Experimentalvortrag
von Jan Schäfer
Gliederung
• 1. Entdeckung und Herstellung des Phosphors
• 2. Phosphor als Gift und Heilmittel
• 3. Die allotropen Phosphormodifikationen
• 4. Phosphor und das Feuer
• 5. Biologische und ökologische Bedeutung
• 6. Schulrelevanz
1.1 Entdeckung des Phosphors
• Phosphor kommt aus dem gr. für phos (Licht) und phorus (Bringer)
• Phosphor wurde 1669 vom Hamburger Alchemisten Henning Brandt entdeckt.
• Herr Doktor Brandt hatte Urin eingedampft und die festen
Bestandteile unter Luftabschluss bis zur Rotglut erhitzt. Der Rest
in der Retorte leuchtete im Dunkeln.
• Brand wurde durch seine Entdeckung allerdings nicht reich.
(Quelle: http://www.chemie.uni-regensburg.de)
1.2 Entdeckung des Phosphors
• Ein Alchemist namens Kraft zeigte dramatische Schauexperimente an europäischen Herrscherhöfen und verdiente so sein Geld.
• 1677 wurde so Leibniz und Robert Boyle auf Phosphor aufmerksam.
• Boyle verfasste erste öffentliche Studien über Phosphor und bereitete so den Weg für die moderne Chemie.
• Phosphor war das 13. entdeckte Element
(Quelle: http://understandingscience.ucc)
Experiment 1
Herstellung von Phosphor
aus Knochenasche
Experiment 1
Herstellung von Phosphor aus Knochenasche nach C. W. Scheele
Gesamtreaktion:
+5 0 +2 0
2 Ca3(PO4)2(s) + 10 Mg(s)→ 6 CaO(s) + 10 MgO(s) + P4(g)↑ Nebenreaktion:
-3 -3
Mg3P2(s) + 6 H2O(l) → 3 Mg(OH)2(s) + 2 PH3 (g)↑
1.3 Die moderne Phosporherstellung
• Phosphor wird im elektrischen Lichtbogenofen bei 1500°C hergestellt:
+5 0 +2 0
• 1542 kJ + Ca3(PO4)2(s) + 3 SiO2(s) + 5 C(s)→ 3 CaSiO3(s) + 5 CO(g) ↑ + P2(g)↑
• Sehr energieintensiv:
I = 60 kA , U = 200-600 V
• Viele Nebenprodukte (pro t P4):
7,7 t CaSiO3-Schlake 150 kg Fe2P-Schlake
2500 m3 Ofengas (CO, P4)
(Quelle: http://ruby.chemie.uni-freiburg.de)
2.1 Phosphor als Heilmittel
• 1719 wies Johann Hensings hohe Phosphorkonzentrationen im Gehirn nach.
• Phosphor als Heilmittel für Epilepsie und Melancholie
• Phsophormangel bedeute geringere Intelligenz
• Aus heutiger Sicht ist Phosphor medizinisch vollkommen nutzlos
(Quelle: John Emsley; Phosphor – ein Element auf Leben und Tod, Wiley-VCH, Weinheim 2001)
2.2 Phosphor als Gift
• Phosphor ist sehr giftig, schon 50 mg (orale Aufnahme) können tödlich sein.
• P. greift die Magenwände an, starke Magenschmerzen,
Bluterbrechen, zerstört danach die Leber, Tod tritt innerhalb von 7 h bis 7 Tagen ein.
• Gegenmaßnahme: Trinken von 0,1 molarer Kupfersulfatlösung
0 +2 +2 -3 +5 0
• P4(s) + 5 CuSO4(s) + 8 H2O→ Cu3P2(s) + 2 H3PO4(l) + 2 Cu(s) + 5 H2SO4(l)
• Mit phosphorhaltigen Streichhölzern und Rattengift wurden viele Morde begangen.
• Die Forensik machte sich die Leuchtkraft des Phosphors zu Nutze.
