• Keine Ergebnisse gefunden

Die „Fischer" von Havanna...

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die „Fischer" von Havanna... "

Copied!
20
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Jahrgang 13 / F o l g e 40

O r g a n d e r L a n d s m a n n s c h a f t O s t p r e u ß e n

H a m b u r g 1 3 , P a r k a l l e e 8 6 / 6 . O k t o b e r 1 9 6 2 3 J 5524 C

W e h t d e r G e i s t ?

Wie vertritt die freie Welt ihr Anliegen?

E K . Die Frankfurter Internationale Buchmesse, in diesem Jahr größer und imposanter denn je, ist — nüchtern gesehen — zuerst einmal d i e

Verkaufsbörse, der Treffpunkt der Buchhänd- ler und Verleger aus aller Welt. Mindestens ebenso wichtig aber ist sie als Stätte der Begeg- nung und der strengen Selbstprüfung des Gei- 8tesschailens überhaupt. Die Fülle des hier ,n unzähligen, nüchternen Messehallen Gebotenen ist, das muß man schon sagen, sinnverwirrend.

Wer könnte nur die über 20 000 deutschen Neu- erscheinungen, wer gar die über hunderttausend Novitäten aus aller Welt auch nur flüchtig über- prüfen, selbst w e n n er T a g e dieser A u f g a b e widmet? Wer könnte daneben alle jene wohl Hunderttausende von Büchern in seinem Hirn verzeichnen, d i e i n N e u a u f l a g e n u n d Taschen- buchausgaben immer wieder Freude oder auch Ärger hervorrufen? Diesen Ozean wird niemand ausschöpfen. Die Namen von über 2000 bedeu- tenden Verlagen, die oft wiederum ganze Grup- pen fremder und deutscher Unternehmen reprä- sentieren, kann sich niemand merken Herrlichste Schöpfungen der graphischen Kunst stehen hier neben äußerlich sehr bescheidenen Büchern und Büchlein, die darum nicht weniger gewichtig in ihrer Aussage s i n d . F a c h b ü c h e r aller nur erdenk- lichen Sparten neben Unterhaltungsliteratur, große Politik, wissenschaftliche Publikationen, Atlanten und Globen neben literarischen Schall- platten. Heimatbüchern hohen Ranges, Nachschlagewerken und neben — in den Stän- den der Ostblockstaaten und des Ulbrichtregimes

— offener und sorglicli getarnter Propaganda.

Wer nur die Titel alle lesen wollte, müßte wohl fünfzig und mehr Sprachen beherrschen. Von den oft wirklich herrlichen und so überaus billi- gen Ausgaben der Bibeln aller Bekenntnisse bis zum „Krimi" und zu sehr fragwürdigen Erzeug- nissen einer Sensationsliteratur ist alles vertre-

ten. Hier schreien neuzeitliche „Buchfabriken"

nach Kunden, dort werben diskret gut bekannte Qualitätsverleger, die sich um die Pflege des deutschen Geislesgutes seit Jahrzehnten ver- dient gemacht haben

Was geschieht bei uns?

Kein Zweifel: dies ist der Ort der großen Aus- einandersetzung zwischen Geist und Ungeist, dies ist der Platz, wo man sich sehr gewichtige Fragen stellen und nach Möglichkeit beantwor- ten muß. Wo so hart die Welten aufeinander- stoßen, ruft alles zur Selbstbesinnung und Rechenschaft. Wer so unmittelbar mit- erlebt, wie Moskau, wie Pankow und Warschau alle erdenklichen Künste aufbie- ten, den Kommunismus, ihr Unterdrückerregime, die Vergewaltigung des Volkswillens, den neuen Kolonialismus und den Länderraub zu vernied- lichen und anzupreisen, wie sie verzuckert noch in scheinbar ganz harmlosen Kinderbüchern und Kunstwerken ihr Gilt und ihren Ungeist reichen, der fragt sich denn doch: was geschieht eigent- lich bei uns, um alle Welt über die wahren Tatbestände aufzuklären? Wie vertritt die freie Welt, die doch an sich offenkundig über die besten Mittel verfügt, ihre Anliegen?

Wo sind die großen, beredten Anwälte des un- teilbaren Selbstbestimmungsrechtes aller Völ- ker, der Menschenwürde und der Freiheit? Wer spricht heute für die, die immer noch unter der roten Diktatur und Unterdrückung leben müs-

„ En t wi cklun gs- Touristen"

np. Bundesminister Scheel erfuhr bei seiner jüngsten Reise durch Entwicklungsländer herbe Kritik an einer Art von Parlamentariern, die man als „Entwicklungs-Touristen" klassifizieren könnte. Es sind dies Abgeordnete aller Parteien, die mit Tropenanzug über den Atlantik oder südwärts fahren, um gewisse Probleme an Ort und Stelle zu studieren. Nur wenige von ihnen bringen die geringsten Voraussetzungen für das Verständnis dieser Probleme mit. Sie haben auch keine Prokura, Hilfe zu vermitteln oder zu versprechen. Man betrachtet sie vielerorts als notwendiges Übel, das im Rahmen erwarteter Entwicklungshille in Kauf zu nehmen ist.

Der Bundestag, der diese Entwicklungshilfe gegen mancherlei Einwand Jahr für Jahr durch das Plenum zu ziehen hat, steht dem überilüssi- gen Tourismus hilflos gegenüber. Niemand kann es den Parteien verwehren, durch ihre Abge- sandten nachprüfen zu lassen, was mit den Ent- wicklungsmilliarden geschieht. Reisen bildet. Die Sommerferien sind lang. Nur — bis heute hat kaum eine dieser Reisen das deutsche Entwick- lungshillsprogramm befruchtet, dafür um so mehr Leute draußen enttäuscht. Warum? Weil last jeder der Entwicklungs-Touristen durch tief- sinniges Studium am Ort den Anschein erweckt, als hinge von ihm das Wohl und Wehe des be- suchten Landes ab. In Tunesien beispielsweise erwarb ein dauerreisender Abgeordnete den ehr- lich gemeinten Spitznamen „Mister D-Mark .

Einige Pannen solcher Art könnten verhindert werden, wenn in Zukunft n u r noch Fach- leute in die Entwicklungsländer reisten, die dann dem Parlament berichten.

sen? Wer schreit die Anklage gegen das Un- recht hinaus in alle Nationen?

Klares Bekenntnis In den Hallen von Franklurt sind wie immer auch — freilich meist am bescheidenen Platz —

unsere tüchtigen ostpreußischen und ostdeutschen Verleger, deren Namen

wir olt nannten, vertreten. Es ist eine wahre Herzensfreude, ihre sehr schön gestalteten und betreuten Werke, die doch irgendwie alle von unserer unverlierbaren Heimat künden, zu be- wundem. D a fehlt es nicht a n k l a r e m B e k e n n t - nis auch im politischen Sinn. Da sprechen Tat- sachen gegen die Lügen der anderen Welt. Und u n ü b e r h ö r b a r ist der Ruf: „ V e r g e ß t nie, d a ß dieses Ostpreußen die Heimal eines Copper- nicus, Kant, Herder, Hamann war, daß in die- sem Ostpreußen sieben Jahrhunderte und län- ger von unseren Vorfahren großartigste Kultur- arbeit für die ganze Menschheit geleistet wurde.' Etwas sehr Bemerkenswertes: gar manches der älteren Werke weckt plötzlich wieder ganz neues

Interesse, manche Neuerscheinung wird sicher- lich stark beachtet. Von anderen Ständen grü- ßen die W e r k e A g n e s M i e g e l s , Martin Borrmanns und vieler anderer ostpreußi- scher Autoren. Die Gesamtausgabe von Arno Holz wird gebührend repräsentiert. Daß min- destens einige westdeutsche Kunstverlage auch von den herrlichen Kunst- und Bauwerken un- serer Heimat in Wort und Bild künden, dem Genius E. Th A. Holtmanns huldigen, wollen wir gerne verzeichnen. Und das Buch des Grafen Lehndorff braucht kaum noch jemand zu emp- fehlen.

Verfälschtes Bild Es gibt also viel Positives, ganz gewiß. Und doch ist das kein Grund zur Selbstzuiriedenheit.

Wer Ohren hat zu hören, der merkt bald, daß im Orchester der Weltliteratur doch ganze In- strumente verstummt sind, über ganz Ost- europa und über weite Teile Mitteleu- ropas gibt es nichts als verfälschte Kommu- nistenliteratur. Und es fehlt gewiß nicht an bri- tischen, auch amerikanischen und sonstigen Ver- tretern einer freien Welt, die offenbar ganz gerne und ziemlich unbesehen Geschälte mit dem Ostblock auch in geistiger Hinsicht machen (wobei auch gewisse deutsche Firmen nicht zu übersehen sind!). Und es stellt sich wei- ter die Frage, ob beispielsweise in weiten Bon- ner Kreisen eigentlich die Mögliclikeit, die Dinge in Franklurt an der Quelle zu studieren, richtig erkannt wird. Wird von hier wirklich alles getan, jene deutschen Verleger zu ermutigen, die oft auch bei beträchtlichem Eigenaufwand und Ri- siko unermüdlich für eine echte Wiedervereini- gung Deutschlands in seinen historischen Gren- zen eintreten? Müßten nicht in allen Sprachen der Welt Bücher herausgehen, die die ostdeut- sche Frage und Situation sachlich und über- zeugend darstellen? Warum müssen auch bei

Sonne über der Samlandküste

Unsere Aufnahme zeigt einen Ausschnitt der Steilküste zwischen Groß- und Klein-Kuhren.

