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DEUTSCHE SCHULISCHE ARBEIT IM AUSLAND

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Academic year: 2022

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BEGEGNUNG

DEUTSCHE SCHULISCHE ARBEIT IM AUSLAND

3-2016 37. Jahrgang

Fokus:

Digitales Lernen Das World Wide Web im Klassenzimmer Digitale Medien in der Grundschule

Risiken und Nebenwirkungen:

Expertenbeitrag von Prof. Manfred Spitzer

FOKUS:

DIGITALES LERNEN Das World Wide Web im Klassenzimmer

Digitale Medien in der Grundschule

Risiken und Nebenwirkungen:

Expertenbeitrag von Prof. Manfred Spitzer

Digitales Lernen?

INLAND

Premiere: Deutsche Auslands- schulen beim Deutschen Schulpreis LÄNDERDOSSIER

Bulgarien:

Lernen für die Zukunft

PRO & KONTRA

Smartphones als Unterrichtsmittel?

INLAND

Zu Gast beim Forum „Menschen bewegen“

ISSN: 0940-3132

(2)

• Präsentationsplattform

• Austauschprojekte

• Deutschlernangebote

• Kooperatives Lernen

• Unterrichtsmaterial

1800 SCHULEN – 1 ADRESSE!

Die Initiative „Schulen:

Partner der Zukunft“ (PASCH) weltweit

• Interaktive Weltkarte und Porträts von PASCH-Schulen

• Informationen zu PASCH- Projekten weltweit

• Aktuelles aus der PASCH-Welt

• Blogs und Reportagen aus verschiedenen Weltregionen

• Schulpartnerbörse

Für Schülerinnen und Schüler

• Lesetexte auf verschiedenen Sprachniveaustufen

• Deutsch lernen in der Community

• PASCH-Global: die Online- Schülerzeitung

• Austauschprojekte und Wett- bewerbe

• Tipps zum Studium in Deutschland

Für Lehrerinnen und Lehrer

• Materialien für den DaF- Unterricht

• Online-Fortbildungen

• Virtuelle Kurs- und Arbeits- räume auf der PASCH- Lernplattform

• Länderübergreifende Vernetzungsprojekte

• Austausch in der Community

DAS NETZWERK FÜR DEUTSCHLERNENDE*

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Digitales Lernen

W

ie können digitale Medien im Unterricht pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden? Theorie und Praxis klaffen in dieser Frage häufig auseinander. Die zu erwerbende Medienkompetenz stellt dabei für Schüler ebenso wie für Lehrer eine Herausforderung dar. Ab S. 18 kommen im Heftfokus diverse Bildungsexperten zu Wort: Sie geben einen Einblick in den derzeitigen Stand der Technisierung an Schulen und zeigen, wie digitales Lernen den Unterricht verändern kann. Kritisch bewertet Professor Manfred Spitzer in seinem Gastbeitrag ab S. 28 den Umgang mit digitalen Medien im Alltag. Vor allem Smartphones sieht der Gehirnforscher als Ge- fahr für die gesunde Entwicklung junger Menschen.

Zwei Lehrer, zwei Meinungen: Im Pro und Kontra wird ab S. 26 die Frage diskutiert, wie sinnvoll der Einsatz von Smartphones als Unterrichtsmittel ist. Kurt Schlegel er- probt den didaktischen Einsatz digitaler Medien im Unterricht, inklusive des Smart- phones. Dagegen fordert Arne Ulbricht ein Handyverbot an Schulen.

Ab S. 6 berichten wir über das Forum „Menschen bewegen“, das vom 13. bis 15. April in Berlin stattfand. Im Mittelpunkt standen die Bandbreite und die Entwicklung deutscher Kultur- und Bildungspolitik im Ausland. Auch rund 300 Schüler, Lehr- kräfte und Schulleiter der Partnerschulinitiative PASCH waren der Einladung des Auswärtigen Amts zum fachlichen Austausch gefolgt – unter ihnen drei bulgarische Schülerinnen, die beim Videowettbewerb von PASCH.net mit ihrem Beitrag zum Thema „Traumjob“ gewonnen haben.

Das Länderdossier ist Bulgarien gewidmet. Jährlich absolvieren dort mehr als 1.000  Schüler das Deutsche Sprachdiplom oder das deutsche Abitur mit über- durchschnittlichen Ergebnissen. Viele zieht es im Anschluss zum Studieren nach Deutschland oder in ein anderes europäisches Land. Erfahren Sie mehr ab S. 44.

Beim Wettbewerb um den Deutschen Schulpreis wurde in diesem Jahr erst- mals eine Deutsche Auslandsschule geehrt: Die Deutsche Internationale Schule J ohannesburg erhielt am 8. Juni in Berlin einen Sonderpreis – nicht zuletzt für ihre Wertevermittlung im Umgang mit Vielfalt und Bildungsgerechtigkeit in Südafrika.

Für die Öffnung des renommierten Schulpreises hatte sich Bundesaußenminister Steinmeier eingesetzt. Details zum Wettbewerb können Sie ab S. 38 nachlesen.

Viel Spaß beim Lesen der aktuellen BEGEGNUNG wünschen Ihnen

3 BEGEGNUNG 3-2016

EDITORIAL

Boris Menrath Stefany Krath

(3)

Forum „Menschen bewegen“ 6

Auf Einladung des Auswärtigen Amts kamen im April rund 300 Schüler, Lehrkräfte und Schulleiter der Partner­

schulinitiative PASCH zum Forum

„Menschen bewegen“ in Berlin zusam­

men. In Workshops, Vorträgen und Kulturveranstaltungen zeigte sich die Bandbreite deutscher Kultur­ und Bildungspolitik im Ausland.

4 BEGEGNUNG 3-2016 BEGEGNUNG 3-2016 5

INHALT INHALT

Fokus: Digitales Lernen 18

Die digitalen Medien haben den Alltag zwar längst erreicht, doch zwischen den Erwartungen und dem pädagogischen Einsatz im Klassenzimmer liegen oftmals noch Welten. Die Frage, wie viel Digitalisierung der Unterricht braucht, wird zudem kontrovers diskutiert. Und der Erwerb von Medienkompetenz stellt für Lehrer wie Schüler eine neue große Herausforderung dar.

Pro und Kontra 26

Ist der Einsatz von Smartphones im Unterricht sinnvoll? Dieser Frage stellen sich Arne Ulbricht, Lehrer und Autor zahlreicher Artikel und Bücher wie

„Schule ohne Lehrer?“, sowie Lehrer Kurt Schlegel, der im Erasmus+­Projekt

„Mobile Intercultural CooperativeLear­

ning“ den praktischen Einsatz digitaler Medien im Unterricht erprobt.

Perspektive Hirnforschung 28

In einem Gastbeitrag beleuchtet Profes­

sor Manfred Spitzer kritisch den täglichen Umgang mit digitalen Medien. Die Intensität, mit der Jugendliche weltweit ihr Smartphone nutzen, stuft der Hirnforscher als Gefahr für die gesunde Entwicklung junger Menschen ein.

Deutscher Schulpreis 38

18 Deutsche Auslandsschulen bewarben sich für den erstmals ausgelobten Sonder­

preis beim Deutschen Schulpreis 2016.

Die Deutsche Schule in Johannesburg überzeugte am Ende. Die Jury lobte ihre Unterrichtsentwicklung, die guten Fremdsprachenleistungen und die hohe Selbstverantwortung der Schüler.

Bulgarien 44

Das deutsche Auslandsschulwesen ist in Bulgarien fest verankert: Jährlich absolvie­

ren knapp 1.000 Schüler das Deutsche Sprachdiplom mit überdurchschnittlichen Ergebnissen. Mehr als 50 Lernende legen zudem das deutsche Abitur ab. Viele junge Bulgaren zieht es im Anschluss zum Studieren nach Deutschland oder in ein anderes westeuropäisches Land – nicht alle kehren in ihre Heimat zurück.

Inhalt

FOKUS:

DIGITALES LERNEN

Das World Wide Web im Klassenzimmer Googelst du noch oder lernst

du schon? 18

Digitale Medien in der Grundschule – früh übt sich?

Die Verbreitung digitalen Lernens im Schulunterricht in Deutschland ist politisch gewollt. Ein Bundesland, eine Initiative, ein Beispiel 23

„Noch viele offene Fragen“

Interview mit Dr. Claudia Bogedan, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, über die Voraussetzungen für digitales Lernen im Unterricht, die Vorteile und den aktuellen Entwicklungsstand an

deutschen Schulen 24

Pro und Kontra: Digitales Lernen Zwei Lehrer, zwei Meinungen: Kurt Schlegel und Arne Ulbricht zur Frage

„Ist der Einsatz von Smartphones im

Unterricht sinnvoll?“ 26

INLAND

Innen und Außen verbinden Zu Gast beim Forum „Menschen

bewegen“ in Berlin 6

Schüler bewegen

PASCH­net­Reporter berichten

aus Berlin 10

Eine Rückkehr im Rückblick

Mit Auslandsdienstlehrer Georg Krapp

von Prag nach Berlin 14

Internationaler Bildungsgipfel in Berlin Den Lehrerberuf stärken 16

Digitalisierung: Risiken und Neben­

wirkungen

Expertenbeitrag von Prof. Spitzer 28

didacta 2016 in Köln Lehrkräfte entdecken Wege

ins Ausland 34

Deutscher Schulpreis 2016

„Farbenblind“ – und ausgezeichnet 38

Neues von PASCH­net

Neuigkeiten aus dem Netzwerk 51

PAD­Hospitationsprogramm

Zu Gast in deutschen Klassenzimmern 52

Fachberatertagung 2016 in Bonn

Garanten für Qualität 56

AUSLAND

In Auschwitz gab es keine Hoffnung Zeitzeugenbesuch an der Deutschen

Schule Bogotá 42

LÄNDERDOSSIER

Bulgarien

Lernen für die Zukunft 44

ORTSTERMIN

Volksmusik und Bundesliga

Deutschsprachige Medien in Afrika 32

KOLUMNE

Heute, vollwertig, digital Die Gewinnerin des Kolumnen­

wettbewerbs zu digitalem Lernen 62

Schreibtischwechsel 59, 60

Personalia 61

Editorial 3

Meldungen 12, 17, 31, 37, 41, 43, 50, 55, 58 Impressum 61

(4)

Selfie mit dem Bundesaußenminister:

PASCH-Schüler und -Lehrkräfte erlebten in Berlin Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik aus nächster Nähe.

