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Das dritte Capitel des Vendidäd.

Von Wilhelm Gelder.

„Eine üebersetzung des gesammten Awesta muss auch heute

noch misslingen' ; sie kann überhaupt nur gelingen , wenn alles

Material, welches zur Erkliirung der Awestatexte uns zur Verfügung

steht, geprüft, gesichtet und in umfassendster Weise verwerthet

ist. In der Kubn'schen Zeitschrift Bd. XXIV pg. 542 behandelt

Geldner in seinen „Uebersetzungen aus dem Avesta' auch das

3. Capitel des Vendidäd. Seine Arbeit bekundet wesentliche Fort¬

schritte, sie leidet aber <an einem, wir sagen : bedeutenden Mangel,

nämlich an ungenügender Berücksichtigung der traditionellen Ueber¬

setzung. So wurde vorliegende Abhandlung in der That durch

jene Arbeit Geldner's veranlasst und hat den Zweck, zur Exegese

des fraglichen Abschnittes auch von traditioneller Seite beizubringen,

was eben beigebracht werden kann. Ueber den Werth und Un¬

werth der Tradition ist in allgemeinen Ausdinicken schon genug¬

sam hin und her geschrieben und gestritten worden. Ich will

es versuchen, die Thatsachen sprechen zu lassen ; vielleicht gelingt

es ihnen mebr, die Aufmerksamkeit auf die Tradition und ibre

Bearbeitung zu lenken, als theoretische Erörterungen diess zu

thun im Stande sind.

Zunächst Einiges über die Composition des Abschnittes. Ich

stimme hier im Wesentlichen mit Geldner überein: das in Frage

stehende Capitel ist ein Conglomerat von mehreren , mehr oder

weniger eng zusammengehörigen Stücken verschiedenen Inhalts.

Den wesentlichen Kem des Ganzen bildet eine Reihe von Vor¬

schriften, wie man der Erde, resp. der Erdgottheit Annehmlich¬

keiten erweisen könne , und zwar liegt — so scheint es uns —

die Bearbeitung dieses Themas in einer doppelten Recension

vor, wovon die erste in 1—11 (W.), die zweite in 12—13, 22

—23, 34—35 enthalten ist. Bemerkenswerth ist dabei, dass der

Abschnitt 1—11 in seinem ungestörten Zusammenhang im Texte

steht, also vielleicht die ältere Recension repräsentirt, während

Bd. XXXIV. 28

(2)

416 Geiger, das dritte Capitel des Vendidäd.

der andere Abschnitt durch zahlreiche, loser oder enger angefügte

Einschiebsel unterbrochen ist.

I. 1—5. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wo wud

zuerst die Erde am meisten erfreut? Zur Antwort gab Ahura

mazda: wo immer fromme Männer einher gehen, o Zarathushtra

du Sohn des Spitama, mit Brennholz, Opferzweigbündeln, Fleisch

und Mörsern in der Hand und in Uebereinstimmung mit dem

Gesetze Gebete sprechend (»den Mithra will ich preisen, der über

weite Fluren gebeut, und den Räma hvästra").

n. 6—9. Schöpfer der Körperwelt, du heihger! wo wird

zum zweiten die Erde am meisten erfreut? Zur Antwort gab

Ahura mazda: wo ein frommer Mann ein Haus erbaut, in welchem

Feuer, Vieh, Frauen, Söhne und Gesinde sind; Iü. 10 fürderhin

wird es in dieseto Hause in Fülle geben Vieh und Frömmigkeit,

Futter und Hunde, Prauen imd Kinder, Feuer und jegUchen

Lebensgenuss.

I. kva paoirim aghAo zemö s'äiülitem Übersetzt Gelduer ungeuau: „wo ist es auf die^r Erde zuvörderst am annehmlichsten ?" Die Tradition will zem persönlich gefasst wissen und diess passt treffiich in don Ton des ganzen Capitels; 26 ff. wird ja die Erde redend eingeführt, s'äishtem ist superl. zu s'äo „fröhlich" (24); wörtlich Ubersetzt hiesse der Satz also: „wie (wo) ist zu¬

vörderst dieser Erde FröhlichstesDie Tr. hat : äigh fratum denman damik äsäntum, äigh minöi damik äsänih min miman bish „wie wird zuerst diese Erde am erfreutesten, d. h. die Freude des Erdgeistes — wodurch wird sie

vermehrt?" '

gao-zastö „Fleisch in der Hand", Geldner „Milch". Ueber die Frage, wie gao zu übersetzen sei , ist schon viel disputirt worden. Soviel ist sicher , dass man wenigstens zu der Zeit, ab die traditionellen Uebersetzungen verabfasit wurden (daher die Uebers. basaryä ys. 61. 4; hier allerdings jäm „Becher"), Fleisch damit meinte.

Die eingeklammerten Worte sind späterer Zusatz, direkte Anführung eines bestimmten Gebetes. Die Pehleviübersetzer wussten diess recht wohl, denn sie fuhren das Sätzchen mit äigh ein; Geldner aber liest jaidhyän statt jaidhyäm

und nimmt es als als part, praes. Die guten Hdschrft. aber haben sämmtlich letztere Lesart, jaidhyän steht nur in den beiden pers. Hdschrft. Kg und K, deren textkritischer Werth noch lange nicht gesichert ist. Es wäre gut, wenn einmal in dieser Beziehung mehr zwischen den einzelnen C«dd. geschieden würde. Uebrigens mttsste das part, praes. doch jaidhjäs, jaidhyö oder jaidhyäo lauten.

U. väthwa „Gesinde"; die Trad, übersetzt es durch ramak und zwar ramak anshfttään, ramak gösfandän (vd. 2. 2) also „Heerden vou Menschen und vom Vieh".

UI frapithwö ist loc. sing, von frapitu; P. fräz patishn. Geldner sieht in frapithwa ein adj. und glaubt demnach, dass die correkte Endung desselben vor as'em u. s. w. fälschlich dem masc. angeglichen worden und dem ent¬

sprechend der § zu emendiren sei. Doch ist diese Annahme unnöthig, sobald man frapithwö in unserer Weise erklärt.

