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Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins für das Jahr 2018 – Band 10 (2019)

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Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins für das Jahr 2018 – Band 10

Bochum 2019

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Impressum

Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins Band 10 – erschienen im Januar 2019

Erscheinungsort: Bochum ISSN 2190-3999

Herausgeber:

Bochumer Botanischer Verein e. V.

www.botanik-bochum.de info@botanik-bochum.de Redaktion:

Dr. Armin Jagel, Helga Albert, Dr. F. Wolfgang Bomble, Corinne Buch, Dr. Veit Martin Dörken, Dr. Till Kasielke, Ulrich Küchmeister, Marcus Lubienski, Detlef Mährmann, Dr. Stefan Schreiber, Hubert Sumser, Volker Unterladstetter

Alle Rechte vorbehalten.

© Bochumer Botanischer Verein e. V. 2019

Das Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins erscheint einmal jährlich und wird an Vereinsmitglieder und wichtige Bibliotheken in gedruckter Fassung übergeben (Übersicht auf der Homepage des Vereins).

Ansonsten wird es auf der Homepage www.botanik- bochum.de elektronisch publiziert und steht im pdf- Format kostenlos zum Download zur Verfügung.

Weitere Druckexemplare können auf Nachfrage zum Selbstkostenpreis („Print on Demand“) plus Porto bezogen werden.

Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Beiträge allein verantwortlich. Vereinsmitteilungen stehen in der Verantwortung des Vorstandes des Bochumer Botanischen Vereins e. V. Die Autorenrichtlinien befinden sich auf der Vereinshomepage www.botanik- bochum.de.

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Das Jahr 2018

Im Jahr 2018 wurden sechs Mitglieder neu in den Verein aufgenommen, es gab einen Austritt. Dadurch beläuft sich die aktuelle Mitgliederzahl auf 143.

Im Jahr 2018 fanden 12 Exkursionen statt, davon fünf in Bochum. Am besten besucht war die Bergbauführung am 4. November mit 36 in der Liste eingetragenen Teilnehmern. Es sind fünf Veröffentlichungen und neun (Pflanzen-)Porträts erschienen. Insgesamt wurden 689 bemerkenswerte Pflanzenvorkommen in die Funde-Artikel aufgenommen. Der Westfäli- sche Floristentag im März in Münster war mit rund 90 Teilnehmern wie immer gut besucht.

Ein Schwerpunkt unserer Arbeiten lag in diesem Jahr erneut in dem Ausbau der Bestim- mungsseiten auf der Homepage durch die Aufnahme von neuen Fotos und Arten. So konn- ten wir im Jahr 2018 2848 neue Bilder einbauen und haben nun einen Bestand von insge- samt 23173 Bildern allein auf den Artenseiten (nicht mitgerechnet die Personen- und Land- schaftsfotos auf anderen Seiten wie Exkursionen, Floristentage etc.).

Zwei neue Bilderseiten gingen online: „Streuobstwiesen“ und „Ansaatpflanzen“. Beide erfreuten sich einer ungeheuren Resonanz bei Facebook, innerhalb kurzer Zeit wurden laut Facebook-Statistik jeweils bis zu 3000 Personen erreicht. Laut Userstatistik unseres Servers wurden die Obstwiesen dann 2180 Mal wirklich angeklickt, die Ansaaten 1698 Mal.

Abb. 1: Neue Bildseite „Streuobstwiesen, Obstbäume“

29.03.2018 (Screenshot der Homepage am 31.12.2018).

Abb. 2: Neue Bildseite „Häufige Ansaatpflanzen in Nordrhein-Westfalen“ seit dem 17.08.2018 (Screenshot der Homepage am 31.12.2018).

Im Jahr 2018 ergab die User-Statistik 227914 Klicks auf die Seiten unserer Homepage (ohne pdf-Dateien), womit wir eine Steigerung von 76,2 % gegenüber dem Jahr 2017 (127448 Zugriffe) haben! Äußerst bemerkenswert!! … Aber wir müssen leider „hätten“ sagen, denn bei allem Stolz kommen Zweifel an der angebotenen Statistik auf. Es gibt ganz offen- sichtlich „Hackerangriffe“ auf unsere Seiten, so hatten wir im Laufe der Jahre für eine „ganz normale“ Abendexkursion in Bochum innerhalb nur eines Tages über 2000 Zugriffe auf die neue Seite, was doch sehr unglaubwürdig ist.

Die Top 30 der beliebtesten Seiten scheinen aber glaubwürdig im Vergleich zu den Werten im Vorjahr. Sie sind in Tab. 1 dargestellt. Leider werden nach wie vor vom Provider Statisti- ken der Zugriffe auf pdf-Dateien für das Jahr nicht zur Verfügung gestellt, also werden z. B.

die Veröffentlichungen, Pflanzenporträts und Exkursionsprotokolle, die zentralen Angebote unserer Homepage, nicht aufgeführt.

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Tab. 1: Die TOP 30 der meist besuchten Seiten im Jahr 2018 (ohne pdf-Dateien).

Platz Seitenthema

2018 2017

Zugriffe Platz Zugriffe 1 Bilderseite Kräuter blau 45427 3 10681

2 Startseite 45285 1 38400

3 Bilderseite Gehölze Früchte 21301 14 4120

4 Bilderseite Poaceae 20230 4 10244

5 Verteiler Bildseiten 19695 2 11452

6 Gesamtartenliste 10078 5 7170

7 Bilderseite Kräuter gelb 9712 27 2430 8 Bilderseite Apiaceae weiß 9212 9 5006

9 Bilderseite Koniferen 8749 16 4095

10 Verteiler Pflanzenporträts 7880 8 5988 11 Bilderseite Frühjahrsgeophyten 7865 20 3191

12 Funde NRW 6978 7 5994

13 Bilderseite Mallorca Gehölze 6606 5 6015 14 Bilderseite Kräuter weiß 6509 31 2282 15 Bilderseite Kräuter Blätter 5622 30 2362 15 Bilderseite Ackerunkräuter 5621 23 2766

17 Mitglieder 5427 10 4899

18 Bilderseite Kräuter rot 5317 46 1323 19 Bilderseite Asteraceae gelb 5186 15 4114

20 Bilderseite Keimlinge 4846 67 721

21 Bilderseite Kräuter rosa 4454 40 1513 22 Funde östl. Ruhrgebiet 4388 13 4266 23 Bilderseite Mallorca Blüten rot 4331 11 4863 24 Bilderseite Cyperaceae 4053 22 3162

25 Bilderseite Farne 4009 47 1270

26 Verteiler Veröffentlichungen 3799 18 3567

27 Aktivitäten 3798 17 3937

28 Mallorca Startseite 3622 12 4268

29 Verteiler Jahrbuch 3511 19 3354

30 Bilderseite Gehölze Blätter 3409 47 1290

Wie schon in den Vorjahren beantworten wir auch E-Mail-Anfragen von Nicht-Mitgliedern zu allen Themen der Botanik, die uns von überall aus dem deutschen Sprachraum erreichen (sofern sie nicht zu respektlos sind und zumindest eine Anrede enthalten…). Meist handelt es sich um Bestimmungsanfragen aus Deutschland und Mallorca. Zumindest gefühlt werden es jährlich mehr, daher haben wir nun einmal gezählt, wie viele an die Info-Adresse des BoBo im Jahr 2018 geschickt wurden: Es waren mehr als 102. Darüber hinaus gab es hin und wieder solche Anfragen über Facebook.

Gegen Ende des Jahres haben wir die von Armin Jagel seit Jahren erstellten und gepflegten Seiten „Literaturverzeichnis zur Flora Nordrhein-Westfalens“ mit 3539 Einträgen (www.botanik-bochum.de/literatur/LiteraturFloraNRW.pdf) und die „Flora von Bochum – Eine Zusammenstellung der bisher im Stadtgebiet heimischen, eingeschleppten und verwilderten Pflanzensippen“ (www.botanik-bochum.de/flora/Flora_Bochum_Jagel.pdf) von Armins Homepage auf die BoBo-Homepage übertragen.

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Ein etwas lästiges Kapitel bescherte uns im Jahr 2018 die neue, Ende Mai in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung der EU. Bundesweit hat diese sicherlich gut gemeinte Verordnung besonders die gemeinnützigen und von Ehrenamtlichen geführten Vereine in helle Aufregung versetzt und viel zusätzliche Arbeit für das Einholen von Informationen und die Umsetzung bedeutet. Wir haben alle Mitglieder und sonstige Interessierte in den E-Mail- Verteilern angefragt, ob wir sie weiter anschreiben dürfen. Danach mussten viele Karteilei- chen, aber auch leider einige, die es versäumt hatten zu antworten, aus unseren Verteilern gestrichen werden. Auch die Datenschutzhinweise auf der Homepage wurden neu formuliert und ab diesem Jahr listen wir keine Teilnehmer mehr in den Exkursionsprotokollen auf. Wir haben diese Umstände aber gleichzeitig genutzt, uns ein kleines Programm erstellen zu lassen, mit dem man sich nun über die Homepage standardisiert in den Newsletter eintragen und auch wieder abmelden kann. Und so haben wir nach dem Großreinemachen der E-Mail- Verteiler und der Inkraftsetzung der Verordnung bis Ende des Jahres bereits 78 neue Anmeldungen für den Newsletter bekommen.

