Die deutsche Presselandschaft
Prof. Dr. Hedwig Wagner, Europa-Universität Flensburg
Nachrichtenagenturen
• Reichweite: regional bis international
• Beispiel: dpa, ddp, ap, Reuters
• Beispiel für Informationsvorlieben: Die lokalen Büros der Pressedienste sind Ihre Adressaten für Pressemeldungen
Deutsches Mediensystem - normativ
Rechtliche und ethische Grundlagen: Demokratiegebot, Sozialstaatgebot, föderales System
Medien: Wirtschaftsgut (Ware, Dienstleistung) , eher: Kulturgut
(Bildung, Wissen, Information, Verständigung und Meinungsbildung)
Nachrichtenquelle
Nachrichtenagenturen
• Themen, Nachrichten und
andere Medieninhalte für die öffentliche Kommunikation zur Verfügung stellen
PR (Public Realtion)-Agenturen
• im Interesse von Unternehmen, Verbänden, Organisationen oder Regierungen
Nachrichtenagenturen in Deutschland (nur deutsche Dienste)
Agentur Feste
Journaliste n
Meldungen
/Tag Fotos/Tag Videos/Mo
nat Büros im
Inland Landesdien ste/Meldun gen
Umsatz 2010 / Mio
€
AFP Ca. 50 220 500-800 20 6 - Ca. 7,5
dapd 305 550 800 500 32 12 / 120 29,9
dpa 451 650-750 600 - 800 80 50 12 / 80-200 87,8
Thomson
Reuters Ca. 135 250-300 800 420 7 - Ca.7,5
sid Ca. 60 14 k.A. - 5 - Ca. 14
Zeitungen
Reichweite: überregionale Zeitungen;
Beispiel: Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt, BILD, TAZ
Beispiel für Informationsvorlieben: Vorzugsweise Meldungen mit überregionalem Bezug
Lokalpresse: Augsburger Allgemeine, Pinneberger Tageblatt Ihre Themen mit lokalem Bezug
Wochenzeitungen: Die Zeit Vorzugsweise Meldungen mit überregionalem Bezug
Sonntagszeitungen: FAZ am Sonntag (oft lokal)
Medium: Fachzeitungen
Reichweite Beispiel Beispiel für Informationsvorlieben i.d.R. bundesweit Deutsches Ärzteblatt Fachbezogene und fachpolitische Informationen, tlw. für eingegrenzte Berufsgruppen
Medium: Zeitschriften
Reichweite Beispiel Beispiel für Informationsvorlieben i.d.R. bundesweit Spiegel, FOCUS Themen bundesweiter
Relevanz/Strahlkraft, Außergewöhnliches
Medium: Fachzeitschriften
Reichweite Beispiel Beispiel für
Informationsvorlieben
Themen- oder berufsgruppenbezogen Kita aktuell Fachliche Themen, oft mit wissenschaftlichen Texten oder Bezügen
Medium: Programm- und Stadtmagazine
Reichweite Beispiel Beispiel für Informationsvorlieben
lokal/regional Känguru Kulturelle und politische Veranstaltungen sowie Freizeitangebote
Medium: Presseportale
Reichweite Beispiel Beispiel für Informationsvorlieben überregional news aktuell alle Pressemeldungen möglich
Werbung
• Fernsehwerbung
• Tageszeitung
• Anzeigenblätter
• Online-Angebote
• und Mobile
• Außenwerbung
• Publikumszeitschriften
• Fachzeitschriften
Zeitungen 2016
• Zeitungen Auflage
• 329 lokale und regionale Abonnementzeitungen 12,2 Millionen
• 7 überregionale Zeitungen 1,1 Millionen
• 8 Straßenverkaufszeitungen 2,8 Millionen
• 344 Tageszeitungen gesamt 16,08 Millionen
• 20 Wochenzeitungen 1,7 Millionen
• 7 Sonntagszeitungen 2,7 Millionen
Zeitungen 2018
• 312 lokale und regionale Abonnementzeitungen 11,5 Millionen
• 7 überregionale Zeitungen 1,0 Millionen
• 8 Straßenverkaufszeitungen 2,3 Millionen
• 327 Tageszeitungen gesamt 14,7 Millionen
• 21 Wochenzeitungen 1,7 Millionen
• 6 Sonntagszeitungen 1,9 Millionen
Die Zeitung - Online
Bereits sehr früh waren die deutschen Zeitungen im Internet
präsent. Als erste Titel machten 1995 die „Schweriner Volkszeitung“,
„taz – die tageszeitung“ (Berlin), „Die Zeit“ (Hamburg),
die „Süddeutsche Zeitung“ (München) und die „Rheinische Post“ (Düsseldorf) eigene Online-Angebote. Im Sommer 1996
waren nach einer Zählung des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) bereits 41 Zeitungen neben der gedruckten
Ausgabe auch online aktiv; heute sind es 698 verschiedene Zeitungswebsites.
