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Wahrnehmungsmuster und grenzüberschreitende Aktivitäten von Bewohnern an der deutsch-tschechischen Grenze - Das Beispiel: Hartau / Stadt Zittau

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Academic year: 2022

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(1)

Michael Thiele

Wahrnehmungsmuster und

grenzüberschreitende Aktivitäten von

Bewohnern an der deutsch-tschechischen Grenze - Das Beispiel: Hartau / Stadt Zittau

Diplomarbeit

Geographie

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tende-aktivitaeten-von-bewohnern

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Michael Thiele

Wahrnehmungsmuster und grenzüberschreitende Aktivitäten von Bewohnern an der deutsch-tschechi- schen Grenze - Das Beispiel: Hartau / Stadt Zittau

GRIN Verlag

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Institut für Geographie

Universität Bremen

Diplomarbeit

Wahrnehmungsmuster und grenzüberschreitende Aktivitäten von Bewohnern an der deutsch-

tschechischen Grenze.

Das Beispiel: Hartau / Stadt Zittau

vorgelegt von Michael Thiele

im Juni 2001

(7)

Inhalt I

Inhalt

1 Einleitung ... 1

1.1 Fragestellung ... 1

1.2 Methodik ... 1

1.3 Grenzraumforschung: Begriffsklärungen und Stand der Forschung... 2

1.3.1 Die Bedeutung(en) einer Grenze ... 3

1.3.2 Grenzen in der geographischen Forschung ... 4

1.3.3 Grenzraumforschung in Nachbardisziplinen... 6

1.4 Grenze im Kopf ... 7

1.4.1 Wahrnehmung ... 8

1.4.2 Verhalten und Handeln ... 9

1.4.3 Identität und Raumbewußtsein ... 9

1.4.4 Alltagstheorie ...10

1.4.5 Einstellungen...11

1.5 Zur Lage des Untersuchungsgebiets ...12

2 Rahmenbedingungen der Entwicklung des Grenzraums und seiner Perzeption... 14

2.1 Ausgangsbedingungen...14

2.1.1 Historische Entwicklung der deutsch-tschechischen Grenze ...14

2.1.2 Sozioökonomische Ausgangslage im sächsischen und nordböhmischen Grenzraum ...17

2.1.3 Strukturelle Ausgangslage - Charakteristik der Grenzregion...20

2.1.3.1 Situation auf der deutschen Seite der Grenze...20

2.1.3.2 Die Situation im tschechischen Grenzgebiet...22

2.1.3.3 Das polnische Gebiet...24

2.2 Der Grenzraum und die Europäische Union ...24

2.2.1 Reform- und Wirtschaftshilfen der Europäischen Union ...25

2.2.1.1 PHARE...25

2.2.1.2 INTERREG...25

2.2.2 Euroregionen ...26

2.2.2.1 Entwicklung ...26

2.2.2.2 Die Bildung der Euroregionen an der deutschen Ostgrenze ...27

2.2.2.3 Lehren aus den Euroregionen im Westen...27

2.2.2.4 Aufgaben der Euroregionen ...28

2.2.2.5 Auswirkungen und Probleme der Euroregion ...29

2.2.2.6 Haltung der Bevölkerung zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ...30

2.2.2.7 Diskussion der Euroregionen ...31

2.2.3 Osterweiterung der Europäischen Union...32

2.2.3.1 Interessen der EU am Beitritt der Staaten Ostmitteleuropas...32

2.2.3.2 Problematik eines Beitritts Tschechiens in die EU...33

2.2.3.3 Auswirkungen eines EU-Beitritts auf die Grenzregion...34

2.3 Vergleiche mit anderen Grenzregionen...35

2.4 Rahmenbedingungen für interkulturelle Kontakte...36

2.4.1 Die Bedeutung der Sprachen...36

2.4.2 Gegenseitige kulturelle Beeinflussung ...38

2.5 Stereotype und Ressentiments zwischen Deutschen und Tschechen...38

2.5.1 Tschechien in den Augen von Deutschen...39

2.5.1.1 Konfliktpotential auf politischer Ebene...40

2.5.1.2 Konfliktpotential auf der mentalen Ebene (Tschechenbild) ...41

2.5.2 Deutschland in den Augen von Tschechen...42

2.5.2.1 Konfliktpotential auf politischer Ebene...42

2.5.2.2 Konfliktpotential auf der mentalen Ebene (Deutschenbild) ...43

2.5.3 Autostereotype (unter Berücksichtigung der Bedeutung für die Nachbarschaft)...45

3 Grenzkontakte - Auswertung der Sekundärquellen... 47

3.1 Problemfelder des kleinen Grenzverkehrs ...47

3.1.1 Motive für den Grenzübertritt ...48

3.1.2 Angebotsstrukturen für den kleinen Grenzverkehr von Hartau / Zittau nach Hrádek ...50

(8)