Armin Jagel & Corinne Buch

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Inhaltsverzeichnis

Das Jahr 2018 ... 3

Die Vereinsmitglieder im Jahr 2018 ... 9

Veröffentlichungen des Bochumer Botanischen Vereins BOMBLE, F. W.: Merkmale und Ökologie von Streblotrichum commutatum (JUR.) HILP. und Streblotrichum convolutum (HEDW.) P. BEAUV. im Aachener Stadtgebiet und Umgebung ... 11

BOMBLE, F. W.: Naturverjüngte Populationen von Corylus ×colurnoides (= C. avellana × C. colurna) in Aachen ... 25

BOMBLE, F. W.: Ochlopoa supina (= Poa supina) und Ochlopoa ×nannfeldtii (= Poa ×nannfeldtii) in Aachen ... 50

LUBIENSKI,M.,GERBERSMANN,C.&WOLBECK,D.: Erstnachweis von Equisetum ×meridionale (E. ramosissimum × E. variegatum, Equisetaceae) für Nordrhein-Westfalen und weitere bemerkenswerte Vorkommen von Schachtelhalmen in einem stillgelegten Steinbruch bei Hagen ... 62

HESSEL,W.: Dactylorhiza-Hybriden auf dem Dortmunder Flughafen ... 82

Exkursionen Aachen, Waldfriedhof, epiphytische Moose und Großflechten ... 93

Bochum-Bergen, Pilze im NSG Tippelsberg – Berger Mühle ... 95

Bochum-Bergen, Tiere der Nacht im NSG Tippelsberg – Berger Mühle ... 97

Bochum-Dahlhausen, Geologie und Bergbau ... 98

Bochum-Querenburg, Moose und Flechten auf dem Gelände der Ruhr-Universität ... 105

Bochum-Querenburg, Gefäßpflanzen auf dem Gelände der Ruhr-Universität ... 108

Ennepe-Ruhr-Kreis, Ennepetal, Siepenbachtal bei Peddenöde ... 111

Ennepe-Ruhr-Kreis, Witten-Herbede, Ruhrufer, Burgruine und NSG Hardenstein ... 114

Herne-Sodingen, Frühblüher im Park der ehemaligen Zeche Mont Cenis ... 118

Köln, neue Wiesen? Aktuelle Projekte zur Entwicklung von artenreichem Grünland in Ossendorf und Worringen ... 120

Kreis Unna, Bergkamen, Fuß der Bergehalde Monopol... 123

Rhein-Werft-Kreis, Frechen, Quarzsand-Tagebau ... 125

Bemerkenswerte Pflanzenvorkommen aus dem östlichen Ruhrgebiet im Jahr 2018 ... 127

Beiträge zur Flora Nordrhein-Westfalens aus dem Jahr 2018 ... 138

Porträts Abies nordmanniana – Nordmann-Tanne (Pinaceae), der Tannenbaum ... 189

Brassica napus subsp. rapifera – Steckrübe (Brassicaceae), Gemüse der Jahre 2017/2018 ... 199

Dactylorhiza sphagnicola – Torfmoos-Knabenkraut (Orchidaceae), Orchidee des Jahres 2018 ... 204

Marrubium vulgare – Gewöhnlicher Andorn (Lamiaceae), Arzneipflanze des Jahres 2018 ... 210

Ricinus communis – Rizinus, Wunderbaum (Euphorbiaceae), Giftpflanze des Jahres 2018 ... 217

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Sherardia arvensis – Ackerröte (Rubiaceae), ein Ackerunkraut im Zierrasen,

Stadtpflanze des Jahres 2018 ... 224 Steinkohle, Gestein des Jahres 2018: Entstehung und Eigenschaften

der Ruhrkohle ... 233 Veronica maritima – Langblättriger Ehrenpreis (Plantaginaceae), gefährdete

Stromtalpflanze und Blume des Jahres 2018 ... 246 Zingiber officinale – Ingwer (Zingiberaceae), Heilpflanze des Jahres 2018 ... 258 52. Westfälischer Floristentag (Programm) ... 264

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Die Vereinsmitglieder im Jahr 2018

Personen mit * haben einen Steckbrief auf der Vereinshomepage www.botanik-bochum.de

Günter Abels (Geldern)

Helge Adamczak, Dipl.-Geogr. (Oberhausen) Sabine Adler (Bochum)

Klaus Adolphy, Dipl.-Biol. (Erkrath) Helga Albert (Bochum)

Holger Bäcker, Dipl.-Biol. (Bochum)

Christian Beckmann, Dipl.-Landsch.-Ökol., B. Sc. Geoinf. (Herten)

Stephanie Bednarz, B. Sc. Geogr. (Bochum) Heinrich Behrens (Kamen)

Dr. H. Wilfried Bennert (Ennepetal) Dr. Michael Berger (Leverkusen) Carolin Bohn, Dipl.-Biol. (Bochum) Guido Bohn (Hamm)

Dr. F. Wolfgang Bomble*, Dipl.-Math.

(Aachen) (Mitglied der Schriftleitung) Corinne Buch*, Dipl.-Biol. (Mülheim/Ruhr)

(Vorstandsmitglied, 1. Vorsitzende, Mitglied der Schriftleitung)

Rüdiger Bunk, Dipl.-Geogr. (Bochum) Dietrich Büscher* (Dortmund)

Benjamin Busse, Dipl.-Biol. (Dortmund) Susanne Cremer (Bochum)

Carola De Marco (Haltern am See)

Bernhard Demel, Dipl.-Umweltwiss. (Essen) Monika Deventer, Dipl.-Ing. (Viersen)

Dr. Veit Martin Dörken*, Dipl.-Ing. (FH) (Konstanz) (Vorstandsmitglied, Mitglied der Schriftleitung)

Jörg Drewenskus, Dipl.-Umweltwiss.

(Dortmund)

Martin Drews (Bochum) Bettina Einicke (Erkrath)

Christoph Elpe, M. Sc. Biol. (Bochum) Marlene Engels (Mülheim/Ruhr) Dr. Simon Engels, Dipl.-Chem.

(Mülheim/Ruhr) (Vorstandsmitglied, Schatzmeister)

Brigitte Faak, M. Sc. Geogr. (Bochum) Gabriele Falk (Köln)

Dr. Reinhold Feldmann, Dipl.-Psych.

(Münster)

Petra Fuchs, Dipl.-Geogr. (Bochum) Dr. Renate Fuchs, Dipl.-Umweltwiss.

(Mülheim/Ruhr)

Dr. Peter Gausmann*, Dipl.-Geogr. (Herne)

Harald Geier, Dipl.-Mineral. (Niederkassel) Dr. Hans Jürgen Geyer, Dipl.-Chem.

(Lippstadt)

Roland Gleich (Bochum)

Prof. Dr. Henning Haeupler* (Bochum) (Ehrenmitglied)

Martin Hank, B. Sc. Geogr. (Schwerte) Erika Heckmann (Dortmund)

Dr. Stefanie Heinze, M. Sc. Geogr. (Bochum) Monika Hertel (Straelen)

Dr. Ingo Hetzel*, Dipl.-Geogr.

(Recklinghausen) (Vorstandsmitglied) Jan Mattis Hetzel (Recklinghausen) Jasmin Hetzel (Recklinghausen) Mona Hetzel (Recklinghausen) Paul Hitzke (Wamel/Möhnesee) Linda Hock (Bochum)

Annette Höggemeier (Bochum) René Hohmann, B. Sc. Geogr.

(Fröndenberg)

Caroline Homm, B. Sc. Geogr. (Bochum) Wilhelm Itjeshorst, Dipl.-Biol. (Wesel) Dr. Katharina Jaedicke (Bochum) Dr. Armin Jagel*, Dipl.-Biol. (Bochum)

(Vorstandsmitglied, Schriftführer, Mitglied der Schriftleitung)

Joana Jagmann, M. Sc. Geogr. (Duisburg) Gundula Jahn-Timmer, Dipl.-Umweltwiss.

(Oberhausen)

Dr. Nicole Joußen, Dipl.-Biol. (Nideggen- Wollersheim)

Sonja Jüngling, Dipl.-Biol. (Drensteinfurt) Diethelm Kabus, Dipl.-Ing. (Bochum) Iris Kabus, Dipl.-Biol. (Bochum) Dr. Till Kasielke*, M. Sc. Geogr.