Aufnahme: Mauritius

manchen renommierten Verlagen die großen Bildbandreihen heute nicht nur an Oder und Neiße, sondern bereits an Werra und Elbe enden? Sollten sich nicht endlich Bundestag und Bundesregierung entschieden dafür aussprechen, daß jeder deutsche Verleger es als Ehren-

Die „Fischer" von Havanna...

Was sagt das amerikanische Volk zur neuen Herausforderung?

kp. Als „Stützpunkte der atlanti- schen Fischereiflotte (!) der So- wjetunion auf Kuba" wird jene Basis der Roten Flotte Moskaus von ihren Vätern bezeichnet, die nunmehr schnellstens in der schwer belestigten Bucht der Hauptstadt Havanna erstehen soll und mit Sicherheit schon längst im Bau ist. Es werden nicht viele Bürger der USA gewesen sein, die nach dem Bekanntwerden die- ser Tatsache noch Illusionen hegten, es könne sich hier um einen harmlosen Fischereihafen handeln. Aber selbst diese Unentwegten aus dem Rooseveltlager in Washington und anders- wo wurden dann durch den roten kommunisti- schen Rundtunk Kubas darüber autgeklärt, wor- um es in Wirklichkeit ging. Es werde sich, so hieß nämlich hier, um eine Basis handeln, die nicht nur dem „letzten Stand der Wissenschaft"

entspreche, sondern die auch zum Laden und Löschen von „Frachten aller Art" be- stens geeignet sei. Welcher Art diese Frachten sind, weiß man seit langem. Zu Dutzenden tref- fen ja heute schon laufend in Havanna und ande- ren Häfen Kubas Sowjettransporter ein, die ihre militärische Fracht meist nachts und an versteck- ten Punkten unter scharfer Aufsicht kommunisti- scher Polizei an Land bringen. Zu Tausenden weilen bereits sowjetische, tschechische und rot- polnische „Berater" und „Techniker" auf der Insel, die 300 000 Rotgardisten Castros im Ge- brauch moderner Feuerwaffen, Düsenjäger und anderer „harmloser Importartikel" zu unterwei- sen haben.

Die „biederen Sowjet lischer", die künftig mit 160 Spezialfahrzeugen zunächst in Havanna sta- tioniert werden, sind der amerikanischen Flotte und Kaufiahrlei seit langem bekannt. Ihre Schiiie treiben seit Jahr und Tag vor der amerikani- schen Küste Spionage und Abhorchdienst. Sie

„beschatten" amerikanische Manöver und unter- richten laufend die Moskauer Spionagezentrale

über sehr wichtige Dinge. Sie werden ' offen- kundig von roten Marineoffizieren geführt, sie haben wahrscheinlich auch schon Waffen. Die Schwimmdocks, öllager, Magazine, Reparatur- werkstätten und Funkstationen, die man nun in Havanna, also auf der Schwelle der Vereinigten Staaten erbaut, werden sich hervorragend als Stützpunkt moderner Sowjet-U-boote eignen, die heute laufend Späherdienste vor der gesamten amerikanischen Küste versehen und von denen mindestens einige auch schon atomare Ra- keten tragen. Die Regierung Kennedy hat erklären lassen, daß diese „sowjetische Hille für das Castro-Regime noch nicht die Schaffung einer Ollensivmacht (?) bedeute" und daß man sich darum nicht zu einem „offensiven Aben- teuer auf die Anlilleninsel verleiten" lasse. Si- cher dar! und soll kein amerikanischer Präsident sich von seinem gefährlichsten Gegner die Ge- setze seines Handelns vorschreiben lassen. Si- cher muß er kaltes Blut bewahren. Nicht wenige Amerikaner aber werden sich jetzt — in den Tagen einer neuen Wahl — tragen, wann eigentlich die doch so massiven Provokationen Moskaus unmittelbar vor der Küste der USA einen „offensiven" Grad erreicht haben. Sie werden auch darüber nachdenken, warum 1961 das damals sicher sehr viel leichtere Freiheits- unternehmen der Kubaner ohne jeden Flieger- schutz und Feuerschutz blieb. W i e ein Nikita Chruschtschew „Koexistenz" versteht, das hat er in diesen Monaten gerade Washington recht deutlich demonstriert. Die Insel Kuba liegt wie ein Schild vor der Südküste der nordamerikani- schen Union. Dieser Schild aber mit einer neuen Sowjetbasis befindet sich in der Hand jener Kommunisten, die eifrig bestrebt sind, von hier aus ganz Lateinamerika und einiges mehr unter ihre Fuchtel zu bringen. Diese Situation ist für die USA, die größte und stärksie Nation der Ireien Welt, doch einfach unerträglich.

sache ansieht, ständig ostdeutsches Schriftturn auch zu pflegen und hervorragende mehrspra- chige Bände herauszubringen, die unablässig von den Herrlichkeiten Ostdeutschlands, von deut- schen Leistungen dort künden?

Wichtiger als Assyrien!

Mit mächtigen Repräsentativschauen sind in Frankfurt seit Jahr und Tag auch die großen Verlage Amerikas und Englands, auch die Uni- versitätsverlage Harvard, Yale, Oxford, Cam- bridge, Columbia usw. vertreten. Ihre Leistun- gen sind ungeheuer. Nicht einmal die alten Su- merer und Assyrer sind vergessen worden. Sehr bescheiden dagegen ist ollenbar die Reihe best- iundierter und weitwirkender Bücher, die mit aller Entschiedenheit und Gründlichkeit der We 11 bedrohung durch den Kom- munismus entgegentreten, die auf die Lage Berlins, Deutschlands, Mittel- und Osteuropas hinweisen. Hier sollten maß- gebliche deutsche Stellen unablässig mahnen.

Auch eine gute Sache, und gerade sie, will ständig vertreten werden. Wann weht der Geist, der endlich den Ungeist vertreibt, der aufklärt, Nebel aufreißt und klare Einsichten schafft? Wann nützt man die ungeheuren techni- schen Möglichkeiten zum besten Zweck? Von der Verpflichtung der Autoren gegenüber ihrem Volk und Vaterland, gegenüber der Freiheit und dem Recht ist eindrucksvoll gesprochen worden.

Sie besteht auch für den Verleger, der in einer freien Welt geistiges Schallen zu iördern und zu betreuen hat. Es gibt unendlich viele gute und wichtige Bücher. Es ist hoch erfreulich, daß uns endlich auch — oft zu billigstem Preis — alle im Kriege verlorenen Werke der Weltlite- ratur und unserer großen Deutschen wiedergege- ben werden. Entscheidend wichtig aber ist es auch, das Schwert des Geistes für unsere gute Sache zu führen, ewige Werte zu retten und so im besten Sinne einen Frieden zu schallen, der Dauer hat. Mit bemerkenswertem Eiler be- mühen sich deutsche Verleger, so ziemlich alle ausländischen Neuerscheinungen auch unserem Publikum vorzulegen, obwohl sich sehr läppische und minderwertige Produkte darunter belinden.

Einen gleichen Eiler sollten Verlage und Buch- handlungen daran wenden, die Wahrheit über Deutschland drinnen und draußen zu verbreiten, dem Recht und der Men- schenwürde auch in unserem Schicksals- raum Mittel- und Ostdeutschland, Mittel- und Osteuropa zum Siege zu verhellen.

(2)

6 O k t o b e r 1 9 6 2 / S e i t e 2 D a s O s t p r e u ß e n b l a t t

J a h r g a n g 1 3 / F o l g e 40

Ein trojanisches Pieid

dod. „ . . . werden zahlreiche interessante Farblichtbilder gezeigt, die durch die verschie- densten Themen, aber auch die verschiedensten Gebiete, unter anderem die ehemaligen (!) Ostgebiete des Deutschen Reiches führen." Mit diesen Sätzen wird ein Vortrag über „Die Frau im heutigen Polen" angekündigt, der im Rahmen eines Seminars des Deutschen Gewerk- schaftsbundes gehalten wird. Schon an der „Ortho"-grafie erkennt man, wer hier ein Süppchen abkochen will. Hans-Joachim Orth ist, wohlbekannter Mitarbeiter der „Deutsch- polnischen Hefte", deren Chefredakteur der irubere KPD-Mann Paul Wolf ist.

