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Archiv "Hochschulmedizin und Helmholtz-Gemeinschaft: Kooperation mit Ecken und Kanten" (05.03.2010)

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A 382 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 9

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5. März 2010

HOCHSCHULMEDIZIN UND HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT

Kooperation mit Ecken und Kanten

Die vom Bundesforschungsministerium gewünschte und geförderte Zusammenarbeit zwischen der Universitätsmedizin und der Helmholtz-Gemeinschaft sorgt auch im Frühjahr noch für eisige Stimmung in der deutschen Forschungslandschaft.

W

enn es um Geld geht, hört die Freundschaft bekannt- lich oft auf. Noch schwieriger kann es sein, tragfähige Partnerschaften zu schließen, wenn man um Geld konkurriert. Dies spüren momentan die medizinischen Fakultäten und die außeruniversitären Forschungs- einrichtungen. Ihre Zusammenar- beit in der Förderperiode 2009 bis 2013 der Bundesregierung gestaltet sich derzeit sehr schwierig und er- hitzt die Gemüter: Während die ei- nen fruchtbare Synergien erwarten, befürchten andere einen „Ausver- kauf“ der Hochschulmedizin und deren langfristige Benachteiligung.

Zweifel an fairem Wettbewerb Anlass zur Sorge ist die vom Bund geförderte Gesundheitsforschungsini- tiative der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren (HGF).

Ausgehend von deutschen Zentren der Gesundheitsforschung sollen fünf Volkskrankheiten effektiv bekämpft werden: Demenz, Diabetes mellitus, Krebs, Infektionen und Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen. Ihre Entstehung und ihr Verlauf sollen im Rahmen ei- ner prospektiven „Nationalen Kohor- te“ ab 2012 verfolgt werden. Das Ziel begrüßte der 70. Ordentliche Me- dizinische Fakultätentag (MFT) im

Juni 2009 zwar grundsätzlich. Gleich- zeitig verwies er darauf, dass nur mit der Universitätsmedizin eine Trans- lation von der Grundlagenforschung bis zum Patienten möglich sei.

Kritisch betrachtet der MFT auch die Tatsache, dass sich die Zentren der HGF nicht wie die Universitäten dem Wettbewerb um öffentliche För- dermittel stellen müssen, sondern in- stitutionell durch den Bund gefördert werden. „Wenn Kompetenz nicht mehr entscheidend ist, entsteht eine Wettbewerbsverzerrung in der medi- zinischen Forschung“, warnte der MFT. Prof. Dr. med. Dieter Bitter- Suermann, Präsident des MFT, nannte dem Deutschen Ärzteblatt ein Beispiel: „Obwohl die Haupt- kompetenz auf dem Gesundheitsfor- schungssektor Diabetes mellitus bei der Hochschulmedizin liegt, haben die Helmholtz-Zentren versucht, sich mit der Macht des Geldes die Hauptpositionen in diesem For- schungsbereich zu sichern.“

In der Tat erklären es die HGF- Gesundheitszentren auf ihrer Home - page zum Ziel, „national und inter- national eine führende Rolle zu übernehmen“. Dazu wollen sie langfristige Verbünde mit universi- tären und außeruniversitären Part- nern auf Augenhöhe gründen.

Prof. Dr. med. Josef Pfeilschif- ter, Universitätsklinikum Frankfurt/

Main, glaubt jedoch nicht an ei- ne Begegnung auf Augenhöhe:

„Wenn Finanz-, Budget- und Per - sonalverantwortung bei der HGF liegen, dann handelt es sich um ein klares Abhängigkeitsverhältnis der Hochschuleinrichtungen.“ Dies komme auch in den „Knebelverträ- gen“ zum Ausdruck, in denen von

„unselbstständigen Satelliten“ ge- sprochen werde, die an das Kern- zentrum der HGF angegliedert sind.

Der Zukunft der deutschen Hoch- schulmedizin sieht Pfeilschifter mit Sorge entgegen: „Da eine anteili- ge Mitfinanzierung der Satelliten durch die jeweiligen Bundesländer vom Bundesforschungsministerium gefordert wird, besteht die Gefahr, dass die Gelder für die Universitä- ten entsprechend gekürzt werden.“

Auch diese müssten jedoch einen gleichberechtigten Zugang zu einer direkten, nachhaltigen Finanzie- rung erhalten, fordert Pfeilschifter.

Und: „Die Auswahl der Partner sollte nach wissenschaftsadäquaten Standards ablaufen.“ Eine Möglich- keit wäre, so Pfeilschifter, die Be- gutachtung durch die Deutsche For- schungsgemeinschaft (DFG).

Musterverträge in Arbeit Prof. Dr. med. Jürgen Schölmerich, Universitätsklinikum Regensburg und Vizepräsident der DFG, hält dies jedoch nicht für nötig, da die Kon- sortien im Wettbewerb gebildet wür- den. Auch die Einflussnahme des Ministeriums auf die Forschungs- landschaft hält er prinzipiell nicht für schädlich. Als Folge der Födera- lismusreform sei zudem eine Förde- rung der Universitätsmedizin durch den Bund nur durch die Partner- schaft mit den Helmholtz-Zentren möglich. „So wie die Verträge jetzt konstruiert werden, sehe ich viele Chancen für die Hochschulmedizin und die Basis für eine vernünftige Partnerschaft“, sagte Schölmerich dem Deutschen Ärzteblatt.

Für grundsätzlich sinnvoll hält auch Bitter-Suermann eine Koopera- tion. „Die HGF und die Hochschul- medizin verfügen über unterschied- liche Kenntnisse und Methoden. Das schafft Synergien.“ Wichtig sei es jedoch jetzt, Fehlentwicklungen vor- zubeugen und „auf Augenhöhe“ zu- sammenzuarbeiten. Die Universitä- ten dürften sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Positiv bewer- tet der MFT-Präsident die entste- henden Verträge zu den For- schungsbereichen Krebs, Infektio- nen und Herz/Kreislauf. „Hier sind wir auf einem guten Weg.“ ■

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gaben die

außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutsch- land 2007 8,5 Milliarden Euro für Forschung und Ent- wicklung aus. Das waren 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Davon entfielen 0,6 Milliarden Euro (6,6 Prozent) auf die Humanmedizin.

STEIGENDE AUSGABEN

P O L I T I K

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