Inhalt II

3.2 Akteure des Zusammenkommens ... 51

3.2.1 Einkaufsverkehr ... 52

3.2.2 Dienstleistungsverkehr... 53

3.2.3 Touristische Beziehungen ... 54

3.2.4 Kontakte im Jugend- und Bildungsbereich ... 55

3.2.4.1 Bildungskooperationen im Grenzgebiet... 55

3.2.4.2 Andere soziale Kontakte ... 57

3.2.5 Arbeitsmigration ... 57

3.2.6 Persönliche Kontakte ... 58

3.3 Negative – die Wahrnehmung beeinflussende Faktoren... 59

3.3.1 Illegaler Grenzübertritt 1: Flüchtlingsproblematik ... 59

3.3.2 Illegaler Grenzübertritt 2: Grenzraumkriminalität ... 63

4 Die Befragung...65

4.1 Die qualitative Methode der Befragung... 65

4.1.1 Stellung des Forschers (Positionstyp) ... 66

4.1.2 Die Wahl des Typs des Interviews... 67

4.1.2.1 Instrumentarium... 67

4.1.2.2 Interviewerverhalten... 68

4.1.3 Probleme der qualitativen Erhebung ... 68

4.2 Vorbereitung der Befragung... 69

4.2.1 Auswahl der Interviewpartner ... 69

4.2.2 Vorbereitende Hypothesen... 70

4.2.3 Interviewleitfaden ... 71

4.3 Durchführung der Befragung... 71

4.3.1 Unvorhersehbares Problem durch aktuelle Geschehnisse... 72

4.3.2 Technische Bedingungen ... 72

4.3.3 Die Probanden ... 73

4.3.4 Der Ort der Untersuchung: Hartau... 73

4.4 Auswertung der Befragung ... 74

4.4.1 Historische Entwicklung der Grenzöffnung ... 75

4.4.2 Grenzüberschreitende Aktivitäten der Hartauer Bevölkerung... 76

4.4.2.1 Einkaufen ... 76

4.4.2.2 Dienstleistungsverkehr... 77

4.4.2.3 Freizeitaktivitäten und touristische Kontakte ... 78

4.4.2.4 Kontakte im Bereich Kultur, Sport und Bildung ... 80

4.4.2.5 Kontakte im Bereich der Arbeit/ Arbeitspendler ... 80

4.4.2.6 Persönliche Kontakte ... 81

4.4.3 Wahrnehmungsmuster des Lebens an der Grenze ... 82

4.4.3.1 Wahrnehmung des Nachbarn... 82

4.4.3.2 Wahrnehmung der „illegalen Aktivitäten“... 89

4.4.3.3 Wahrnehmung der ökonomischen Situation ... 95

4.4.3.4 Wahrnehmung der institutionalisierten Zusammenarbeit ... 97

4.4.3.5 Erwartungen an die Zukunft (Szenario: EU-Beitritt Tschechiens und Polens) ... 99

4.4.4 Kategorisierung der Probanden...102

4.4.5 Hypothesenbezogene Auswertung ...103

4.5 Resümee...105

5 Quellen... 107

5.1 Wissenschaftliche Literatur ...107

5.2 Zeitungs- und Magazinbeiträge ...113

5.2.1 Artikel mit Angabe des Autors...113

5.2.2 Artikel ohne Angabe des Autoren...114

5.2.3 Fernsehberichte ...114

5.3 Internet – WWW-Adressen...114

(9)

Inhalt III

Verzeichnis der Abbildungen und Karten

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes...13

Abb. 2: Euroregionen an der deutschen Ostgrenze...27

Abb. 3: Grenzübergang Hartau-Hrádek, Angebotsstrukturen für den kleinen Grenzverkehr...51

Verzeichnis der Tabellen Tabelle 1: Entwicklung der offiziellen Wechselkurse von Krone und Mark...18

Tabelle 2: Die ethnische Struktur der Bevölkerung des Kreises Liberec 1991...23

Tabelle 3: Antworten tschechischer Bürger auf Fragen der Stereotypsforschung...45