Die „Hefte" lassen kein gutes Haar an der deutschen Ostpolitik, enthalten sich jedoch ge- schickt einer massiven Polemik, während sie hübsche, kleine „neutrale" Betrachtungen zum Rapacki-Plan, zu „Friedenskon- gressen" und anderen kommunistischen Ver- anstaltungen bringen. Nicht vergessen wird auch das Programm des polnischen Rundfunks in deut- scher Sprache („Aus den polnischen Westgebie- ten"), wobei die Leser dezent aufgefordert wer- den, über die Hörbarkeit des Programms zu be- lichten, damit die rote Propaganda sich besser einstellen kann. Orth ist auch im Vorstand der

mDeutschen Gesellschaft für Kultur- und Wirt- schattsauslausch mit Polen", auf deren Haupt- versammlung vor fast einem Jahr eine Erklä- rung verabschiedet wurde, in der sich folgende Sätze finden: „Wir erinnern uns, daß Revanche- lorderungen nach dem Ersten Weltkrieg bereits einmal eine verderbliche, katastrophale Rolle gespielt haben .. . Sowohl in unserem Volke als auch bei den Nachbarvölkern wächst die Sorge vor einem neuen Krieg. Dabei wächst zugleich das Mißtrauen gegen uns; unablässig fordern prominente Vertriebenenpolitiker Revanche (!) und erheben Anspruch auf Gebiete, die als Er- gebnis des Hitlerkrieges der Hoheit anderer Staaten unterstehen. Die Versicherungen offi- zieller Stellen, daß man nicht daran denke, diese Forderungen mit Gewalt durchzusetzen, müssen wir als unglaubwürdig bezeichnen, solange sie Hand in Hand gehen mit gesteigerter Aufrüstung und der Duldung völkerverhetzender Propa- ganda." In diesem Sinne sind also wohl auch die Vorträge Orths gehalten, mit denen er allent- halben bei Unwissenden hausieren geht und mit denen er jetzt auch im Bildungsprogramm 1962/

1963 des DGB-Landesbezirks Nordrhein-Westfa- len — hier gleich zweimal — auftaucht.

Wir können uns nicht vorstellen, daß diese Art .aktiver" Ostpolitik den Intentionen der DGB-Führung entspricht; wir können jedoch nicht übersehen, daß mehrmals schon Stimmen aus dieser Organisation zu Fragen der deutschen Ostpolitik bei uns Bedenken ausgelöst haben.

Sie sind im angeführten Fall als Diskussions- beiträge deklariert worden. Wir wissen, daß es bei einer derart großen Organisation keine

„Sprechregelung" geben kann, und verlangen sie auch gar nicht. Eine klare S t e l l u n g - nahme des DGB zu den die Vertriebenen be- wegenden Fragen wäre aber wünschenswert.

Das könnte Entscheidungen, wie die, Orth im Januar 1963 in offiziellen Veranstaltungen des DGB sprechen zu lassen, revidieren.

Orth hat in diesem Monat ein Buch über die

„Volksrepublik Polen" herausgegeben. Er hat sich dazu nicht irgendeinen Verleger genommen, sondern den früher entscheidenden Mann der ganzen kommunistischen Kultur- arbeit in der Bundesrepublik, Johann Martin F 1 a du n g. Das paßt in seine Linie. Paßt Orth in die Linie des DGB? G . F.

Noch einmal: Ilja Ehrenburg

Allzu billiges Rezept

np. Die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Länder sind alles andere als befriedigend.

Besser als jeder Bürger wissen das die Finanz- minister der Länder, auch wenn sie noch so sehr auf ihrem Standpunkt verharren, an der gegen- wärtig gültigen Finanzordnung dürfe nicht ge- rüttelt werden. Dafür bieten sie allzu billige Re- zepte an wie z. B. der bayerische Finanzminister Eberhard. Ihm fiel nichts Besseres ein, als sei- nem Bonner Kollegen Starke zu empfehlen, doch einfach die Steuer zu erhöhen, wenn die Bundes- einnahmen zur Deckung der Ausgaben nicht reichten. Eberhard bekam offenbar noch nicht mit,

daß der Bundesfinanzminister überall, wo es geht, zuletzt z. B. in Kiel, mit aller Entschieden- heit dem Gedanken an eine Steuererhöhung ent- gegentritt. Außerdem müßte Eberhard wissen, daß Starke über das Anziehen der Steuerschraube, selbst wenn er daran dächte, allein nicht befinden kann. Das müßte schon das ganze Kabinett beschließen, solern es von den Koalitionsparteien dazu ermächtigt wird.

Unwillkürlich drängt sich angesichts eines so zweifelhaften „Rates" die Frage auf: Was kann den Finanzminister eines Bundeslandes, das vor nicht allzu langer Zeit jede Art von finanzieller Bundeshilfe mit offenen Händen entgegennahm, bewogen haben, dem Bundesfinanzminister einen

solchen Vorschlag zu machen? Man ist versucht, in erster Linie an den Wahlkan.pt in Bayern zu denken, dessen Streiter auch vor einem so pre- kären Bereich wie dem der Finanz- und der Steuerpolitik nicht haltmachen. Sollten es aber wirklich nur parteipolitisch oder wahltaktische Gründe sein, die hinter diesem „Rat" stehen?

Derartige Motive lägen nahe, wenn nicht fast zur gleichen Zeit von den Finanzminislern meh- rerer Bundesländer gegen die Finanzpolitik Bonns und insbesondere gegen den Bundes- finanzminister eine regelrechte Kampagne unter- nommen würde. Sie dient offenbar dem Zweck, lür künftige Verhandlungen über die Beteili- gung der Länder an der Deckung des Bundes- haushalts eine festere Position unter die Füße zu bekommen, als es bisher der Fall war. Diese Kampagne ging bereits soweit, daß der Finanz- minister eines Landes — nach einer bisher nicht dementierten Meldung — seinen Bonner Kolle- gen Starke beschwor, künftig vor der Veröffent- lichung der monatlichen Steuererträge abzuse- hen!

D e r M ü n c h n e r V e r l a g H e l m u t K i n d l e r sucht die H e r a u s g a b e s e i n e r E h r e n b u r g - B i o g r a p h i e g e g e n ü b e r a l l e n A n g r i f l e n i n d e r N r . 14 s e i n e r

„ I n f o r m a t i o n e n aus d e m K i n d l e r V e r l a g " v o m 7. 9. 1962 z u rechtfertigen. E r b e d i e n t sich d a b e i t e i l w e i s e b z w . o h n e E i n s c h r ä n k u n g a n e r k e n - n e n d e r U r t e i l e v e r s c h i e d e n e r V e r f a s s e r . M i t z w e i A u s n a h m e n l e b e n s i e a l l e i n d e r B u n d e s - r e p u b l i k D e u t s c h l a n d . D a s g i l t z. B . f ü r d e n S c h r i f t s t e l l e r H o r s t L a n g e . E r hat sich s e i n e S t e l l u n g n a h m e u n v e r a n t w o r t l i c h leicht g e m a d i t . Sie b e g i n n t m i t f o l g e n d e n W o r t e n :

„ D a s v o r l a u t e G e s c h w ä t z r e c h t s r a d i k a l e r .Schriftsteller' i n d e r B u n d e s r e p u b l i k v e r m a g d e n R u h m dieses Buches nicht z u s c h m ä l e r n . ' ' A u c h H o r s t L a n g e w i r d z . B . nicht i m Ernst v e r s u c h e n w o l l e n , d a s j e d e n R a d i k a l i s m u s v o n g l e i c h v i e l w e l c h e r S e i t e n a c h g e w i e s e n e r m a ß e n entschieden a b l e h n e n d e „ I n t e r n a t i o n a l e K o m i t e e zur V e r t e i d i g u n g d e r c h r i s t l i c h e n K u l t u r " i r g e n d - w i e m i t R e c h t s r a d i k a l i s m u s z u s a m m e n z u b r i n - g e n . In d i e s e r e i n e r f r i e d l i c h e n A u f k l ä r u n g s - arbeit d i e n e n d e n V e r e i n i g u n g a r b e i t e n z. B . auch so u n a n g r e i f b a r e d e m o k r a t i s c h e P e r s ö n - l i c h k e i t e n n e u t r a l e r L ä n d e r m i t w i e Prof. D r . B i r g e r N e r m a n aus S t o c k h o l m . I n N r . 33 des

„ R u n d b r i e f e s des I n t e r n a t i o n a l e n K o m i t e e s z u r V e r t e i d i g u n g d e r c h r i s t l i c h e n K u l t u r " finden w i r als Inhalt e i n e n r e i n sachlichen B e r i c h t ü b e r E h r e n b u i g u n t e r d e r Ü b e r s c h r i f t „ D o l m e t s c h e r des H a s s e s " . E s h e i ß t d a r i n u . a.:

„ W a r u m w i l l e r s e i n E r i n n e r u n g s b u c h (besser:

ein Buch, i n d e m das W e s e n t l i c h e v e r s c h w i e g e n w i r d ) i n W e s t e u r o p a u n t e r d i e L e s e r b r i n g e n ? Er p l ä d i e r t f ü r sich, d e n ü b e r l e b e n d e n , d e r nicht s c h u l d i g s e i n m ö c h t e . Tatsache ist, d a ß e r z y - nisch u n d t a k t i s c h ü b e r a u s g e w a n d t d e r D i k - t a t u r u n t e r S t a l i n u n d s e i n e n N a c h - f o l g e r n g e d i e n t hat. M a n v e r z i e h i h m s e i n e g e i s t r e i c h e n Z w e i d e u t i g k e i t e n u n d . s e i t l i c h e n A b w e i c h u n g e n ' , w e i l e r a l s P u b l i z i s t m i t et- l i c h e n R i c h t s t r a h l e r c h a n c e n z u m W e s t e n h i n b r a u c h b a r w a r . A l s V i z e p r ä s i d e n t des . W e l t - friedensrates' g e h ö r t e r z u d e n E i n p e i t s c h e r n der M a d i t p o l i t i k M o s k a u s . "

N i c h t n u r diese Z e i l e n , s o n d e r n d i e g e s a m t e n T a t s a c h e n f e s t s t e l l u n g e n dieses e b e n s o e r n s t e n w i e n o t w e n d i g e n , f ü r d i e B r e i t e n a u f k l ä r u n g b e - s t i m m t e n A u f s a t z e s e r g e b e n e i n e v e r n i c h t e n d e A b f u h r des R e c h t f e r t i g u n g s v e r s u c h e s des K i n d 1 e r - V e r l a g e s , o h n e d e s s e n gescheitertes B e m ü h e n i n d e r u n w i d e r l e g b a r e n D a r s t e l l u n g b e s o n d e r s z u e r w ä h n e n .

