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FRIEDRICH EBERT STIFTUNG GOETHE-INSTITUT TASCHKENT

INSTITUT FÜR INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT DES DEUTSCHEN VOLKHOCHSCHUL-VERBANDES (dvv international)

KONRAD ADENAUER STIFTUNG

GESCHICHTE UND IDENTITÄT II:

USBEKISTAN UND DEUTSCHLAND IM XX. JAHRHUNDERT

TASCHKENT, JANUAR 2007

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Herausgeber:

Dr. Reinhard Krumm Dr. Christiane Günther

Matthias Klingenberg D-r Gregor Ryssel

ISBN 3-00-017800-7

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INHALTSVERZEICHNIS Vorwort:

Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Usbekistan,

Matthias Meyer………

Friedrich-Ebert-Stiftung

«Historische Identität und die zeithistorische Wissenschaft in Usbekistan», Rovshan Abdullaev………

«Zeitgeschichte als politische Aufklärung. Der Beitrag der Historiker zur „doppelten Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland», Udo Wengst……….

Goethe-Institut Taschkent

«Nation, Staat und die Identität des Menschen», Alisher

Faisullaev……….……

«Vergangenheit als Last – Deutsche Erfahrungen beim Übergang von der Diktatur zur Demokratie», Joachim Gauck………..

Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (dvv international) Vorwort, N.Abdullaev………

«Keine Zukunft ohne Vergangenheit - Arbeit mit Zeitzeugen in Usbekistan», Matthias Klingenberg……….

«Biografische Methoden der Bildungsarbeit mit älteren Leuten», Venera

Ermetova………..

«Eerinnerungen der Erdbebenzeugen»...

Konrad-Adenauer-Stiftung

«Ergebnisse des Seminars zum Thema: „Vom Khanat zur Republik. Das 20.

Jahrhundert: Strukturen und Grundwerte auf dem Gebiet Usbekistans“», Azamat Egamberdiev………..

«Geschichtliche Wahrheit, Identität und Aufarbeitung der Vergangenheit», Dagmar Schipanski……….

«Entstehung der Dschadiden-Bewegung und das aufklärerische Engagement der Dschadiden», Naim Karimov………..

«Dschadiden schickten junge Menschen zum Studium ins Ausland», Sherali

Turdiev………..

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Vorwort

Matthias Meyer, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Usbekistan

Geschichte und Identität sind ein Begriffspaar, das gerade in Usbekistan und Deutschland aufgrund der wechselhaften Geschichte beider Länder bedeutungsschwanger erscheint. Kultur und Traditionen als Teil von Geschichte lassen sich als roter Faden der Identität eines Volkes beschreiben. Sie können weder durch leidvolle Perioden wie Besatzungsregime, kriegerische Ereignisse oder selbstzerstörerische Prozesse im Inneren ausgelöscht werden. Gerade in Usbekistan erleben wir, wie nach der Unabhängigkeit langsam verschüttete und lange vergessen geglaubte Traditionen und religiöse Werte wieder an Bedeutung gewinnen, die hier über Jahrhunderte gegolten haben. Dabei stößt man auf patriarchalische Strukturen, die mit Elementen der Beratung und Einbeziehung der Gemeinschaft verbunden sind. Solche Faktoren fließen in die Identitätssuche unseres Gastlandes ein, die sich selbstverständlich nicht isoliert entwickeln kann, sondern durch Einflüsse von außen mitgeprägt wird.

Wir Deutschen haben diese Phase nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Aufbau eines neuen Deutschlands durchgemacht. Das nationalsozialistische Regime hat versucht, Geschichte umzuschreiben und Deutschland von seinen demokratischen Werten und ethischen Traditionen abzuschneiden. Nach diesem Teil seiner Geschichte, in dem eine ganze Generation durch Krieg, Elend und Leid, das über andere Menschen gebracht wurde, indoktriniert und umerzogen wurde, galt es mit Hilfe anderer beim Aufbau eines neuen Deutschlands an die ethischen und kulturellen Werte der Vergangenheit anzuknüpfen. Dabei waren demokratische Traditionen in der deutschen Geschichte lange nicht so fest verankert wie in anderen europäischen Nationen.

Vielleicht hat der totale Zusammenbruch 1945 geholfen, einen Neuanfang zu schaffen, der durch Rückgriff auf frühere kulturelle und geistige Wertvorstellungen zur Identitätsfindung beitrug. Eine erneute Herausforderung stellte die Wiedervereinigung im Jahre 1990 dar, bei der Deutsche in Ost und West eine weitere Etappe auf der Suche nach Identitätsfindung anzutreten hatten.

Was verbindet Deutsche und Usbeken im Hinblick auf Geschichte und Identität? Ich meine, es ist die Suche nach ihrer Bestimmung und Integration im regionalen und internationalen Rahmen. Deutschland versucht, durch seine Friedenspolitik, seine Hilfe beim „nation building“, durch Anregung und Unterstützung internationaler Abkommen zur Stärkung des Rechts das Ergebnis seiner geschichtlichen Erfahrungen in Hilfen für ein besseres Zusammenleben der Völker einfließen zu lassen.

Usbekistan zeigt erkennbar das Bemühen, sich aus Abhängigkeiten früherer Zeiten lösen zu wollen und seinen eigenen Weg in die Zukunft zu finden. Deutsche und Usbeken haben viel gemeinsam. Ich begrüße vor allem das Vertrauen, das man uns hier im Lande auf allen Ebenen entgegenbringt. Unsere Präsenz im Lande baut auf einem offenen Erfahrungsaustausch auf, der der Definition einer zukunftsgerichteten, vertrauensvollen Zusammenarbeit dient, was auch dieses Forum belegt.

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Mit der zweiten Veranstaltungsreise „Geschichte und Identität“ haben sich die Organisatoren (FES, GI, dvv international, KAS) weniger mit abstrakten Fragen beschäftigt, als vielmehr einen konkreten Rahmen geschaffen, in dem beide Seiten selbst über die Fragen von Geschichte und Identität nachdenken konnten.

Vortragsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen, die meisten davon mit hochkarätigen Gästen aus Deutschland und Usbekistan, boten ein Forum zur Diskussion und Auseinandersetzung. Die große Resonanz war ein Beleg des Interesses der usbekischen Bevölkerung an dieser Frage.

Deutsche und Usbeken tauschten ihre Erfahrungen aus den letzten Jahrzehnten aus und analysierten gemeinsam insbesondere die Zeit nach 1990. Der Übergang aus einem sozialistischen System in das einer Marktwirtschaft war auch für die nicht einfach, die den Sozialismus in der Ausprägung der DDR bekämpft hatten.

Den Organisatoren sei Dank für die Vielfalt der Veranstaltungen. Ich hoffe sehr, dass es auch im Jahr 2007 eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe geben wird

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Friedrich Ebert Stiftung (FES)

Dr. hist. Rovshan Abdullaev, wissenschaftlicher Referent am Institut für Geschichte bei der Akademie der Wissenschaften der Republik Usbekistan Historische Identität und die zeithistorische Wissenschaft in Usbekistan Bekanntlich gilt die Besinnung einer Gesellschaft auf die eigene Geschichte als ein wichtiges Instrument zur Ermittlung des aktuellen geistigen Zustandes der jeweiligen Nation. Unter der historischen Identität versteht die Geschichtswissenschaft den Gesamtkomplex aus Wissen, Vorstellungen, Ansichten, Traditionen, Sitten, Gebräuchen, Ideen und Konzeptionen, durch welche die Einzelpersonen, Sozialgruppen, Gesellschaftsklassen, Völker und Nationen über die eigene Herkunft und die zentralen Begebenheiten in der eigenen Geschichte sowie über die herausragenden historischen Persönlichkeiten und die historischen Wechselbeziehungen zwischen der eigenen, der fremden und der globalen Gesellschaft erfahren können.

Folglich ist die historische Identität als die Aufarbeitung der Geschichte in all ihrer Vielfalt aufzufassen, die sowohl für eine gesamte Gesellschaft als auch für einzelne soziale und ethnische Gruppen und nicht zuletzt für einzelne Menschen typisch und kennzeichnend ist. Denn durch die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit können die menschlichen Gesellschaften die Geschichte räumlich und zeitlich in allen drei Dimensionen – der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft wieder erscheinen lassen und dadurch zur Korrelation zwischen Epochen und Geschlechtern beitragen.

Man geht davon aus, dass die Lebensfunktion jeder Gesellschaftsordnung weitgehend von der positiven historischen Erinnerung abhängt, welche den Aufbau und die Entwicklung der Identität bei Gesellschaften und Ethnien direkt oder indirekt beeinflußt. Solche Aufbauabläufe finden insbesondere anlässlich tiefgreifender und kardinaler sozialpolitischer Umbrüche zunehmend statt, wenn das gesellschaftliche Interesse auf die historische Vergangenheit der Völker verstärkt gerichtet ist und die akute Notwendigkeit der besteht der nationalen Geschichte einen neuen inhaltlichen Rahmen zu verleihen.

