• Keine Ergebnisse gefunden

»Zurückbleiben! Stimmen aus dem Hintergrund« Klanginstallationen von Christina Kubisch

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "»Zurückbleiben! Stimmen aus dem Hintergrund« Klanginstallationen von Christina Kubisch"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spots

»Zurückbleiben!

Stimmen aus dem Untergrund«

Klanginstallationen von Christina Kubisch

Christina Kubisch hat den Konzertsaal verlassen, um neue Räume für ihre Konzerte zu suchen. Als Ort ihrer Klanginstallation im Rahmen des Berliner Projektes Stadtmusik '88, bei dem Aufträge an 14 Klangkünstler vergeben wurden, akustisch-klanglich mit der Architektur der Stadt umzu­

gehen, wählte sie einen Kellerraum. Ihre Arbeit für 1 km Kabel und magne­

tische Kopfhörer stellte sie unter den Titel »Zurückbleiben ! Stimmen aus dem Untergrund« .

Ist draußen noch starke Hitze zu ertragen, wird es, nachdem man die Kellertreppe hinuntergegangen ist, merklich kühler und dunkler; Keller­

Atmosphäre breitet sich aus, während man den Weg zu dem Raum der Klanginstallation sucht.

Vor dem Eingang erhält jeder Besucher zwei Dinge: einen kabellosen Kopfhörer und eine kleine Taschenlampe. Mit Hilfe der Taschenlampen können sich die Besucher in dem dunklen Raum allmählich orientieren.

Der Raum ist leer, nur an den Wänden sind Kabel verspannt, die geometri­

sche Strukturen bilden. Diese Kabel senden Klänge aus, die die Besucher mit den Kopfhörern aufgrund magnetischer Induktion empfangen können.

Je nach Bewegung im Raum ändern sich die Klänge. In dieser Installation gibt Christina Kubisch die klangliche Atmosphäre eines U-Bahnhofes wie­

der und verfremdet sie. Durchsagen ertönen und wechseln ab mit anderen Stimmen, unterschiedlichsten Tönen und Geräuschen.

In einer weiteren Klanginstallation (in der Kongreßhalle im Rahmen der Audiowerkstatt Berlin '88) setzt Christina Kubisch Licht in einer besonde­

ren Weise ein : von Schwarzlichtlampen angestrahlt, leuchten phosphores­

zierende Kabel, die so auf dem Boden angelegt sind, daß sie ein Labyrinth bilden. Diese Kabelstruktur sendet wie bei der eingangs beschriebenen Installation Töne und Klänge aus, die die Besucher mit Hilfe des Kopfhö­

rers empfangen können.

137

(2)

Jeder kann sich auf individuelle Klangsuche begeben und seinem Klang­

weg durch das Labyrinth folgen. Zu hören ist eine Klangcollage aus Natur­

geräuschen bzw. -klängen und synthetisch hergestellten Tönen.

Da sich die Besucher in diesen Klang-Räumen aufgrund der Dunkelheit unbeobachtet fühlen, können sie sich freier bewegen. Im Gegensatz zu tra­

ditionellen Konzerten, bei denen bereits ein Räuspern als störend empfun­

den wird, ganz abgesehen vom Umherlaufen im Raum, brauchen die Besu­

cher hier kaum Rücksicht aufeinander zu nehmen. Im Licht-Klang-Raum kann sich jeder frei bewegen, konzentriert den Klängen nachspüren - den Klangfarben, die langsam variieren, sich entwickeln. Die zeitliche Abfolge kann jeder selbst bestimmen. Kaum etwas lenkt ab von den Tönen einer­

seits und der geometrischen minimalistischen Form bzw. Linie andererseits ( die komplizierte elektronische Technik ist für die Besucher nicht zu sehen). Die visuelle, auf das Wesentliche reduzierte Form unterstützt das Hören, fördert die Konzentration. Während der Besucher sich entlang der leuchtenden Linien bewegt, nimmt er die übrigen Anwesenden kaum wahr.

Die phosphoreszierende Kabelstruktur ist hier sowohl musikalisches Material als auch visuelle Hilfe zur Aufnahme der Musik.

138

(3)

In ihren Klanginstallationen versucht Christina Kubisch, die Trennung zwischen Schall, Geräusch und Klang aufzuheben. Natürliche und elektro­

nisch erzeugte Klänge werden kaum mehr als Gegensatz, sondern als Ein­

heit empfunden.

Hier herrscht kein Zuviel an visuellen und akustischen Reizen, wie sonst so häufig in multimedialen Zusammenhängen anzutreffen, die die Sinne überstrapazieren und bei denen man von Eindrücken dermaßen vollge­

powert wird, daß einem glatt Hören und Sehen vergehen. Lauschen und Zuhören werden in den Arbeiten von Christina Kubisch neu erfahrbar.

Als ich den dunklen Raum verlasse, blendet mich die grelle Sonne, und die Geräusche der fahrenden Autos verbinden sich mit denen des Windes und des Wassers der Springbrunnen zu einer phantastischen Klanginstalla­

tion - wie ich sie in dieser Intensität vorher nicht wahrgenommen habe.

Imke Wedemeyer

139

(4)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im Umkehrschluss bedeutet dies entweder aber auch, dass die Kantone in der Vergangenheit den Sonder- gesellschaften aus finanzpolitischer Sicht zu hohe Abzüge gewährten, oder

Mit der Einführung des Medizinproduktegesetzes (MPG), der Medizinprodukte- Betreiberverord- nung (MPBetreibV) sowie der letzten Änderung der RKI-Richtlinien insbesondere

Er will, dass die Menschen miteinander in Frieden leben, egal wie fremd sie sich sind.. Niemand soll unterdrückt werden und

und die lief genau in dem gleichen R ythmus, wie das Lied war; die hatte so einen schwungvollen Gang und das paßte so, so als ob sie selber die Musik hören würde, und das war also

René Block und Christina Kubisch haben die Einladung angenommen sich im Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris mit Anne Zeitz, Maître de conférences an der Université Rennes

Dabei beschränkt der Autor seine Analyse nicht auf eine bestimmte Res- source, eine Region oder ein Land, sondern bietet einen Überblick über gegenwärtige

Der magnetische Fluss Φ = A·B kann in der Schule nicht direkt gemessen werden, aber man kann ihn gut aus der Induktionsspannung berechnen – mathematisch wird er als Bestand

Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärme- dizin äußerte jedoch „erhebliche Be- denken”, dass das Melatonin auch über die Haut ins Blut