K a pi te l 1
Q ua n te nh y p o the se n
N = 1N = 17Photon No. 17
1.1 ¨Ub e rsic h t
DieQuantenmechanikentstandalsmanAnfangdes20JhdtsexperimentellinBe-reichevorstieß,derenL
¨ang
en-,Energie-undandere-Skalensichnichtnureinerun-mittelbarenAnschauungentzogen–dastatendiemeistenExperimentedes19Jhdtsauch–sondernsichdar¨uberhinausselbstgegen
¨ub
erdenschondamalshoch-artifiziellenErkl
VerkleinerunggroßerSachenerwarteth Sachenverhieltensichirgendwienichtso,wiemanesaufgrundeinergedanklichen ¨arungsmusternundBegri↵ssystemenderPhysikalsresistenterwiesen:kleine
¨atte
. N = 5063
InsbesonderewiesenDinge,diemaneigentlichf¨urTeilchenbzwTeilchenschw
hielt,unterbestimmtenBedingungenEigenschaftenauf,diemaneherbeiWellen ¨arme
cMartinWilkens731.M
¨arz2016
8Quantenhypothesen
vermuteth
¨atte(Interferenz,Beugung)w
renBedingungenaberweiterhinhervorragendzueinerWellenvorstellungpassten. Teilchenschwarmzuerkl¨arenwaren(Hohlraumstrahlung,Photoe↵ekt),unterande- gabunterbestimmtenBedinungenzuErscheinungenAnlass,diebessermiteinem genausoverhielten,wiemanesvoneinemTeilchschwarmgewohntwar.AuchLicht ¨ahrendsiesichunteranderenBedinungen
Danunaber“Welle”und“Teilchen”sicheinanderausschließendeBegri↵esindgerietmitdiesenBefundendieganzesch
¨one
EinteilungphysikalischerGegenst¨andein“Welle”und“Teilchen”ineinegewisseUnordnung.
TeilchenWellelokalisiertaufBahnausgedehntinRaumundZeitunteilbarteilbarOrtundImpulsAmplitudeundPhase
AlsbesondersirritierenderwiessichdabeidieTatsache,dassindividuelleMessergeb-nisseankleinenDingennichtimmerreproduzierbarwaren,sondernvonZufallsele-mentenbeeinflusstschienen,dieselbstunterBedingungenh
elimierbarwaren.Beispielsweiseistesschlichtunm ¨ochsterPr¨azisionnicht E↵ektvorauszusagen,wanndasn ¨oglich,beimPhotoelektrischen
¨achsteElektronherausgeschlagenwird.
Abb1.1BeugungmonochromatischenLichtesamDoppelspalt. EsfolgteeineintensiveDebatte,beiderdiePhysikerstmalsauchdieBeziehungvonExperimentundTheoriegenauerunterdieLupenahm:wenndenndasElektroneinTeilchenist,wiek
¨onne
nwirunsvonseinerBahnvergewissern?UndwenneseineWelleist–welchesExperimentg¨abedennAuskunft
¨ub
erseinePhaseundseineAmplitude?ImLaufedieserDebattegelangtemanzurEinsicht,dasseinsognai-verRealismus–dasElektron“ist”TeilchenmitBahnundallemwasdazugeh
¨ort
–sichf¨urphysikalischeErkl¨arungenaufderatomarenundsub-atomarenSkalanichteignet.AndieStellederWelle-TeilchenDichotomietratalsbalddieVorstellungvoneinemsogWelle-TeilchenDualismus:TeilchenundWellesindverschiedene,
31.M
¨arz20168cMartinWilkens
1.1¨Ubersicht9
sicherg¨anzendeAspekteein-und-derselbenEntit
Teilchencharakter. individuellenNachweis–dem“Click”–aberauchdemStoß,o↵enbartsichsein pagation,aberauchimInterferenzmuster,o↵enbartsichseinWellencharakter.Im ¨at“Elektron”.InderfreienPro-
Diegr
¨oßte
Ersch
W’keitendesAusgangseinerMessungvorausgesagtwerdenk ledesklassischenDeterminismustratdersogProbabilismusdemzufolgezwardie ebensounhaltbarwiedieEinteilungderWeltinWelleundTeilchen.AndieStel- nebstAnfangsbedinungen,undichsageDirwasderFallseinwird”erwiessichals sogklassischenDeterminismus.DieAu↵assung“GibmirdieNewtonschenGesetze ¨utterung,diedieQuantenmechanikbewirkte,betrafjedochden
¨onne
n,nichtaberderMesswerteinerindividuellenMessung.DasStreifenmusterimInterferenzexperimentistdemnachnichtdieIntensit
¨atsverteilungeinerklassischenWelle,sondernH
¨aufig
-keitsverteilungr¨aumlichlokalisierterSchw
denEinschl ¨arzungendieihrenat¨urlicheErkl¨arungin
¨agenvonteilchenartigenDingenfindet.