Jahrzehnte setzte die Macht der Räte eine imperialistische Nationalpolitik in Usbekistan um, deren ideologischer Kern in der Abschottung des Volkes von seiner authentischen und unverfälschten Geschichte und Kultur sowie in der Verwandlung der Menschen in Bioroboter bar jeder historischen Erinnerung bestand. Dabei wurde dem Volke nachhaltig der Gedanke suggeriert, dass seine historische Entwicklung vor dem Einzug der Sowjetmacht angeblich gesetzmäßig nur in der Sozialkrise, endlosem Krieg und der Nationalfehde gemündet wäre und keinen Wohlstand und kein würdiges Leben in der Zukunft gebracht hätte. Und nur die Bolschewiken selbst als kommunistische Ideenträger und als neue Messias seien durch die Geschichte selbst dazu berufen, die Augen den heidnischen Zeitgenossen zu öffnen und ihnen den Weg zur Wahrheit und dem sozialen Fortschritt zu weisen.

Man sollte zugeben, dass die Bolschewiken es tatsächlich vermochten, ein neues Imperialmodell zu etablieren, das sich von einem klassischen Imperium von einst

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wesentlich unterschied und keine blosse Fortsetzung des vormaligen Zarenreiches darstellte. Der bekannte Dissident und Räteexperte Abdurachman Avtorchanov schrieb dazu: „Das Imperium der Räte ist zuvörderst ein ideokratisches Reich. Daher ist dessen Vergleich mit historischen Imperien allenfalls nicht angemessen, denn dadurch gerät man auf die falsche Spur: man überbewertet die Möglichkeiten und die Ausmasse der einstigen Imperien und unterbewertet dabei die potentiellen Möglichkeiten und die grausamen Folgen, welche sich in der globalen Umsetzung der ideokratischen Programmpolitik des sowjetischen Imperiums verbergen und nicht nur die Außenwelt, sondern selbst die Völker der Sowjetunion betreffen. Denn die Bolschewiken können ihr Ziel nur erreichen, wenn sie das eigene Volk opfern und fremde Völker vernichten…

Die sowjetische Gattung des Imperialismus kämpft nicht einfach um die Unterwerfung fremder Völker und die Aneignung deren Reichtümer, sondern es geht ihm um das Endziel der Bekehrung unterworfener Völker zum neuen kommunistischen Glauben, um ihnen die kommunistische Lebensordnung aufzuzwingen.“1

Eines der wichtigsten Merkmale der sogenannten kommunistischen Lebensordnung und der kommunistischen Weltanschauung bestand nach der bolschewistischen Auffassung in der demonstrativen Distanzierung von den falschen nationalen ud geistigen Werten, die nicht in den engen Rahmen der Klassenideologie passten. Natürlich wurde die ganze Geschichte des usbekischen Volkes (und der übrigen Völker der UdSSR auch), insbesondere ihre bedeutungsträchtigen Abschnitte und Ereignisse, die nach der Meinung der sowjetischen Regierung das Wachstum der nationalen Identität auslösen und die Volksmassen mit dem Nationalismus vergiften konnten, durch diesen ideologischen Filter gejagt. Die Bolschewiken erklärten sich zu Internationalisten und forderten, dass nationale Geschichtswissenschaftler nicht in der historischen Vergangenheit der eigenen Völker herumwühlten und keine reaktionären Traditionen und Werte kultivierten.

Für jeden Versuch einer alternativen Einschätzung bedeutsamer Ereignisse oder Erscheinungen aus der nationalen Geschichte, Kultur oder Religion stand die Strafe bis hin zur Repression. Der blosse Ausdruck oder die Behauptung der nationalen Gebürtigkeit beschworen eine inadequate Reaktion seitens der Obrigkeit und der Presse auf: mal war es „der Drang alle Träger der nationalen Gefühle als Nationalisten zu brandmarken, mal wiederum der gewohnte Reflex mit dem Finger oder der Faust all denen zu drohen, die nicht in die Fusion und Verschmelzung im einheitlichen Sowjetvolk und zu der neuen historischen Gemeinschaft mitschreiten wollten.“2 Seit Jahrzehnten lebten die Sowjetmenschen im Land, wo sich diverse ideologische Mythen des Totalitärstaates nisteten. Geboren wurden diese Mythen in vielerlei Hinsicht dank den „Anstrengungen“ des Konformistenflügels in der (nationalen) Gesellschaftskunde, der die Ideen des proletarischen Internationalismus und der klassenlosen Gesellschaft im rituellen Gesang hochpriesen. Inzwischen wurden die existenten Probleme und Kollisionen aus dem ethnisch-kulturellen, ethnisch-sozialen und religiösen Umfeld verschwiegen und verdrängt.

All diese Umstände in Verbindung mit weiteren Faktoren bereiteten den Nährboden für die künftige ethnische Gewaltexplosion, die bekanntlich in der 2. Hälfte der 1980-er Jahre ihren Höhepunkt erreichte. Das Experiment mit der Verwirklichung des Gründungsplans für das neue historische Sozium scheiterte an die Zeit. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erfolgte ein Aufschwung der ethnischen Identität – Erscheinung, die von manchen Sozialforschern als „ethnisches Paradox der

1 A. Avtorkhanov: Das Imperium des Kreml (die sowjetische Gattung des Kolonialismus), Vilnius 1990, S. 8.

2 Der dornige Weg, Moskau 1990, S. 362.

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Gegenwart“ bezeichnet, von der sowjetischen Regierung allerdings beinahe komplett übersehen wurde und letztlich zum Verfall der gepredigten Nationalpolitik führte. Die Wiederbelebung der nationalen Identität vor dem Hintergrund der allgemeinen Krise der sowjetischen Gesellschaftsordnung nebst der ominösen Unterschätzung und wahrscheinlich der bewußten Verdrängung des ethnischen Faktors durch die politische Elite forderten einen hohen Preis von den Verfechtern des „einheitlichen und untrennbaren“ Reichs ein, das wie ein Kartenhaus vor Augen von Millionen der Zeitgenossen und Zeitzeugen zerschellte.

Nach langen Jahren der nationalen Unterdrückung bekamen die Usbeken, wie auch andere Völker der einstigen Sowjetunion inzwischen ihre historische Chanse, das Recht auf Selbstbestimmung und unabhängiges Leben auszuüben.

Offensichtlich seit der Entstehung der ersten menschlichen Zivilisationen wurden Völker und ihre intellektuellen und politischen Eliten permanent mit sozialen, ökonomischen, ideologischen und politischen Herausforderungen, ausgelöst durch das jeweilige konkrete historische Umfeld, konfrontiert, deren Lösung für die Prägung der jeweiligen Zivilisation sowie für die gesellschaftliche Entwicklung des jeweiligen Staatsgebildes ausschlaggebend war. Nach dem Zerfall der UdSSR, als die erste Euphorie und Begeisterung wegen der erlangten Staatsunabhängigkeit sich langsam wieder legten, wurden sich die Usbeken in aller Klarheit bewußt, dass die Unabhängigkeit nur der erste Schritt zum herbeigesehnten Ziel und kein Allheilmittel für die lauernden sozialen und sonstigen Erschütterungen sei.

Viele erkannten, dass der eingeschlagene dornige Weg der unabhängigen Staatsentwicklung jedem Menschen unvorstellbare Anstrengungen abverlangen wird, die für die Überwindung zahlreicher angeerbter Hemmungen und Denkklischees aus der Vergangenheit notwendig sind. Ein gewisses Gefühl der Verunsicherung und Minderwertigkeit, aber auch der Verdrängung eigener Kräfte und Möglichkeiten überkam einen Teil der Gesellschaft insbesondere in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit.

Um jene Zeit fragten sich viele, ob die Unabhängigkeit tatsächlich notwendig und nützlich sei. Die Zweifelnden waren Menschen, die einst im Geiste der kommunistischen Buchideen erzogen wurden. Tatsächlich schürten soziale und ökonomische Schwierigkeiten, die mit der Auflösung der UdSSR hierzulande aufkamen, die pessimistischen Stimmungen auf und vermehrten die Zahl derjenigen, die von nostalgischen Gefühlen für die einstige Sowjetzeit mit ihrer durchgehenden

„Gleichstutzung“ und relativen sozialen Sicherheit umgetrieben wurden.

Bekanntlich wird die Idealisierung der Geschichte im historischen Massenbewußtsein als Erscheinung insbesondere dann bemerkmar, wenn ein Umbruch in der gesellschaftlichen Entwicklung zustande kommt, begleitet von der Umbewertung der gewöhnlichen sozialen Einstellungen, Ansichten und Praktiken. In diesem Zeitpunkt liegt es an der Geschichtswissenschaft und ihren Vertretern, den keimenden sozialen und nationalen Widersprüchen den Boden zu entziehen.

