  cell  depletion   therapy   in   systemic   lupus   erythematosus   at   University   College   London   Hospital:  the  first  fifty  patients.  Arthritis  Rheum,  2009.  61(4):  p.  482-­‐7.   33.   Merrill,   J.T.,   et   al.,   Efficacy  and  safety  of  rituximab  in  moderately-­‐to-­‐severely  

active   systemic   lupus   erythematosus:   the   randomized,   double-­‐blind,   phase   II/III   systemic   lupus   erythematosus   evaluation   of   rituximab   trial.   Arthritis   Rheum,  2010.  62(1):  p.  222-­‐33.  

34.   Rovin,   B.H.,   et   al.,   Efficacy   and   safety   of   rituximab   in   patients   with   active   proliferative  lupus  nephritis:  the  Lupus  Nephritis  Assessment  with  Rituximab   study.  Arthritis  Rheum,  2012.  64(4):  p.  1215-­‐26.  

35.   Murray,   E.   and   M.   Perry,   Off-­‐label   use   of   rituximab   in   systemic   lupus   erythematosus:  a  systematic  review.  Clin  Rheumatol,  2010.  29(7):  p.  707-­‐16.   36.   Chatham,   W.W.,   et   al.,   Effect  of  belimumab  on  vaccine  antigen  antibodies  to  

influenza,  pneumococcal,  and  tetanus  vaccines  in  patients  with  systemic  lupus   erythematosus  in  the  BLISS-­‐76  trial.  J  Rheumatol,  2012.  39(8):  p.  1632-­‐40.   37.   Guillevin,  L.  and  C.  Pagnoux,  [Classification  of  systemic  vasculitides].  Rev  Prat,  

2008.  58(5):  p.  480-­‐6.  

38.   Jennette,   J.C.,   et   al.,   2012   revised   International   Chapel   Hill   Consensus   Conference  Nomenclature  of  Vasculitides.  Arthritis  Rheum,  2013.  65(1):  p.  1-­‐ 11.  

39.   de   Souza,   A.W.   and   J.F.   de   Carvalho,   Diagnostic  and  classification  criteria  of   Takayasu  arteritis.  J  Autoimmun,  2014.  48-­‐49:  p.  79-­‐83.  

40.   Weyand,  C.M.  and  J.J.  Goronzy,  Medium-­‐  and  large-­‐vessel  vasculitis.  N  Engl  J   Med,  2003.  349(2):  p.  160-­‐9.  

41.   Stone,   J.H.,   et   al.,   Rituximab   versus   cyclophosphamide   for   ANCA-­‐associated   vasculitis.  N  Engl  J  Med,  2010.  363(3):  p.  221-­‐32.  

(34)

Literaturangaben  

________________________________________________________________________________________________   42.   Hoyer,   B.F.,   et   al.,   How   to   cope   with   pathogenic   long-­‐lived   plasma   cells   in  

autoimmune  diseases.  Ann  Rheum  Dis,  2008.  67  Suppl  3:  p.  iii87-­‐9.  

43.   Neubert,  K.,  et  al.,  The  proteasome  inhibitor  bortezomib  depletes  plasma  cells   and   protects   mice   with   lupus-­‐like   disease   from   nephritis.   Nat   Med,   2008.   14(7):  p.  748-­‐55.  

44.   Jacobi,   A.M.,   et   al.,   HLA-­‐DRhigh/CD27high   plasmablasts   indicate   active   disease  in  patients  with  systemic  lupus  erythematosus.  Ann  Rheum  Dis,  2010.   69(1):  p.  305-­‐8.  

45.   Odendahl,   M.,   et   al.,   Disturbed   peripheral   B   lymphocyte   homeostasis   in   systemic  lupus  erythematosus.  J  Immunol,  2000.  165(10):  p.  5970-­‐9.  

46.   Odendahl,   M.,   et   al.,   Generation   of   migratory   antigen-­‐specific   plasma   blasts   and   mobilization   of   resident   plasma   cells   in   a   secondary   immune   response.   Blood,  2005.  105(4):  p.  1614-­‐21.  

47.   Grosse,   K.,   et   al.,   Association   of   ferritin   antibodies   with   Takayasu   arteritis.   Clin  Rheumatol,  2014.  33(10):  p.  1523-­‐6.  

48.   Alexander,   T.,   et   al.,   The   proteasome   inhibitior   bortezomib   depletes   plasma   cells   and   ameliorates   clinical   manifestations   of   refractory   systemic   lupus   erythematosus.  Ann  Rheum  Dis,  2015.  