,,Und jeglichen Lebensgenuss" vispäm-hujyäitish. Die Endung äm ist auf¬

fallig. Geldner emendirt vispa Imjyäitish, allein gegen jegliche hdschi-ftl. Au¬

torität. Ueberdiess haben wir iu nairyäm-hämvareti eine analoge Bildung.

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Geiger, das dritte Capitel des Vendidad. 417

rv. 11—14. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wo wird

zum dritten die Erde am meisten erfreut? Zur Antwort gab

Ahura mazda: wo man am meisten, o Sohn des Spitama Zarathushtra,

Getreide erzeugt und Viebfutter und fruchttragende Bäume, wo

man dürres Land in bewässertes verwandelt und Sumpf in

trockenes Land.

V. 15—17. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wo wird

zum vierten die Erde am meisten erfreut? Zur Antwort gab

Ahura mazda: wo man am meisten Kleinvieh und Grossvieh

züchtet

VI. 18—20. Schöpfer der Körperwelt du heiliger! wo wird

zum fünften die Erde am meisten erfreut? Zur Antwort gab

Ahura mazda: wo am meisten Kleinvieh und Grossvieh Ham

lassen.

vn. 21—24. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wo wird

zum ersten die Erde am meisten betrübt! Zur Antwort gab

Ahura mazda: auf dem Gipfel des Berges Arzur, woselbst die

Dämonen und die Hexen Zusammenkunft halten aus ihren Schlupf¬

winkeln.

VEL 25—27. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wo

wird zum zweiten die Erde am meisten betrübt? Ziu' Antwort

gab Ahura mazda: wo immer am ineisten todte Hunde und

Menschen eingegraben liegen.

IV. Sehr ansprechend ändert Geldner anäpem äi äpem in anäpemäi äpem, allein die Hdschrft., die meines Wissens consequent trennen, sträuben sich gegen eine Textänderung. Ueberdiess würde man eher einen doppelten acc.

boi kar erwarten. P. hanächa mun zak anäpömand zak (= altb. äi) äpomand

vakhdünd — äigh bdsh vafrih barä vakhdftnd —■ zak äpömand anäp vakh-

dflnd — äigh äpSmand, äpdäshak, damik vakhdflnd „wo man wasserloses Land zu bewässertem macht (d. h. die Feuchtigkeit — np. OjJ — mehrt) und wo man wasserreiches Land entwässert (d. h. man macht die Erde bewässert, mit dem Merkmal des Wassers versehen)".

V. „Man züchtet", P. zarkhönd. Die richtige Lesart scheint nach den Hdschrft. uszanti zu sein, entweder 3. s. praes. von Wz. zan, nach Cl. 2 (der s. ist coli, wie oben knrayeiti) oder instr. eines Subst. Geldners Correctur us- zizanenti hat keinerlei kritischen Anhalt.

VII. driyö steht parallel zu daeva; es sieht fast aus wie ein späterer Zusatz. Die Trad., welche beide Worte in der Glosse durch zakar vakad

„Mann und Weib" erklärt, spricht für uns; denn in der That gelten die Devs in dor Regel als männliche, die Dri\jas als weibliche Dämonen.

Die Bed. „Schlupfwinkel" ist für geredha durch die P.-Ü. garistak (vergl.

np. kii^jLMojr caverna) gesichert; Geldners Uebersetzung „Haus" ist, wie X auswebt, zn allgemein.

VIII. saere nikante scheint die am meisten beglaubigte und gesicherte Lesart der codd. zu sein; P. shakabünit nikän. saere ist also sicher auf si liegen zurückzuführen, nikante könnte loc. sing, sein „in Eingrabung". Die

as*

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418 Geiger, das dritte Capitel des Vendidäd.

IX. 28—30. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wo wird

zum dritten die Erde am meisten betrübt? Zur Antwort gab

Ahura mazda: wo immer am meisten Leichenhügel errichtet werden,

um todte Menschen darauf zu legen.

X. 31—33. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wo wird

zum vierten die Erde am meisten betrübt? Zur Antwort gab

Ahura mazda: wo es am meisten Schlupfwinkel satanischer Thiere

giebt.

XI. 34—37. Schöpfer der Körperwelt, du heihger! wo wird

zum fünften die Erde am raeisten betrübt? Zur Antwort gab

Ahura mazda: wo eines frommen Mannes Weib und Kind, o Sobn

des Spitama Zarathushtra, den staubigen, wüsten Weg in die

Gefangenschaft zieht und klagend die Stimrae erhebt.

Xn. 38—40. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wer

bereitet zuvörderst der Erde die gi-össte Preude? Zur Antwort

gab Abura raazda: wer am meisten aufgräbt, wo todte Hunde und

Menschen eingegraben liegen.

Glosse erklärt azer damik la khursliet-nakirishn „unter der Erde, nicht von der Sonne beschienen" , polemisirt also gegen die bei den Anhängern der Awesta¬

religion vorpi'inte Todtenbestattung. Die Emendation Geldners nikanta statt nikantö (K. Z. XXIV pg. l.')2) würde zwar das Verständniss des Textes er¬

leichtern, ist aber leider ohne kritischen Anhalt, .^Iso unannehmbar! An sub- stantivirten part. pf. pass, fehlt es übrigens im Awesta nicht, man vergleiche nur die Stellen, die sich 1. 1. pg. LOl und 1,'>2 finden, ferner nidhftta yt. 13. 6G, fradhäta yt. 13. 68, varedhäta ibid. u. a. m.

XI. Die Uehersetzung Geldners „in die Gefangenschaft ziehen" für varai- tbim pafitäm az billige ich vollkommen. Ich erinnere zur Bestätigung an vd.