Mit der Auflösung der UdSSR wurde die neue Realität in mehreren einstigen Sowjetrepubliken insbesondere mit dem analytischen Rückblick auf die historische Vergangenheit umfassend reflektiert. Die Gesellschaft spaltete sich quasi in zwei Lager:

Befürworter, die sich unnachgiebig auf die guten Beispiele aus der sowjetischen Geschichte beriefen und Gegner, die sich mit heftiger Kritik über jene Zeitperiode und mehrere Konzeptualansichten der damaligen Geschichtswissenschaft äußerten, parallel aber nach einer gewissen historischen Revanche als Ausgleich für jahrelange nationale Erniedrigung fieberhaft suchten und einzelne historische Begebenheiten zur Begründung der besonderen und mitunter auserwählten Stellung des eigenen Volkes ausnutzten.

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Zwar war diese übertriebene Liebe zur eigenen Geschichte aus der Sicht der Moral vertretbar, dennoch aus der Sicht der Forschung führte sie (und tut es immer noch) regelmäßig zum extremen Subjektivismus (u. a. in der Form der mit allen Mitteln versuchten „künstlichen Alterung“ der eigenen Geschichte), der letztlich in der Gegenüberstellung der Völker endet.

Wie konnte man dennoch Menschen angesichts der ausgeprägten polyethnischen Zusammensetzung der usbekischen Bevölkerung und des entstandenen krassen sozialen und materiellen Gefälles zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten friedlich stimmen, zumal sie die bedeutsamen Knotenpunkte aus der eigenen Alt- und Zeitgeschichte unterschiedlich wahrnahmen? Was konnte diese Menschen wenigstens in etwa zusammenbringen?

Man könnte annehmen, dass die Berufung auf die markantesten und bedeutungsträchtigsten Abschnitte aus der nationalen Geschichte der versuchte Ausweg aus der entstandenen Lage war, von denen man nicht eine entfremdende, sodern eine eintrachtspendende Wirkung auf die Menschen erwartete. Dennoch hätte man damals beachten müssen, dass die richtige Akzentsetzung bei der Auslegung einzelner historischer Ereignisse das beste Mittel für eine rationale und friedliche Koexistenz der Völker ist. Anderenfalls läuft man die Gefahr, Mißtrauen, Vorurteile und Denkklischees heraufzubeschwören, die einen langlebigen Charakter besitzen und den sozialen Druck aufbauen sowie Konflikte auslösen können. Man durfte ebenfalls nicht vergessen, dass die Erkenntnisse mancher geschichtswissenschaftlicher Forschungen allzu gerne im politischen und ideologischen Diskussionsalltag verwendet und durch diverse politische Kräfte auf die Fahnen geschrieben werden. In dieser Hinsicht kommt eine besondere Verantwortung nicht nur den Politikern, sondern natürlich auch den Historikern zu.

Gleichwohl war es aber notwendig die Menschen zu überzeugen, dass ein Volk mit dem reichen kulturellen und historischen Hintergrund das Recht auf die Hoffnung hat, die ihm schließlich die Kraft gibt, zeitweilige Schwierigkeiten zu überwinden und Bedingungen für eine positive Gesellschaftsentwicklung zu schaffen.

Der historische und kulturelle Stärkefaktor wurde in Usbekistan in vollem Masse umgesetzt. Eine tiefe Erforschung und Aufarbeitung der eigenen Geschichte anhand der neuen Konzeptualansätze verhalfen Vertretern unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen mehrere akute Fragen zu beantworten.

Natürlich kann heute die Neufassung der nationalen Geschichte nicht allen Gemütern gerecht sein. Bedenkenträger und Kritiker wird es immer geben. Was übrigens natürlich ist. Denn in einer normalen Gesellschaft muss immer der Platz für alternative Einschätzung und differente Meinung über einzelne historische Ereignisse und Erscheinungen reserviert sein. Ungeachtet der einzelnen Folgerungen von Wissenschaftlern und Laien kann man nicht die Tatsache abstreiten, dass die eingeleitete Wiederbelebung der nationalen Geschichte die politische und nationale Identität der Bevölkerung hierzulande fördert.

Die Gesellschaft erkennt heute in einem verstärkten Maße, dass nationale Minderwertigkeits- und Behinderungskomplexe, die als schweres Erbe auf vielen lasten, sich nicht in einem totalen sozialen Pessimismus und Unglauben beheben lassen. Ein optimistisches geistiges Umfeld ist offensichtlich für eine positive Aufwärtsbewegung der Gesellschaft notwendig. Daher kommt es als natürlich vor, dass nationale Vordenker sich um die Wiederbelebung des historischen und kulturellen Erbes ihrer Völker und die Konzentration des gesellschaftlichen Interesses auf die markantesten Erscheinungen und Beispiele aus der Vergangenheit bemühen.

In der Geschichte Usbekistans findet sich ebenfalls ein vorzeigbares Beispiel, das die Evolution der gesellschaftlichen und historischen Identität entscheidend beeinflusst

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und berechtigterweise zum Stolz seiner heutigen polyethnischen Bevölkerung gereicht:

der Dschaddismus – die Bewegung der fortschrittlich denkenden Reformisten aus dem 20. Jh. mit dem Ziel der Modernisierung des Staates, um ihn aus der Flaute und Isolation herauszuholen.

Die sowjetische Geschichtsschreibung reihte den Dschaddismus bekanntlich unter die schwersten Probleme mit dem ideologischen Hintergrund ein. Die Auslegung der Entstehungsgründe und des Wesensgehaltes des Dschaddismus war eine wahre Gratwanderung für nationale Historiker, die den Beschuldigungen wegen des bürgerlichen Nationalismus, des Pantürkismus und des Panislamismus gleichzeitig ausweichen mussten. In den meisten Publikationen der damaligen Zeit war die traditionelle Beschreibung des Dschaddismus als durch und durch volksgegnerische und reaktionäre Erscheinung zu finden, die sich seitdem in dieser Form in den Gemütern festsetzte.3 Dabei wurde jedes Zeugnis verworfen, dass in die eng bemessene ideologische Stanzform nicht passte.

Dank des Engagements der neuen Generation usbekischer Geschichtswissenschaftler und der eingehenden Erforschung umfangreicher alternativer Datenfelder wurde es möglich, den Dschaddismus und andere zentrale Abschnitte der Geschichte nationaler Bewegungen unter einem anderen Blickpunkt zu präsentieren. Wir können behaupten, dass die Dschaddiden das Vertrauen und die Sympathie von Tausenden ihrer Landsleute während der Kolonialzeit gewinnen konnten. Sie verkündeten die Ideen des sozialen Fortschrittes, des nationalen Friedens, der konfessionellen Toleranz sowie die Einbürgerung moderner Zivilisationsstandards, Annahme des neuen Verhaltensmodells und nicht zuletzt nationale Souveränität.

Dschaddiden traten für ein Regierungsmodell ein, das bürgerliche Freiheiten und politische Rechte, wie sie in demokratischen Staaten der Usus sind, für Menschen gewährleisten könnte. Ohne die Grundlagen des islamischen Glaubens zu tangieren, versuchten die Dschaddiden die traditionelle usbekische Gesellschaft zu erneuern und an die gegenwärtige Realität anzupassen.

Heute verkündet das unabhängige Usbekistan den säkularen und demokratischen Weg seiner Entwicklung. Daher ist die Rückbesinnung auf solche historischen Erscheinungen wie der Dschaddismus von einer besonderen und aktuellen Bedeutung.

Diese historische Erfahrung kann nämlich beweisen, dass die fortschrittlich denkenden Intellektuellen als Elite der Nation gar unter schwierigen Bedingungen dazu fähig sind, Menschen mit unterschiedlicher Weltanschauung und sozialer, ethnischer und konvessioneller Zugehörigkeit im Namen des Fortschritts und des würdigen Lebens zu vereinen.

Neben den anderen komplizierten Begleitumständen aus der usbekischen Geschichte wird das historische Massenbewußtsein heute durch folgende Schwerpunkte entscheidend beeinflusst: ethnische und ethnopolitische Entwicklung in Zentralasien;

geistiges, kulturelles, wissenschaftliches und intellektuelles Erbe der zentralasiatischen Völker; Nationalpolitik des russischen Imperiums und des Sowjetregimes in Usbekistan;

Folgen der nationalen und territorialen Abgrenzung in Zentralasien; Geschichte des bewaffneten Aufstandes gegen das Sowjetregime (vormals als Basmatschen-Bewegung bekannt.)

Mit dem Rückblick auf die Realität der Zeitmoderne erlangt die Erforschung des Evolutionswandels der politischen Kultur lokaler Völker und ihrer Eliten unter den Bedingungen einer harten ideologischen Konfrontation und kulturellen Isolation eine

3 K. Dschitov: Der Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution in Usbekistan, Taschkent 1957;

I. Dodonov: Der Sieg der Oktoberrevolution in Turkestan, Taschkent 1958;

H. Inoyatov: Der Sieg der Oktoberrevolution in Usbekistan, Taschkent 1967.

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zunehmend wichtige Bedeutung. Heute sollten wir versuchen nachzuvollziehen, wie neue politische und ideologische Prioritäten der Räte in unsere Geselslchaft einziehen und hierzulande Fuß fassen konnten. Wie vermochten die Räte, diese Prioritäten mit den jahrhundertealten geistigen und ethischen Traditionswerten zu vereinbaren? Wer in unserem Land widersetzte sich den zur Verformung des öffentlichen Bewußtseins angelegten Instrumenten nach den Ereignissen von Oktober 1917 und der Etablierung des totalitären Machregimes?