Innen und Außen verbinden

Auswärtige Kultur­ und Bildungspolitik

Vom 13. bis zum 15. April zeigte das Forum „Menschen bewegen“ die Bandbreite deutscher Kultur­ und Bildungspolitik im Ausland. Auf Einladung des Auswärtigen Amts waren rund 300 Schüler, Lehrkräfte und Schulleiter der Partnerschulinitiative PASCH aus 30 Ländern sowie Vertreter ausländischer Bildungsministerien nach Berlin gekommen. Im Fokus standen Best­Practice­Beispiele und die Neuausrichtung der Auswärtigen Kultur­ und Bildungspolitik auf Themen der kulturellen Identität und die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft.

von Anna Petersen und Johanna Böttges

INLAND INLAND

6 BEGEGNUNG 3-2016 BEGEGNUNG 3-2016 7

E

ine große Eröffnungsfeier im Auswärtigen Amt mit Podiums- diskussionen und Beiträgen von PASCH-Schülern, ein Work- shop-Tag an einem Berliner Gymnasium, eine Lange Nacht der Ideen, ein Publikumstag in den Veranstaltungshallen der „Station Berlin“: Das Forum „Menschen bewegen“ war Informations- und Vernetzungstreffen zugleich, behandelte interkulturellen Aus- tausch und Wertevermittlung ebenso wie den Umgang mit In- klusion und die Wahrnehmung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Deutschland. „Wir wollen Türen öffnen und Grenzen überwinden“, sagte Staatsministerin Prof. Maria Böhmer zur Eröffnung. „Mit dem Forum wollen wir die soziale Kraft von Kultur zeigen.“ Diese soziale Kraft repräsentierte drei Tage lang vor allem die Schülerschaft des PASCH-Netzwerks durch ihre zahlreichen Aktivitäten.

Seit Beginn der Initiative vor sieben Jahren ist die Zahl der PASCH-Schulen von rund 500 auf etwa 1.800 gestiegen. Bundes- außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier hatte PASCH in seiner ersten Amtszeit initiiert: „Wir haben damals gesagt, wir wollen von der Schule an einen Beitrag dazu leisten, dass in kultureller Vielfalt und in Respekt voreinander Verbindendes entstehen kann.“ Heute lernen im PASCH-Netzwerk circa 600.000 Schüler in 120 Ländern die deutsche Sprache. Im Unterricht werden auch Werte wie Mei- nungsfreiheit, Gleichberechtigung oder Religionsfreiheit vermit- telt. Durch PASCH treffen die Schüler immer wieder auf Menschen aus anderen Ländern, werden zu Diskussion und Meinungsbildung ermutigt, lernen zu differenzieren und Vorurteile zu überwinden.

PASCH­Erfahrungen

Wie stark und langfristig PASCH mitunter die Bildungsbiogra- fien junger Menschen im Ausland prägt, wurde schon am Eröff- nungsabend deutlich, als Alumni und Schüler die Bühne betraten:

Die Kosovarin Fjolla Hoxha berichtete von ihrer Ausbildung zur

Industriemechanikerin und ihrem parallelen Studium zur Wirt- schaftsingenieurin in Nordrhein-Westfalen. Der schwedische DAAD-Stipendiat Axel Flinth beeindruckte mit seinen Promo- tionsplänen im Alter von 24 Jahren. Finalisten nationaler wie internationaler Wettbewerbe erzählten von ihren Ideen, un- ter ihnen die Serbin Jovana Kondic, die mit ihrer Erfindung zur Wärme dämmung beim „Google Science Fair“ angetreten war. Die italienische DAAD-Stipendiatin Rachele Fiorini ergänzte die Rede- beiträge musikalisch auf der Viola. Das verbindende Element der jungen Podiumsgäste: die deutsche Sprache und der Besuch einer PASCH-Schule.

Inland und Ausland

Die anschließende Podiumsdiskussion „Bildung schafft Zukunft“

befasste sich mit Herausforderungen und Entwicklungen im deut- schen Auslandsschulwesen, mit Gefahren des Brain-Drain ebenso wie mit dem Stellenwert von Völkerverständigung und Internati- onalisierung. Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt betonte die

verstärkte innenpolitische Bedeutung Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik angesichts der Flüchtlingskrise. „Das ist für uns ein großer Fundus, aus dem wir jetzt schöpfen können.“ Gemeint waren auch die aus dem Ausland zurückkehrenden Lehrkräfte, deren „Erfahrungen und kulturelle Empathie“ Heike Toledo her- vorhob. Mit Blick auf das Deutsche Sprachdiplom (DSD) im Inland sagte die Leiterin des DSD-Fachbereichs der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA): „Wir merken in dieser Situation, dass sich die innerdeutsche Schularbeit und das Auslandsschulwesen immer mehr miteinander verzahnen.“

„Eine Ressource ohnegleichen“

DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland betonte den beid- seitigen Stellenwert wissenschaftlichen Austauschs: Deutschlands Hochschulen würden durch die ausländischen Studierenden in- ternationaler. In Entwicklungs- und Schwellenländern wiederum sei Bildung „oft die einzige Möglichkeit, sich etwas aufzubauen und sich weiterzuentwickeln“. Daher müssten auch Austausche

mit Ländern gefördert werden, die weniger populär seien als Groß- britannien oder Frankreich, ergänzte Thomas Mayer, bayerischer Vertreter im Bund-Länder-Ausschuss für schulische Arbeit im Ausland (BLASchA).

Die vom Moderator angesprochene Gefahr eines Brain-Drain be- werteten die Diskutanten als eher niedrig. Stattdessen sprachen sie von neuen, zirkulierenden Bildungsbiografien, in denen junge Menschen Stationen in verschiedenen Ländern absolvierten. Sie beleuchteten andere Herausforderungen, wie eine bessere Besol- dung der Ortslehrkräfte an PASCH-Schulen oder eine Erweiterung des Netzwerks. Staatsministerin Böhmer betonte zudem, inländi- sche Schulen sollten Rückkehrer aus dem Auslandsschuldienst stärker „als Vorteil“ begreifen. Johannes Ebert verwies abschlie- ßend auf die zunehmenden Konflikte in der Welt. Mit den Mög- lichkeiten der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP), so der Generalsekretär des Goethe-Instituts, ließen sich die Zivilge- sellschaften vor Ort stärken. „Für die deutsche Wirtschaft im

>

(5)

Ausland sind Schülerinnen und Schüler von PASCH-Schulen eine Ressource ohnegleichen“, schloss Staatsministerin Böhmer.

Gemeinsamkeiten entdecken

Interkulturelle Praxis zum Mitmachen erlebten die angereisten PASCH-Schüler und -Lehrkräfte am Workshop-Tag im Berliner Wald-Gymnasium. Auch Schüler deutscher Inlandsschulen wa- ren zum bisher größten Vernetzungstreffen der Partnerschul- initiative gekommen. Unter dem Motto „Welt-Klasse! Schule.

Bildung. Zukunft.“ standen zahlreiche ganztägige Angebote zur Verfügung – vom Rollstuhl-Basketball über die UNO-Debatte bis zum MINT-Experiment. Das Programm hatten neben der Schule selbst die ZfA, der Pädagogische Austauschdienst und das Goethe- Institut organisiert. Weitere Workshops für Lehrer, Schüler und Interessierte wurden am letzten Tag des Forums angeboten.

Unterschiede akzeptieren

Die Verzahnung von innerer und auswärtiger Kultur- und Bil- dungspolitik zeigte sich bei der Begrüßung im Wald-Gymnasium erneut. „Es geht auch darum, wie wir es wertschätzen lernen, dass wir eine Einwanderungsgesellschaft sind“, sagte Dr. Andreas Gör- gen, Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Aus- wärtigen Amt. Er betonte, „wie sehr dieses Land davon abhängt, dass wir eine offene Gesellschaft, eine Wertegemeinschaft schaf- fen“. Gelegenheit, an dieser Gemeinschaft mitzuarbeiten, bot sich im Anschluss zum Beispiel den Teilnehmern des Work- shops „ Anti-Rassismus“. In Rollenspielen erlebten die jungen

Deutschlerner unterschiedliche Perspektiven und Lebenssituati- onen und reflektierten, wie diese zu Benachteiligung führen kön- nen. „Den Griechen kann man nicht vertrauen“, „Brasilianer essen Affen“ und „Mädchen sollten nicht zur Schule gehen“: Fast alle Anwesenden hatten selbst schon verletzende Aussagen und Diskri- minierung erlebt. Auf Basis dieser Gemeinsamkeit lernten sie, Vor- urteile, auch eigene, abzubauen und Unterschiede zu akzeptieren.