Reichweite der Bevölkerung in %
Art Gesamt Männer Frauen
Tageszeitungen
insgesamt 57,9%
40,61 Mio
60,5 % 20,79 Mio
55,4%
19,82 Mio Lokale und regionale
Abonnementzeitungen 46,9%
32,88 MIo
46,0%
15,81 Mio
47,8%
17,07 Mio Überregionale
Abonnementzeitungen 4,5%
3,19 Mio
6,0 % 2,04 Mio
3,2 % 1,14 Mio
Rubriken und Interesse an diesen, 2003/2014
Lokale Berich- te
Innen-
politik Außen-
politik Sport Anzei-
gen Leit-
artikel Tat- Sachen- berich- te
Leser-
briefe Kultur Wirt-
schaft Gericht -liches
Wissen- schaft und Technik
83% 69% 60% 42% 43% 44% 42% 43% 31% 38% 31% 27%
86% 67% 55% 44% 44% 42% 42% 41% 38% 34% 33% 31%
Die Bedeutung der Tageszeitungen für die Meinungsbildung, die
Bedeutung einer freien, regelmäßig erscheinenden Presse, hat auch das Bundesverfassungsgericht in seinen Urteilen als unentbehrlich für die Demokratie erklärt (BVerfGE 20,162(174f.)). Unternehmerische
Verflechtungen von Rundfunkveranstaltern mit Tageszeitungsverlagen sind deshalb im Rahmen der Sicherung der Meinungsvielfalt von
besonderer Bedeutung. Wie wichtig die Kombination von Fernsehen und Zeitung ist, hat das Bundesverfassungsgericht in seinem 4.
Rundfunkurteil betont, wobei auch auf die Gefahren für die Meinungsvielfalt verwiesen wurde, die die Verbindung von
Rundfunk und Presse mit sich bringen können (BVerfGE 73,118 (175)).
Presse – und Medienkonzentration
horizontale Konzentration
Zusammenschluss von Medienunternehmen in einem Markt vertikale Konzentration
Zusammenschluss von Medienunternehmen auf vor- und nachgelagerten Märkten multimediale Konzentration (mediendiagonale Konzentration)
Zusammenschluss von Medienunternehmen verschiedener Märkte (Multimediakonzerne) konglomerate Konzentration (branchendiagonale Konzentration)
Zusammenschluss von Medienunternehmen mit Unter- nehmen außerhalb des Mediensektors (Mischkonzerne)
D. zehn größten Zeitungsverlage (Marktanteil)
• Axel Springer (15,5)
• Verlagsgruppe Stuttgarter Zeitung/Die Rheinpfalz/Südwest Presse (9,5)
• Funke Mediengruppe (7,7)
• Verlagsgruppe Madsack (5,2)
• Verlagsgruppe DuMont Schauberg (5,0)
• Verlagsgruppe Ippen (4,3)
• Verlagsgruppe Augsburger Allgemeine (3,3)
• Rheinisch-Bergische Verlagsgesell./Rheinische Post (3,0)
• ddvg, Hamburg (3,0)
• Verlagsgruppe Frankfurter Allgemeine Zeitung (2,8).
Regionale Zeitung - Zustimmung
Berichtet aktuell 98%
Region wichtig 96%
Glaubwürdig 95%
Kompetent 93%
Objektiv 92%
Informativ 90%
Bezieht Stellung 90%
Moderne Zeitung 88%
Sprachrohr der Region 88%
Unterhaltend 83%
Deckt Missstände auf 80%
Publikumszeitschriften
• Bild Fokus , Bunte, Bertelsmann, Gruner und Jahr
Lesedauer
Zeit, die mit dem Lesen von Zeitungen oder auch Zeitschriften verbracht wird, wird als „eyeball time“ gemessen. Zeitungsleser verbringen täglich im Schnitt eine gute halbe Stunde mit
Zeitungslektüre, am Wochenende ist es sogar eine Dreiviertelstunde.
Dabei nehmen Männer sich etwas mehr Zeit als Frauen für die Zeitung, die über 50-Jähri- gen lesen deutlich länger als die 14- bis 29-Jährigen.
Zum Vergleich: Der tägliche Fernsehkonsum 2016 in Deutschland betrug 223 Minuten.
Quellen:
Klaus Beck: Das Mediensystem Deutschlands. Strukturen, Märkte, Regulierung. Wiesbaden: Springer VS 2018
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger: Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten 2018. Berlin 2018
Presserat (HRSG): Publizistische Grundsätze (Pressekodex). Richtlinien für die publizisiische Arbeit nach den Empfehlungen des deutschen Presserats. Bonn 2016
Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags (Hrsg.):
Sachstand. Presselandschaft Deutschlands unter besonderer
Berücksichtung von Bayern. Berlin 2016, dok:WD 10 - 3000 - 006/16 IN FORM Leitfaden „Kommunikation“: Übersicht über die deutsche Presselandschaft