In der Fachliteratur ist zudem die alles andere als eindeutige und widerspruchsvolle Zeit aus der jüngsten Geschichte Usbekistans nach der Perestroika unzureichend erörtert, als die ersten Zeichen der Meinungsfreiheit und des politischen Pluralismus nach den Jahren der Depression und Intoleranz erstmals zum Vorschein kamen.

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass die nationale Zeitgeschichte zweifellos bestimmte positive Ergebnisse bei der Aufarbeitung der Vergangenheit bereits erzielte, dennoch existieren nach wie vor weiße Flecken, die einer ernsthaften Erforschung und argumentierten wissenschaftlichen Beurteilung bedürfen, auf deren Erkenntnisse sowohl wissenschaftliche Kreise als auch viele einfache Menschen gespannt warten. Es steht außer jedem Zweifel, dass die Geschichtswissenschaft, sofern sie sich von den rein wissenschaftlichen Analysemethoden leiten läßt, eine sehr wichtige konstruktive Rolle bei der Entwicklung der historischen Identität des Volkes spielt. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Glaube der Menschen an eigene Kräfte und die eigene Zukunft sich mit der Entwicklung und Festigung der historischen Identität erstarken wird.

Udo Wengst

Zeitgeschichte als politische Aufklärung. Der Beitrag der Historiker zur

„doppelten Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland

Deutschland hat im 20. Jahrhundert zwei Diktaturen erlebt. Zum einen das nationalsozialistische 12jährige Terrorregime, das fast die ganze Welt in einen Krieg stürzte und mit dem Holocaust an den europäischen Juden ein monströses Verbrechen auf sich lud; zum anderen die SED-Diktatur, die 40 Jahre dauerte und zu den sozialistischen Diktaturen zählte, die die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrem Herrschaftsbereich in Ostmitteleuropa installierte. Beide Diktaturen haben nach ihrem Ende tiefe Spuren hinterlassen. Diese Feststellung zielt nicht nur darauf ab, daß sowohl nach der Zerschlagung des Dritten Reiches wie nach dem Zusammenbruch der DDR ein jahrelanger mühsamer wirtschaftlicher Wiederaufbau notwendig war bzw. im Fall der DDR noch notwendig ist. Als weitaus gravierender erwiesen und erweisen sich die mentalen Folgen. Die Diktaturerfahrungen prägten und prägen das gesellschaftliche Leben auch nach dem Ende der jeweiligen Gewaltregime und sind beim Aufbau nachfolgender demokratischer Gesellschaftsstrukturen in Rechnung zu stellen.

Die in der Bevölkerung vorhandenen Einstellungen resultieren zunächst und zumeist nicht aus einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Wohl aber können Ergebnisse wissenschaftlicher, d.h. in diesem Fall historischer, oder noch richtiger zeithistorischer Untersuchungen im Laufe der Zeit Mentalitäten und Einstellungen verändern - zumindest in der intellektuellen Oberschicht. Insofern hat die Geschichtswissenschaft für die Stabilisierung demokratischer Systeme nach dem Ende

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von Diktaturen eine wichtige Funktion. Diese Funktion kann sie nur erfüllen, wenn sie die Erforschung der untergegangenen Diktaturen zu ihrem zentralen Thema macht. Es gilt, deren Entwicklung zu analysieren, ihre Funktionsweise aufzuhellen und - nicht zuletzt - ihre Verbrechen aufzuklären. Eine so verstandene Geschichtswissenschaft ist notwendigerweise wertgebunden, d.h. demokratiegebunden, da nur in einer demokratisch organisierten Staats- und Gesellschaftsordnung „objektive“

Geschichtswissenschaft möglich ist.

Dies in Rechnung gestellt, behandele ich im folgenden die zeithistorische Forschung nach 1945/49 in der alten Bundesrepublik, da die DDR- Geschichtswissenschaft weitgehend der „direkten politischen Funktionalisierung“

unterworfen war4 und daher außer Betracht bleiben muß. In einem zweiten Schritt gehe ich sodann auf die zeitgeschichtliche Forschung nach 1989/90 ein. In einem dritten Schritt sollen dann schließlich - abschließend - Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet und es soll auf die Bedeutung der beiden Diktaturen in der heutigen geschichtswissenschaftlichen Diskussion und in ihrer Wirkung auf die deutsche Gesellschaft eingegangen werden.

I

Nach dem Ende des Dritten Reichs im Jahr 1945 fiel es der deutschen Gesichtswissenschaft zunächst erst einmal schwer, mit dem Erbe des Dritten Reiches zurechtzukommen. Es war zwar allenthalben von „Irrwegen“ der deutschen Geschichte und von der Notwendigkeit einer Revision des deutschen Geschichtsbildes die Rede.5 Es dauerte jedoch nicht lange, bis einflußreiche Vertreter der westdeutschen Geschichtswissenschaft von diesen Positionen abrückten und alle

„Irrwegsinterpretationen der deutschen Geschichte“ als obsolet verwarfen.6 An der Verdammung der NS-Diktatur wurde zwar kein Zweifel gelassen. Diese wurde aber gleichsam aus der Kontinuität der deutschen Geschichte herausgebrochen, in dem auf die Diskontinuität der Entwicklung vom Zweiten zum Dritten Reich hingewiesen wurde.7

In der Forschung und Lehre an den westdeutschen Universitäten bedeutete 1945 keine Zäsur - weder in der Zusammensetzung der Lehrkörper noch in den Inhalten. Nur wenige Hochschullehrer wurden - zumeist auch nur vorübergehend - entlassen und durch Emigranten oder Flüchtlinge ersetzt.8 Und im Großen und Ganzen knüpften die Professoren in Forschung und Lehre dort wieder an, wo sie 1944 oder aber 1933 abgebrochen hatten.9 Neuansätze waren jedenfalls im Fach Geschichte an den Universitäten in Westdeutschland nach dem Einschnitt von 1945 kaum auszumachen.

Im Wesentlichen bestimmte das Festhalten an Traditionen das Bild.

Dennoch gab es Neuansätze im Wissenschaftsbetrieb. Sie beschränkten sich zunächst aber auf den außeruniversitären Bereich. Es wurden mehrere Institute

4 Walter Schmidt: DDR-Geschichtswissenschaft im Umbruch. Leistungen - Grenzen - Probleme, in:

Rainer Eckert, Wolfgang Küttler und Gustav Seeber (Hrsg.): Krise - Umbruch - Neubeginn. Eine kritische und selbstkritische Dokumentation der DDR-Geschichtswissenschaft 1989/90. Stuttgart 1992, S. 177f.

5 Gerhard Ritter: Geschichte als Bildungsmacht. Ein Beitrag zur historisch-politischen Neubesinnung.

Stuttgart 1946, S. 72. Ähnlich Friedrich Meinecke: Die deutsche Katastrophe. Betrachtungen und Erinnerungen. Wiesbaden 1946, S. 156-161.

6 Winfried Schulze: Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945. München 1989, S. 175.

7 Hans Rothfels: Bismarck und das 19. Jahrhundert, in: Lothar Gall (Hrsg.): Das Bismarck-Problem in der Geschichtsschreibung nach 1945. Köln/Berlin 1971, S. 48-96.

8 Winfried Schulze (Anm. 3), S. 121-144.

9 Werner Conze: Die deutsche Geschichtswissenschaft seit 1945. Bedingungen und Ergebnisse, in:

Historische Zeitschrift 225 (1977), S. 11.

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gegründet, deren Aufgabe in der Erforschung des Dritten Reiches und seiner Vorgeschichte bestehen sollte.