Vertrauen fassen und miteinander ins Gespräch kommen: Darum ging es im Theater-Workshop „Selbsterfahrung“ der ZfA. Jugend- liche aus so verschiedenen Ländern wie Kamerun, Russland und Deutschland erprobten Formen der Begegnung. Wie fühlt es sich

an, jemanden schüchtern, überschwänglich oder mit einer Berüh- rung des Ohrläppchens zu begrüßen? Mit verbundenen Augen ließen sie sich schließlich von ihren Mitschülern über das unbe- kannte Schulgelände führen. So lernten die Teilnehmer nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Gegenüber besser kennen.

PASCH­Bildungsbiografien

Über eine Reform des UN-Sicherheitsrats debattierten Alexan- dru aus Rumänien und Jennifer aus Ostfriesland im UNO- Planspiel. Das Forum war nicht ihre erste Austauscherfahrung

im PASCH-Programm. Alexandru hatte bereits 2015 beim Finale des Literatur- wettbewerbs „Lesefüchse International“

in Berlin teilgenommen. Von dem Forum versprach sich der Abiturient richtungs- weisende Erkenntnisse hinsichtlich sei- ner Berufswahl. Jennifer hatte zuvor im Rahmen von PASCH mitgeholfen, einen Schüleraustausch zwischen ihrer Schule und einer Deutschen Schule in Argenti- nien aufzubauen. Wie Alexandru konnte sie beim Forum „Menschen bewegen“

viele neue Kontakte knüpfen; zu anderen Jugendlichen, aber auch zu einem Lehrer aus dem Senegal. Dort möchte sie nach dem Abitur ein „Gap Year“ verbringen.

Für ihr Wunsch-Berufsfeld Außenpolitik sei außerdem der Kontakt zu den AKBP- Partnern hilfreich gewesen. Sie zog ein positives Fazit des Forums: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alle sehr offen waren. Wir kamen schnell ins Gespräch und hatten gemeinsame Nenner.“ Das sei auch auf bisherige Austauscherfahrun- gen im Rahmen des PASCH-Programms zurückzuführen.

Erfahrungsaustausch

Auch wenn die Partnerschulinitiative Gelegenheiten für lebendige Sprach- praxis schafft: Nicht für alle Deutschler- ner ist es selbstverständlich, die Sprache unbefangen anzuwenden. Hemmungen

überwinden zu helfen war eines der Anliegen von rund 20 Lehrkräften im Workshop „Sprachanimation, Projekt- arbeit und interkulturelle Reflexion“.

Gemeinsam stellten sie die Frage: Wie kann ich beim Schüleraustausch, aber auch im Unterrichtsalltag meine Schü- ler zum Deutschsprechen anregen?

Klassische Möglichkeiten wie Stadt- rallyes und Sprachtandems wurden ebenso thematisiert wie der gemeinsame Besuch einer deutschen Bäckerei im Aus- land. Im Austausch wurde deutlich, wie unterschiedlich je nach Herkunftsland die Voraussetzungen sind, authentische Sprechanlässe zu schaffen.

Mobilität in der Praxis

Unterdessen kamen die Leiter der 52 ge- ladenen PASCH-Schulen sowie Vertreter ausländischer Bildungsministerien im Auswärtigen Amt zusammen. Ansprech- partner des Ministeriums, der KMK, des DAAD und der Berliner Senatsverwal- tung für Bildung stellten die Besonder- heiten des deutschen Bildungssystems vor und betonten die Bedeutung in- ternationaler Mobilität. Bei einem Ex- pertengespräch zur Kooperation von Partnerschulen und Unternehmen disku- tierten Vertreter aus Bildung, Politik und Wirtschaft. Ein Schulleiter, eine Alumna und eine Personalchefin schilderten

Vorteile, aber auch Probleme in der Pra- xis, etwa wenn es an Ausbildungsplätzen mangele oder Schwierigkeiten bei der Visa erteilung gebe.

In die Berliner Kulturlandschaft eintauchen konnten die Besucher anschließend bei der Langen Nacht der Ideen. 15 Institutionen vom Gorki Theater über das Museum für Naturkunde bis zum Nachtclub „Tresor“

luden zu Ausstellungen, Performances und Diskussionen ein. Was haben digitale Spiele mit Bildung zu tun? Wie schaffe ich mir eine Heimat fern der Heimat? Kann Design die Welt verbessern? Die erörterten Fragen wurden im Finale des Forums auf- gegriffen, zu dem sich am Freitag die Besu- cher in der „Station Berlin“ versammelten.

Auf der Bühne kamen prominente Gäste zu Wort wie Ex- Fußballnationalspieler Gerald Asamoah, der saudische Künstler Abdulnasser Gharem sowie die zwölf- fache Paralympicssiegerin und Bundes- beauftragte für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele.

Chance auf Frieden

Die „Berliner Zeitung“ schrieb anläss- lich des Forums: „Unter Steinmeier hat sich die auswärtige Kulturpolitik weg von ästhetischen Kriterien in Richtung eines sozialen Kulturbegriffs entwickelt.

Die Zusammenarbeit von Staat, Zivil- gesellschaft, Wissenschaftsorganisatio- nen und kulturellen Institutionen und der Austausch stehen im Vordergrund.“

Dieser Linie folgend fragte der Außen- minister das Publikum bei seiner Ab- schlussrede: „Warum ist gerade in dieser krisengeschüttelten Welt Kultur und Bildung so wichtig? Was hat das mit Au- ßenpolitik zu tun?“ Als Antwort verwies er auf anwesende PASCH-Schüler und DAAD-Stipendiaten und ihre erfolgrei- chen Bildungsbiografien. In einer Welt oft ideologisch überlagerter Konflikte, betonte Steinmeier, gehe es „um das Ein- üben von Humanität durch Kultur und Bildung“. Der Bundesaußenminister for- derte dazu auf, „Verbindungen zwischen

‚Innen und Außen‘“ neu zu denken. Der Auswärtigen Kultur- und Bildungspoli- tik räumte er abschließend einen hohen Stellenwert ein – als Chance auf Frieden.

Vom Rollstuhlbasketball (o.) bis zum Theater-Workshop (u.) praktizierten die PASCH-Schüler interkulturelle Begegnung in all ihren Facetten.

„Die Debatten und Workshops der letzten drei Tage haben gezeigt, wie viele Akteure mit Elan, Energie und Kreativität bei uns in

Kultur und Bildung aktiv sind.“

Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier

9 BEGEGNUNG 3-2016

INLAND INLAND

8 BEGEGNUNG 3-2016

(6)

Konzentriert gingen die Schüler ihrer Arbeit im Rahmen des Reporterteams nach: Kaliakra (l.) am ZfA-Stand in der „Station Berlin“; Marie und Cheikh (o.) beim Workshop „What’s in your bag?“ im Charlottenburger Wald-Gymnasium.

Schüler bewegen

„Wo bleibt ihr? Die Staatsministerin geht schon.“ Eilig läuft das Film­Team los: Marie mit dem Mikrofon, Cheikh mit der Kamera im Arm, Aylin trägt die Tontechnik. Ihre Interviewpartnerin hat nicht nur einen anderen Ausgang gewählt, dem Schülerteam ist auch noch ein anderes Kamerateam zuvorge­

kommen – ein typischer Moment im journalistischen Alltag.

von Anna Petersen

11 INLAND INLAND

10 BEGEGNUNG 3-2016

D

ie drei Schüler müssen sich nun ge- dulden, lauernd positionieren sie sich im Blickfeld der Staatsministerin Ma- ria Böhmer im Auswärtigen Amt. Wird die Politikerin Zeit haben, auch mit ihnen zu sprechen?, fragt sich Interviewerin Marie.

Minuten später erhält sie doch noch die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen: Inwie- fern trägt PASCH zur Völkerverständigung bei? Was bringt dieses Forum den Teilneh- mern? Das wichtige Interview ist nach eini- gen Minuten im Kasten, und weiter geht es.

Viel kreatives Potenzial

Das Film-Team gehört zu den rund 40 ausgewählten Schülern Deutscher Aus- landsschulen, DSD- und Fit-Schulen aus unterschiedlichen Ländern, die als PASCH-net-Reporterteam nach Berlin gereist sind. Das Forum „Menschen bewe- gen“ des Auswärtigen Amts dürfen sie als Schülerreporter per Text, Film, Audio und in den sozialen Medien begleiten. Zuvor ist jede der vier Gruppen einen Tag lang von Experten fortgebildet worden, hat sich

je nach Schwerpunkt mit Interviewtech- nik, den Finessen des Twitterns oder der Kameraführung beschäftigt. Der feierli- che Empfang im Auswärtigen Amt steht ebenso im Fokus der Berichterstattung wie die Workshops der folgenden Tage und die Erfolgsgeschichten der geladenen PASCH-Alumni. „Wir haben Schüler als Reporter eingeladen, die bereits an unse- rer Online-Schülerzeitung ‚PASCH-Global‘

mitwirken oder bei unseren Wettbewer- ben gewonnen haben“, erzählt Christi- ane Barchfeld, Projektleiterin der Website PASCH-net.