Experiment 2
Forensik: Probe auf
weißen Phosphor nach
Mitscherlich
Experiment 2
Forensik: Probe auf weißen Phosphor nach Mitscherlich
• Weißer Phosphor schmilzt im warmen Wasser:
50°C
• P4(s) → P4(l)
• Geschmolzener Phosphor wird vom Wasserdampf mittransportiert:
in H2O
• P4(l) → P4(solv) ↑
• An der Stelle im Steigrohr, an der das Wasser kondensiert, reagiert der Phosphor mit dem Luftsauerstoff:
0 0 +5 -2
• P4(s) + 5 O2(g) → P4O10(s) + h∙ν
2.3 Giftgas!
• Organophosphonsäureester wurden in den 30er Jahren als Insektizide hergestellt
• Wirkungsweise: hemmen die Acetylcholinesterase
• Dauerreizung der Synapsen führt zu Pupillenverengung, Erblindung, Erbrechen, Krämpfen, Atemstillstand
• Gegenmaßnahme: Atropin (Hemmt ACh-Rezeptor)
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sarin)
2.4 Sarin, Tabun, VX
• Sarin (1939): farblose Flüssigkeit, Sdp.: 147 °C
• Einfache Handhabung und 1 Esslöffel würde aus der Luft als feiner Nebel ganz Marburg entvölkern.
• Tabun (1940): Leichter herzustellen und giftiger als Sarin.
• (bis 1945 hatte das 3. Reich 12.000 t hergestellt)
• VX (1962): chemischer Kampfstoff mit der höchsten Toxizität.
3.1 Die allotropen
Phosphormodifikationen
• Insgesamt sind schon 12 unterschiedliche P-
Modifikationen hergestellt worden, von kristallklar über orange, rot, purpur, braun, grau und schwarz.
• 1669 weißer Phosphor
• 1848 roter Phosphor
• 1865 violetter Phosphor
• 2005 faseriger Phosphor
• 1914 schwarzer Phosphor (thermodynamisch stabil)
Experiment 3
Löslichkeit von weißem
Phosphor
Experiment 3
Löslichkeit von weißem Phosphor
• Weißer Phosphor löst sich sehr gut in CS2
Demonstration 1
Chemolumineszenz von
weißem Phosphor
Demonstration 1
Chemolumineszenz von weißem Phosphor
• Gesamtreaktion:
0 0 +3 -2
• P4(s) + 3 O2(g) → P4O6(s) +3 0 +5 -2
• P4O6(s)+ 2 O2(g) → P4O10(s) + h∙ν
• Von Van Zee und Kahn, Michigan vorgeschlagene Reaktion:
• ¼ P4 +½ O2 + PO → PO* + PO
• PO* + PO → (PO)2 → 2 PO + h∙ν
• Folgereaktion:
• P4O10(s) + 6 H2O(g) → 4 H3PO4(s)
3.2 Übersicht über die
Umwandlung der allotropen Phosphormodifikationen
(http://ruby.chemie.uni-freiburg.de)
Experiment 4
Umwandlung von roten in
weißen Phosphor
Experiment 4
Umwandlung der Phosphormodifikationen
• Roter Phosphor verbrennt nach einiger Zeit und die blaugrüne Chemolumineszenz lässt auf weißen Phosphor schließen:
Δ
• P(rot) → P(weiß)
4.1 Der Feuerbringer
• Vor 1780: Feuerstein, Stahl und Zunder entzünden Schwefelholz.
• Tunkfeuerzeug: KClO3 + Zucker in H2SO4. Zuverlässig aber teuer und gefährlich (Schwefelsäure)
• 1786: Taschenfeuerzeug: Mit Phosphor innen beschichtete Flasche entzündete Schwefelholz
• 1825: John Walker erfand „Streichhölzer“ KClO3 + Sb2S3
• 1830: Sauria (franz.): P(weiß) als Zündmittel (Congreve-Hölzer)
• 1848: Roter Phosphor wurde zum ersten Mal hergestellt
• Der Stockholmer Professor G. E. Pasch erkannte, dass P(rot) sich nicht im Zündkopf befinden muss. Reibefläche 1855:
Sicherheitszündhölzer modernes Streichholz
• 1870: Verbot aller Zündhölzer mit weißem Phosphor
Demonstration 2 Phosphor in
Streichhölzern
Demonstration 2
Phosphor in Streichhölzern
• „Fuzees“ nach Samuel Jones: Der fein verteilte Phosphor entzündet einen in Kaliumnitrat getränkten Pappstreifen:
• P4(s) + 5 O2(g) → P4O10(s) - 2986 kJ/mol
• Die frei werdende Energie entzündet die mit Salpeter getränkte Cellulose (nicht stöchiometrisch):
+5 0 +4 0 +4
• KNO3(s) + (CH2O)n → CO2(g) + H2O(g) + N2 + K2CO3(s)
• Phosphorstreichholz: Chlorat reagiert mit dem roten Phosphor
0 +7 -1 +5
• Pn(s) + 5 KClO4(s) → 5 KCl + 4 P2O5
4.2 Phosphor und Sauerstoff
• Phosphor hat eine hohe Affinität zu Sauerstoff. Sehr starke P-O- Bindung
• So schwierig beide Atome zu trennen sind (P-Herstellung), so schnell und heftig vereinen sie sich wieder.
