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Academic year: 2022

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(1)

Zur Empfindlichkeit von Blässhühnern und Haubentauchern gegenüber Störungen

vom Wasser und vom Land

D.

PFLUGER und

P.

INGOLD

*

Mit5Abbildungen

Abstract

Responses of

Coots

(Fulica atra)

and

Great Crested Grebes (Podiceps chstatus) to

human

disturbances originating

from

land

and

waterside respectively.

— The aim

ofthis study

was

to determine the sensitivity of

two

waterfowl, Coots (Fulica atra)

and

Great Crested Grebes (Podicepschstatus), to

human

leisure activities. This is ofconsiderable interest asthese

two

species breed undersimilar conditions.

Forthispurpose

two

questionswere examined: 1)

What

are theflightdistancesofthe breeding birds leaving the nest in front of disturbing objects originating

from

land

and

waterside respectively?2)

For what

periodof timearethe birdsabsent

from

the nestafter

human

disturbance?

The

observations

and

recordingwere taken under experimentalconditions

on

a small lake (Burgäschisee,

Kanton

ofBern). This lakeareaisheavily used for leisure activities.

The

following results were noted:

When

confronted withapersonapproaching

from

thelandsideCoots

where

leaving the nest for significantly shorter distances than the Grebes.

When

confronted with approaching

row

boatsCoots were leaving for slightlylonger distancesthanthe Grebes.

After disturbances

from

thelandside the

two

speciesdidnotdiffer inthetimeof absence

from

the nest.

However,

theCoots

remained

absent

from

the nest for alongerperiod of time after disturbances originating

from

the waterside.

We

concludedthat Great Crested Grebes were

more

sensitive to disturbances

from

landside.

Coots

were

more

sensitive todisturbances originating

from

the waterside.

The

reasons forthis difference are briefly discussed.

* EthologischeStation Hasli,ZoologischesInstitutder UniversitätBern,Wohlenstrasse50a,3032 Hinterkappelen/Bern,Schweiz.

Poster vorgelegtanderJahresversammlungder

SZG

inLuzern,8.-9.Oktober1987.

Rev. Suissede Zool., T. 95, 1988 77

(2)

1172 D.

PFLUGER UND

P.

INGOLD

EINLEITUNG

Wasservögel sind heutean unseren

Gewässern einem zunehmend

stärker

werdenden

Freizeitbetrieb ausgesetzt,

wobei

die verschiedenen

Arten

unterschiedlich stark betroffen seinkönnen. Diesistzur Brutzeitu. a.abhängig davon, wie exponiertihreNestersind

und

wie empfindlich sie auf

den

Freizeitbetrieb reagieren. In beider Hinsicht scheinen die in ausgesprochen hoher Bestandesdichte

vorkommenden

Blässhühner gegenüber

den

eben-

falls

noch

gutvertretenen

Haubentauchern

bevorteiltzu sein: Die Blässhühnerlegendas Nestrelativverstecktan;siegeltenalssehr„zutraulich"

und

erfolgreich

beim

Brüten,

von den

relativ offen brütenden

Haubentauchern

ist bekannt, dass sie sich in einer

Weise

stören lassen,dasssieaufstark belasteten

Gewässern

einenverminderten Fortpflanzung- serfolg

haben (Fuchs

1982,

Ingold

etal. 1983).

Dabei

sind es gerade die Blässhühner, welche

von

der Störungsanfälligkeit der

Haubentaucher

profitieren,

indem

sie ihre Eier rauben,

wenn

diese frei daliegen

(Keller,

1988).

Ob

Blässhühnertatsächlichweniger empfindlichreagierenals

Haubentaucher

oder

ob

sienicht v. a. deshalberfolgreicherbrütenkönnten,weilsieihreNester versteckter anlegen, prüftenwir

am

Burgäschisee,

einem

starkbelastetenKleinsee desBernischenMittellandes.

Konkret wurden

die beiden folgenden

Fragen

untersucht:

1.

Auf

welche Distanz flüchten brütende

Vögel

der beiden

Arten

vor „Störobjek- ten", die sich

vom Land und vom Wasser

her

nähern?

2.

Wie

langedauertdieNestabwesenheit

nach einem

störungsbedingtenNestverlassen?

