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HISTORISCH- ( = MEERESKUNDLICHES ' JAHRBUCH

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HISTORISCH- ( = MEERESKUNDLICHES '

JAHRBUCH

S c h r ifte n r e ih e d e s D e u ts c h e n M e e r e s m u s e u m s (D M M ) u n d d e r D e u ts c h e n G e s e lls c h a ft f ü r M e e r e s fo r s c h u n g e. V . (D G M )

Band 7

Herausgeber:

Deutsches Meeresmuseum Stralsund

2000

ßun

(2)

Zur Gründung des Instituts für Meereskunde der Universität Kiel 1933 bis 1945

Sebastian A. Gerlach und Gerhard Kortum

V o r 1937 gab e s kein speziell m eeresk u n d lich es U niversitätsinstitut in K iel: jed o ch w u rd en in den U n iv e rsitätsin stitu ten für Z o o lo g ie. B otanik. G eo lo g ie und G eographie m eeresk u n d lich e F o rschun­

g en betrieben und seit 1870 von d er P reu ß isch en K om m ission zur w issen sch aftlich en U ntersu ch u n g d e r d eu tsch en M eere, seit 1900 außerdem von d er D eutschen W issenschaftlichen K om m ission für M e ere sfo rsch u n g gefördert. 1933. im Ja h r d e r n atio n also zialistisch en M achtergreifung, reiften in der K ieler P h ilo so p h isch en Fakultät Pläne für ein eig en stän d ig es Institut für M eereskunde. 1934 reichte d ie K ieler U n iv ersität beim R eichs- und P reußischen M inister für W issen sch aft. E rziehung und V o lk sb ild u n g in Berlin die B egrü n d u n g für ein K ieler Institut für M eereskunde ein. 1936 w urde A d o lf R em ane D irek to r des Z o o lo g isch en Instituts d er U niversität Kiel und bekam den A uftrag, in K itzeberg am O stu fer d e r K ieler Förde ein M eeresinstitut m it A bteilungen für B iologie. H vdrogra- p h ie/C h em ie und H y d rogeologie zu gründen. 1937 w urde das Institut e in g ew eih t und R em ane w urde k o m m issarisch er D irektor. 1944 w urde d er C h e m ik er H erm ann W attenberg zum D irektor ernannt; er starb am 24. Juli 1944. als das In stitu tsg eb äu d e durch B om ben vernichtet w urde. N ach dem K riege w u rd e das In stitu t für M e ereskunde in Kiel neu eingerichtet.

O n th e F o u n d a tio n o f th e I n s titu te o f M a rin e R e se a rc h o f K iel U n iv e rsity , 1933 to 1945. Up to 1937 there w as no m arine science institute at K iel, but m arine research w as done w ithin the u n iv ersi­

ty institutes o f zo o lo g y , botany, geology and geography, and since 1870 w as supported by the P ru s­

sian C o m m issio n fo r S cientific Investigations o f the G erm an Seas, since 1900 also by the G erm an S cientific C o m m issio n for M arine R esearch. In 1933. the first year o f the national socialistic regim e, the P hilosophical Faculty d ev elo p ed plans for an Institute o f M arine R esearch o f Kiel U niversity, in 1934 Kiel U niversity sent a m em orandum regarding the institute to the M inister o f E ducation in B er­

lin. In 1936 A d o lf R em ane w as ap p o in ted D irecto r o f the Z oological Institute o f Kiel U niversity and at the sam e tim e got ord er to found a m arine science institute with d epartm ents o f b io lo g \. h y d ro g ra ­ p h y /ch em istry and hydrogeology at K itzeberg on the eastern banks o f Kiel Fjord. In 1937 the In stitu ­ te o f M arine R esearch was inaugurated and R em ane w as appointed provisional director. In 1944 the chem ist H erm ann W attenberg becam e director, but he w as killed on 24 July 1944 w hen the institute building w as d estro v ed by bom bs. A fter the w ar the institute w as re-installed in Kiel.

1. E in leitu n g

A nlass dieses Beitrages war der hundertste Geburtstag von Professor Dr. Dr. h.c.

A dolf Remane am 10. August 1998 (Gerlach & Kortum. 1998). Ehemalige Dokto­

randen und W eggefährten von Remane versammelten sieh im Hörsaal des Kieler Zoologischen M useums zu einem Festkolloquium. Anschließend begrüßte der G e­

schäftsführende Direktor des Instituts für M eereskunde. Professor Dr. Bernd Zeitzschel. Institutsangehörige und Gäste am O stufer der Kieler Förde in K it/e-

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berg, das heute zur Gemeinde Heikendorf gehört. Rem anes Schw iegertochter, Frau Angelika Remane (Colombier, Schweiz) enthüllte eine an einem Findling der Uferbefestigung angebrachte Messingplatte m it der A ufschrift »Hier wurde im Jahre 1937 in der Villa Niemeyer das Institut fü r M eereskunde der Christian- Alhrechts-Universität zu Kiel gegründet, http:llwww.ifm.uni-kiel.de«.

Zur dreihundertjährigen Geschichte der M eeresforschung in Kiel gibt es beson­

ders für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg einige spezielle und zusam m enfassende Beiträge (vgl. Lohff et al„ 1994). Die Zeit der N S-H errschaft m it den näheren Umständen der Institutsgründung ist dagegen bislang noch nicht aufgearbeitet worden. Es gibt bisher auch noch keine zusam m enfassende D arstellung über die Kieler Naturwissenschaften im Dritten Reich (G eistesw issenschaften: s. Prahl, 1995). Diese Lücke soll mit dem folgenden Beitrag, basierend au f um fangreichen Archivstudien, wenigstens für einige wichtige Aspekte geschlossen werden.

In den folgenden Archiven finden sich Dokumente zur G ründungsgeschichte des Instituts für Meereskunde: Bundesarchiv Berlin (BArch B erlin), Bundesarchiv Koblenz (BArch Koblenz), Geheimes Staatsarchiv Preußischer K ulturbesitz in Berlin (GStA) und Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schlesw ig (LA S). Bei den von uns ausgewerteten Akten handelt es sich überwiegend um den Schriftw echsel zwischen Kurator, Rektor und Dekan der C hristian-A lbrechts-U niversität zu Kiel (CAU) und dem Preußischen bzw. ab 1934 dem R eichserziehungsm inister in B er­

lin* (s. Abschnitt »Quellen« am Ende des Aufsatzes).

Vermutlich werden noch weitere Archivalien zur G eschichte des Instituts für M ee­

reskunde auftauchen und unsere Ausführungen sowie die Veröffentlichungen von Remane (1940; 1968) und von Kortum & Paffen (1979) ergänzen. W ir geben hier auch keinen Bericht über die ersten w issenschaftlichen Erfolge des 1937 gegrün­

deten Instituts für Meereskunde und verweisen auf die 48 Veröffentlichungen, die von 1936 bis 1938 aus diesem Institut hervorgingen (R em ane & W attenberg, 1939) sowie aut eine Liste weiterer Veröffentlichungen aus den Jahren 1938 bis 1944 (Wüst et al„ 1956).

W ir verwenden die folgenden A bkürzungen:

( A l = ( hristian-Albrechts-Universität zu Kiel:

DW K = Deutsche W issenschaftliche K om m ission für M e ere sfo rsch u n g ; HM = Institut tür M eereskunde der U niversität Kiel:

Minister = Reichs- und P reußischer M inister für W issen sch aft. E rzieh u n g und V o lk sb ild u n g n.b.a.o. Professor = nichtbeam teter au ß ero rd en tlich e r P ro fesso r, n ach 1939 als a u ß e rp la n m ä ß ig e r

fupl.) Professor bezeichnet;

N SDDozentenbund = N ationalsozialistischer D eu tsch er D o zen ten b u n d , e in e G lie d e ru n g d e r N SD - t e tührt vom G audozentenführer S ch lesw ig -H o lstein und dem D o z e n te n fü h re r d e r C A U ;

= N ationalsozialistischer L ehrerbund, g egründet 1927. ein d e r N S D A P a n g e sc h lo ss e n e r Verband mit der Reichsschaft H ochschullehrer.

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2. Vorgeschichte bis 1933

Am 13. Juli 1870 setzte der Preußische M inister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin die »Königlich Preussische Com m ission zur w issenschaftli­

chen Untersuchung der deutschen M eere im Interesse der Fischerei in Kiel« ein (Lohff & Kölmel, 1985). Diese Kommission, kurz »Preußische Kommission« ge­

nannt, bestand dam als aus den Professoren Gustav Karsten (1820-1900, Physik), Karl M öbius (1825-1908, Zoologie, prägte 1877 den Begriff »Biozönose«) und V ictor Hensen (1835-1924, Physiologie, schuf 1878 den Begriff »Plankton«). Vor­

sitzender der Kom m ission war der H am burger Kaufm ann und Fabrikant Dr. H ein­

rich A dolph M eyer (1822-1889, vgl. Weidner, 1993). W ährend M eyer physikali­

sche B eobachtungsstationen und Forschungsfahrten m it dem Segelkutter »Marie«

selbst finanzierte (Gerlach, 2000) und auf eigene Kosten Anlagen zur Hälterung und Beobachtung der Entw icklung von H eringen in seinem Haus Forsteck bei Kiel (heute Diederichsen-Park) unterhielt, konnten die anderen K om m issionsm it­

glieder über jährlich 9600 M ark Sachmittel verfügen (Hensen, 1921). Hensen setzte beim Neubau des Physiologischen Instituts (1878) und M öbius beim N eu­

bau des Zoologischen M useum s (1881) den Einbau von M eerwasseraquarien durch (L ohff & Kölmel, 1985, S. 51). Damals wurde zwar kein eigenständiges In­

stitut für M eereskunde angestrebt, aber immerhin wurden 1893 für die Preußische K om m ission geeignete Räum lichkeiten in Kiel angem ietet und die Stelle eines A ssistenten wurde eingerichtet.

