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Bildung für die Massen – Chancen und Risiken von MOOCs

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11 / 2014 www.netzwoche.ch © netzmedien ag

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Bildung für die Massen –

Chancen und Risiken von MOOCs

MOOCs (Massive Open Online Courses) ermöglichen Bildung für die Massen. Der junge Markt ist ständig in Bewegung.

Man kann von kostenlosen Angeboten in englischer und deutscher Sprache profitieren. Nur, wie lange noch?

Oliver Bendel

Ein MOOC, ein Massive Open Online Course, ist ein internetbasierter Kurs, der sich an viele Teilnehmer richtet (engl. «massive»: «riesig, enorm»), offen für alle (engl. «open») und meist kostenlos ist. Man unterscheidet zwischen xMOOCs («x» für «extension», eine Angabe, mit der die Harvard University in ihren Kata- logen auf virtuelle Kurse aufmerksam machte) und cMOOCs («c» für «connectivism»).

MOOCs gehören zum E-Learning. Dieser Begriff wird seit dem Jahr 2000 von Wissen- schaftlern aus der Schweiz stark mitgeprägt.

E-Learning ist Lernen, das mit Informations- und Kommunikationstechnologien (Basis- und Lerntechnologien) und darauf aufbauen- den Lernsystemen unterstützt beziehungs- weise ermöglicht wird. MOOCs und Mobile Learning passen gut zusammen. Zumindest die Nutzung mit Tablets bereitet keine Proble- me. Auch über Smartphones kann man sich bequem einschreiben. Ob der ganze Kurs mit seinen multimedialen Elementen damit Freu- de bereitet, sei dahingestellt.

Geschichte und Merkmale

Vorläufer von MOOCs gab es bereits um die Jahrtausendwende. Im deutschsprachigen Raum experimentierten Hochschulen mit For- men, die Videos und Folien integrieren und den heutigen xMOOCs ähneln, etwa die Virtu- elle Hochschule Oberrhein (VIROR). Massive Open Online Courses erreichen Menschen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund und Wissensstand. In einigen Kursen sind zehn- tausende Teilnehmer eingeschrieben. Ein xMOOC ist eher lehrerzentriert und formell, ein cMOOC eher lernerzentriert, informell und von partizipativen Medien bestimmt.

Anbieter und Angebote

2012 haben die Harvard University und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) das Joint Venture edX (www.edx.org) ins Le- ben gerufen. Man kann Onlinevorlesungen abrufen und über MOOCs sowohl individuell lernen als auch Teil der weltweiten Communi- ty sein. Zahlreiche renommierte Hochschulen offerieren inzwischen MOOCs, im deutsch- sprachigen Raum zum Beispiel die LMU Mün- chen, TU München, ETH Lausanne und Uni- versität Zürich. Dadurch wird die virtuelle Lehre in Deutschland und in der Schweiz wei- ter gestärkt. Dass die traditionelle beeinträch- tigt wird, ist nicht zu erwarten. MOOCs sind einfach eine zusätzliche Option.

Coursera (www.coursera.org) aus den USA und Iversity (iversity.org) aus Berlin sind wichtige kommerzielle Anbieter. Wenn man ihre Websites aufruft, sieht man die Vielfalt der Themen. Bei Coursera findet sich im Sommer 2014 der deutschsprachige «Grundlagenkurs Unfall chirurgie» auf dem Stundenplan. Iversi- ty bietet in den Geisteswissenschaften etwa

«Gamification Design» und «Design Thinking»

an, in den Wirtschaftswissenschaften «Inter- nationales Agrarmanagement» und «Einfüh- rung in die Betriebswirtschaftslehre» sowie in den MINT- Fächern «Algorithmen und Daten- strukturen» und «Web Engineering». Die in- haltlich Verantwortlichen stammen von mehr oder weniger bekannten Hochschulen.

Der Praxistest

Eine E-Learning-Expertin einer Schweizer Grossbank berichtet begeistert von einem Kurs, den sie bei Coursera besucht hat. 70 000

Teilnehmer waren weltweit dabei. Das Thema:

Gamification, die Übertragung von spieltypi- schen Elementen und Vorgängen in spielfrem- de Zusammenhänge. Angestrebt werden Mo- tivationssteigerung und Verhaltensänderung bei Anwendern beziehungsweise Nutzern.

Auch bei der Testerin fand eine Motivations- steigerung statt, nämlich als sie feststellte, wie gut das Peer-to-Peer-System funktioniert – und das bei einer solchen Menge von Teilneh- mern. Diese haben sich auf der Grundlage ei- nes festgelegten Schemas gegenseitig Rück- meldung gegeben und beurteilt. Das Niveau des Kurses war hoch, der Aufwand ebenso.

Die Expertin lernte vieles mit dem und über den MOOC. Am Ende konnte sie sich ein per- sonalisiertes «Statement of Accomplishment»

ausdrucken. Dieses ist keineswegs nur ein Jodeldiplom. Gerade in ihrem Bereich wird es gern gesehen, wenn man etwas Neues wagt.

Kritik und Ausblick

MOOCs sind leicht zugängliche und doch anspruchsvolle Lernumgebungen. In der Kri- tik stehen manche von ihnen wegen didakti- scher Schwächen und einer hohen Abbre- cherquote. Man muss sich durchbeissen und sich engagieren. Unklar ist auch, was die Zer- tifikate auf Dauer wert sind, ob Marken we- gen des massenhaften und kaum kontrollier- baren Geschäfts geschädigt werden und wel- che Geschäftsmodelle ein hochwertiges und nachhaltiges Angebot sicherstellen. Unklar ist nicht zuletzt, wie lange die Angebote noch kostenlos beziehungsweise günstig sind. Wer sich für MOOCs interessiert, sollte sie jetzt ausprobieren.

MOOCs sind leicht zugängliche und doch anspruchsvolle Lernumgebungen. Bild: Fotolia

Oliver Bendel lehrt und forscht als Pro- fessor für Wirt- schaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft der Fach- hochschule Nord- westschweiz FHNW.

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