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Aufstellung und Ziele der Wirtschaftspolitik - Der Staat als Schiedsrichter oder Mitspieler? (WORD)

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Academic year: 2022

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2017 | 1

Der Staat als Schiedsrichter oder Mitspieler? – Aufstellung und Ziele der Wirtschaftspolitik

Von Dr. Marei Waidmann, Wiesbaden

Aufbau der Unterrichtseinheit

MODUL h KOMPETENZEN MATERIALIEN

Wirtschaftspolitik als Spiel – Regeln machen oder Spiel- züge gestalten?

3 • Die Fachbegriffe Wirtschafts-, Ordnungs- und Prozess- politik verstehen und anwenden.

• Wirtschaftspolitik modellhaft als „Spiel“ mit rahmenge- benden Regeln und aktiven Spielzügen systematisieren.

• Wettbewerbs- und Geldpolitik als exemplarische Politik- felder der Ordnungs- und Prozesspolitik analysieren.

• Die Bedeutung der Wirtschaftspolitik in den verschiede- nen Wirtschaftsordnungen Zentralverwaltungswirtschaft, freie und soziale Marktwirtschaft analysieren.

M 1M 4

Wirtschaftspolitische Entscheidungen – wer macht was warum?

Vorwissen: Ordnungs- und Prozesspolitik

4 Die Ziele der Wirtschaftspolitik

• im Modell des Magischen Vierecks bzw. Sechsecks systematisieren,

• im Hinblick auf mögliche Zielkonl ikte analysieren,

• hinsichtlich eigener Prioritäten ordnen und rel ektieren.

• Die Akteure der Wirtschaftspolitik hinsichtlich ihrer Einl ussmöglichkeiten und Ebenen systematisieren.

Wirtschaftspolitische Konzepte

• anhand eines Konjunkturzyklus nachvollziehen,

• mithilfe des Modells von Angebots- und Nachfrage- politik differenzieren.

M 0 M 4 1

2

Die Dauer ist in Unterrichtsstunden à 45 Minuten angegeben. Die Angaben sind als Richtwert zu betrachten.

Themen

Angebotspolitik Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Beschäftigung Geldpolitik Interessengruppen Konjunkturzyklus Magisches Sechseck Magisches Viereck Nachfragepolitik Ordnungspolitik Preisniveaustabilität Prozesspolitik Wettbewerbspolitik Wirtschaftswachstum

M 4 2

2 M 1 M 2

2 M 1 M 2 M 4 1 2 M 3

M 4 2

M 2 2

2 M 1 M 2 M 4 2

M 2

1 2 M 0 2 M 1 M 2

M 2

1 2 M 0 M 3

1

2 M 1 M 2

Das magische Sechseck zeigt die sechs Hauptziele der deutschen Wirtschaftspolitik: Umweltschutz, eine gerechte Einkommensverteilung, ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum, außenwirtschaftli- ches Gleichgewicht, eine hohe Beschäftigung und Preisstabilität.

Bilder: © Colourbox, iStockphoto/emptyclouds

Magisches Sechseck

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Wirtschaftspolitik als Spiel – Regeln machen oder Spielzüge gestalten?

Fachliche Hinweise

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland darüber debattiert, welche Wirtschaftsordnung anstelle der staatsgelenkten Kriegswirtschaft treten sollte. In Deutschland wurde die soziale Markt- wirtschaft eingeführt – die untrennbar mit dem Namen Ludwig Erhards verbunden ist. Neben ihm gab es eine Reihe weiterer Ökonomen, die mit ihren Ideen Einzug in die deutsche Wirtschaftspolitik hielten.

Walter Eucken etwa bewertete die Gestaltung der Wirtschaftsordnung, innerhalb derer sich privat- wirtschaftliche Akteure wie Unternehmen und Verbraucher bewegen sollten, als wichtigste Aufgabe der Wirtschaftspolitik. Besondere Bedeutung hatte dabei ein funktionsfähiger Wettbewerb. Das Ge- setz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) bietet heute drei scharfe Instrumente hierfür: das Kartellverbot (§ 1 GWB), die Missbrauchsaufsicht (§ 19 GWB) und die Fusionskontrolle (§ 36 GWB).