(Mülheim/Ruhr) (Vorstandsmitglied, Mitglied der Schriftleitung)

Claudia Katzenmeier, Dipl.-Biol. (Velbert) Esther Kempmann*, Dipl.-Biol. (Waltrop) Dr. Sigrid Kleefeld (Neuss)

Matthias Kleppa, M. Sc. Geogr. (Herne) Richard Köhler, Dipl.-Biol. (Herne) Viola Krone, M. Sc. Geogr. (Bochum) Ulrich Küchmeister (Bochum)

Andreas Kuhlmann, Dipl.-Biol. (Bochum) Dr. Julia Kunze, Dipl.-Biol. (Kamen)

(10)

Ulrike Lehmann-Goos, Dipl.-Biol. (Castrop- Rauxel)

Dr. Götz Heinrich Loos*, Dipl.-Geogr.

(Kamen) (Vorstandsmitglied, 2. Vorsitzender)

Marcus Lubienski* (Hagen) (Mitglied der Schriftleitung)

Bernd Margenburg, Dipl.-Phys. (Bergkamen) Karin Margenburg, Dipl.-Geogr. (Bergkamen) Patrick Matuszewski (Bochum)

Matthias Mause, B. Sc. Geogr. (Bochum) Wolfgang Meier (Bochum)

Carola Meß, M. Sc. Geogr. (Altena) Dr. Karl-Peter Meschke (Hattingen) Sebastian Mildenberger, Dipl.-Biol.

(Düsseldorf)

Benjamin Mörtl*, M. Sc. Geogr. (Bad Münstereifel)

Astrid Mühlenbrock, Dipl.-Geogr. (Bergisch- Gladbach)

Norbert Neikes, Dipl.-Biol. (Straelen) Lena Neugebauer, M. Sc. Geogr. (Essen) Lisa Neugebauer, B. Sc. Landschaftsökol.

(Essen)

Rainer Pollak, Dipl.-Biol. (Oberhausen) Christina Raape, Dipl.-Geogr. (Mettmann) Heinrich Raczek (Bochum)

Dr. Jörg Restemeyer, Dipl.-Biol. (Kerpen) Christian Riedel* (Oberhausen)

Diana Rößler, B. Sc. Geogr. (Dortmund) Wilhelm Rogmann (Uedem)

Kris Salewski (Herne)

Hans-Willi Sanders (Bochum)

Johannes Georg Sanders (Möhnesee) Ulrike Sandmann (Overath)

Kerstin Schäfer (Bochum)

Mareike Schepers, M. Sc. Geogr. (Duisburg) Eva Schinke, Dipl.-Biol. (Sprockhövel) Martin Schlüpmann*, Dipl.-Biol. (Hagen) Michael Schmidt (Wuppertal)

Prof. Dr. Thomas Schmitt (Bochum) Bruno Schmitz (Aachen)

Tobias Scholz, M. Sc. Geogr. (Essen)

Dr. Stefan Schreiber*, Dipl.-Biol. (Edmonton, Kanada)

Dr. Christian Schulz*, Dipl.-Biol. (Bochum) Christian Schumann, Dipl.-Geogr.

(Dortmund)

Christopher Schwerdt, B. A. (Altena) Ralf Seipel, Dipl.-Biol. (Essen) Beate Sombetzki (Hattingen)

Frank Sonnenburg, Dipl.-Ökol. (Velbert) Sebastian Sonnenstuhl, M. Ed. (Dortmund) Manfred Sporbert (Leichlingen)

Dr. Norbert J. Stapper*, Dipl.-Biol. (Monheim) Tim Stark, B. Sc. Geogr. (Schwelm)

Dr. Hilke Steinecke*, Dipl.-Biol.

(Frankfurt/Main)

Ulrike Stenkamp, Dipl.-Biol (Bochum) Heide Stieb (Düsseldorf)

Wolf Stieglitz (Erkrath)

Marieke Sulima (Gelsenkirchen) Hubert Sumser* (Köln)

Daniel Telaar, M. Sc. Geogr. (Schloss Holte- Stukenbrock)

Dr. Regina Thebud-Lassak, Dipl.-Biol.

(Grevenbroich) Vera Tiemann (Bochum)

Volker Unterladstetter*, M. A. (Köln) (Mitglied der Schriftleitung) Marion van den Boom, Dipl.-Biol.

(Oberhausen)

Ira Vogler, M. Ed. Biol./Geogr. & M. Sc.

Geogr. (Bottrop) Heike Voigt (Bochum) Eva Wandelt (Bochum) Frank Wedek (Bochum)

Barbara Weiser, Dipl.-Biol. (Bochum) Jan Werner, M. Sc. Geogr. (Dortmund) Simon Wiggen*, M. Sc. Geogr. (Bochum)

(Vorstandsmitglied)

Prof. Dr. Rüdiger Wittig (Münster) Karl Wittmer (Neuss)

Barbara Woitke (Bochum) Sebastian Wolf, B. Sc. Geogr.

(Gelsenkirchen)

Herbert Wolgarten (Herzogenrath) Wolfgang Zander (Bochum)

Dieter Gregor Zimmermann (Düsseldorf)

(11)

Merkmale und Ökologie von

Streblotrichum commutatum (J UR .) H ILP . und Streblotrichum convolutum (H EDW .) P. B EAUV .

im Aachener Stadtgebiet und Umgebung

*

F.WOLFGANG BOMBLE Kurzfassung

Merkmale und Ökologie der im Aachener Stadtgebiet und angrenzenden Gebieten häufigen, nah verwandten Moose Streblotrichum commutatum (= Barbula commutata JUR. = B. sardoa (SCHIMP.) J.-P. FRAHM) und S. convolutum s. str. (= B. convoluta s. str.) werden vorgestellt. Durch stabile Merkmale wie Größe, Habitus, Blattform und -farbe sind sie meist problemlos zu unterscheiden und behalten bei Kultur unter gleichen Bedingungen ihre Unterschiede bei. Ökologisch sind sie im Untersuchungsgebiet euryök bei überlappenden, schwerpunktmäßig aber getrennten Standortbedingungen. S. commutatum wächst hauptsächlich auf Mauern und frischem Schotter sowie auf offenen, meist lehmigen Böden. Die Art hat dabei Pioniercharakter. Weniger belichtete, basenreiche Standorte werden bevorzugt, sind aber nicht notwendig. Demgegenüber zieht S. convolutum eher stabilere Standortbedingungen vor und bildet typischerweise gemeinsam mit anderen Arten geschlossene Moosrasen besonders auf älteren Wegen und übererdetem Teer. Offene bis halbschattige, somit recht lichtreiche Standorte werden bevorzugt. Literaturangaben zur Ökologie von S. commutatum und S. convolutum aus anderen Regionen werden diskutiert. Dabei stellt sich heraus, dass S. commutatum im Untersuchungsgebiet eine breitere Standortpalette besiedelt als für andere Regionen angegeben und anderswo beobachtete ökologische Unterschiede im Untersuchungsgebiet oft nicht oder nur tendenziell zutreffen.

Abstract: Characteristics and ecology of Streblotrichum commutatum (JUR.) HILP. and Streblotrichum convolutum (HEDW.) P. BEAUV. in the urban area of Aachen and surroundings

Characteristics and ecology of the closely related Streblotrichum commutatum (= Barbula commutata JUR. = B. sardoa (SCHIMP.) J.-P. FRAHM) and S. convolutum s. str. (= B. convoluta s. str.) are shown. Both Streblotrichum species are frequent in the urban area of Aachen and surroundings and easy to recognize in most cases. Reliable field characteristics are differences in size, habit, leaf shape and color. In culture, i.e. under equal growing conditions, these differences are preserved. Both Streblotrichum species are ecologically euryoecious in the study area. The ecological requirements on site conditions can overlap but are primarily different in most cases.

S. commutatum grows mainly on walls and fresh gravel as well as on disturbed loamy ground and behaves as a pioneer species. It prefers lesser exposed sites on rich basic soil, however, these conditions are not necessary.

S. convolutum prefers more stable growing conditions typically in dense turfs together with other small mosses on older paths and soil covered tar. Information in the literature on S. commutatum and S. convolutum suggests that the ecological variability of S. commutatum in the study area is larger than in other regions and differences observed in other regions are not or only partially true in the study area.

1 Einleitung

Von Streblotrichum convolutum im weiteren Sinne (= Barbula convoluta s. l.) werden zwei Sippen meist als Varietäten unterschieden. Sie sind ökologisch und morphologisch so deutlich verschieden, dass sie in dieser Arbeit, FRAHM (2011) folgend, als eigene Arten betrachtet werden: Streblotrichum convolutum s. str. (= Barbula convoluta s. str.) und Streblotrichum commutatum (= Barbula commutata). Beide Arten weisen eine eigenständige, charakteristische Ökologie auf. Da sie im Aachener Raum häufig sind, soll hier noch einmal auf die bisher kaum beachteten Arten aufmerksam gemacht werden. Dem Verfasser – damals Anfänger in der Beschäftigung mit Moosen – wurden beide Arten vor Jahren (ca.