METHODE

Untersuchungen

zeigten

(Pfluger

1988) dass sichBlässhuhnnesteretwas weiter

vom

offenen

Wasser

entferntbefindenals Haubentauchernester. Erste sinddamit vor

Booten

bessergeschützt, dafür

den

Spaziergängern etwasstärker ausgesetzt.

Da

die

Bedingungen

für die Vertreterderbeiden

Arten

somitnicht identisch sind,

kann

überdieEmpfindlich- keitnur etwas ausgesagt werden,

wenn „Störungen" vom Wasser und vom Land

herkon- trolliert erzeugt werden.

Dazu wurde

wiefolgtvorgegangen:

Eine Versuchsperson näherte sich

vom Land

her

dem

Nest.

Sobald

der brütende Vogel das Nest verliess,

wurde

innegehalten

und

die Stelle markiert. Später

wurde

die Streckezwischen

dem

Nest

und

dermarkiertenStellegemessen.

Manchmal war

esgelände- bedingtnichtmöglich,sich

dem

Nestso weitzu nähern, dass derVogel

zum

Verlassendes Nestesveranlasstwurde. InsolchenFällen hieltenwirdieDistanzder

maximal

möglichen

Annäherung

fest.

Vom Wasser

her nähertenwiruns mit

einem Boot

in schrägerRichtung (ca.45° zur Uferlinie)

dem

Nest.

Wenn

derbrütendeVogel das Nestverliess,

wurde

innegehalten

und

dieDistanzzwischen

dem Boot und dem

Nestgeschätzt. BliebeinVogel auchbei

maximaler Annäherung von m

auf

dem

Nest sitzen,

wurde

„nicht

weg"

protokolliert. Flucht- distanzenbei

Annäherung

mit

dem Boot konnten

auf 1

m genau

geschätztwerden,

da

sie sich

im

Bereich

von wenigen Metern

bewegten. In etlichenFällen bliebderVogel

auch

bei

Annäherung

bisdichtansNestsitzenbevorerflüchtete. Dies

wurde

als

m

protokolliert.

Nach dem Versuch

entfernte

man

sichjeweilswieder rasch

vom

Nest

und bestimmte

aus angemessener Distanz, wie lange es dauerte, bis der Vogel das Nest wieder bestieg.

Die Versuchszahl

war

nicht bei allen

Paaren genau

dieselbe.

Da

keine Hinweisefür kurzfristige

Änderung

der Empfindlichkeit

aufgrund von Erfahrung

vorliegen

(Keller

1988),solltediesjedoch keinenEinflussaufdieErgebnissegehabt haben.

Im

übrigen wur-

den

die

Daten

fürbeide

Arten

in vergleichbarer Brutphase erhoben.

(3)

RESULTATE

1. Fluchtdistanzen

a) Bei

Annäherung vom Land

her.

Abb.

1 zeigt, dass die Blässhühner kleinere Fluchtdistanzen aufwiesen als die

Haubentaucher

(W-Test, p<0.05). Diesbestätigt sich,

wenn

die bei der statistischen Bearbeitung nicht berücksichtigten Fälle miteinbezogen werden,

wo

brütende Blässhühner bei einer

Annäherung

auf 1 bis 2

m

nicht

vom

Nest gingen.

Tb-,

o

14-

o

12-

i

10-

1

1

8-

\

i

.

+

1

D

6h

<

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o

i Ol

c

D

D o o

o

4-

a o

o o cD

o

2- i» <> o O 00 CO

oo o

Blässhuhn-Paare Haubentaucher-Paare

Abb. 1.

Fluchtdistanzen in Metern bei Störungen

vom

Land her. Angegeben sind Median und Bereich (Extremwerte)von13Blässhuhn-(N

=

43)und9Haubentaucherpaaren(N

=

54).o

=

DerVogelblieb

sitzen, nachdem sichdieVersuchspersonsoweit wie möglich

dem

Nest genähert hatte.

b) Bei

Annäherung vom Wasser

her.

Aus den Abb.

2

und

3 geht hervor, dass die FluchtdistanzenbeibeidenArteninderselben

Grössenordnung

(0 biseinige

m)

lagen.

Auf-

fallend ist jedoch, dass in wesentlich

mehr

Fällen (Chi-Quadrat-Vierfeldertest,

p<0.01)

brütende

Haubentaucher

nicht

vom

Nest gingen als Blässhühner.