1900 gründete das Reichsam t des Inneren in Berlin eine weitere Kommission, die

»Deutsche W issenschaftliche Kommission für die Internationale M eeresfor­

schung« (kurz: Internationale Kommission) als deutschen Partner für den »Inter­

national Council for the Exploration o f the Sea« (ICES). Dieser Kommission gehörten aus Kiel die Professoren Otto Krümmel (1854-1912, G eographie, vgl.

Ulrich & Kortum, 1997) und Karl Brandt (1854 -1931, Zoologie, N achfolger von M öbius, N achruf s. Reibisch, 1931) an. Beide waren auch M itglieder der Preußi­

schen Kommission (Wegner, 1990). 1902 wurde in Kiel das »Laboratorium für die internationale M eeresforschung« eingerichtet, zunächst in der Brunswiker Straße

12, ab 1905 m it der Adresse Karlstraße 42 (jetzt nicht m ehr vorhanden, im Gebiet des K linikum s gelegen).

1920 wechselte die Zuständigkeit für die »Internationale Kommission« zum Reichsm inister für Ernährung und Landwirtschaft. Ihr Name wurde in »Deutsche W issenschaftliche Kommission für M eeresforschung« (DW K) verändert und Dr.

Carl Heinrici (1876-1944; Nachruf: Bückm ann, 1949) ihr Vorsitzender. Satzungs­

m äßige Aufgabe der Kommission waren wissenschaftliche U ntersuchungen im In­

teresse der Seefischerei (Heinrici & Heincke, 1925). 1928 stellte die M arine der Preußischen Kom m ission und der DW K eine ausgediente Torpedofabrik in Schilksee bei Kiel zur Verfügung. Die Halle der Fabrik wurde zum M eereslabora­

torium ausgebaut. Professor W olfgang von Buddenbrock (s. Anhang 1 Biographi­

en), der 1923 als Professor für Zoologie nach Kiel berufen worden war und 1925

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DWK-Mitglied wurde, sollte zusammen m it dem von der D W K finanzierten Assi­

stenten Dr. Johannes Henschel auf Veranlassung des M inisters für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin untersuchen, ob die Erbrütung von Plattfischeiem bis zum Larvenstadium möglich sei (von Buddenbrock, 1930). Das erwies sich jedoch als unwirtschaftlich, und die Arbeiten wurden 1931 eingestellt (von B uddenbrock, 1932; Watermann, 1992). Die DWK finanzierte aber auch w eiterhin das Labor in Schilksee und verschaffte der Arbeitsgruppe von B uddenbrocks günstige A rbeits­

bedingungen für physiologische Untersuchungen an M eerestieren.

Im Gegensatz zur positiven Entwicklung der DW K nach dem Ersten W eltkrieg war die Preußische Kommission von starken Etatkürzungen betroffen und sollte

1936 aufgelöst werden. Das persönliche Ordinariat für M eeresbotanik im Botani­

schen Institut war deshalb nach dem Tod von Professor W ilhelm N ienburg (1882- 1932; Nachruf: Hoffmann, 1933) nicht wieder besetzt w orden. Auch das entspre­

chende persönliche Ordinariat für M eereszoologie sollte 1935 nach der E m eritie­

rung von Professor Johannes Reibisch (s. Anhang 1 B iographien) entfallen.

»In dieser Situation erwogen die M itglieder der Preußischen K om m ission (R ei­

bisch, Curt Hoffmann, Oberfischmeister Dr. Neubauer, R em ane), ob nicht durch Gründung eines eigenen Universitätsinstituts fü r M eeresforschung an der K ieler Universität dieser drohende Zusammenbruch verhindert werden könnte« (R em a­

ne. 1968, S. 175). Die ersten Beratungen über die Gründung des Instituts für M ee­

reskunde fanden 1933 in der Philosophischen Fakultät der CAU statt. Ü ber diese Beratungen im Jahr der nationalsozialistischen M achtergreifung konnten w ir lei­

der keine Dokumente finden. Wir wissen deshalb nicht, w elche Rolle von B ud­

denbrock spielte. Aber nachdem Professor Rudolf H öber am 5. M ärz 1933 wegen kritischer Äußerungen und jüdischer Herkunft seines A m tes als Prorektor entho­

ben worden war, wurde von Buddenbrock Prorektor der CAU. Von B uddenbrock genoss das Wohlwollen der Nationalsozialisten, schreibt Prahl (1995, S. 31-32).

Im Wintersemester 1933/34 und im Som m ersem ester 1934 w ar von B uddenbrock Dekan der Philosophischen Fakultät.

3. Lehraufträge für Wasmund und Wattenberg (1933-1934)

Der erste überlieferte Erfolg der Kieler Bem ühungen um ein Institut für M eeres­

kunde war möglicherweise ein ab Som m ersem ester 1933 bew illigter Lehrauftrag

»Allgemeine Geologie« für den Privatdozenten Dr. Erich W asm und (s. A nhang 1 Biographien). »Herr Wasmund hat seinen Lehrauftrag im H inblick a u f das zu gi lindende Institut fü r Meereskunde bekom m en«, schrieb der Dekan später (am 12.

Oktober 1935) an den Rektor (LAS 47/1828 Blatt 124). W asm und w urde 1934 als SS-Mann vereidigt.

Dem Berliner Privatdozenten Dr. Hermann W attenberg (s. A nhang 1 B iographien) wurde zum 1. Mai 1934 in Kiel ein Lehrauftrag für Physik und Chem ie des M ee­

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res bew illigt. A ußer den Vorlesungshonoraren wurde ihm mit Schreiben vom 20.

April 1934 eine Vergütung in H öhe des achtfachen G rundbetrages zugesagt (BArch B erlin R 4901/1872/1). W attenberg w ar am 1. Mai 1933 in Berlin M it­

glied der N SD A P geworden.

A m 12. M ai 1934 schrieb der Dekan an den Minister: »//err Dr. Wattenberg hat am 2. M ai an die Philosophische Fakultät ein Gesuch gerichtet, sich von Berlin nach K iel umzuhabilitieren. D ie Fakultät ist bereit, diesem Gesuch zu entsprechen und bittet den H errn M inister um Erlaubnis, die H abilitation durchzuführen, so­

bald der Antragsteller seinen übrigen Verpflichtungen nachgekommen ist. Er nim m t zur Z eit an einem Kursus der Dozentenakadem ie K iel teil und beabsichtigt, das vorgeschriebene G eländesportlager während der Sommerferien zu erledigen«

(BArch B erlin R 4901/1872/1).

Die erste preußische Dozentenakadem ie war 1934 im von den NS-Studenten ge­

gründeten Schulungslager »Haus Buchenhagen« in Kitzeberg am O stufer der K ieler Förde eingerichtet worden. Die Akadem ie sollte als »Gem einschaftslager«

für angehende H ochschullehrer dienen. Neben der sportlichen Ertüchtigung sollte die ideologische Festlegung im M ittelpunkt des Lagerlebens stehen. »Alle H abili­

tanden, später auch andere Hochschullehrer, mußten dieses Lager durchlaufen, wobei die N S-Studenten, die hier ebenfalls ihre Schulungen durchführten, starken Einfluß a u f die H ochschullehrer nahmen - was auch von den NS-M achthabern of­

fizie ll so gew ollt war« (Prahl, 1995; S. 35). Haus Buchenhagen war kurz nach 1900 von dem K ieler K aufm ann und argentinischen Honorarkonsul Phillip Lieder errichtet worden. Das Haus wurde im Krieg zerstört (heutige Adresse: Konsul- Lieder-A llee 15-19, 24226 Heikendorf).

Wattenberg hielt am 15. M ai 1934 seine A ntrittsvorlesung in Kiel über die A ufga­

ben der chem ischen M eeresforschung. D er Vortrag wurde 1935 in Band 1 Seite 220-230 der von den K ieler Professoren A. Benninghoff, K. Beurlen, K. H ilde­

brandt und K. L. W olf herausgegebenen »Zeitschrift für die gesamte N aturw issen­

schaft« veröffentlicht. Diese Zeitschrift wurde 1937/38 das Organ der Reichsfach­

gruppe N aturw issenschaft der Reichsstudentenführung und erschien später im Ah- nenerbe-Stiftung-Verlag der SS. D er Aufsatz schließt mit den Worten: »Wirkliche M eeresforschung ist eben nicht die gelegentliche Untersuchung der Pflanzen, der Tiere, der Sedim ente, des Seewassers durch Botaniker, Zoologen. Geologen. P hy­

siker und Chemiker, sondern die einheitliche Erfassung eines Organismus, dessen G lieder und Funktionen m iteinander unlösbar verbunden sind«.