So wie Ilya. Der PASCH-Schüler von der Mittelschule 106 im russischen Wolgograd hatte 2015 beim PASCH-net- Wettbewerb

„Spurensuche – Erinnerung an den Zwei- ten Weltkrieg“ gesiegt. In Berlin ist er nun als Schülerreporter im Team „Text und Foto“ unterwegs. Einen Beitrag über Berlin möchte er schreiben und eine

Reportage über Fairplay im Sport, dazu hat er sich am Workshop-Tag auch schon eine passende Veranstaltung ausgesucht:

Im Inklusions-Workshop der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) spielen die Schüler Rollstuhl-Basketball. „Schau genau hin“, rät ihm Teamleiterin Christina Kufer, bevor die freie Journalistin ihren Jungredakteur in die Sporthalle schickt.

„Benutze alle deine Sinne.“

Mit den Augen des Reporters

Seit seiner Ankunft überrascht Ilya Mit- schüler wie Betreuer durch seinen Eifer.

Während viele der jungen Reporter erst lernen müssen, auf Interviewpartner zu- zugehen und Menschen anzusprechen, wendet sich der russische Schüler mit Block und Stift an Berliner Passanten, Politiker oder Alumni gleichermaßen.

Auch in der Sporthalle dauert es nur wenige Minuten, bis der PASCH-net- Reporter Workshop-Leiter Vincent für ein Interview gewonnen hat. Zwischen umherfliegenden Bällen, quietschenden Turnschuhen und lauten Rufen sitzen sich die beiden auf einer Holzbank gegen- über. Als Ilya alle Fragen gestellt hat, will er schon davoneilen. Dann setzt er sich wieder, schließlich muss er später auch die Atmosphäre beschreiben können. So gut, als wäre der Leser selbst anwesend.

#paschweltklasse

Vor der Turnhalle läuft in diesem Moment Ádám vorbei. Er ist Teil des ungarisch- japanisch-deutschen Social-Media-Teams, das an allen drei Veranstaltungstagen un- ter den Hashtags #menschenbewegen2016 und #paschweltklasse live berichtet. „Wir wollen jetzt noch ein paar Videotrailer von den Workshops erstellen“, erzählt er und läuft zum Schneideraum. Hier sitzen auch schon Schüler des Radio-Teams und sich- ten Material. Sie haben am Vorabend nicht nur DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland interviewt, sondern auch geladene Alumni nach ihren Zukunftsplänen befragt und O-Töne von Schülern zum Forumstitel

„Menschen bewegen“ eingeholt. Theodora und Emili aus Kroatien haben für ihre Be- richterstattung Workshops ausgesucht,

„die zum Medium Radio passen“: Auf ih- ren Tonbändern befinden sich Rap-Songs

von Schülern des Elektrolyrik-Workshops ebenso wie Gesangsaufnahmen eines Chor-Workshops mit Liedern aus verschie- denen Teilen der Erde.

Zeitaufwendig und blitzschnell

Die vier PASCH-net-Gruppen werden bei ihrer Arbeit von Journalisten und Exper- ten betreut, darunter: Esteban González Luna Gutiérrez. Der Absolvent der Deut- schen Schule Guadalajara studiert mit einem DAAD-Stipendium Film und Fern- sehen in München. Filmemacher wollte er schon früh werden, dann gewann er einen Video-Wettbewerb auf PASCH-net. „Das hat mich in meiner endgültigen Entschei- dung bestätigt.“ Ihn fasziniert, wie sich sein Film-Team während der Arbeit in Berlin weiterentwickelt hat und immer besser wurde. „Es hat sie allerdings überrascht festzustellen, wie viel Arbeit Filmema- chen bedeutet“, lacht der Mexikaner. „Aber wenn sie das Ergebnis sehen, werden sie stolz sein.“ Auch das schnelle Arbeiten sei für die Jungreporter eine Herausforderung gewesen. „Als TV-Journalist musst du blitz- schnell Entscheidungen treffen und reagie- ren, sobald etwas Interessantes passiert.“

Zum Anschauen und nachlesen

Zu den PASCH-net-Reporterinnen im Film-Team zählen auch Kaliakra, Zhas- mina und Ralitsa. Die drei Bulgarinnen vom ersten Fremdsprachengymnasium

in Varna haben den 1. Platz des Video- Wettbewerbs „Mein Traumjob“ auf PASCH-net gewonnen. Ihr kreativer Bei- trag „Das Leben eines Künstlers“ erntete beim Veranstaltungsauftakt im Auswärti- gen Amt großen Applaus. Am dritten Tag gilt es nun, das gesammelte Filmmaterial aus gut 180 Clips zu sichten und zu schnei- den. Ähnlich wie in ihrem Erstlingswerk möchten die drei Bulgarinnen mit Anima- tionen arbeiten. Sie zeichnen fleißig das PASCH-Logo nach, basteln Papierwürfel und filmen in Kleinstarbeit verschiedene Sequenzen. „Es ist toll zu sehen, wie inten- siv die Schüler arbeiten und wie analytisch sie dabei vorgehen“, findet Franziska Schä- fer, Online-Redakteurin von PASCH-net.

Die Berichterstattung der vier Teams wird am Ende auf PASCH-Global zu sehen und zu hören sein. Wer nicht selbst am Forum

„Menschen bewegen“ teilgenommen hat, kann die Veranstaltung dann aus Schü- lersicht nacherleben. Zum Beispiel den Moment, als es dem Film-Team und der ukrainischen PASCH-Schülerin Julia zum Abschluss des Forums gelingt, Außenmi- nister Dr. Frank-Walter Steinmeier für ein kurzes Interview zu gewinnen: www.

pasch-net.de/menschenbewegen2016

Weitere Impressionen zum Forum „Men­

schen bewegen“ in Berlin finden Sie in unserer App­Ausgabe.

(7)

[AP]

Meldungen

12 BEGEGNUNG 3-2016

MELDUNGEN

ZfA: Neuer Partner bei ALTE

Köln/Bonn.

Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) hat den Status eines Institutional Affiliate bei dem füh- renden Verband der Sprachtestanbieter

in Europa, der Association of Language Testers in Europe (ALTE), erhalten. Künf- tig möchte sie sich an der Arbeit von ALTE beteiligen, unter anderem, um

die erreichten Qualitätsstandards der Prüfungen zum Deutschen Sprachdi- plom (DSD I, DSD I PRO, DSD II) inter- national zu kommunizieren. „Die ZfA als führender Deutschtestentwickler im schulischen Bereich möchte in Fragen der Testentwicklung stärker als bisher in den internationalen Diskurs eingebun- den sein“, erklärt Dr. Wassilios Klein, der das DSD I PRO in der ZfA verantwortet.

Die Organisation ALTE gilt in Europa als das entscheidende Gremium, das den wissenschaftlichen Austausch von Sprachtestentwicklern und das Wissen über Qualitätskriterien bei Sprach- tests fördert. So bietet ALTE Fortbil- dungen für Testentwickler an und zeigt für die Einhaltung der Qualitätsstan- dards bei Sprachtests Methoden auf, die in Handbüchern oder auf Konferenzen weitergegeben werden. [AW]

Weitere Infos unter www.alte.org

Neue Bildungskooperation der ZfA

Köln/Bonn.

Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) und die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) haben in einer Kooperationsvereinbarung beschlossen, ihre Erfahrungen, Kompetenzen und Möglichkeiten in gemeinsamen Projekten zu nutzen. Beide Partner agieren in unterschiedlichen Bereichen des Bildungssystems: Die DHBW ist die erste duale, praxisintegrie- rende Hochschule in Deutschland. Die ZfA betreut im Auftrag des Auswärtigen Amts die schulische Arbeit im Ausland. Zusammen möchten sie für den Studienstandort Deutschland werben und Ab- solventen aus dem Auslandsschulwesen Studienmöglichkeiten in Deutschland aufzeigen. „Die Kooperation soll dazu beitragen, den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland internatio- nal konkurrenzfähig zu halten und jungen Menschen einen alter- nativen und attraktiven Zugang zur Berufswelt anzubieten“, betont Wiebke Gröhn von der ZfA. „Die Absolventen Deutscher Auslands- schulen und Sprachdiplomschulen sind hervorragend ausgebildet, beherrschen die deutsche Sprache und bringen eine hohe Affinität zu Deutschland mit. Das sind beste Voraussetzungen, um hier ein duales Studium erfolgreich zu absolvieren.“

Willkommen in der Welt des Lernens

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9783060936717 x1AN_4C_prima_ZFA_Begegnung_0616.indd 1 16.06.16 09:52

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„Vor allem Fähigkeiten im Umgang mit Schülern nichtdeutscher Herkunft werden

immer stärker nachgefragt.“

Bevor Georg Krapp Leiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) wurde, bereitete er tschechische Schüler auf das deutsche Abitur vor.

Seine im Ausland gesammelten Erfahrungen halfen ihm, das ASG zu reformieren.

Abistreich im Albert-Schweitzer-Gymnasium: Beim Amtsantritt Krapps 2005 zählte der Abiturjahrgang nur 14 Schüler, elf Jahre später legen rund 100 Jugendliche ihr Abitur an der Schule ab.

Eine Rückkehr im Rückblick:

Von Prag nach Berlin

„Ich habe mir gesagt: Was ein Tscheche kann, kann auch ein Neuköllner.“

INLAND INLAND

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Für Lehrkräfte ist die Rückkehr aus dem deutschen Auslandsschulwesen in den Inlands­

schuldienst oft mühsamer als die einst wohlgeplante Reise an den Auslandsschulort.