D i e „ D e u t s c h e S o l d a t e n z e i t u n g " v e r ö f f e n t - lichte g e g e n E h r e n b u r g d o k u m e n t a r i s c h b e - legte Ü b e r s e t z u n g e n s e i n e r v o n h e m m u n g s -

l o s e m V e r n i c h t u n g s w i l l e n g e t r a g e n g e w e s e n e n H a ß a u s b r ü c h e g e g e n das g a n z e deutsche V o l k aus d e m R u s s i s c h e n .

A m 14. 4. 1945 schrieb sogar d i e k o m m u - nistische H a u p t z e i t u n g d e r S o w j e t u n i o n , d i e M o s k a u e r . P r a w d a ' ü b e r E h r e n b u r g : » G e n o s s e E h r e n b u r g i r r t sich. E s geht nicht e t w a u m e i n e A u s r o t t u n g D e u t s c h l a n d s , s o n d e r n u m e i n e B e - f r e i u n g v o n d e m K l ü n g e l d e r H i t l e r s u n d G ö - r i n g s . "

Es erscheint u n v o r s t e l l b a r , d a ß z. B . e i n fran- z ö s i s c h e r , a m e r i k a n i s c h e r , e n g l i s c h e r , p o l n i s c h e r o d e r s o n s t i g e r V e r l e g e r eines a u ß e r d e u t s c h e n L a n d e s e i n e n V e r f a s s e r g r o ß u n d r ü h m e n d her- a u s s t e l l e n w ü r d e , d e r f r ü h e r f ü r d i e v o l l s t ä n d i g e V e r n i c h t u n g des V o l k e s u n d L a n d e s d e s V e r - l e g e r s eintrat. E b e n s o w e n i g w i r d j e e i n j ü - discher V e r l a g so w ü r d e l o s h a n d e l n , e i n e n d e r e i n s t i g e n M o r d h e t z e r g e g e n d a s J u d e n t u m a l s b e s o n d e r s g e s c h ä t z t e n V e r f a s s e r seines V e r - lages h e r a u s z u s t e l l e n .

ü b e r d i e s ist z u d e r „ P r a w d a - R ü g e " g e g e n E h r e n b u r g z u sagen, d a ß d i e s o g e n a n n t e B e f r e i u n g D e u t s c h l a n d s i m E i n m a r s c h b e r e i c h s o w j e t i s c h e r S t r e i t k r ä f t e doch i n v i e l e m g a n z der v e r b r e c h e r i s c h e n H a ß l i n i e E h r e n b u r g s folgte, d i e auch d u r c h H i t - lersche M a s s e n v e r b r e c h e n nicht e n t s c h u l d i g t w e r d e n k a n n . Es g e n ü g t i n d i e s e m Z u s a m m e n - h a n g h i e r a n d i e s o w j e t i s c h e n M a s s e n s c h ä n d u n - g e n deutscher F r a u e n u n d M ä d c h e n , d i e s o w j e - tischen M a s s e n v e r s c h l e p p u n g e n deutscher M e n - schen u n d i h r tragisches S c h i c k s a l s o w i e d i e s o w j e t i s c h e n M a s s e n m o r d e auf d e u t s c h e m B o - d e n i n u n d a u ß e r h a l b v o n K o n z e n t r a t i o n s l a g e r n z u e r i n n e r n .

A u s g e r e c h n e t d e m e i n s t i g e n S c h r i f t l e i t e r d e r n a t i o n a l s o z i a l i s t i s c h e n f ü r deutsche F r o n t s o l - d a t e n b e s t i m m t g e w e s e n e n Z e i t s c h r i f t „ E r i k a "

b l i e b d i e W ü r d e l o s i g k e i t v o r b e h a l t e n , e i n e n s o u n m e n s c h l i c h e n H a s s e r w i e E h r e n b u r g h e r a u s z u s t e l l e n u n d z u p r e i s e n , u m d a m i t G e - s c h ä f t e z u m a c h e n u n d g e g e n ü b e r d e m K o m m u - n i s m u s i m G e i s t e e i n e r R ü c k v e r s i c h e r u n g s p o l i t i k zu h a n d e l n .

D e r o b e n g e n a n n t e h e r v o r r a g e n d e R u n d b r i e f des „ I n t e r n a t i o n a l e n K o m i t e e s z u r V e r t e i d i g u n g d e r c h r i s t l i c h e n K u l t u r " s c h l i e ß t d a g e g e n s e i n e n T a t s a c h e n - bericht ü b e r E h r e n b u r g m a h n e n d m i t f o l - g e n d e n treffenden W o r t e n :

„ F ü r i h n , d e n D o l m e t s c h d e s H a s s e s , i s t a l l e s g ä n g i g e W a r e , d i e f a b r i z i e r t w i r d , auch M e g a - t o n n e n b o m b e n u n d H a ß a u f r u f e . D a s J ' a c c u s e (Ich k l a g e an!) g e g e n i h n darf nicht v e r s t u m m e n . Prof. D r . B o l k o F r h r . v o n R i c h t h o f e n

Moskau diktiert die Preise

V o n E u g e n H a r t m a n n , B e r l i n Die Ostblockländer haben auf Befehl des

Comecon den größten Teil ihrer Exportgüter an die Sowjetunion zu liefern. Dabei bestimmt der Kreml sowohl die Preise als auch Art und Umfang der Warenlieferungen. Sie sind auf die Bedürfnisse der UdSSR abgestimmt und sollen insbesondere die sowjetische Rüstungs- industrie fördern und die rote Wirtschaft zu- gunsten der Rüstungsproduktion entlasten. Das Comecon ist keineswegs eine Organisation auf der Grundlage gleichberechtigter Partnerschaft, sondern ein wirtschaftspolitisches Lenkungs- instrument der Sowjets. Sie sichern sich alle Vorteile aus der Ausbeutung der Satelliten- staaten, während diese nur als Befehlsempfän- ger fungieren und in Auswirkung des Moskauer Preisdiktats schwere Nachteile in Kauf nehmen müssen. Denn die Sowjets zahlen für Waren, die sie aus den Satellitenländern beziehen, durch- weg Preise, die unter dem Weltmarktniveau liegen, während die Satellitenländer für sowje- tische Warenlieferungen und Kredite Über- preise oder hohe Zinsen zu zahlen haben.

Dies wird jetzt zum erstenmal in einem amt- lichen sowjetischen Dokument, im Jahrbuch des sowjetischen Ministeriums für Außenhandel lür i960, mit genauen Zahlen belegt. Danach forderte die Sowjetunion 1960 für Rohöl 188 Prozent, lür Benzin 136,1, lür Zellulose 136,6, lür Rundho'.z 142, lür Gerste 127,5, für Kohle 177,4, iür Chrom-

Erz 184, iür Schwefel 149,8, iür Asbest 164,9, lür Walzrohre 131,1 und iür Baumwollgewebe sogar 303,4 Prozent der Weltmarktpreise. Im ganzen sind es 41 von 51 spezihzierten und näher auf- geführten Gütern, für welche die Sowjets höhere Preise als die auf den Weltmärkten geltenden von ihren Satellitenländern kassierten. Der Ge- winn, den die Sowjets auf Grund dieser Über- preise 1960 durch Lieferungen an die osteuro- päischen Länder erzielten, bellet sich auf — um- gerechnet — über 750 Millionen Dollar.

Gleichzeitig aber mußten die diskriminierten Ostblock-Handelspartner an die Sowjetunion Waren zu Preisen liefern, die unter den Welt- marktpreisen lagen. So bezahlten beispielsweise die Sowjets für Kautschuk nur 79,5 Prozent, für Seidengewebe 55,7, für Elektrokabel 98,2, iür Zement 92,7, iür Mais 79,6 und für Gefrierfleisch 88,5 Prozent des regulären Weltmarktpreises.

Die osteuropäischen Länder hätten also ihre Exporterzeugnisse vorteilhafter auf dem Welt- markt absetzen können. Der Verlust, der ihnen durch die sowjetische Unierbezahlung entstand, wird für 1960 auf 825 Millionen Dollar berech- net. Das ergibt zusammen mit den sowjetischen Exporten in die Ostblockländer zu Überpreisen ein Gesaml-Detizil von über 1,5 Milliarden Dollar, das den osteuropäischen Satellitenstaaten auf Grund des sowjetischen Preisdiktats in einem Jahr entstanden ist.

