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A. Untersuchungen im Lehrrevier der Forstschule E. T. H.

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und Freilandböden.

VI. MITTEILUNG.

Der Wald als Erholungsstätte und der Waldho~en.

Von Hans Bm·ger.

Einleitung.

Der Mensch als „Krone der Schöpfung " ist unzweifelhaft der gröHte

· Feind aller mehr oder weniger natürlichen Lebensgemeinschaften, da er

für sich das Recht beansprucht, nicht nur seine Lebensnotwendigkeiten, sondern auch seine Kultur- und Luxusbedürfnisse durch Gebrauch und häufigen Mißbrauch der Naturschöpfung zu befriedigen. Es hat sich deshalb als notwendig erwiesen, den Wald im Interesse der allgemeinen Volkswohlfahrt durch Forstgesetze zu schützen gegen die Verminderung seiner Fläche, gegen den Wald zerstörende direkte . und indirekte Nut- zungen, gegen Waldbrände, die meistens auch von Menschen verursacht werden, gegen Rauchschäden usw.

Es könnte nun leicht die Meinung entstehen, der Forstmann, der für die Erhaltung des Waldes verantwortlich ist, tue alles, um die übrigen Menschen aus dem Wald zu verbannen. Dem ist aber nicht so. Die Forstleute sind sich wohl bewuflt, daß der Wald für die Menschen da ist. Er soll einmal die Landschaften der Heimat zieren.' Er soll daneben weitmöglich die notwendigen Bedürfnisse an Holz befriedigen. Er soll ferner die menschlichen Ansiedelungen schützen vor Lawinen, Erd- rutschungen, Hochwassern, rauhen Winden usw. Er soll endlich aber auch ein Erholungsheim und ein Gesundbrunnen sein, namentlich für a1le jene Menschen, die Tag für Tag und Sommer und Winter ihre volkswirtschaftlich notwendige Arbeit in geschlossenen, zum Teil mit Lärm erfüllten Räumen ausüben müssen.

An diesen großen, allerdings nicht in Geld faßbaren Wert des Waldes als Erholungsstätte hat der Gesetzgeber hauptsächlich gedacht, als er in Art. 699 des schweizerischen Zivilgesetzbuches bestimmte: ,,Das Betreten von Wald und Weide und die Aneignung wildwachsender Beeren, Pilze und dergleichen sind in ortsüblichem Umfange jedermann gestattet, so- weit nicht im Interesse der Kulturen seitens der zuständigen Behörde einzelne bestimmt umgrenzte Verbote erlassen werden".

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Die Forstleute der Schweiz , die alle in öffentlichen Diensten , also in den Diensten des Volkes stehen, sind aber im Einverständnis mit den Behörden darüber hinaus noch daf iir besorgt , daß die Wanderer auf Straßen und Wanderwegen bequem in den Wald eindringen können . Sie schaffen in Zusammenarbeit mit Verkehrs- und Versrhönerungs - vereinen Ruhebänke, Brunnen, Wegweiser und Schutzhütten und haben zugleich die Aufgabe übernommen , den Wald so zu pflegen, daß er nicht nur wertvolle Erzeugnisse liefert , sondern durch Natürlichkeit

und Schönheit den Menschen ein angenehmer Erholungsaufenthalt bleibe.

Leider erweisen sich nicht alle Gäste des Waldes dankbar für diese Bestrebungen. Es sei hie1· nur angedeutet , dafl den Waldbesitzern namentlich in der Nähe grofler ::;üidte beträchtliche Kosten erwachsen durch das Einsammeln von Papier , von Flaschen , von Konserven- büchsen usw., die an Lagerplätzen einfach liegen gelassen werden. Wir wollen uns hier auch nicht länger darüber aufhalten , daß viele G~iste unserer Erholungsstätten aus Dummheit und falschem Tatendrang und als Auswirkung einer mangelhaften Kinderstube Zerstörungen ver- ursachen an Bäumen , Kulturen , Bänken , Zäunen , Brunnen , Wegwei sern.

Schutzhütten usw. Es ist Aufgabe und Pflicht von Eltern und Lehrern , die kommende Generation zum sd1onend.en Genießen des Waldes als l~rholungsstätte zu erziehen.

Sdrnn in einer Veröffentlichung iiber „Ferienlager und Waldboden '·.

die von Forstü1spektor Peier-Coniesse angeregt worden ist, konnte der Verfasser im Jahre 1932 zeigen, dafl dem Wald örtlich auch erheblicher Schaden zugefügt werden könne dnrch den Tritt und die Lagerung von .\1enschen, die in Massen den Waldboden betreten , wie z. B. in der Nähe von Aussichtspunkten, von Ferienlagern , von Waldsdm]en. von Truppen- übungsplätzen usw.

· Da ähnliche Schäden in de;r Nähe großer Städte auch durch massenhafte Waldwanderer , wenn auch in etwas anderer Form , ver- ursad1t werden , so hat unsere Versuchsanstalt auf Wunsch von Prof.

Dr. Schädelin, dem damaligen Verwalter des Lehrrevieres der Forstschule un der E. T. H., am Uetliberg im Jahr 1933 die diesbezüglichen Ver- ha.ltnisse untersucht. Im Jahr 1934 haben wir diese Ergebni sse ergänzt durch Untersuchungen in den IGiferbergwaldungen. einem weiteren Ausfallswald der Stadtbevölkerung Yon Zürich.

Die gleichen Fragen sind im Jahr 1933 von Prof. Dr. Diiggeli im Gebiet der Allmend-Dreiwiesen , in der Mulde zwischen Zürid1berg und Adlisberg geprüft worden . Er hat über seine Ergebnisse berichtet:

bezüglid1 der Waldböden in der „Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen "

J 937 und über den Einfluß des häufigen Betretens von Wiesenböden

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in den „Schweiz. landwirtschaftl. Monatsheften " von 1938. Da Prof.

Dr. Düggeli nicht nur Veränderungen einiger physikalischer Eigen- schaften bei den stark zertretenen Böden feststellte, sondern zugleich durch mühevolle Untersuchungen auch Störungen der normalen Wald- bodenbiocoenose nachwies, so werde ich zur Abrundung dieser Mit- teilung auch seine Ergebnisse kurz anfügen.

Der Verfasser hat allerdings schon früher mehrfach nachgewiesen, daß z. B. Böden von selten beweideten Mähw:iesen besser durchlüftet und durchlässiger seien als die festgetretenen Böden unmittelbar benam . harter stark bestoßener Weiden . Es sei ferner nochmals an die Unter- suchungen des Russen P. K. Falkomsky erinnert , der den ungünstigen Einfluß der Waldweide auf die Böden, den Bestande.szuwa~s und den Gesundheitszustand von Eichenwäldern klar nachgewiesen hat .

Wie schon 1932 muß neuerdings · darauf aufmerksam gemacht

~verden , daß sich die Trittschäden durch das Weidevieh meistens auf großer Fläche auswirken , während die Bodenveränderungen , die in- folge des Trittes und des Lagerns von Menschen verursa cht werden , meistens nur lokale Bedeutung besitzen , .in der Nähe großer Städte die Forstwirtschaft aber immerhin erheblich erschweren , ja sogar ört- lid1 den Bestand des Waldes gefährden können.

A. Untersuchungen im Lehrrevier der Forstschule E. T. H.

bei Albisrieden am U etliberg.

Der damalige Verwalter des Lehrreviers , Prof. Dr. Sdiädelin, stellte

schon seit längerer Zeit fest, daß insbesondere ein Bestand des Lehr-

reviers in der Nähe der Station W a.ldegg stark unter dem Tritt massen- hafter Spaziergänger zu leiden habe. Bei einer Bespre chung mit Prof.

Dr. Sdiädelin wurde beschlossen , eine erste Untersuchung im Frühjahr, eine zwe.ite im darauffolgenden Herbst auszuführen , um eventuell nachweisen zu können , ob sich während der Sommermonate, also während der Hauptsaison des „Erholungslaufens ", die Bodenverhärtung ve1·stärke.

I. Das Untersum.ungsgebiet.

Die Teilfläd1e des Lehrreviers , die hier hauptsächlich in Frage kommt, liegt (man vergl. Top . BI. 160) nördlich der Station Waldegg , zwischen der Hauptstraße von Zürich nach dem „Amt" und dem Geleise der Uetlibergbahn, auf einer Meereshöhe von 580-630 m, an einem nach Westen bis Nordwesten geneigten Hang.

