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Art History in Central Europe. The Vienna School and its Legacy, London, 2.-3. September 2009.

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Ostblick 1/2010 - 1

In den noblen Räumen der British Academy, sorgfältig organisiert von Matthew Rampley und großzügig un- terstützt vom Londoner Czech Centre, traf sich ein kleiner Kreis zur konzentrierten Betrachtung einiger Aspekte der Wirkung der Wiener Schule der Kunstge- schichte - wenn auch nicht in Central Europe, wie es wie üblich hieß, so doch in Ostmitteleuropa und zu- weilen noch weiter reichend bis nach Südost- und Osteuropa. Die Teilnehmer kamen aus vielen Ländern und waren durch eigene Forschungen mit der Thema- tik bestens vertraut (vor allem aber den Sprachen der betreffenden Gebiete mächtig, ein wohl seltener Fall auf anglo-amerikansichen Kunsthistorikerkonferen- zen). Die Beiträge waren jeweils auf eines oder mehre- re Gebiete der Monarchie ausgerichtet. Das hatte nicht nur zahlreiche neue Erkenntnisse zur Folge, son- dern ermöglichte einen ständigen Vergleich zwischen den einzelnen Regionen.

Den Auftakt gab GEORG VASOLD mit einem Blick direkt aus Wien. Er stellte Alois Riegls spezielles und sehr gezieltes Interesse an den peripheren Regionen des k.u.k Reiches und das daraus entstandene Trak- tat Volkskunst, Hausfleiss und Hausindustrie (Wien, 1894) vor. An dieses Thema schloss mit einer Studie zu Riegls vielfältigem, programmatischem wie auch institutionellem Wirken in verschiedenen entlegenen Regionen des Reiches, wie etwa in der Bukowina oder Bosnien, DIANA CORDILEONE REYNOLDS an.

Die Rolle der zentral von Wien aus geführten Förde- rung und Steuerung archäologischer Forschungen in Bosnien untersuchte SVETLANA RAKIČ. Im Vergleich hierzu zeigten sich die lokalen Aspirationen in Kroati- en sehr viel eigenständiger, litten aber auch dort unter dem Urteil der Provinzialität, wie RACHEL ROSSNER vortrug.

Mit der Geschichte der kunstgeschichtlichen For- schung in Böhmen und deren besonderer Lage in

Prag (Praha), die durch die Existenz zweier konkurrie- render, von jeweils unterschiedlichen nationalen Sichtweisen dominierter Lehrstühle geprägt war (wozu als Drittes noch die Wiener Forderung einer universa- listischen Betrachtungsweise der Kunst hinzutrat) be- fassten sich zwei Beiträge: eine Detailstudie von MARTA FILIPOVÁ und eine breiter angelegte Darstel- lung von MILENA BARTLOVÁ. NAOMI HUME stellte einen weiteren Betrag zur böhmischen Kunsthistorio- grafie stellte vor. Sie konzentrierte sich auf die Analy- se der Art und Weise, wie in Prager Kunstzeitschrif- ten, angeregt von Wiener Kunsthistorikern, mit der Gegenüberstellung von ältester und neuester Kunst gearbeitet wurde.

Ein wichtiges Zentrum kunstgeschichtlicher For- schung im Habsburger Reich war Krakau (Kraków). Im Beitrag von STEFAN MUTHESIUS wurde vor allem die institutionelle und fachliche Eigenständigkeit der dorti- gen Tätigkeit (ab den 1870er Jahren) hervorgehoben.

WOJCIECH BAŁUS vertiefte diese Perspektive mit seiner Analyse der späteren Auseinandersetzung Ksa- wery Piwockis mit Schriften Riegls und Wojciech Kali- nowskis mit Arbeiten Max Dvořáks und stellte fest, dass in Krakau Riegl als Vorbild aufgegriffen wurde.

Allgegenwärtig war freilich die Auseinandersetzung mit Josef Strzygowski. Umstritten in Böhmen, wurden seine Darstellungen und Theorien, insbesondere seine frühen Arbeiten zur byzantinischen Kunst, in Serbien offensiv aufgenommen wie NENAD MAKULJEVICH herausarbeitete.