Wattenberg wurde 1934 Leiter des »Laboratorium s für M eereschem ie der Univer­

sität Kiel« (später H ydrographisch-chem isches Laboratorium genannt) und arbei­

tete zunächst im Gebäude Karlstraße 42, welches auch von der Preußischen Kom­

m ision und von der DW K genutzt wurde.

(7)

4. Gutachten zur Gründung eines Instituts für Meereskunde in Kiel (1934, s. Anhang 2)

1933 war Adolf Remane (s. Anhang 1 Biographien) als n.b.a.o. Professor am Z oo­

logischen Institut der Universität Kiel tätig; er war wohl m aßgeblich an den Bera­

tungen über ein zu gründendes Institut für M eereskunde und an der Form ulierung des Gutachtens beteiligt. Er hatte jedoch zum 28. N ovem ber 1934 den R u f auf das Zoologie-Ordinariat der Universität Halle angenom m en (s. A bschnitt 8, »Rem anes Rückkehr nach Kiel«) und konnte deshalb nicht als K ieler A ntragsteller auftreten.

Wohl deshalb wurde als Autor des Gutachtens nur W attenberg genannt. Am 14.

Mai 1934 schrieb der Rektor an den Minister: »Herr Dr. Wattenberg hat seine Lehrtätigkeit bereits mit Beginn dieses Semesters aufgenom m en und soll hier im Aufträge des Ministeriums alle Vorbereitungen zur Errichtung des Instituts tref­

fen« (BArch Berlin R 4901/1872/1). »Einem Wunsche von H errn Dr. Wattenberg entsprechend und um die Bearbeitung der ganzen A ngelegenheit zu beschleuni­

gen«, schickte der Rektor am 24. Juli 1934 »die Vorschläge des H errn Wattenberg bezüglich des Aufbaues des Instituts fü r M eeresforschung« an M inisterialrat B rau­

er im Ministerium (LAS 47/1828 Blatt 2). Sich selbst erklärte der R ektor m it den Vorschlägen restlos einverstanden; er würde sich im Interesse der U niversität freu­

en, wenn die Angelegenheit in Gang kom m en könnte.

Der Minister antwortete am 22. August 1934, im Staatshaushalt 1935 sei kein Geld für ein Institut für Meereskunde vorgesehen (LAS 47/1828 B latt 1). D arauf­

hin schickte der Rektor am 6. Oktober 1934 eine weitere A bschrift des »G utach­

tens des Privatdozenten Dr. Wattenberg, betreffend das Institut fü r M eereskunde« an Professor Bacher, den Leiter der H ochschulabteilung im M inisterium , m it dem Vermerk: »da ich nicht weiß, ob dieses Gutachten bei Ihren A kten ist« (LAS 47/1828 Blatt 3-7; erstmaliger Abdruck in Anhang 2).

In einer nur in Bruchstücken überlieferten weiteren Fassung des G utachtens (LAS 47/1828 Blatt 17) wird die politische Bedeutung eines K ieler M eereskunde-Insti­

tuts behandelt: »Zum Schluss m uß auch noch d a ra u f hingewiesen werden, dass Kiel seine Aufgabe als Grenzland-Universität zum grossen Teil gerade a u f dem Meere zu erfüllen hat. Nachdem D änemark seine Grenzen durch den Versailler Vertrag weit nach Süden vorschieben konnte, versucht es seit einiger Z eit auch zur See seinen Einfluss in die südliche Ostsee hinein auszudehnen. D a dieses Land von jeher die Meeresforschung m it allen M itteln gefördert hat, ist es als besonders gefährlicher Konkurrent aufzufassen. Wenn man sich im Zusam m enhang dam it an die Aktivität Polens auf demselben Gebiete erinnert, so sieht man D eutschland und im besonderen die deutsche Ostseeküste von zwei Seiten her in seinen ideellen Am echten auf das Meer bedroht. M it diesen ideellen Rechten sind aber die sehr u a len Belange der Fischerei, der Schiffahrt und der M arine aufs engste ver­

knüpft«.

Auch die Kieler Studentenschaft setzte sich für die G ründung eines m eeresbiolo­

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gischen Instituts ein: »Der deutsche Biologe, der das M eer als Lebensraum ken­

nenlernen will, steht vor der Tatsache, daß er außer in Berlin nur in - Gedingen M eeresbiologie regelrecht studieren kann«, heißt es im Januar 1935 in den Schles­

w ig-H olsteinischen H ochschulblättem . »Gerade die Fragen: Erbgut - Umwelt, Reaktionsfähigkeit - Rassen - bzw. Arten sind hier zu lösen. Es wird zu untersu­

chen sein, wie weit die auftretenden Formen Oekotypen, besondere Rassen oder nur M odifikationen sind« (Schulz, 1935, S. 19).

Professor Karl Beurlen (1901-1985; von 1934 bis 1941 Professor für Geologie in K iel und prom inenter N ationalsozialist; Nachruf: Quade & Zeil, 1986) überm ittel­

te am 1. Februar 1935 dem Rektor seine Stellungnahm e zum geplanten Institut für M eereskunde (LAS 47/1828 Blatt 60-61). E r führte aus, dass die inzw ischen von anderer Seite in Konkurrenz zu Kiel vorgeschlagenen Institutsgründungen in Kö­

nigsberg oder G reifsw ald wegen des dortigen geringen Salzgehaltes der Ostsee nicht vernünftig seien, w ährend Kiel hervorragende Voraussetzungen biete.

5. Ende der Preußischen Kommission (1935/1936)

Im Zuge der Zusam m enlegung des Preußischen Landwirtschaftsm inisterium s mit dem Reichsm inisterium für Ernährung und Landwirtschaft sollte die Preußische Kom m ission aufgelöst werden. Am 5. Januar 1935 teilte der Dekan dem M inister mit, »es ist je tz t das eingetreten, was die Fakultät seit anderthalb Jahren befürch­

tet hat, näm lich dass die deutsche W issenschaftliche K o m m issio n...das Erbe der Preußischen Kom m ission antritt. ...Ohne die Bibliothek und das Schilkseer L abo­

ratorium würden der Errichtung eines gut funktionierenden Instituts fü r M eeres­

kunde die grössten Schwierigkeiten erwachsen« (LAS 47/1828 Blatt 47).

Reibisch, der letzte Vorsitzende der Preußischen Kommission, schrieb am 20.

M ärz 1935 an den Preußischen Landw irtschaftsm inister (LAS 47/1828 Blatt 88- 90): »In den letzten Jahren hat die Kommission, die auch frü h e r schon weitgehend m it den Berufsfischern in Fühlung stand, durch Ernennung des K ieler Ober- fischm eisters Dr. N eubaur zum M itglied eine Erweiterung nach der Seite der Er­

fordernisse der praktischen Fischerei erfahren, die sich erfolgreich ausgewirkt hat. Jetzt hat ja das O berfischm eisteram t seine Diensträume in der von der K om ­ m ission gem ieteten Wohnung. D ie B ibliothek der Kommission wird so auch in die­

ser Richtung ausgenutzt. Es wäre zu wünschen, daß eine solche engere Beziehung zum staatlichen O berfischm eisteram t auch bei der Überführung der Kommission in die D. W. K. erhalten bleiben könnte. D arüber hinaus wäre es im höchsten M aße zu begrüßen, wenn bei dem weiteren Ausbau des Instituts fü r M eereskunde an der U niversität die B ibliothek der Kom m ission den G rundstock der Instituts- Bibliothek bilden könnte«. Am 21. Septem ber 1935 wurde jedoch Reibisch vom Reichs- und Preußischen M inister für Ernährung und Landwirtschaft aufgefordert, die gem ietete W ohnung Karlstraße 42 zu kündigen, da die Preußische Kom m issi­

on zum 31. M ärz 1936 aufgelöst werde (LAS 47/1828 Blatt 83). Das H ydrogra­

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phisch-chemische Laboratorium zog daraufhin in die nach A uszug der Dozentena­

kademie am 1. Februar 1936 freigewordene Villa Niem eyer nach Kitzeberg um.

Am 24. Februar 1936 teilte der M inister dem K urator m it (LAS 47/1828 Blatt 149-150), dass auch die Bücherei der Preußischen Kom m ission sowie deren ver­

fügbare Möbel und Einrichtungsgegenstände von der CAU übernom m en und nach Kitzeberg überführt werden sollen.