18. 31 nöiil vaghö .ahmäd shkyaothneni verezyeiti yatha yad hazagrö-aspäm haenäm aväzoid mfizdiiyasnoish avi visn janyfid nercusli , para gäm azoid varetäm „der thut keiu besseres Werk , als weini er das Uner von tiUiscnd Rossen herführte, die Männer in einem den Mazdaverehrern gehürigen Dorf erschlüge und das Vieh gefangen wegtriebe". Noch instructiver ist yt. X. 38 ,.elend zieht das auf Klauen wandelnde Kind don Weg in die Gefangonschaft (varaithim pantäm az.iiti), das in den Banden (darenahu) der Mithrafeinde sich befindet".

Die V.~ ü. unseres Paragraphen ist mir dunkel, varaithim wird mit pavan var- takili übersetzt. Man hat, wie ich glaube, varaithya auf varata und dieses auf die Wz. var „vorscbliosson" zurückzuführen. Die von uus gebilligte Aufi'assung des Textes ist übrigens auch der jüngeren Tradition bekannt neben der von Spiegel angenommenen Erklärung, dass die Stelle gegen laute Todtenklage polemisire.

Die Beinamen päsvAogliem und Inkväoghem scheinen zu beweisen, dass auf einen Einfall der in den nrirdliclien Wüsten herumstreifenden, r.iube- rischen Nomadenstämme angespielt wird, jarezim, wie W. hat, ist die richtige und hestbeglaubigte Lesart. P. garzin (np. j^.jOcjj.S) yedarflntan gubishn.

XII. Dieser Abs.atz entspricht dem Absatz VIII; man lese wie dort saerS nikaüte.

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Geiger, das dritte Capitel des Vendidäd. 419

XIII. 41 — 43. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! wer

bereitet zum zweiten der Erde die grösste Freude ? Zur Antwort

g^b Abura mazda : wer am meisten Leichenhügel einreisst , auf

denen man todte Menschen niederlegt.

XIV. 44—48. Keiner soll allein einen Leichnam tragen;

denn wenn Jemand allein einen Leichnam trägt, so verunreinigt

ihn die Leichenhexe von der Nase, vom Auge, von der Zunge,

von den Wangen, von den Geschlechtstheilen und vom After aus.

Auf ihren Nagel setzt sich das Leichengespenst und dann sind sie

unrein in alle Ewigkeit.

XV. 49—54. Schöpfer der-Körperwelt, du heiliger! wo'soll

die Wohnung eines Leichenträgers sich befinden ? Zur Antwort

gab Ahura mazda: wo auf der Erde ein möglichst wasserloser

und baumloser Fleck ist, ein gereinigter, trockener, wohin am

wenigsten Kleinvieh und Grossvieh kommt, Feuer des Ahura mazda,

nach heiliger Vorschrift zusammengebundene Opferzweige und

fromme Männer.

XVI. 55—56. Schöpfer der Köi-perwelt, du heiliger! wie

weit entfernt vom Feuer, wie weit entfemt vom Wasser, wie weit

Xlv. „Vou der Nase .... aus" Geldner Ubersetzt fraväkhs'a mit „Mund"

und fras'umaka mit „Bein". Die Trad, giebt ersteres mit ker (y-v^) wieder, unsero Uebersetzung ist also gesichert, ISsst sich aber auch zugleich etymo¬

logisch rechtfertigen (von Wz. vakhs' mit fra; zur Bed. vergl. Sskr. vaitasa).

fras'umaka ist im V. mit tanu übers' , was ich in kun ändere. Wenn man paitish-hvarena, was nach vd. 8. 139 etwa „Kinnbacke (von livar essen?), Wange"

bedeuten muss, hier übertragen für „Ohr" gebrauchen darf, so giebt der Text die nava magha des menschlichen Körpers an, von denen die Verunreinigung ausgeht.

XV. Es fragt sich, ob in diesem Abschnitt von oinem Menschen die Kede ist, der sich durch das Trngen eines Leichnams verunreinigt hat, oder von einem Leichenträger von Beruf. Ich glaube letzteres , da iristo-kas'a nach meiner Meinung nur eine habituelle Eigenschaft ausdrücken kann. Die Trad, hat rist-kcsh, ayökbar, scheint also mehr für erstere Auffassung zu sprechen.

Dazu kommt noch, dass bei einem professionellen Leichenträger die grausame Strafe, welche im ft', über ihn ausgesprochen wird, nicht motivirt ist. Harlez verweist richtig nuf den Ardn-viraf-nämah cap. 38. Vielleicht hat man an der Hand der Tradition die Sache in dor Weise zu erklären, dass eben nur solche, welche sich durch Berührung von Loichinimen verunreinigt hatten , zu dom Geschäft der Leichonträger verwendet und, wenn sie durch dns Altor zu dem¬

selben unfähig waren, getödtet wurden (V). Vergl. übrigens die analoge Beliand¬

lung von Frauen, die ein tudtes Kind zur Welt gebracht haben, vd. V. 46 — 49.

Yaozhdntö - zeinötememca husliko - zemötemeraca, P. yoslidäsr-damik-tum, khiishk-damik-tuin sdieint spätere Eiiisdiicbung zu sein. Ersteres wiederbolt das vi-urvarötemem des vorhergehenden §, wörtl. „am meisten zubereitete, (von Gras und Bäumen) gereinigte Erde besitzendes (Land)", letzteres das vi- äpötemem.

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420 Geiger, das dritte Capitel des Vendidäd.

entfemt von den Opferzweigbündeln, wie weit entfernt von den

frommen Männem? XVII. 57. Zur Antwort gab Abura mazda:

dreissig Schritte vom Feuer, dreissig Schritte vom Wasser, dreissig

Schritte von den Opferzweigbündeln, drei Schritte von den frommen

Männem entfemt.

