Aus: Enzyklopädie der Psychologie. Göttingen: Hogrefe 2005. S. 173-193
Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2006/2128/
URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-21280
9. Kapitel
Gesundheitliche Risiken:
Wahrnehmung und Verarbeitung Britta Renner und Harald Schupp
Dem Thema ,,Risikowahrnehmung" kommt im Zusammenhang mit der prä- ventiven Gesundheitsförderung eine zunehmend wichtigere Bedeutung zu. Die aktuellen epidemiologischen Entwicklungen in Bezug auf die Morbidität und Mortalität zeigen, dass inzwischen 60 % aller weltweiten Todesfälle durch Krank- heiten verursacht werden, deren Genese überwiegend durch ,,individuelle Risi- koverhaltensweisen" (mit)verursacht wird (WHO, 2002). Tabakkonsum, Alko- holkonsum, Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhtes Cholesterin verursachen nach den Schätzungen der W H 0 (2002) nahezu die Hälfte aller Krankheiten und rund drei Viertel aller kardiovaskulären Krankheiten innerhalb der Indus- trieländer. Diese verhaltensabhängigen Risikofaktoren sind auch in den Schwel- len- und Entwicklungsländern in den letzten Jahren dramatisch angestiegen und zählen inzwischen auch in diesen Ländern zu den zehn wichtigsten Risi- kofaktoren. Auf Grund dieser Entwicklung hat die W H 0 das individuelle Risiko- und Gesundheitsverhalten und damit verbunden auch die individuelle Risikowahrnehmung in den Mittelpunkt von Gesundheitsinterventionen ge- rückt. Ais eine zentrale MaBnahme zur Veränderung dieser Risikoverhaltens- weisen fordert die W H 0 eine umfassende und verständliche Risikokommuni- kation, die an die subjektive Konzeption von Risiken angepasst ist. Die W H 0 ist nur ein Beispiel dafür, dass im Rahmen von präventiven und medizinischen Interventionen subjektive Risikokonzeptionen und die individuelle Risiko- wahrnehmung zunehmend als bedeutsame Bestandteile effektiver Gesund- heitsförderung verstanden werden.