Dabei kann ihnen ihr Erfahrungsschatz helfen, Herausforderungen im innerdeutschen Schulsystem zu meistern. Georg Krapp nutzte seine in Tschechien erworbenen Fähigkei­

ten, um ein Berliner Gymnasium vor der Schließung zu bewahren.

von Bettina Taylor

A

ls Georg Krapp 2005 Leiter des Albert-Schweitzer-Gymna- siums (ASG) in Berlin-Neukölln wird, zählt der Abiturjahr- gang nur 14 Schüler und ist der kleinste der gesamten Hauptstadt.

Aus Kostengründen droht dem Gymnasium die Schließung. Seine Schüler stammen größtenteils aus Familien, die ab Mitte der 90er Jahre als Gastarbeiter oder Flüchtlinge aus arabischen Län- dern nach Deutschland gekommen sind. Ihr Lernerfolg scheitert meist frühzeitig: „Jeder wusste, dass es nicht an den kognitiven

Fähigkeiten der Schüler lag, sondern am Erwerb der Bildungs- sprache“, schildert der pensionierte Deutsch-, Russisch- und Geschichtslehrer. Für die Berliner Kommunalpolitik ist die Schule auch ein Symbol ihrer Integrationsbemühungen. „Wir standen vor der Alternative, die Schule zu schließen oder einen Neuanfang zu wagen“, so der damalige Bezirksbürgermeister Heinz Buschkows ky im Gespräch mit einer Berliner Tageszeitung. Man entscheidet sich für den Neuanfang unter einem neuen Schulleiter.

Ohne perfektes Deutsch zum deutschen Abitur

Den Schulleiter findet die Bezirksverwaltung in Georg Krapp. Nach fast einem Jahrzehnt als aus Bayern vermittel- ter Lehrer in Prag ist er auf der Suche nach einer Schullei- terstelle in Berlin. Über einen Freund, mit dem Krapp schon als Auslandsdienstlehrkraft zusammengearbeitet hat, ent- steht der Kontakt zur Schulaufsicht des ASG. Statt sich von der problematischen Situation der Schule abschrecken zu las- sen, sieht Krapp in ihr eine willkommene Herausforderung.

Von 1996 bis 2000 ist er Oberstufen- und Fortbildungskoordi- nator für Mittel- und Osteuropäische Länder an der Deutschen Schule Prag gewesen. Im Jahr 2000 übernahm er die Leitung der bilingualen deutschen Abteilung am Gymnasium Na Pražačce. In diesen Positionen führte Krapp jahrelang eine heterogene Schü- lerschaft ohne perfekte Deutschkenntnisse zum deutschen Ab- itur. Diesen Erfahrungsschatz will er am ASG nutzen: „Ich habe mir gesagt: Was ein Tscheche kann, kann auch ein Neuköllner.“

Bei seinen neuen Kollegen muss er zunächst Überzeugungsarbeit leisten: „Man hat immer gesagt: Diese Kinder sind nicht taug- lich für unsere Schule. Ich habe gefragt: Ist unsere Schule denn tauglich für diese Kinder?“

Mehrsprachigkeit als Selbstverständlichkeit

Dieser radikale, aber einfache Denkansatz führt zur Umstellung des gesamten Unterrichtskonzepts. Im Rahmen eines Schulver- suchs trägt dies auch die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft mit. Dr. Franziska Giffey ist zu die- ser Zeit Neuköllner Bezirksstadträtin für die Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport. Als heutige Bezirksbürgermeisterin be- tont sie rückblickend: „Die Entwicklung einer Schule ist immer ein Werk von vielen, aber es braucht auch eine gute Führung. Hin- ter Herrn Krapp stand ein starkes Kollegium und unser politischer Wille, das ASG zu fördern.“ Als erstes Gymnasium in Berlin bietet

die Schule Ganztagsunterricht an, um den großen Betreuungsbe- darf zu decken. Ein fächerübergreifendes Sprachbildungskonzept sorgt dafür, dass die Schüler trotz geringer Deutschkenntnisse mit dem Lernstoff zurechtkommen. Dabei helfen Deutsch-als-Fremd- sprache-(DaF-) und Deutsch-als-Zweitsprache-(DaZ-)Methoden, wie Krapp erläutert: „Für Referate gibt man den Schülern zum Beispiel Redemittellisten, damit sie auf fachwissenschaftlichem Niveau vortragen können.“

Trotz Unterschieden gemeinsam lernen

80 Prozent der ASG-Schüler sind Muslime. Aus seinen Erfah- rungen als Auslandsdienstlehrkraft weiß Georg Krapp, dass Sprachvermittlung nicht ohne Kulturvermittlung auskommt.

Mit externen Partnern wie der Neuköllner Oper organisiert er Theaterprojekte. Zusätzlich ermöglichen Methoden der Binnen- differenzierung einen gemeinsamen Unterricht der Schülerschaft auf unterschiedlichen Leistungsniveaus. Eine Probezeit von zwei Jahren – statt des im Berliner Schulsystem üblichen einen Jahrs – gibt den Kindern und Jugendlichen mehr Zeit, um sich an die An- forderungen des Gymnasiums anzupassen. Darüber hinaus soll intensive Elternarbeit den familiären Rückhalt für die schulische Ausbildung stärken.

Zukunft trotz Erfolgen unsicher

Der pragmatische Umgang mit Mehrsprachigkeit, kultureller Vielfalt und Heterogenität zeigt seine Wirkung. In den nächsten sechs Jahren steigen die Schülerzahlen um das Siebenfache. Als Krapp Anfang 2016 in Pension geht, absolvieren jährlich rund 100 Schüler am ASG das Abitur. Für Krapp ist die Schule inzwischen eine Art „Bildungs- und Integrationszentrum“. Ein Wermutstrop- fen bleibt: Trotz aller Erfolge wird der Schulversuch Ende 2016 nicht fortgesetzt. In diesem Fall hätte die Senatsverwaltung allen Berliner Ganztagsgymnasien die zweijährige Probezeit ge- währen müssen. Mit einer alternativen Finanzierung will die neue Schulleitung zumindest die zusätzlichen Lehrerstellen beibehalten.

Kontakt zur Heimat halten

Dass Krapp seine Erfahrungen aus dem Auslandsschulwesen so gewinnbringend in Berlin einsetzen konnte, liegt auch an seiner Eigeninitiative. Während seiner Zeit in Prag tauschte sich der Leh- rer regelmäßig mit Kollegen im Inland über Veränderungen des Berliner Schulsystems aus. Seine Wiedereingliederung plante er mit eineinhalb Jahren Vorlaufzeit. Krapp rät „Rückkehrern“, sich eine Schule zu suchen, an der sie ihre Kompetenzen wirklich ein- setzen können. „Vor allem Fähigkeiten im Umgang mit Schülern nichtdeutscher Herkunft werden immer stärker nachgefragt“, so Krapp. Eine Wissenslücke sieht er allerdings bei innerdeutschen Schulen und deren Kollegien: „Viele haben überhaupt keine Ah- nung davon, was man im Auslandsschuldienst eigentlich macht.“

Diese Situation erschwert oft auch den Rückkehrern ihre Wieder- eingliederung. Krapp wünscht sich daher, dass Institutionen wie die Kultusministerkonferenz oder die Zentralstelle für das Aus- landsschulwesen inländische Schulen zukünftig noch stärker über den Auslandsschuldienst und dessen Tätigkeitsfelder informieren.

Denn: Wie hätte der pensionierte Lehrer ohne seine Erfahrungen aus dem Auslandsschulwesen die Leitung des ASG gemeistert? Er denkt nicht lange nach, bevor er antwortet: „Ich hätte mir diese Aufgabe einfach nicht zugetraut.“

Vom 15. bis zum 16. September lädt die ZfA aus dem Auslands- schuldienst rückkehrende Schulleiter und Fachberater zur Rückkehrer-Tagung nach Berlin ein.

Für ehemalige Auslandsschullehrer in Berlin veranstaltet die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft jedes Jahr eine Willkommenskonferenz. Nähere Infos finden Sie unter www.berlin.de/sen/bildung in der Rubrik „Fachkräfte/

Einstellungen/Auslandsschuldienst“.

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Internationaler Bildungsgipfel

[AP]

[YK ]

Bund Länder Gemeinden und Zweckverbände Heterogene Klassen und die Arbeit in

multiprofessionellen Teams seien globale Herausforderungen, resümierte KMK­

Präsidentin Dr. Claudia Bogedan bei der Abschlussrunde des Bildungsgipfels.

vrl. Ist = vorläufiges Ist

Ob digitale Bildung, Diversität im Klassenzimmer oder die Rekrutierung von Lehrkräften: Weltweit teilen Bildungssysteme die gleichen Herausfor- derungen. Beim 6. International Summit on the Teaching Profession (ISTP) in Berlin tauschten sich Delegationen von Politikern und Praktikern aus 24 Ländern aus und vereinbarten Maßnahmen für ihr Heimatland.

Den Lehrerberuf stärken

von Johanna Böttges

I

n diesem Jahr war Deutschland erst- mals Gastgeber des Internationalen Bildungsgipfels. Mehr als 400 Spitzen- politiker, Gewerkschafter und Lehrkräfte aus aller Welt beschäftigten sich am 3. und 4. März mit dem Thema „Professionalisie- rung von Lehrkräften: Voraussetzungen für gute Unterrichtsqualität und beste Lernergebnisse“. Neben europäischen Staaten beteiligten sich unter anderem Brasilien, Japan und die USA.