XVIII. 58—59. Dort sollen die Mazdaverehrer für ihn auf

der Erde eine Umwallung aufführen, dann sollen sie ihn mit

Speisen und Kleidem versorgen, XIX. 60—63 wie einen ganz

armen und gemeinen Mann. Von diesen Speisen soll er sich

nähren, diese Kleider soU er anziehen, bis er ein alter Mann ist

oder ein Greis oder zeugungsunfUhig. XX. 64—67. Wenn er

aber ein alter Mann ist oder ein Greis oder zeugungsunfähig,

dann sollen die Mazdaverehrer ihm möglichst kräftig, schnell und

geschickt, nachdem sie ihn in die Berge verbracht haben, den

XVII. thrisata übers. Gelduer mit „dreihundert". Allein diess sollte doch eher thrayö sata beissen.

XVIII. hvarethaeibya pascaeta ästayanta aete yö mazda-yasna, vastraeibya pascaeta ästayanta aete yö mazda-yasna, entweder „sie sollen ibn hinstellen zu Speisen" u. s. w., oder „sie sollen sich hinstellen zu Speisen" (d. h. um sie ihm zu bringen). Letzteres will Geldner. P. afash pavan khürishn akhar hanä astind valmanshän mun mazdist hflmand, afash pavan vastarg akhar hanä astind valmaushnn mun mazdist, mehr zu unserer Auffassung sich neigend.

XIX. Die Worte draejishtötemaes'vaca nyuruzdötemaes'vaca übersetzt Geldner falsch „in dieser wohlverschlossenen, ganz abgesperrten Behausung".

Offenbar liest er mit W. darezishtötemaes'va, allein ein Blick in die Varianten zeigt, dnss diose Lesart ganz unmöglich richtig sein kann. Sie findet sich uur in einem um 1800 n. Chr. geschriebeneu Cod. ohne Uebersetzung! Die P.-Ü.

erklärt draejishtotemaes'va wohl mit vattum (np. wVjJ abo „sehr schlecht" (Cooj.

Spiegels, Comm.), das 2. Adj. mit kamist („gering, niedrig", vergl. np.

vilis). Man hat offenbar wörtlich zu Ubersetzen: „unter den ärmsten und niedrigsten Männern" ; diese Umschreibung durch den loc. plur. , die wir etwa mit „als cin . . . ." übersetzen können, findet sich ganz in derselben Weise in unserem Cap. § 29. Die Zusammenstellung von nyuruzdu mit Sskr. uiruddha ist sicher, der Bedeutungsübergang von „eingeengt, beschränkt" zu „arm, dürftig, niedrig" ein leichter.

XX. Geldner: „so sollen ihm die Mazdagläubigen so wuchtig, rasch und geschickt als möglich an einen grossen Pflock festgebunden rings u. s. w."

Allein mit dem , .grossen Pflock" ist nichts anzufangen, die Lesart sämmt¬

licher Handschriften ist upa maitim und die P.-Ü. hat mänind, so dass wir den fraglichen Ausdruck auf upu-mau zurUckflihren mUsseu. Zudem tindet sich ja upa-maitim vd. 5. 54 und 56 (W.) wieder und zwar parallel zu upa- mänayen (W. sagt auch hier' „maitim more frequently"). Man hat also zunächst zu upa-maitim eiu Verb, zu ergänzen, etwa: (sie sollen ihn) verweilend (machen), barezaghäm giebt die Tradition mit pavan bälist, pavan sar-i köf wieder „auf dor Höhe, auf dem Gipfel eines Berges". Eine wörtliche Uebersetzung des ganzen, sehr elliptischen Satzes vermag ich nicht aufzustellen, der Sinn ist wohl richtig wiedergegeben.

Paiti-mith und paiti-i bedeutet „sich zurUckwenden von etw. , umkehren, bereuen". Das part, pf pass, paitita ist substantivirt „die Umkehr, Reue". In paitita he citha muss man nach der Trad, patitihä valman töjishn „auf dem Weg der Reue ist ihm SUhnung" paitita als instr. fassen.

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Geiger, das dritte Capiid des Vendidad. 421

Kopf abhauen, so breit als der Hals ist und das Aas den ge-

frässigsten unter den aasfressenden Thieren, die der gute Geist

erschafifen, den Geiern vorwerfen, mit folgenden Worten: Dieser

bereut alle bösen Gedanken, Worte imd Werke; XXI. 68—71

nnd wenn er noch andre böse Thaten begangen hat, so findet

durch seine Beue deren Sühnung statt; hat er aber keine anderen

bösen Thaten begangen, so gilt des Mannes Reue bis in alle

Ewigkeit.

XXII. 72—74. Schöpfer der Körperwelt, du heihger! Wer

bereitet zum dritten der Erde die grösste Freude? Zur Antwort

gab Ahura mazda: Wer am meisten Schlupfwinkel satanischer

Thiere zerstört.

XXIII. 75—78. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger! Wer

bereitet zum vierten der Erde die grösste Freude? Zur Antwort

gab Ahura mazda: wer am meisten, o Sohn des Spitama Zara¬

thushtra, Getreide erzeugt und Viebfutter und fruchttragende

Bäume; wer dürres Land in bewässertes verwandelt und Sumpf

in trockenes Land.

XXIV. 79—83. Denn die Erde wird nicht erfreut, wenn sie

lange brach liegt, während sie doch von einem Ackerbauern be¬

arbeitet werden sollte. (Ihr — der Erde — gereicht Anbau zur

Freude, so wie einem wohlgewachsenen Weibe, das lange kinder¬

los war, männliche Nachkommenschaft (ein Gatte?) zur Freude

gereicht.)

XXII und XXIII entsprechen don Absätzen X uud IV. „zerstört" altb.

vikanti, P. barä khefriinit wörtl. „er (ttäbt um".

XXIV. Das Sätzchen yä kars'ya kars'ivata übersetzt die Trad, falsch :

amat pavan kashishn kashishnomand ..wenn sie durch Behauung reich an

Anbau wird". Sie sieht also in kars'ya einen instr. sing, und in kars'ivata einen nom. sing, fem., als ob der Text kars'ivaiti hätte. Das Richtige hat schon Justi gefunden.

Die nun folgenden Sätzchen (80—83) erklärt Geldner für „eiue Reihe un¬

zusammenhängender, theilweise sinnloser Bruchstücke". Allein mit Unrecht.

