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Linguistik online 38, 2/09

Editorial

Annelies Häcki Buhofer (Basel)

Die Korpuslinguistik erlebt einen eigentlichen Boom. Korpora als Grundlagen für lingu- istische Fragestellungen, deren Beantwortung grössere und vielfältigere Datenmengen erfor- dert, als man als Einzelperson sammeln und analysieren kann, sind im Trend. Eine Reihe von EinzelforscherInnen, Forscherteams und Institutionen stellen sich der Herausforderung, Wege zu finden zwischen einer angemessenen Strukturierung eines Korpus, der Berücksichtigung der vielfältigen Texte einer geschichtlichen Periode, einer brauchbaren Grösse und der Be- schränkung personeller Ressourcen, die durch die Automatisierung von Arbeitsschritten ge- mildert, aber bei weitem nicht gänzlich aufgefangen werden kann.

Diese Hoch-Zeit der Korpora scheint vorderhand ungebrochen – obwohl die Pflege und Er- haltung der Korpora in den wenigsten Fällen gesichert ist. Da Forschungsprojekte im allge- meinen für eine sehr begrenzte Zeit und Aufgabe finanziell unterstützt werden können, müss- ten es die Institutionen sein – die Akademien, nationalen Forschungsförderungsinsti-tutionen oder grossen Sprachinstitute, die diese Aufgabe übernehmen oder platzieren. Dass eine kom- merzielle Nutzung von Korpusgrundlagen die Weiterentwicklung oder auch nur die blosse Erhaltung und technische Pflege ermöglicht, bleibt wohl die Ausnahme. Dass die europäi- schen Urheberrechtsgesetze dem nicht-kommerziellen, wissenschaftlichen Interesse an um- fassenden Textsammlungen so wenig entgegenkommen, wie sie das derzeit tun, bleibt vor- derhand ein Mangel.

Während die schiere Grösse und Reichhaltigkeit der Ressourcen eines Korpus bisher und nach wie vor seine Bedeutsamkeit begründen (Institut für Deutsche Sprache, www.ids- mannheim.de), wird zunehmend auch die Strukturierung eines Korpus ein wichtiges Quali- tätskriterium (Digitales Wörterbuch, www.dwds.de, Schweizer Textkorpus, www.schweizer- textkorpus.ch), ein zunehmend sorgfältiger Aufbau also, der nicht nur berücksichtigt, was leicht erhältlich ist oder digital vorliegt, sondern auch kleinere Texte und Textmengen aus entlegeneren oder sozial oder thematisch spezialisierteren Kontexten miteinbezieht. Weiter werden Korpora zunehmend an ihrer historischen Tiefe gemessen sowie daran, für wen sie in welcher Weise nützlich oder interessant sind. Nicht alle Korpora können vorderhand – oft aus urheberrechtlichen Gründen – extern abgefragt werden (Austrian Academy Corpus, www.aac.ac.at).

Dass das Interesse an Sprachdaten, gerade wenn auch einige interessante Auswertungs- möglichkeiten der Korpora angeboten werden, auch von Seiten nicht-fachwissenschaftlich interessierten Nutzerinnnen und Nutzern gross sein muss, zeigen die Zahlen des Projekts Deutscher Wortschatz (wortschatz.uni-leipzig.de). Die grossen zukunftsträchtigen Themen sind automatisiertes Suchen und Erstellen von Rohdaten, die Kombination von quantitativen Möglichkeiten und bisher nur qualitativ beantwortbaren Fragestellungen und die bessere Nut- zung der Korpora-Möglichkeiten für differenzierte Fragestellungen.

Die Korpuserstellungspraxis ebenso wie die Korpustheorie hat sich in verschiedenen lingui- stischen Teilgebieten mit nicht eben viel wissenschaftlichem Austausch entwickelt. Die me- thodologischen Entwicklungen von CHILDES für die Kindersprachforschung, die Korpus- theorie, die sich begleitend entwickelt hat, ist von der textorientierten Datenbankentwicklung nicht genutzt worden und umgekehrt. In der breiten Nutzung von Erfahrungen liegt ein Poten- tial, das es in Zukunft besser zu nutzen gilt – auch zur ausgeprägteren Differenzierung von Korpora, die durch ihre Funktionen als Referenzkorpora für zeitlich, regional und sozial be-

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Linguistik online 38, 2/09

ISSN 1615-3014

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stimmte Texte dialogischer oder monologischer Natur von Kindern oder Erwachsenen etc.

genauer bestimmt werden können.

Universität Basel im März 2009 – Annelies Häcki Buhofer

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