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Der neue Rektor der TU Graz: Günther Schelling

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Der neue Rektor der TU Graz: Günther Schelling

Eigenverantwortlichkeit, Deregulierung, Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Internationalisierung und der Zusammenhang zwischen

«Phantasie und Ordnung» waren die wichtigsten Themenschwerpunkte eines Gesprächs mit Rektor SchelJing.

ImLaufe seines bisherigen beruflichen Lebens hat Günther Schelling, ein ge- bürtiger Vorarlberger, an der Erstellung von 150 Kilometer Tunnel mitgewirkt.

Sein Fach ist die Geodäsie, das heißt die Messung der Erde, und er ist darauf spezialisiert, die planerischen Grundla- gen für große infrastrukturelle Projekte zu erarbeiten. So berät er etwa eine Planungsgruppe bei der meßtechnischen Konzipierung des «Euro-Tunnels», der England mit Frankreich verbinden wird.

Schelling hat in Innsbruck und Graz Mathematik, Darstellende Geometrie und Vermessungs wesen studiert, bekam an der TU Graz einen Vertrag als Assi- stent am Institut für Geodäsie und war dann an einem Forschungsinstitut in Delft (Niederlande) tätig. Er machte sich schließlich selbständig und baute ein IngenieurbürofürVermessungswesen in Dornbirn auf. Gleichzeitig war er auch Leiter der Vermessungsabteilung der Vorarl berger III werke AG.

1981 kam er wieder nach Graz zurück:

er wurde als ordentlicher Universitäts- professor für Allgemeine Geodäsie und Photogrammetrie an die TU Graz beru- fen, an das Institut, wo er bereits Assi- stent gewesen ist. Sein Spezialgebiet ist die Ingenieurgeodäsie.

Seine Inaugurationsrede stellte Schel- ling unter den Titel «Phantasie und Ordnung». Er weist darauf hin, daß Phantasie nicht als eine Verstandeslei- stung, nicht als Vorstellungsvermögen wohl aber als das Vermögen des Bildbil- dens und des Bilddarbietens zu verste- hen ist. Phantasie ist somit ein wesentli- ches Element der Beziehung von Lebe- wesen zur Umwelt, Urbilder, die den Übergang vom Unbewußten zum Be- wußten begleiten und damit auch am Uranfang des Denkens standen. Schel- ling stellt fest, daß die der Gesellschaft harrenden Aufgaben den phantasievol- len Einsatz der Techniker erfordern. Daß es aber neben dieser Phantasie auch eines angemes enen Ordnungsbegriffes be- darf, weist er am Beispiel des Geodäten nach, der bei der Erfassung und Weiter- verarbeitung hunderttausender einzel- ner Meßdaten zu vertrauenswürdigen Ergebnissen eben einer entsprechenden Ordnungsstruktur bedarf. Wobei für Schelling Ordnung nicht einen Wertfür sich selbst darstellt, sondern ein Mittel zum Erreichen wünschenswerter Ziele.

34 DER WIRTSCHAFTSINGENlEUR 22 (1990) I

In diesem Sinne begrüßt Schelling die Aufforderung von Wissenschaftsmini- ster Busek an die Universitäten, sie mögen ihre Autonomie mehr ausschöp- fen. Die so postulierte Deregulierung und Dezentralisation führtfürSchelling durch den Abbau unnötiger Formalvor- schriften zu einer Vereinfachung ver- waltungsmäßiger Abläufe. Gleichzeitig fordert er aber auch, daß die mit dieser Kompetenz verbundene Verantwortung primär nicht zentral durch die Aufsichts- behörde, sondern dezentral in den Uni- versitäten kontrolliert werden soll.

Daß Schelling kein typischer Universi- tätsmann ist (Schelling über sich selbst), zeigt sich in der Tatsache, daß er 25 Jahre freiberuflich tätig war. Sein ca. 20 Mitarbeiter umfassendes Ingenieurbüro führt Schelling seit 1970 in Büroge- meinschaft. Dies entspricht seinem Verständnis von unternehrnerischer und ethischer Verpflichtung seinen Mitar- beitern gegenüber: er ist überzeugt, daß es den Mitarbeitern gegenüber unver- antwortlich wäre, das ganze Unterneh- men nur an einen Kopf zu binden, daß die alleinige Geschäftsführung mit der Berufung als Universitätsprofessor unvereinbar ist. Schelling ist also vom operationalenTagesgeschäft entbunden, steht aber für langfristige Entscheidun- gen sowie für Großprojekte seinem Büro immer zur Verfügung.

Als seine wesentlichste Aufgabe als Rektor sieht Schelling, die Vorausset- zungen zur Verbesserung der kurz- und

mittelfristigen Entwicklungsmöglich- keiten der Fakultäten und somit der gesamten Universität zu schaffen. Er versteht darunter Maßnahmen zu ver- mehrt eigenverantwortlichen Entschei- dungeninden Bereichen der Fakultäten über zukünftige fachliche Profile und den sich daraus ergebenden personellen Konsequenzen. Insbesonders bei der Emeritierung von Professoren können solche strukturverändernden Maßnah- men wirksam werden.

Weitere Arbeitsschwerpunkte für seine Amtsperiode sieht Schelling in der Öff- nung der TU Graz nach außen. Er sieht diese Öffnung einerseits als Intensivie- rung der Kooperation mit der steirischen Wirtschaft. Diesbezüglich haben schon erste Kontakte mit Frau Landesrat Klas- nic und Prof. Löhn von der Steinbeis- Stiftung stattgefunden. Auch die Ko- operation zwischen der TU Graz und dem WIFI soll intensiviert werden. An- dererseits sieht Schelling die Öffnung der Universität als Öffnung in Richtung Internationalisierung, als Öffnung in Richtung EG. Diesbezügliche Absich- ten schlagen sich z.B. in der Institutio- nalisierung einer eigenen fürEG-Pro- gramme zuständigen StelleimKoordi- nationsteam des Rektors nieder. Es sind auch Bestrebungen im Gange, bei dem Programm TEXT mitzuarbeiten, das Universitäten sowohl aus Nicht-EG- Staaten als auch Universitäten aus EG- Staaten zu einem intensiveren Studen- tenaustausch über den Weg genereller gegenseitigerAnerkennung von Studien- leistungen führen sollte.

der wirtschaftsingenieurwünscht dem neuen Rektor viel Erfolg in seinem neuen Aufgabengebiet.

Das Gesprächführte Wolfgang Keplin- ger.

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