Die Stolle ist sehr dunkel und schwierig, vielleicht auch verderbt, und unsere Uebersetzung sucht nur den Sinn wiederzugeben, der dem Satz zu Grunde zu liegen scheint und den die P.-Ü. recht wohl kennt. Offenbar haben «ir abor ein Bild, in welchem die Erde mit einem Weibe verglichen wird. Wie ein Weib seine Bestimmung nur erreicht, weim es mit Kindern gesegnet ist, so die Erde, wenn sie angebaut wird. Wio geläufig dieses Bild ist, beweist das Folgende, wo es wiederkelirt. Die P.-Ü. lautet: valmanshän zak shapir madam inänishnih (ghan tukhm äväyat); ctfin charäitik huröst der abenmaii ravat, valmanshän zak-i shapir göshan (ghan äväyat) „für sio ist das Schöne die Bewobnung (d. h.

sie braucht Saamen) ; ebenso, wenn ein wohlgewachsenes Weib lange ohue Kinder einhergeht, dann ist für sie das Schöne männliche Nachkommenschaft (d. h. sie braucht sie)".

(8)

422 Geiger, das dritte Capitel des Vendiddd.

XXV. 84—86. Wer die Erde bearbeitet, o Sohn des Spitama

Zarathushtra, mit dem linlcen Arm und dem rechten, mit dem

rechten Arm und dem linken, der macht sie schön, gleichwie em

Geliebter seinem geliebten Weibe, auf dem Lager hingestreckt

liegend, einen Sohn schenkt oder Schönbeit.

XXVI. 87—88. Wer die Erde bearbeitet, o Sohn des Spitama

Zarathushtra, mit dem linken und dem rechten Arm, mit dem

rechten und dem linken Arm, zu dem spricht die Erde : o Mensch,

der du mich bearbeitest mit dem linken und dem rechten Arm,

mit dem rechten und dem linken Arm: XXVII. 89—90 immerdar

will ich den Ländem Reichthum spenden , immerdar will ich in

Fülle gehen ; jegliches Nahrungsmittel soll man als Emte gewinnen, abgesehen vom Getreide!

XXVIII. 91—92. Wer aber, o Sohn des Spitama Zarathushtra,

die Erde nicht bearbeitet mit dem linken und dem rechten Ann,

mit dem rechten und dem linken, zu dem spricht die Erde:

0 Mensch, der du mich nicht bearbeitest mit dem linken und dem

rechten Arm, mit dem rechten und dem linken, XXIX. 93—95

XXV. In das'inaca und hävayaca sieht Geldner instr. s. von Themen auf anc, er Ubersetzt also „von links nach rechts, von rechts nach links". Allein die Trad, hat nur pavan zak havi bäzäi, pavan zak dashn „mit dem linken Arm , mit dem rechten". Der Instrumentalis das'inaca kann Übrigens wohl auch kaum nach rechts bedeuten. Zudem ist die Uebersetzung Geldners an der Parallelstelle vd. 19. 25 (W.) ganz unpassend. Hier heisst es: uz geur- vayad vohu manö hAvoya bäzvö das'inaca, das'ina bnzvö hävayaca, was doch wohl kaum anders sich übersetzen lässt, als „der Mensch erhebe den liukeu und den rechten Arm, den rechten und den linken Arm". Offenbar ist hävoya bäzvö eine adverbiale Constr. „links des Arms, links vom Arm"; denn bnzvö muss gen. sing, sein , der gen. du. würde wobl bäzväo lauten. Die scheinbar Uberflüssige Doppelsetzung aber soll nur in naiver Weise das Gleichmässige und Intensive der Handlung ausdrücken. Wir würden etwa sagen: „beide Arme , den rechten , wie den linken", was ja streng genommen ebenfalls pleo¬

iiastisch ist.

Fryö fryäi vaiitavc. Die Tradition hat wieder das Verhältniss zwischen Mann und Weib im Auge und diess gewiss mit Recht. Die Parallele zwischen der Bebauung der Erde und der Ehe war dem ganzen Alterthum geläufig;

vergl. Sopb. Ant. 569. vantu hat man als neutr. aufzufassen , was nicht an¬

stössig ist; auch wir sagen: das Weib, das Mädchen. Die erklärenden Glossen der P.-Ü. lauten: äpistaii yehavünit ,,sie wird schwanger" (Erkl. zu puthrem) und shapir barä yehavflnit ,,sie wird schön" (zu gaonem); dann: damikcha pavan bun veh barä yehavünit ayüf pavan bar „und ebenso wird auch die Erde an Wurzel und Frucht (d. h. ganz und gar) besser".

XXVII. Badha idha äfrasäiii daiihubyö fehlt in den Codd. mit Ueber¬

setzung. Ich stelle ä-fras zu Sskr. praksh.

Den Schluss übersetzt Geldner: „lauter Frucht soll man einernten, an Korn mehr als man tragen kann". Unsere Auflassung schliesst sich der Tra¬

dition an (afash harvisp min khürishnnn yedarftnänd min hnmbarishnih bara jürtnäll „dann soll man von allen Speisen davon tragen durch Sammeln, ohne das Getreide"), die sicli sehr wohl mit dem Grundto.xte verträgt. Es scheint zwiselien hvareiiti „Bauinfrucht" und yava „Feldfrucht" gescliieden zu werden.

XXIX. Wörtlich Ubersetzt lautet der Anfang: .,immer sollst du dich befinden gehend an eines Anderen Thüre und unter denen, welche um Speise

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Geiger, das dritte Capitel des Vendidad. 423

immerdar sollst du gehen vor Anderer Thüren, um Speise bettelnd;

und immer bringt man dir (der draussen sitzt?) schlechte (kalte?)

Speisen und zwar von solchen, woran sie Ueberfluss haben.

XXX. 96—98. Schöpfer der Köi-perwelt, du heiliger! wie

kann man der Religion der Mazdaverehrer Wachstbum verschaffen?

Zur Antwort gab Ahura mazda: durch eifrigen Getreidebau, o Sohn

des Spitama Zarathushtra. XXXI. 99—104. Wer Getreide baut,

der baut Frömmigkeit, der schafft der Religion der Mazdaverehrer

viel Gedeihen, der lässt die Rehgion der Mazdaverehrer wachsen

nm hundertfachen Schutz, um tausendfache Säugung und um zehn¬

tausendfache Opferbringung.

bitten". Zur Construct, peresmanaes'uca vergl. XIX und die dort gemachten Bemerkungen.