Den geologischen Untergrund des Gebietes bildet die obere Süß-

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wassermolasse, die aber mit mehr oder weniger Moränenmaterial über- lagert ist. Der Boden gehört zum Braunerdetypus. Der Blattabfall wird jährlich fast vollständig abgebaut. Die obersten 10-15 cm des Bodens bilden eine braune , lockere Dammerde oder Mullerde , die all- mählich übergeht in den grauen bis rötlich- gelben Lehm, der mit der Bodentiefe steiniger , aber zugleich auch bindiger wird , was bei Böden am Bergfuß häufig der Fall ist.

Der Bestand ist ca. 50 jähri g 11nd. besteht in der Hauptsache aus Fichten, Tannen und Buchen mit gruppenweise beginnender natürlicher V er jüngung.

Zufolge der Bodengestalt und der Verteilung von Wald und Frei- land finden die Spaziergänger , ob sie nun vom Straßenbahnende

„Triemli " oder von Albisrieden her kommen , erst bei der bei Punkt 583

in das Lehrrevier mündenden W aldstraß.e erstmals bequeme Möglich- keit, dem besonders an Feiertagen lebensgefährlichen Automobilverkehr und dem entsprechenden Staub und Gestank , sowie dem heißen Asphalt zu entweichen , um sich in die Sicherheit und die wohltuende Kühle des Waldes zurückzuziehen. Man kann den Fußgängern das Ausweif'.hen in den Wald unter den gegebenen Verhältnissen nicht verübeln, und die Erhaltung des Waldes muß auf eine Weise zu sichern versucht werden , die der Stadtbevölkerung die Freude an unseren Wäldern nidit verdirbt.

Die Menschen, die bei Punkt 583 in das Lehrrevier einbrechen , haben in der Mehrzahl die Absicht, sid1 in den beiden „Forstwirt- schaften " bei der Station Waldegg zu stärken oder von da nach Hause zu wandern. Da nun aber der Landstraße entlang kein Gehweg vor- handen ist und auch kein Wanderweg durd1 den Wald führt, so haben sich die „Waldläufer " zahlreiche Fußpfade und -pfädlein in der Breite von 30 cm bis 1,5 m ausgetreten , die in besorg·niserregender Anzahl die Waldfläche durchziehen.

Sind nach Niederschlägen die „Pfadfinderfußwege" in einem Zu-

stand, daß Gefahr besteht, die Damen könnten ihre „Pumps " verlieren ,

so verlassen die Wanderer den Brei der Tretwege, brechen in den Oxalisrasen aus und zertreten unbarmherzig die Bodenflora und die vorhandenen Keimlinge und

J

ungp:flanzen der bestandesbildenden Holz- arten. Da die oberste Sdlicht des Waldbodens, die sogenannte Damm- erde- oder Mnllschicht , sehr empfindlich ist, so vermögen schon 5 bis

j O hintereinander wandelnde Menschen in einem Gang einen neuen Pfad zu begründen, der vielleicht von andern Wanderern noch weiter ausgetreten wird , mindestens aber noch längere Zeit als Pfadspur augen- fällig bleibt; denn auch bei nur ganz vorübergehend begangenen Tret- wegen dauert es bei dem bindigen Boden verhältnismäßig lang , bis sich wieder eine normale MulJschicht gebildet hat.

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Bild 1

Wenig zertretener Waldboden Phot. H. Burger

mit vollkommener Frühlingsbodenflora.

Bild 2

Stark zertretener Waldboden. Phot. H. Burger

Bodenflora blieb nur erhalten zwischen Wurzelanläufen.

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II. Die Art der Untersmhung.

Vorstehende Ausführungen lassen es als verständlich erscheinen, dafl wir bei der Untersudmng der durch den Tritt der Waldwanderer

verursad1ten Bodenveränderungen fo]gende Objekte auseinander hielten:

1. Tretwege, vollständig· ausgetreten , deutlich vertieft, ve,rhärtet, ohne jeglidie Vegetation.

2. Pfads puren, verlassene alte Tretwege oder Eintagspfade, die immerhin spärliche, lückige, magere Bodenflora aufweisen.

3. Wenig beschädigte Böden, die zwar häufig auch betreten worden sind, aber nicht augenfällig gelitten haben, mit vollständig erhaltener Bodenflora von Oxalis, Anemone, Primula, Viola usw. und bei genügend erhaltener natürlicher Verjüngung der Holzarten.

4. Unbeschädigte Waldböden, oberhalb der Bahnlinie, wo Fufl- gängertretwege selten sind, Trittschäden scheinbar fehlen.

5. Magere Wiese bei Punkt 583, die im Winter als Holzlagerpfatz dient.

Im Mai 1933 sind zur Feststellung des Raumgewichtes, des Spez.

Gewid-ites, des Porenraumes, der Wasser- und Luftkapazität mittelst 1 Liter fassender Stahlzylinder Proben gewachsenen Bodens aus den Tiefen 0-10 cm, 20-30 cm und 50-60cm herausgeschnitten worden.

An besonders gewonnenen Proben wurden die Korngrössenzusammen- setzung· und die Acidität ermittelt.

Im November 1933 begnügten wir uns damit, zahlreiche Proben aus der obersten Bodenschicht zu untersuchen, da ja für tiefere Boden- · schichten innerhalb eines halben Jahres kaum meßbare Veränderungen zu erwarten waren.

Sowohl im Frühjahr wie im Herbst ist an zahlreichen Stellen ge- prüft worden, wie rasch das Wasser in den · Boden einsickerte, weil erfahrungsgemäß die Einsickerungszeiten für eine bestimmte Wasser- menge einen sehr empfindlichen Maßstab darstellen für die Beurteilung oberflächlid1er Bodenveränderungen. Immerhin ist daran · zu e,riniierii, daß Ergebnisse von Sickerversuchen, die in verschiedenen Jahreszeiten am gleichen Ort ausgeführt worden sind, nur verglichen werden können, wenn der zufällige Wassergehalt des Bodens an den Untersuchungs- tagen annähernd gleich hoch war, weil die Durchlässigkeit des Bodens stark Yon seinem Was?ergehalt abhängig· ist.

III. Die Ergebnisse der Untersudiung.

Schon der Augenschein ließ klar erkennen, daß durch die sehr zahl- reichen Tretwege, die in allen Richtungen den Bestand durchziehen, das Altholz, besonders die flad1wurzelnde Fichte erheblich litt, und dafl

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öfters erfolgter Anflug von Fichten und Tannen, sowie Buchenauf- schlag durch den Tritt der Menschen immer wieder großenteils zerstört worden ist.

Die sehr stark begangenen Tretwege nehmen ungefähr 10-15

%,

die Pfadspuren 20- 30 % der Fläche ein, sodaß man wohl annehmen darf, daß 30-45 % der Fläche ziemlich stark durch den Tritt der Menschen verhärtet worden sind.

In den geöffneten Probelöchern ließ sich erkennen, daß die Fichien- wurzeln in dem ziemlich schweren Moränenboden hauptsächlich in den obersten 30-40 cm wucLsen, während Bud1enwurzeln auch in 50 bis 60. cm Tiefe noch reichlich vorhanden waren. Unter den stark be- gangenen Tretwegen waren die flach streichenden Fichten-, aber auch Buchenwurze1n häufig bis in eine Tiefe von etwa 20 cm faul oder abge- storben , in 30-60 cm Tiefe aber wieder gesund , weil hier die Wurzeln von seitwärts her noch genügend mit Wasser und Luft versorgl werden konnten.

Es ist wohl nicht zu bezweifeln , daß die zahlrei chen Verletzungen der Oberflächenwurzeln , die durch den Tritt der Menschen verursacht worden , sind, sowie das teilwei se Absterben und Faulen der Wurz eln unter den Tretwegen die Stammfäule der Fichten wesentlich be- günstigen werden.

Die Ergebnisse der eigentli chen Bodenuntersuchungen werden jm Folgenden besprochen.

1. Die Textu1· oder die Körnung der Böden.

Das sogenannte Bodenskelett , d. h. die Bodenteile oder Körner mit mehr als 2 mm Durchmesser nehmen iu der obersten Bodenschicht von 0'-10 cm Tiefe 10---15

%,

in den tieferen Bodenschichten aber rund 20 % des Bodenraumes ein. Der Boden ist also noch reichlich mit unver- witterten gröberen Bestandteilen durchsetzt.

Anderseits hat aber die Schlämmanalyse ergeben , daß von der Fein- erde in. der Tiefe 0-10 cm rund 40 % der Körner kleiner als 0,02 mm sind, also aus Schluff und Ton bestehen ; in 20-30 cm Tiefe sind es 44.% und in 50-60 cm Tiefe rund 50 Gewichtsprozente. Trotz des reichlichen Sand-, Kies- und Steingehaltes ist der Boden zufolge des großen Anteils feinster Teildien als schwer zu bezeichnen und seine Bindigkeit nimmt mit der Tiefe zu.