6. Diskussionen über die Institutsleitung (1935)

Auch Professor August Thienemann (1892-1960; seit 1917 D irektor der Hydro- biologischen Anstalt der Kaiser-W ilhelm-Gesellschaft in Plön; Nachruf: Lenz, 1961) verfasste 1935 ein Gutachten über das zu gründende Institut für M eereskun­

de. Der Rektor schickte es am 14. Juni 1935 an den Kurator (LAS 47/1828 Blatt 74). Thienemann schreibt (LAS 47/1828 Blatt 76): »Als D irektor des Institutes kommt eine Persönlichkeit in Frage, die nicht nur die nötige Sachkenntnis besitzt, sondern vor allem die durch ihre bisherigen Leistungen gezeigt hat, daß sie die nötige synthetische Veranlagung - den stets aufs G anze gerichteten Blick - besitzt.

Wir schlagen als best geeigneten M ann den ordentlichen Professor der Zoologie an der Universität Halle, P ro f Dr. Remane, vor. Rem ane hat durch seine wissen­

schaftliche Tätigkeit bewiesen, daß er diesem Posten des D irektors eines Institutes fü r Meereskunde in jeder Beziehung voll gewachsen ist; wir glauben auch, daß ei­

ne Berufung a u f diese Stelle seinen eigenen Wünschen entspricht«. Das Institut solle aus drei Abteilungen bestehen. W ird der D irektor ein Biologe, dann soll er zugleich die Leitung der Biologischen Abteilung übernehm en. Für diese A btei­

lung wären drei etatmäßige Assistentenstellen zu schaffen. Für die H ydrogra­

phisch-chemische Abteilung komme Dr. W attenberg, für die H ydrogeologische Abteilung Dr. W asmund in Frage.

Am 20. Juni 1935 schrieb Remane aus Halle an den Dekan: »Ich wäre gern bereit, die Leitung eines M eeresinstitutes in K iel zu übernehmen, wenn dieses so einge­

richtet wird, dass intensive Arbeit in Forschung und Lehre m öglich ist. Es freu t mich sehr, dass die Pläne nun vor der Verwirklichung stehen« (LAS 47/1828 Blatt 81).

Am 7. Oktober 1935 kamen Professor Bacher und Professor M eyer vom M iniste­

rium aus Berlin nach Kiel, um die Frage der Institutsgründung zu behandeln und um die Räumlichkeiten von Haus Buchenhagen und Villa N iem eyer zu besichti­

gen. Weder den Rektor noch den Dekan hatten sie über ihren Besuch inform iert (LAS 47/1828 Blatt 120). Die M inisterialbeam ten sprachen nur mit W attenberg und von Buddenbrock und forderten beide auf, Vorstellungen über die Leitung des geplanten Instituts zu entwickeln. Von Buddenbrock schickte die von ihm gem ein­

sam mit Wattenberg erarbeitete Stellungnahm e, die nicht überliefert zu sein scheint, direkt an das Ministerium. W ir wissen nicht, welche Vorschläge von B ud­

denbrock und Wattenberg in ihrer Stellungnahme gem acht haben. Zu diesem Z eit­

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punkt hatte von Buddenbrock aber schon Streit m it dem G auleiter (s. A bschnitt 7

»Strafversetzung von Buddenbrocks nach Halle«).

Am 10. O ktober 1935 schrieb der Dekan an von Buddenbrock: »Ich stelle m it B e­

fre m d e n fe st, dass Sie und H err Wattenberg unter Umgehung des Dienstweges m it Vorschlägen an das M inisterium herangetreten sind, die den Plänen des D ekans und des Rektors zuwiderlaufen. In Ihrem eigenen Personalvorschlag stellen Sie die B ehauptung a u f dass H err Prof. Rem ane fü r die Leitung des Instituts fü r M ee­

resforschung in Kiel nicht in Frage käme. Ich stelle fe st, daß diese Behauptung in völligem Gegensatz zu der m ir von Herrn Rem ane schriftlich und m ündlich gege­

benen Erklär ung steht« (LAS 47/1828, Blatt 122).

Am 12. O ktober 1935 stellte der Dekan in einem B rief an den Rektor fest (LAS 47/1828 Blatt 123-124), »dass H err Prof. Remane, Halle, der allein fü r die L e i­

tung des Instituts in Frage kommende M ann ist«. Remane habe ihm die Versiche­

rung gegeben, »dass er gern bereit wäre, selbst unter Opfern, nach Kiel zur Ü ber­

nahme der Leitung des meereskundlichen Instituts zu kommen, wenn nur die M ög­

lichkeit bestände, ein derartiges Institut zu gründen und auszubauen«.

Am 17. O ktober 1935 schickte der R ektor Thienem anns G utachten an den M ini­

ster. Die Universität würde es für richtig halten, »wenn im ganzen die Gedanken von H errn Professor Thienemann verwirklicht werden könnten« (LAS 47/1828 Blatt 125).

7. Strafversetzung von Buddenbrocks nach Halle (1935/36)

1935 w ar es zu einem Konflikt zwischen dem D irektor des Zoologischen M u­

seums, von Buddenbrock, und dem M useum spräparator M ielke gekom m en. Miel- ke w arf von Buddenbrock vor, ihn nicht ausreichend gefördert zu haben. Von B ud­

denbrock hatte 1934 beim M inisterium die Anstellung M ielkes als etatm äßigen A ssistenten erreicht, aber M ielke w ar mit seiner Gehaltsgruppe unzufrieden, so- dass er den Vertrag nicht unterschreiben wollte. M ielke hatte auf Jägerversam m ­ lungen Kontakte zu G auleiter Hinrich Lohse bekom m en, der seit 1923 NSDAP- M itglied und seit 1933 O berpräsident und dam it der oberste V erwaltungschef von Schlesw ig-H olstein war (Danker, 1998). Lohse setzte sich beim Rektor, beim Ku­

rator und beim M inister für M ielke ein und überging dabei M ielkes Vorgesetzten, von Buddenbrock. Im Juli 1935 forderte der Rektor von Buddenbrock auf, über M ielke zu berichten. Von Buddenbrock m achte gerade Ferien im Harz und befand sich zu diesem Zeitpunkt, wie er später bei seiner Vernehmung bekundete, »in e i­

ner außerordentlich deprimierten Stimmung, die a u f anderweitigen dienstlichen Ärger zurückging. Zw ei m einer Schüler, Dr. Friedrich und Dr. von Studnitz, die sich habilitieren wollen, warteten seit vielen M onaten a u f den endgültigen B e­

scheid des M inisterium s...Über die G ründe der Verzögerung war ich nicht unter­

richtet, habe m ir aber selbstverständlich hierüber allerlei Gedanken gemacht. Ein

(11)

weiterer Umstand, der meine Stimmung in diesen Tagen verschlechterte, war eine Rede von Schirachs, in der er sehr scharf gegen die Korporationsstudenten und das von ihnen angeblich vertretene System der Connexionsw irtschaft sprach « (LAS 47/1643 Blatt 284). Baldur von Schirach w ar seit 1931 R eichsjugendführer der NSDAP, seit 1933 Jugendführer des Deutschen Reiches.

Am 21. Juli 1935 schickte von Buddenbrock den geforderten B ericht (in den über­

lieferten Akten nicht zu ermitteln) an den Rektor. Als von B uddenbrock nach Kiel zurückkam, erfuhr er im Dekanat, sein Bericht sei nicht an das M inisterium w ei­

tergegeben worden, da er offenbar in sehr großer Erregung geschrieben w orden sei (LAS 47/1643 Blatt 285-286; s. auch Uhlig, 1991, S. 85-86). A ls von B udden­

brock erfuhr, dass Oberpräsident Lohse dennoch Kenntnis von seinem Bericht e r­

halten hatte, entschuldigte er sich schriftlich und glaubte nach einem G espräch mit dem Vizepräsidenten Dr. Schow, die Angelegenheit sei dam it erledigt.

Aber ein halbes Jahr später, am 13. Februar 1936, teilte der M inister dem Kurator mit, nunmehr sei auch ihm von Buddenbrocks Bericht vom 21. Juli 1935 vorge­

legt worden (LAS 47/1643 Blatt 287-288). N ach dessen Inhalt könne er die A nge­

legenheit nicht als erledigt ansehen, sehe sich vielm ehr genötigt, sie im Interesse der Staatsautorität mit aller Schärfe zu verfolgen. Bereits am 8. Februar 1936 habe er deshalb telegraphisch angeordnet, von Buddenbrock m üsse sich einstw eilen jeglicher Dienstgeschäfte enthalten. E r solle zu den folgenden Ä ußerungen in sei­

nem Bericht vernommen werden: »Was das Verhalten des H errn Oberpräsidenten anbelangt, so muß ich zu meinem Bedauern hervorheben, daß hier ein typischer Fall von Connexions-Wirtschaft vorliegt. Gerade in der letzten Z eit sin d von der Presse außerordentlich scharfe Worte gefallen gegen die von den C orps ausgeübte Connexionswirtschaft. Ob ein Beam ter dadurch Karriere macht, daß ein ein ­ flußreicher Mann sein Corpsbruder ist, oder ob der Präparator M . gefördert wird, weil er ein persönlicher Bekannter des H errn O berpräsidenten ist, dies scheint mir ein und dasselbe zu sein. Aus Gründen der Sauberkeit der Staatsführung bitte ich daher, weiterem Drängen des Herrn Oberpräsidenten nicht nachzugeben, auch lege ich den größten Wert darauf, dass m ein Bericht w ortwörtlich dem H errn Reichsminister Rust vorgelegt wird, da m ir bekannt ist, dass H err L ohse auch im Ministerium wegen Herrn M ielcke vorstellig werden wollte. A u f je d e n Fall bitte ich um Schutz gegen eventuelle Übergriffe«. D er M inister teilte dem K urator mit, der Vorwurf »unsaubere Staatsführung« sei so schw erw iegend, dass die Einleitung eines Dienststrafverfahrens m it gleichzeitiger A m tssuspension von Buddenbrocks erwogen werde.

