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Kreuzschmerzen: Kortisonspritze lindert nur kurz

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 132017

STUDIE REFERIERT

Um Patienten mit chronischen Kreuz- schmerzen (chronic low back pain, cLBP) zielgerichtet therapieren zu können, wer- den seit einigen Jahren anhand der Magnet - resonanztomo grafie-(MRT-)Befunde dia - gnostische Subgruppen gebildet. Der Ra- diologe Michael T. Modic fand im Jahr 1988 Veränderungen an Deck- und Boden- platten von Wirbelkörpern, welche an de- generativ geschädigte Bandscheiben angren- zen, und teilte diese in drei Gruppen ein:

Wirbelkörper mit subchondralem Kno- chenmarködem (Modic 1)

Wirbelkörper mit einer Verfettung des Knochenmarks (Modic 2)

Wirbelkörper mit Sklerosierungen der Knochensubstanz (Modic 3).

MC Typ 1 häufig

bei Diskusdegenerationen

Degenerative Wirbelkörperveränderungen (Modic changes, MC) vom Typ Modic 1 werden bei asymptomatischen Patienten ohne degenerative Bandscheibenerkran- kung kaum diagnostiziert. Hingegen zeigen fast 46 Prozent der Patienten mit cLBP in

der MRT ein subchondrales Ödem. Der Zusammenhang von MC Typ 1 und einer benachbarten degenerativen Bandscheiben- veränderung scheint gegeben zu sein. Es liegt deshalb nahe, bei cLBP eine Therapie anzuwenden, welche die lokalen Entzün- dungsprozesse unterbricht, wie beispiels- weise eine intradiskale Glukokortikoid - injektion (glucocorticoid intradiscal in- jection, GC IDI).

Für die hier besprochene französische Stu- die wurde von der Hypothese ausgegangen, dass Modic-1-Veränderungen ein radio - logischer Hinweis auf eine degenerative Bandscheibenerkrankung sind. Insgesamt 135 Patienten wurden in diese doppelblind randomisierte Multizenterstudie eingeschlos- sen. Tägliche Kreuzschmerzen seit mindes- tens 3 Monaten mit einer Intensität von mindestens 40 auf einer 11-Punkte-Skala (0 = keine Schmerzen, 100 = maximale Schmerzen, Abstufung in 10-Punkte-Schrit- ten) während der letzten 48 Stunden sowie MRT-Läsionen des Typs Modic 1 seit weni- ger als 6 Monaten waren die Einschluss - kriterien. Bei allen Patienten wurde eine Diskografie mit 1 ml des Kontrastmittels Iodixanol (Visipaque®320, in CH nicht re- gistriert) auf Höhe der lumbalen Modic-1- Läsion durchgeführt. Der Interventions- gruppe (n = 67; Kontrollgruppe n = 68) wurde zusätzlich zum Kontrastmittel 1 ml (25 mg) Prednisolon (Hydrocortancyl®, in CH nicht registriert) verabreicht. Als pri- märer Endpunkt wurde eine LBP-Intensität von weniger als 40 auf der 11-Punkte-Skala einen Monat nach Intervention definiert.

Nach 12 Monaten wurde der sekundäre Endpunkt gesetzt, und es wurden die LBP- Intensität, die Persistenz der aktiven Disko- pathie in der MRT, LWS-bedingte Akti vi- tätseinschränkungen (Quebec Back Pain Disability Scale), die Lebensqualität (Physi- cal Component Summary) und das Vor-

handensein von Depressionssymptomen (Hospital Anxiety and Depression Scale) beurteilt. Bewertet wurden auch die Selbst- einschätzung der Patienten über ihren Gebrauch von Schmerzmitteln (inkl. nicht steroidale Antirheumatika, NSAR), die Ar- beitsfähigkeit und Veränderungen des LBP- abhängigen Aktivitätslevels während der Studienperiode.

Langfristig keine Wirkung der GC IDI In der untersuchten Studienpopulation wurden am häufigsten Modic-1-Verände- rungen auf Höhe L4/L5 (33,3%) und L5/S1 (54,1%) diagnostiziert. Die durchschnitt - liche Schmerzintensität wurde mit 70 (40–80) angegeben. Nach einem Monat gaben 36 Patienten aus der Interventions- gruppe (55,4%) ein Schmerzlevel von weniger als 40 und damit eine deutliche Schmerzlinderung an. In der Kontroll- gruppe waren es immerhin 21 Patienten (33,3%), bei denen es nach der Diskografie ebenfalls zu einer Symptomverbesserung kam. Vorübergehend (3 Monate nach In- tervention) lag die Schmerzintensität der Patienten der Interventionsgruppe sogar über derjenigen der Kontrollgruppe (50,5 vs. 43,9). Ein möglicher Rebound-Effekt der Glukokortikoide könnte dafür eine Er- klärung sein. 12 Monate nach Intervention lagen die Angaben beider Kohorten wieder über 40 (Interventionsgruppe: 51,5; Kon- trollgruppe: 42,5). Zu einer Verbesserung des durch die cLBP eingeschränkten sub- jektiven Aktivitätslevels kam es wohl einen Monat nach Intervention (Interventions- gruppe: 84,6%; Kontrollgruppe: 54,0%), nach 12 Monaten konnte dieser Effekt je- doch nicht mehr festgestellt werden. 54 Pa- tienten insgesamt benötigten im Verlauf der Studiendauer eine Hospitalisation als Folge von Komplikationen ihrer cLBP. Der relativ schlechte psychische Allgemeinzustand der Studienpopulation (hohe Arbeitsun fähig - keitsrate, Angst- und Depressionssym ptome, Vermeidungsverhalten, ungüns tige Coping- Strategien) kann einen Einfluss auf die Stu- dienresultate gehabt haben. Mariannne I. Knecht

Quelle: Nguyen C et al.: Intradiscal glucocorticoid injection for patients with chronic low back pain associated with active discopathy: a randomized trial. Ann Intern Med 2017: 166(8):

547–556.

Interessenlage: Die referierte Originalstudie wurde über ein Forschungsstipendium des französischen Gesundheitsministe- riums finanziert und vom Département de la Recherche Clinique et du Dévelopement de l’Assistance Publique – Hôpitaux de Paris gesponsert.

Kreuzschmerzen:

Kortisonspritze lindert nur kurz

Chronische Kreuzschmerzen sind weit verbreitet und führen häufig zu einer langfristigen Invalidität. Oft sind degenerative Bandscheiben - erkrankungen die Ursache, weshalb intradiskale Glukokortikoidinjektionen als – wenn auch wegen ihrer potenziellen Nebenwirkungen umstrittene – Therapieoption infrage kommen. Eine aktuelle Studie konnte ihr aller- dings nur vorübergehende Effektivität bescheinigen.

Annals of Internal Medicine

Die intradiskale Glukokortikoid- injektion (GC IDI) konnte als Therapie option bei cLBP und aktiver Diskopathie wegen der fehlenden Langzeitwirkung nicht bestätigt werden.

Der schnelle, wenn auch limi- tierte Wirkungseintritt der GC IDI untermauert jedoch die Hy- pothese, dass lokale Entzün- dungsprozesse bei der Pathoge- nese einer aktiven Bandscheiben- erkrankung eine Rolle spielen.

MERKSÄTZE

Referenzen

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