Das Folgende übersetzt Geldner: „wahrlich an deinem Munde vorbei werden die brodelnden Speisen getragen, [die werden denen gebracht] welche in der Fülle des Reichthums leben". Der Abschnitt ist überaus schwierig.

Auffallend ist zunächst, dass die Tradition äoghänö nicht übersetzt, sondern mit Zendbuchstaben durch nähänat umschreibt. Die Fassung tarö äoghänö

„draussen sitzend" ist sehr fraglich, da tarö kaum solche Bedeutung haben kann. Ansprechender wäre Geldners Fassung, doch stimmt sie zum Folgenden nicht, wenn man nicht die ganze Tradition bei Seite werfen will. Unter allen

Umständen würde ich aber auf Grund des Pehlevitextes äoghänö dann in

näoghänö emendiren , besonders da ein Thema äoghan im Awesta sonst nicht vorkommt, srascintish giebt Geldner mit „brodelnd"; womit er diese Ueber¬

setzung rechtfertigt, weiss ich nicht. Gewöhnlich bedeutet srasc „hageln", nach der Trad, satak, erklärt durch zak-i nahank (= Päzend nihaiig, bei mir Aogo- mad. Glossar s. v.) yedaränd va zak-i saryä barä val lak yäitünd „dürftige (Speisen) bringt mau dir und schlechte trägt man dir zu" bedeutet es hier entweder „träufelnd", d. h. „dürftig" (so Justi) oder besser noch „kalt", d. h.

„verdorben, schlecht", äbya, wenn die Lesart richtig ist, muss sich auf hvaretha beziehen und partitiven Sinn haben „von denjenigen (Speisen)", denn die P.-Ü.

hat min valmanshän.

Zum Schlus^ erwähne ich noch, dass Geldner für das Stück XXVI — XXIX ursprünglich metrische Verabfassung nachweist, ebenso für XXXII. Man ver¬

gleiche seine Restitution des ursprünglielien Textes „Metrik des jüngeren Avesta"

S. 82 und in Kuhns Zeitschrift a. a. 0. S. 549.

XXX. Yad ughrem paiti yaokarshti, P. pavan valman chir madam jürtäk zaritünt. Man hat yaokarshti als instr. s. , ughrem als frei zum nom. gestelltes adv. zu erklären; yad leitet die Antwort auf das fragende kad ein, paiti bedeutet „je".

XXXI. Der Sinn der Schlussworte ist in Geldner's Uebersetzung („um hundert Aufwartungen und tausend Darbringungeii und zehntausend Gebets¬

übungen") gänzlich verwischt. Die Tradition sieht in dem Ganzen oin Bild, hergenommen von der Aufziehung eines kleinen Kindes. Wir haben keinen Grund davon abzuweichen, und diess um so weniger, weil wir in unserem Capitol schon mehrfach Bildern begegnet sind, wolche sich auf Ehe und eheliche Verhältnisse beziehen. Die trad. Uebersetzung unserer Stelle lautet: zaki din-i mazdistän fräz peininit (äighash parvart yehavünit) pavan C pateshtänih (chigön pavan L gabrä dast yärakih-i apürnäik vakhdünd, afshän khöp kart yehavünit , valmancha khüp kart bet) , pavan M pistänish (chigfin pavan D nasämun däyakänih apürnäik äi vakhdünd; afshän u. s. w.), pavan beviU'

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424 Geiger, das dritte Capitel des Vendidäd.

XXXII. 105—110. Wenn das Getreide znm Vorschein kommt,

dann fangen die Dämonen zu schwitzen an; wenn das Sieb zum

Vorschein kommt, dann wandelt die Dämonen Ohnmacht an;

wenn die Mühle zum Vorschein kommt, dann heulen die Däraonen ;

wenn das Mehl zum Vorschein kommt, dann gehen die Dämonen

zu Gmnde (?). So lange die Dämonen bleiben, treiben sie ihr

Unwesen in dem Hause, das zur Bereitung des Mehls bestimmt

yazishn-kartilrih (chigün mun pavan pänakih-i apörnäik äi räi zak and yazishn barä vakhdünd, chandash „yenhe hätäm") „der zieht die Religion der Mazda¬

verehrer gross — d. h. er wird ihr Erzieher ^np. O^^j) — um 100 Patishtan

— wie wenn man durch die Macht von 50 Männem einem Kind Beistand

angedeihen lässt; es ist wobl versorgt und auch jene, die Religion soll gut ver¬

sorgt werden — oder durch tausend Brüste (np. ^. ^LXmo) — wie wenn 500

Weiber an einem Kind Ammendieust (np. njIo) versehen — oder um zehn¬

tausend Opferbringungen — wie wenn man zum Heile eines Kindes ebenso viele Opfer als Gebete darbringt". — Offenbar bezieht sich paitishta (Sskr.

pratisbti) auf den Vater, es ist der Schutz, welchen der Mann seiner Familie zu bieten hat; paiti-darana geht auf die Mutter, die das Kind säugt; yasno- kereti auf beide Eltern.

XXXU. Die Einzelheiten sind sehr schwierig. Zu Anfang stimme ich ziemlich mit Geldner überein. hvis = P. ghan ragalman yehavünt hümand (so stets !) „sie machen sich auf dio Beine", besser wohl Inchoativst, zu hvid = Sskr.

svid (up. sudhush kommt von sudh = Sskr. ^udh „reinigen", P. sftft

„durchlöcherter Gegenstand, Sieb" (np. j^jÄÄjw). tus, P. tühik yehavünt „sie sind leer" (np. j^^^') hängt mit Sskr. tuccha „leer, schwach, ohnmächtig" zu¬

sammen", pishtra „Mühle" , P. peshak = np. Xw,^ , Am schwierigsten ist perethen. Mit „farzen" möchte ich es nicht übersetzen, da die Steigerung offen¬

bar etwas stärkeres verlangt. Vielleicht ist pareth Forth, von par „hinüber¬

gehen, umkommen", die Trad, purit hümand stellt es wenigstens mit dieser Wz. zusammen. Die erklärende Glosse ist schwierig: äighshän tarank(?) dayan anpist „sie sind in einem Gefängniss (= np. ai^oj 1) angebunden (np. ,a«.Ax,Aji und AXwMjt)". Sehr zweifelhaft.