Beschwerde an die Vereinten Nationen

. I m N a m e n d e r D e u t s c h e n i n O s t - B e r l i n u n d i n d e r s o w j e t i s c h b e s e t z t e n Z o n e , d i e nicht f ü r sich sprechen k ö n n e n " , h a t das K u r a t o r i u m U n - t e i l b a r e s D e u t s c h l a n d A n k l a g e e r h o b e n „ g e g e n die s t ä n d i g e schwerste V e r l e t z u n g " d e r e l e m e n - tarsten Rechte d i e s e r M e n s c h e n auf L e b e n u n d F r e i h e i t , F r e i z ü g i g k e i t u n d A u s w a n d e r u n g s - freiheit. E i n e D e l e g a t i o n des K u r a t o r i u m s U n t e i l - bares D e u t s c h l a n d , d e r d e r g e s c h ä f t s f ü h r e n d e V o r s i t z e n d e des K u r a t o r i u m s D r . W i l h e l m W o l f - g a n g S c h ü t z , B u n d e s t a g s v i z e p r ä s i d e n t D r . T h o m a s D e h l e r (FDP), d i e B e r l i n e r B u n d e s - t a g s a b g e o r d n e t e n D r . J o h a n n B a p t i s t G r a d 1 (CDU) u n d K u r t M a 11 i c k (SPD) s o w i e das V o r s t a n d s m i t g l i e d des D G B W e r n e r H a n s e n a n g e h ö r t e n , h a t dieses M e m o r a n d u m a m 25. Sep- t e m b e r d e m V o r s i t z e n d e n d e r M e n s c h e n r e c h t s - k o m m i s s i o n b e i d e n V e r e i n t e n N a t i o n e n i n N e w Y o r k ü b e r r e i c h t . M i t d e r B e s c h w e r d e s o l l d i e A u f m e r k s a m k e i t d e r M e n s c h e n r e c h t s k o m m i s s i o n der V e r e i n t e n N a t i o n e n a u f d i e V e r l e t z u n g d e r M e n s c h e n r e c h t e seit E r r i c h t u n g d e r M a u e r l e n - k e n u n d d a r ü b e r h i n a u s d i e Ö f f e n t l i c h k e i t ü b e r die u n m e n s c h l i c h e n V o r g ä n g e i m u n f r e i e n T e i l D e u t s c h l a n d s i n f o r m i e r e n . D i e B e s c h w e r d e w u r d e auch a l l e n M i t g l i e d s s t a a t e n d e r U N O z u g e l e i t e t .

Zeugen, die nicht lügen

M i t b e m e r k e n s w e r t e r K l a r h e i t u n d E n t s c h i e - d e n h e i t b e f a ß t sich d i e s ü d f r a n z ö s i s c h e Tages- z e i t u n g L E M I D I L I B R E m i t d e m B e r l i n - P r o b l e m u n d schreibt d a z u ;

„ W i r n e n n e n M i t t e l d e u t s c h l a n d noch i m m e r r e - p u b l i k a n i s c h u n d d e m o k r a t i s c h , o b w o h l es s e i n e B ü r g e r , d i e dieses L a n d v e r l a s s e n w o l l e n , w i e die K a n i n c h e n a n d i e L e i n e n i m m t . E s g i b t i n der g a n z e n W e l t k e i n z w e i t e s R e g i m e , d a s so e t w a s w a g t . E i n S p a n i e r k a n n F r a n c o - S p a n i e n v e r l a s s e n , aber e i n D e u t s c h e r aus O s t d e u t s c h - l a n d , e i n Tscheche o d e r e i n U n g a r , s i e k ö n n e n ihr L a n d nicht v e r l a s s e n . D i e M a u e r i n B e r l i n ist e i n u n w i d e r l e g b a r e r B e w e i s d a f ü r , d a ß es i m O s t e n k e i n e F r e i h e i t gibt, d e n n d i e M ä n n e r und d i e F r a u e n , d i e aus d i e s e m L a n d e f l ü c h t e n w o l l e n , w e r d e n d a r a n m i t G e w a l t g e h i n d e r t . E i n M e n s c h aber, d e r s e i n L e b e n r i s k i e r t , d e r die S p r e e d u r c h s c h w i m m t u n t e r d e n K u g e l n d e r V o l k s p o l i z i s t e n , e i n M e n s c h , d e r M o n a t e h i n - durch e i n e n u n t e r i r d i s c h e n T u n n e l g r ä b t , u m a u f die a n d e r e Seite d e r M a u e r z u g e l a n g e n e r ist e i n Z e u g e , d e r nicht l ü g t . P a s c a l sagte e i n m a l : ,Den Z e u g e n , d i e sich t ö t e n l a s s e n , g l a u b e ich."

W i r m e i n e n , d a ß d i e D e u t s c h e n , d i e u m d e n P r e i s i h r e s L e b e n s d i e s e r u n ü b e r s t e i g b a r e n M a u e r t r o t z e n , d i e schrecklichsten A n k l ä g e r j e n e s u n m e n s c h l i c h e n R e g i m e s s i n d . "

V o n W o c h e z u W o c h e

D i e E n t s c h l o s s e n h e i t d e r V e r e i n i g t e n Staaten, die F r e i h e i t W e s t - B e r l i n s n o t f a l l s m i t Waffen- g e w a l t z u v e r t e i d i g e n , s o l l d e r amerikanische K o n g r e ß d e m n ä c h s t b e k r ä f t i g e n . Eine ent- s p r e c h e n d e V o r l a g e b e r e i t e t d a s Repräsen- t a n t e n h a u s v o r .

Z e h n P r o z e n t d e r G e s c h e n k p a k e t e i n d i e sowje- tisch b e s e t z t e Z o n e e r r e i c h e n nicht ihre Emp- f ä n g e r , t e i l t e B u n d e s p o s t m i n i s t e r Stückleo mit E r e r m a h n t d i e Ö f f e n t l i c h k e i t , d i e Vor- schriften f ü r d e n P a k e t v e r k e h r i n d i e SBZ ge- n a u e i n z u h a l t e n .

E i n e E r h ö h u n g d e r A l t e r s r e n t e n d e r Sozialver- s i c h e r u n g u m 6,6 P r o z e n t s o l l ab 1. Januar in K r a f t t r e t e n . E i n e n t s p r e c h e n d e r Gesetzent- w u r f d e r B u n d e s r e g i e r u n g w i r d d e m Parla- m e n t i n K ü r z e v o r g e l e g t w e r d e n .

In F l e n s b u r g w u r d e d e r n e u e s t e Z i v i l - F l u g h a f e n d e r B u n d e s r e p u b l i k e r ö f f n e t . D i e Landebahn hat e i n e L ä n g e v o n 1240 M e t e r n .

W e g e n d e r z u n e h m e n d e n A u f r ü s t u n g hat die S o w j e t r e g i e r u n g i h r e n B e s c h l u ß ü b e r die s c h r i t t w e i s e A u f h e b u n g d e r L o h n s t e u e r für

K r ü g e r z u r F r a g e d i p l o m a t i s c h e r u n d H a n d e l s b e z i e h u n g e n z u m O s t b l o c k In e i n e m D i m i t a g - I n t e r v i e w e r k l ä r t e der Prä- s i d e n t d e s B u n d e s d e r V e r t r i e b e n e n , H a n s Krü- ger M d B , u . a f o l g e n d e s : D i e A r t , w i e sich die B u n d e s r e p u b l i k m i t i h r e n ehemaligen K r i e g s g e g n e r n F r a n k r e i c h , E n g l a n d u n d Ame- r i k a v e r s t ä n d i g t hat, ist d a s M u s t e r b e i s p i e l d a f ü r , w i e e i n A r r a n g e m e n t m i t d e n osteuro- p ä i s c h e n S t a a t e n , i n s b e s o n d e r e auch P o l e n , mög- l i c h w ä r e . „ D i e B u n d e s r e p u b l i k b e m ü h t sich, auf w i r t s c h a f t l i c h e m u n d k u l t u r e l l e m G e b i e t um P o l e n w i e u m k e i n a n d e r e s L a n d d e s Ostblocks.

A b e r es fehlt d e n P o l e n a n g u t e m W i l l e n . Sie s c h r a u b e n i h r e B e d i n g u n g e n z u e i n e r Regelung i n G ü t e i m m e r h ö h e r . " K r ü g e r w i e s G e r ü c h t e z u r ü c k , w o n a c h es i m B u n d d e r V e r t r i e b e n e n B e s t r e b u n g e n gebe, d i e a u f e i n e „ b e d i n g u n g s - l o s e " V e r s ö h n u n g h i n w i r k e n . D e r B d V vertrete w e i t e r h i n e i n m ü t i g u n d g e s c h l o s s e n d i e Ansicht, d a ß V e r s ö h n u n g k e i n e s f a l l s a u f d e r B a s i s eines

„ V e r z i c h t e s a u f Recht o d e r A n e r k e n n u n g des d e r z e i t i g e n Z u s t a n d e s " e r f o l g e n d ü r f e .

