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Generation Praktikum 2011

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René Rudolf

DGB-Bundesjugendsekretär

Generation Praktikum 2011

Es gilt das gesprochene Wort!

Berlin, 04. Mai 2011

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2 Sehr geehrte Damen und Herren,

Warum die Arbeitgeber Hochschulabsolventen gerne als Praktikanten beschäftigten, kann man sich denken. Die Frage ist, warum die Betroffenen das mitmachen. Warum nehmen fertig Ausgebildete solche Stellen an? Ist es aus Angst vor Arbeitslosigkeit, in der Hoffnung, im Anschluss übernommen zu werden oder um ein Loch im Lebenslauf zu vermeiden?

Unsere Studie hat dazu folgendes ergeben:

Die Hoffnung auf anschließende Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis hat gegenüber der 2007er-Studie deutlich an Bedeutung zugenommen: aktuell sind es 50 Prozent, also jeder zweite, der auf eine Übernahme hofft. Zum Vergleich: vor vier Jahren waren es noch 35 Prozent.

40 Prozent der Befragten sehen keine andere Möglichkeit, als den Einstieg in das Berufsleben über das Praktikum zu versuchen. Etwa genauso viele, nämlich 39 Prozent, wollen mit dem Praktikum Zeit überbrücken, also Löcher im Lebenslauf vermeiden.

Hinzu kommen die klassischen Motive für ein Praktikum: Drei von vier Befragten, nämlich 76%, wollen ihre Qualifikationen erweitern, 63 Prozent der Befragten dient das Praktikum zur berufliche Orientierung (63%), 59 Prozent hoffen, berufliche Kontakte zu knüpfen.

Die Hälfte der Praktikanten hofft also auf einen Klebeeffekt. Diese Hoffnung erfüllt sich in vielen Fällen aber nicht. Tatsächlich erhalten 22 Prozent, also nur jeder Fünfte, am Ende des Praktikums ein Übernahmeangebot im Sinne einer regulären Anstellung – 17 Prozent

nehmen dieses Angebot an. Der Klebeeffekt ist also niedriger als von den Praktikanten erhofft.

Die Dauer von Praktika spielt eine besondere Bedeutung. Je länger das Praktikum dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Praktikantin oder der Praktikant voll in die Arbeitsabläufe integriert wird, also wie die regulär Beschäftigten behandelt wird ohne die entsprechende Bezahlung.

Hier gibt es einen positiven Trend, der aber längst nicht ausreicht. Knapp über die Hälfte der Praktika nach Studienabschluss, nämlich 55 Prozent, weisen eine Dauer von bis zu drei Monaten auf. Dies ist ein deutlich positiver Trend gegenüber der Vorgängerstudie im Jahr 2007, als nur 42 Prozent der Praktika bis zu drei Monaten dauerten und vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass sich die Diskussion über die sinnvolle Länge von Praktika positiv ausgewirkt hat.

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3 Weitere 32 Prozent der Praktika liegen zwischen drei und sechs Monaten, vier Prozent erstrecken sich über sechs bis neun Monate und neun Prozent dauern länger als neun Monate.

Ein Problem bleibt die Bezahlung der Praktika. Zwar ist der Anteil unbezahlter Praktika leicht zurückgegangen, von 45 Prozent im Jahr 2007 auf 40 Prozent in 2011. Dafür ist das

Durchschnittseinkommen der bezahlten Praktika leicht gesunken und liegt aktuell bei 551 Euro brutto monatlich.

Davon lässt sich kein Lebensunterhalt bestreiten. Gleichzeitig fallen bei

Hochschulabsolventen Leistungen wie Bafög und viele Vergünstigungen aus der Studienzeit weg. Die Absolventen müssen also andere Finanzierungsquellen ausfindig machen:

Das sind laut unserer Studie folgende:

Mehr als jeder zweite, 56 Prozent der Befragten, bekommt Unterstützung von den Eltern.

Auch die Partnerinnen und Partner helfen aus. Fast jeder vierte der Befragten, genau sind es 23 Prozent, wird von der Lebensgefährtin oder dem Lebensgefährten unterstützt. Dieser Anteil ist gestiegen, vor vier Jahren waren es 16 Prozent.

43 Prozent greifen auf ihre Ersparnisse zurück. Auch hier ist der Anteil gegenüber 2007 gestiegen, damals waren es 31 Prozent.