Tabelle 4: Besuchszweck von Bewohnern grenznaher Orte in Franken...49

Tabelle 5: Individuelle Motivationsmuster und Qualität der Kontakte...102

Verzeichnis der Abkürzungen BGS Bundesgrenzschutz

CD Ceské Drahy (=Tschechische Eisenbahn) CR Ceská Republika (=Tschechische Republik)

CSFR Tschechoslowakische Föderative Republik (offizielle Bezeichnung von 1990-1992) CSR Tschechoslowakische Republik (offizielle Bezeichnung von 1919-1938, sowie 1945-1948) CSSR Tschechoslowakische Sozialistische Republik (offizielle Bezeichnung von 1948-1990) ERN Euroregion Neisse

Kc Korún ceských (=Tschechische Krone)

Kcs Korún ceskoslovenských (=Tschechoslowakische Krone bis 31.12.1992) PHARE Pologne et Hongrie: Assistance à la Restructuration Economique

Anhang

1. Interviewleitfaden

2. Grundlage für Sketchmap 3. Probanden, Termine, Beteiligte 4. Fotos

5. Presseveröffentlichungen zu meiner Forschung

Anmerkungen zur Zitierweise

- Wörtliche Zitate sind durch „Gänsefüßchen“ hervorgehoben.

- In wörtlichen Zitaten wurde – sofern vom Urheber unberücksichtigt - auf diakritische Zeichen verzichtet.

- Auslassungen und eigene Anmerkungen sind anhand eckiger Klammern erkennbar.

(10)

Inhalt IV

Glossar regionaler Ortsnamen

Da die Antworten der Probanden und die Zitate der Quellen jeweils in der Originalform übernommen wurde, folgt an dieser Stelle ein kleines bi- bzw. trilinguales Glossar der er- wähnten Orts- und Regionsnahmen.

TSCHECHISCH DEUTSCH POLNISCH

Ustí nad Labem Außig Frýdlant Friedland

Jablonec Gablonz

Grabštejn Grafenstein

Hrádek nad Nisou Grottau an der Neiße

Hartava Hartau

Hrensko Herrnskretschen

Hirschberg Jelenia Góra Jizerké Hory Isergebirge

Mláda Boleslav Jungbunzlau Jizerka Klein Iser

Klein Schönau Sieniawka Chrastava Krastau

Lindava Lindau

Nisa Neiße Nysa

Poritsch Porajów

Posen Poznan

Praha Prag Praga

Reichenau Bogatynia

Liberec Reichenberg

Krkonoše Riesengebirge Karkonosze Schreiberhau Szklarska Poreba Špindleruv Mlýn Spindlermühle

Decín Tetschen/ Bodenbach Varnsdorf Warnsdorf

Žitava Zittau

(11)

Kapitel 1: Einleitung Seite 1

1 Einleitung

Wenn in den Medien derzeit von der deutschen Ostgrenze berichtet wird, dann meistens von den negativen Folgen, unter denen die Grenzregion seit der Öffnung der Staaten Ost- mitteleuropas leidet. „Late-Night Magazine“

1

suggerieren im Fernsehen Menschenschmug- gel, Grenzkriminalität und Billigprostitution als Kennzeichen der Region. Auf der anderen Seite scheint es Mode zu sein, gerade in geographischen Aufsätzen die erfolgreiche grenz- überschreitende Zusammenarbeit in den sogenannten „Euroregionen“ an der deutschen Ost- grenze zu betone n

2

. In mehreren Reisen an und über die Grenze hinweg habe ich erleben können, daß mit der „offenen“ Grenze auch viele durchaus positive Aspekte für die Bewoh- ner auf beiden Seiten einher gegangen sind. Ein reger „kleiner Grenzverkehr“ läßt die Be- wohner diese Grenze überschreiten und die Unterschiede in Angebot und Preis aus nutzen.