Der Schluss ist wieder dunkel. Ich habe mich an die Tradition angeschlossen, soweit ich sie verstehe. Demnach lese ich: idha mithnäd daeva, aipi-jainti nmäne arihäi gundayäi; P. latamman mänand shedä (pavan mehmänih), barä makhitünit dayan zak valman män gundak (äighshän jürtäk pavan vanäskärih lä yehabünt) „hier weilen die Dämonen — als Gäste ■—, da schlagen sie im Getreidehaus — d. h. durch ihre Schuld giebt es kein Getreide". Geldner's Erklärung dieser Worte ist ganz subjektiv und hat keinerlei Anhalt; mithnäd geht ohne Zweifel auf mid zurück, es ist ein ohne Conjunetion vorangestellter Conj., dem dadurch conditionaler Sinn inhärirt; aipijainti bringt den Nachsatz.

Aehnliches haben wir ja auch in 34 mit verezyäd und dadhäiti. Das Uebrige ist sehr zweifelhaft. Die Bed. von häm-urvisyäoghö steht durch die trad. Uebers.

vgl. ham vashtan = np. ^^yJiiiS ^ „sich wenden, entfliehen" sicher, dagegen ist aya-masö „nach Art glühenden Eisens" sehr fraglich. Geldner: „das Maul sollen sie sich tüchtig (maso?) daran verbrennen! in die Flucht jagt man sie insgesammt".

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Geiger, dae dritte Capitd des Vendidäd. 495

ist; wenn sie aber im Munde wie (glübendes) Eisen beiss werden,

dann sieht man sie fliehen (von dort, wo es viel Getreide giebt).

XXXIII. III —115. Dann soll man diesen Spruch sich einprägen:

Niemand ist fähig, der nicht Speise geniesst, weder zu tüchtiger

Frömmigkeit, noch zu tüchtigem Ackerbau, noch zn tüchtiger

Kinderzeugung. Denn durch den Genuss der Speise lebt die ganze

Welt; wenn sie sich der Speise enthält, geht sie zu Grunde.

XXXIV. 116—118. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger!

wer bereitet zum fünften der Erde die grösste Freude ? Zur Ant¬

wort gab Ahura mazda : Wer immer hier auf Erden einem frommen

Mann, der für ihn arbeitet, nach Recht und Billigkeit (seinen Lohn)

giebt. XXXV. 118—121. Wer aber, o Sohn des Spitama Zara¬

thushtra, einem frommen Mann, der für ihn arbeitet, (seinen Lohn)

nicht nach Recht und Billigkeit giebt, den soll man hinabstürzen von der heiligen Erde in die Finsterniss, in die Pein, in die Hölle, auf lauter stachelichte Teppiche.

XXXVI. 122- 125. Schöpfer der Körperwelt, du heiliger!

wenn man hier auf Erden todte Hunde und Menschen eingescharrt

hat ein halbes .Tabr lang, ohne sie auszugraben, was ist dafür die

XXXIII. Man lese tva d. i. tuva — P. tuban, np. (-jljJ. Der Text ist leicht und auch die P.-Ü. ziemlich einfach. Glosse zu § 112: amat lä khOrit, ash la tubänik „wenn einer nicht isst, ist er nicht fähig".

xxxiv. Dieser Abschnitt schliesst sich an XXIII an und nimmt nach den verschiedenen Einschaltungen XXIV — XXXIII den Faden wieder auf Wir übersetzten nach dem von Westergaard sicher richtig restituirten Text. Die Fassung, welche Spiegel vor Allem nach den alten Hdschrft. mit Uebers. vor¬

zieht, giebt nicht den entsprechenden Sinn. Geldner übersetzt „wenn man einem frommen Mann dient und giebt", nicht ganz genau; das verschiedene Tempus verezyäd und dadhäiti weist deutlich darauf hin, dass die Struktur dos Satzes eine hypotaktische, nicht eine parataktische ist (vgl. oben die Note zu XXXU). Wörtlich übersetzt würde der Satz lauten „wenn man einem frommen Manue, (wenn) er arbeitet, nach Recht und Billigkeit giebt". as'aya vaghuya:

hier ist as'a in seiner ursprünglichen Bed. „Ordnung" aufzufassen. Bemerkens¬

werth ist die Lesart verezyäo der beiden persischen Handschriften; nimmt man dieseihe an, so wird man, wio Geldner zu Ubersetzen haben.

XXXV. „In die Pein" vaes'ö. Geldner „in das Verlies" (vaes'agh verw.

mit vaesman vis), allein die Trad, ist dagegen; sie übersetzt bishomand, erkl.

durch dart. Demnach muss vaes'agh für dvaes'agh stehen ; vgl. paiti-bis'i, P. javit-bish vsp. IX. 1 (W.) „Stachelichte Teppiche", nimata oder nemata bedeutet zunächst „Gras", dann „aus Gras geflochtene Matte". Hier ist natür¬

lich ein Folterwerkzeug gemeint. Die P.-Ü. hat die Glosse kolä chigfin naflfinit, teh naflünit „wohin er immer fiillt, fällt er auf Stacheln".

XXXVI. Nikante und anuskante ist hier, wie in VIII, die richtige Lesart;

wörtl. „wenn in Eingrabung sind und ein halbes Jahr lang in Nicht-Ausgrabung (bleiben)". Die Trad, hat nikäninit, sie fasst die Sacbe also persönlich „wer

3 2

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426 Geiger, das dritte Capitel des Vendidad.