Allerdings zeichnet sich die heutige Wirtschaftspolitik in Deutschland durch eine Mischung aus ordnungs- und prozesspolitischen Elementen aus. Das Ziel von Prozesspolitik ist es, ökonomische Größen wie Produktion, Einkommen, Konsum, Exporte oder Investitionen direkt zu beeinl ussen und die wirtschaftliche Entwicklung zu stabilisieren. Zu ihr zählen die Konjunktur-, die Wachstums- und die Strukturpolitik.

Didaktisch-methodische Überlegungen

In Modul 1 beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler* mit den Grundlagen der Wirtschafts- politik. Ausgehend von der Unterscheidung zwischen Ordnungs- und Prozesspolitik verstehen sie, dass es einen Unterschied macht, ob der Staat die Spielregeln festlegt oder ob er mit eigenen Spiel- zügen direkt ins Wirtschaftsgeschehen eingreift. Strukturierende Grai ken, exemplarisches Lernen an aktuellen Fallbeispielen und die Förderung der Urteilskompetenz stehen im Mittelpunkt.

Modul 1: Wirtschaftspolitik als Spiel – Regeln machen oder Spielzüge gestalten?

Lernziel: Die Schüler systematisieren Wirtschaftspolitik als Ordnungs- oder Prozesspolitik und verstehen deren Ziele und Instrumente.

Methoden: Zitatecollage (M 1), Prioritätenliste (M 1), Fallbeispiel (M 3), Analyse eines Zeitungsartikels (M 4)

Modulphase Ablauf Medien

Einstieg Mithilfe verschiedener Zitate von Parteienvertretern erkennen die Schüler, dass politisch umstritten ist, was eine ‚gute Wirtschaftspolitik‘ ausmacht. Mit- hilfe einer Prioritätenliste werden sie sich über ihre eigene Position bewusst.

M 1

OHP/Beamer Erarbeitung I Anhand einer Infograi k systematisieren die Lernenden die Merkmale der

Ordnungs- und Prozesspolitik sowie ihre Bedeutung für verschiedene Wirt- schaftsordnungen. Sie charakterisieren Maßnahmen als ordnungs- oder prozesspolitisch.

Erarbeitung II Die Jugendlichen veranschaulichen ihr Wissen zu Ordnungspolitik durch die Beschäftigung mit dem Politikfeld der Wettbewerbspolitik. Eine Infograi k illustriert die Gesetze gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Die Analyse des umstrittenen Fusionsfalls von Kaiser’s Tengelmann und EDEKA rundet das Material ab.

Erarbeitung III Ihr Wissen zu Prozesspolitik vertiefen die Schüler durch die Analyse eines Zeitungsartikels zur aktuellen Geldpolitik der EZB. Sie stellen Argumente für und gegen diese Politik einander gegenüber und verorten sich in einer Positionslinie.

M 2 Kopien im Klassensatz

M 3 Kopien im Klassensatz, Beamer/OHP

M 4 Kopien im Klassensatz, Positionskarten

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2017 | 3

Hinweise zu den Materialien

M 3 legt den Fokus auf Wettbewerbspolitik als Beispiel für Ordnungspolitik. Dieses Politikfeld ist in den Medien immer wieder präsent – etwa dann, wenn ein spektakuläres Kartell aufgedeckt wird und hohe Bußgelder fällig werden oder wenn eine Fusion zweier Unternehmen verbo- ten wird. Entsprechend haben Ihre Schüler bereits gewisse Vorkenntnisse in diesem Bereich.

Zusammen mit den auf M 3 dargestellten Informationen sollten die Schüler in der Lage sein, selbstständig Missbrauchstatbestände zu nennen und zu erläutern. Aufgabe 2 sollte idealerwei- se im Partnergespräch erarbeitet werden.

