DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung
Einzelfälle
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U
berall . . . nur ein kleiner Teil dessen, was . . . kein Einzelfall. Eine Welle . . . eine Menge schwarzer Scha- fe . . . überschwemmt die Bun- desrepublik." So legt dieser Tage mal wieder eine der gro- ßen Massen-Illustrierten los über die staatsanwaltschaft- lichen Ermittlungsverfahren gegen Kassenärzte wegen des Verdachts, sie hätten falsch oder betrügerisch abgerechnet.„Die Betrugsverfahren breiten sich wie ein Flächenbrand aus", heißt es sogar.
Mancher wird jetzt sagen: Das ist doch ein alter Hut. Wir wis- sen doch schon lange, daß ge- wissen Teilen der Presse jedes Mittel recht ist, möglichst den gesamten Ärztestand anzu- schwärzen, insbesondere durch
das Hochjubeln von Einzelfäl- len. Wem das Ziel zu klein ist, der muß eben mit einem um so größeren Klumpen Dreck schmeißen.
Aber dieser Fall ist eine Aus- nahme. Man kann nämlich be- legen, daß der gleiche Schrei- ber in dem gleichen Artikel sich sehr wohl bemüht hat zu betonen, es handle sich nur um Einzelfälle: „Ein paar schwar- ze Schafe . . . ein kleiner Teil der Ärzteschaft . . . vereinzel- te skrupellose Geschäftema- cher . . . ". An einer Stelle er- wähnt er „bisher über 1000 ein- geleitete Ermittlungsverfah- ren", schlüsselt sie dann aber auf — und was hat er da addiert?
Fast 800 Verfahren gegen Pa- tienten, 188 gegen Angehörige anderer Berufe und nur 59 ge- gen Ärzte!
N
un wird mancher sagen:Das ist halt besonders raf- finiert. Der Schreiber geht
— mit einigem Recht — davon
aus, daß beim oberflächlichen Leser vor allem die „Welle", die „Menge", das „Überall"
hängenbleiben, und die Zahl 1000. Für den Fall aber, daß je- mand kritisch ist und genauer liest, hat der Autor sich durch seine Einschränkungen, durch sein „Vereinzelt" und durch die Zahl 59 gedeckt.
D
as ist eine mögliche Erklä- rung — aber es gibt noch ei- ne zweite, vielleicht tref- fendere. Wer nämlich im glei- chen Artikel die gleiche An- zahl schwarzer Schafe einmal als „eine Menge" und dann als„ein paar" bezeichnet, für wen
„Vereinzelte" das gleiche ist wie ein „Flächenbrand", der kann einfach nicht mit der Sprache umgehen.
Leider macht's nicht viel Unter- schied. Denn ob man nun sprachlich Unsauberes verbrei- tet, weil es Methode ist oder weil man's nicht besser kann — etwas bleibt doch kleben. gb
Inhaltsverzeichnis 10
Aktuelle Politik
Pflegeversicherung:
Keiner will sie tragen 669
Dr. rer. pol. Harald Clade
Paten für ausländische Ärzte gesucht 671 Aufruf der Hans-Neuffer-Stiftung
Abonnements deutscher medizinischer Fach- zeitschriften für ehemalige Medizin-Studenten•
und Stipendiaten übernehmen!
Renate Schiffbauer
Nachrichten
Aus Bund und Ländern: AU-Bescheinigun- gen: Bronchitis löst Tbc ab — Verkauf von Epontol wird eingestellt — Kostengünstige Praxis-Klinik — BKK übernehmen Vereinba- rung über Prävention — Schnipkoweit: Pri- vatklinik ist unverzichtbar — Organisations- struktur auf dem Prüfstand — Aus der DDR:
Schwangerenbetreuung nicht nur durch den Arzt — Ausland: Verbot der Beschnei- dung gefordert — Verfassungsgericht an- gerufen — Schwangerschaftsabbruch zuläs-
sig 673
Die Glosse
In den Müll —Jörgs Krücke 675
Kurzberichte
Krankenhaustag kostet 237 Mark — Engpäs- se in der Pneumologie — Neue Vereinba- rungen mit der Bundeswehr 676, 677
Themen der Zeit Plädoyer für eine
alternative Praxisführung 678 Wie kann der Patient im ärztlichen Alltag
zu Eigenverantwortlichkeit geführt werden?
Wilhelm Breitenbürger
Transparenzforschung ohne sichere
wissenschaftliche Grundlage 684
Dr. phil. Bodo Kosanke
Der Kommentar
Arzneimittelrückruf am Arzt vorbei 681
Dr. med. Karl Heinz Kimbel
Kuren: Wo der Hebel
angesetzt werden muß 683
Dr. med. Karl Heinz Bonmann
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 10 vom 9. März 1984 (1) 657