1.1 Fragestellung

In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie sich die Nähe zur Grenze auf das Befinden und die Handlungsmuster der Bewohner auswirkt. Dabei sollen unter anderem die folgen- den Fragen beantwortet werden: Inwiefern verändert die Ausnutzung der vorhandenen Möglichkeiten eines einfachen Grenzübertritts die Einstellung der Menschen zum Nach- barn? Was wiegt stärker: Die Angst vor den negativen

Begleiterscheinungen

der offenen Grenze oder die Vorteile, die sich persönlich aus der nahen Andersartigkeit des Nachbarn – auch finanziell – ziehen lassen. Entsteht durch die persönlichen Grenzübertritte ein neues grenzüberschreitendes Regionalbewußtsein und werden dadurch ethnische Stereotype abge- baut? Inwiefern kennen die Grenzbewohner die Region und Kultur ihrer Nachbarn jenseits der Grenze? Was für andere Faktoren spielen bei der Wahrnehmung des Nachbarn noch eine Rolle?

Die Arbeit soll sich also vornehmlich auf die sozialen Aspekte der Grenze, die für die Lebenswelt der Grenzbewohner bedeutend sind, beschränken. Der Arbeitsmarkt, wirt- schaftliche Verflechtungen und die institutionelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit werden hier nur eine Nebenrolle spielen. Da es sich aber bei diesen Punkten um mögliche das Ergebnis determinierende Faktoren handeln kann, komme ich um eine umfassende Be- trachtung der Situation nicht herum. Wie sich zeigen wird, sind dabei Ausflüge in die Ethno logie, die Ökonomie, die Anthropologie, die Soziologie, die Geschichte und die Psy- chologie vonnöten.

1.2 Methodik

Ich werde mich der Fragestellung auf folgende Art und Weise nähern. Im theoretischen ersten Teil der Arbeit soll zunächst auf die Entwicklung und die Interessen der geographi- schen Grenzraumforschung eingegangen werden. Dabei wird der perzeptionsgeographische

1 Vornehmlich im Privatfernsehen in Sendungen wie „Explosiv“, „Spiegel TV“, „Die Reporter“ oder „Stern TV“

2 vgl. meine Ausführungen in Kapitel 1.3

(12)

Kapitel 1: Einleitung Seite 2

Ansatz diskutiert, Begriffe, die für diese Arbeit wichtig sind, erklärt und die Lage des Un- tersuchungsgebietes räumlich abgegrenzt. (Kapitel 1 )

Es folgt die Beschreibung der sozioökonomischen Ausgangslage im Untersuchungsge- biet – basierend auf der Geschichte vor und dem Wandel nach der Wende 1989/90. Anhand der vorliegenden Literatur und der bekannten Daten soll die Grundlage für die Untersu- chung der Denk- und Aktionsmuster der Grenzbevölkerung gelegt werden. Dann werden die verschiedenen planerischen Aktivitäten kurz erklärt und allgemeine kulturelle Konflikte dargestellt, die für die Wahrnehmung und Aktionsmuster der Grenzbewohner von Bedeu- tung sein können. (Kapitel 2)

Anschließend soll anhand der vorliegenden Quellen eine Diskussion der bestehenden aktionsräumlichen Verknüpfungen an der deutschen Ostgrenze und der daraus resultieren- den Probleme erfolgen. Objekte meiner Recherche werden neben wissenschaftlichen Veröf- fentlichunge n auch Berichte aus Presse, Rundfunk und von Institutionen sein, die es ermög- lichen, auf Aktivitäten und Wahrnehmungsmuster der Bewohner Hartaus zu schließen. (Ka-

pitel 3)

Die Darstellung und Diskussion der Rahmenbedingungen (Kapitel 2) und der grenzüber- schreitenden Kontakte und Problemfelder (

Kapitel 3

) bildet die Grundlage der Überlegun- gen, die in Kapitel 4 – im Rahmen der abschließenden empirischen Arbeit – beschrieben werden. Mit Hilfe der Interviews möchte ich herausfinden, inwiefern die Vorüberlegungen zutreffen. Dafür werden die grenzüberschreitenden Aktivitäten und Wahrnehmungsmuster der Grenzbevölkerung ausgewertet. Bereits an dieser Stelle läßt sich aber sagen: Die Men- schen nehmen ihre (Lebens-)Welt unterschiedlich wahr. Daher wird das Ergebnis dieser Arbeit vermutlich keine generelle Theorie sein. Die Arbeit soll aber durchaus aufzeigen, ob Ansätze erkennbar sind, die das Verhältnis der Menschen an der Grenze und darüber hin- weg verbessern könnten. (Kapitel 4)

Interessant wäre zudem, die Wahrne hmungsmuster beiderseits der Grenze zu verglei- chen, mit der Erwartung, eine Asymmetrie zu finden. Da dies aber den Rahmen einer Diplomarbeit sprengen würde, muß ich mich auf die Befragung „einer Seite“ beschränken.