Möglichkeiten der Lernerfolgskontrolle

1. Erläutern Sie, was unter dem Begriff Ordnungspolitik zu verstehen ist.

2. Beschreiben Sie die Karikatur. Auf welches Ereignis spielt der Zeichner hier an? Erläutern Sie die Zusammenhänge.

© Kostas Koufogiorgos/www.koufogiorgos.de

3. Erörtern Sie, ob Ordnungspolitik oder Prozesspolitik für die Gestaltung deutscher Wirt- schaftspolitik wichtiger ist.

Weiterführende Medien

Altmann, Jörn (2007): Wirtschaftspolitik: Eine praxisorientierte Einführung. 8. Aul. Stuttgart:

utb: Der Lehrbuch-Klassiker (646 S.) erläutert in gut verständlicher Sprache Ziele, Konzepte und Instrumente der Wirtschaftspolitik, illustriert diese an ausgewählten Politikfeldern (z. B. Geldpo- litik), zeigt Zielkonlikte und alternative Konzepte auf. Er überzeugt durch viele Schaubilder und praxisnahe Details.

Eucken, Walter (2012): Grundsätze der Wirtschaftspolitik. 7. Aul. Stuttgart: Mohr Siebeck: In diesem posthum erschienenen Buch (430 S.) leitet Walter Eucken die sieben konstituierenden Prinzipien einer Wirtschaftsordnung sowie die vier regulierenden Prinzipen als existenten Be- standteil einer Wettbewerbsordnung her.

http://www.bundeskartellamt.de: Auf der ofiziellen Homepage des Bundeskartellamtes gibt es umfangreiche Informationen zu wettbewerbspolitischen Themen sowie aktuelle Fallberichte zu entsprechenden Entscheidungen des Bundeskartellamtes.

Zu M 3

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Die Wettbewerbspolitik – Herzstück der Ordnungspolitik

M 3

Wenn Firmen Preise absprechen oder, manchmal, wenn sie mit anderen Firmen fusionieren, wird der freie Wettbewerb beeinträchtigt. Welche Gesetze und Instrumente schützen ihn?

Wettbewerb – was ist das? Unter Wettbewerb versteht man eine Situation, in der mehrere Markt- teilnehmer in Konkurrenz miteinander stehen, z. B. um Käufer oder Zulieferer. Ihr Ziel ist es, sich gegenseitig im Preis für vergleichbare Produkte zu unterbieten. Der Wettbewerb sorgt idealerweise dafür, dass die Preise für die Konsumenten nicht zu hoch werden, sondern sich auf einem für die Unternehmen gerade kostendeckenden Niveau einpendeln. Nachteil des „Preiskampfs“ ist, dass Unternehmen dazu verleitet werden können, Umwelt- und Arbeitsschutzmaßnahmen zu umgehen, Löhne zu drücken oder die Produktqualität zu verringern, um einen niedrigen Verkaufspreis zu erzielen. In Deutschland gibt das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) den ord- nungspolitischen Rahmen zur Sicherstellung eines funktionsfähigen Wettbewerbs vor. Darin sind u. a. folgende Bestimmungen enthalten:

Kartellverbot:

§ 1 GWB: Verbot wett- bewerbsbeschränkender Vereinbarungen: Vereinba- rungen zwischen Unterneh- men, Beschlüsse von Unter- nehmensvereinigungen und aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen, die eine Verhinderung, Einschrän- kung oder Verfälschung des Wettbewerbs bezwecken oder bewirken, sind verbo- ten.

 Firmen dürfen keine Preis- oder Mengenabspra- chen treffen und Händlern keine Vorgaben machen.

Ausnahmen existieren.

Beispiele:

Januar 2017: Fünf Möbelherstel- ler haben Möbelhäuser, die ihre Möbel zu günstig verkauften, mit Lieferstopp „bestraft“.

Juni 2016: Edeka, Metro, Net- to, Rewe und Kauland haben mit der Großbrauerei Anheuser Busch die Preise für Premium-

Beispiele:

Januar 2015: Die marktbeherr- schende SodaStream GmbH hat ihre Kunden manipuliert: Laut einem Hinweis sollten diese die Kohlensäurezylinder der Wasser- sprudler bei SodaStream oder befugten Händlern zurückgeben, da ‚unbefugtes Befüllen‘ geset-

Beispiele:

Mai 2014: Das Bundeskartell- amt untersagte den Zusammen- schluss des Klinikums Esslingen mit den Kreiskliniken Esslingen.