»Nur durch die persönliche Intervention des U niversitätskurators Sitzler wurde die Amtsenthebung in eine Strafversetzung nach H alle an der Saale umgewandelt"

(pers. Mitt. Gerti von Buddenbrock, W itwe von Professor von B uddenbrock, zi­

tiert bei Watermann, 1992, S. 130). »Die Strafversetzung durfte nicht als solche enannt werden. Jedem M itglied des Zoologischen Instituts wurde p e r Strafandro- ung untersagt, von Strafversetzung zu sprechen« (pers. M itt. Dr. Johannes Hen-

(12)

Abh. I : Professor Adolf Romane 1934 a u f zoologischer Exkursion.

A usbooten auf dem Kniepsand von A m rum . Das Foto wurde freundlicherw eise von Professor Dr. W olfgang Tischler.

Kiel, zur Verfügung gestellt.

schel. zitiert bei W aterm ann. 1992. S. 130). A m 6. März 1936 fand die Verneh­

m u n g von B udd e n b ro c k s durch den Kieler Universitätsrat (Syndikus) Franz Kock statt, das ausführliche Protokoll liegt vor (LAS 47/1 643 Blatt 281-286).

W aterm ann (1992) vermutet einen Z u sa m m e n h a n g zw is chen der Strafversetzung nach Halle und einer A useinandersetzung über die künftige A usrichtung des K ie­

ler zoologischen Lehrstuhls, en tw e d e r au f physio logische (von B u d d e n b r o c k ) oder auf m o rp hologisc he Arbeiten (Rem ane): »Nach dem Weggang Rem anes nach Hai-

(13)

Abb. 2: Professor A dolf Romane und D r. H erm ann Friedrich 1936 au f E xkw sion im W attenm eer. D as F oto w urde freundlicherw eise von Frau Annemarie Schulz geb. Rix, H eikendorf, zu r V erfügung gestellt.

ie gab es starke Bestrebungen innerhalb der Fakultät, ihn zurückzuholen, ln die­

sem Zusammenhang scheint auch ein R u f zu stehen, den von Buddenhrock Ende , n a i^. ^ er[‘_n erhielt. Diesen lehnte von Buddenbrock ab, da er wegen der og uhkeiten fü r marine Forschungen in Kiel bleiben wollte. In d ieser Situation yf Ur<Z LohSe (Lapsus: 8em eint ist'- wurde dem Reichs- und Preußischen M inister

ur issenschaft, Erziehung und Volksbildung in B erlin) d er nun ein halbes Jahr

(14)

alte B r ie f von Buddenbrooks zugespielt, um a u f diese Weise den Lehrstuhl fü r Z o o ­ logie fü r einen M orphologen fre i zu machen (pers. Mitt. Gerti von Buddenbrock).

Wer diese Intrige gesponnen hat, wird wahrscheinlich nicht m ehr aufzuklären sein, da alle Personalakten der U niversität und die Protokolle der Fakultätssit­

zungen w ährend des Krieges verbrannt sind« (W atermann, 1992, S. 132-133).

8. Remanes Rückkehr nach Kiel (1936)

R em ane hatte sich mit seinen Schriften über die Sandlückenfauna, das K üsten­

grundw asser und die B rackw asserproblem atik einen Namen gem acht und sich auch als engagierter Lehrer ausgezeichnet. Professor W olfgang Tischler (geb.

1912, er wurde 1966 in Kiel Ordinarius für Ökologie) erlebte Remane in der Zeit um 1932 und schreibt: »Die H auptlast des praktischen Lehrbetriebs im Institut lag a u f den Schultern von Rem ane, bis er 1934 den R u f a u f ein Ordinariat in H alle er­

hielt. Er war ein geistsprühender M ensch, glänzender Redner, durch sein gerade­

zu phänom enales Gedächtnis unschlagbar in D isk u ssio n en...Kein Wunder, dass wir Studenten durch seine faszinierenden und übersichtlichen Vorlesungen in Bann gezogen wurden. In den Praktika, a u f kürzeren oder längeren Exkursionen und den häufigen Ausfahrten m it dem institutseigenen M otorboot zur M aterialbe­

schaffung lernten wir seine natürliche A rt schätzen« (Tischler, 1992, S. 23).

Schon vor der nationalsozialistischen M achtergreifung hatte Remane auf Beru­

fungslisten der Universitäten Basel und Erlangen gestanden und 1932 die Beru­

fung auf eine planm äßige a.o. Professur nach Danzig abgelehnt. 1934 wurde er für die Besetzung eines zoologischen O rdinariats in Jena diskutiert (Penzlin, 1994). In Halle stand er an erster Stelle auf der Berufungsliste und wurde 1934 als O rdentli­

cher Professor für Zoologie berufen. Am 3. November 1933 war Remane in die SA eingetreten.

Drei Wochen, nachdem von Buddenbrock sich jeglicher Dienstgeschäfte enthalten musste und noch vor dessen Vernehmung am 6. März 1936, wurde Remane ohne förm liches Berufungsverfahren am 1. März 1936 von Buddenbrocks Nachfolger, also Direktor des Kieler Zoologischen Instituts und M useums mit dem Auftrag, in Kitzeberg bei Kiel ein Institut für M eereskunde (IfM) zu gründen.

9. Gründung des Instituts für Meereskunde (IfM) in Kitzeberg bei Kiel (1935/37)

Am 12. Septem ber 1935 schlug der R ektor dem M inister vor, das Institut für M ee­

reskunde in Kitzeberg (Post Heikendorf) in der Villa N iem eyer anzusiedeln, die dam als als Dozentenakadem ie genutzt wurde. Die D ozentenakadem ie könnte sich wie früher das Haus Buchenhagen mit dem Schulungslager der Studenten teilen (LAS 47/1828 Blatt 86-87). Der Preußische Fiskus war bereits im G rundbuch als

(15)

, ' äli Slu*er ^e r ^ ‘e 'c r Förde bei K itzeberg. Im H intergrund d e r A n le g e r d e r Förd e sch iffa h rt, in er itte ie A nlegebrücke des Instituts fü r M eereskunde. D as U ferg ru n d stü c k d es In stitu ts für p IJn e *e ‘c^lle von d e r A nlegebrücke bis zur E inm ündung d e s N iem ey erw eg s (v o m ). Die Verfügun ^a^ren wurde freundlicherw eise v o n Frau C h rista L upitz, M ö n k eb erg , zur

Abb. 4: Das Insm utsgebaude (die V illa N iem eyer). W estansicht. Foto: A rchiv IfM.

(16)

Eigentüm er des 21075 m 2 grossen Grundstücks eingetragen, dessen Park bis an die K ieler Förde reichte (LAS 47/1828 Blatt 115-116). A uf diesem G rundstück hatte der K ieler Professor für Internationales Recht, Geheim rat Dr. Theodor N ie­

m eyer (1857-1939), zunächst ein Som m erhaus m it Kleingebäude und Treibhaus gebaut, in dessen U ntergeschoss später der G ärtner mit Fam ilie wohnte. Den Grundstein für das »Große Haus« (die »Villa Niemeyer«) legte er 1907 und w ohn­

te dort bis 1932 (Niemeyer, 1963).

Obwohl es im Septem ber 1935 noch durchaus zw eifelhaft war, ob das Finanzm i­

nisterium die M ittel für die Einrichtung eines IfM in Kiel bewilligen würde, em p­

fahl der R ektor am 6. N ovem ber 1935 dem Minister, Remane schon jetzt mit der Vorbereitung des Instituts zu beauftragen (LAS 47/1828 Blatt 126). Am 11. N o­

vem ber 1935 kam die Antw ort des M inisters, Rem ane sei bereits beauftragt wor­

den, genaue K ostenanschläge einzureichen (LAS 47/1828 Blatt 131). Am 22. N o­

vem ber 1935 reiste Rem ane nach Kiel, um dort die Pläne für das IfM zu begutach­

ten (Abb. 5).

Zoologisches Institut

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1.Telephonische Mitteilung an Dekan ( 7 f y g ^ , cisu tfl der Phil.Fakultät

2. an Leiter der Dozentenschaft 3. Zu den Akten.

Kiel,den 21.Hot.1935 Der Rektor der Universität

gez. D a h m

Abb. 5: Faksim ile d es S chreibens von Professor A dolf Rem ane an den Rektor der K ieler U niversität vom 19. N ovem ber 1935 (LA S 47/1828 Blatt 127).

