Humboldt-Universität zu Berlin Mathematik für Naturwissenschaftler I
Institut für Mathematik Wintersemester 2018/2019
Dr. Jens A. Griepentrog https://www.math.hu-berlin.de/griepent/1819/index.html
Musterklausur
29. Januar 2019 (90 Minuten)
Name: Vorname:
Studiengang: Matrikelnummer:
Ergebnis
Aufgabe 1 2 3 4 5 6 P
Mögliche Punktzahl 8 8 8 8 8 8 48
Erreichte Punktzahl Korrektor
Hinweise:
1. Bitte füllen Sie das Deckblatt vollständig und gut lesbar aus!
2. Sie können in der Klausur als Hilfsmittel ein beidseitig von Hand beschriebenes A4-Blatt benutzen.
3. Bitte fangen Sie jede Aufgabe auf einem neuen Blatt an!
4. Numerieren Sie die Lösungsblätter durch und versehen Sie alleBlätter zusätzlich zu Ihrer Matrikelnummer auch mit Ihrem Namen!
5. Die Lösungen zu den Aufgaben sollen möglichst gut begründet werden!
6. Nach Beendigung der Klausur sind die Lösungsblätter im Faltblatt abzugeben!
Aufgabe 1. Man bestimme alle diejenigen komplexen Zahlen u 2 C, welche die Glei-
chungu3 .6; 4/u2C.5; 14/uD0lösen! ³
Lösung. 1. Klammert man auf der linken Seite der Gleichung den Faktoru aus, so er- kennt man, daßu0D02Ceine Lösung der Gleichung ist.
2. Es verbleibt die Suche nach den beiden Lösungen u1, u2 2 C der quadratischen Gleichung u2 .6; 4/u D . 5; 14/: Durch quadratische Ergänzung der linken Seite ergibt sich für die neue Unbekanntez Du .3; 2/ 2Cdie Gleichung
z2 D.u .3; 2//2D. 5; 14/C.3; 2/2 D. 5; 14/C.5; 12/D.0; 2/:
3. Stellt man die rechte Seite w D .rcos˛; rsin˛/ D .0; 2/ in Polarkoordinaten r D jwj D 2und˛ 2Œ; 2dar, dann sind
z1 Dp
r cos˛2;sin˛2
2C und z2Dp
r cos.C ˛2/;sin. C˛2/
D z1 2C die beiden Lösungen der Gleichung z2 D w. Der Punkt cos˛2;sin˛2
kann wegen der Lage des Winkels ˛2 2
2;
eindeutig aus .cos˛;sin˛/ D .0; 1/ mit Hilfe der Bezie- hungen cos˛ D2cos2 ˛2 1und sin˛ D2sin˛2cos˛2 bestimmt werden:
Aus2cos2 ˛2 1 Dcos˛ D0folgt sofort cos2 ˛2 D 12 und somit cos˛2 D 12p
2wegen
˛ 2 2
2;
. Somit ergibt sich aus2sin˛2 cos˛2 Dsin˛ D 1schließlich sin˛2 D 12p 2, das heißt, die Gleichungz2 Dwhat die beiden Lösungen
z1 Dp
2 12p 2;12p
2
D. 1; 1/2 C und z2 D z1 D.1; 1/2C:
4. Somit besitzt die Gleichungu3 .3; 2/u2C.5; 14/uD0die Lösungen u1 D.3; 2/Cz1 D.3; 2/C. 1; 1/ D.2; 3/2C
u2 D.3; 2/Cz2 D.3; 2/C.1; 1/ D.4; 1/2C sowieu0 D02C.