Das so entstandene Großkli- nikum hätte eine marktbeherr- schende Stellung eingenommen und sich regional keinem Wett-

Missbrauchsaufsicht:

§ 19 GWB: Verbotenes Verhalten von marktbeherr- schenden Unternehmen (1) Die missbräuchliche Ausnutzung einer markt- beherrschenden Stellung durch ein oder mehrere Un- ternehmen ist verboten.

 Eine marktbeherrschen- de Stellung hat ein Unter- nehmen inne, wenn es kei- ner oder kaum Konkurrenz durch andere Unternehmen mit einem ähnlichen Sor- timent-, Preis- oder Quali- tätsangebot unterliegt.

Fusionskontrolle:

§ 36 GWB: Grundsätze für die Beurteilung von Zusam- menschlüssen

(1) Ein Zusammenschluss, durch den wirksamer Wett- bewerb erheblich behindert würde, insbesondere von dem zu erwarten ist, dass er eine marktbeherrschen- de Stellung begründet oder verstärkt, ist vom Bundes- kartellamt zu untersagen.

 Starke Unternehmens- konzentration in einer Wett- bewerbsbranche soll ver- hindert werden.

Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)

: Preiskartell: Bundeskartellamt verhängt Millionenstrafe gegen Möbelhersteller, 12.01.2017; reisabsprache bei Bier: Millionenstrafen für Edeka, Metro, Netto und Kauland, 09.05.2016

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2017 | 13

Wirtschaftspolitische Entscheidungen – wer macht was warum?

Fachliche Hinweise

Genau ein halbes Jahrhundert ist es her, dass in Paragraf 1 des „Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft“ – kurz Stabilitäts- und Wachstumsgesetz – die vier grundlegenden Ziele der deutschen Wirtschaftspolitik festgeschrieben wurden: (1) Stabilität des Preis niveaus, (2) hoher Beschäftigungsstand, (3) außenwirtschaftliches Gleichgewicht und (4) ste- tiges und angemessenes Wirtschaftswachstum. Wirtschaftsminister kommen und gingen, die vier Hauptziele des „magischen Vierecks“ blieben – und mit ihnen die Eigenschaft, dass sie nicht alle gleichzeitig zu erreichen sind. Inzwischen wurden sie allerdings um die Ziele Umweltschutz und gerechte Einkommensverteilung zu einem „magischen Sechseck“ erweitert, sodass neue Zielkon- l ikte hinzukamen. Streit entzündet sich immer wieder an der Frage, wie diese Ziele am besten zu dei nieren und zu messen sind. Kritik wurde insbesondere am BIP laut, welches soziale Kosten oder Umweltschäden nicht von den Wachstumsgewinnen des BIP abzieht – wie es z. B. der „Echte Fort- schrittsindikator“ GPI tut. Auch die Arbeitslosenquote steht im Kreuzfeuer der Kritik, da beispiels- weise Arbeitssuchende in Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobber nicht in die Statistik einbezogen werden und somit die Quote verzerren.

Didaktisch-methodische Überlegungen

In M 1 gehen die Schüler der Frage auf den Grund, welche Akteure welche wirtschaftspolitischen Ziele mithilfe welcher Konzepte verfolgen. Didaktisch steht das Konzept ‚Lernen durch Lehren‘ im Mittelpunkt. Durch Methoden wie die Expertenarbeit oder das i ktive Interview übernehmen die Schülerinnen und Schüler* die Rolle der Erklärenden, die dafür verantwortlich sind, dass ihre Mit- schüler den neuen Stoff verstehen. Lebensweltbezug wird durch Aufgaben hergestellt, in denen die Lernenden Fallbeispiele recherchieren oder Konzepte auf den Bundestagswahlkampf anwenden.

Modul 2: Wirtschaftspolitische Entscheidungen – wer macht was warum?

Lernziel: Die Schüler verstehen, wer welche wirtschaftspolitische Entscheidungen warum und mit welchem Ziel trifft.