Am 24. Februar 1936 teilte der M inister dem Kurator die folgenden Beschlüsse mit (LAS 47/1828 Blatt 149-150): Die Villa N iem eyer sei infolge Überleitung der Lehrgänge der Dozentenakadem ie in das Schulungslager Buchenhagen ab 1. Fe­

bruar 1936 frei geworden. Der Hausverwalter Stenzel soll vom Institut übem om -

(17)

men werden. Die in einer D enkschrift von P rofessor R em ane aufgem achten Ko­

stenschätzungen sollen als Haushaltsanm eldung für den S taatshaushalt 1937 präzi­

siert werden. Dem Bedürfnis nach fischereibiologischer w issenschaftlicher A rbeit soll Rechnung getragen werden. Die L andgew innungsarbeiten an d er W estküste Schleswig-Holsteins m achten eine Erforschung des W attenm eeres in geologischer und biologischer Hinsicht erforderlich. Die dort eingesetzten jü n g ere n W issen­

schaftler bedürften einer zentralen Beratungs- und Förderungsstelle, w elche das Institut für M eereskunde darstellen soll. D a diese B eratung vordringlich sei, soll alsbald eine provisorische M eeresgeologische Forschungsstelle in K iel-K itzeberg eingerichtet und der Dozent Dr. Erich W asmund als Leiter in A ussicht genom m en werden. Es wird Bezug genommen au f die »D enkschrift des Professors R em ane«

und auf die »Denkschrift des Dr. W asmund«, die in den A kten nicht erm ittelt w er­

den konnten.

Am 21. Januar 1937 stellte der M inister 44.750 Reichsm ark fü r einm alige A usga­

ben und 43 091 Reichsmark für G ehälter und fortlaufende A usgaben im H aus­

haltsjahr 1937 in Aussicht. Von einer wissenschaftlichen B etreuung d er Verlan­

dungsarbeiten an der Nordseeküste soll Abstand genom m en w erden. D ie Leitung des Instituts soll in der Hand des Direktors des Z oologischen Instituts liegen. Die Fischereibiologie soll von einem Kustos betreut werden (LA S 47/1828 B latt 180- 184). Am 25. Februar 1937 reichte der Dekan beim M inister einen neuen P lan Re- manes für die Gliederung des IfM, für die Verteilung der Stellen und zur Z usam ­ menarbeit zwischen dem IfM und den übrigen deutschen M eeresforschungsinsti­

tuten ein (LAS 47/1828 Blatt 192-200).

Am 1. April 1937 fand die offizielle Gründung des Instituts für M eereskunde statt.

Remane wurde kommissarischer Direktor und nahm dieses A m t neben sein er A uf­

gabe als Direktor des Zoologischen Instituts und M useum s wahr.

10. Streit um DWK-Mitgliedschaft (1937)

Hemriei. der Vorsitzende der DWK, hatte die CAU aufgefordert, eine A bteilungs­

leiterstelle im IfM mit Dr. Rudolf Kandier (1899-1993, s. A nhang 1 B iographien) zu besetzen, anderenfalls könne der R eichsem ährungsm inister nicht die G ründung es f befürworten. Die Fakultät erwiderte, wenn es Heinrici gelänge, eine zu- sät/liche Stelle für Fischereibiologie für das IfM zu erw irken, w ürde m an diese gern mit Kandier besetzen.

Kandier sollte Mitglied der DWK werden, aber seinen zukünftigen D irektor Re­

mane wollte die DWK zunächst nicht als M itglied aufnehm en. Die CA U prote­

stierte, es ginge wohl nicht an, dass der Direktor des IfM kein M itglied d er DW K sei. v,ohl aber sein Kustos. »Der a u f den ersten Blick nicht recht verständliche Wi- lie Aufnahme des Herrn Remane in die Kom m ission dürfte seinen mit m er atsache haben, dass eine persönliche Spannung zwischen

(18)

H errn von Buddenbrock und Herrn Rem ane besteht« (Schreiben des Rektors an den M inister vom 7. M ärz 1937, LAS 47/1828 Blatt 204). Es m üsse geklärt w er­

den, dass der Kustos dem Institutsdirektor unterstehe und dass die DW K nicht in das IfM hineinregieren könne. Am 3. Juli 1937 schrieb Rem ane an den Rektor, dass Heinrici bereit sei, ihn als außerordentliches M itglied in die DW K aufzuneh­

men, solange er D irektor des Instituts für M eereskunde sei. Er, Rem ane, hätte da­

mit zw ar nicht die gleiche Stellung in der DWK wie das ordentliche M itglied von Buddenbrock. E r bekäm e auch nicht wie dieser eine Vergütung von 1000 Reichs­

m ark jährlich. G leichwohl wäre er bereit, auf den Vorschlag einzugehen (LAS 47/1829 Blatt 14). Am 12. Juli 1937 wurden K ändler und Remane außerordentli­

che M itglieder der DW K (Heinrici, 1940).

11. Gliederung und Personal des Instituts für Meereskunde (1937) Am 23. Juni 1937 gab der M inister seine allgem eine Zustim m ung zur Gliederung des Instituts und zu dem vorgelegten Personalplan (LAS 47/1829 Blatt 10); die Mittel für das Institut wurden dam it bewilligt und die Stellen wurden wie folgt be­

setzt:

Der kom m issarische Institutsdirektor Remane leitet die Biologische Abteilung.

Die zoologisch ausgerichtete Assistentenstelle erhält Dr. Erich Schulz (1904-1969, s. Anhang 1 Biographien). Für die botanische A rbeitsrichtung innerhalb der Biolo­

gischen Abteilung wird ab 1. April 1938 ein Stipendium in Aussicht genom m en für Dr. Curt H offm ann (1898-1959, s. Anhang 1 Biographien). Für die bakteriolo­

gische Arbeitsrichtung innerhalb der Biologischen Abteilung wird ein Stipendium bewilligt für Dr. Carl Robert Baier (1909-1958), der 1935 bei Professor W. H en­

nebergs in der Versuchs- und Forschungsanstalt für M ilchw irtschaft in Kiel über die H ydrobakteriologie stehender Binnengewässer promoviert hatte. Die Kusto­

denstelle innerhalb der Biologischen Abteilung wird mit K ändler besetzt. Die DWK finanziert als DW K-Assistenten Dr. Johannes Henschel (bis 31.3.1938) bzw. Dr. Karl Krüger (ab 1.4.1938).

Die Hydrographisch-chem ische Abteilung wird von Wattenberg geleitet; ihr wird eine außerplanm äßige A ssistentenstelle zugeteilt und zunächst mit Frau Dr. Helga M eyer besetzt, die 1935 bei von Buddenbrock über die Atmung des Seesterns pro­

moviert hatte. Ab 1938 bekom m t diese Stelle Dr. Johannes Krey (1912-1975. s.

Anhang 1 Biographien).

Die G eologische A bteilung (auch als Hydrogeologische Abteilung bezeichnet) wird von W asmund geleitet; eine außerplanm äßige Assistentenstelle wird mit Dr.

Paul G roschopf besetzt, der bei Wasmund über die postglaziale Entw icklung des Großen Plöner Sees prom oviert hatte. Der M ineraloge Dr. Kurt Lamcke (1911- 1945), der 1937 über das Gefüge von Anhydrit promoviert hatte, wird als Stipen­

diat der Deutschen Forschungsgem einschaft beschäftigt.

(19)

Abb. 6: Beladen des institutseigenen M otorbootes 1940. Im B oot D r. H anna W ittig und A n n em arie Rix, das Boot hält Dr. Erich Schulz ab. a u f d er A nlegebrücke steht P rofessor H erm an n W attenberg. D as F o ­ to wurde freundlicherweise von Frau A nnem arie Schulz geb. R ix, H eikendorf, zur V erfü g u n g gestellt.

Dr. Gregor von Bochmann und ab 1938 Frau Dr. Hanna W ittig werden au f Labo- rantenstellen beschäftigt; Hausmeister wird Karl H ansen, Heizer, M aschinist und Gärtner bleibt Karl Stenzel.

Die Zeitschrift »Wissenschaftliche M eeresuntersuchungen A bteilung K iel«, die bisher von der Preußischen Kommission finanziert worden war, soll als neue Z eit­

schrift mit dem Titel »Kieler M eeresforschungen« fortgesetzt w erden. R em ane persönlich erhält dafür die notwendigen Mittel.

Nicht bewilligt wurden 1937 die M ittel für die Anschaffung eines größeren For­

schungsschiffes. Aber als im November 1940 der Reichserziehungsm inister Rust zum 275. Jubiläum der CAU nach Kiel kam, sagte er 80 000 R eichm ark fü r die Beschaffung eines Forschungsfahrzeuges zu, was in einem Schreiben der D eut­

schen Forschungsgemeinschaft vom 23. April 1941 an den D ekan dokum entiert wird (BArch Koblenz R 73/13911). U nter Bezug auf die gute Zusam m enarbeit bei der Erforschung der westlichen Ostsee, schrieb das Oberkom m ando der K riegs­

marine am 18. Dezember 1940 an den Rektor, würde man es begrüßen, w enn das

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IfM ein Forschungsfahrzeug bekäm e, aber zur Zeit seien wegen der Interessen der Seekriegsführung keine W erftkapazitäten frei. Die 80 000 Reichsm ark sollten auf das nächste H aushaltsjahr übertragen werden (BArch Koblenz R 73/13911).