Al1e von uns untersu chten 5 Objekte zeigen hezüglid1 der Kom- größenzusammensetzung sehr ähnliche Verhältnisse; sie sind also bezüg=

lidi der Ergebnisse der Struktur- und Durchlässigkeitsuntersuchungen vergleichbar.

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2. Die Stmktur oder das Gefüge des Bodens.

Die Mittelwerte der Untersuchung von _je 6 Proben im Frühjahi und je 10 Proben im Herbst 1933 sind in nachstehender Tabelle zu- sammengestellt.

Trockenraumgewicht, Spez. Gewicht, Porenraum und Wasser- und Luftkapazität.

Boden- Trocken- Spez. Poren- Wasser- Luft-

Jahreszeit und· Standort tiefe raum-

Gewicht raum kapazität kapazifüt

cm gewid1t Vol. °lo VoL °lo Vol. °lo

1. Frühjahr 1933

1. Tretwege 0-10 1,20 2,59 53,6 47,4 6,2

20-30 1,40 2,65 47,4 38,7 8,7

50-60 1,55 2,70 42,6 38,3 4,3

2. Pfadspuren - - - -

3. Wenig zertretene Böden 0-10 1,05 2,59 59,4 48,4 11,0

20-30 1,40 2,66 47,3 38,2 9,1

50-60 1,48 2,70 45,2 40,7 4,5

4. Nicht zertretene Böden 0-10 1,12 2,60 56,8 45,0 11,8

20-30 1,40 2,65 47,4 38,4 9,0

50-60 1,51 2,68 43,9 38,3 5,6

5. Magere Wiese 0-10 1,15 2,60 55,6 51,4 4,2

Holzlagerplatz 20-30 1,42 2,65 46,2 40,5 5,7

50-60 1,52 2,70 43,5 40,7 2,8 1

II. Herbst 1933

1. Tretwege 0-10 1,22 2,59 53,0 48,2 4,8

2. Pfadspuren 0-10 1,16 2,61 55,4 48,3 7,1

3. Wenig zertreten . 0-10 1,01 2,58 60,9 51,7 9,2

4. Nicht zertreten 0-10 1,14 2,59 56,l 45,8 10,3

5. Magere Wiese 0-10 1,29 2,61 50,5 45,6 4,9

Vergleicht man zunächst nur die Ergebnisse der Friihjahrsunfor_:

sudrnngen für sich, so erkennt man, daß wenigstens in der obersten Bodenschicht von 0-10 cm dmch den Tritt der Menschen das, Gefüge wesentlich verändert worden ist. So beträgt z. B. das Raumgewicht des Bodens unter den Tretwegen 1,2, bei den wenig oder scheinbar nicht zertretenen Böden aber nur 1,05-1,12. Auch der Porenraum deT obersten Bodenschicht ist unter dem Tritt der N[enschen etwas kleiner geworden, · während die Wasserkapazität weniger eindeutige Unter- schiede zeigt. Dagegen ist die Luftkapazifät in. den obersten 10 cm des Boden unter den Tretwegen fast um die Hälfte kleiner als bei den wenig zertretenen vValdböden. Aber auch die wenig oder schein-

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bar nicht zertretenen Böden zeigen mit nur 11-12% eine eher etwas geringere Luftkapazität. Man hätte unter normalen Verhältnissen wohl 13-14% erwarten dürfen .

Während bei den unverdorbenen Waldböden die Luftkapazität in der obersten · Bodenschicht ausgesprochen am größten ist und mit der Bodentiefe mehr oder weniger rasch abnimmt, ist unter den Tretwegen die Luftkapazität in den obersten 10 cm des Bodens kleiner als in 20- 30 cm Tiefe, was uns sofort erklärt, warum viele Wurzeln in der obersten Bodensdücht unter Tretwegen abstarben und faulten, tiefer im Boden aber gesund blieben.

. In den tieferen Waldbodenschichten (20 - 30 cm und 50- 60 cm)

· ist das Gefüge durch den Tritt der Mensdien nicht eindeutig meßbar

verändert worden. Man mag aber nebenbei immerhin beachten, dafl die Luftkapazität des Holzlagerplatzwiesenbodens in den untersuchten Tiefen von 0-60 cm wesentlich kleiner ist als im unverdorbenen "'"'"ald- boden.

Dje Herbstuntersuchung, von Proben aus 0-10 cm Tiefe, zeigt beim Vergleich der verschiedenen Objekte verhältnismäßig die gleichen Ergebnisse, wie die vom Frühjahr. Die Luftkapazjtät z. B. ist unter den stark begangenen Tretwegen mit nur 5 % am kleinsten, unter den Pfadspuren mit 7 % etwas höher und mit 9-1 .0 % bei den wenig oder scheinbar nicht betretenen Waldböden am höchsten.

Ein Vergleich der Ergebnisse der Frühjahrs- mit den Herbstunter- suchungen der obersten 10 cm des Bodens ergibt, dafl die Luftkapazität vom Frühjahr zum Herbst bei den Waldböden etwas gesunken ist, beim Wiesenboden etwas zugenommen hat. Die Waldbodenobedläche ist also durd1gehends durch die Sommerwanderer etwas mehr verhärtet worden, während der Wiesenboden sich unter dem Schutz des Grases den Sommer über oberflächlich etwas auflockerte. Immerhin liegen djese Gefügeuntersd1iede zwischen Frühjahr und Herbst beinahe innerhalb der Fehlergrenze der Untersuchungsmethode. Man darf sie aber als sicher vorhanden betrachten, weil sie durch die Sickerversuche als unzweifelhaft best~hend nachgewiesen werden konnten.

3. Die Durchlässigkeit der Böden.

Oberflächlid1e Bodenveränderungen lassen sich durch Einsidcerungs- versuche viel sd1ärfer nachweisen als durch die Untersuchung des Gefüges, weil unsere Cylinder bei der Gefügeuntersudmng eine Schicht von je 10 cm Tiefe erfassen, oberflächliche Verhärtungen aber z. B. bei Pfadspuren oder bei wenig zertretenem Waldboden nur in den obersten 1-2 cm eingetreten sein können. Für die Durchlässigkeit des Bodens für Niederschlagswasser spielt aber gerade der Zustand dieser obersten

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1-2 cm eme wesentliche .Rolle. Im Mittel aus Je 10-15Versuchen haben sich folgende Einsickerungszeiten ergeben:

Standorte 1. Tretwege

2. Pfadspuren

3. Wenig zertretene Waldböden 4. · Scheinbar nicht zertretene Böden 5. Magere Wiese, Holzlagerplatz

Einsickerungszeit für 10 cm Wassersäule Im Frühjahr Im Herbst

1 h 57' 10" 2h 05' 00"

- 27' 03" -- 42' 08"

- 13' 49" - 21' 15"

- 10' 50" - 17' 12"

2h 06' 31" 1h 38' 24"

Betrachtet man zunächst die Einsickerungszeiten im Frühjahr für sid1, so fällt auf, daß die oberste Bodenschicht der Tretwege für Nieder- schlagswasser fast undurchlässig geworden ist. Es dauert nämlich bei den Tretwegen fast zwei Stunden, bis 100 mm Wasser in den Boden ein- gesickert sind, bei den Pfadspuren nod1- 27', bei den wenig zertretenen Böden 14' und bei den scheinbar nicht zertretenen Böden nur 11'. Die Durd1lässigkeit der obersten Schicht des scheinbar nicht zertretenen Waldbodens wurde also durch die Tritte der zahlreichen Waldwanderer

in den vielen Pfadspuren rund 2 - 3 mal kleiner , bei den Tretwegen sogar r~nd 11 mal kleiner.

Die Herbstuntersuchung zeigt bezüglich der Durchlässigkeit, wieder- um für sich allein betrachtet, grundsätzlich das gleiche Erg·cbnis wie im Frühjahr. Es kann also gar kein Zwei{el darüber bestehen, daß ein großer Teil des Waldbodens durch das Betreten von Menschen ganz erheblich gelitten hat. ·

Will man endlich feststellen , ob sich die Durd1lässigkeit der obersten Bodens<hicht durd1 die im Sommer größere Zahl der Waldwanderer vom Frühjahr bis zum Herbst verändert habe, so muß man sid1 zuerst ein Bild machen über den zufälligen Wassergehalt der Böden im Zeitpunkt der Untersudmng.

