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Oliver L. Seitz

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Academic year: 2022

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1 Oliver L. Seitz

Die moderne Hospizbewegung in Deutschland auf dem Weg ins öffentliche Bewusstsein Geboren am 31.01.1970

Reifeprüfung am 24.06.1989 in Alzenau

Studiengang der Fachrichtung Medizin vom SS 1991 bis SS 1997

Physikum am 01.04.1993 an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg Klinisches Studium in Würzburg

Praktisches Jahr in Würzburg

Staatsexamen am 23.10.1997 an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Promotionsfach: Geschichte der Medizin

Doktorvater: Professor Dr. med. Wolfgang U. Eckart

Die moderne Hospizbewegung greift zwar traditionelle Elemente (Gastfreundschaft, Pilgerbeherbergung) auf, zwingt die Bürger einer aufgeklärten, pluralistischen Gesellschaft aber nicht in eine kirchlich geprägte Sterbekultur. In der modernen Industriegesellschaft

„spezialisiert“ sie sich auf die ganzheitliche Bewältigung eines Phänomens, das die Ausmaße einer Tragödie erreicht hat: das vereinsamte Sterben inmitten einer durchtechnisierten Apparatemedizin, die das Versprechen, den Tod zu besiegen, nicht einlösen konnte und auch nicht einlösen wird. Die alte Weisheit „mors certa, hora incerta“ gilt immer noch, und die Hospizbewegung gibt der Gesellschaft den Anstoß, eine neue „ars moriendi et bene vivendi“

zu finden.

Die moderne Hospizbewegung in Deutschland hatte in den 70er Jahren einen schweren Stand und wurde in ihrer Entwicklung mehrfach gebremst: Sowohl die Etikettierung von Hospizen als „Sterbekliniken“ als auch die inhaltliche Nicht-Auseinandersetzung mit Hospiz-Positionen führte zu einem Negativ-Image. Ungerechtfertigterweise geriet die moderne Hospizarbeit sogar in die Nähe der nationalsozialistischen Euthanasie-Praxis. In der damaligen Diskussion um „aktive Sterbehilfe“ hatte die Hospizbewegung zunächst kein Gewicht; erst in den 80er Jahren sorgte das Engagement von „Pionieren“ für den überfälligen Aufschwung. Nun wurde auch von der breiten Öffentlichkeit der enorme Bedarf an Institutionen für Sterbebegleitung erkannt. Der Weg der modernen Hospizbewegung ins öffentliche Bewusstsein verlief in mehreren Etappen:

1970 - 1979: Informationsdefizit und Ablehnung

1980 - 1989: Pionierleistungen Einzelner und Aufschwung 1990 - 2000: Etablierung als Bürgerbewegung und breite

Akzeptanz für das Konzept der „rounded care“

Seit den 80er Jahren nahm die Entwicklung einen rasanten Verlauf: Ambulante Hospizdienste und stationäre Einrichtungen (Hospize, Palliativstationen) wurden errichtet, allerdings noch keineswegs ausreichend.

In den 90er Jahren entwickelte sich die moderne Hospizbewegung in Deutschland zur Bürgerbewegung und hatte somit maßgeblichen Anteil an der Enttabuisierung von Sterben

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2 und Tod. Eine Chance der Hospizbewegung liegt sicher darin, den Wertewandel in der heutigen Gesellschaft – weg von der „Raffgesellschaft“ und hin zur „caring society“ – positiv zu beeinflussen. Allerdings kann dies nur gelingen, wenn die Hospizbewegung ihre ehrenamtliche Komponente behauptet. Sie darf nicht zum bloßen Element des staatlichen Gesundheitswesens oder zum Spielball von Funktionärsinteressen und –querelen werden.

Wenn die Hospizbewegung auf ihrem bisher beschrittenen Weg weitergeht, kann sie in unserer säkularisierten und individualisierten Gesellschaft diesen Wertewandel herbeiführen.

Sollte sie jedoch ihre praktische Tradition der ganzheitlichen Sterbebegleitung („rounded care“) aufgeben und den Idealismus ihrer Pioniere einbüßen, dürfte sie ihre gesellschaftsverändernde Kraft verlieren.

Die moderne deutsche Hospizbewegung muss an Bewährtem (Integration von Palliativmedizin und Hospizarbeit, eindeutige Ablehnung der aktiven Sterbehilfe) festhalten, aber auch Visionen und Konzepte (Ausweitung auf Kinder- und Waisenhospize) entwickeln, um die Herauforderungen der Zukunft zu bewältigen.

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