Hier ist zunächst das Institut für Zeitgeschichte zu nennen. Dieses nahm nach einer längeren Vorgeschichte im Jahr 1949 unter dem Namen „Institut zur Erforschung der nationalsozialistischen Politik“ seine Arbeit auf.10 Das Institut, an dessen Finanzierung sich ab 1950 auch die Bundesregierung beteiligte, hatte nicht nur

„wissenschaftliche Forschung“ zu betreiben, sondern auch volkspädagogische Aufgaben zu übernehmen. Der damalige Bundesinnenminister Gustav Heinemann hatte diese Erwartung mit den Worten beschrieben, daß es darum gehe, „Klarheit über Entstehung und Werden des Nationalsozialismus zu gewinnen [...] und ähnlichen Erscheinungsformen vorzubeugen“.11

Mit nahezu denselben Intentionen wie das Münchner Institut wurde in geringem zeitlichen Abstand in Bonn - ebenfalls vom Bundesinnenminister - eine Kommission ins Leben gerufen, die sich mit der Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien in Deutschland befassen sollte. Die an die Kommission gerichtete Erwartung umschrieb der Nachfolger Heinemanns, Bundesinnenminister Robert Lehr, 1951 mit den Worten, ihre Arbeit solle dazu dienen „den politischen Studien neue Wert zuzuführen, das Ansehen der parlamentarischen Vertretungen in der Bundesrepublik zu erhöhen, die Teilnahme der Bevölkerung am politischen Leben Deutschlands zu verankern und damit die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik zu festigen“.12

Als 1952 die erste Veröffentlichung der Kommission erschien, wies ihr Vorsitzender im Vorwort zwar immer noch daraufhin, daß die Kommission einen Auftrag habe, „an der Vertiefung der politischen Bildung unseres Volkes“

mitzuarbeiten. Aus dem Vorwort insgesamt läßt sich jedoch entnehmen, daß die wissenschaftliche Grundlagenforschung nunmehr eindeutig im Vordergrund stand.13 Diese Entwicklung fand ihre Entsprechung im Münchener Institut, dessen Leitung im Jahr 1951 mit Hermann Mau ein junger Privatdozent übernommen hatte. Auf Betreiben Maus erhielt das Institut die bis heute gültige Bezeichnung „Institut für Zeitgeschichte“.

Hiermit verbunden war, daß die Tätigkeit des Instituts von nun an „von ausschließlich wissenschaftlichen Gesichtspunkten“ bestimmt wurde.14

Gleichwohl blieb die Forschungsarbeit des Instituts für Zeitgeschichte nicht ohne Wirkung auf die - intellektuelle - Öffentlichkeit. Dies ist insbesondere auf die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte zurückzuführen, die seit 1953 von Hans Rothfels und Theodor Eschenburg im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte herausgegeben wurden. Diese Zeitschrift fand sehr schnell einen relativ großen Abonnentenkreis, auch außerhalb der „Historikerzunft“, z.B. bei evangelischen Pfarrern, und allgemeine Anerkennung.

Ebenfalls im Jahr 1953 erschien der erste Versuch einer Gesamtdarstellung der Zeit des Nationalsozialismus, die der Generalsekretär des Instituts für Zeitgeschichte,

10 Hellmuth Auerbach: Die Gründung des Instituts für Zeitgeschichte, in: Vierteljahrshefte für

Zeitgeschichte 18 (1970), S. 529-554. Horst Möller: Das Institut für Zeitgeschichte in Deutschland, in:

Horst Möller und Udo Wengst (Hrsg.): 50 Jahre Institut für Zeitgeschichte. Eine Bilanz. München 1999, S. 7-27.

11 Winfried Schulze (Anm. 3), S. 236.

12 Martin Schumacher: Gründung und Gründer der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, in: Karl Dietrich Bracher u.a. (Hrsg.): Staat und Parteien. Festschrift für Rudolf Morsey zum 65. Geburtstag. Berlin 1992, S. 1029-1054, Zitat S. 1040.

13 Helga Timm: Die deutsche Sozialpolitik und der Bruch der Großen Koalition im März 1930.

Neuauflage Düsseldorf 1982, S. 5. 13 Hellmuth Auerbach (Anm. 7), S. 553.

14 Hellmuth Auerbach (Anm. 7), S. 553.

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Hermann Mau, begonnen und nach dessen frühen Tod im Oktober 1952 seine Kollege Helmut Krausnick vollendet hatte.15 Dieses Werk erreichte zahlreiche Auflagen und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt, so daß ihm ein „kaum zu unterschätzender Einfluß außerhalb der Wissenschaft“ zuzumessen ist.16

Bereits in der ersten Ausgabe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte hatte Hans Rothfels in einem klassisch gewordenen Satz die Aufgabe der Zeitgeschichte dahingehend beschrieben, „daß sie an keinerlei heißen Eisen, weder internationalen noch nationalen sich vorbeidrückt und nicht leere Räume offenläßt, in denen Legenden sich einzunisten neigen“.17 Daß es dem Institut mit dieser Maxime ernst war, läßt sich damit belegen, daß das Problem der Judenvernichtung von Beginn an aufgegriffen wurde. So veröffentliche bereits das zweite Heft der Vierteljahrshefte mit dem sog.

Gerstein-Bericht einen Augenzeugenbericht zu den Massenvergasungen in Auschwitz.18 Weitere Untersuchungen zu diesem Thema folgten in den nächsten Jahren.

Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf die 1958 von Martin Broszat herausgegebenen autobiographischen Aufzeichnungen des Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz, Rudolf Höss, die ebenfalls in zahlreichen Auflagen erschienen und in verschiedene Sprachen übersetzt worden sind. Die paradigmatische Bedeutung dieser Aufzeichnungen hebt Broszat in der Einleitung hervor, wenn er schreibt: „Am Extremfall Höss wird so in aller Schärfe ein Stück der allgemeinen Pervertierung des Gefühls und der Moralbegriffe sowie jener universalen Bewußtseinsspaltung deutlich, die es im nationalsozialistischen Deutschland zahllosen Menschen ermöglichten, mit dem Gefühl selbstloser Hingabe und ungestörtem Selbstbewußtsein dem Regime Hitlers und Himmlers zu dienen, auch wenn dessen verbrecherischer Charakter nicht mehr zu verkennen war.“19

Grundlagenforschung betrieb das Institut für Zeitgeschichte in seinen Anfangsjahren vor allem mit seiner Gutachtertätigkeit für Behörden und Gerichte. In Prozessen, in denen über Wiedergutmachungsansprüche nationalsozialistischer Opfer bzw. über Wiedereinstellungs- und Versorgungsansprüche nach 1945 aus dem Amt entlassener Personen entschieden werden mußte, versuchten die Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte die historischen Tatbestände aufzuhellen und damit bessere Grundlagen für gerechte Urteile zu schaffen. Eine instruktive Auswahl dieser Gutachten, die sich „in erster Linie auf die mannigfachen Verfolgungsmaßnahmen des nationalsozialistischen Regimes und auf Spezialfragen der Organisation des Dritten Reiches“ bezogen, hat das Institut ebenfalls 1958 veröffentlicht.20

Eine herausragende Bedeutung unter den zahlreichen Gutachten, die Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte erstellt haben - und bis heute erstellen -, kommt den Gutachten zu, die Hans Buchheim, Martin Broszat, Hans-Adolf Jacobsen und Helmut Krausnick für den Frankfurter Auschwitz-Prozeß erstellt haben. Diese Gutachten sind unter dem Titel „Anatomie des SS-Staates“ veröffentlicht worden und haben

15 Hermann Mau und Helmut Krausnick: Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangenheit 1933-1945.

Tübingen/Stuttgart 1956.

16 Hermann Graml: Die verdrängte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, in: Martin Broszat (Hrsg.): Zäsuren nach 1945. München 1990, S. 180.

17 Hans Rothfels: Zeitgeschichte als Aufgabe, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1 (1953), S 8.

18 Hans Rothfels: Augenzeugenbericht zu den Massenvergasungen, in: ebd., S. 177-194.

19 Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höss, hrsg. von Martin Broszat. Stuttgart 1958, S. 25.

20 Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte. München 1958, S. 10.

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anschließend als Taschenbuch sehr hohe Auflagen erreicht.21 An der Bewertung der NS- Diktatur lassen die Autoren schon im ersten Satz des Vorwortes keine Zweifel aufkommen. Hier stellen sie nämlich fest: „Die KZ-Verbrechen und der Massenmord an den Juden waren spezifische Bestandteile der nationalsozialistischen Herrschaft.“ Die Gutachter sahen es als ihre Aufgabe an, den Zusammenhang zwischen der politischen Herrschaftsform des Nationalsozialismus und den ideologischen Massenverbrechen aufzuklären. Dies konnte in Anbetracht der „Strenge der Gerichtsverfahren“ nur auf der Grundlage „nüchterner Arbeit mit Verstand und Vernunft“ erfolgen. Hierin sahen die Gutachter denn auch einen „Maßstab für die Rationalität“, der ihnen als Leitbild gedient hatte.22

In ihrer öffentlichen Wirkung blieb die Parlamentarismus-Kommission stets hinter dem Institut für Zeitgeschichte zurück. Ihre Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Zeitgeschichtsforschung kann trotzdem kaum unterschätzt werden. Dies gilt insbesondere für die historische Parteienforschung. Schon die erste Zwischenbilanz auf diesem Forschungsfeld, die in dem 1960 erschienen Sammelband „Das Ende der Parteien 1933“ erschien, der bis heute als Standardwerk gilt, lotete auf breiter Quellengrundlage aus, in welchem Ausmaß die Parteien selbst dazu beigetragen haben, den Weimarer Parteienstaat ‚“handlungsunfähig“ zu machen und durch ihre