Ebenfalls 43 Prozent finanzieren sich während des Praktikums mit Nebentätigkeiten.

Besonders skandalös: Jeder fünfte der Befragten, nämlich 22 Prozent, ist auf Sozialleistungen angewiesen.

Man darf nicht vergessen: Praktika sollen der beruflichen Orientierung dienen und gehören in die Ausbildung oder das Studium. Und dort finden sie auch statt, denn jeder von uns

befragte Student absolvierte vor Studienabschluss bereits durchschnittlich vier Praktika. Von mangelnder Praxiserfahrung kann also keine Rede sein. Es sollte also keinen Grund geben, Absolventen zunächst als Praktikanten einzustellen anstatt ihnen gleich eine ordentlich bezahlte und abgesicherte Tätigkeit anzubieten. Praktika dürfen keine vorgelagerte

Probezeit darstellen, die noch dazu aus eigener Tasche – oder besser: aus der Tasche der Eltern und durch Sozialleistungen – finanziert werden müssen. Wer die künftigen Fachkräfte heute so behandelt, dem werden sie morgen fehlen.

Das Phänomen „Praktika nach Studienabschluss“ darf aus unserer Sicht nicht isoliert betrachtet werden. Es steht im Kontext einer zunehmenden Prekarisierung des Arbeitsmarktes.

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4 Besonders seit Beginn der 90er Jahre gibt es einen deutlichen Trend zum Abbau von

unbefristeten Vollzeitarbeitsstellen bei gleichzeitiger Expansion von befristeter und geringfügiger Beschäftigung, Teilzeitstellen, Leiharbeit, Praktika und Formen der Selbständigkeit.

Viele Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sind davon betroffen und auch Akademiker sind – wie unsere Studie zeigt – davon nicht ausgenommen.

Nur 36 Prozent befinden sich dreieinhalb Jahre nach Ende des Studiums in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen, Teilzeit oder Vollzeit. 28 Prozent sind befristet beschäftigt, 21 Prozent machen eine berufliche Weiterbildung und 12 Prozent gehen einer selbstständigen bzw. freiberuflichen Tätigkeit nach. Alle anderen sind zurzeit entweder erwerbslos, sind in einer Familienphase oder machen gerade ein Praktikum bzw. befinden sich in einem praktikumsähnlichen Verhältnis.

Das heißt: Akademikern ergeht es auf dem Arbeitsmarkt zwar besser als jungen Menschen ohne Hochschulabschluss. Aber sie können sich keineswegs darauf verlassen, dass sie dank ihres Studiums einen sicheren, unbefristeten und angemessen bezahlten Arbeitsplatz finden.

Dabei belegen Studien, dass die Mehrheit der jungen Menschen genau das wünscht, zum Beispiel der DGB-Index Gute Arbeit für junge Beschäftigte.

Die unsichere Beschäftigungssituation hat auch bei jungen Menschen Folgen. Andauernde Unsicherheit führt zu Zukunftsängsten und psychischen Problemen. Das zeigen u.a. der DGB-Index Gute Arbeit für junge Beschäftigte und aktuelle Berichte der Krankenkassen, z.B.

der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK), die einen Anstieg psychischer Erkrankungen unter jungen Menschen festgestellt haben.

Jungen Menschen ist mit einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse wie zum Beispiel einer Ausweitung der Befristungsmöglichkeiten oder der Verlängerung der Probezeit nicht gedient. Stattdessen brauchen sie Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, ihre Zukunft zu planen und zu gestalten.

Der DGB unterstützt die Betroffenen vor allem mit Beratung und Informationsangeboten.

Auf unserer Homepage www.dgb-jugend.de können sich Praktikantinnen und Praktikanten an uns wenden und sich mit ihren speziellen Problemen in unserem Forum Students-at-Work beraten lassen und ihr Praktikum öffentlich bewerten. Sie können sich zudem an den vielen DGB-Campus Offices an Universitäten vor Ort informieren.

Außerdem schulen wir Betriebs- und Personalräte im Hinblick auf die Praktikanten- Problematik und bieten verschiedene Informationsmaterialien an, um den unfreiwilligen Praktikantinnen und Praktikanten zu helfen, zum Beispiel mit dem Leitfaden für ein Faires Praktikum.

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