Standort 1. Tretwege 2. Pfadspuren

3. Wenig zertretene Waldböden 4. Scheinbar nicht zert~etene Böden 5. Magere Wiese auf Holzlagerplatz

Wassergehalt in Vol. 0/o, 0-10 cm tief Im Frühjahr Im Herbst

40,9%

40,9%

36,9%

46,1%

42,0%

40,4%

43,0%

36,8%

40,4%

Der Zufall hat also ergeben , daH der Wassergehalt der Waldböden im Frühjahr und Herbst fast genau gleich hoch war und zwar nur 5 -8 % kleiner als das 1tV asserhaltungsvermögen. Einen bemerkens- werten Unterschied zeigt nur der Wiesenboden, dessen Wassergehalt im Herbst um ·6 % geringer war als im Frühjahr. Die Vergleichbarkeit der

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Ergebnisse der Sickerversuche von Frühjahr und Herbst ist also für die Waldböden gesichert , nicht aber für den Wiesenboden.

Vergleicht man also die Einsickerungszeiten vom Frühjahr mit denen vom Herbst des gleichen Jahr.es, so fällt auf, daß die Waldboden- oberflächen vom Früh jahr zum Herbst erheblich an Durchlässigkeit verloren haben. Am wenig sten hat die Einsickerungszeit zufolge des Trittes der. sehr zahlreichen Sommerwanderer bei den schon im Früh- jahr fast vollständig verdichteten Tretwegen zugenommen. Viel meh1·

litten die Pfadspuren und die scheinbar wenig betretenen Flä chen des Waldbodens. deren Durchlässigkeit fast um <lie Hi:ilfte geringer ge- worden ist.

Wenn auch für die vorliegende Frage ohne Bedeutung, so ist dod1

die Tatsache beachtenswert , daß die Durc:hlässigkeit des mageren

Wiesenbodens des Holzlagerplatzes vom Frühjahr zum Herbst zunahm . ieilwei se als Auswirkung des Schutzes des Sommergrasbestandes , be- sonders aber wegen des im Herbst geringeren Wassergehaltes des Bodens.

Man möge übrigens auch bei den Ergebnissen von Sickerversu chen immer mehr den Sinn als deren absolute Werte beachten , da ja aud1 durch sehr zahlreiche Versuche immer nur eine verhältnismäßig kleine Fläche wirklich erfaßt werden kann , sodaß der Zufall häufig eine gewisse Rolle spielen kann , wie bei allen Untersuclrnngen , bei denen man genötigt ist. vom Kleinen aufs Große zu schließen .

J. Die Acidität der Böden.

Obwohl zum vornherein vermutet werden durfte, daß die Boden- reakt ion durch den Tritt der Menschen nicht wesentli ch verändert werden könne. so haben wir aus allgeme inem Interesse die Acidität

<loch bestimmt.

pH der verschiedenen Böden im Frühjahr und Herbst 1933.

Pfad- \X.'enig Nicht Maj?erc

Jahreszeit Bodentiefe Tretwege spuren zertreten zertreten Wiese

cm pH pH pH pH pH

Frühjahr Humus - - 6,3 5,8 -

0-10 5,9 - 6,0 5,8 6,4

20-3 0 5,6 - 5,7 5,7 6,2

50-60 5,8 - 6,0 6,0 6,2

Herbst Humus - - 6,1 5,7 -

0-10 5,7 5,8 5,8 5,7 6,3

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Sieht man zunächst ab von der Humusauflage , d. h. in unserem Fall von den noch nicht völlig zersetzten Teilen von Blättern · und Nadeln, so stellt man fest, daß der schwerer durchlässige und nament- lich mehr direkt verdunstende "\Viesenboden weniger sauer ist als die Waldböden. Man vergleiche dazu namentlich die im 1. Heft des XX. Bandes dieser „Mitteilungen " veröffentlichten Untersuchungen über

,,Entwässerungen und Aufforstungen ".

Unterschiede in der Acidität zwischen dem stark zertretenen

· w

ald- boden und dem scheinbar wenig betretenen Waldboden sind nicht nach- weisbar . Dagegen sind Humus und oberste Bodenschicht im sdieinbar nicht betretenen Bestand oberhalb der Bahnlinie etwas saurer als bei den wenig zertretenen Flächen unterhalb der Bahn, wohl hauptsä chlich deshalb, ,veil unterhalb der Bahn die Buchenbeimischung etwas reich- licher ist.

Die schwachsauren Braunerdebödeu des untersuchten Gebietes de1;

Lehrrevieres sind für das Wachstum von Buche , Tanne und Fichte günstig. Immerhin darf doch daran erinnert werden , daß nad1 Angaben von E. Rohmeder der Fichtenrotfäulepilz zwar bei Boden- reaktionen von pH 3,5-7,0 gedeihen kann, günstigste Lebensbedin- gungen aber bei pH 5,0-5,9 findet.

B. Untersuchungen im Käferbergwald bei Zürich.

Die Ergebnisse über den Einfluß des Trittes der Waldwanderer auf einige Eigenschaften des Bodens im Lehrrevier wurden im Jahre 1934 ergänzt durch Untersuchungen im Käferbergwald, der heute als Park- wald der Stadt Zürich bezeichnet werden darf.

I. Das Untersudumgsgebiet.

Die Käferbergwaldungen , die im Nord,westen der Stadt Zürich liegen, bilden einen Teil des städtischen Waldbesitzes . Wir benützen hier gerne die Gelegenheit, um dem Stadtforstamt für die verständnis- volle Mithilfe bei den Untersuchungen den besten Dank auszusprechen.

Der geologische Untergrund des Käferbergwaldes besteht nach der geologischen Karte 1 : 100000 aus oberer Süßwassermolasse, die mehr oder weniger reichlich mit Linthgletschermoränenmaterial · überlagert ist. Im Gegensatz zu den im Lehrrevier untersuchten Hangfuflböden handelt es sich hier um Böden, die zu oberst auf der flachen Kuppe des Käferberges auf 500-560 m liegen mit sanft gegen Süden, Osten und Norden abfallenden Hängen . Der Boden, der unter den gegebenen klimatischen Bedingungen entsteht , ist, wie im Lehrrevier am Fuße des

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Uetliberges, Braunerde mit jährlich vollständigem Abbau des Blatt- abfalles, wenigstens beim V orhand.ensein der standortsgemäHen Laub- hölzer. Je nach der Holzartenzusammensetzung und der Bestandes:.

verfassung reicht die braune Mullerde 10-25 cm tief und geht dann mehr oder weniger rasch über in den graugelben bis rötlichbraunen, reichlich mit Steinen durchsetzten und. meiste.ns etwas sandigen Lehm- boden.

Der Käferbergwald war früher ein Mittelwald. mit verhältnismäflig wenig Oberholz, das vorwiegend aus Eichen, aber auch Eschen und Buchen bestand. In den letzten 40-50 Jahren wurde auf Umwandlung jn Hochwald hin gearbeitet, teilweise durch Kleinkahlschläge mit An- pflanzung, teilweise durch intensive Durchforstung und gruppenweisen

Unterbau oder auch unter Ausnützung der natürlichen Verjüngung, so- fern es trotz der vielen

,V

aldwanderer möglich war. Einige gepflanzte Gruppen auf früher stark zertretenen Böden sind durch einen in 80 cm Höhe gespannten Draht erfolgreich vor dem Tritt der Menschen ge- schützt worden.

Der Käferberg war schon vor etwa 30 Jahren, als er noch rund einen Kilometer von den äuflersten geschlossenen Sied.elungen von Unterstraß und Wipkingen entfernt lag und. als noch Weinberge den Südhang von der Limmat bis auf 500 m hinauf bedeckten, ein beliebtes Ausflugsziel der Zürcher und Oerlikoner , weil man von seinen Südwald.- rändern aus den sd1önsten Ueberblick über die Stadt, den See, den Albis mit dem U etliberg und die Alpen genießt. Die städtischen Be- hörden sind deshalb schon in jener Zeit in Zusammenarbeit mit dem Verschönerungsverein für die Anlage von Wanderwegen und Spiel- plätzen für die Kinder besorgt gewesen.

Zum eigentlichen Waldpark wurde der Käferberg aber erst in den letzten 20 Jahren, als die geschlossenen Siedelungen von Süden und Osten her an den Wald heranrückten und g·leicbzeitig neue Straßen- bahn- und Autobuslinien ~mch den Menschen aus der inneren Stadt den Ausflug in den Käferbergw·ald erleichterten. Deshalb hat der Wald- zipfel heim Gug·gach unter dem Tritt der Menschen am meisten zu leiden, weil die meisten Waldwanderer hier aus der Stadt zusammen- strömen, um sich erst weiter gegen Nordwesten und Westen im Wald zu zerstreuen.