Methoden: Expertenarbeit (M 1), i ktives Interview (M 4)

Modulphase Ablauf Medien

Einstieg Als Hintergrund für die in Modul 2 dargestellten Ziele der Wirtschaftspolitik bietet M 0 einen kurzen Einstig ins Thema Ordnungspolitik in Abgrenzung zur Prozesspolitik, der Modul 1 knapp zusammenfasst.

M 0

Beamer/OHP Erarbeitung I/

Sicherung I

In einer Expertenarbeit erarbeiten die Lernenden arbeitsteilig die vier Hauptziele der Wirtschaftspolitik. Die Ergebnissicherung erfolgt über eine gemeinsame Sammlung aller Informationen in einer Tabelle an der Tafel.

Erarbeitung II/

Sicherung II

Mithilfe eines Interviews erweitern die Schüler das magische Viereck um zwei weitere Ziele auf ein Sechseck. Sie rel ektieren Zielkonl ikte und welche der Ziele ihnen besonders wichtig erscheinen. Dadurch verfestigt sich das Erlernte.

Erarbeitung III Anhand eines Organigramms lernen die Schüler die verschiedenen Träger der Wirtschaftspolitik kennen. Vorgegebene und selbst recherchierte Fallbei- spiele veranschaulichen ihre Bedeutung. Die Lernenden rel ektieren, welchen Einl uss jeder Einzelne auf wirtschaftspolitische Entscheidungen nehmen kann.

Erarbeitung IV/

Transfer

Die Jugendlichen systematisieren die Phasen des Konjunkturzyklus. Eine Ta- belle hilft ihnen dabei, zwei wirtschaftspolitische Konzepte zu differenzieren:

Angebots- und Nachfragepolitik. Diese erarbeiten sie mittels eines i ktiven Interviews und wenden sie auf die Positionen im Bundestagswahlkampf an.

M 1 Kopien im Klassensatz, Tafel

M 2 Kopien im Klassensatz

M 3 Kopien im Klassensatz, PC/Internet

M 3 Beamer/

OHP, Kopien im Klassensatz

* Zur besseren Lesbarkeit wird nachfolgend „Schüler“ verwendet, wenn „Schülerinnen und Schüler“ gemeint sind.

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Wohin des Weges? – Ziele der deutschen

M 1

Wirtschaftspolitik

Welche Ziele deutsche Wirtschaftspolitiker anvisieren und möglichst treffsicher in die Tat umsetzen sollen, regelt das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz. Nicht geregelt ist dort hingegen, wie die Ziele gemessen werden und wann sie als erreicht gelten. Daran entzünden sich immer wieder Debatten.

Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (1967)

§ 1 Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und inanzpolitischen Maßnahmen die Erfor- dernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.

Gruppe 1: Hauptziel ‚hoher Beschäftigungsstand‘

Wenn in einer Volkswirtschaft ein hoher Beschäftigungs- stand erreicht wird, gehen viele Menschen einer bezahl- ten Beschäftigung nach und im Gegenzug sind wenige Menschen arbeitslos. Ein Indikator für die Zielerreichung eines hohen Beschäftigungsstandes ist die Arbeitslosen- quote. Die Arbeitslosenquote setzt die Zahl der registrier- ten Arbeitslosen zu den Erwerbspersonen in Beziehung. Die Arbeitslosenquote betrug im Jahres- durchschnitt im Jahr 2016 in Deutschland 6,1 Prozent. Dies ist ein im Vergleich zu den Vorjahren und auch im internationalen Vergleich sehr niedriger Wert.

Diese Art der Berechnung ist nicht unumstritten. Kritisiert wird, dass in der Quote lediglich alle tatsächlich als arbeitslos gemeldeten Personen berücksichtigt werden. Arbeitssuchende, die sich in Weiterbildungs- oder Umschulungsmaßnahmen beinden oder sich von einer privaten Arbeits- agentur vermitteln lassen, bleiben bei der Berechnung unberücksichtigt – genauso wie Ein-Euro- Jobber oder ,unvermittelbare‘ Ältere.