Globale Anliegen

In Diskussionen und Vorträgen wurde deutlich, dass Bildungssysteme weltweit mit vergleichbaren Problemen zu kämp- fen haben. Vielen stellt sich die Frage: Wie kann der Lehrerberuf so attraktiv werden, dass er gute Fachkräfte anzieht? Als größte globale Herausforderungen nannte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), Dr. Claudia Bogedan, die Heterogenität im Klassenzimmer, die digi- tale Revolution und die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams. „Der Lehrer als Einzelkämpfer ist passé“, stellte sie fest.

Der International Summit on the Teaching Profession wird seit 2011 jähr- lich von der OECD, dem internationalen Dachverband der Bildungsgewerkschaf- ten Education International und ei- nem wechselnden OECD-Mitgliedstaat veranstaltet. Eine ausführliche Doku- mentation bietet die Website des Bil- dungsgipfels unter www.istp2016.org

Das gelte auch für die Bundesländer: Im föderalen Bildungssystem Deutschlands müsse man als KMK „gemeinsam mar- schieren“ und Auseinandersetzungen zwischen den Ländern beiseiteschieben.

Die KMK richtete den diesjährigen Bil- dungsgipfel gemeinsam mit der Gewerk- schaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) aus. Acht Stiftungen unterstützten die Gastgeber.

Lehrkräfte einbeziehen

Die Gewerkschaftsvertreter forder- ten, Lehrkräfte stärker an bildungs- politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Gitta Franke-Zöllmer,

Landesvorsitzende des VBE Niedersach- sen, betonte: „Reformen ohne Lehrer- beteiligung laufen gegen die Wand.“

Nachholbedarf sieht sie bei der Ausstat- tung der Schulen mit neuen Medien und beim Lehrertraining in diesem Bereich.

Man brauche zudem Spezialisten ande- rer Fachbereiche wie Sozialpädagogen, Psychologen und Dolmetscher.

Dass vom Internationalen Bildungsgipfel Impulse für die Praxis ausgehen können, zeigte in der Vergangenheit bereits das Beispiel Sachsen-Anhalt. Inspiriert durch die Ausbildung staatlicher Schulleiter in Singapur hatte das Bundesland die Weiter- bildung der eigenen Schulleitungen inten- siviert. In diesem Jahr beschlossen KMK, GEW und VBE, mehr Fortbildungen zum Umgang mit Diversität zu schaffen, eine Strategie zu digitaler Bildung zu erarbei- ten und sich stärker auszutauschen.

Meldungen

Ausgaben für öffentliche Schulen 2013 gestiegen

Wiesbaden.

Für die Ausbildung von Kin- dern und Jugendlichen an öffentlichen Schulen in Deutschland gaben die öffent- lichen Haushalte 2013 durchschnittlich 6.500 Euro pro Schüler aus. Das sind etwa

200 Euro mehr als 2012; die Zunahme der Ausgaben geht allerdings mit einem leichten Rückgang der Schülerzahlen um 1,7 Prozent einher. Laut Statistischem Bun- desamt wurden landesweit rund 7.100 Euro

für einen Schüler an einer allgemein- bildendenden Schule ausgegeben, rund 4.500 Euro für Berufsschüler. Schulüber- greifend dominieren dabei die Personal- kosten: Im Bundesdurchschnitt entfielen 5.300 Euro auf diesen Posten, während bei- spielsweise für die Unterhaltung der Schul- gebäude, Lehrmittel etc. durchschnittlich 800 Euro pro Schüler ausgegeben wurden.

Die höchsten Ausgaben je Schüler ver- zeichnete Thüringen (8.100 Euro), die nied- rigsten entfielen auf Nord rhein-Westfalen und das Saarland (jeweils 5.700 Euro).

Diese Differenz erklärt sich durch die ver- schiedenen Schulstrukturen und Unter- richtsangebote der einzelnen Länder, zum Beispiel bei der Ganztagsbetreuung oder Besoldung.

Die drei Länder mit den höchsten Ausgaben1 für öffentliche Schulen je Schüler im Haushaltsjahr 2013 in Euro

Thüringegen Hamburgg Berlin

8.100 8.000 7.800

1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000

1 Personalausgaben für Schulen und Schulverwaltung einschließlich unterstellter Sozialbeiträge für ver­

beamtete Lehrkräfte sowie Beihilfeaufwendungen, laufender Sachaufwand, Investitionsausgaben. Alle Ergebnisse wurden nach der Berechnung gerundet. Quelle: Statistisches Bundesamt

Bildungsausgaben 2015 gestiegen

Berlin.

Bund, Länder und Gemeinden veranschlagten für das Jahr 2015 2,9 Mil- liarden Euro mehr an öffentlichen Bil- dungsausgaben als im Vorjahr. Laut Hochrechnung im Bildungsfinanzbericht 2015 des Statistischen Bundesamts lag der Betrag bei 123,7 Milliarden Euro. Mit dem Hochschulpakt und der Exzellenz- initiative konnte der Bund die Mittel für Hochschulen seit 2008 mehr als verdop- peln. Damit stammt fast jeder fünfte Euro der Hochschulfinanzierung vom Bund.

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, betont, dass mit der Aufnahme von Flüchtlingen zu- dem neue He rausforderungen entstün- den: „Bildung und Ausbildung sind eine wichtige Grundlage für die Integration.

Daher steuern wir den Wachstumskurs bei den Bildungsinvestitionen gezielt wei- ter.“ Gemessen am Bruttoinlandsprodukt lagen jedoch noch 2012 – beim letzten validen Vergleich – die Bildungsausgaben

pro Bildungsteilnehmer im Primär- und Tertiärbereich in Deutschland mit 4,4 Pro- zent deutlich unter dem Durchschnitt der

Mitgliedstaaten der Organisation for Eco- nomic Co-operation and Development (OECD) von 5,2 Prozent.

Entwicklung der öffentlichen Bildungsausgaben (in Mrd. Euro)

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16 BEGEGNUNG 3-2016

MELDUNGEN INLAND

140 120 100 80 60 40 20 0

1995 2000 2005 2010 2011 2012 2013

vrl. Ist 2014 vrl. Ist 2014

Soll 2015 Soll

Quelle: BMBF

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Das World Wide Web im Klassenzimmer

Lehrer Dirk Schulz (l.) unterrichtet an der Deutschen Schule Kapstadt mit digitalen Medien: Für seinen Deutsch­

und Mathematikunterricht sieht er Lernsoftware und Tablets als echte Bereicherung.

Udo Beckmann (r.), NRW­Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, bemängelt die technischen und fach­

lichen Voraussetzungen für digitales Lernen in deutschen Klassenzimmern.

Googelst du noch oder lernst

du schon?

Die Digitalisierung hat den Alltag längst erreicht.

Digitale Medien und technische Innovationen machen weder vor der Kindheit noch vor der Klassentür Halt.

Doch wenn es um den pädagogischen Einsatz digitaler Medien im Unterricht geht, klaffen Theorie und Praxis noch weit auseinander. Der Erwerb von Medienkompe- tenz ist eine Herausforderung für Schüler und

Lehrkräfte.

von Anika Wacker

W

enn Dirk Schulz mit zwei Boxen unter dem Arm in die 9.  Klasse kommt, werden die Augen seiner Schüler groß.

Eins ist ihnen sofort klar: Heute wird es sicher nicht langwei- lig im Unterricht. In den Boxen befinden sich iPads. Sie sind eine Neuan schaffung der Deutschen Schule Kapstadt, auf die man hier sehr stolz ist. „Auch wenn viele Schüler inzwischen zu Hause mit Tablets in Berührung kommen, ist es im Unterricht eine an- dere Herangehensweise und Nutzung“, erklärt der Deutsch- und Mathematiklehrer. „Ich habe das Gefühl, dass trotz aller Gewöh-

nung an neue Medien die Begeisterung groß ist, wenn wir mit den Tablets im Unterricht arbeiten.“ Das Kon- zept der DS Kapstadt: Digitale Medien sollen den Un- terricht bereichern, flexibilisieren und der individuellen

Förderung dienen. Klassische Kompetenzen der ana- logen Welt, wie handschriftliche Textarbeit,

sind Schulz aber genauso wichtig. Digitale Medien sind ein Zusatz zum klassischen Un- terricht und bei den teilweise sehr heterogen zusammengesetzten Schülergruppen beliebt.

„Unsere Schüler sollen lernen, digitale Medien aktiv zu beherrschen und sich nicht von ihnen be- herrschen zu lassen“, betont Schulz. In seinem Ma- theunterricht setzt er zum Beispiel eine Lernsoftware ein, die es den Schülern ermöglicht, geometrische Kör- per zu erstellen und ihre Eigenschaften zu vergleichen.

Dass in der Klassenarbeit trotzdem händisch ge- zeichnet wird, ist für Schulz selbstverständlich:

„Schließlich geht beim Lernen viel von der Hand in den Kopf, davon bin ich überzeugt.“

Lernsoftware erleichtert individuelle Förderung

Eine neue Lernplattform ermöglicht Schulz nun, Übungen und Unterrichtseinheiten individuell auf die Schüler zuzuschneiden.

Den Inhalt liefern deutsche Schulbuchverlage. Im Fach Deutsch können so die Fähigkeiten Rechtschreibung, Grammatik, freies Schreiben und Zeichensetzung überprüft werden. Bei der Bear- beitung von Aufgaben wird bei Bedarf eine persönliche Auswer- tung jedes Schülers mit seinen Stärken und Schwächen erstellt.

Passgenau kann der Lehrer daraufhin weitere Übungen freigeben.