12. Einweihung des Instituts für Meereskunde (1937)

Am 15. Juni 1937 übergab der Universitätskurator Dr. Max Sitzler das IfM an Re- mane und w ürdigte die Verdienste von Victor Hensen und der Preußischen Kom­

m ission. Vor dem Ersten W eltkrieg sei ein stattliches M eeresforschungs-Potential in Kiel entstanden. A ber dann habe Kiel aufgehört, in der M eeresforschung die führende Stelle einzunehm en.

»Nach der nationalsozialistischen Revolution im Jahre 1933 hat die K ieler P hilo­

sophische Fakultät den A nstoß zur Wiederherstellung der früheren w issenschaftli­

chen Stellung in der M eeresforschung gegeben, indem sie nunm ehr die E inrich­

tung eines besonderen Instituts fü r M eereskunde beim Preußischen Staat bean­

tragte ... M öchte das neu begründete Institut fü r M eereskunde seine wissen­

schaftlichen und praktischen Aufgaben in Zukunft voll erfüllen entsprechend den Erwartungen des Staates, zum Ruhm e der Christiana Albertina und zum Segen des D eutschen Volkes! In dieser Hoffnung übergebe ich Ihnen, H err Professor Rema- ne, als dem derzeitigen Direktor, im Nam en des H errn M inisters und m it dessen besten Glückwünschen das Institut fü r M eereskunde. Hochverehrte Gäste! Ehe ich das Wort weitergebe, bitte ich Sie, sich von ihren Plätzen zu erheben und des M an­

nes zu gedenken, der uns das Fundam ent eines neuen Lebens in Volk und Staat ge­

legt hat und ohne dessen Wirken auch die Begründung und heutige Einweihung des neuen Instituts nicht möglich gewesen wäre. D er Führer und Reichskanzlei- A d o lf H itler Sieg Heil!« (Sitzler, 1937, S. 99-101). A nschließend hielt Remane ei­

ne w issenschaftliche Vorlesung »Die Bedeutung der K ieler Bucht für die allge­

m eine M eeresforschung« (Rem ane, 1937).

Später argum entierte Rem ane, »daß das Institut auch eine kulturpolitische B edeu­

tung besitze, die a u f keinen Fall unterschätzt werden darf. D ie Wissenschaft ist m indestens in gleichem M aße wie der Sport ein Gebiet, a u f dem der friedliche Streit der Völker um ihre Weltgeltung ausgefochten wird« (Rem ane, 1938, S. 2).

Einen Ü berblick über die in Kitzeberg geschaffenen A rbeitsräum e des IfM und über die Forschungsthem en geben Rem ane & W attenberg (1939).

13. Meeresgeologische Forschungsstelle (1936-1937)

Bereits am 1. A pril 1936 w ar eine provisorische »M eeresgeologische Forschungs­

stelle« eingerichtet worden und hatte unter Leitung von Wasmund am 1. Juli 1936 die Arbeiten aufgenom m en (Anonymus, 1936). 1. A ssistent für G eotechnik wurde Groschopf, 2. A ssistent für M ineralogie wurde Lamcke. G leichzeitig mit dem Hy-

(21)

Abb. 7: P rofessor Erich W asm und (aus T hienem ann, 1948).

drochemischen Laboratorium unter Leitung von W attenberg bezog die For­

schungsstelle die Villa Niemeyer in Kitzeberg (Post H eikendorf), nachdem sie von der Dozentenakademie geräumt worden war. Beide A rbeitsgruppen sollten später mit dem geplanten Institut für M eereskunde vereinigt werden.

Remane hatte zwar seit dem 1. März 1936 den Auftrag, das IfM zu gründen, er wurde aber offiziell erst am 1. April 1937 kom m issarischer D irektor des IfM . Er beklagte sich am 24. September 1936 in einem B rief an den D ekan (LAS 47/1828 Blatt 167). Wasmund habe ihm gegenüber betont, er, Rem ane, sei nicht W asmunds Direktor. Wasmund habe andererseits eigenm ächtig eine B etriebsordnung für das Institut in Kitzeberg erlassen, in der er sich als Vertreter des D irektors bezeichne.

Der Rektor forderte vom Kurator disziplinarische M aßnahm en gegenüber Was­

mund (LAS 47/1828 Blatt 172-174). In seiner Antwort vom 21. O ktober 1936 missbilligte der Kurator zwar das Verhalten von W asmund, aber w eitergehende Maßnahmen lehnte er ab, da »eine Disziplinierung des Professors W asm und im gegenwärtigen Zeitpunkte, wie mir der zuständige H err Referent des M inisterium s bereits mündlich ändernde, der etatmäßigen Begründung des Instituts f ü r M eeres­

kunde ernste Schwierigkeiten bereiten würde« (LAS 47/1828 Blatt 175-176a).

(22)

Mit der Gründung des IfM am 1. A pril 1937 wurde die M eeresgeologische For­

schungsstelle zur G eologischen A bteilung des neuen Instituts. Wasmund fühlte sich durch die neu in das Gebäude einziehende Biologische Abteilung räum lich stark beengt: »1937 war vom 1. A pril bis 1. D ezem ber das Personal der For­

schungsstelle ununterbrochen in See und an der Küste tätig, um fü r den Vierjah­

re splan eine Expedition a u f bestimmte Rohstoffe durchzuführen. N ach Rückkehr konnte das m itgebrachte M aterial und die erforderlichen Untersuchungsgeräte nicht m ehr untergebracht werden. Zudem wuchsen sich sachliche Differenzen über Raum fragen, Vordringlichkeit praktischer Arbeiten, Geheimhaltung, N otw endig­

keit seem ännischer Ausbildung usw. zu schweren persönlichen Konflikten zw i­

schen dem D irektor des Instituts und Wasmund aus«, kom m entiert Thienem ann (1948, S. 24).

D er am 18. O ktober 1936 erlassene Vierjahresplan hatte das Ziel, Unabhängigkeit vom Ausland bei der Versorgung m it Roh- und Grundstoffen zu erreichen.

14. Wasmunds Ausscheiden aus dem Institut für Meereskunde (1939) Anfang Mai 1937 diskutierte die mit Vorschlägen für die Besetzung der A btei­

lungsleiterstellen im IfM betraute Kommission der Philosophischen Fakultät, ob die G eologische A bteilung anstelle von Wasmund besser von dem Königsberger Professor O tto Pratje (1870-1952, Nachruf: Böhnecke, 1952) geleitet werden soll­

te (LAS 460.1 (alt 312), Protokoll Ehrenrat, S. 9). Der Reichsdozentenführer hatte am 22. M ai 1937 m itgeteilt, dass die Ehefrau Pratjes nur als Vierteljüdin anzuspre­

chen sei, was kaum praktische Folgerungen für die Berufsstellung von Pratje ha­

ben würde (LAS 47/11829 Blatt 51). Rem ane hatte Fachkollegen um ihre G utach­

ten zu W asmund und Pratje gebeten (BArch Berlin, BDC 80.00001746 BO 514, Pratje, Otto. Diese Akte haben wir nicht eingesehen, den Hinweis verdanken wir Frau Dr. Dagny W asmund, Berlin).

Am 13. Mai 1937 erfuhr W asmund über Thienem ann von den Überlegungen der Fakultät und beschwerte sich darüber am 18. Mai 1937 in einem B rief an den G e­

neralsachverständigen für den Vierjahresplan (Büro Keppler). E r beklagte sich, Rem ane sabotiere den Vierjahresplan und hielte Arbeiten im Dienste der A ufrü­

stung und des Vierjahresplans für eine Herabwürdigung der reinen Theorie. U ni­

versitätsinstitute seien nach Ansicht Remanes zu gut für solche praktischen A rbei­

ten. Da Rem ane W asmunds Arbeiten behindere, forderte Wasmund für sich ein selbstständiges Institut (LAS 460.1 (alt 312), Protokoll Ehrenrat S. 3-9). Von die­

sem B rief erhielten aber w eder Rem ane noch Rektor, Dekan und Kurator A b­

schriften.

Rem ane und d er Rektor erfuhren erst im Juni 1937 gerüchtweise von W asmunds Beschw erdeschrift, die höheren Ortes vorläge und die, allgemein gesprochen, R e­

mane der Sabotage am Vierjahresplan bezichtigte (LAS 47/1599 Blatt 193-195).