Auc.h im Käferbergwald findet man neben den angelegten Wander- wegen stark begangene Tretwege und zahllose Pfadspuren. Es gibt aber, namentlich im südlichen Randgebiet auch größere zusammen- hängende Flächen, deren Böden vollständig zerstampft worden sind, wo nur noch in den Nischen der Wurzelanläufe etwas kümmerliche Vegetation wachsen kann und wo das Aufbringen natürlicher oder

(14)

künstlich begründeter

J

ungwuchsgruppen ohne Schutzzaun ausge- schlossen wäre.

Es handelt sich hier also um Tretsd1äden, wie wir sie z. T. schon vom Lehrrevier her kennen~ z. T. aber auch um Erscheinungen, wie sie in der Nähe von Waldschulen, CampEi us,v. ähnlid1 wie in Vaumarcus vorkommen.

II. Die A.rt der Untersudiung.

Bei der Ausführung der Untersudmng, die sid1- auf die Prüfung der gleichen physikalischen Bodeneigenschaften und die Bestimmung der Acidität beschränkte wie im Lehrrevier, haben wir folgende Objekte auseinander gehalten:

1. Tretwege und vollständig zertretene Flächen, ohne Bodenvegetation.

2. Pfadspuren mit lückiger , magerer Bodenflora.

3. Wenig zertretene Böden, die nicht augenfällig gelitten haben.

4. Eingezäunte J ungwuchsgruppen, 1-3 m hoch, die in den letzten 10-15 Jahren auf ehemal s stark zertretenen Böden be- gründ et worden sind.

Die erste Untersuchung wurde hier · am 16. Mai 1934 bei nadi unseren Verhältnissen großer Bodentrockenheit ausgeführt. Da nament- lich der stark zertretene Boden oberflächliche Troekensprünge aufwies , die Ergebnisse der Sickerversud1e also zweifelhaft ersd1einen konnten , so haben wir die Sickerversuche am 22. Juni nach zwei stärkeren Gewitterregen wiederholt. Zugleich entnahmen wir bei den erwähnten Objekten nochmals je 5 Proben gewachsenen Bodens aus der obersten Sdücht 0-10 cm. Dabei erwies es sid1, dafl die Böden immer nodi recht trocken und ihre Durmlässigkeit infolgedessen eine auffallend günstige war. Wir haben deshalb am 22. Juni nadi dem Versickern der ersten 100 mm Wasser nochmals 100 mm aufgegossen und beidemal die Einsickerungszeiten bestimmt.

III. Die Ergebnisse· der Unter·sudiung.

Wie bereits angedeutet, kann schon durch den Augenschein fest- gestellt werden, dafl die natürliche Bodenflora, die besonders unter den standortsgemäflen Laubhölzern einen fast geschlossenen Rasen von Oxalis, Anemone , Primula, Viola, Hedera, Geranium usw. bildet, teil- weise auf ganzen Flächen, besonders aber auf zahlreichen Tretwegen völlig, auf sehr vielen Pfadspuren weitgehend durch den Tritt der Waldwanderer zerstört worden ist und dafl auch häufig natürlidie

(15)

Verjüngungen der Holzarten schon im ersten Jahr wieder zerstampft werden. Immerhin ist auch auffallend, wie oft schon der etwas dichtere Stand einer Baumgruppe oder aud1 Unterholzgebüsche die Stadt- mensd1en vor dem Betrete ,n solcher Fhichen abhalten.

Trittverletzungen an Wurzelanläufen und an oberflächlich streichen- den Wurze ln kommen häufig· vor. Dagegen tritt das Absterben von Wurzeln unter Tretwegen hier nicht so auffallend in Erscheinung wie 1m Lehrrevier.

1. Die Textur oder die Kömung der Böden.

Das Bodenskelett, also die Körner, Sande, Kiese und Steine, die größeren Durchmesser auf weisen als 2 mm, nehmen in der Tiefe 0-10 cm 8-10

%,

in 20-30 cm 20-25

%

und in 50--60 cm Tiefe 30-35 % des Bodenraumes ein. Der Boden ist also steiniger , kiesig·er, sandiger als im Lehrrevier. Er enthält aber auch weniger Schluff und Ton, ist also von Natur aus ·weniger bindig und besser dur chlüftet und leidet deshalb schon zufolge seiner Körnung etwas weniger unter dem Tritt der Wanderer als der plastischere Boden des Lehrrevieres.

2. Das Gefüge de1· Böden.

Die Mittelwerte aus der Untersuchung von je 5 Proben gewa chsenen Bodens vom Mai und Juni 1934 sind in nachfolgender Tabelle zu- sammengestellt.

Die Ergebnisse der Untersuchunge n vom Mai 1934 im Käferberg- wald sind grundsätzlich gleich wie die vom Lehrre .vier. Das Tm cken- raumgewicht der obersten 10 cm tiefen Bodenschicht beträgt bei den stark zertretenen Böden 1,20, unter den Pfadspuren 1,14, bei den wenig zertretenen Flächen 1,12 und bei den eingezäunten J ungwüc:hsen sogar nur 0,96. Beim Spez. Gewicht sei nur darauf hingewiesen, dafl es in der obersten Bodenschicht der eingezäunten

J

ungwüchse bereits erheb - lich gesunken ist, weil durch die Wurzeln der

J

ungwüd1se und der üppig gedeihenden Boden flora der Humusgehalt oder wenigstens der Gehalt an organischer Substanz ·wesentlich zugenommen hat.

Der Porenraum der obersten Bodensch.idit ist deutlich am kleimten beim stark zertretenen Boden und ausgesprod1en am höchsten bei den eingezäunten J ungwüchsen. Besonders scharf gelangen aber die Unter- schiede wiederum zum Ausdruck durch die Luftkapazität, die bei den eingezäunten

J

ungwüchsen 14

%,

beim wenig zertretenen Boden 13

%,

bei den Pfadspuren 8

%,

unter den Tretwegen nur noch 7

%

beträgt . Wie im Lehrrevier ist also die Luftkapazität der obersten Bodenschicht im schlimmsten :fall auf die Hälfte gesunken und damit geringer ge- worden als in den Bodentiefen 20-30 cm und selbst 50-60 cm.

(16)

1

Trockenraumgewicht, Spez. Gewicht, Porenraum und Wasser- und Luftkapazität der Käferbergböden.

Boden- Trocken- Spez. Poren- Wasser- Luft-

Jahreszeit und Standort tiefe raum-

Gewicht raum kapazität kapazität

cm gewidit Vol. 0/o Vol. 0/o Vol. 0/o

I. 16. l\Iai 1934

1. Stark zertretene 0-10 1,20 2,58 53,5 46,4 7,1

Flächen 20-30 1,39 2,65 47,7 38,7 9,0

50-60 1,63 2,70 39,7 32,0 7,7

2. Pfadspuren 0-10 1,14 2,59 56,0 47,8 8,2

20-30 1,34 2,65 49,4 39,3 10,1

50-60 1,57 2,73 42,3 35,0 7,3

3. Wenig zertretene 0-10 1,12 2,59 56,7 44,1 12,6

Flächen 20-30 1,38 2,64 47,8 37,7 10,1

50-60 1,57 2,68 41,5 34,0 7,5

4. Eingezäunte Jung- 0-10 0,96 2,55 62,4 48,8 13,6

wuchsgruppen 20-30 1,42 2,65 46,5 37,2 9,3

50-60 1,59 2,70 41,3 33,3 8,0

II. 22. Juni 1934

1. Stark zertreten 0-10 1,23 2,57 52,2 44,8 7,4

2. Pfadspuren 0-10 1,13 2,59 56,4 47,6 8,8

3. Wenig zertreten. 0-10 1,12 2,59 56,6 44,0 12,6

4. J ungwuchsgruppen . 0-10 0,95 2,55 62,7 48,9 13,8

In

den Waldböden des Käferberges ist die W asserkapaziüit in den tieferen Bodenschichten 20-30 cm und 50-60 cm etwas geringer, die Luftkapazität aber besonders in 50-60 cm erheblich höher als im Lehr- revier, was z. T. durch den höheren Steingehalt, z. T. aber auch durch den geringeren Anteil an Schluff und Ton der Käferbergböden ver- ursacht sein mag.

In

den Bodentiefen 20-60 cm läßt sich kein Einf1ufl des häufigen Betretens auf das Gefüge mehr nachweisen. Die redif gleichmäßigen Ergebnisse zeugen höchstens für die Brauchbarkeit der Untersuchungsmethode. Auch die Ergebnisse der im Juni erfolgten Nachunte_rsuchung der obersten Bodenschicht von 0-JO cm bestätigen nur den Befund vom Mai.