(4)

1174 D.

PFLUGER UND

P.

INGOLD

o

n.w.

11

o oo

o o o • o o

• o

o

Blässhuhn-Paare

Abb. 2.

Fluchtdistanzen in Meternbei Störungen

vom

Wasser her. Angegeben sind Median und Bereich (Extremwerte) von 18 Blässhuhnpaaren

(N=

112). n. w.

=

Tiergeht auchbeiAnnäherung auf

m

nicht weg.

Im o o

o o o o o o

o o o

OCOCO O O OO 0000000 00 OOO 00 o ooooo o

Haubentaucher-Paare

Abb. 3.

FluchtdistanzeninMeternbeiStörungen

vom

Wasserher.AngegebensindMedian undBereichvon 19 Haubentaucherpaaren

(N=

160). n. w.=Tiergeht auchbeiAnnäherung auf

m

nichtweg.

(5)

2.

Dauer

der Nestabwesenheit

a)

Nach Annäherung vom Land

her (Abb. 4). Die Nestabwesenheit dauerte bei beiden Arten nicht unterschiedlich lange.

Der Median

der Zeiten für die Blässhühner beträgt 3'45", jener für die

Haubentaucher

3'27".

Anzahl(N) 8 n

Blässhuhn (N =30)

E3 Haubentaucher (N =32)

6 A

2-

<0.5 >0.5-1>1-1.5>1.5-2>2-2.5>2.5-3>3-3.5>3.5-4>4-4.5>4.5-5>5-6 >6-7 >7-8 >8

Minuten

Abb. 4.

Dauerder Nestabwesenheit beiStörungen

vom

Land her. Blässhühner: 11 Paare(N

=

30);

Haubentaucher: 11 Paare (N

=

32).

b)

Nach Annäherung vom

Wasser her (Abb. 5). Bei den

Haubentaucern

dauertedie Nestabwesenheitkürzer alsbei den Blässhühnern (W-Test, p<0.01).

Der Median

für die Zeiten der Blässhühner beträgt 2'23", jener für die

Haubentaucher

52".

Anzahl(N)

30 -i

_

| Blässhuhn (

N

=57)

E3 Haubentaucher (N =73)

<0.5 >0.5-1>1-1.5>1.5-2>2-2.5>2.5-3>3-3.5>3.5-4>4-4.5>4.5-5>5-6 >6-7 >7-8 >8

Minuten

Abb. 5.

Dauer derNestabwesenheitbei Störungen

vom

Wasserher. Blässhühner: 24Paare(N

=

57);

Haubentaucher: 23 Paare(N

=

73).

(6)

1176 D.

PFLUGER UND

P.

INGOLD

DISKUSSION

Aus dem

Vergleich der Fluchtdistanzen geht hervor, dass die

Haubentaucher

bei

Annäherung

vorn

Land

herempfindlicherreagieren als die Blässhühner.

Hingegen

trifft bei

Annäherung vom Wasser

herdas

Umgekehrte

zu: In dieserSituationerwiesensichdie Blässhühneralsempfindlicher.Dieslässtsichsowohl aus

dem

Vergleich derFluchtdistanzen als

auch von

der

Dauer

der Nestabwesenheit her schliessen.

Überraschend

ist, dass die Blässhühner überhaupt in einer Situation empfindlicher reagiertenals die

Haubentaucher. Dass

diesgeradebei der

Annäherung vom Wasser

her derFallist,

könnte dadurch

erklärtwerden, dassdasNest

mancher Haubentaucher

näher

beim

Freizeitgeschehen auf

dem Wasser

liegt, sie sich stärker damit auseinandersetzen

müssen und

damit möglicherweiseeinestärkere

Gewöhnung

an ihn stattgefundenhatals bei

den

Blässhühnern.

Das Umgekehrte könnte

in

Bezug

auf das

Geschehen

an

Land

der Fallsein.

Da

Blässhuhnnesteretwasnäher

am Land

sichbefinden als

Haubentaucherne-

ster, sindsie

auch

stärker

dem

Betrieb hier(durch

Wanderer

etc.)ausgesetzt. Möglicher- weisehabensichdeshalbdieBlässhühner etwasstärkeranihngewöhntalsdieHaubentaucher.