(23)

Am 24. Juni 1937 teilte Remane dem R ektor m it, auch er habe gesprächsw eise von der Beschwerde erfahren und dass er gesagt haben soll, d er V ierjahresplan ruiniere die W issenschaft (LAS 47/1599 Blatt 200). D er U niversitätsrat (Syndi­

kus) der CAU, Franz Kock, gab daraufhin im O ktober 1937 W asm und und R em a­

ne Gelegenheit, zu den in Wasmunds Beschw erdebrief aufgew orfenen Fragen Stellung zu nehmen, ohne aber den B rief selbst vorzulegen. A m 3. F eb ru ar 1938 forderte der Minister Wasmund auf, »sich künftig der Ihren Vorgesetzten zu erw ei­

senden Disziplin zu befleissigen«. G leichzeitig bat er R em ane, »die vergangenen Vorfälle a u f sich beruhen zu lassen« (LAS 460.1 (alt 312), Protokoll E hrenrat S.

11).

Der fortgesetzte Streit führte dazu, dass R em ane am 12. F ebruar 1938 darum bat, ihn von seinen Pflichten als kommissarischer D irektor des IfM zu entbinden. Eine weitere Zusammenarbeit m it W asmund würde doch w ieder zu Schw ierigkeiten führen (LAS 47/1829 Blatt 26-27). D er Dekan lehnte es jed o ch ab, dieses G esuch weiterzuleiten, und beantragte am 21. Februar 1938 beim M inister W asm unds Versetzung an ein anderes Institut. A uf keinen Fall würde die Fakultät W asm und für die von ihm bisher kommissarisch besetzte A bteilungsleiterstelle als planm äßi­

gen Inhaber dieser Stelle in Vorschlag bringen (LAS 47/1829 B latt 21-23).

Am 7. März 1938 schlug der Dekan dem M inister fü r die B esetzung d er m eeres­

geologischen Abteilungsleiterstelle am IfM Pratje vor. D er B esetzungsvorschlag wurde dann aber zurückgehalten. Pratje war inzwischen m it der Einrichtung und Leitung des Sachgebietes »Meeresgeologie« an der D eutschen Seew arte in H am ­ burg beauftragt worden.

Am 30. November 1938 forderte Remane von W asmund eine A bschrift des B rie­

fes vom 18. Mai 1937 an den Generalsachverständigen für den V ierjahresplan und schrieb: »Ich zweifele nicht, daß Sie als Nationalsozialist, D ozent und O ffizier so ­ viel Ehrgefühl haben werden, um eine Angelegenheit, in der der Verdacht der D e ­ nunziation besteht, klarzustellen« (LAS 460.1 (alt 312), Protokoll Ehrenrat S. 12).

Wasmund em ptand dieses Schreiben als Beleidigung, wandte sich an den NSD- Dozentenbund und beantragte die Einleitung eines ehrengerichtlichen Verfahrens.

Der Gaudozentenbundführer und SS-General Löhr rief daraufhin einen siebenköp­

figen Ehrenrat ein, der klären sollte, ob einer der beiden Beteiligten oder beide sich unehrenhaft verhalten hätten. M itglieder des Ehrenrates w aren P rofessor Dahm (Rektor, Vorsitzender), Dozent Küntscher, Dozent M arquort, P rofessor H ar­

der. Professor Busse. Professor Thienemann (von W asmund benannt) und Profes- sor Holzlöhner (von Remane benannt). Der Ehrenrat trat am 23. und am 28. D e­

zember 1938 zusammen und gelangte einstim m ig zu folgenden Beschlüssen (LAS

„ , ' . *a 1 ~ Protokoll Ehrenrat S. 1): » /. Professor W asm und hat in dem - t iei en \om 18.3.1937 an das Büro Keppler gegen Professor Rem ane Vorwürfe

^ 1 le fi. ^ 'n ^ e> ^ ehr:ahl der Fälle als unrichtig erw iesen haben. Profes-

> r asmun at sich dadurch einer schweren Ehrverletzung gegenüber P rofessor iane sl u ig gemacht. Professor Wasmunds Verhalten in dieser Angelegenheit

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ist eines D ozenten unwürdig. 2. D er B r ie f Professor Rem anes an Professor Was- m und vom 30.11.1938 enthält keine Beleidigung«.

W asmund durfte daraufhin nicht weiterhin als Forscher und Lehrer an einer deut­

schen Universität tätig sein und schied 1939 als kom m issarischer A bteilungsleiter aus dem IfM aus. 1940 w urde er au f eigenen Antrag aus dem Hochschuldienst entlassen (BArch Berlin ZA V 258 Blatt 170). Am 23. Juni 1939 entschied auch der R eichsführer SS, dass »die Unterstützung des Professors Wasmund in der vom R eichsführer SS geplanten A rt selbstverständlich nicht m ehr möglich sei und die A ngelegenheit Wasmund aufgegeben wird« (BArch Berlin (BDC) Ahnenerbe, Wasmund, Erich). Die Institution »Ahnenerbe« der SS war 1935 von Heinrich H im m ler zur w issenschaftlichen Begründung nationalsozialistischer Rasse- und Vorgeschichtsvorstellungen errichtet worden und betrieb ab 1939 auch naturw is­

senschaftliche Projekte, ab 1943 auch tödliche Unterkühlungsexperim ente mit H äftlingen des K onzentrationslagers Dachau, an denen der K ieler Physiologe Pro­

fessor Em st H olzlöhner beteiligt war (Kater, 1997).

W asmund hatte schon am 1. April 1938 mit eigenen Forschungsm itteln und mit Unterstützung des »G eneralsachverständigen für den Vierjahresplan, Arbeitsgebiet Erforschung des deutschen Bodens« eine vom IfM unabhängige M eeresgeolo­

gische Forschungsstelle gegründet, die das Personal der G eologischen Abteilung des IfM übernahm (Thienem ann, 1948). Sie bezog in Kitzeberg das G ebäude

»Haus Lug in See« m it 11 A rbeitsräum en, 3 Laboratorien und 5 Nebenräumen.

Ende 1939 w urde sie in die Reichsstelle für Bodenforschung eingegliedert. Was­

m und bekam am 1. M ai 1940 eine Stelle als w issenschaftlicher Angestellter, am 22. Februar 1941 wurde er Bezirksgeologe und Beam ter der Besoldungsgruppe A2c2 (BArch Berlin ZA V 258 Blatt 169). Haus Lug in See wurde am 15. Sep­

tem ber 1944 durch Bom ben zerstört. Heutige Adresse: Konsul-Lieder-Allee 27, 24226 H eikendorf (Anonym us, 1940; Thienem ann, 1948, S. 24).

15. Ernennungen noch kurz vor Kriegsende (1944-1945)

Am 28. O ktober 1940 beantragte der Dekan die Schaffung eines Ordinariats für M eereskunde in der Universität Kiel. Die Leitung der beiden großen und räumlich weit voneinander getrennten Institute für Zoologie und für M eereskunde durch ei­

ne Person (Rem ane) sei von Anfang an nur als eine Übergangslösung gedacht ge­

wesen. Für die Besetzung des beantragten m eereskundlichen O rdinariats und der dam it verbundenen D irektorstelle schlug er Wattenberg vor und bat. dessen Lehr- befugnis auf das Gesam tgebiet der M eereskunde zu erweitern (GStA 76/727 Blatt 83-85). Ein unbesetztes O rdinariat für Praktische Theologie an der Universität M arburg wurde in die CAU verlegt und dort in ein O rdinariat für Meereskunde verwandelt (Anordnung des M inisters vom 7. N ovem ber 1941; GStA 76/727 Blatt 87). Die Universität M arburg protestierte vergeblich.

Am 7. Januar 1942 erneuerte der Rektor den Antrag auf Schaffung eines O rdina­

riats für M eereskunde und schlug erneut Wattenberg zur Besetzung vor. Bei die-

(25)

Abb. 8 Professor Herm ann W attenberg. A rchiv IfM .

sem Vorschlag hätten ihn die Professoren Dr. Georg Tischler (1878-1955, D irektor des Botanischen Instituts. Biographie: Reese, 1970) und R em ane unterstützt und hätten die alleinige Nennung Wattenbergs gebilligt (GStA 76/727 Blatt 101). D er Minister übermittelte den Berufungsvorschlag aber erst am 12. N ovem ber 1943 an die Parteikanzlei der NSDAP (GStA 76/727 Blatt 121). Die Parteikanzlei antw or­

tete am 18. Februar 1944, dass gegen die Ernennung W attenbergs in politischer Hinsicht keine Bedenken erhoben werden (GStA 76/727 Blatt 123). D araufhin schrieb der M inister am 19. Mai 1944 an Wattenberg: »Der Führer hat Sie zum o r­

dentlichen Professor ernannt. Ich verleihe Ihnen m it Wirkung vom / . M ai 1944 in der Philosophischen Fakultät der Universität Kiel die freie Planstelle eines o r­

dentlichen Professors mit der Verpflichtung, die M eereskunde und H ydrographie in Vo> lesungen und Übungen zu vertreten. Gleichzeitig bestelle ich Sie zum D irek­

tor des Instituts fü r Meereskunde und zum Leiter d er Abteilung fü r H ydrographie desselben Instituts an der Universität Kiel« (GStA 76/727 B latt 125-126 und

BArch Berlin ZB 11/1861 A. 18 Blatt 368-369).

Damit endet die Periode, in der Remane in Personalunion das Institut für M eeres­

kunde und das Zoologische Institut und Museum der CAU leitete.

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