Abb1.2BeugungmonoenergetischerTeilchenamDoppelspalt. MitderprobabilistischenInterpretationderQuantenmechanikhattederWelle-TeilchenDualismus,verstandenals(Quanten-)EigenschafteineskonkretenIndivi-duums,eigentlichausgedient.InterferenzmustersindH
¨aufig
keitsverteilungen,unddiecharakterisiereneinstatistischesEnsembleundnichteinIndividuum.DassderWelle-TeilchenDualismustrotzdemmunterfortlebt–schauenSienurmalinIhrSchulbuchoderIhrLehrbuch–verdanktervermutlichseinergleichnishaftenBild-lichkeit.
F¨ur
dieBelangederPhysikgiltdieDebatteumdieGrundlagenderQuantenme-chanikgr
senbesuchen... jede(r)PhysikerIneinmaleinSeminarbeidenPhilosophenzudiesenThemenkrei- nistheorieundWissenschaftstheoriewirdsiemunterfortgef¨uhrt.Eigentlichsollte dieAnregungendieserFelder–aberinderPhilosophie,hierinsbesondereErkennt- ¨oßtenteilsabgeschlossen–alles“ist”(Quanten-)Feld,undTeilchensind
cMartinWilkens931.M
¨arz2016
10Quantenhypothesen
1 .2 D ie G e bur t v o n ~
Abb1.3MaxKarlErnstLudwigPlanck(1858–1947);Nobelpreisf¨urPhysik1918“inreckognitionoftheservicesherende-redtotheadvancementofPhysicsbyhisdiscoveryofenergyquanta” GeborenwurdedieQuantenmechanikaufeinerSitzungderDeutschenPhysika-lischenGesellschaftam14.Dezemberanno1900zuBerlin.Hierh
¨alt MaxPlanckseinenVortragZurTheoriedesGesetzesderEnergieverteilungimNormalspektrum. 1
HinterdemetwassperrigenTitelverbirgtsichdieL
lungsspekturmeinesschwarzenK ¨osungeinesPuzzles–dasStrah- datoheftigwidersprachen.Vorhangauf: ¨orpers–beidemsichTheorieundExperimentbis
MaxPlanck(1900):DieSchwarzk
E=~!mit 2 sorbiert–dieEnergieeinerelementarenPortionStrahlungderFrequenz!ist MaterieelektromagnetischeStrahlungingranularerFormemittiertundab- ¨orperstrahlungistspektralsoverteiltalsob
~⇡10 34JsecPlanck’schesWirkungsquantum.(1.1)
Inder
¨alterenLiteraturwirdh
¨aufig
h=2⇡~alsWirkungsquantumbezeichnetund~(sprich:h-quer;engl:aitsch-bar)alsreduziertesWirkungsquantum.StattE=~!liestmandannE=h⌫,vonPlanckgenanntEnergieelement.
UntereinemschwarzenK
¨orperverstehtmaneinenK
haltensichEmissionundAbsorptionnat¨urlichdieWaage.ImFalleeinesidealen sorbiertundemittiert,nichtaberreflektiert.ImthermodynamischenGleichgewicht ¨orper,derStrahlungzwarab-
1Abgedrucktin:Verhandlungend.Deutschenphysikal.Gesellschaft2,p.237(1900).Einede-taillierteAusarbeitungfindetsichin:
Genauer~⇡(1.05457266±0.00000063)⇥10Jsec.234 Deutsch(1997),ISBN3-8171-3206-9. gesetzimFaksimile:OstwaldsKlassikerderExaktenWissenschaften,Band206,VerlagHarri DrudesAnnalen(AnnalenderPhysik)p.553(1901).DiePlanckschenArbeitenzumStrahlungs- ¨uberdasGesetzderEnergieverteilungimNormalspektrum,
31.M
¨arz201610cMartinWilkens
1.2DieGeburtvon~11
schwarzenK
¨orp
ersh
¨ang
tdasEmissionsspektrum–dassogNormalspekturm–de-finitionsgem
¨aßausschließlichvonderTemperaturdesK
materiellenBescha↵enheit.NahezuperfekteschwarzeK ¨orpersab,nichtaberseiner
Hohlk ¨orperlassensichdurcheinen
¨orperrealisieren,dessenW
¨ande
aufkonstanterTemperaturgehaltenwerden.EinkleinesLochineinerderW
¨ande
machtesm
schwarzenK einemOfenbishinzumUniversum(Mirowellenhintergrund!)kommendemidealen imInnereneinstellt,zuanalysieren.VieleDingeinIhrerUmgebung,angefangenvon ¨oglich,dasStrahlungsfeld,dassich
¨orp
er¨ubr
igensrechtnahe.