49.   Alexander,  T.,  et  al.,  Depletion  of  autoreactive  immunologic  memory  followed   by   autologous   hematopoietic   stem   cell   transplantation   in   patients   with   refractory  SLE  induces  long-­‐term  remission  through  de  novo  generation  of  a   juvenile  and  tolerant  immune  system.  Blood,  2009.  113(1):  p.  214-­‐23.  

50.   Mumtaz,  I.M.,  et  al.,  Bone  marrow  of  NZB/W  mice  is  the  major  site  for  plasma   cells  resistant  to  dexamethasone  and  cyclophosphamide:  implications  for  the   treatment  of  autoimmunity.  J  Autoimmun,  2012.  39(3):  p.  180-­‐8.  

51.   Cheng,   Q.,   et   al.,   Autoantibodies   from   long-­‐lived   'memory'   plasma   cells   of   NZB/W  mice  drive  immune  complex  nephritis.  Ann  Rheum  Dis,  2013.  72(12):   p.  2011-­‐7.  

52.   Taddeo,  A.,  et  al.,  Long-­‐lived  plasma  cells  are  early  and  constantly  generated   in   New   Zealand   Black/New   Zealand   White   F1   mice   and   their   therapeutic   depletion  requires  a  combined  targeting  of  autoreactive  plasma  cells  and  their   precursors.  Arthritis  Res  Ther,  2015.  17:  p.  39.  

53.   Field-­‐Smith,  A.,  G.J.  Morgan,  and  F.E.  Davies,  Bortezomib  (Velcadetrade  mark)   in  the  Treatment  of  Multiple  Myeloma.  Ther  Clin  Risk  Manag,  2006.  2(3):  p.   271-­‐9.  

54.   Duerr,  M.,  et  al.,  Retrospective  Cohort  Study  Concerning  Efficacy  and  Safety  of   Bortezomib  in  Combination  With  Or  Without  Rituximab  in  Antibody  Mediated   Rejection  in  Renal  Transplant  Recipients  (abstract).   Am   J   Transplant,   2015.   15(Suppl  3).  

55.   Jacobi,  A.M.,  et  al.,  Correlation  between  circulating  CD27high  plasma  cells  and   disease   activity   in   patients   with   systemic   lupus   erythematosus.   Arthritis   Rheum,  2003.  48(5):  p.  1332-­‐42.  

56.   Hansen,   A.,   et   al.,   Diminished   peripheral   blood   memory   B   cells   and   accumulation   of   memory   B   cells   in   the   salivary   glands   of   patients   with   Sjogren's  syndrome.  Arthritis  Rheum,  2002.  46(8):  p.  2160-­‐71.  

57.   Hoyer,  B.F.,  et  al.,  Takayasu  arteritis  is  characterised  by  disturbances  of  B  cell   homeostasis   and   responds   to   B   cell   depletion   therapy   with   rituximab.   Ann   Rheum  Dis,  2012.  71(1):  p.  75-­‐9.  

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auf diese, die Akuität der Entzündung illustrierenden Merkmale weist auch die molekulare Analyse mittels quantitativer Messung der Genexpression von Markern, die die

Infizierte (Kontrolle = leerer pMSCV-Vektor) und selektionierte SHEP Zellen wurden 24 h mit Thymidin behandelt, um sie in G1/S zu blocken und dann durch Entfernen des Thymidin in

“The production storage and release of the neurotrophins nerve growth factor, brain-derived neurotrophic factor and neurotrophin-3 by human peripheral eosinophils

hypertensive Wildtyp Mäuse und 20 hypertensive RAG-1 Knockout Mäuse. Aus beiden hypertensiven Mausgruppen starben vorzeitig während des Versuches jeweils 6 Mäuse. In diesen

Im peripheren Gewebe unterhalten T H -Lymphozyten durch Produktion von proinflammatorischen Zytokinen weiterhin das entzündliche Milieu und rekrutieren für die

We could further show by 3-D time-resolved two-photon microscopy that the [asCD11a] were still engaging in a “capping” interaction with the neurons on the slice surface 1 h after OGD

Die Inaktivierung von IKK1 in den LMP1/CD40-exprimierenden B-Zellen führte zu einer Reduktion des Milzgewichts, der Gesamt- und B-Zellzahlen, wobei die B-Zellzahlen

Es wird angenommen, dass der BAFF-Rezeptor das B-Zellüberleben über den nicht-kanonischen NF-κB Signalweg vermittelt (Rowland et al.. wohl für die Pathogenese