A r b e i t e r u n d A n g e s t e l l t e z u r ü c k g e s t e l l t . V o m 1. O k t o b e r a n s o l l t e d i e L o h n s t e u e r n all- m ä h l i c h abgeschafft w e r d e n .

Das G r e n z p r o b l e m P o l e n s s e i k e i n e Sache des ö k u m e n i s c h e n K o n z i l s , e r k l ä r t e K a r d i n a l W y s z y n s k i . D e r K a r d i n a l w i e s ferner darauf h i n , d a ß d i e r o t p o l n i s c h e R e g i e r u n g versuche, die Z a h l d e r z u m K o n z i l r e i s e n d e n polnischen B i s c h ö f e z u b e s c h r ä n k e n .

A n n ä h e r n d 5000 A p o t h e k e r f e h l e n i n P o l e n . Des- h a l b m ü s s e n v i e l e A p o t h e k e n geschlossen w e r d e n . A n d i e E r ö f f n u n g n e u e r i s t k a u m zu d e n k e n .

D e r A l t e r s p r ä s i d e n t dos D e u t s c h e n B u n d e s ! - d e r A b g e o r d n e t e u n d B a n k i e r R o b e r t Pferd- m e n g e s , i s t i m A l t e r v o n 82 J a h r e n i n Köln g e s t o r b e n .

I n d o n e s i e n e r h i e l t e i n e n s c h w e r e n K r e u z e r von d e r S o w j e t u n i o n . D a s a u f e i n e r sowjetischen W e r f t n e u e r b a u t e S d i i f f v o n 19 000 Tonnen, die „ I r l a n d " , befindet sich a u f d e r Fahrt d u r c h d e n I n d i s c h e n O z e a n n a c h D j a k a r t a .

S p e z i a l s c h u l e n i n M e m e l

M e m e 1 (o). D i e S o w j e t s h a b e n i n M e m e l e i n M u s i k - T e c h n i k u m i n d e r P o l a n g e n s t r a ß e u n d i n der S t e i n t o r s t r a ß e e i n e S c h w e s t e r n s c h u l e e i n a e -

r i d i t e t . a

"••mm iiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiimiimiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiu

" B L I C K IN DIE H E I M A T I

Schlechte K o n s e r v e n

M e m e l (o). In d e r S t a d t u n d i n d e n Heimat- k r e i s e n H e y d e k r u g u n d P o g e g e n wird ü b e r d i e schlechte Q u a l i t ä t d e r F i s d i k o n s e r - v e n g e k l a g t , d i e d i e v e r s t a a t l i c h t e M e m e l e r F i s c h k o n s e r v e n f a b r i k v e r l a s s e n . D i e sowjetische V e r w a l t u n g d e r F i s d i f a b r i k h a t h e u t e i h r e n Sitz i n d e r e h e m a l i g e n S p a r k a s s e a m A l e x a n d e r - p l a t z .

M e m e l i n v i e r S p r a c h e n

M e m e l (o). D e r s o w j e t i s c h e S t a a t s v e r l a g in W i l n a b e a b s i c h t i g t i n K ü r z e e i n e n vier- s p r a c h i g e n F ü h r e r d u r c h d i e S t a d t M e m e l her- a u s z u g e b e n . D a s b e b i l d e r t e B u c h s o l l Beschrei- b u n g e n i n d e u t s c h e r u n d i n e n g l i s c h e r Sprache, s o w i e i n R u s s i s c h u n d i n L i t a u i s c h e r h a l t e n .

W o b l e i b e n d i e F i s c h e ?

H o h e n s t e i n — o d — D i e E i n w o h n e r v o n H o h e n s t e i n k ö n n e n sich nicht d a v o n ü b e r z e u - g e n , w i e frische F i s c h e a u s d e n Masurischen S e e n s c h m e c k e n , b e r i c h t e t „ G L O S P R A C Y * . M a n m u ß schon z u r F i s d i e r e i - Z e n t r a l e nach A l i e n - s t e i n f a h r e n , w o m a n F i s c h e e r h ä l t — die aus O p p e l n s t a m m e n .

H e r a u s g e b e r : Landsmannschaft Ostpreußen e V C h e f r e d a k t e u r : Eitel Kaper, zugleich verant- wortlich für den politischen Teil. Für den kulturellen und heimatgcschichtlichen T e i l : Erwin Seharfenorth.

tut _ Sozialos. Frauenfragen und Unterhaltung: Rutb Maria Wagner. Für landsmannschaftliche Arbeit. Ju- gendfragen. Sport und Bilder: Joachim Plechowski

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Karl Arndt (sämtlich in Hamburg).

Unverlangte Einsendungen unterliegen nicht der redaktionellen Haftung, für die Rücksendung wi.d Porto erbeten.

Das O s t p r e u ß e n b l a t t ist d as Organ der Landsmann- schaft O s t p r e u ß e n und erscheint wöchentlich zur In-

orrnation der Mitglieder des Fördererkreises dtt Landsmannschaft O s t p r e u ß e n

Anmeldungen nehmen jede Postanstalt und dl»

I 50 D M " "5*3" °slprcußcn entgegen. Monatll»

Sendungen für Schriftleitung Geschäftsführung i"1«1 Anzeigenabteilung: 2 Hamburg 13, Parkallee 84 «6 Tele.on 45 25 41/42. Postscheckkonto N r . 907 00 (nur für Anzeigen).

? o J ? r ! J5££*i, R a u t e n l> e r g , 295 Leer Leer 42 8 N o r de r s t r a ß e 29/31. Ruf:

A u f l a g e u m 125 000 / J ,

Zur Zeit ist Preisliste 11 gültig. / W

(3)

J a h r g a n g 1 3 / F o l g e '40

O k t o b e r 1 9 6 2 / S e i t e 3

V o n u n s e r e m B e r l i n e i . W a s e r w a r t e n S i e v o m W e s t e n ? "

Fragen Sie, w e n S i e w o l l e n : den m ä r k i s c h e n Kolchosbauern, d e n I n g e n i e u r aus D r e s d e n den Jenaer Studenten, d e n S u h l e r A r b e i t e r ' den Greifswalder Professor, ü b e r a l l d i e gleiche A n t - wort:

„Nichts!"

Im G e g e n t e i l , die S t i m m u n g gegen den W e s t e n _ in den man g l e i c h w o h l l i e b e r heute als mor- gen flüchten m ö c h t e — w i r d i m m e r betonter Sie steigert sich zur W u t , seit U l b r i c h t die Bundesrepublik u m e i n e n M i l l i a r d e n k r e d i t gebeten hat, und B o n n nicht a b l e h n t e sondern b e k a n n t g a b , u n d z w a r v o r k u r z e m wiederholt, d a ß es dies Ersuchen p r ü f e n w e r d e

Dazu z u n ä c h s t e i n e F e s t s t e l l u n g . A l l e i n die Tatsache, d a ß der M i l l i a r d e n k r e d i t zur Zeit Thema N u m m e r eins unter der S o w j e t z o n e n b e v ö l k e r u n g ist, zeigt, d a ß sie nach w i e v o r ihre Informationen ü b e r d e n W e s t - R u n d f u n k bezieht;

denn Ost-Presse u n d - F u n k haben nie v o n e i n e m Kredit gesprochen, s o n d e r n nur v o n dem „ g r o ß - zügigen A n g e b o t U l b r i c h t s , d i e H a n d e l s b e z i e - hungen zur B u n d e s r e p u b l i k z u v e r s t ä r k e n u n d notleidenden westdeutschen I n d u s t r i e z w e i g e n zu Hilfe zu k o m m e n "

ü b e r den K r e d i t g i b t es n u r e i n e M e i n u n g zwischen O s t s e e u n d E r z g e b i r g e . O d e r u n d E l b e : er w ü r d e den v ö l l i g e n Z u s a m m e n b r u c h der S E D - Wirtschaft a u f h a l t e n oder g a r a b w e n d e n u n d das T e r r o r r e g i m e festigen. N i c h t s w ü r d e für die B e v ö l k e r u n g selbst a b f a l l e n . „ W i r w o l l e n l i e b e r noch mehr h u n g e r n u n d das N o t w e n d i g s t e an G e b r a u c h s g ü t e r n e n t b e h r e n — n u r k e i n e H i l f e den A u s b e u t e r n u n d M ö r d e r n ! "

. B e f r e i t u n s v o n d e r P e s t ! "

Die E m p ö r u n g d a r ü b e r , d a ß B o n n ü b e r h a u p t e r w ä g t , w ä c h s t t ä g l i c h . S i e k o m m t , da e i n ande- res V e n t i l fehlt, in Z e h n t a u s e n d e n v o n B r i e f e n in den W e s t e n z u m A u s d r u c k , B r i e f e v o n A b - sendern j e d e n A l t e r s , jeden B e r u f s z w e i g s . Briefe, d i e z e i g e n , d a ß u n s e r e B r ü d e r u n d Schwestern d r ü b e n e i n p o l i t i s c h w a - c h e s V o l k g e w o r d e n s i n d , a n d e r s als so viele i m W e s t e n . A n d e r s aber auch, als U l b r i c h t sich die F r ü c h t e der p a u s e n l o s e n A g i t a t i o n , der P o l i t - „ E r z i e h u n g " gedacht hat.