1.3 Grenzraumforschung: Begriffsklärungen und Stand der Forschung

Über Grenzen nachzudenken, entspricht nach W

EICHHART

(1999:19) „dem Trend des Zeitgeistes“. Zudem seien „enge Wechselbeziehungen zwischen dem Thema Grenze und einer Reihe anderer Schlüsselkonzepte der Postmoderne wie Identität, Territorialität, Region und Heimat festzustellen“. Aber, was ist eigentlich eine Grenze? Was bedeutet eine Grenze für die Menschen in ihrer Nähe? Dieses Kapitel soll eine Einführung in die Problematik

„Grenze

3

“ geben und die theoretischen Ansätze der Grenzraumforschung erläutern.

3 Viele Autoren (wie zum Beispiel WEICHHART 1999:19-20) weisen an dieser Stelle auf die unterschiedlichen Ausdrücke für das Wort „Grenze“ im Englischen hin: boundary (Grenze eines Objektes), frontier

(Grenzbereich), border (administrative Grenze), margin (Außensaum), limit (Begrenzung).

(13)

Kapitel 1: Einleitung Seite 3

1.3.1 Die Bedeutung(en) einer Grenze

Nach W

ILSON

& D

ONNAN

(1998:1ff) begannen die Menschen, Grenzen zu ziehen, um ihre eigenen und die natürlichen Ressourcen zu schützen. Heutzutage haben Grenzen oft- mals eine rein strategische Bedeutung. K

OWALKE

(1996:77) definiert verschiedene Formen von Grenzen: Sie können a) sichtbar sein, b) wissenschaftlich objektiv ermittelt bzw. fest- gelegt sein oder c) vom Menschen subjektiv gezogen bzw. festgelegt sein. Dies entspricht der Klassifikation: a) natürliche Grenze (z.B. Grenze Kontinent / Ozean, Grenze von Natur- räumen), b) wirtschaftliche / ökonomische Grenzen (Wirtschafts- und Sozialraumgrenzen) und c) politisch administrative Grenzen (Grenzen von politisch administrativen Einheiten).

P

OUNDS

(1963:62, zit. n. L

ISIECKI

1996:14) unterscheidet Grenzen nach ihrem Verhältnis zur soziokulturellen Umgebung. Demnach gibt es:

- Vorgeschichtliche Grenzen, die vor der Entstehung ihrer soziokulturellen Umgebung gezogen wurden

- Subsequente Grenze, die nach Entstehung der soziokulturellen Umgebung und im Einklang mit derer Differenziertheit gezogen wurden

- Aufgezwungene Grenzen, die nach Entstehung der soziokulturellen Umgebung ge- zogen wurden, deren Differenziertheit jedoch nicht berücksichtigen

- Reliktgrenzen, die in der soziokulturellen Umgebung weiterhin bestehen, jedoch keine politischen Grenzen mehr sind.

Wenn ein Staat selbst nicht in der Lage war, seine Grenze zu beschützen, dann waren es die Großmächte, die als Garant auftraten und die Unverletzlichkeit der Grenzen garantierten – unabhängig von ihrer Übereinstimmung mit ethnischen Grenzen

4

. Heute ist der Trend, eth- nisch definierte Grenzen zu schaffen, nicht abgeklungen, sondern – im Gegenteil – nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und deren Modellstaaten lebte der ethnisch moti- vierte Nationalismus in Europa auf.

Neben ihrer physischen Struktur als Demarkations- und Schutzlinie (also als trennendes Element) hat eine Grenze aber auch eine zweite, verbindende Bedeutung. Sie ist nach E

ISCH

(1996:25) in jedem Fall mehr als bloßes räumliches Kontinuum, sie drückt sich in alltägli- chen Begegnungen aus, strukturiert das Erzählen der Menschen und ordnet ihre Wahrneh- mung und ihr Selbstverständnis. Sie fungiert als eine Art Membran, durch die Menschen, Waren und Informationen mal besser, mal schlechter passieren können. Als „Grenzland“

bezeichnen W

ILSON

& D

ONNAN

(1998) das Territorium verschiedener Breite beidseitig der Trennlinie, in dem die Menschen direkt durch die Existenz der Grenze beeinflußt werden.