Strafe? Zur Antwort gab Abura mazda: Pünfbundert Tödtungen

nebme man vor mit dem Pferdedolch, fünfhundert mit dem Treib¬

stachel. — XXXVII. 126 — 129. Schöpfer der Körperwelt, du

heiliger! wenn man hier auf Erden todte Hunde und Menschen

eingräbt ein (ganzes) Jahr lang, ohne sie auszugraben, was ist dafür

die Strafe? Zur Antwort gab Ahura mazda: Tausend Tödtungen

nehme man vor mit dem Pferdedolch, tausend mit dem Treibstachel.

— XXXVIII. 130—134. Schöpfer der Körperwelt, du heihger!

wenn man hier auf Erden todte Hunde und Menschen eingräbt zwei

Jahre lang, ohne sie auszugraben, was ist dafür die Strafe, was ist

dafür die Sühne und was die Eeinigung? XXXIX. 135—136. Zur

Antwort gab Ahura mazda: Dafür gibt es keine Strafe, keine Sühne

und keine Eeinigung. Unsühnbar sind solche Thaten in alle Ewigkeit.

XL. 137—141. Wie (könnte etwa doch eine Sühnung erzielt

werden) ? Auf folgende Weise : (Es kommt darauf an), ob Jemand

die Rehgion der Mazdaverehrer hoch hält und annimmt, oder ob

Jemand die Eeligion der Mazdaverehrer nicht hoch hält und nicht

annimmt. Wenn Jemand die Religion der Mazdaverehrer hoch hält,

so nimmt sie ihm solche (Sünden) weg, wenn er in Zukunft keine

Frevelthaten mehr begeht. XLI. 142—148. Denn die Eehgion

der Mazdaverehrer, o Sohn des Spitama Zarathushtra, nimmt dem

Menschen, der sie hoch hält, die Fessel (seiner Seele?), sie nimmt

ihm den Betrug weg, den Mord eines reinen Mannes, die Sünde

der Todtenbestattung, sie nimmt unsühnbare Thaten weg, sie nimmt

Verschuldung weg, die den Menschen schwer verstrickt, sie nimmt

alle Sünden weg, die man begeht. XLII. 149—151. Gerade so

eingräbt und uicht ausgräbt"; dem Sinn nach ist diess richtig, denn der, welcher die Ausgrabung der Leichen unterlässt und dafür bestraft wird , muss derselbe sein, der sie auch eingescharrt hat, sonst würde ihn keine Schuld treffen.

„Fünfhundert Tödtungen nehme man vor"; Geldner: ,,man gebe dem Schuldigen fünflmndert Hiebe". Nach dem , was Spiegel (Comm. 1. S. 109 ff.) gesagt hat, sollte nun doch die Prügelstrafo auch für das Awesta abgeschafft werden, vollends eine so grausame, wouach z. B. im vorliegenden Fall (XXXVIII) der Schuldige nicht weniger als zweitausend Hiebe zu erdulden haben würde!! Dass asbtra und sraos'o-carana zum Tödten unreiner Thiere verwendet wurden, geht aus vd. 14. 8 (W.) kbrafstraghnem sraos'o-caranaya und 18. 4 ashträm mairim käshayoiti hervor. Aspahe ashtra ist offenbar ein spitzes zum Antreiben der Pferde gebrauchtes Iiu>trument, dem Stachel vergleichbar, welchen die Elephanten-

führer zu tragen pflegen. ■

XL und XLI sind offenhar erst spätere Zuthat, hervorgegangen aus dem Bedürfniss, die starren Gebote des Gesetzes zu mildern.

Arathwya shkyaothna „Frevelthaten" P. avärün kunishu; banda „Fessel", P. band, erkl. mit band-dahishnik (?); draos'a „Betrug", P. drösh , offeubar auf eine Wz. drukhs' , Forth, von druj zurückgehend ; derezäno-poretem (oder perethem) parem, P. shikuft purtakish äväm „eine schwer anfüllende, sehr don Menschen verstrickende SUnde".

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Geiger, das dritte Capitel des Vendidäd. 427

fegt die Eeligion der Mazdaverehrer von einem frommen Mann, o

Sohn des Spitama Zarathushtra, alle bösen Gedanken, Worte und

Werke ab, wie ein kräftig wehender Wind das Himmelsgewölbe

von Süden her abfegt. (Zum Segen gereicht, o Zarathushtra, ein

gutes Werk, wenn es vollbracht wird. Die gute Religion der

Mazdaverehrer schreibt die Strafe von Erwachsenen vor).

XLII. vftto derezi-takathrS '„ein kräftig wehender Wind", P. vät shikuft vatak, erkl. mit tiz. Zum Schluss sind noch zwei offenhar ursprünglich nicht zu dem Text gehörige Fragmente angefligt. Unter dem Wind, der „von Süden her" weht, scheint die Tradition einen Wüstenwind (dasht = np.

zu verstehen.

(14)

428

Näsir Chusrau's Rüsanäinäma (»^Li ^^Li_iijj) oder

Buch der Erleuchtung,

in Text und Uebersetzung, nebst Noten und kritisoli-

biographischem Appendix.

Von

Prof. Dr. UermaBn Eth«.

IL«)

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163 j2jd^*)j^i(^s)\<:^>^ »)j_s ^LJ-j__j' ^L_i_j

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Bekenntniss der Einheit Gottes.

163 Bei dem, der allgerecht ist, alles schaflFt,

Dem Einz'gen, den nicht Wahn noch Urtheilskraft

Ermisst, der, End' imd Anfang aller Wesen,

Doch selbst stets end- und anfangslos gewesen,

Noch drang in seines Wesens Gmnd kein Geist,

Da nichts an ihm, was Raum und Körper heisst.

1) Siehe Band XXXUI pp. 645—665. ,

2) L und I haben lieine Ueberschrift. ■.-

3) L und I haben wie die beiden Pariser Handschriften und wie H. Chalfa u^L) . Doch scheint J j einen Fortschritt in der süfischen Tendenz des Ver¬

fassers zu bezeichnen.

4) L ^ I /äif^ii^ jt.

5) Dieser Vers steht in L, entschieden weniger passend, zwischen vv. 169 und 170 und lautet dort im ersten Hemistich:

^JiJ\jL*0 luSy\ (Xi qI-V** Jji»

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