Quellen: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutschland-seit-1995/;

http://www.n-tv.de/politik/Arbeitslosenstatistik-ist-geschoent-article5101146.html

Gruppe 2: Hauptziel ‚stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum‘

Um das Wirtschaftswachstum eines Landes zu bestimmen, wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Jahres mit dem BIP des Vorjahres verglichen. Das BIP misst den Wert sämtlicher Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb eines Landes hergestellt werden. Vor- leistungen (d. h. der Wert der in der Produktion verbrauchten Güter) müssen in der Berechnung abgezogen werden. Stetiges Wachstum meint dabei eine gleichmäßige Entwicklung ohne extreme Schwankungen. Schwieriger zu deinieren ist, was als ,angemessenes Wachstum‘ anzusehen ist.

Früher galten in Deutschland vier Prozent als angemessen, inzwischen sind es eher zwei bis drei Prozent. Im Jahr 2016 wuchs die deutsche Wirtschaft um 1,9 Prozent.

„Das Bruttoinlandsprodukt misst alles – außer dem, was das Leben lebenswert macht.“ Kritiker des BIP würden diesem Satz John F. Kennedys voll und ganz zustimmen. Sie beanstanden, dass der Indi- kator soziale Kosten und Umweltfolgen außer Acht lässt. Bislang hat sich an der Berechnung des BIP zwar nichts geändert, doch alternative Modelle existieren. So bezieht der „Echte Fortschrittsindikator“

GPI ehrenamtliche Tätigkeiten als Wertschöpfung mit ein. Hingegen werden z. B. durch Verbrechen oder CO2-Ausstoß verursachte Kosten abgezogen – sodass nicht wie beim BIP die Ausgaben für die Behebung von Verbrechens- und Umweltschäden als Wachstum einberechnet werden.

© iStockphoto/style-photography

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22 | RAAbits Wirtschaft | Juni 2017

M 4

Welche Wirtschaftspolitik hat Konjunktur? – Nachfrage- vs. Angebotspolitik

Wirtschaftspolitik ist keine Naturwissenschaft: Nicht immer führt eine Maßnahme X auch zum er- wünschten Ergebnis Y. Welche Wirtschaftspolitik ‚die richtige‘ ist, ist umstritten – vor allem in Wahl- kampfzeiten. Dabei stehen sich insbesondere zwei Konzepte gegenüber: die Nachfrage- und die Angebotspolitik.

Angebots- und Nachfragepolitik geben un- terschiedliche Antworten auf die Frage, wie mit konjunkturellen Schwankungen umge- gangen werden soll. Unabhängig vom lang- fristigen Trend gibt es mittelfristig Phasen, in denen die Wirtschaft stärker oder schwächer wächst. Dies sind konjunkturelle Schwankun- gen. Die vier aufeinanderfolgenden Phasen Aufschwung, Boom, Rezession und Depres- sion bilden zusammen einen Konjunkturzyk- lus.

© www. tagesgeldvergleich.info

NACHFRAGEPOLITIK ANGEBOTSPOLITIK

Keynesianismus nach John Maynard Keynes

Theorien- ursprung

Neoklassik;

Monetarismus nach Milton Friedman Instabilität des Marktsystems:

Privatsektor kann sich nicht selbst auf einem Niveau der Vollbeschäftigung und Produkti- onsauslastung stabilisieren. Warum?

 Kurzfristig: Unsichere, schwankende Erwartungen (von Unternehmen und Ver- brauchern) über die Zukunft: Die Nachfra- ge kann infolge von optimistischen oder pessimistischen Konjunkturerwartungen heftig schwanken.

 Langfristig: Eine rückläuige Konsum- nachfrage in den Industrieländern: Es konzentriert sich immer mehr Einkommen in immer weniger Händen, von dem im- mer weniger ausgegeben und immer mehr gespart (und nicht konsumiert) wird.

Eigenschaft des Marktsystem

Stabilität des Marktsystems:

Privatsektor kann sich selbst auf einem Niveau der Vollbeschäftigung und Produk- tionsauslastung stabilisieren. Warum?

 Kurzfristig: „Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage.“ (Say’sches Theorem):

Die Produktion von Gütern schlägt sich in Arbeitseinkommen nieder, das direkt für den Konsum ausgegeben oder gespart wird. Letzteres steht anderen Wirtschafts- teilnehmern für ihre Konsumnachfrage zur Verfügung.