3. Die Durcl1Iässigkei t der Käferherghöden.

·wie schon früher angedeutet, waren die Böden Mitte Mai 1934 sehr trocken; besonders die stark zertretenen Böden wiesen oberflächliche Spalten auf. Wir haben deshalb am 22. Juni die Sickerversuche wieder-

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holt. Die Böden zeigten in der obersten Bodenschicht von 0-10 cm an den beiden Tagen der Untersuchung folgenden zufälligen Wassergehalt.

Standorte Wassergehalt in Vol. 0/o, 0-10 cm tief am 16. Mai am 22. Juni

1. Stark zertretene Böden 30,0

%

29,7

%

2. Pfadspuren 34, 7 % 35 ,0 %

3. Wenig zertretene Böden 27,9 % 28,7 %

4. Eingezäunte J ungwüchse 36,6 % 39,5 %

Während der zufällige Wassergehalt der Böden im Lehrrevier bei Vornahme der Sid~erversuche nur 5-8 % kleiner war als ihr Wasser - haltungsvermögen, betrug der Unterschied zwisd1en dem wirklid1en

Wassergehalt und der Kapazität an beiden Untersuchungstagen 1m Käferbergwaldboden 10-16

%,

also ungefähr das Doppelte.

Vom 16. Mai bis Ende Mai 1934 setzte sich die Troekenheit bei großer Verdunstung und Transpiration fort, es fielen in dieser Zeit nur 2,3 mm Niederschlag. Im ersten Teil des Juni fielen häufig kleine Niederscliläge, insgesamt bis zum 18. Juni immerhin 58 mm. Der 19. Juni lieferte 13 mm und der 20. Juni 22 mm, und am 22. Juni stellten wir fest, daß der Wassergehalt der obersten Bodenschicht annähernd gleich hod1 war wie am 16. Mai.

Um nun aber doch eine gewisse Vergleichsgrundlage mit den Ergebnissen im Lehrrevier zu schaffen, haben wir stets nach dem V er- sickern der ersten 100 mm Wasser, die den Boden durchfeuchteten ~ nochmals 100 mm Wasser aufgegossen und beidemal die Einsickerungs- zeit bestimmt , wobei sich im Mittel aus je 10-12 Versu chen folgende~

ergeben hat.

EinsickerungszeH für 10 cm Wasser

Standorte am 16. Mai am 22. Juni 1934

Erste 10 cm Zweite 10 cm 1. Stark zertretene Böden 28' 40" · 33' 08" 49' 30"

2. Pfadspuren 8' 07" 7' 23" 13' 29"

3. Wenig zertretene Böden 5' 14" 6' 44" 12' 09"

4. Eingezäunte J ungwüchse 2' 14" 1' 53" 3' 24"

Man erkennt aus dieser Zusammenste.llung einmal , daß die ge- wöhnlichen Sickerversuche vom 16. Mai und die vom 22. Juni , da sie bei ungefähr gleichem Wassergehalt des Bodens ausgefiih-et worden sind, aucli annähernd die gleichen Ergebnisse gezeitigt haben. Sodann geht aus dem Doppelversuch vom 22. Juni einmal mehr hervor, daß die Durchlässigkeit der Böden für Niedersclilagswasser stark vom zufälligen Wassergehalt der Böden abhängig ist. Endlid1 zeigen alle drei Versuche , daß die Aufnahmefähigkeit eines gesunden Waldbodens für Niedee-

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schlagswasser durch den Tritt der Waldwanderer um das 10-15 fache herabgesetzt werden kann.

Der zweite Sickerversuch vom 22. Juni, der bei angenähert ge- sättigtem Zustand der Böden ausgeführt worden ist, zeigt uns, daß die Einsickerungszeiten bei den Käferbergböden nur ungefähr halb so lang waren wie bei den Böden im Lehrrevier. Die Käferbergwaldböden sind also durchlässiger und sandiger und leiden unter dem Tritt der Menschen etwas weniger als die bindigeren Böden des Lehrreviers.

Die Ergebnisse der Untersudmngen z. B. der Luftkapazität und

der Durch lässigkeit der obersten Bodenschicht von 0-10 cm in vor 10-15 Jahren begründeten und eingezäunten J ungwuchsgruppen be- weisen uns, dafl sich die stark zertretenen Böden verhältnis~äfüg rasd1 wieder erholen, wenn · der Tritt des Menschen ausgeschaltet wird . Auch diese · Erholungszeit wird naturgemäß bei leichteren Böden gleicher Fruchtbarkeit kürzer sein als bei schwereren. Mehr Licht, Wärme und Ruhe tun l;tier bei den reichlich vorhandenen Niederschlägen oft Wunder.

Die Tatsache, dafl sich aud1 stark zertretene Waldböden verhältnis-

·mäfüg rasch erholen, wenn man ihnen die nötige Ruhe verschafft, steht in einem gewissen Gegensatz zu der sehr langen Erholungszeit der landwirtschaftlich benutzten . Waldböden, die 100 und mehr Jahre erfordern kann. Man darf aber dabei beachten, daß beim Tritt durch Menschen und Weidevieh die natürlichen physikalisch _en und biolo- gisd1en Eigenschaften deJ.· W aldböd.en nidit so vollständig· und nament- lid1 auch nidit so tiefgreifend umgewandelt werden wie durch die landwirtschaftlichen Zwischennutzungen.

4. Die Acidität der Käferbergböden.

Die nachfolgende Uebersicht zeigt die Mittel aus je 3-5 Messungen.

pH der Käferbergböden im Mai 19M. · Bodentiefe Stark zertreten Pfadspuren Wenig 1ertreten Ei11gnäunte

Jungwüd1se Magere \\ iese

cm pH pH pH pH pH

Humus - 6,7 6,5 - -

0-10 6,5 6,6 6,3 6,6 6,8

20-30 6,5 6,6 6,4 6,5 6,7

50-60 6,5 6,5 6,4 6,5 6,7

Die Aciditätsuntersuclrnngen lassen einen schwach sauren Waldboden erkennen, der für vorwiegend standortsgemäße Laubholzzucht sehr ge- eignet ist. Sie zeigen weiter, cla.fl die Käferbe:rgböd.en etwas weniger

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sauer sind als die von uns im Lehrrevier untersuchten . Auch hier aber ist der Magerwiesenboden weniger sauer als die Waldböden.

C. Die Untersuchungen von Prof. Dr . Düggeli bei Allmend-Dreiwiesen, nordöstlich von Zürich.

Wie aus der „Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen ", 1937, S. 151 bis 165 zu ersehen ist, hat Prof. Dr. Düggeli im September /Oktober 1933, angeregt durch unsere Untersuchungen in Vaumarcus~ im Gebiet All- mend- Dreiwiesen, in der Mulde zwischen Züric:hberg und Adlisberg , vergleichende Untersuchungen über einzelne physikalische und biolo- gische Eigen?chaften festgetretener und nicht festgetretener Waldböden ausgeführt , die sehr kurz zusammeng efaHt für die Bodentiefe 0-10 cm

folgendes ergeben haben:

L Aus der Prüfung des Verhältnisses zwischen Bodenskelett und Feinerde und der Korngröfienzusammensetzung der Feinerde geht her- vor, daß die Körnung des Bodens im Glazialschutt des Untersuchungs - gebietes auf kurze Entfernungen stark wechselt.

2. Der zufällige Wassergehalt und das Wasserhaltungsvermögen der Böden werden durch häufiges Betreten wenig beeinfJufü.

3. Die Luftkapazität in Vol.

%,

die in unberührten Waldböden im

\1ittel 14,1 % beträgt, ist bei den stark betretenen Böden auf 6,4 % herabgesetzt worden.

4. Es braud1t bei stark zertretenem Boden im Mittel eine 5-6mal längere Zeit, bis 100 mm Wasser eingesid(ert sind, als bei unverdorbenen Waldböden.

5. Der mittlere Gehalt an gelatinewüchsigen Spaltpilzen je g feuchten Materials betrug im Mittel in den normalen Waldböden 14,9 :Millionen, in den durd1 Betreten stark verdi chteten aber nur 7.58 Millionen.

6. Die Anzahl der auf Gufikulturen von Nähragar ,v-achsenden Bakterien belief sich in den lockeren Waldböden auf 5,58 Millionen im Mittel, gegen nur 3,22 Millionen in den verdichteten Böden.

