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Kortikosteroide als Add-on bei Lungenentzündung?

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 82016

STUDIE REFERIERT

Die ambulant erworbene Pneumonie (com- munity-acquired pneumonia, CAP) gehört immer noch zu den häufigsten Todesursa- chen. Trotz effektiver Antibiotika betragen die Sterblichkeitsraten bei schwerer CAP bis zu 40 Prozent. Zur unterstützenden Be- handlung werden häufig Kortikosteroide gegeben. Diese Substanzen hemmen die Bil- dung von Zytokinen und wirken so der Entzündungsreaktion entgegen. Der Nut- zen adjuvanter Kortikosteroide im Hin- blick auf die Sterblichkeit wird derzeit je- doch kontrovers diskutiert.

In einem systematischen Review mit Meta - analyse untersuchten chinesische Wissen- schaftler zunächst anhand randomisierter kontrollierter Studien (randomized con- trolled trials, RCT) die Effekte einer adju- vanten Kurzzeit behandlung mit Kortiko - steroiden bei CAP im Vergleich zu Plazebo oder zu keiner Kortikosteroidapplikation.

Zur Bestätigung der Ergebnisse aus den RCT werteten die Autoren zusätzlich Ko- hortenstudien aus. Als primären End punkt definierten sie die Mortalität.

Ergebnisse

Die Wissenschaftler schlossen 9 RCT mit 1667 Patienten und 6 Kohortenstudien mit 4095 Patienten aus dem Zeitraum von Mai 1950 bis Mai 2015 in ihre Metaanalyse ein.

An vier RCT nahmen Patienten mit schwe-

rer CAP teil, in 5 RCT reichte die Krank- heitsausprägung von leichter bis schwerer CAP. In den Kohortenstudien litten alle Teilnehmer unter einer schweren CAP.

Die Kortikosteroidbehandlung erfolgte mit durchschnittlich 30 mg/Tag Methylpredni- solon-Äquivalent (Methylprednisolon [z.B.

Medrol® und Generika], Prednison [ Pred- nison Galepharm®, Prednison Streuli®], Hydrocortison [z.B. Hydrocortison Gale- pharm®, Hydrocortone®, Plenadren®], Dexametha son [zahlreiche Spezialitäten], Prednisolon [zahlreiche Spezialitäten]) über durchschnittlich 7 Tage (1–9 Tage).

Die Kortikosteroide wirkten sich nicht sta- tistisch signifikant auf die Mortalität aus.

In den RCT betrug das relative Risiko (RR) bei unterschiedlicher Krankheitsausprä- gung und bei schwerer Pneumonie 0,72 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,43–1,21).

In den Kohortenstudien lag das RR bei 1,00 (0,86–1,17).

Allerdings waren die Kortikosteroide mit einem verminderten Risiko für akutes Lun- genversagen (acute respiratory distress syn- drome, ARDS) verbunden (RR: 0,21;

0,08–0,59). Zudem verkürzten sie den Auf- enthalt im Krankenhaus und auf der Inten- sivstation sowie die Dauer der intravenösen Antibiotikabehandlung und die Zeit bis zur klinischen Stabilität.

Die kurzfristige Applikation der Kortiko - steroide war nicht mit erhöhten Raten unerwünschter Ereignisse wie Hyperglyk - ämien, Superinfektionen, gastrointestinalen Blutungen oder Emphysemen verbunden.

Subgruppenanalysen

Auch in den meisten Subgruppenanalysen, etwa bezüglich der Schwere der CAP, der Ausprägung der Entzündungsreaktion (CRP [C-reaktives Protein] im Serum > 250 mg/dl vs. CRP ≤ 250 mg/dl) oder der Behand - lungsdauer (< 7 Tage vs. ≥ 7 Tage) zeigte sich kein signifikanter Unterschied im

Hinblick auf die Mortalität im Vergleich zu Plazebo.

Eine deutliche Verringerung der Mortali- tätsraten wurde lediglich in 3 Studien mit insgesamt 184 Patienten be obachtet, in denen die Teilnehmer eine initiale Kor - tikosteroid-Ladungsdosis erhalten hatten (RR: 0,23; 0,09–0,63; p = 0,004). In 4 wei- teren Studien mit 304 Patienten war eine kumulative Kortikosteroiddosis > 300 mg mit einer signifikanten Senkung der Sterb- lichkeitsrate verbunden (RR: 0,37; 0,15–

0,90; p = 0,03). Die Ergebnisse dieser bei- den Subgruppenanalysen sollten jedoch aufgrund der geringen Patientenzahlen und des potenziellen Verzerrungsrisikos vor- sichtig interpretiert werden.

Diskussion

Im Anschluss an ihre Metaanalyse dis ku - tierten die Autoren, weshalb die kurzfris- tige Applikation von Kortikosteroiden nicht mit einem signifikanten Überlebens- vorteil verbunden war. Zum einen könnte in manchen Studien die Dosierung (in einer Studie 40 mg/Tag) zu niedrig gewesen sein, um eine wirksame Serumkonzentrationen über 24 Stunden zu gewährleisten. Diese Vermutung bestätigte sich jedoch nicht. In einer Subgruppenanalyse von Studien mit ausreichend hohen Dosierungen beobach- teten die Forscher zwar einen tendenziellen Rückgang der Mortalität, der Unterschied zu Plazebo erreichte jedoch keine statis - tische Signifikanz.

Da Kortikosteroide die Zytokinfreisetzung modulieren, lag auch die Überlegung nahe, dass vor allem Patienten mit schwerer CAP und ausgeprägter Immunreaktion von der Begleittherapie profitieren könnten. In der entsprechenden Subgruppenanalyse wurde jedoch auch bei Patienten mit hohen CRP- Serumkonzentrationen keine si gnifikante Re- duzierung der Mortalitätsrate beobachtet.

Des Weiteren könnte der Rebound-Effekt nach Absetzen der Kortikosteroide zu der nicht verminderten Sterblichkeit beitragen.

In 2 Studien konnte an Tag 10 anhand der CRP-Serumkonzentrationen ein deutlicher Rebound-Effekt nachgewiesen werden. Petra Stölting

Quelle: Wan YD et al.: Efficacy and safety of corticosteroids for community-acquired pneumonia: a systematic review and meta- analysis. Chest 2016; 149(1): 209–219.

Interessenkonflikte: Alle Autoren der referierten Originalstudie erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

Kortikosteroide als Add-on bei Lungenentzündung?

In einem systematischen Review mit Metaanalyse verkürzte eine adju- vante Gabe von Kortikosteroiden bei ambulant erworbener Pneumonie die Krankheitsdauer und senkte das Risiko für akutes Lungenversagen.

Eine signifikante Reduzierung der Sterblichkeit wurde allerdings nicht beobachtet.

Chest

Mit der kurzfristigen adjuvanten Applikation von Kortikosteroiden kann die Dauer einer CAP ver- kürzt und das Komplikationsri- siko gesenkt werden.

Die Mortalität wird dadurch nicht signifikant beeinflusst.

MERKSÄTZE

Referenzen

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