„Wir können so besser auf die individuellen Bedürfnisse und die unterschiedlichen Lernniveaus unserer Schüler eingehen“, sagt Schulz. Dass die Eltern über diese elektronische Leistungsstand- erhebung informiert sein müssen, sei selbstverständlich. Auch auf die Sicherheit der Daten achte man genau. An der DS Kapstadt wird nicht nur in höheren Klassen, sondern bereits in der Grund- schule mit Tablets und Lernsoftware gearbeitet. Jede Klasse ist mit WLAN und digitalem Whiteboard ausgestattet – davon können viele Schulen in Deutschland nur träumen.

Schlechte Voraussetzungen für digitales Lernen

„Lehrer bezeichnen das, was wir zurzeit in den Schulen vor- finden, als mittelalterlich“, fasst der NRW-Vorsitzende des Ver- bands Bildung und Erziehung (VBE) Udo Beckmann mit Blick auf Deutschland zusammen. Gemeinsam mit dem IT-Branchenver- band Bitkom und der Bildungsmesse Learntec hat der VBE eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der Lehrerperspektive zum digitalen Lernen befasst. Das Ergebnis: Es fehlen an den meisten deutschen Schulen sowohl die technischen als auch die fachlichen Voraussetzungen, um digitale Medien im Unterricht einsetzen

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18 BEGEGNUNG 3-2016 BEGEGNUNG 3-2016 19

FOKUS: DIGITALES LERNEN FOKUS: DIGITALES LERNEN

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„Eine Kindheit ohne Com­

puter ist der beste Start in das digitale Zeitalter“, so lautet eine der zentralen Thesen von Wirtschafts­

journalist Ingo Leipner und Prof. Gerald Lembke in ihrem Buch „Die Lüge der digitalen Bildung“.

An der Ernst­Reuter­Sc können. Lehrer wie Axe

hule (o. l. und r.) erarbeiten Lehrkräfte und Schülerschaft gemeinsam, welche digitalen Medien im Unterricht eingesetzt werden l Goerke (l.) profitieren vom Know­how der rund 30 Schüler, die dafür als Medienmentoren ausgebildet wurden.

zu können. Jeder zweite Lehrer würde zwar gerne öfter digitale Medien im Un- terricht einsetzen, das scheitert aber am häufigsten (43  Prozent) an nicht vorhan- denen technischen Geräten. Selbst wenn diese vorhanden sind, herrscht offenbar eine hohe Unsicherheit, was den didakti- schen Einsatz im Schulalltag angeht. Mehr als 80  Prozent der Lehrer wünschen sich mehr Weiterbildungsangebote zu digi- talen Medien im Unterricht. Klar ist, wer Medienkompetenz vermitteln will, muss selbst über die Fähigkeiten verfügen. Da- her muss „Medienkompetenz auch für Lehrer ein Bestandteil in allen Phasen ihrer Aus- und Fortbildung sein“, fordert Beckmann. Im Moment nutzten viele Leh- rer ihre private Zeit und ihre persönlichen PCs für eine digitale Unterrichtsgestal- tung. „Das kann nicht die Lösung sein“, kri- tisiert der Pädagoge. Trotz des kritischen Bildes, das die Studie zeichnet, sieht der VBE- Vertreter auch einige „ Leuchttürme“

digitaler Bildung.

Schüler und Lehrer erarbeiten digitalen Schulunterricht

Einer ist die Ernst-Reuter-Schule in Karls- ruhe. Für ihre Produktion und Einführung von Lernvideos im Unterricht wurde die Gemeinschaftsschule auf der Bildungs-

messe „didacta 2016“ ausgezeichnet. Wirtschaftsjournalist und Autor Ingo Leipner plädiert für „digitalfreie Oasen“ für Kinder.

Das Besondere: Die Lernvideos werden zwar auch von Lehrern zur Unterrichts- vorbereitung hergestellt und eingesetzt, doch hauptsächlich sind die Schüler mit der Produktion der Videos beauftragt.

Leistungsstarke Schüler bereiten bei- spielsweise neu erlernte Inhalte für die Schwächeren auf. „Das ist eine Win-win- Situation“, schlussfolgert Konrektor Micha Pallesche: Schwache Schüler können sich Unterrichts inhalte zum besseren Ver- ständnis erneut ansehen, starke Schüler langweilen sich nicht, wenn der Unterricht ihnen zu langsam voranschreitet.

„Ressource Schüler“ nutzen

Stolz ist Micha Pallesche vor allem auf die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Schülern an der Medienschule: „Wir ha- ben rund 30 Schüler als Medienmentoren ausbilden lassen. Sie sind zum Beispiel für Bildbearbeitung, Filmschnitt oder Ju- gendmedienschutz Experten. Ihr erlern- tes Know-how können wir klassen- und fächerübergreifend nutzen.“ Diese zusätz- liche Ausbildung erfolgte durch das Lan- desmedienzentrum Baden-Württemberg und wurde vom Land finanziert. Will ein Lehrer zum Beispiel Bildbearbeitung im Unterricht durchnehmen, kann er ei- nen Schüler als Medienmentor buchen, der die fachliche Einführung der Klasse

und gleichzeitig des Lehrers übernimmt.

Die Situation, dass viele Schüler im Um- gang mit digitalen Medien ihren Lehrern überlegen sind, will man so effektiv an der Schule nutzen. Der achtwöchige Aus- bildungskurs zum Medienmentor fand an den Wochenenden auf freiwilliger Basis statt. Zu Pallesches Überraschung inves- tierten die Schüler ihre Freizeit dafür und haben bis heute Spaß daran, ihr Fach- wissen anzuwenden und weiterzugeben.

„Hätte ich angeboten, samstags aus Ge- schichtsbüchern vorzulesen, hätte ich mit Sicherheit alleine da gesessen“, meint der Lehrer amüsiert.

Finanzierung aus vielen Töpfen

Dass Tablets, Whiteboards, WLAN, Kameras, Computer sowie ein kleines Videoproduktionsstudio mit Greenscreen-Technik zum Schulalltag gehören, ist vor allem Spenden und Sponsoring zu ver- danken. Der Schulträger, die Stadt Karlsruhe, fördert das Medien- profil finanziell. Die Werbetrommel hat die Schule selbst ebenfalls gerührt und erhält zusätzlich personelle Unterstützung: „Ein Mit- arbeiter des Stadtmedienzentrums leistet für uns den technischen Support, wofür wir als Schule keine Kapazitäten hätten“, sagt Pallesche. Trotz professioneller Ausstattung und Lehrerengage- ment steht für den Konrektor fest: Ein hoher Nachholbedarf an Lehrerfortbildungen existiert selbst an Medienschulen wie sei- ner. Dort versucht man, durch interne Fortbildungen die Lücke zu schließen.

Hohe Erwartungshaltung an Bildungseinrichtungen

Das Bestreben, aber auch der öffentliche Druck, digitale Medien als festen Bestandteil im Klassenraum zu manifestieren, trifft nicht nur weiterführende Schulen, sondern auch Grundschulen.

Der Wunsch der Eltern, dass ihre Kinder möglichst früh einen professionellen Umgang mit digitalen Medien erlernen, sowie das stetig wachsende Angebot an Lernsoftware und Apps stellen Schulen und ihre Lehrer nicht nur vor infrastrukturelle, sondern vor allem vor pädagogische Herausforderungen. Genau diese gilt es zu meistern: Eine gute Medienausstattung bedeutet eben noch lange nicht automatisch auch guten Unterricht. Gefragt sind also nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Maßgaben, was den Einsatz digitaler Medien betrifft. Aber gilt hier auch das Motto

„Je früher, desto besser?“

Der beste Start ins digitale Zeitalter

Der Wirtschaftsjournalist und Autor Ingo Leipner ist da anderer Meinung. Er meint, wenn Kinder zu früh mit digitalen Medien in Berührung kommen, schadet das ihrer Entwicklung. Viel wichti- ger sei es, dass Kinder bis zwölf Jahre sich zunächst vor allem in der realen Welt durch haptische und sinnliche Erfahrungen zu- rechtfinden. „In Kindergärten und Grundschulen sollten digital- freie Oasen geschaffen werden“, fordert Leipner. Neurobiologisch sei klar, dass Kinder unter zwölf Jahren, die täglich vor dem Bild- schirm sitzen, mehr realweltliche Lebenserfahrungen verdrän- gen und Gefahr laufen, sich von der virtuellen Welt regelrecht verschlingen zu lassen. „Eine Kindheit ohne Computer ist der beste Start in das digitale Zeitalter“, lautet eine der Hauptthesen Leipners. Mit Prof. Gerald Lembke, Studiengangleiter für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, arbeitet er diese im Buch „Die Lüge der digitalen Bildung“ aus.

Bildschirme können Hirnentwicklung gefährden

Ingo Leipner fürchtet um die gesunde Hirnentwicklung von Kin- dern, wenn diese zu viel und zu früh mit Bildschirmen, Tablets und Smartphones in Berührung kommen. Werden Kinder mit blinkender Lernsoftware und digitalen Belohnungen zum Lernen motiviert, basiere der Ansporn zu stark auf äußeren Reizen. Diese extrinsische Motivation könnte zur Folge haben, dass Kinder im

späteren Leben über zu wenig Eigenmotivation verfügen, da sie eine unmittelbare Belohnung gewohnt sind. Dabei stelle die in- nere Motivation eine wichtige Grundvoraussetzung dar, um sich im Laufe des Lebens komplexe Inhalte erarbeiten und Heraus- forderungen meistern zu können. „Motivationspsychologische Erkenntnisse zeigen: Wenn ich Menschen mit äußeren Reizen vollstopfe, also extrinsisch motiviere, kann ihre von innen kom- mende Motivation verloren gehen“, argumentiert Ingo Leipner.