1993–95) von Prof. Dr. E. PATZKE († 2018) auf einer Moosexkursion vorgestellt, wobei schon damals unverständlich erschien, warum diese habituell und farblich gut unterscheidbaren Arten von vielen Bryologen nur als Varietäten angesehen oder gar nicht beachtet werden. So halten MEINUNGER & SCHRÖDER (2007) den taxonomischen Status von B. convoluta var.

commutata für unklar und berücksichtigen sie nicht bei der Kartierung. Auch in der Roten

*Außerdem erschienen am 12.05.2018 als Veröff. Bochumer Bot. Ver. 10(1): 1–14.

(12)

Liste von Nordrhein-Westfalen (SCHMIDT 2011) wird sie nicht getrennt betrachtet.

Demgegenüber werden im Niederländischen Online-Verbreitungsatlas (NDFF & BLWG 2018) B. convoluta var. sardoa und B. convoluta var. convoluta neuerdings getrennt dargestellt.

KUČERA & al. (2013) weisen nach, dass die Gattung Barbula in weiter Umgrenzung polyphyletisch ist. Sie trennen u. a. die Gattung Streblotrichum ab, die nach Ausschluss von S. bicolor (BRUCH & SCHIMP.) LOESKE (zu Gymnobarbula JAN KUČERA gestellt) drei Arten umfasst. Neben S. enderesii (GAROV.) LOESKE werden S. convolutum und S. commutatum als Arten dieser Gattung aufgefasst. In dieser Umgrenzung werden folgende Merkmale der Gattung genannt: „strongly differentiated convolute perichaetial leaves”, „an annulus of differentiated, vesiculose cells“, „yellow seta, revoluble annulus, and the formation of brown, spherical, rhizoidal gemmae“ (KUČERA & al. 2013: 31). Die von KUČERA & al. (2013) vorgelegten Daten sind in Bezug auf die Monophylie von Streblotrichum nicht eindeutig, da im ITS-Baum nicht nur unterschiedliche Streblotrichum-Taxa, sondern sogar verschiedene Aufsammlungen von S. convolutum s. str. auf ganz unterschiedlichen Teilbäumen positioniert sind. Somit ergeben sich die Alternativen, einerseits eine weit gefasste, sehr wahrscheinlich polyphyletische Gattung Barbula beizubehalten oder anderseits eine Gattung Streblotrichum auszugliedern, deren Monophylie realistisch erscheint, aber noch nicht ganz gesichert ist. Da es unwahrscheinlich ist, dass die Streblotrichum-Arten und Barbula unguiculata gemeinsam in einer monophyletischen Gattung Barbula verbleiben können und S. convolutum die Typusart von Streblotrichum ist, wird der Abtrennung der Gattung Streblotrichum von Barbula in dieser Arbeit gefolgt. Wenn man dies nicht nachvollziehen möchte, hat nach FRAHM (2011) innerhalb der Gattung Barbula die Artbezeichnung Barbula commutata JUR. Priorität gegenüber B. sardoa (SCHIMP.) J.-P. FRAHM.

FRAHM (2000) untermauert durch die Beobachtung eines Mischrasens, dass es sich bei Streblotrichum commutatum und S. convolutum um genetisch verschiedene Sippen und keine Modifikationen handelt. In einer über mehr als einjährigen Vergleichskultur in kleinen Töpfen mit lehmig-sandiger Gartenerde konnte der Verfasser dies eindeutig bestätigen:

Beide Arten behalten ihre Unterschiede unter gleichen Bedingungen bei (Abb. 1–3).

Abb. 1 & 2: Streblotrichum convolutum s. str. (links) und S. commutatum (rechts) sind auch nach etwa einjähriger Gartenkultur (ex Westfriedhof, Aachen/NRW, 29.10.2016, F. W. BOMBLE) unter gleichen Bedingungen problemlos zu unterscheiden.

(13)

Abb. 3: Nach etwa einjähriger Gartenkultur unter gleichen

Bedingungen ist der Unterschied zwischen dem kleineren und recht kurzblättrigeren Streblotrichum convolutum s. str. (links) und dem größeren und langblättrigeren S. commutatum (rechts) gut zu erkennen (ex Westfriedhof, Aachen/NRW, 12.12.2016, F. W.

BOMBLE).

FRAHM (2000: 7) zufolge ist Streblotrichum commutatum „zur Hauptsache in wärmeren, trockeneren Gebieten (Nordafrika, Vorderer Orient, Mittelmeergebiet) verbreitet“ als S. convolutum. In Deutschland ist dementsprechend S. commutatum nach MEINUNGER &

SCHRÖDER (2007: 144; als Barbula convoluta var. commutata) „viel seltener als die Normalform, aber ebenfalls im gesamten Gebiet nachgewiesen“. AHRENS (2000: 301) gibt S. commutatum „von einzelnen Fundstellen in den Naturräumen Oberrheingebiet, Neckarland, Baar, Schwäbische Alb und Bodenseegebiet“ an. Nach KOPERSKI (2011) kommt es gelegentlich in Bremen vor. HENTSCHEL & al. (2015) nennen ein Vorkommen in Sachsen- Anhalt. Nach FRAHM (2000: 7) ist es „im Rhein-Moselgebiet auf basenreichen Schiefern und Basalt in etwas wärmeren Lagen nicht selten“. Die Verbreitungskarten von S. commutatum und S. convolutum in NDFF & BLWG (2018) stellen offenbar noch die Erfassungen einzelner Bearbeiter und nicht die reale Verbreitung in den Niederlanden dar. So wird in Südlimburg, das dem Aachener Raum westlich benachbart ist, mehrfach S. commutatum genannt, nicht jedoch S. convolutum.

Im Untersuchungsgebiet sind Streblotrichum commutatum und S. convolutum außerhalb geschlossener Wälder bei wechselnder Häufigkeit verbreitet und gebietsweise häufig. Nach MEIER (2017; als S. convolutum var. sardoum [BRUCH & SCHIMP.] PODP.) ist über die Verbreitung von S. commutatum in der Schweiz kaum etwas bekannt. Dies trifft wahrscheinlich auch auf weite Teile Deutschland zu und S. commutatum ist möglicherweise in weiteren Regionen ähnlich verbreitet wie im Aachener Raum.

2 Merkmale beider Streblotrichum-Arten im Aachener Raum

Die wesentlichen Merkmale von Streblotrichum commutatum und S. convolutum s. str. fasst MEYER (2017) zusammen (vgl. Tab. 1). Die meisten Merkmalsangaben in der Literatur nennen Aspekte dieser Darstellung (AHRENS 2000, GODFREY 2016, MEINUNGER & SCHRÖDER

2007). Nach GODFREY (2016) soll S. commutatum dunkler grün und glänzender sein als S. convolutum. AHRENS (2000) ergänzt für S. commutatum Maximalgrößen über 2 cm.

FRAHM (2011: 30) hebt „Größe, Besitz eines Zentralstranges im Stämmchen oder dickwandige basale Laminazellen“ hervor. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden die im Gelände höchstens mit Hilfe einer Lupe erkennbaren Merkmale überprüft und ihre Variabilität untersucht.

(14)

Diese Feldmerkmale und wiederholt beobachtete modifikative Abweichungen werden im Folgenden kurz dargestellt. Die Unterschiede zwischen beiden Arten sind im Allgemeinen deutlicher, als Beschreibungen sie vermitteln können. Die in dieser Arbeit enthaltenen Fotos von unterschiedlichen Standorten mögen helfen, diese sprachlich kaum zu schließende Lücke zu füllen.

Tab. 1: Merkmale von Streblotrichum commutatum und S. convolutum s. str. nach MEIER (2017; als Varietäten).

Streblotrichum commutatum Streblotrichum convolutum s. str.

Pflanzen größer,

5–10(–20) mm hoch

klein,

meist unter 5 mm hoch

Rasen

hell- oder dunkelgrün, mit weniger Gelbtönen

locker

gelbgrün dicht

Blattrand stark wellig flach, nicht wellig

Blätter > 1 mm lang

länger ausgezogen, eher zungenförmig

< 1 mm lang eiförmig-lanzettlich

basale Laminazellen

verlängert rechteckig, bis über 3-mal so lang wie breit in großen Bereichen hyalin und glatt

quadratisch bis kurz rechteckig nur die untersten ganz hyalin

Abb. 4: Streblotrichum commutatum kann wie hier so kräftige Polster bilden, wie sie für Barbula unguiculata auf Mauern typisch sind, ist aber meist kleiner (Robert- Schuman-Straße, Aachen-Burtscheid/NRW,

13.01.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 5: Streblotrichum commutatum (Monschau, Städteregion Aachen/NRW, 31.10.2013, F. W. BOMBLE).

Abb. 6: Streblotrichum commutatum (Waldfriedhof, Aachen/NRW, 31.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 7: Streblotrichum commutatum (Friedhof Aachen- Laurensberg-Hand/NRW, 04.11.2012, F. W. BOMBLE).

(15)

Abb. 8: Streblotrichum commutatum (Friedhof Kohlscheid-Ost/NRW, 26.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 9: Streblotrichum commutatum (Friedhof Kohlscheid-Ost/NRW, 26.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 10: Streblotrichum commutatum (Monschau, Städteregion Aachen/NRW, 31.10.2013,

F. W. BOMBLE).

Abb. 11: Streblotrichum commutatum (Aachen- Laurensberg/NRW, 11.03.2018, F. W. BOMBLE).

