24 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2012 | www.pta-aktuell.de
PRAXIS HOMÖOPATHIE
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ies ist eine homöo- pathische Arznei, die aus ungeröste- ten, getrockneten Samen des Kaffeebaumes herge- stellt wird. Die botanische Gat- tung Coffea aus der Familie der Rubiaceae besteht aus mehreren Metern hohen Sträuchern oder Bäumen. Die weißen Blüten ent- wickeln sich zu rötlichen Stein- früchten, aus denen die Kaf- feebohnen gewonnen werden.Angeregt durch einen Vorschlag Goethes gelang es dem deut- schen Apotheker und Chemiker Runge, den Hauptwirkstoff Kof- fein zu isolieren. Er ist auch in weiteren Pflanzen, wie im Tee, der Kolanuss oder Mate enthal- ten. Chemisch handelt es sich um ein Methylxanthin, ein Ab- kömmling des Purinstoffwech- sels (wie Theobromin oder Theophyllin). Es wird im Stoff- wechsel weiter zu Harnsäure ab- gebaut. Eine Bohne enthält cir- ca ein bis drei Prozent Koffein.
Letztlich hängt die Koffein- menge, ebenso wie die Wirkung und der Geschmack des Kaffees, von der Sorte, der Art der Rös- tung, dem Mahlgrad des Pulvers und der Art der Zubereitung ab.
Die Wirkung von Kaffee auf den menschlichen Organismus ist komplex und kommt durch das
Zusammenspiel etlicher Wirk- stoffe zustande. Koffein wirkt dosisabhängig. In geringer bis mittlerer Menge steht der anre- gende, das Gehirn stimulierende Effekt im Mittelpunkt. Antrieb und Konzentrationsfähigkeit neh- men zu, die Reaktionszeit sinkt und die Empfindlichkeit der Sinneswahrnehmungen steigt.
Das Gefühl von Müdigkeit wird schwächer wahrgenommen, der Schlaf wird leichter und weniger tief. Große Mengen Kaffee ent- falten abhängig von der Menge des zugeführten Koffeins und der individuell unterschiedli- chen Empfindlichkeit eine sti- mu lie rende Wirkung an wei- teren Organen (Zunahme der Kontraktionskraft des Herzens, Steigerung der Herzfrequenz, Erschlaffung der Bronchialmus- kulatur, Anregung des Atemzen- trums, Zunahme des Harnflus- ses, Anregung der Darmtätig- keit, Anstieg der Triglyceride).
Charakteristische Sympto - me Auslöser:Erregung, Freu- de, freudige Überraschung.
Empfindung: Überempfind- lichkeit auf Sinnesreize und Schmerzen; Erregung, gestei- gerte geistige Aktivität; Gedan- kenflut; vermehrte nächtliche Aktivität. Besserung durch kal-
te Anwendungen. Verschlechte- rungdurch Sinnesreize, beson- ders durch Geräusche.
Anwendung Im Mittelpunkt der homöopathischen Arznei- wirkung stehen Beschwerden im Zusammenhang mit der (Über-) Stimulation des zentra len Ner- vensystems. Diese wird oft durch freudige Ereignisse ausgelöst!
Die charakteristi schen Auslöser führen zu Kopfschmerz (als ob ein Nagel ins Gehirn ge- trieben wird; Verschlechterung durch Geräusche oder Musik), neuralgischem (Gesichts-) Schmerz (Verschlechterung durch Berührung; Besserung durch kalte Anwendungen, Zahnschmerz(Besserung durch kalte Speisen oder Getränke) oder anderen „vegetativen“
Beschwerden (z. B. Herz). Die Störung des Schlafes steht im Zusammenhang mit unbe- herrschbarer Gedankenflut (wir- belnde geistige Aktivität), ner- vöser Erregung, Bedürfnis nach Aktivität und großer Geräusch- empfindlichkeit. Typisch ist bei- spielsweise die Schlaflosigkeit vor freudigen Ereignissen oder nach der Entbindung.
Weitere Arzneien, die bei Störun- gen des Schlafes in Frage kom- men, stehen Symptomen von
Coffea nahe. Pulsatillakommt ebenfalls bei Erregung und Schlaflosigkeit vor freudigen Er- eignissen in Frage. Im Gegensatz zu Coffea dringt stetig derselbe Gedanke ins Bewusstsein. Für Phosphorus spricht die ängst- liche Erregung in der Nacht.
Phantasievolle Gedanken trei- ben in der Dunkelheit ihr Un- wesen. Kinder suchen die be- ruhigende Nähe ihrer Eltern.
Typisch ist nächtlicher Hunger und die ausgeprägte Verschlech- terung in linker Seitenlage. Wird die Schlafstörung von Lampen- fie ber beherrscht (vor Prüfun- gen, Reisen etc.), sollte Argen- tum nitricum hilfreich sein.
Betroffene werden eilig, hastig und haben Angst zu spät zu kommen oder etwas zu ver- passen. Die Unruhe wird meist von nervösen Magen-Darm Be- schwerden (insbesondere Diar- rhoe) begleitet. Nux vomicaist angezeigt, wenn die Gedanken in den frühen Morgenstunden um Beruf und Arbeit kreisen.
Nach dem Erwachen fühlt man sich wie verkatert oder zerschla- gen, Ungeduld und Reizbarkeit brei ten sich aus.
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Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/
Homoöpathie
Die belebende, den Schlaf verhindernde
Wirkung von Kaffee ist vielen Menschen aus eigener Erfahrung bekannt. Bei homöopa thischer Verwendung steht die Behandlung von
Schlafstörungen