„Selbstausschaltung“ der NS-Machtergreifung den Weg zu ebnen. Es versteht sich von selbst, daß diese Thematik 1960 „notwendigerweise beträchtliche politische Aktualität“

enthielt.23

Eine Bewertung der Arbeit der Parlamentarismus-Kommission muß konstatieren, daß sie „deutliche Gegengewichte gegen eine machtpolitisch orientierte Geschichtsschreibung aufbaute“24 und damit dazu beitrug, bisher vernachlässigte Aspekte in die Geschichtsbetrachtung einzubeziehen. Dies gilt in ähnlichem Maße auch für den Arbeitskreis für moderne Sozialgeschichte oder das 1950 gegründete Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Letzteres brandmarkte den „überspitzten Nationalismus“ und den „verständnislosen Konfessionalismus“ als Hauptmangel der bisherigen Geschichtsauffassung. Beides wollte das Institut „im Geist einer neuen christlich-abendländischen Haltung“ überwinden.25

Von herausragender Bedeutung für die Grundlegung einer Geschichtswissenschaft, „die sich explizit an den demokratischen Grundprinzipien“

orientierte, die das politische System der Bundesrepublik von Beginn an bestimmten,26 war die 1950 erfolgte Gründung des Instituts für Politische Wissenschaft in Berlin. Von Anfang an arbeitete diese Einrichtung nach der Maxime, „daß die Verbindung mit der geschichtlichen Wissenschaft in den Arbeiten des Instituts für die Politische Wissenschaft auf deutschem Boden nach der Katastrophe der Jahre 1933-1945 eine besonders wichtige Rolle“ spielen mußte.27 In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf Karl Dietrich Bracher zu verweisen. Bracher, ein promovierter Althistoriker,

21 Anatomie des SS-Staates. Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte (mit Beiträgen von Hans Buchheim, Martin Broszat, Hans-Adolf Jacobsen und Helmut Krausnick, 2 Bände. Olten und Freiburg i.Br. 1965. Als Taschenbuchausgabe veröffentlicht bei dtv (München), 1. Aufl. 1967.

22 Ebd., S. 5-8.

23 Erich Matthias und Rudolf Morsey (Hrsg.): Das Ende der Parteien 1933. Düsseldorf 1960, S. XIIIf.

24 Winfried Schulze (Anm. 3), S. 306.

25 Ebd., S. 212.

26 Wolfgang J. Mommsen: Schlußbetrachtungen, in: Ernst Schulin unter Mitarbeit von Elisabeth Müller- Luckner (Hrsg.): Deutsche Geschichtswissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1965). München 1989, s. 291.

27 Hans Herzfeld in der Einleitung zu: Karl Dietrich Bracher: Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie. Villingen 1995, S. XVIII.

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arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und übernahm 1954 die Leitung der zu diesem Zeitpunkt eingerichteten historischen Abteilung.

Zwei Werke sind es in erster Linie, mit denen das Institut für Politische Wissenschaften Furore machte. Bei dem einen handelt es sich um Brachers „Auflösung der Weimarer Republik“, bei den anderen um die Monographie „Die nationalsozialistische Machtergreifung“, für die Bracher gemeinsam mit Wolfgang Sauer und Gerhard Schulz verantwortlich zeichnete.28 Beide Werke wollten die Autoren als Beiträge zu einer „politisch-wissenschaftlich fundierten Zeitgeschichte“ verstanden wissen. So ging es Bracher in seiner „Auflösung“ um „eine von den Maßstäben des Obrigkeitsstaates und der nationalistischen Überhöhung freie Untersuchung“ und damit um eine revisionistische Betrachtung der jüngsten deutschen Vergangenheit.29 Noch etwas deutlicher formulierte Bracher den aufklärerischen Anspruch, als er das Projekt

„Machtergreifung“ der Öffentlichkeit vorstellte. Bei dieser Gelegenheit führte er aus, daß die von ihm und seinen Kollegen betriebene Geschichtsschreibung „die Erfahrungen auch einer jüngsten Vergangenheit aus dem Bereich des Ressentiments, der Anklage oder aus bequemem Vergessen ins Licht des sicheren Bewußtseins heben und für das staatsbürgerliche Verantwortungsgefühl in Gegenwart und Zukunft fruchtbar machen“ wolle.30

Sowohl inhaltlich wie institutionell (und personell) setzte sich das Fach Zeitgeschichte in den 60er Jahren auch an den bundesdeutschen Universitäten durch.

Dies intensivierte die Auseinandersetzung mit der Zeit der Nationalsozialismus in der bundesdeutschen Gesellschaft ebenso wie die seit dem Ausgang der 50er Jahre wieder ansteigende Zahl von Prozessen gegen NS-Täter. Die Diskussion über die NS- Vergangenheit, die in der Geschichtswissenschaft an den außeruniversitären Instituten bereits in den 50er Jahren einsetzte, hat seit den 60er Jahren den politischen Diskurs in der alten Bundesrepublik sehr stark bestimmt. Die NS-Zeit warf seither „lange Schatten“31 und wurde zu einer „Vergangenheit, die nicht vergehen will“.32

Hermann Lübbe hat auf diesem Zusammenhang bereits 1983 hingewiesen und diesen Vorgang alles andere als paradox bezeichnet. Seiner Auffassung nach hat dies mit bestimmten sozialpsychologischen Konstellationen zu tun und ist schließlich auf die

„generationsspezifischen Belastungsfolgen deutscher NS-Vergangenheit“

zurückzurühren. Diesem Deutungsmuster zufolge war es naheliegend, daß erst die 68er Generation die NS-Vergangenheit ohne Befangenheit thematisierte, da sie „schon von ihrem Geburtsdatum her zum Dritten Reich in keinerlei biographischer Verbindung mehr stand“. Als problematisch erwies es sich jedoch, daß nunmehr die bundesdeutsche Nachkriegsdemokratie ebenfalls in delegitimierender Form angegriffen und ihre Repräsentanten in bisweilen verletzender Form mit dem Vorwurf konfrontiert wurden, der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit ausgewichen zu sein.33 Ralf Giordano hat diesen Vorwurf 1987 zu der Anklage verschärft, daß die Deutschen nach 1945 durch „Verdrängung und Verleugnung“ ihrer Schuld unter Hitler eine „zweite

28 Karl Dietrich Bracher, Wolfgang Sauer, Gerhard Schulz: Die nationalsozialistische Machtergreifung.

Studien zur Errichtung des totalitären Herrschaftssystems in Deutschland 1933/34. Köln/Opladen 1960.

29 Karl Dietrich Bracher (Anm. 24), S. XX-XXIII.

30 Karl Dietrich Bracher: Stufen totalitärer Gleichschaltung: Die Befestigung der nationalsozialistischen Herrschaft 1933/1934, in:Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 4 (1956), S. 42.

31 Peter Graf Kielmannsegg: Lange Schatten. Vom Umgang der Deutschen mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Berlin 1989.

32 Ernst Nolte: Die Vergangenheit, die nicht vergehen will. Auseinandersetzung oder Schlußstrich?, in:

Jahrbuch der Berliner Wissenschaftsgesellschaft 1986, S. 249-266.

33 Hermann Lübbe: Der Nationalsozialismus im deutschen Nachkriegsbewußtsein, in: Historische Zeitschrift 236 (1983), S. 579-599, Zitat S. 592.

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Schuld“ auf sich geladen hätten.34 Dies ist zwar vehement bestritten worden.35 Gleichwohl halten weite Teile der Öffentlichkeit an dem von Giordano und anderen formulierten Vorwurf der „verdrängten Vergangenheit“ fest.

In diese Richtung zielen auch die Beiträge einiger Historiker aus der jüngeren Generation. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die Debatte über die Belastung von in der Bundesrepublik führender Historiker wie Theodor Schieder oder Werner Conze, die von Götz Aly zum Kreis der „Vordenker der Vernichtung“ gezählt worden sind.36 Kaum weniger kritisch ist die Analyse von Nicolas Berg ausgefallen, der insbesondere den führenden Historikern des Instituts für Zeitgeschichte in den 1970er und 1980er Jahren wie Martin Broszat und Hans Buchheim vorwirft, mit ihren Forschungen zum Holocaust „Mitläufer-Erzählungen“ produziert und die Opfer- Perspektive bewusst ausgeblendet zu haben.37 Den von Broszat u.a. vertretenen strukturalistischen Ansatz deutet Berg als Ausdruck einer „unausgesprochenen Entlastungssehnsucht“.38 Damit werden die Aufarbeitungsanstrengungen einer ganzen Historikergeneration als „apologetische Reflexe“ umgedeutet. Dagegen möchte ich die These setzten, dass es sich hierbei um Deutungsversuche handelt, die einzelne Aspekte überpointieren und damit ein Bild konstruieren, das der Realität auch nicht annähernd gerecht wird.