Schon R

ATZEL

(1923:385) definiert „Grenzlinie“ als Abstraktion vom Grenzsaum, wobei der Saum als „das Wirkliche“ bezeichnet werden kann. Grenzsäume gewinnen nach K

OWALKE

(1995:75) an Bedeutung und werden dann für die Forschung interessanter, wenn die Grenze offener wird. Wie aber geht der Geograph nun an dieses Thema „Grenzsaum“

bzw. „Grenzregion“ heran?

4 Bestes Beispiel dafür ist der Konflikt zwischen dem Irak und Kuwait Anfang der 90er Jahre. Daß sich etwas verändert hat, läßt sich mit dem Ende der bipolaren Welt erklären: Jugoslawien konnte seine Grenze nicht gegen die Aggression der NATO verteidigen, weil es keine Schutzmacht mehr hatte.

(14)

Kapitel 1: Einleitung Seite 4

1.3.2 Grenzen in der geographischen Forschung

Grenzregionen interessieren die Geographen schon seit mehr als einem Jahrhundert

5

. Sowohl B

ÜRKNER

(1996b:2ff) als auc h F

ÖRSTER

(2000:82-83) beschreiben die Entwicklung der geographischen Grenzraumforschung der letzten Jahre wie folgt:

Vor dem politischen Umbruch in Ostmitteleuropa gab es in der deutschsprachigen Grenzraumforschung drei wichtige Themenbereiche:

- Die Untersuchung von Grenzregionen als periphere Gebiete

- Grenzüberschreitende Beziehungen (insbesondere unter wirtschaftlichen und plane- rischen Aspekten)

- Einfluß von Grenzen auf das Verhalten der Grenzlandbewohner

Der dritte Punkt wurde vor der Wende meist als Nebenaspekt von Forschung über Grenzen, deren Durchlässigkeit sich verändert hatte, behandelt. Heute wird dieser Aspekt aber als eigenes Thema häufig in Form von aktionsräumlichen Verflechtungsanalysen

6

erforscht.

Seit dem politischen Umbruch 1989/90 treten dazu die Analysen der gesamtgesellschaft- lichen Transformations- und der ökonomischen Umstrukturierungsprozesse in bezug auf die Grenzregionen in den Vordergrund. Die Untersuchung einer Grenzregion als peripheres Gebiet bekommt durch die Tatsache, daß Randgebiete beiderseits der Grenze nun zu Nach- barräumen werden, eine neue Bedeutung.

Steigende Popularität hat auch der von B

ÜRKNER

(1996b:6-7) aufgeführte vierte Punkt erreicht:

- Die Untersuchung der neuen grenzüberschreitenden Planungsregionen

Bei der Literaturrecherche fielen zunächst die monographisch erscheinenden Veröffent- lichungen zu den einzelnen „Euroregionen“ auf. Dabei wird ein vielseitiges Bild der Ent- wicklung dieser sogenannten neuen Regionen gezeigt. Exemplarisch dafür ist der Beitrag zu

„Diskrepanzen und Verbundenheiten in der Euroregion Neisse“ von G

RIMM

(1996) in der Zeitschrift „Europa Regional“. Oftmals beginnen geographische Veröffentlichungen zu ei- ner Euroregion erst einmal mit einem physiogeographischen Überblick über die Region

7

.

Nach S

CHAMP

(1995) fehlt bislang ein normatives Konzept, ein Leitbild für die Bildung einer grenzüberschreitenden Region als politisch administrative Organisation. Vielleicht hätten die Geographen dafür aber auch nur ein bißchen weiter in die Vergangenheit blicken müssen. Schon 1944 diskutierte P

EATTIE

die Vorteile von Grenzräumen gegenüber „harten“

Grenzen: Die Gründung des multiethnischen Pufferstaates Belgien zwischen Deutschland und Frankreich galt ihm schon vor über 50 Jahren als erfolgreiches Modell – sozusagen als normatives Vorbild einer Euroregion.

5 Zur Geschichte des Gegenstands Grenze in der Geographie (vom deterministischen über den

landschaftsgeographischen zum sozialgeographischen und regionalwissenschaftlichen Ansatz von heute) siehe z.B. FÖRSTER (2000:72-76).

6 wie z.B. MAIER (1996) über Pendlerbewegungen an der bayrisch-tschechischen Grenze oder ASCHAUER (1996) über die Reichweite aktionsräumlicher Perspektiven an der österreichisch-ungarischen Grenze

7 wie zum Beispiel bei GRIMM (1996) oderHEINRICH (1997)

Referenzen

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