7. Die Bakterienarten, die im Zuckeragar hoher Schichtkultur zur Entwi cklung gelangen, die entweder bei Luftabschlufi gedeihen können oder aber nur bei Sauerstoffabschlufi wachsen , sind im verdichteten Boden je g feuchten Materials mit H,15 Millionen viel reichlicher vertreten als im lockeren Waldboden mit 4,SJ Millionen luftscheuer Mikroorganismen.

8. Das starke Betreten von Waldböden beeinflußt nidit nur die Menge der vorkommenden Spaltpilze, sondern auch deren Zusammen- setzung nach Arten. So leiden die peptonisierenden Bakterienarten aus-

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gesprochen durch die Verdichtung des Bodens, während folgende Bak- terie ngruppen gefördert wurden:

a) die denitrifizierenden oder salpeterzerstörenden Spaltpilze, derei1 mittlerer Gehalt je g von 2700 auf 7300 stieg;

b) die anaeroben Buttersänrebazillen mit Erhöhung des Durchschnitts- gehaltes von 2260 auf 21520, je g;

c) die lufts cheuen Eiwei.ßzersetzer vom Typus des Bacillus putrificus verrucosus Zeifüer mit einem Anstieg von 400 auf 2300;

d) der Bacillus amylobacter Bred. , als anaerobe Stickstoff fixierende Spaltpilzspezies, deren Zahl sich durch das Betreten des Bodens von 400 auf 1630 hob.

9. Die luftbediirftigen nitrifizierenden oder salpeterbilclenclen Bak- terien und die aeroben Stickstoff fixierenden Spaltpilze der Gruppe des Azotobacter chroococcum Beij. dagegen erfuhren durch das Harttreten des '\Valdbodens eine Beeinträchtigung.

10. Das Betreten scheint keinen Einfluß auszuüben auf das Ge- deihen der Harnstoff vergärenden oder Pektinstoff zersetzenden und d~r bei Luftabschluß Zellulose zerstörenden Bakterienarten.

D. Die Abwehr der Schäden.

Wenn man sich überlegt, auf welche Weise W~ilder in der Nähe großer Städte vor den geschilderten, durch den Tritt massenhafter Wald- wanderer verursachten Schäden be·wahrt und wie örtlich ein gänzliches Verderben von vValdbesüi.nden verhindert ··werden kann, so muß man sich ·wohl bewußt sein~ da.ß die Abwehrmaßnahmen nicht rein vom Standpunkt der Forstwirtschaft aus getroffen werden dürfen, sondern da.ß eine Lösung gesucht werden muft die der Gesamtvolkswohlfahrt dient.

Jeder Schwei zerwa ld besitzt volkswirtschaftlich eine doppelte Be- deutung. Er ist einmal Lieferant eines der wenigen eigenen Rohstoffe, wodurch seine privatwirtschaftli che und privatrechtliche Seite hervor- tritt. Für das Wohlbefinden eines Volkes vielleicht noch bedeutender als die wirtschaftliche Seite ist die Wohlfahrtswirkung des Waldes, als Schmuck der Landschaften, als SchiiLzer vor Lawinen, Erdrutschen.

Hochwassern, rauhen vVinden, als hervorragende Erholungsstätte, namentlich fiir städtische Bevölkerungen, die nur noch hier die mehr oder ,venig·er freie Verbindung mit der Natur finden können und durch den Wald n1.it dem Heimatboden verwurzelt bleiben.

Dieser hervorragende , nicht in Geld meßbare Nutzen des vValdes im Dienste der Gesamtvolkswohlfahrt kann in; allgemeinen genossen

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werden, ohne die eigentliche Forstwirtschaft allzu auffallend zu be- einträchtigen. Immerhin hat das eidgenössische Forstgesetz zu Gunsten der Allgemeinheit die Ausübung des privaten Besitzesrechtes im Wald weitgehend eingeschränkt. Es bestimmt z.B., daß ohne Bewilligung der Behörden kein Wald gerodet und einer andern Bestimmung zugeführt werden dürfe, daß alle kahlen Waldflächen, ob sie durch Naturereig- nisse oder normale Nutzungen entstanden seien, innert drei Jahren wieder angepflanzt werden müssen , daß auch in privaten Waldungen ohne behördliche Bewilligung keine größeren Nutzungen ausgeführt werden dürfen usw. Art. 699 des Z. G. B. bestimmt ferner, daß alle, auch die privaten Waldungen, jedermann zugänglich sein sollen.

Schon aus dieser gesetzlichen Beschränkung der freien Ausübung des Besitzesrechtes bei Waldbesitz erwächst der gesetzgebenden Allge- meinheit die Pflicht, alle Bestrebungen zur Erhaltung und Pflege des Waldes aus allgemeinen Mitteln zu unterstützen.

Geht nun aber z. B. die durch Art. 699 Z. G. B. jedermann gewähr- leistete Benutzung des Waldes als Erholungsstätte so weit, daß z. B. in der Nähe von Camps, von Wa]ds chulen, von Aussichtspunkten , von großen Städten usw. die Forstwirtschaft stark gehemmt wird oder gar das Fortbestehen des Waldes örtlid1 ernstlich gefährdet wird, sodaß oft recht kostspielige Maßnahmen zur Verhütung der schlimmsten Schäden getroffen werden müssen, so müssen die Genießer der Wohl- fahrtswirkung und, wo diese im einzelnen nicht faßbar sind, die Allge- meinheit in irgendeiner Form für die Kosten der Schutzmaßnahmen aufkommen.

Als praktische Abwehrmaßnahmen können 'in Frage kommen:

1. Anlage einer genügenden Zahl gut unterhaltener Wanderwege, 2. Vor- übergehendes Einzäunen von natürlich entstandenen oder gepflanzten Jungwuchsgruppen , 3. Eine besondere Art der Waldbehandlung·.

1. Die Anlage von Wanderwegen.

Der größte Teil der städtischen Waldbesucher ist für diese W ande- rung nicht mit besonderem Schuhwerk ausgestattet. Sind nun nur schlechte Abfuhrstraßen oder nicht unterhaltene Tretwege vorhanden . so werden diese Waldgäste geradezu zu „Seitensprüngen" verführt. Sie brechen namentlich bei feuchtem Wetter aus dem Morast schlechter Erd- wege aus auf den jungfräulichen Waldboden, schaffen neue Tretwege, zerstören die Verjüngung usw.

,,Man muß dem Feinde goldene Brücken bauen." Die meis!en Wald- wanderer wären dankbar, wenn sie die Schönheiten und die reine Luft

des Waldes trockenen Fußes genießen könnten. Man kann deshalb sidier einen großen Teil der Tretschäden ausschalten durch die Anlage

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guter, auch bei Regenwetter verhältnismäßig trockener Wanderwege.

Solche Wanderwege, von mindestens 1,5 m Breite, müssen mit Stein- unterlage und Feinbekiesung versehen sein; sie sollen ziemlich starke Wölbung aufweisen und für gute Wasserableitung muß gesorgt werden.

Es ist wohl selbstverständlich, daß die Durchschneidung des Waldes chirch zu zahlreiche Wanderwege die Forstwirtschaft erheblich ers-chwert;

aber in der Nähe größerer Städte, wo die Wohlfahrtswirkung des Waldes gegenüber seiner Rolle als Einko:mmensquelle schon stark .in den Vordergrund tritt, darf im Notfall die Wanderwegdichte auf zwei- mal Altholzlänge, d. h. auf 50- 70 m herunter kommen.

Es ist wohl aber ebenso selbstverständlich, daß in diesem Fall die hohen Kosten der Erstellung eines \Vanderwegnetzes nicht dem Wald- besitzer zugemutet werden dürfen, sondern von den nutznießenden Städten getragen werden müssen. Da ja noch Verluste an erzeugender Waldfläche und Unbequemlichkeiten der Wirtsdiaft hinzukommen, so sollten solche Wälder, wenn immer möglich, durch die nutznießende Gemeinsdmft erworben werden.

Leider können durch die Anlage einer genügenden Zahl von Wan- derwegen. nicht alle Tretschäden ausgeschaltet werden und wenn dei- Wald aud1 in öffentlichen Besitz übergeht oder sich darin befindet, so muß doch noch weiter für seine Erhaltung gesorgt werden .

2. Die Einzäunung von Jungwüchsen.

Art. 699 Z. G. B., der alle Wälder jedermann in liberaler Weise zu- gänglich hält: sagt zugleich: daß bestimmt umg·renzte Verbote zum Schutz von Kulturen erlassen werden dürfen. Die Erfüllung der Forde - rung, ein Betretungsverbot gewisser Waldteile zum Schutz von Kulturen müsse bestimmt umgrenzt sein, ist etwas schwierig geworden, seitdem man vorn Kahlschlagbetrieb mit seinen zusammengedrängten Kulturen zur horst- und g~uppenweisen Verjüngung auf groflen Waldflächen oder gar auf der ganzen Waldfläche übergegangen ist. Es besteht also kaum eine andere Möglichkeit, als die Ve:rjüngungsgruppen, die man besonders schützen will, durch Umspannung mit einem Draht zu um- grenzen .