Aufgabe 2. Man weise nach, daß die Reihe Pn kD1
2kC1 k2.kC1/2
reeller Zahlen gegen eine endliche Summe konvergiert, indem man für jedesn 2 N die Teilsumme Pn
kD1
2kC1 k2.kC1/2
berechnet und anschließend den Grenzwert fürn! 1bestimmt! ³ Lösung. 1. Im Teilbruchansatz
2kC1
k2.kC1/2 D ak C kb2 CkCc1 C .kCd1/2 fürk2N
sollen die unbekannten Koeffizientena,b,c,d 2 Rbestimmt werden: Es gilt 2kC1Dak.kC1/2Cb.kC1/2Cck2.kC1/Cd k2
Da.k3C2k2Ck/Cb.k2C2kC1/Cc.k3Ck2/Cd k2
für allek 2 N, woraus sich durch Koeffizientenvergleich vor den Termen gleicher Ord- nung inkdas lineare Gleichungssystem
0DaCc
0D2aCbCcCd 2DaC2b
1Db
ergibt. Aus b D 1 und der dritten Gleichung folgt sofort a D 0 und somit wegen der ersten Gleichung auchc D 0. Somit liefert die zweite Gleichung d D 1und damit die Teilbruchzerlegung
2kC1
k2.kC1/2 D k12 .kC11/2 fürk2 N:
2. Mit Hilfe einer Indexverschiebung ergibt sich Pn
kD1 2kC1
k2.kC1/2 DPn kD1
1 k2
Pn kD1
1
.kC1/2 DPn kD1
1 k2
PnC1 kD2
1
k2 D1 .nC11/2
für allen 2 N. Wegen limn!1 1
.nC1/2 D 0konvergiert die Reihe Pn kD1
2kC1 k2.kC1/2
gegen die SummeP1
kD1 2kC1
k2.kC1/2 D1.
Aufgabe 3. Sei die Potenzreihe.sn/durch die Teilsummensn.z/DPn
kD0akzkfürz 2C, n2N und die Koeffizientenak D 12.kC1/.kC2/fürk2 N[ f0gdefiniert.
Man zeige, daß die Potenzreihe.sn/im EinheitskreisED fz 2Cj jzj< 1gpunktweise konvergiert und bestimme (ausgehend von der geometrischen Reihe) die Grenzfunktion
s WE!Cder konvergenten Potenzreihe.sn/! ³
Lösung. 1. Mit Hilfe des Quotientenkriteriums
klim!1 akC1
ak D lim
k!1
2.kC2/.kC3/
2.kC1/.kC2/ D lim
k!1 kC3 kC1 D1
ergibt sich der KonvergenzradiusR D 1der gegebenen Potenzreihe .sn/. Damit konver- giert.sn/im KreisEpunktweise gegen eine (analytische) Grenzfunktions WE!C.
2. Ferner konvergiert die durch die Teilsummenfn.z/ D Pn
kD0zk für z 2 C,n 2 N definierte geometrische Reihe.fn/inEpunktweise gegen die durchf .z/D 11zfürz 2E definierte analytische Grenzfunktionf WE!Cund somit auch diek-mal summanden- weise differenzierte Potenzreihe .Dkfn/ in E für jedes k 2 N gegen die k-te Ableitung Dkf WE!Cder Grenzfunktionf WE!C. Fürk 2 f1; 2gund jedesz 2Efolgt
1
.1 z/2 DDf .z/DP1
kD1kzk 1 DP1
kD0.kC1/zk;
2
.1 z/3 DD2f .z/DP1
kD1k.k C1/zk 1 DP1
kD0.kC1/.kC2/zk D2s.z/
und somit schließlichs.z/D P1
kD0akzk D .11z/3 für allez 2Efür die gesuchte Grenz- funktions WE!Cder konvergenten Potenzreihe.sn/.
Aufgabe 4. Sei die gebrochene rationale Funktionf WRn f15g !Rdurch f .x/D .xC.x 15/5/.x 10/2 fürx 2Rn f15gdefiniert:
1. Man finde alle Punkte, in denenf lokale Extremwerte hat sowie alle Wendepunkte!
2. Auf welchen Intervallen istf streng monoton, streng konvex bzw. streng konkav?
3. Man bestimme den Wertebereich vonf! ³
Lösung. 1. Als gebrochene rationale Funktion istf WRn f15g !Ranalytisch und damit unendlichmal differenzierbar. Für allex 2Rn f15ggilt
Df .x/D .2x 5/.x 15/2 2.x 15/.xC5/.x 10/
.x 15/4 D .2x 5/.x 15/ 2.x2 5x 50/
.x 15/3 D 25.7 x/.x 15/3: Die Ableitung Df W Rn f15g ! R hat eine Nullstellex0 D 7. Es gilt Df .x/ > 0 für allex 27; 15Œ, das heißt,f ist streng monoton wachsend aufŒ7; 15Œ. Im Gegensatz dazu giltDf .x/ < 0für allex 2 1; 7Œsowie x 2 15;1Œ, das heißt,f ist streng monoton fallend auf 1; 7sowie15;1Œ. Damit hatf inx0 D7ein strenges lokales Minimum.