II

Nach 1989/90 schwebte vielen DDR-Historikern eine

„Vergangenheitsbewältigungsmuster“ vor, wie es nach 1945 in den Westzonen und in der Bundesrepublik praktiziert worden ist, nämlich „viel institutionell-personelle Kontinuität bei gleichzeitiger radikaler Absage an das 'Gedankengut', die offizielle Ideologie und die politischen Inhalte der vergangenen Diktatur“.39 Dieses Konzept ließ sich aber nicht realisieren. Dafür gab es mehrere Gründe. Zum ersten hatte sich die Mehrzahl der (Zeit)Historiker in einem Maße auf das DDR-Regime eingelassen, daß von ihnen nicht erwartet werden konnte, daß sie zu der notwendigen ideologischen Abgrenzung fähig sein würden. Zum zweiten hatte es in der DDR eine strikte Trennung zwischen Lehre und Forschung gegeben, so daß die Mehrzahl der Historiker nicht für eine Professur (mit der postulierten Einheit von Forschung und Lehre) geeignet war.

Zum dritten war die Zahl der berufsmäßigen Historiker in der DDR so groß, daß eine Fortsetzung ihrer Tätigkeit nur für einen kleinen Teil zur Debatte stand. Zum vierten schließlich gab es in der alten Bundesrepublik genügend alternatives Personal, das nach den nunmehr auch für die ehemaligen DDR geltenden wissenschaftlichen Standards der alten Bundesrepublik ausgebildet und daher dem bisherigen Personal überlegen war.

Dies alles hatte zur Folge, daß an den Universitäten in den neuen Bundesländern im Fach Zeitgeschichte eine fast vollständige personelle Auswechselung erfolgte, wobei

34 Ralph Giordano: Die zweite Schuld oder von der Last ein Deutscher zu sein, Hamburg 1987.

35 Manfred Kittel: Die Legende von der „Zweiten Schuld“. Vergangenheitsbewältigung in der Ära Adenauer, Berlin u.a. 1993.

36 So der Terminus der Studie von Götz Aly/Hermann Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung, Hamburg 1991. Zu den Vorwürfen an die Adresse Schieders und Conzes Götz Aly: Theodor Schieder, Werner Conze oder Die Vorstufen der physischen Vernichtung, in: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus. Herausgegeben von Winfried Schulze und Otto Gerhard Oexle, Frankfurt/Main 1999, S. 163-182.

37 Nicolas Berg: Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Erforschung und Erinnerung, Göttingen 2003, S. 424.

38 Ebd., S. 614.

39 Jürgen Kocka: Nachwort, in: Rainer Eckert, Wolfgang Küttler und Gustav Seeber (Anm. 1), S. 470.

39 Jürgen Kocka: Die Auswirkungen der deutschen Einigung auf die Geistes- und Sozialwissenschaften.

Bonn 1992, S. 6.

(18)

die neu berufenen Professoren fast ausnahmslos aus den alten Bundesländern kamen.

Die in der DDR existierenden Forschungs (Akademie)-Institute wurden aufgelöst. Ihr (reichlich bemessenes) Personal wurde nach einer Evaluierung zu mehr als 50%

übernommen - in der Regel in zeitlich befristete Stellen, um den betroffenen Wissenschaftlern die Chance der Bewährung zu geben.40

Zu einem Teil fanden diese Wissenschaftler Anstellung in den zahlreichen außeruniversitären Forschungsinstituten, die zu Beginn der 90er Jahre zur Erforschung der SBZ/DDR-Geschichte gegründet wurden. Hier ist eine gewisse Parallele zur Entwicklung nach 1945/49 in der alten Bundesrepublik festzustellen. Ein Unterschied besteht aber gleichwohl darin, daß die Zahl und die personelle Besetzung der in den 90er Jahren gegründeten Instituts wesentlich größer bzw. üppiger ausgefallen war als in den 50er Jahren.

So wurden in Potsdam ein Forschungsschwerpunkt für Zeithistorische Studien (dem zunächst nur Wissenschaftler aus der ehemaligen DDR angehörten) und eine Außenstelle des Münchner Instituts für Zeitgeschichte gegründet (mit Wissenschaftlern aus Ost und West). Der Bundesbeauftragte der Bundesregierung für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Gauck-Behörde) bildete eine Abteilung für Bildung und Forschung. An der FU Berlin konstituierte sich ein

„Forschungsverbund SED-Staat“. In Dresden schließlich begann ein Hannah-Arendt- Institut für Totalitarismusforschung mit seiner Arbeit. Daneben betrieb ein unabhängiger Historikerverband Forschungen zu DDR-Geschichte und nicht zuletzt entstand eine Vielzahl von Geschichtswerkstätten und ähnlichen Einrichtungen, die alle zu Themen der SBZ/DDR-Geschichte forschten und publizierten.

Die Forschungsschwerpunkte waren dabei durchaus unterschiedlich gewählt. So steht im Mittelpunkt der Forschungen des Potsdamer Forschungsschwerpunktes (der nunmehr unter der Bezeichnung Zentrum für Zeithistorische Forschung firmiert) das Bemühen „um eine Integration der vierzigjährigen DDR-Vergangenheit in die historische Gesamtentwicklung des 20. Jahrhunderts, um Kontinuitäten und Veränderungen von Strukturen, Handlungsmustern, Mentalitäten und Erfahrungen“.41 Die SBZ/DDR-Abteilung des Münchner IfZ (jetzt in Berlin angesiedelt) hat bisher den Schwerpunkt ihrer Forschungen auf die SBZ und die Anfänge der DDR gelegt. In ihren Arbeiten ist sie methodisch eher politikgeschichtlich orientiert und sie untersucht die SBZ/DDR vorwiegend im ostmitteleuropäischen Kontext.42 Die Abteilung für Bildung und Forschung der Gauck-Behörde konzentriert sich auf die „historische und politische Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes“.43 Der Forschungsverbund SED-Staat erforscht die „SED und ihren Herrschaftsapparat, die deutsch-deutschen Beziehungen und die Transformation Ostdeutschlands nach der Wende“ von 1990.44 Für das Hannah-Arendt-Institut steht der Vergleich zwischen national- und staatssozialistischer Herrschaftsform im Mittelpunkt.45 Der unabhängige Historikerverband hat sich schließlich die Aufgabe gestellt, insbesondere die Aufarbeitung der Geschichte der DDR zu betreiben und dabei den Schwerpunkt auf „die

40 Jürgen Kocka: Die Auswirkungen der deutschen Einigung auf die Geistes- und Sozialwissenschaften.

Bonn 1992, S. 6.

41 Christoph Kleßmann, Martin Sabrow: Zeitgeschichte in Deutschland nach 1989, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 39 (1996), S. 7.

42 Horst Möller, Hartmut Mehringer: Die Außenstelle des Instituts für Zeitgeschichte, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 43 (1995), S. 173-186.

43 Erster Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1993, S. 69.

44 Christoph Kleßmann, Martin Sabrow (Anm. 35), S. 8.

45 Ebd.

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Geschichte der Geschichtswissenschaft der DDR, ihre Institutionen und politischen Zusammenhänge“ zu legen.46

Eine wichtige Ergänzung fand die Arbeit an den Universitäten und in den Forschungsinstituten durch eine Initiative des Deutschen Bundestages. Er setzte im März 1992 eine Enquete-Kommission zur „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ ein. Diese versuchte durch Gespräche mit Betroffenen und Bürgergruppen vor Ort, durch den Dialog mit Wissenschaftlern und Amateurhistorikern, durch öffentliche Anhörungen und Foren, schließlich durch die Vergabe von Expertisen und Forschungsarbeiten zur Verbesserung der Voraussetzungen der wissenschaftlichen Aufarbeitung der SBZ/DDR-Vergangenheit beizutragen. Als Ergebnis lag 1995 schließlich eine Veröffentlichung von neun Bänden in 18 Teilbänden mit über 15.000 Seiten Umfang vor.47 Der Deutsche Bundestag hat damit dazu beigetragen, die Materialgrundlage für die Geschichtsschreibung über die SBZ/DDR zu verbessern - nicht mehr und nicht weniger. Der Enquete-Kommission selbst war sich bei ihrer Arbeit stets darüber im klaren, daß sie „die notwendige historische Forschung weder vorwegnehmen noch ersetzen“ konnte.48

Im Vergleich zu der nur relativ langsam anlaufenden Erforschung der NS-Zeit in den 50er Jahren ist die Produktion an zeithistorischen Werken über die SBZ/DDR- Geschichte, die seit dem Untergang dieses Staates erschienen ist, als gewaltig zu bezeichnen. Ein im Jahr 2000 erschienenes Studienbuch über die Geschichte der SBZ/DDR führt über 2000 Titel von Forschungsbeiträgen auf. Der Autor des Werkes, Hermann Weber, hat mit Recht festgestellt, dass „sich die DDR-Forschung – gemessen etwa an der wissenschaftlichen Bearbeitung der NS-Diktatur – auf vielen Gebieten eher noch am Anfang“ befinde.49

III

Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Behandlung der beiden deutschen Diktaturen im 20. Jahrhundert in den Jahren unmittelbar nach dem jeweiligen Untergang durch die Geschichtswissenschaft sind in der bisherigen Darstellung m.E. in ihren Grundzügen bereits deutlich geworden. Gemeinsam war beiden Aufarbeitungsbemühungen die Orientierung an demokratischen Grundprinzipien, wobei diese in den 50er Jahren noch expliziter zum Ausdruck gebracht werden mußte als in den 90er Jahren, wo dieser Bezug bereits weitgehend als selbstverständlich galt.