DasPuzzle,dessenL
Hohlraumeineabz zusammenfassen:NachderElektrodynamikistdaselektromagnetischeFeldineinem ¨osungPlanckmitseinerHypothesegelang,l¨asstsichkurz 3
¨ahlba runendlicheMengevonharmonischenOszillatoren.NachdemGleichverteilungssatzderklassischenThermodynamikhatjederOszillatorimMitteldieEnergiekBT(kBistdieBoltzmannkonstante,undTistdieTemperaturderW
¨ande
).DasStrahlungsfeldh
sogStefan-Boltzmann-Gesetz(Stefan1879;Boltzmann1884). verdampft.StattdessenistdieEnergieimHohlraum(VolumenV)gegeben/VT, 4 nicht–schließlichistbislangnochniemandbeim↵nenseinerOfenklappeinstantan¨O ¨attedemzufolgeunendlicheEnergie.Hatesaber undStr InRaumbereichenwosichkeineLadungen
¨om ebefindengen¨ugtdaselektroma-gnetischeFelddenMaxwellschenGleichungen~r·~E=0,~r⇥~B=c2˙~E,~r⇥~E= ˙~B,~r·~B=0,unddieineinemVolumenVgespei-cherteelektromagnetischeEnergieberechnetsichzu
U= "02 Z
V h~E 2+c 2~B 2 id 3x.(1.2) F¨ur
einestehendeelektromagnetischeWel-le,~E(~x,t)=E(t)~eycos(kx),~B(~x,t)=B(t)~ezsin(kx)impliziertM’wllBewegungs-gleichungenf¨urdieAmplituden˙E=!cB,c˙B=!E,wobei!=ck.MitderBe-zeichnungQ:=cB/A,P:=E/A,worinA= p2!/("0V),lesensichdieBewegungs-gleichungen
˙Q=!P,˙P=!Q,(1.3)
undesistU⌘H(P,Q)mit
H(P,Q)= !2 P 2+Q 2(1.4)
Hamiltonfunktionzu(1.3)!Verallgemeinert:jederModedesStrahlungfeldesentsprichteinharmonischerOszillatordessenFrequenzdurchdieFrequenzderModegegebenist.DieAuslenkungQentsprichtdermagnetischenFeldamplitudederjeweiligenModeundderkanonischkonjugierteImpulsentsprichtihrerelektrischenFeldamplitude. PlanckhattesichschonlangemitdemProblemauseinandergesetzt–erwargewisser-maßeneinExpertederHohlraumstrahlung.EinentscheidenderDurchbrauchgelangihmeinigeMonatevorderdenkw einen.UnterdemTitelbereineVerbesserungderWienschenSpektralgleichung¨U4 mitdenvergleichsweiseneuenDatenf¨urkleineFrequenzenineinerFormelzuver- 7.Oktoberwaresihmgelungen,diebereitsl¨angerbekanntenHochfrequenzdaten ¨urdigenDezember-Sitzung.BereitsamAbenddes
3...unddessenL
¨osunginsbesondereauchf¨urdieGl
Verhandlungend.Deutschenphysikal.Gesellschaft2,p.202(1900)4 ab? deutunggewann:wieh¨angenLichtausbeuteundSpektrumeinesGl¨uhfadesvondessenTemperatur Interessewar,dieangesichtsderzunehmendenElektrifizierungumdieJahruhundertwendeanBe- ¨uhbirnenfertigungvontechnologischem
cMartinWilkens1131.M
¨arz2016
12Quantenhypothesen
pr¨as
entierterseineInterpolationsformelaufderOktober-SitzungderDeutschenPhysikalischenGesellschaftam19.Okt.1900.Inderheutzutagegebr
tation ¨auchlichenNo-
⇢(!,T)= ! 2
⇡2c3 ~!exp{ ~!kBT }1 + ~!2 !