2. Wegen limx! 1f .x/D1und limx"15f .x/D 1folgt aus Schritt 1 und der Stetig- keit vonf aufX D 1; 15Œ, daßf ŒX DŒf .x0/;1ŒD 9
16;1 gilt.
Desweiteren folgt aus Schritt 1 wegen limx#15f .x/ D 1 und limx!1f .x/ D 1 und der Stetigkeit vonf aufY D15;1Œ, daßf ŒY D1;1Œgilt. Damit hatf WX[Y !R den Wertebereichf ŒX [f ŒY D 9
16;1 .
3. Die zweite Ableitung vonf hat für allex 2Rn f15gdie Gestalt D2f .x/D 25.x 15/3 75.7 x/.x 15/2
.x 15/6 D 25.x 15/ 75.7 x/
.x 15/4 D 50.x 3/.x 15/4
und somit eine Nullstellex1 D3. Es giltD2f .x/ > 0für allex 2 3; 15Œundx 215;1Œ, das heißt, die Funktionf ist streng konvex aufŒ3; 15Œund15;1Œ. Ferner giltD2f .x/ < 0 für allex 2 1; 3Œdas heißt, die Funktionf ist streng konkav auf 1; 3. Damit hat die Funktionf inx1 D3einen Wendepunkt.
Aufgabe 5. Man berechne für den Parameter ˇ 2 Rund die Intervallgrenzena,b 2 R mit0 < a < bden Wert des IntegralsRb
a xˇ 1ln.x/ dxund unterscheide dabei die Fälle
ˇ¤0sowieˇ D0! ³
Lösung. 1. Im Falle ˇ 2 R mit ˇ ¤ 0 führt teilweise Integration auf ein bekanntes Grundintegral: Für allea,b 2Rmit0 < a < b gilt
Rb
a xˇ 1ln.x/ dx D ˇ1 bˇ ln.b/ aˇln.a/ Rb a
1
ˇxˇ x1dx D ˇ1 bˇ ln.b/ aˇln.a/ Rb
a 1
ˇxˇ 1dx D ˇ1 bˇ ln.b/ aˇln.a/ 1
ˇ2 bˇ aˇ :
2. Im Falleˇ D 0 wird durch teilweise Integration das gleiche Integral reproduziert:
Für allea,b 2Rmit0 < a < bgilt Rb
a 1
x ln.x/ dxCRb
a ln.x/ x1dxD jln.b/j2 jln.a/j2; alsoRb
a 1
x ln.x/ dx D 12 jln.b/j2 jln.a/j2 .
Aufgabe 6. Man zeige, daß das beidseitig uneigentliche Integral R1
0 1 .1Cx/p
x dx
als Grenzwert eigentlicher Integrale existiert und berechne diesen Wert durch eine dafür
geeignete Variablentransformation! ³
Lösung. Definiert man durch'.t /Dt2die Transformation' W 0;1Œ!0;1Œder neu- en Variablent 20;1Œin die alte Variablex 20;1Œ, so führt die Transformationsformel für die neuen Grenzena,b 20;1Œauf das Grundintegral
R'.b/
'.a/
1 .1Cx/p
x dxDRb a
1 .1C'.t //p
'.t /D'.t / dt DRb a
2
1Ct2 dt D2arctanb 2arctana:
Wegen der Beziehungen lima#0'.a/D0und limb!1'.b/D 1sowie lima#0arctanaD0 und lim
b!1arctanbD 2 folgt daraus die Existenz des GrenzwertsR1
0 1 .1Cx/p
x dxD.