Die M e n s c h e n w a g e n es sogar, an w e s t l i c h e Z e i t u n g s r e d a k t i o n e n u n d R u n d f u n k a n s t a l t e n z u schreiben. D e r T e n o r ist: „ D e r K r e d i t w ä r e e i n Pakt mit d e m T e u f e l u n d . K e i n K r e d i t ' I V e r - l ä n g e r t nicht u n s e r e L e i d e n ! "

A u s z w e i B r i e f e n aus Sachsen u n d B r a n d e n - burg an den R I A S :

. W a r u m w e r d e n h e u t e noch D i s k u s s i o n e n ge- führt: G e b e n w i r d e m U l b r i c h t - R e g i m e K r e d i t oder nicht? H i e r h u n g e r t m a n n u r n a c h d e r F r e i h e i t , das k ö n n e n satte M e n s c h e n nicht verstehen. Liefert recht v i e l nach d e m O s t e n , da- mit die M a u e r noch h ö h e r gebaut w e r d e n k a n n und die K r i e g s m a s c h i n e r i e noch g r ö ß e r ausge- baut . . . " U n d : „ M i t Schrecken h ö r e n w i r v o n der Geneigtheit d e r B u n d e s r e p u b l i k z u r M i l l i a r d e n - anleihe an H e r r n U l b r i c h t . U m a l l e s in der W e l t , g e b t d e n L e u t e n k e i n e n K r e d i t mehr, w i r k ö n n t e n sonst n u r noch d e n k e n , unsere v e r z w e i f e l t e L a g e sei euch recht. W i r w o l l e n gern auf n o d i mehr v e r z i c h t e n , aber befreit uns endlich v o n der roten Pest. V i e l e fangen schon an, die Deutschen i m W e s t e n z u hassen K e i n e r k a n n sich e i n e V o r s t e l l u n g v o n unserer s e e l i s c h e n V e r f a s s u n g m a c h e n . . . "

D i e w i r k l i c h e L a g e

K e i n e n K r e d i t . . D a s steht i m Z e n t r u m a l l e r Ü b e r l e g u n g e n D e r M a n g e l auf a l l e n G e b i e t e n der V e r s o r g u n g tritt dagegen z u r ü c k . D e r W e - sten, der ihn in s e i n e n V e r ö f f e n t l i c h u n g e n mit einem U n t e r t o n des T r i u m p h e s in den V o r d e r grund r ü c k t , b e g i n n t d i e S i t u a t i o n in der Sowjet- zone aus e i n e m schiefen B l i c k w i n k e l , ja immer mehr falsch z u sehen

Die V e r s o r g u n g s k a t a s t r o p h e k o m m t v i e l m e h r erst in d r i t t e r L i n i e D e n n noch v o r ihr r a n g i e r t ganz e t w a s anderes. D e r V e r l u s t der F r e u d e an der A r b e i t , d i e v i e l e bestimmt hatte, in der S o w j e t z o n e z u b l e i b e n

A l l e haben d i e L u s t v e r l o r e n . D i e B a u e r n schon seit 1960, seit der t o t a l e n Z w a n g s k o l l e k - t i v i e r u n g . D i e F a c h a r b e i t e r , seit die A n t r e l - b e r e i w i e d e r F o r m e n a n g e n o m m e n hat w i e schon e i n m a l v o r d e m V o l k s a u f s t a n d 1953.

Kredit für Ulbricht?

M . P f . K o r r e s p o n d e n t e n

Jetzt k o m m t i h n e n die S E D w i e d e r w i e damals mit den sowjetischen „ N e u e r e r - M e t h o d e n " die auf e i n e steigende A u s b e u t u n g hinauslaufen, auf mehr A r b e i t und w e n i g e r L o h n . N u r e i n B e i s p i e l sei genannt. D i e „ N i n a - N a s a r o w a - M e t h o d e "

nach der der A r b e i t e t z w a n z i g M i n u t e n vor A r b e i t s b e g i n n am Platz zu sein hat und nach A r b e i t s s c h l u ß dort w e i t e r e d r e i ß i g M i n u t e n ver- w e i l e n m u ß , v o r B e g i n n , um seine M a s c h i n e ein zurichten, hinterher, um sie zu pflegen und zu ö l e n . A l l das hat a u ß e r h a l b der bezahlten A r b e i t s z e i t z u e r f o l g e n

Diese und e i n D u t z e n d andere M e t h o d e n der A u s b e u t u n g , der K o n t r o 11 e , der S e l b s t - k o n t r o l l e , der „ f r e i w i l l i g e n " N o r m e r h ö h u n g , s i n d b e g i n n e n d mit dem Hennecke- T h e a t e r seit 1948 propagiert w o r d e n und durch einsichtige B e t r i e b s l e i t e r i m m e r w i e d e r ad acta gelegt D e n n sie w a r e n u n s i n n i g in einem S y s t e m , das nicht e i n m a l in der Lage w a r . eine s t ö r u n g s - u n d fehlerfreie R o h m a t e r i a l - u n d Er- s a t z t e i l a n l i e f e r u n g zu g e w ä h r l e i s t e n

H e u t e s i n d sie nicht s i n n v o l l e r g e w o r d e n . Im G e g e n t e i l . D a m a l s v e r h i e ß U l b r i c h t : „So w i e w i r heute arbeiten, w e r d e n w i r morgen leben " D e r A r b e i t e r fragt nun, was für e i n entferntes uto- pisches M o r g e n e i g e n t l i c h gemeint war.

W e s h a l b h a b e n w i r k e i n e K a r t o f f e l n ? U n d die A n t w o r t der F u n k t i o n ä r e : „ K a r t o f f e l n w e r d e n w i r haben, w e n n erst e i n m a l politische K l a r h e i t in den K ö p f e n geschaffen ist!" D i e s e A n t w o r t w i r d heute auf a l l e F r a g e n erteilt. O b es sich u m E r s a t z t e i l e für M a s c h i n e n handelt oder — u m d e n Besuch eines l i e b e n A n g e h ö r i g e n i n W e s t - B e r l i n oder der B u n d e s r e p u b l i k .

Rastenburg heute. Unsere Autnahme, die in diesem Jahre gemacht wurde, zeigt eine Anlage im Stadtkern von Rastenburg.

W i e reagiert der M e n s c h auf dergleichen Irr- sinn, H o h n und Z y n i s m u s — denn diese drei F a k t o r e n s i n d es, aus denen Ulbrichts A g i t a t i o n zusammengebraut i s t . . . ? Je nach Temperament mit W u t , mit H a ß oder er schaltet einfach ab.

Gegen die Alleinschuld - Pharisäer

Robert Ingrim fragt: Wer war für Hitler wirklich verantwortlich?

kp. „Die Völker der Erde sind viel ähnlicher als verschieden. Jedes von ihnen wandert bald durch dunkle Täler, bald über lichte Höhen.

Jedes von ihnen beherbergt eine Unterwelt, die niedergehalten werden muß; denn wehe, wenn sie emporkommt — in jedem Land, in jedem Volk! Verdammt nicht, sagt die Bergpredigt, so werdet ihr nicht verdammt." Diese Sätze stehen zwar am Schluß, sind aber der eigentliche Leit- gedanke jenes vieldiskutierten Buches „Hitlers glücklichster Tag" von Dr. Rotert Ingrim, das in diesen Wochen im Seewald-Verlag, Stuttgart, erschien (302 Seiten, 17,80 DM). Der Autor, österreichischer Emigrant und heute Bürger der USA, ist durch eine Reihe politischer Bücher und schar! iormulierter Autsätze weithin bekannt. Er hat die Geiahren, die mit Hitlers Machtergrei- fung nicht nur für Deutschland und seine Nach- barn, sondern für die Welt heraufkamen, früh erkannt und schonungslos gebrandmarkt. Ge- rade aus dieser Position aber wendet er sich in diesem neuen Buch mit aller Entschiedenheit gegen die so lange weit verbreitete These, als trügen „die Deutschen" die Allein- s c h u 1 d an dem, was dann nach 1933 geschehen ist und was uns unendlich geschadet hat. Ingrim hat nicht weniger als 6000 Dokumente aus wich- tigsten ausländischen Archiven studiert. Er weist mit unwiderleglichem Quellenmaterial die Ver- logenheit der Behauptung nach, als sei Hitler gleichsam von selbst Diktator und Tyrann ge- worden und im Grunde nur die Verkörperung angeblich „uralter verbrecherischer Anlagen des deutschen Volkes" gewesen

*

Wenn der Autor den 18. Juni 1935, den Tag des deutsch-britischen Flottenpaktes (und Jahres- tag von Waterloo!) in den Mittelpunkt rückt, so hat das gute Gründe. Hitler hat ihn selbst

„seinen glücklichsten Tag" genannt und der Pakt wurde zu einem Zeitpunkt geschlossen, als min- destens hervorragend unterrichtete Staatsmänner in England und anderswo nach dem Röhmputsch und anderen blutigen Ereignissen den Charakter Hitlers sehr wohl erkennen konnten. Mit Recht weist Ingrim darauf hin, daß es zuerst und vor allem die irrsinnigen Bestimmungen und Forde- rungen des Versailler Diktates gewesen sind, die mit ihren unglaublichen Zumutungen und De- mütigungen iür die Deutschen den Grund für den dauernden Unfrieden gelegt haben. Minde- stens die Briten hätten bald erkennen müssen, daß die Bildung neuer Staaten, in denen das

„Staatsvolk" oit nur die Minderheit war und die deutschen und anderen Minderheiten herausfor- dernd und kurzsichtig unterdrückt wurden, immer neue Gefahren heraufbeschworen. Der Autor erinnert hier auch mit Ernst an die Ab-

trennung des deutschen Ostpreußen vom Reichsgebiet durch den Korridor, an die völlig einseitige Abrüstung und die vielen nie gehaltenen Versprechen Ohne die durch die irrsinnigen Reparationsiorderungen mit herauf- beschworene Verarmung und Arbeitslosigkeit hätte wohl Hitler nie an die Macht kommen kön- nen. Versailles hat, so betont Ingrim, sämtliche Regeln der Staatskunst und sämtliche Gesetze des vernünltigen Friedemachens verletzt. Was man dem demokratischen Deutschland halsstar- rig und unbelehrbar verweigerte, mußte man später Hitler im Handumdrehen bewilligen.