• In der Natur kommt Phosphor nur als Phosphat (PO43-) vor.
• Es kommt zu 0,1 Gew.-% in der Litho- und Biosphäre vor.
• Damit ist es das 13. häufigste Element auf der Erde
5.1 Biologische Bedeutung
• Phosphor ist für alle Lebewesen essentiell.
• DNA ist ein Poly-Phosphorsäureester.
• Die bei der Phosphathydrolyse frei werdene Energie kann
kontrolliert vom Organismus eingesetzt werden, um Reaktionen die Energie benötigen zu unterhalten. ATP
5.2 Ökologische Bedeutung
• Landwirtschaftliche Gebiet können schnell an Phosphor verarmen.
• Geringe Mengen fließen in die Meere. Phosphatbilanz unausgeglichen.
• Phosphor ist neben Stickstoff häufig der limitierende Faktor in Ökosystemen.
• 1855: Justus von Liebig: Gesetz des Minimums Knochenmehl
5.3 Phosphor ist pyrophor
• Von gr. pyr = Feuer und phorein = tragen
• Phosphor entzündet sich schon bei Raumtemperatur an Luft selbst.
• Verwendung in 15 kg Brandbomben im 2 WK.
• Hamburger Feuersturm Juli 1943 durch Phosphorbrandbomben.
• Brennender Phosphor erzeugt dichte weiße Rauchwolken. Verwendung für
Nebelgranaten und Leuchtspurgeschosse.
(Quelle: John Emsley; Phosphor – ein Element auf Leben und Tod, Wiley-VCH, Weinheim 2001)
Experiment 5
Bellende Hunde
Experiment 5
Bellende Hunde
• CS2 verdampft und er fein verteilte Phosphor entzündet das Filterpapier:
• P4(s) + 5 O2(g) → P4O10(s) - 2986 kJ/mol
• Diese Reaktion entzündet das Luft-Kohlenstoffdisulfid-Gemisch:
+4 -2 0 +4 +4
• CS2(g) + 3 O2(g) → CO2(g) + 2 SO2(g)
6. Schulrelevanz
• Phosphor kommt im Hessischen Lehrplan (G8) von 2005 nicht vor.
• Experimente wären zum Themenkomplex 8G.2 Atombau und Periodensystem durchführbar.
• Oder in der 10G.1 zum Themenkomplex Redoxreaktionen.
(Reaktion von Sauerstoff und weißem Phosphor unter einer Glocke)
• Alle Versuche mit weißem Phosphor können nur als Lehrerversuch durchgeführt werden.
• Roter Phosphor ist für die Sek. 1 zugelassen.
• Herstellung von Streichhölzern nicht mit Schülern möglich, da Kaliumchlorat nur im Lehrerversuch zugelassen ist.
6.2 Take-Home-Message
• Phosphor war mit einer der Wegbereiter der modernen Chemie
• Weißer Phosphor ist sehr giftig und Organophosphonsäureester sind noch viel giftiger
• Phosphor hat viele metastabile, allotrope Modifikationen
• Weißer Phosphor ist pyrophor und leuchtet grün an Luft
• Phosphor hat als Phosphat eine hohe ökologische und biologische Bedeutung
Quellen
• John Emsley; Phosphor – ein Element auf Leben und Tod, Wiley- VCH, Weinheim 2001
• Herbert W. Roesky; Glanzlichter chemischer Experimentierkunst, Wiley VCH, Weinheim 2006
• A.F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter de Gruyer, Berlin 2007, 102. Auflage
• www.chemie.uni-regensburg.de
• http://www.cup.uni-muenchen.de/ac/kluefers/homepage/L/ac1
• http://www.seilnacht.com
• http://de.wikipedia.org
• http://ruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/strukturchemie_2_2_4.
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