Dennoch ist es aufschlußreich, daß der Berliner Historiker Heinrich August Winkler in dem soeben erschienen zweiten Band seiner „Deutschen Geschichte“ des 19. und 20.

Jahrhunderts hierauf expressis verbis eingeht. „Die Wertmaßstäbe, von denen ich ausgehe“ - so stellt Winkler in der Einleitung zu seiner Darstellung des Dritten Reiches und der Geschichte der beiden deutschen Nachkriegsstaaten bis 1990 fest - „sind die der westlichen Demokratie. Mein Freiheitsbegriff ist [...] der wertbetonte des Grundgesetzes - der deutschen Verfassung, in der die Erfahrungen der politischen und der

46 Rainer Eckert, Ilko-Sascha Konwalczuk, Isolde Stark (Hrsg.): Hure oder Muse? Clio in der DDR.

Dokumente und Materialien des Unabhängigen Historiker-Verbandes. Berlin 1994, S. 26.

47 Materialien der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ (12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), hrsg. vom Deutschen Bundestag. Neun Bände in 18 Teilbänden. Baden-Baden 1995.

48 Beschlußempfehlung vom 13 Mai 1992, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 12.

Wahlperiode, Anlagen-Band 446, Drucksache 12/2597.

49 Hermann Weber: Die DDR 1945-1990. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. München 2000, S. 213.

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Verfassungsgeschichte Deutschland im Hegelschen Sinne 'aufgehoben', also aufbewahrt und überwunden sind.“50

Gemeinsam war darüber hinaus die Bedeutung außeruniversitärer Forschungsinstitute, wobei sie in den 50er Jahren eine Art Vorreiterrolle übernehmen mußten, während sich in den 90er Jahren die Forschungsarbeiten an den außeruniversitären Forschungsinstituten und den Universitäten ergänzten. Dieser Unterschied ist vor allem darauf zurückzuführen, daß nach dem Ende der DDR das wissenschaftliche Personal im Fach Zeitgeschichte an den Universitäten ausgewechselt wurde und somit auch hier günstige Voraussetzungen für einen wissenschaftlichen Neuanfang geschaffen wurden. Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß der Deutsche Bundestag zwar zu historischen Aufarbeitung der Geschichte der SBZ/DDR einen gewissen Beitrag leistete, dies jedoch in den 50er Jahren im Hinblick auf die NS- Diktatur unterließ. Die Gründe hierfür sind vielfältig und können hier nicht detailliert abgehandelt werden. Hinweisen möchte ich nur auf den bereits erwähnten Vortrag von Hermann Lübbe aus dem Jahr 1983, in dem er das „kommunikative Beschweigen“

individueller NS-Vergangenheiten im Interesse einer Integration der „Ehemaligen“ in die demokratische Gesellschaft als kennzeichnend für die 50er Jahre beschrieb. Hiermit verband Lübbe allerdings die Zurückweisung der „Verdrängungsthese“, u.a. mit Hinweisen auf die zeitgeschichtliche Literatur über das Dritte Reich, die bereits in den 50er Jahren erschienen ist.51

Nach der Epochenzäsur von 1989/90 und der verstärkten Hinwendung der zeithistorischen Forschung auf SBZ und DDR ist anfangs die Befürchtung geäußert worden, daß die Auseinandersetzung mit den Nationalsozialismus in den Hintergrund treten und an Bedeutung verlieren würde. Gerade im Hinblick auf den von verschiedener Seite mit guten wissenschaftlichen Gründen eingeforderten Diktaturvergleich zwischen NS-System und SED-Staat sahen bestimme Kreise der Öffentlichkeit die Gefahr einer Relativierung der monströsen Verbrechen des NS- Regimes. Hiervon kann keine Rede sein. Vielmehr hat es eher den Anschein, als ob dieser Vergleich zu einer Bagatellisierung des ebenfalls verbrecherischen Charakters der SED-Diktatur führt. Tendenzen in diese Richtung sind auszumachen, wenn versucht wird, die DDR als „kommode Diktatur“52 oder auch als „Fürsorgediktatur“53 zu bezeichnen bzw. so weit zu gehen, dieser „Diktatur den Gewaltcharakter der bloßen Despotie“ abzusprechen und auf ihre „soziale Akzeptanz“ durch das Volk hinzuweisen.54 Hiergegen ist festzuhalten, daß die DDR durch eine diktatorische Herrschaft geprägt war, die zu ihrer Aufrechterhaltung gewaltsame Repression und individuellen Terror, harte Disziplinierung, Ausbürgerung und vielfältige Formen von Benachteiligungen einsetzte.55 Jürgen Kocka hat in diesem Zusammenhang von einer

„durchherrschten Gesellschaft“ gesprochen,56 andere haben es für angemessen gehalten,

50 Heinrich August Winker: Der lange Weg nach Westen. Zweiter Band: Deutsche Geschichte vom

„Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung. München 2000, S. IX.

51 Hermann Lübbe: (Anm. 30), S. 594.

52 Günter Grass: Ein weites Feld. Göttingen 1995, S. 324f.

53 Konrad H. Jarausch: Realer Sozialismus als Fürsorgediktatur. Zur begrifflichen Einordnung der DDR, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 20 (1998), S. 33-46.

54 Martin Sabrow: Das Diktat des Konsenses. Geschichtswissenschaft in der DDR 1949-1969, München 2001, S. 433.

55 Jürgen Kocka: Eine durchherrschte Gesellschaft, in: Hartmut Kälble, Jürgen Kocka, Hartmut Zwahr (Hrsg.): Sozialgeschichte der DDR. Stuttgart 1994, S. 552. Ähnlich Bernd Faulenbach: Nur eine „Fußnote der Weltgeschichte“? Die DDR im Kontext der Geschichte des 20. Jahrhunderts, in: Bilanz und

Perspektiven der DDR-Forschung. Herausgegeben von Rainer Eppelmann, Bernd Faulenbach, Ulrich Mählert im Auftrag der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Paderborn u.a. 2003, S. 22.

56 Ebd., S. 547

(21)

die sozialistischen Diktaturen, und damit auch die DDR, als totalitär zu bezeichnen, und haben damit die Gemeinsamkeiten zwischen diesen und dem Nationalsozialismus bzw.

Faschismus betont.57 Klaus Schroeder hat diese Auffassung dahingehend konkretisiert, indem er die DDR als „(spät) totalitären Versorgungs- und Überwachungsstaat“

definiert hat.58

Mag es sich hierbei um eine Diskussion handeln, die in Historikerkreisen durchaus auf lebhaftes Interesse gestoßen ist, so ging es in den geschichtswissenschaftlichen Kontroversen, die in den 1990er Jahren in der Öffentlichkeit Resonanz fanden, stets um die NS-Diktatur, nicht um die SED-Diktatur.

Ich erinnere an die Goldhagen-Debatte, an die Auseinandersetzung über die sog.

Wehrmachtsausstellung, an die lange anhaltenden Diskussionen über das Holocaust- Mahnmal in Berlin oder aber an die Debatte über die Entschädigung der Zwangsarbeiter. Es ist bis heute die nationalsozialistische Diktatur, die Geschichtswissenschaft und Gesellschaft der Bundesrepublik nicht zur Ruhe kommen läßt und die mit dem Wiederaufleben des Rechtsradikalismus in den letzten Jahren als Menetekel für die Gefährdung auch der seit über 50 Jahren existierenden und funktionierenden deutschen Demokratie weiterhin ernst genommen werden muß. Es bleibt die Aufgabe der zeitgeschichtlichen Wissenschaft, in ihren Forschungsanstrengungen im Hinblick auf die NS-Diktatur nicht nachzulassen. Darüber hinaus darf sie aber auch die Analyse der zweiten Diktatur auf deutschen Boden im 20.

Jahrhundert nicht aus den Augen verlieren. Schließlich muß sie mehr als bisher auch die erfolgreiche Demokratiegründung von 1949, nämlich die Bundesrepublik Deutschland, als Untersuchungsfeld entdecken, um die Faktoren herauszuarbeiten, die für den Erfolg einer Demokratie unabdingbar sind. Ich plädiere daher abschließend dafür, die weiterhin notwendige historische Diktaturforschung fortzusetzen, aber gleichzeitig eine intensive historische Demokratieforschung zu betreiben. Ihre Ergebnisse erscheinen mir nicht nur für die weitere Stabilisierung der deutschen Demokratie notwendig zu sein.

Möglicherweise sind sie auch hilfreich für die Gesellschaften, die nach dem Zusammenbruch der Diktaturen in den Jahren 1989/91 in Ostmitteleuropa den schwierigen Weg in eine demokratische Zukunft eingeschlagen haben.

57 z.B. Karl Dietrich Bracher, Die totalitäre Erfahrung, München 1987, S. 24.

58 Klaus Schroeder: Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft 1949-1990, München 1998, S. 643.

Referenzen

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