*

Daß es an wirklich großen und weitblickenden Staatsmännern während der beiden Kriege fast überall fehlte, wird in dem Buch erneut ebenso überzeugend nachgewiesen wie auch die sehr wandelbare Haltung vieler bekannter Politiker.

Daß auch ein Winston Churchill, ebenso wie Anthony Eden und sogar der grimmige Deutschenhasser Vansittart und andere, zunächst manche bewundernde Äußerung über Adoll Hitler tat, wird heute leicht vergessen, wie auch das verhängnisvolle Wirken jener Paziiisten, die auch heute wieder dem Diktator im Osten so manchen Liebesdienst leisten Gegenüber den schweren Verdächtigungen, die seit Roosevelts und Churchills Tagen, vor allem gegen Chamberlain, wie auch gegen Petain, L a - v a ! und Darlan gerichtet wurden, weist Ingrim nach, daß sie sich gewiß nicht schuldiger mach- ten als viele andere, die heute pharisäisch die Sprüche von der deutschen Alleinschuld verbrei- ten. Viele der Angegriilenen seien untadelige Patrioten gewesen, die immer nur das Wohl ihres Vaterlandes im Auge hatten.

Der Schluß lautet etwa: den wahren Charakter Hitlers, der sich ganz erst in den letzten Kriegs- jahren voll enthüllte, haben die wenigsten er- kannt. Es gab viel Schuld und viel Schicksal — hüben und drüben. Zur Selbstgerechtigkeit be- steht kein Anlaß Das Wichtigste und Aktuellste aber ist: aus bösen Zeiten zu lernen. Wieder einmal steht uns ein Diktaturregime gegenüber, gefährlicher noch als in Hitlers Tagen, Bedrücker der halben Welt. Wer diese Bedrohung nicht kraftvoll meistert, wer wieder Illusionen an- hängt, kann alles verspielen!

A u f dem L a n d e und i n den F a b r i k e n w i r d heute in einer A r t gearbeitet, die i n ihren F o l - gen einer b e w u ß t e n o r g a n i s i e r t e n und g r o ß an- gelegten Sabotage gleichkommt. U n d diese A r t zu arbeiten v e r g r ö ß e r t die o h n e h i n im S y s t e m b e g r ü n d e t e n chronischen V e r s a g e r und Pannen.

G e f ä h r l i c h e S t i m m u n g Z u g l e i c h herrscht in e i n i g e n der g r ö ß t e n Staatsbetriebe A u f l e h n u n g . Schon mehrere M a l e haben V o p o - u n d A r m e e e i n h e i t e n z u m B e i s p i e l an den Z u f a h r t s w e g e n z u dem r i e s i g e n K o m p l e x der L e u n a - B e t r i e b e A l a r m s t e l l u n g e n bezogen.

Diese W e r k e f ü h r e n den N a m e n W a l t e r Ulbrichts. A b e r Ulbricht wagt sich nicht mehr d o r t h i n . A u c h die H e n n i g s d o r f e r S t a h l w e r k e u n d Z e i ß J e n a , um n u r noch z w e i w e i t e r e B e i s p i e l e zu nennen, s i n d P u l v e r f ä s s e r .

D i e f ü h r e n d e n Fachleute stehen heute i n einer Front mit den A r b e i t e r n . A u c h sie haben die Lust v e r l o r e n , da m a n i h n e n Nichtfachleute v o r die N a s e setzt, A u f p a s s e r , die selbst w i e d e r v o n anderen bewacht w e r d e n , die noch w e n i g e r v o m Fach verstehen. D i e Industriemanager — e i n T y p , der sich durchaus entwickelt hatte, Menschen, die mit Schwung u n d dem O p t i m i s - mus: W i r w e r d e n es schaffen! an die A r b e i t g i n g e n — f ü h l e n sich betrogen. D i e P r i v i l e g i e n , die sie genossen, s i n d seit d e m 13. A u g u s t 1961 eins nach dem anderen gestrichen w o r d e n . K e i n e W e s t r e i s e n mehr, drastische S e n k u n g der Be- z ü g e , K ü n d i g u n g der E i n z e l v e r t r ä g e .

A r b e i t e r f r a u e n u n d F r a u e n v o n „ P r i v i l e g i e r - ten" stehen heute gemeinsam i n der Schlange v o r den L e b e n s m i t t e l g e s c h ä f t e n . . .

*

A b e r , u n d das m u ß i m m e r w i e d e r betont wer- den, i m V o r d e r g r u n d steht nicht das Essen, son- dern die F r e i h e i t U n d da m a n am W e s t e n v e r z w e i f e l t : die Flucht.

A u f s c h l u ß gibt e i n W i t z , der i n der Sowjet- zone k u r s i e r t : E i n G r e n z p o l i z i s t w i r d gefragt, was er machen w ü r d e , w e n n die „ S t a a t s g r e n z e W e s t " p l ö t z l i c h g e ö f f n e t w ü r d e . A n t w o r t : „So- fort auf die n ä c h s t e Laterne oder den n ä c h s t e n Baum k l e t t e r n . " „ W i e s o ? " „ D a m i t ich nicht tot- getrampelt werde!"

Sie w o l l e n fliehen, w e i l sie die Hoffnung v e r - l o r e n haben, d a ß der W e s t e n i h n e n helfen w i r d . Sie haben nicht nur diese H o f f n u n g v e r l o r e n , sondern f ü r c h t e n sogar, d a ß der W e s t e n U l b r i c h t helfen w i r d . M i t dem K r e d i t . . . !

A b e r die Flucht ist n u r noch ein T r a u m . So sieht es heute i n M i t t e l d e u t s c h l a n d aus.

U n d es ist b e s c h ä m e n d , d a ß w i r i m W e s t e n uns fragen m ü s s e n , ob manche unserer P o l i t i k e r , denen w i r i n freier und geheimer W a h l die V e r a n t w o r t u n g für Deutschlands Schicksal ü b e r - tragen haben, sich i m k l a r e n ü b e r diese g e - f ä h r l i c h e m i t t e l d e u t s c h e W i r k - l i c h k e i t s i n d .

N T E

V O N H Ö C H S T E R R E I N H E I T

In Hülle und Fülle beschenkt uns die Natur; doch erst die strenge Auswahl ermöglicht den reinen Genuß.

ERNTE 23 ist das Kennzeichen einer hohen Klasse in der Tabakauslese,

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Rechtsverletzungen gem.. Abschnitt: Möglichkeiten zur Inanspruchnahme der Access- und Hos t-Provider nach deutschem Recht  . Abschnitt: Umfang und Reichweite der auferlegten

Wenn es also darum geht, wie künftig Anschläge verhindert werden können, so gilt für Deutschland ebenso wie für Frankreich: Nicht durch strengere.. Gesetze sondern durch

Durch diesen Kollektiv- schutz werden insbesondere Personen geschützt, die aus me- dizinischen Gründen nicht ge- impft werden können.. Voraus- setzung hierfür ist allerdings, dass

So fiel der Anteil der Personen, die «eher gut» oder «sehr gut» wählten, um 35 Prozentpunkte von 69 Prozent auf 34 Prozent Auch die Lage der liechtensteinischen Wirtschaft wird

7.1.4   Engagement, Handlungs-, Bearbeitungs- und Problemlösungsstrategien der Lehrer ...

Die quali- tative Studie untersucht auf der Grundlage von ExpertInneninterviews die Theorien, die LehrerInnen bezüglich einer erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Gestaltung des

Und noch wichtiger, weil sich unsere eigenen Gesichter, unsere individuellen und gemeinschaftlichen Gesichter, unwiederbringlich verändern würden, wenn wir Shalits Familie nicht

Maschinentechnische Arbeitsmittel der Veranstaltungstechnik einschließ- lich Eigenbauten, die nicht vom Geltungsbereich der Maschinenverordnung (9. ProdSV) erfasst werden, sind