Abb. 12: Streblotrichum commutatum (Robert- Schuman-Straße, Aachen-Burtscheid/NRW, 13.01.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 13: Streblotrichum commutatum, trocknend (Robert-Schuman-Straße, Aachen-Burtscheid/NRW, 13.01.2017, F. W. BOMBLE).

(16)

Abb. 14: Streblotrichum convolutum s. str.

(Westfriedhof, Aachen/NRW, 27.12.2017, F. W.

BOMBLE).

Abb. 15: Streblotrichum convolutum s. str. (Friedhof Kohlscheid-Kämpchen/NRW, 26.12.2017, F. W.

BOMBLE).

Abb. 16: Streblotrichum convolutum s. str. (Friedhof Kohlscheid-Kämpchen/NRW, 26.12.2017, F. W.

BOMBLE).

Abb. 17: Streblotrichum convolutum s. str.

(Westfriedhof, Aachen/NRW, 27.12.2017, F. W.

BOMBLE).

Abb. 18: Streblotrichum convolutum s. str. (Campus Melaten, Aachen/NRW, 03.12.2016, F. W. BOMBLE).

Abb. 19: Streblotrichum convolutum s. str. (zwischen Aachen-Vetschau und Aachen-Orsbach/NRW, 09.03.2018, F. W. BOMBLE).

(17)

Abb. 20: Streblotrichum convolutum s. str. ist immer wieder mal auch dunkler gefärbt (nordwestlich Aachen- Vetschau/NRW, 09.03.2018, F. W. BOMBLE).

Abb. 21: Streblotrichum convolutum s. str. mit untypisch schmalen Blättern von gelbgrüner Farbe (Friedhof Aachen-Laurensberg-Hand/NRW, 28.12.2016, F. W. BOMBLE).

2.1 Streblotrichum commutatum (= Barbula commutata = Barbula sardoa)

Streblotrichum commutatum (Abb. 4–13) ist auffallend kräftiger als S. convolutum s. str.

Deutliche, im Feld erkennbare Unterschiede liegen zudem in der dunkleren Farbe der längeren, schmaleren Blätter mit deutlich gewellten Rändern. Die Polster wirken meist auffallend lockerer. Rasenartige Bestände werden nur selten gebildet (Abb. 26).

Typisch entwickelt ist Streblotrichum commutatum auf einen Blick zu erkennen und problemlos mit Lupe im Gelände ansprechbar. Besonders in geschlossenen Moosbeständen wachsend kann es kleiner sein, ist aber auch dann an der typischen Färbung und den schmaleren, gewellten Blättern von S. convolutum zu unterscheiden. Die Färbung von S. commutatum kann ab und zu ins Gelbliche tendieren (Abb. 27), sodass der Farbunterschied zu S. convolutum kaum mehr vorhanden ist. Wenn dann der Blattrand weniger wellig ausgebildet ist, sind ein direkter Vergleich sowie im Extremfall eine Vergleichskultur hilfreich.

2.2 Streblotrichum convolutum s. str. (= Barbula convoluta s. str.)

Streblotrichum convolutum s. str. (Abb. 14–21) ist typisch entwickelt ein niedriges Moos von charakteristischer gelbgrüner Farbe, das dichte Polster bis Rasen bildet. Die Blätter sind meist recht breit und relativ zur Blattlänge deutlich breiter als die von S. commutatum. Je nach Standort können sie auch etwas verlängert sein (Abb. 21). Der Blattrand ist nicht oder nur sehr schwach gewellt.

Die typische gelblichgrüne Farbe kann unter bestimmten Bedingungen, speziell bei Nässe, fehlen und die Art wirkt dunkler grün (Abb. 20). Wenn man kleine Proben des Polsters entnimmt, zeigen sie meist nach einiger Zeit die typische Farbe. Bei Nässe kann die Art manchmal auch leicht wellig wirken. Das gibt sich ebenfalls bei leichter Trocknung. In Zweifelsfällen sollte eine problemlos durchführbare Kultur über einige Wochen eine Klärung herbeiführen.

2.3 Bestimmungsprobleme

Streblotrichum commutatum und S. convolutum sind im Gelände mit Lupe fast immer problemlos zu unterscheiden, meist sogar ohne optische Hilfsmittel. Dennoch gibt es manchmal schwieriger anzusprechende Polster. Mehrere anfänglich fragliche Proben z. B.

von dunklerem oder etwas welligem Streblotrichum convolutum oder kleinerem oder weniger

(18)

welligem S. commutatum wurden kultiviert, wodurch diese Abweichungen als Standortmodifikationen erkannt wurden.

Ausgehend von den Erfahrungen im Untersuchungsgebiet muss man einzelne Angaben der Literatur relativiert betrachten, da sie nur auf typische, zum Teil aber auch nur auf auffallend kräftig entwickelte Pflanzen zutreffen und keinesfalls allgemeingültig sind. So schreibt beispielsweise FRAHM (2000: 7) über Streblotrichum commutatum: "Sie ist dunkelgrün, nie gelbgrün wie var. convoluta, und in allen Teilen wesentlich größer, beinahe noch größer als Barbula unguiculata". Eine gelbgrüne Farbe ist für zwar untypisch, kann aber auch selten bei S. commutatum auftreten. Die von FRAHM (2000) beobachteten Populationen im Rhein- Moselgebiet betreffen offenbar sehr kräftig entwickelte Felsvorkommen – Pflanzen an weniger extremen Standorten können jedoch durchaus kleiner und insbesondere niedriger sein. Auch die Blattlänge kann deutlich geringer ausfallen. Die Art ist zwar im direkten Vergleich fast immer auffallend größer und insbesondere langblättriger als S. convolutum, aber vielfach kleiner, insbesondere niedriger, als typische B. unguiculata. Wenn man nur mit Ausprägungen von der Größe typischer Mauervorkommen von B. unguiculata rechnet, wird man die meisten Vorkommen von S. commutatum übersehen.

Unerwartet schwierig ist immer wieder die Unterscheidung von Streblotrichum commutatum und S. convolutum, besonders letzterer Art, von Barbula unguiculata. Insbesondere bei Vorkommen auf Erde und Schotter bildet B. unguiculata Morphotypen aus, die durch breitere oder allmählicher zugespitzte Blätter von dem typischen Bild der Art, wie man es besonders auf Mauern findet, abweichen. Wenn man sich genügend eingesehen hat, hilft die auch dann noch abweichend geformte Blattspitze von B. unguiculata mit austretender Rippe zu einer sicheren Entscheidung.

3 Ökologie beider Streblotrichum-Arten im Aachener Raum

Intensive, mehrjährige Untersuchungen von Vorkommen der beiden Streblotrichum-Arten im Aachener Raum, speziell im Aachener Stadtgebiet, zeigen deutliche ökologische Unterschiede. Dabei können beide Arten zwar regelmäßig gemeinsam beobachtet werden, besiedeln in der Mehrzahl aber Standorte, an denen die andere Art fehlt. Eine Übersicht über die im Untersuchungsgebiet von S. commutatum und S. convolutum besiedelten Standorttypen gibt Tab. 2.

Streblotrichum commutatum (Abb. 22 & 23) hat einen deutlichen Schwerpunkt auf Mauern und Schotter. Es werden sowohl Steinmauern als auch Beton besiedelt, sowohl direkt auf dem Stein als auch übererdet, wobei ebene Flächen (Mauerkronen und Fugen zwischen Mauersteinen) bevorzugt werden. Diese Mauerstandorte nehmen ein weites Spektrum ein, was die Belichtung und die Feuchtigkeit betrifft. Feuchtschattige Bedingungen wie sie von Bryum capillare besiedelt werden, werden genauso angenommen wie (seltener) Standorte, die an typische, recht trockenwarme Mauerstandorte mit Grimmia pulvinata, Orthotrichum anomalum, Schistidium crassipilum und Tortula muralis angrenzen. Ein Zusammenhang der Besiedlung von Mauerfugen mit dem zur Verfugung oft genutzten Kalkmörtel ist nicht feststellbar, da genauso gerne nicht verfugte Silikatmauern besiedelt werden.

Ebenfalls wächst Streblotrichum commutatum oft auf ebenerdigen, wasserdurchlässigen und lichtreichen Standorten, besonders geschotterten Wegen (Abb. 24). Hier zählt die Art zu den typischen Pionieren, die bei sich schließender Vegetation (egal ob aus Moosen oder höheren Pflanzen) irgendwann verschwinden. Dauerhaft besiedelt werden in offenen Bereichen nur Ränder zu steinernen Flächen wie beispielsweise betonierte Umgrenzungen von Gräbern oder steinerne Begrenzungen der Wege.

(19)

Tab. 2: Besiedelte Wuchsorte von Streblotrichum commutatum und S. convolutum s. str. im Aachener Raum, insb. im Aachener Stadtgebiet und angrenzenden Gebieten.