Die Erfahrungen der Stadtforstverwaltung im Käferbergwald, wie auch die des ·burgerlichen Forstamtes Bern haben gezeigt, daß die Span- nung ein.es einfadlen, glatten Drahtes, aud1 ohne Aufstellung eines Betretungsverbotes meistens genügt, um eine

J

ungwuchsgruppe zu schützen, bis sie nach Erreichung einer :Höhe von 1-2 m in Sd:ilufl tritt.

Man kann die Gefährdungszeit wesentlich abkürzen~ wenn man durch möglichst dichte Kultur für raschen Eintritt des Schlusses besorgt ist.

(23)

Die· Tatsache, daß städtische Wald vrnnclerer es auffall end meiden, Wald- böden zu betreten, die mit Unterwuchs von Gesträuchern oder Jung- wüchsen bestockt sind, gibt uns auch Fingerzeige für die Behandlung solcher \Valdungen in Stadtnähe.

3. Die Art der W aldhehandlung.

Es erscheint wohl als selbstverständlich, daß Wälder, die durch den Tritt der Menschen gefährdet sind, im Grundstock nur aus standorts- gemäßen Holzarten bestehen dürfen, weil sie sich dann am leichtesten y,erjüngen lassen und allen äußern Gefahren am meisten Widerstands- kraft entgegensetzen. Es bedarf wohl auch keines Beweises dafür, daß soweit es die standortsgemäflen :Holzarten erlauben, eine möglichst ungleichaltrige Waldform große Vorteile bietet. Der Plenterwald als [dealform zeigt auf kleiner Fläche große Abwechslung der Waklbilcler.

Seine Form ermöglicht fast stete V ollbestockung des Bodens und zu- gleich lange Erhaltung schöner AlthölzeT.

Bei der Pflege solcher Wälder sind häufige, aber schwache Eingriffe gegeben, sodaß der \Valdwanderer kaum merkt, daß die Wirtschaft weiterhin besteht. Bei den zuriickhaltenden Reinigungen von Jung- ,vüchsen wird es oft zweckmäßig sein, den Zukunftsbäumen nur da- durch zu helfen, daß man un·würdige Bestandesgliecler rechtzeitig durch Köpfen in den Neben- und Unterbestand verdrängt und hier als Abwehr gegen die W andere.r möglichst lange zu erhalten sucht. Auch untaug- liche natürliche Verjüngung muß so lange als Bodenschutz erhalten bleiben, bis der erwünschte Zeitpunkt oder eine günstige Gelegenheii eintritt, um einen neuen, besseren Jungwuchs zu begründen. 11,ür reich- lichen Unter- und Nebenbestand muß stets gesorgt werden. Sollten in N adelholzbesfänden an den besten Zukunftsbäumen Aestungen zur Ver- besserung der Güte des Nutzholzes vorgenommen werden, dürfen in solchen Wäldern die Bäume des Neben- und Unterbestandes in der Regel nicht geastet werden. Auch die dürren Aeste dienen noch der Abwehr der Menschen.

Derartig behandelte Wälder können nicht nur forstwirtschaftlich bestehen, sie bieten zugleich auch dem Waldwanderer das. was er im Walde sucht, nämlich eine ge-wisse lJrwiichsigkeit.

(24)

E. Zusammenfassung.

Es konnte schon 1932 am Beispiel des Camps von Vaumarcus dar- gestellt werden, welche Schäden Waldböden und W aldbesfände durch den Tritt der Menschen erleiden können, die sich in der Nähe von Camps, Waldschulen, Ferienheimen usw. befinden.

In

den Jahren 1933 und 1934 haben Prof. Dr. Düggeli und unsere Versuchsanstalt unabhängig voneinander ähnliche Tretschäden untersucht, die durch die massen- haften ,V-anderer in den Randwaldungen rund um Ziirich verursacht worden sind.

I. Die Sdiäden.

1. Die zahlreichen Ausflügler aus der Stadt verursachen durch ihre T'ritte in den nächstgelegenen Waldungen erheblichen Schaden, der dem Auge wahrnehmbar ist durch zahlreiche in allen Richtungen verlaufende, tennenharte T'retwege, durch zahlreiche Verletzungen an Wurzelanläufen und oberflächlich streichenden Wurzeln, durch das Fehlen oder nur lückige Aufkommen der Verjüngung, durch eine magere, nur unvollkommen geschlossene Bodenflora, durch mehr oder weniger auffallendes Kümmern von Einzelbäumen und Be- ständen.

2. Physikalische Bodenuntersuchungen erwiesen, daß die stark be- tretenen vValdböden in der obersten Bodenschicht von 0-10 cm Tiefe weitgehend verdichtet worden sind. Die Luftkapazität z. B.

ist etwa von 13-14 % auf 6- 7 % gesunken, und die Durchlässig- keit für Niederschlagswasser beträgt nur noch einen geringen Bruchteil von der eines unverdorbenen Waldbodens. · 3. Prof. Dr. Düggeli bewies durch seine biologischen Untersudmngen,

daß durch das starke Betreten die normale Kleinlebewesengesell- schaft des

Vv

aldbodens nach Artzusammensetzung- und Individuen- zahl weitgehend verändert worden ist.

4. Sowohl die Veränderung einzelner physikalischer Eigenschaften, insbesonders die verminderte Durchlüftung, als auch die Störung der natürlichen Kleinlebewelt in den stark betretenen Böden führte dazu, daß je nach der Schwere der Böden in Tiefen von 0-15 cm unter den Tretwegen mehr oder wemger zahlreiche Wurzeln ab- starben und faulten.

5. Die Untersuchung von Böden in eingezäunten J ungwuchsgruppen, die auf stark zertretenen Böden begründet worden sind, beweist, daß sich solche Böden unter dem Einfluß der Vegetation verhäHnis- mäfüg rasch erholen, wenn ihr weiteres Betreten verhindert wird.

(25)

II. Die Abwehrmaßnahmen.

1. Die allgemein volkswirtschaftliche Bedeutung des Schweizerwaldes

· · liegt teilweise in seiner Aufgabe als Rohstofflieferant, teilweise in

· seiner Schutz= und Wohlfahrtwirkung verankert. Wir müßten

unsere Schweizerwälder im Dienste der Volkswohlfahrt erhalten, selbst wenn wir kein Holz mehr brauchten. Eine kaum zu über- schätzende Rolle spielt der Wald als Erholungsort insbesondere für städtische Bevölkerungen.

Abwehrmaßnahmen zur Behebung der vorerwähnten Tret- schäden dürfen deshalb, sowie auch wegen der bereits bestehenden gesetzlichen Bestimmungen, nur vom Standpunkt der Gesamtvolks- wohlfahrt aus getroffen werden.

2. Die Anlage eines genügend dichten Netzes gut unterhaltener "\Van- derwege fördert den Wert eines ·waldes als Erholungsort und ver- mindert weitgehend die Tretsdiäden und ihre Folgen.

3. Die Erziehung möglichst ungleichalteriger Bestände aus stanclorts- gemäflen Holzarten, deren Boden fast überall mit Sträuchern, mit natürlicher Verjüngung und_ mit. Unterholz bedeckt ist, verhindert einerseits das zu häufige planlose Betreten des Waldbodens und führt anderseits zu Waldbildern, deren Ursprünglichkeit die vVan- derer erfreuen dürfte.

4. Zur Erreichung dieses Zieles sind Hilfsmaßnahmen, wie das vor- übergehende Einzäunen von Jungwuchsgruppen und gewisse andere gärtnerisd1e Maßnahmen kaum zu vermeiden.

"5. Alle diese Maßnahmen, die einerseits der Erhaltung des Waldes und bis zu einem gewissen Grad auch der Weiterführung der Holz- erzeugung· dienen sollen, anderseits aber insbesondere den Menschen im allgemeinen den Wald als Erholungsstätte noch angenehmer ge- stalten wollen, erfordern verhältnismäßig hohe Sonderausgaben.

die dem zufälligen Waldbesitzer nicht allein zugemutet werden dürfen, sondern, da sie im Interesse der Gesamtvolkswohlfahrt g·e- macht werden, auch von der Allgemeinheit in irgendeiner Form aufgebracht werden müssen.

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