Kinder müssen für Medien kognitiv bereit sein

Seine Kritik richtet sich nicht grundsätzlich gegen digitale Me- dien, sondern vielmehr gegen den Zeitpunkt ihres Einsatzes. Eine grundlegende Medienkompetenz sollte nach Leipner vor dem Umgang mit entsprechenden Medien erlernt werden. „Wenn Kin- der erst lernen, wie man gute Texte schreibt, Fotos macht, eine Kamera verwendet und sich kritisch und reflektiert mit medialen Inhalten auseinandersetzen können“, so Leipner, „dann sind

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20 BEGEGNUNG 3-2016

FOKUS: DIGITALES LERNEN FOKUS: DIGITALES LERNEN

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Die Drittklässler Kaja und Mattis (o.) bauen programmierbare LEGO­Modelle mit Hilfe einer PC­Software. Britta Ernst (u. M.), Schulministerin Schleswig­Holsteins, überreicht den Lehrern Klaas Bröcker (l.) und Andrea Aust (r.) den Preis „Modellschule Lernen mit digitalen Medien“ für die Emil­Nolde­Grundschule in Bargteheide.

Einsatz digitaler Medien an Schulen Lehrkräfteumfrage: „Kommt es vor, dass Sie gerne digitale Medien im Unterricht einsetzen würden, dies aber nicht können? Aus welchen Gründen können Sie neue Medien nicht einsetzen?“

43 % An meiner Schule fehlen entsprechende Geräte für die Nutzung im Unterricht.

25 % Ich habe Sorge, dass die Technik im Unterricht versagt.

24 % Der Einsatz neuer Medien ist im Vergleich zum Nutzen zu aufwendig.

11 % Es gibt dafür kein geeignetes Lehrmaterial.

10 % Meine Technik­Kenntnisse reichen dafür nicht aus.

9 % Die Medien lenken die Schüler vom eigentlichen Unterrichtsthema ab.

9 % Ich habe kein tragfähiges pädago gisches Konzept.

Quelle: VBE, Learntec, Bitkom

digitale Medien auch in Schulen ein Ge- winn.“ Auch dies gelte nur für Kinder, die kognitiv für digitale Medien bereit seien.

Den Grund sieht der Autor in der sich verändernden Art zu denken: „Kinder be- ginnen ab dem zwölften Lebensjahr zum ersten Mal, abstrakt und selbstreflexiv zu denken. Was sie als junge Kinder hinge- nommen haben, beginnen sie zu hinter- fragen.“ Diese Fähigkeit der Reflexion sei eine zentrale Voraussetzung für eine ver- antwortungsbewusste Medienkompetenz.

Deutschland bleibt hinter Erwartungen zurück

Besonders hoch schätzen Wissenschaft- ler diese Medienkompetenz an deutschen Schulen allerdings nicht ein. Vielmehr klaffen Theorie und Praxis weit ausein- ander, wie die Studie „International Com- puter and Information Literacy Study“, kurz: ICILS, zeigt. 2013 wurde gemessen, über welche computer- und informati- onsbezogenen Kompetenzen deutsche Achtklässler im internationalen Vergleich verfügen. Auch die Rahmenbedingungen, unter denen sie diese Kompetenzen er- werben, wurden beleuchtet. Die Experten widersprechen der häufig verbreiteten Annahme, Kinder und Jugendliche wür- den mit neuen digitalen Medien aufwach- sen und so automatisch zu kompetenten

Nutzern werden. Obwohl Jungen häufig technikaffiner als Mädchen eingeschätzt werden, stellen die Wissenschaftler das Gegenteil fest. Nicht nur, dass das Kom- petenzniveau von Jungen „statistisch signifikant“ hinter dem der Mädchen zu- rückliegt – vor allem Jungen, die aus so- zial schwächeren Familien kommen und keine gymnasiale Schulbildung genie- ßen, weisen „zu einem hohen Anteil be- sorgniserregend geringe computer- und informationsbezogene Kompetenzen“

auf, heißt es in dem deutschen ICILS- Bericht. Außerdem unterscheiden sich

die Potenziale digitalen Lernens stark von der Realität in deutschen Klassenräumen.

Sowohl die Infrastruktur der Schulen als auch die technischen und pädagogischen Fähigkeiten der Lehrkräfte müssten ver- bessert werden. Sollte sich daran nicht schnell etwas ändern, so meinen die For- scher, werde Deutschland auch künftig im internationalen Vergleich nicht über ein mittleres Leistungsniveau bei digitalen Kompetenzen hinauskommen.

Ohne Lehrer geht es nicht

Der kritische und reflexive Umgang mit Medien und Medieninhalten – da sind sich Kritiker wie Befürworter einig – ist die elementare Kompetenz, die Kinder und Jugendliche erlernen müssen. Den Schulen und vor allem den Lehrern und Päda gogen fällt damit eine zentrale Auf- gabe zu. Denn die digitalen Medien sind da – sie pädagogisch wertvoll zu nutzen, muss an vielen Schulen noch gelernt wer- den. Für die Experten steht fest: Unabhän- gig davon, ob Lehrer vor einem digitalen Whiteboard oder einer Kreidetafel ste- hen – für den Erfolg von Lernen ist eine gute Lehrer- Schüler-Beziehung notwen- dig, eine App kann das Zwischenmensch- liche nicht ersetzen. Auch künftig sollen vor allem Lehrkräfte ihren Schülern Wis- sen und Kompetenzen vermitteln und auf das Leben vorbereiten, jedoch ohne den Anschluss an die digitale Wirklich- keit zu verlieren. In diesem Prozess steht Deutschland wohl noch am Anfang.

Digitale Geräte im Schulalltag Lehrkräfteumfrage: „Wie häufig setzen Sie die nachfolgenden Geräte im Unterricht ein?“

Ja 47 %

Weiß nicht/k.A. 2 % Nein 51 %

An allen Unterrichtstagen Regelmäßig

Beamer 27 % 54 % 81 %

Stationärer PC 23 % 40 % 63 %

Notebook 26 % 34 % 60 %

Whiteboard 18 % 35 % 53 %

Tablet- Tablet-ablet-

T Computer 7 % 17 % 24 %

E-Book-Reader 1 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 %

Quelle: VBE, Learntec, Bitkom

Digitale Medien in der Grundschule –

früh übt sich?

23 FOKUS: DIGITALES LERNEN

22

FOKUS: DIGITALES LERNEN

Die Verbreitung von digitalem Lernen im Schulunter- richt ist in Deutschland politisch gewollt. Das zeigen exemplarisch die Bemühungen der Landesregierung Schleswig-Holstein, die 2015 die Initiative „Netzwerk digitale Modellschulen“ ins Leben gerufen hat. Per Wettbewerb kürte das Land digitale Modellschulen, die sie bei der Entwicklung neuer Lehrmethoden fördert.

von Anika Wacker

D

ie Emil-Nolde-Grundschule in Bargteheide gehört zu den 20 ausgezeichneten digitalen Modellschulen in Schleswig- Holstein. Sie hat sich unter rund 100 Teilnehmern durchgesetzt.

An der Grundschule erarbeiten sich die Schüler ab der 1. Klasse einen sogenannten „Medienpass“. Lehrer Klaas Bröcker legt vor al- lem Wert auf den altersgerechten Umgang, denn „nicht wir führen die Kinder an unserer Schule an das Internet heran, das kennen sie schon. Unsere Aufgabe ist es, sie auf Gefahren hinzuweisen und ihnen den produktiven Umgang außerhalb von Computerspielen beizubringen“, erklärt der 42-Jährige. Statt Google nutzt man an der Emil-Nolde-Schule beispielsweise die Kindersuchmaschine

„Blinde Kuh“, denn Sicherheit spiele beim Recherchieren eine wichtige Rolle.

Früher Kompetenzgewinn

Um theoretischen Unterricht lebendiger zu gestalten, sind digi- tale Medien ein tolles Instrument, findet Bröcker, zum Beispiel in der Mathematik: „Wenn ich den Kindern Wahrscheinlichkeit und Zufall erklären will, nutze ich einfach ein Glücksrad, das in unserer Lernsoftware ‚Denken und Rechnen‘ enthalten ist, und aktiviere es am digitalen Whiteboard. Alle Kinder können dann nach vorne kommen und das virtuelle Glücksrad drehen. Das ist ein spielerischer Einstieg ins Thema und anschaulicher, als wenn ich eingefärbte Kuchenstücke an die Tafel zeichne.“

Neben spielerischen Einheiten kommt der Computer auch für konkrete Lernziele zum Einsatz. So wird den Kindern bereits in der Grundschule der Umgang mit Betriebssystemen und Lernsoftware nahegebracht. Das Schreiben von Aufsätzen am Rechner gehört genauso dazu wie gestalterische Aufgaben. „Wenn

unsere Kinder auf die weiterführenden Schulen kommen, sind sie in der Lage, am Computer ein Handout für ihre Referate zu erstel- len: mit formatierten Überschriften, Bildern und Textbausteinen.

Diese Kompetenzen besitzen sie schon in der 4. Klasse“, betont Bröcker. Mit dem Medienpass in der Tasche sieht der Lehrer seine Grundschüler gut für das weitere Leben gewappnet, denn das sei ohnehin schon von digitalen Medien bestimmt.

Referenzen

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