= nicht festgestellt (+) = selten

+ = regelmäßig ++ = häufig

? = für konkrete Aussage zu geringe Beobachtungsdichte

Streblotrichum commutatum Streblotrichum convolutum s. str.

Steinmauern ++

mit/ohne Kalk, offen bis schattig

(+)

einmal: Kalkmauerkrone

Beton(-mauern)

+/++

besonders bodennah, offen bis schattig

(+) einmal: Westwall

relativ frischer Wegschotter +/++

offen bis schattig (+)

offene Erde

+ offen bis schattig, besonders bei Waldklima

? –

Bodenplatten/Teer (übermoost) (+) eher im Schatten

++

offen bis halbschattig

Pflasterfugen ? – ? ++

ältere Wege (Erde/Schotter,

flächig bemoost) ++

offen bis halbschattig

Streblotrichum commutatum besiedelt auch regelmäßig offene Böden (Abb. 25 & 26). Dies konnte besonders an schattigen Stellen beobachtet werden. Jedoch zeigen Feststellungen an Störstellen in Viehweiden und an deren Rändern im Raum Aachen-Walheim (5202/44 &

5203/33), dass die Art auch offene, relativ magere und relativ trockene Pionierstandorte besiedeln kann (Abb. 27). Die Böden sind dabei meist lehmig, selten auch etwas sandig.

Abb. 22: Streblotrichum commutatum auf einer Mauerkrone (Turmstraße, Aachen/NRW, 25.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 23: Streblotrichum commutatum, großer Bestand in Mauerfuge (Aachen-Laurensberg/NRW, 11.03.2018, F. W. BOMBLE).

(20)

Abb. 24: Streblotrichum commutatum auf offenem Schotter (Friedhof Kohlscheid-Kämpchen/NRW, 26.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 25: Streblotrichum commutatum, große Bestände an einer halbschattigen Straßenböschung (Aachen- Laurensberg/NRW, 16.03.2018, F. W. BOMBLE).

Abb. 26: Streblotrichum commutatum. Selten bildet die Art größere, homogene Rasen, besonders wie hier auf offenerdigen Stellen unter Waldrandklima

(Waldfriedhof, Aachen/NRW, 31.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 27: Streblotrichum commutatum als Pionier an Störstellen am Rand einer Magerweide u. a. mit Potentilla verna, Bryum dichotomum und Phascum cuspidatum (zwischen Aachen-Walheim, Aachen-Sief und Aachen-Schmidthof/NRW, 21.01.2018,

F. W. BOMBLE).

Streblotrichum commutatum ist offenbar in vielen Regionen Deutschlands deutlich seltener als S. convolutum (vgl. Einleitung). Parallel zur Seltenheit von S. commutatum wird ein ökologisch stenökes Verhalten genannt (Quellen vgl. Tab. 3): kalkreich, nährstoffreich, wärme- und feuchtigkeitsliebend und schattig. Im Aachener Raum ist S. commutatum verbreitet bis häufig und ökologisch relativ euryök. Hier sind Wärme, Kalk, Nährstoffreichtum, Feuchtigkeit und Schatten keine notwendigen Standortfaktoren, nur mögliche, teilweise bevorzugte Eigenschaften. Dies liegt sicher mitbegründet an dem hier herrschenden, wintermilden und feuchten atlantischen Klima. Jedenfalls kommt die als wärmeliebend geltende Art selbst auf Mauern im montanen Monschau (5403/14; 400–500 m ü. NN) recht häufig vor, wobei ein warmes Lokalklima im Rurtal und wärmespeichernde Mauern das kühle Montanklima mildern können. Im Stadtgebiet Aachen werden oft Stellen besiedelt, die nicht als warm bezeichnet werden können. Ebenfalls ist die Art im Untersuchungsgebiet nicht feuchtigkeitsliebend. Die Standorte sind zwar nicht extrem trocken, oft aber gut wasserzügig.

Selbst im Vergleich mit S. convolutum handelt es sich nicht um die Feuchtigkeit bevorzugendere Art. Eine Beurteilung der in der Literatur genannten Standortbedingungen im Untersuchungsgebiet wird zusammenfassend in Tab. 3 dargestellt.

(21)

Tab. 3: Beurteilung von Literaturangaben (ohne Einzelfunde) zu Standortbedingungen von Streblotrichum commutatum (z. T. im Vergleich mit S. convolutum s. str.) im Untersuchungsgebiet.

Standortangabe zu S. commutatum (ggf. in Vergleich

zu S. convolutum) Quelle

Beurteilung

im Untersuchungsgebiet

kalkreich

stärker kalkhaltig

AHRENS (2000) KOPERSKI (2011)

MEINUNGER & SCHRÖDER (2007)

Kalkböden werden von S. commutatum besiedelt, sind aber nicht notwendig. Es bevorzugt basenreiche Böden, meidet aber auch basenarme Böden nicht.

Der Vergleich trifft im Untersuchungsgebiet nicht zu.

frisch bis feucht feuchter

AHRENS (2000) KOPERSKI (2011) MEIER (2017)

MEINUNGER & SCHRÖDER (2007)

Frische bis feuchte Bedingungen bilden einen Schwerpunkt von S. commutatum, es werden aber auch recht trockene Böden besiedelt.

Der Vergleich trifft nicht zu.

schattiger AHRENS (2000)

MEINUNGER & SCHRÖDER (2007)

S. commutatum wächst sowohl unter vollsonnigen wie schattigen Bedingungen, schwerpunktmäßig an nicht zu stark besonnten Standorten.

Der Vergleich ist zutreffend.

wärmeliebend AHRENS (2000)

Eine Bevorzugung wärmerer Lokalbedingungen ist bei S. commutatum im Untersuchungsgebiet nicht feststellbar. Ausschlaggebend sind offenbar die Klimabedingungen einer Region, die im Untersuchungsgebiet wenig

beschränkend sind.

nährstoffreicher MEIER (2017)

Der Vergleich trifft im Untersuchungsgebiet nicht zu. Beide Arten fehlen offenbar an ausgesprochen nährstoffarmen Standorten, besiedeln aber vollkommen gleichartig magere bis nährstoffreiche Bedingungen.

Streblotrichum convolutum s.str. hat einen ganz anderen ökologischen Schwerpunkt als S. commutatum. Es ist sehr charakteristisch für länger bestehende, unbearbeitete Wege, sonstige betretene Erde und übererdeten Teer (Abb. 28, 30 & 31). Eine geschlossene Decke aus niedrigen Moosen charakterisiert diese Vorkommen. Daneben sind die Standorte recht lichtreich, wechselfeucht und verdichtet. Auf der Steinkohle-Halde Gouley im Wurmtal bei Würselen (5102/41) wächst die Art in flächigen Moosbeständen in austrocknenden Pfützen, d.h. zwar auf zeitweise trockenem Schotter, aber nur unter Bedingungen, wo Bodenverdichtungen zu länger bleibender Feuchtigkeit bis zeitweiliger Nässe führen.

Ähnliches lässt sich an vielen Standorten beobachten. Typische Begleiter sind Ceratodon purpureus, Pseudocrossidium horschuchianum, seltener Bryum dichotomum (= B. bicolor) und andere Arten wie Syntrichia ruraliformis. Unter den Gefäßpflanzen begleiten Vertreter von Draba subgen. Erophila regelmäßig die Art. Oft kann man die Art auch in Pflasterfugen finden (Abb. 29). Vorkommen auf frischem Schotter sind selten (Abb. 32). An Mauern und felsigen Standorten konnte sie im Untersuchungsgebiet nur einmal auf einer Kalkmauerkrone in Aachen-Hahn (5203/33) und einmal auf einem Westwall-Stein (Beton; Abb. 33) zwischen Aachen-Vetschau und Aachen-Orsbach (5102/33) gefunden werden. Dass sie unter bestimmten ökologischen Bedingungen selbst an Felsstandorte geht, zeigt eine Beobachtung von LUBIENSKI (2018) an einem Felsen mit Asplenium ceterach an der Listertalsperre (4912/22) im südwestfälischen Bergland.

(22)

Abb. 28: Streblotrichum convolutum s. str. Flächige Bestände findet man regelmäßig auf offenen, älteren Wegen (Westfriedhof, Aachen/NRW, 27.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 29: Streblotrichum convolutum s. str. in

Pflasterfuge (Westfriedhof, Aachen/NRW, 27.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 30: Streblotrichum convolutum s. str. auf übererdetem Teer eines Straßenrandes in der

Agrarlandschaft (nordwestlich Aachen-Vetschau/NRW, 09.03.2018, F. W. BOMBLE).

Abb. 31: Flächiger Bestand von Streblotrichum convolutum s. str. an Straßenrand (nordwestlich Aachen-Vetschau/NRW, 09.03.2018, F. W. BOMBLE).

Abb. 32: Streblotrichum convolutum s. str. wächst selten auf frischem Schotter (Friedhof Kohlscheid- Kämpchen/NRW, 26.12.2017, F. W. BOMBLE).

