(Dölle et al, Grundlagen der Arznei- mitteltherapie, B. I. Verlag, Mann- heim 1986), wird jedoch dargelegt, daß sich eine statistisch signifikante Häufung von schuldhaft verursach- ten Verkehrsunfällen zwar bei Fah- rern mit positivem Nachweis von Al- kohol oder der Kombination von Al- kohol und Arzneimitteln, nicht aber bei lediglich positivem Arzneimittel- nachweis im Urin belegen ließ.
Obgleich in den meisten Arbei- ten und Lehrbüchern, die sich mit den exogenen Allergenen befassen, auch gewöhnlich von den sogenann- ten Hausstaubmilben oder von einer Hausstaubmilbenallergie die Rede ist, scheint es trotzdem nur wenigen Fachleuten exakt bewußt zu sein, worum es sich bei diesen im doppel- ten Sinne des Wortes häuslichen Le- bewesen handelt und wo genau im Hause und wie sie leben. Wenn man davon ausgeht, daß Allergenkarenz und Expositionsprophylaxe oberste Gebote einer kausalen Therapie all- ergischer Erkrankungen sind, dann sind sehr genaue Kenntnisse auch über Biologie und Ökologie der Le- bewesen im Hausstaub ganz unent- behrlich.
Unter den zahlreichen Arten der Hausstaubmilben (Pyroglyphidae) spielen insbesondere die Spezies Dermatophagoides pteronyssinus so- wie Dermatophagoides farina in un- seren Breiten die Hauptrolle. Sie ge- hören gewissermaßen zum „norma- len" Ökosystem des Haushaltes und sind optimal an dessen Bedingungen und Mikroklima angepaßt. Langfri- stig konstant ist dieses Mikroklima vor allem in Matratzen, Polstermö- beln, Teppichböden, Kissen und so- genannten Kuscheltierchen vorhan- den. Begünstigend wirkt sich die Si- cherstellung der „Futterversorgung"
der Milben im Lebensbereich der Menschen aus, für die nicht zuletzt der Mensch zum Großteil dadurch sorgt, daß er ständig soviel feine Hautschüppchen abstößt (täglich et- wa 1,5 g), daß diese ausreichen, um etwa eine Million Dermatophagae
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Bruno Müller-Oerlinghausen Vorsitzender der
Aufbereitungskommission B 3 am BGA Berlin
Psychiatrische Klinik und Poliklinik der
Freien Universität Berlin Eschenallee 3 1000 Berlin 19
(daher der Name) zu sättigen. Nach der Verdauung der Hautschüppchen formen die Milben einen Teil dieses Futters in ein „Hausstauballergen"
um, das dann in ihren Exkrementen enthalten ist.
Zum Problem-„Haustier" wer- den die Hausstaubmilben allerdings nur für prädisponierte allergisierte Personen, und das sind zweifellos nicht wenige (Schätzungen sprechen von einer halben bis einer Million Personen in der Bundesrepublik).
Obwohl die winzigen und mit blo- ßem Auge kaum sichtbaren Spinnen- tierchen (Größe 0,1-0,5 mm) haupt- sächlich saisonal (mit einem Maxi- mum in den Spätsommer- und Herbstmonaten) auftreten, persistie- ren dennoch ihre allergenhaltigen Exkremente ganzjährig im Haus- staub und lassen sich auch durch in- tensiven Staubsaugergebrauch nie- mals vollständig beseitigen. Somit ist im Gegensatz zur Pollenallergie für den Menschen, der ganzjährig im Hause lebt, eine ubiquitäre und pe- renniale Allergenexposition vorhan- den.
Alle bisherigen Kausaltherapeu- tisch ausgerichteten Versuche, zum Beispiel durch spezifische Hyposen- sibilisierungskuren, zeigten zumeist nur mäßige oder gar keine Erfolge, so daß nur symptomatische Maßnah- men bei Allergisierten eine gewisse Erleichterung verschaffen konnten.
Das „Milbenasthma" aber persistier- te auch weiterhin. Eine wirksame Änderung dieser Situation ist aber nur von einer durchschlagenden und permanenten Expositionsprophylaxe zu erwarten. Deshalb fordern nam-
hafte Allergologen schon seit länge- rer Zeit den Einsatz von effizienten und zugleich für den Menschen un- toxischen akariziden Substanzen.
Aber alle bisherigen Versuche einer innerhäuslichen Milbensanierung waren entweder ineffektiv oder zu kostspielig und hatten zudem stets nur eine sehr kurze Wirkungsdauer.
Nunmehr zeichnet sich aber doch eine diesbezüglich erfolgrei- chere Lösungsmöglichkeit ab: Neue Verbindungen und Präparate (zum Beispiel Acarosan®), die als akarizi- der Wirkstoff Karbonsäureester und spezielle agglomerisierende und ad- sorbierende Substanzen enthalten, üben neben der Akarizidie zugleich noch den Effekt aus, den allergen- haltigen Feinstaub von den Textilfa- sern zu lösen und durch Agglomera- tion zu binden. Hierdurch vermin- dert sich das Inhalationsrisiko ganz beträchtlich. Die neuen Präparate gelten toxikologisch als für den Men-
FÜR SIE REFERIERT
schen unbedenklich Sie reizen auch weder die Haut noch die Schleim- häute.
Die mit ihnen durchführbaren Sanierungsmaßnahmen in den Haus- halten gegen den Hausstaubmilben- befall sollten nach Ansicht der Fach- leute am besten ein- bis zweimal pro Jahr durchgeführt werden, und zwar am besten im Frühjahr und Herbst.
Bestimmte Tests (zum Beispiel Aca- rex-Test, Werner und Mertz, Mainz) erlauben eine quantitative Beurtei- lung der jeweiligen Milbenbesied- lung in den Häusern sowie eine zu- verlässige Indikationsstellung für eventuell erforderliche Sanierungs- maßnahmen. Lie
Leiber, B.: Die heimlichen Krankmacher:
Hausstaubmilben. pais 6 (1987) 269-271.
Professor Dr. med. Bernfried Leiber, Uni- versitäts-Klinikum, Theodor-Stern-Kai 7, 6000 Frankfurt 70.
Ein Mittel gegen Hausstaubmilben
Dt. Ärztebl. 86, Heft 10, 9. März 1989 (53) A-637