 Langfristig: Unternehmerische Innova- tionen (z. B. neue Produkte, verbesserte Produkte) erschließen neue Märkte und generieren neue Konsumnachfrage.

… der kurzfristigen,

erwarteten Konsumnachfrage:

 Positive Investitionsentscheidung:

Die erwarteten Gewinne aus einer Investi- tion, die von der erwarteten Konsumnach- frage abhängen, minus der Produktions- kosten müssen größer sein als mögliche Einnahmen aus Zins- oder Spekulationsge- schäften. Andernfalls investiert der Unter- nehmer nicht, sondern legt sein Geld am Kapitalmarkt an.

Investitionen hängen ab

von …

… dem langfristigen, realen Einkommen bzw. Vermögen:

 Positive Investitionsentscheidung:

Die inanziellen Ressourcen des Unterneh- mers, d. h. seine realen Gewinne, müssen verbessert werden.

Die vier Phasen des Konkunkturzyklus

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Fachbegriffe

Angebotspolitik Ein wirtschaftspolitisches Konzept, welches Wirtschafts- und Beschäf- tigungswachstum durch Verbesserungen der Produktionsbedingun- gen auf Seiten der Unternehmer erzielen möchte. Durch höhere Gewinne sollen Unternehmer zu Investitionen angeregt werden, die sich in Innovationen und einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit niederschlagen. Die theoretischen Ursprünge sind die Neoklassik und der Monetarismus.

Anleihe Zur Kapitalbeschaffung geben Staaten oder Unternehmen Papiere aus, die als Anleihen, Schuldverschreibungen, festverzinsliche Wert- papiere oder Obligationen bezeichnet werden. Der Käufer einer An- leihe wird durch den Erwerb zum Gläubiger, der auf das eingesetzte Kapital Zinsen erhält. Der Emittent, also der Staat oder das Unter- nehmen, der oder das die Anleihe ausgibt, wird zum Schuldner. Er gewährleistet die Verzinsung und die Rückzahlung.

Fusion Der dauerhafte Zusammenschluss zweier davor rechtlich voneinander unabhängiger Unternehmen zu einem neuen Unternehmen.

Kartell Eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehr Konkurrenten, die zum Ziel hat, den Wettbewerb auszuschalten und so den Gewinn aller be- teiligten Unternehmen zu erhöhen. Dies geht in der Regel zu Lasten der Verbraucher.

Konjunkturzyklus Der Konjunkturzyklus zeigt das Wirtschaftswachstum im Zeitverlauf.

Er besteht aus den vier aufeinander folgenden Phasen „Expansion“,

„Boom“, „Rezession“ und „Depression“. Während sich das BIP- Wachstum in der Expansion bis zum Höhepunkt in der Boom-Phase steigert, schwächt es sich in der Rezension bis zum Tiefststand in der Depression stark ab.

Nachfragepolitik Ein wirtschaftspolitisches Konzept, welches Wirtschafts- und Beschäf- tigungswachstum durch Beeinlussung der Konsumnachfrage erzie- len möchte. Durch positive Erwartungen an zukünftige Gewinne und die Konsumnachfrage sollen Unternehmer zu Investitionen angeregt werden. Diese sollen durch eine Belebung der Nachfrage im Ab- schwung durch kreditinanzierte Staatsausgaben, höhere Löhne, niedrige Zinsen und Steuern entstehen. Im Aufschwung sollen ge- genteilige Maßnahmen ergriffen werden.

Ordnungspolitik Eine Politik, die wirtschaftspolitische Ziele durch das Setzen eines langfristigen Regelrahmens erreichen möchte. Maßnahmen sind z. B. Wettbewerbsschutz, garantierte Eigentumsrechte und eine un- abhängige Zentralbank.

Prozesspolitik Eine Politik, die wirtschaftspolitische Ziele durch lenkende Eingriffe ins Wirtschaftsgeschehen und die direkte Beeinlussung ökonomi- scher Kennzahlen (z. B. Produktion, Konsum, Exporte) erreichen möchte. Maßnahmen sind z. B. Subventionen, ein Mindestlohn oder

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