Abb. 33: Streblotrichum convolutum s. str. auf Beton/Westwallstein (zwischen Aachen-Vetschau und Aachen-Orsbach/NRW, 09.03.2018, F. W. BOMBLE).

(23)

Wenn man Vorkommen von Streblotrichum convolutum und S. commutatum an gemeinsamen Standorten vergleicht, lassen sich die bei den einzelnen Arten gewonnenen Erkenntnisse bestätigen. Insgesamt sind die ökologischen Unterschiede zwischen beiden Streblotrichum-Arten zwar nicht überschneidungsfrei, aber schwerpunktmäßig deutlich verschieden. Drei Beispiele von lokalklimatisch und vom Standortangebot her unterschiedlichen Friedhöfen mögen dies verdeutlichen.

Auf dem schon in der wärmeren Niederrheinischen Bucht gelegenen Friedhof im Osten Kohlscheids (5102/41) wächst Streblotrichum commutatum verbreitet auf Stein und geschotterten Wegen, S. convolutum nur auf Wegen. Dennoch sind selbst die Standorte auf Wegen nicht identisch: S. convolutum besiedelt die dichter mit Moosen und kleinen Gefäßpflanzen bewachsenen, stärker verdichteten Stellen, während S. commutatum auf offenem Schotter oder nur an den Rändern dichter, niedriger Vegetation wächst. Die hier mit beiden Arten gemeinsam vorkommende Barbula unguiculata wächst typischerweise offen auf Schotter, kann jedoch auf stärker zugewachsenen Wegen auftreten.

Auf dem vom Klima zwischen den beiden anderen Friedhöfen vermittelnden Westfriedhof in Aachen (5202/14) sind Streblotrichum commutatum und S. convolutum häufig.

S. commutatum wächst hier verbreitet auf Beton am Fuß von Grabsteinen, sowohl offen wie auch schattig und sowohl an feuchteren Stellen mit Bryum capillare als auch an frischen bis trockeneren Standorten. Nur einmal konnte die Art auf relativ frisch ausgebrachtem Schotter beobachtet werden. An zwei schattigen Stellen bildet S. commutatum ebene, großflächigere Bestände, wie sie sonst für S. convolutum charakteristisch sind: In einem Fall handelt es sich um Erde zwischen Gräbern und im anderen Fall um einen liegenden, großen Pflasterstein.

S. convolutum konnte hauptsächlich in dichteren Moosbeständen auf verdichteten Wegen beobachtet werden. Daneben wächst es mehrfach an halbschattigen Stellen in Erdfugen zwischen eben liegenden, großen Pflastersteinen. Insgesamt ist S. commutatum wesentlich schattentoleranter als S. convolutum.

Auf dem montan getönten, waldigeren Waldfriedhof in Aachen (5202/23 & /41) sind beide Arten recht selten, Streblotrichum commutatum konnte aber mehrfach gefunden werden. An einer Stelle wächst die Art in Fugen einer Steinmauer. An mehreren Stellen wurden Vorkommen auf Erde beobachtet, meist kleine Populationen an schattigen Stellen, einmal in Menge an diversen Störstellen in halboffener bis offener Lage. Wenn die Art in typischem Waldklima geeignete Wuchsorte findet, kann sie offenbar nicht nur in schattigen, sondern auch in offenen Bereichen ähnliche Wuchsorte wie S. convolutum einnehmen und diese Art sogar lokal „ersetzen“. S. commutatum besiedelt auf diesem recht schattigen, montan getönten Friedhof Standorte, die beispielhaft für regelmäßige Standortbedingungen im Untersuchungsgebiet sind, die man kaum mit dem für diese Art genannten Begriff

„wärmeliebend“ in Verbindung bringen kann. S. convolutum konnte auf dem gesamten Friedhof nur auf einem älteren Weg in einem recht offenen Bereich gefunden werden.

Zusammenfassend zeigt Streblotrichum commutatum im Untersuchungsgebiet zwei ökologische Schwerpunkte: Einerseits besiedelt die Art steinige Unterlagen wie Stein, Beton und Schotter und ist anderseits ein Rohbodenpionier lehmiger Böden. Dabei werden nicht zu basenarme, relativ trockene bis relativ feuchte, lichtreiche bis schattige, magere bis nährstoffreiche Bedingungen toleriert. Der Schwerpunkt der Vorkommen liegt auf schwächer belichteten bis schattigen, frischen bis mäßig feuchten, basenreichen Unterlagen. Die Art ist insgesamt ein deutlicher Pionier, während das nah verwandte S. convolutum eher

(24)

charakteristisch für dauerhaftere, „reifere“ Standorte ist und seinen Schwerpunkt in lichtreichen bis wenig beschatten Bereichen findet.

Der Verfasser hofft, dass die hier vorgestellten Ergebnisse zur Beachtung beider Streblotrichum-Arten in anderen Regionen führen und als Basis für die weitere Erforschung der ökologischen Ansprüche dienen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der klimatischen Bedingungen im Untersuchungsgebiet beide Arten hier häufig sind und euryök verschiedenste Standortbedingungen besiedeln. Abweichende Klimabedingungen können, besonders bei Seltenheit einer oder beider Arten, zu ganz anderen Ergebnissen führen.

Auch im Untersuchungsgebiet kann die Ökologie beider Arten keinesfalls als abschließend geklärt gelten. Speziell fällt auf, dass in manchen Kleinräumen eine Art überraschend häufig an verschiedenartigen Stellen wächst, während ebenso überraschend die andere ganz oder weitgehend fehlt. Hier ist von bisher nicht erkannten Einflüssen auszugehen.

Danksagung

In Dankbarkeit gedenke ich meines kürzlich verstorbenen botanischen Lehrers Prof. Dr. ERWIN PATZKE. Er hat mich nicht nur in der Morphologie, Phänologie, Taxonomie und Ökologie der Gefäßpflanzen entscheidend geprägt, sondern mir auch wesentliche Grundlagen für die Beschäftigung mit Moosen vermittelt.

Literatur

AHRENS, M. 2000: Barbula HEDW. Bärtchenmoos. – In: NEBEL, M. & PHILIPPI, G. (Hrsg.): Die Moose Baden- Württembergs 1. – Stuttgart: 298–303.

FRAHM, J.-P. 2000: Barbula convoluta var. commutata, eine verkannte Sippe. – Bryol. Rundbr. 33: 7.

FRAHM, J.-P. 2011: Kommentierte Liste der Laubmoose Deutschlands. – Archive for Bryology 79: 1–51.

GODFREY, M. 2016: Barbula convoluta/sardoa. B. sardoa = B. convoluta var. commutata. Lesser Bird’s-claw Beard-moss. – In: British Bryological Society: BBS Field Guide online pages. – http://rbg- web2.rbge.org.uk/bbs/Activities/mosses/Barbula%20convoluta-sardoa.pdf [27.12.2017].

HENTSCHEL, J., ECKSTEIN, J., KOPERSKI, M., MARSTALLER, R., MÜLLER, F., PREUSSING, M. & SCHÜTZE, P. 2015:

Bemerkenswerte Moosfunde in Sachsen-Anhalt. – Herzogia 28: 378–404.

KOPERSKI, M. 2011: Rote Liste und Gesamtartenliste der Moose in Niedersachsen und Bremen – 3. Fssg, Stand 2011. Anhang: Kommentare. – www.nlwkn.niedersachsen.de/download/64473 [17.03.2018].

KUČERA, J., KOŠNAR, J. & WERNER, O. 2013: Partial generic revision of Barbula (Musci: Pottiaceae): Re- establishment of Hydrogonium and Streblotrichum, and the new genus Gymnobarbula. – Taxon 62: 21–39.

LUBIENSKI, M. 2018: Ein Vorkommen des Milzfarns (Asplenium ceterach) an Felsen im Listertal (Südwestfälisches Bergland, Nordrhein-Westfalen). – Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 9: 48–57.

MEIER,M.K. 2017: Streblotrichum convolutum(HEDW.)P.BEAUV.– In: Swissbryophytes: Moosflora der Schweiz. – http://www.swissbryophytes.ch/index.php/de/beschreibung?taxon_id=nism-633 [16.03.2018].

MEINUNGER, L. & SCHRÖDER, W. 2007: Verbreitungsatlas der Moose Deutschlands, Bd. 2. – Regensburg.

NDFF & BLWG (NATIONALE DATABANK FLORAEN FAUNA & BRYOLOGISCHE EN LICHENOLOGISCHE WERKGROEP) 2018:

BLWG Verspreidingsatlas mossen. – https://www.verspreidingsatlas.nl/mossen [16.03.2018].

SCHMIDT, C. 2011: Rote Liste und Artenverzeichnis der Moose – Anthocerotophyta, Bryophyta et Hepaticophyta – in Nordrhein-Westfalen, 3. Fssg. – In: LANDESAMTFÜR NATUR, UMWELTUND VERBRAUCHERSCHUTZ NRW (Hrsg.):

Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fssg, Bd. 1. – Recklinghausen.