Dass

generell bei beiden

Arten

ein

Anpassungs Vorgang

stattgefunden hat, dafür spricht bei Blässhühnern die Feststellung,

wonach

sie z. B. in der

Camargue nach

einer Störung wesentlich länger nicht aufs Nest

zurückkehren (Grössenordnung

1/2 Std.;

Salathé, mundi.

Mitt.)als

am

Burgäschisee. Bei

den Haubentauchern

spricht für einen

Anpassungsvorgang

dieTatsache, dass dieFluchtdistanzenauf

dem

unbelastetenGerzen- see erheblich grösser sind als auf

dem

Burgäschisee

(Keller

1988).

Die

Untersuchung am

Burgäschisee ergab ferner, dass die

Haubentaucher

relativ höhere Eiverluste aufwiesen als die Blässhühner. Dies

könnte

v. a. zwei

Gründe

haben:

Zum

einen

werden

die Blässhühner

wegen

der geringeren Exponiertheit ihrer Nester

trotz ihrer

an

sichetwas grösseren Empfindlichkeit

durch

den

sehr starkenBetrieb auf

dem Wasser

(Ruder-

und Gummiboote

etc.)

wohl

etwasweniger stark beeinflusst als die

Haubentaucher. Zum andern

sind die

Haubentauchergelege

besser sichtbar als jene der Blässhühner,

wenn

derbrütende

Vogel

dasNestverlassen hat,sodass die

Haubentauche-

reier

einem höheren

Risiko ausgesetzt sind, geraubt zu werden. Schliesslich

haben

die

Haubentaucher

einen wichtigenEiräuber

mehr

alsdie Blässhühner, nämlich, wie bereits erwähnt, die Blässhühnerselbst.

Zusammenfassung

Das

Zieldieser Arbeitwar, festzustellen, wieempfindlich zweiunter vergleichbaren

Bedingungen

brütende Arten,dieBlässhühner(Fulica atra)

und

die

Haubentaucher

(Podi- cepscristatus), aufFreizeitbetriebreagieren.

Dazu wurden

zwei

Fragen

untersucht: 1.

Auf

welche Distanz flüchten brütende Vögel der beiden

Arten

vor ,,Störobjekten", die sich

vom Wasser und vom Land

her

nähern?

2.

Wie

lange dauert dieNestabwesenheit

nach einem

störungsbedingten Nestverlassen? Dieexperimentelle

Prüfung

der

Fragen

an

einem

starkdurchFreizeitbetrieb belasteten KleinseedesBernischenMittellandesergab folgende Resultate: Bei

Annäherung vom Land

herdurcheineVersuchspersonverliessen die Bläss-

hühner

dasNest aufgeringereDistanzalsdie

Haubentaucher,

bei

Annäherung vom Was-

serhermit

einem Boot

verliessen dieBlässhühner das Nest eheralsdie

Haubentaucher

(1).

Nach Annäherung vom Land

verliessen die beiden

Arten

das Nest nicht unterschiedlich

(7)

lang.

Hingegen

blieben die Blässhühner nacheiner

Annäherung vom Wasser

länger

weg

alsdie

Haubentaucher

(2).

Daraus

wirdgeschlossen,dassbeieiner

Annäherung vom Land

dieHaubentaucher,beieiner

Annäherung vom Wasser

dieBlässhühner empfindlicherrea- gieren.

Wie

derUnterschied erklärt

werden

könnte, wird kurz diskutiert.

LITERATUR

Fuchs, E. 1982. Bestand, Zugverhalten, Bruterfolgund Mortalität des Haubentauchers, Podiceps cristatus, auf

dem

Sempachersee. Orn. Beob. 79: 255-264.

Ingold, P., S.Rappeler undB. Lehner. 1983.

Zum

ProblemderGefährdungderVogelbestände an unserenGewässern durch Erholung suchende Menschen.Mitt. naturf. Ges. Bern,

NF

40: 57-61.

Pfluger, D. 1988.Auswirkungendes FreizeitbetriebesaufdasFortpflanzungsgeschehenvonBläss- huhn(Fulicaatra)und Haubentaucher(Podicepscristatus).Lizentiatsarbeit, Univ.

Bern.

Reller,V. 1988.ZurFragederAnpassungbrütenderHaubentaucher(Podicepscristatus)an Bedin- gungenihres

vom

Menschen alsErholungsgebiet genutzten Bruthabitats. Disserta- tion, Univ. Bern.

(8)

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