Der geographische Rahmen der Konferenz reichte schließlich bis Russland. Allerdings zeigte sich, dass der Einfluss Riegls und seiner Wiener Fachkollegen hier nur noch umständlich zu erfassen ist. Dies mach- te sich deutlich in der Untersuchung von CLEMENA ANTONOVA zu einer ‘umgekehrten Perspektive’ in der Ikonenmalerei.

Art History in Central Europe. The Vienna School and its Legacy

Konferenz an der Britischen Akademie, London, 2.-3. September 2009.

Tagungsbericht von Stefan Muthesius

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Tagungsbericht Art History in Central Europe. The Vienna School and its Legacy kunsttexte.de 1/2010 - 2

Die Analysen, die die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in den Blick nahmen, brachten ein zur Kunstge- schichtsschreibung der ersten Jahre des 20. Jahrhun- derts sehr anderes Bild hervor. PAUL STIRTON ver- wies auf die kleine Gruppe von Schülern der Wiener Schule mit Frederick Antal, Johannes Wilde und Lajos Fülep, deren intellektuelle Schulung unter György Lukács in Teilen weit über das in Wien erreichte Ni- veau hinausging. Hingegen waren die Schriften von Coriolan Petreanu, wie MATTHEW RAMPLEY in sei- ner Studie herausarbeitete, im benachbarten rumäni- schen Transsylvanien von einem heftigen Nationalis- mus geprägt, was jedoch nicht auf die Wiener Schule zurückzuführen sei.

Die Konferenz schloss mit einer Diskussion mit RICHARD WOODFIELD über die (mittlerweilen erfolg- te) Gründung eines im Internet zugänglichen Journal of Art Historiography.

Tagungsprogramm

Welcome-Introduction: Matthew Rampley (Middlesbrough) Georg Vasold (Wien): Alois Riegl and the Politics of Folk Art Milena Bartlová (Brno): Continuity and Disruption. From Aus-

tria-Hungary to Czechoslovakia

Naomi Hume (Seattle): Vienna School Art History and the Czech Avant-Garde

Nenad Makuljevich (Beograd): Josef Strzygowski and Serbi- an Art History

Svetlana Rakić (Franklin, Indiana): The Beginnings of Art His- tory in Habsburg Bosnia and Herzegovina, 1889-1915 Rachel Rossner (Chicago): Appropriating Eitelberger. Croati-

an Art Discourse in the Wake of the 1873 Vienna World's Fair

Clemena Antonova (Sofia): The Vienna School in Russia: Cri- tical Responses and Readings

Marta Filipová (Nottingham): Between East and West. The Vienna School and the Idea of Czechoslovak Art

Wojciech Bałus (Kraków): Riegl and Dvořák in Poland. Rea- dings and Responses

Stefan Muthesius (Norwich): The Cracow School of Art His- tory

Diana Reynolds Cordileone (Point Loma): Bukovina, Bosnia and the Back of Beyond. Alois Riegl and the Monarchy’s Peripheries 1885-1897

Ljiljana Kolešnik (Zagreb): Art History in Croatia. Ljubo Kara- man and the Idea of Artistic Peripheries

Paul Stirton (New York): The Vienna School in Budapest. An- tal, Wilde and Fülep

Matthew Rampley (Middlesbrough): Art History, Racism and Nationalism. Coriolan Petranu and Art in Transylvania

Autor

Stefan Muthesius lehrte Architektur und Designge- schichte an der University of East Anglia, Norwich. Zu seinen Publikationen zählen ein Buch über polnische Kunst sowie die 2009 erschienene Publikation The Poetic Home. Desgning the 19th Century Domestic Interior.

Titel

Art History in Central Europe. The Vienna School and its Legacy. Konferenz an der Britischen Akademie, London, 02.-03.09.2009. Tagungsbericht von Stefan Muthesius, in: kunsttexte.de/ostblick, Nr. 1, 2010 (2 Seiten), www.kunsttexte.de/ostblick.

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