Anschrift des Autors

Dr. F.WOLFGANG BOMBLE Seffenter Weg 37 D-52074 Aachen

E-Mail: Wolfgang.Bomble[at]botanik-bochum.de

(25)

Naturverjüngte Populationen von

Corylus ×colurnoides (= C. avellana × C. colurna) in Aachen

*

F.WOLFGANG BOMBLE Kurzfassung

In Aachen konnten an zwei Stellen naturverjüngte Populationen von Corylus ×colurnoides, der Hybride zwischen der heimischen Hasel, C. avellana, und der oft gepflanzten, in Aachen tendenziell etablierten Baum-Hasel, C. colurna, festgestellt werden. Sie wachsen im Siedlungsbereich an Straßen und auf einem Friedhof. Hybrid- pflanzen zeigen morphologisch eine große Spanne zwischen den Eltern. Ihre Merkmale und die der Eltern werden ausführlich beschrieben und abgebildet. Ebenso werden Ökologie und Vorkommen der Elternarten in Aachen kurz angerissen. Die Entstehung der Hybridpopulationen wird diskutiert. Wahrscheinlich sind Hybridpopulationen unter Beteiligung gepflanzter Hybriden entstanden.

Abstract: Naturally regenerated populations of Corylus ×colurnoides (= C. avellana × C. colurna) in Aachen (North Rhine-Westphalia, Germany)

At two sites in Aachen naturally regenerated populations of Corylus ×colurnoides have been found.

C. ×colurnoides is the hybrid of the native European hazel, C. avellana, and Turkish tree hazel, C. colurna, which is often planted and tends to get naturalized in Aachen. The hybrid populations grow in the urban area beside streets and on a cemetery. Hybrids show wide morphological amplitude between the parents. Their characters as well as those of the parents are described in detail und illustrated in many photos. Distribution and ecology of the parental species are briefly shown. The origin of the hybrid populations is discussed. Likely is the origin by hybridization of planted hybrids and planted trees of the parents.

1 Einleitung

Neben der in Mitteleuropa heimischen Hasel (Corylus avellana L.) werden weitere Hasel- Arten angepflanzt, außer der Lamberts-Hasel (C. maxima MILL.) besonders die Baum-Hasel (C. colurna L.) – für weitere Informationen zu C. avellana und den beiden gepflanzten Corylus-Arten in Nordrhein-Westfalen vgl. BUCH &al.(2016). Naturverjüngung von C. colurna ist in Nordrhein-Westfalen bekannt. C. colurna bildet mit der heimischen C. avellana eine Hybride, C. ×colurnoides C. K. SCHNEID. Sie soll sich schwer bilden und weitgehend steril sein, sodass es nicht verwundert, dass nach BUTTLER, THIEME & al. (2017) keine Vorkom- men der Hybride in Deutschland bekannt sind. In dieser Arbeit werden Beobachtungen von C. ×colurnoides in naturverjüngten Corylus-Populationen in Aachen besprochen, wobei es sich hierbei um ein weiter verbreitetes, bisher aber kaum beachtetes Phänomen handeln könnte.

2 Die Elternarten: Merkmale und Vorkommen in Aachen

Die zum Erkennen von Hybriden genutzten Merkmale von Corylus avellana und C. colurna werden im Folgenden kurz vorgestellt und abgebildet. Dies betrifft Struktur, Bedrüsung und Farbe der Rinde junger und älterer Zweige, Blattstiellänge, Form, Serratur und Farbe der Blätter, Form der Nebenblätter, Gestalt, Größe und Bedrüsung der Fruchthülle, sowie die Form der Nüsse. Alle Abbildungen stammen von wilden oder naturverjüngten Pflanzen. Bei C. colurna liegt der Schwerpunkt der Beschreibungen auf der Merkmalsausprägung bei Natursämlingen und nicht bei Straßenbäumen. Vorkommen und Ökologie wildwachsender Populationen beider Eltern werden dargestellt. Weitere Beschreibungen von C. avellana und C. colurna findet man in vielen Floren, ausführlich z. B. bei MOLNAR (2011).

*Außerdem erschienen am 06.10.2018 als Veröff. Bochumer Bot. Ver. 10(2): 15–39.

(26)

2.1 Corylus colurna L. (Abb. 1–22)

Schon Jungpflanzen von Corylus colurna sind deutlich baumförmig und bilden einen aufrech- ten Stamm aus (Abb. 1–2). Sämlinge sind jedoch im Gegensatz zu gepflanzten Bäumen schon unten verzweigt. Die Rinde älterer Zweige und Stämme ist meist hell und durch viele deutliche Längsrisse strukturiert (Abb. 5 & 8). Junge Zweige sind ebenfalls hell und oft stark drüsig, seltener kahl oder wenig behaart. Sie bilden zumeist bald Längsrisse aus (Abb. 6, 7, 9 & 11). Die Nebenblätter sind schmal und spitz, ganzrandig oder am Rand gezähnt und an vielen Langtrieben vorhanden (Abb. 7, 9 & 11).

Der Blattstiel ist 2–4(–6) cm lang. Die Blätter (Abb. 3, 4 & 10, 12–16) sind meist hellgrün, selten mittel- bis dunkelgrün und (stumpf bis) scharf doppelt gezähnt. Typischerweise liegt die größte Breite eines Blattes in der Mitte oder in der unteren Hälfte. Die Blattoberseite ist glatt und oft schwach glänzend mit kaum eingesenkter Nervatur.

Die Fruchtstände (Abb. 17–21) enthalten viele Nüsse, wobei gut ausgebildete Fruchtstände fünf oder mehr Nüsse enthalten. Die Fruchthülle ist am Grund meist deutlich schwammig verdickt und fest verwachsen, insgesamt stark drüsig und in lange, schmale, oft sparrig abgespreizte Abschnitte unterteilt. Die Nüsse (Abb. 22) sind kurz, maximal nur etwas länger als breit, typischerweise seitlich etwas abgeflacht und mit langer Basis.

Die Baum-Hasel (Corylus colurna) wird in Aachen regelmäßig an Straßen, in Parkanlagen und auf Friedhöfen gepflanzt und fruchtet seit Jahrzehnten alljährlich in Menge. So ist es nicht verwunderlich, dass naturverjüngte Jungbäume dieser Art zunehmend an verschiede- nen Stellen im Stadtgebiet auftreten. Einzelne dieser Sämlinge sind schon fruchtreif, sodass die Art als tendenziell etabliert bezeichnet werden kann. Naturverjüngungen in Nordrhein- Westfalen nennen z. B. HETZEL und JAGEL in BOCHUMER BOTANISCHER VEREIN (2011) für Herten, Herne-Eickel, Bochum-Zentrum und Bochum-Ehrenfeld sowie BÜSCHER, BOMHOLT &

LOOS in BOCHUMER BOTANISCHER VEREIN (2014) für Dortmund-Huckarde. Nach JAGEL

(schriftl. Mitt.) verwildert die Art im Ruhrgebiet offensichtlich zunehmend, wie häufig ist derzeit allerdings nicht bekannt. BUTTLER, THIEME & al. (2017) geben für C. colurna aus Nordrhein-Westfalen wie aus Berlin, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersach- sen/Bremen und Rheinland-Pfalz nur unbeständige Vorkommen an. SUMSER & al. (2015) finden die Art in fünf von hundert Rasterfeldern ihres Kölner Untersuchungsgebiets. GORIS-

SEN (2015) erwähnt sehr seltene Verwilderungen in Niederkassel und Bad Honnef. MEIEROTT

(2008) findet in den Haßbergen und im Grabfeld in Bayern Naturverjüngungen nur sehr selten. DÖRKEN (schriftl. Mitt.) konnte im Raum Konstanz (Baden-Württemberg) bisher keine Naturverjüngung feststellen. In den dem Aachener Raum benachbarten Niederlanden wird C. colurna nur recht selten in 28 Rasterfeldern genannt, wobei alle Nachweise ab 1990 erfolgten (NDFF & FLORON 2018). STACE (2010) nennt für die Britischen Inseln keine Verwilderungen.

Naturverjüngungen von Corylus colurna sind in Aachen im Siedlungsbereich zumeist auf die weitere Umgebung gepflanzter Bäume beschränkt und noch nicht so häufig zu finden wie die der Walnuss (Juglans regia). Am häufigsten wachsen naturverjüngte C. colurna-Sämlinge in länger bestehenden, nicht zu dicht gewachsenen Gehölzanpflanzungen an Straßen, Wegen und auf Friedhöfen. Hier scheinen sie oft toleriert zu werden, oder sie werden als gepflanzt betrachtet. Im Laufe der Jahre wachsen sie günstigstenfalls zu kleinen Bäumen heran, die über Büsche hinausragen und dann fruchten. Selten werden andere Standorte wie die Ränder von wenig genutzten Viehweiden besiedelt. Wie bereits erwähnt, lassen sich natur- verjüngte Bäume habituell gut von gepflanzten Bäumen unterscheiden, da sie schon weit unten am Hauptstamm kräftige Seitenäste ausbilden.

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