.(1.5)
DerVorfaktoristdieZahlderModen(wegenPolarisation2f¨urjedeWellenzahl~k= 2⇡
V 13 (nx,ny,nz),ni=0,±1,...)proVolumenVundFrequenzintervalld!.F
¨ur
kleineFrequenzen~!⌧kBTerh
¨alt
mandasRayleigh-JeansGesetz⇢⇡ !2
⇡2c3kBTdas,derklassischenPhysikzufolge,eigentlichf¨uralleFrequenzengeltensollte.F
¨ur
großeFrequenzenerh
¨alt mandasWienscheGesetz(Wien1896),dasempirischbe-reitsgutgesichertwar,f¨urdasesjedochbisdatokeineErkl¨arunggab.DasIntegralu:= R10 ⇢(!,T)(ohneNullpunkts-Energie) 5berechnetsichzuu=bT 4,in¨Uberein-stimmungmitStefan-Boltzmann-Gesetz(Stefan1879;Boltzmann1884).[BenutzeR10 x3ex1 dx= ⇡415 .]
PlanckwolltedieFormelabernichtnuraufstellen,sondernsieauchphysikalischin-terpretieren.DaswarihmimDezemberschließlichauchgelungen,abersorechtan-freundenkonnteersichmitseinemeigenenKustgri↵nicht.Noch30Jahresp
¨ate
rbe-zeichneterseineArbeitals“AktderVerzweiflung...,dassichunterallenUmst¨anden,kosteeswaseswolle,einpositivesResultatherbeif
¨uhr
enm
¨usste.”
EinsteinerkanntewohlalsErsterdieTragweitederPlanckschenArbeitunddie“neuePhysik”diedarinaufblitzte.InseinerArbeit¨UbereinedieErzeugungundVerwandlungdesLichtsbetre↵endenheuristischenGesichtspunkt 6interessierter
5DerTerm ~!2inderKlammer,diesogNullpunktsenergie,wurdevonPlanckerstsp¨at
ergefun-den(1912).SeineBegr
¨undung
f¨urdenTermgiltausheutigerSichtals“falsch”,derTermselberalskorrekt.6Ann.Phys.17,132(1905);dieEinsteinschenAnnalenArbeitensindalsSammelwerkerschie-nen:Einstein’sAnnalenPapers–TheCompleteCollection1901–1922,HerausgegebenvonJ¨urgen
31.M
¨arz201612cMartinWilkens
1.2DieGeburtvon~13
sichinbesonderef¨urdenHochfrequenzlimesderPlanckschenStrahlungsformel–dasWienscheGesetz–indemsichdie“neuePhysik”amdeutlichstenmanifestiert.Einsteinstelltfest,dassdieThermodynamikdesentsprechendenStrahlungsfeldesvonderThermodynamikeinesidealenGasesnichtzuunterscheidenist.
MonochromatischeStrahlungvongeringerDichte(innerhalbdesG
¨ult
ig-keitsbereichsderWienschenStrahlungsformel)verh
¨alt
sichimw
theoretischerBeziehungso,wiewennsieausvoneinanderunabh ¨arme-
¨ang
igenEnergiequantenvonderGr¨oßeh⌫best
¨unde
.
Abb1.4AlbertEinstein(1879–1955);Nobelpreisf¨urPhysik1921“forhisser-vicestoTheoreticalPhysics,andespeciallyforthediscoveryofthelawofthephoto-electrice↵ect” Ineinerheutzutagegebr
¨auchlichenFormulierung:
AlbertEinstein(1905):PlanckselementareEnergieportioneinerFeldmodemitWellenvektor~kundFrequenz!=ckkannalseinTeilchen(“Lichtteilchen”=Photon)mitEnergieEundImpuls~paufgefasstwerden,
E=~!~p=~~k Planck-EinsteinBeziehung.(1.6)
Begr
¨undung
:DiespezielleRelativit
¨atstheoriesagtE=mc+cp;f 22422
¨ur
einTeilchenderMassem=0alsoE 2=c 2p 2.NachPlanckistaberE=~!,undmitderDispersionsrelation!=ckergibtsichp=~k. 7 NAtomeimLichtfeld,zumZeitpunkttN2(t)angeregt,N1(t)imGrundzustand.Ratenglei-chungenddt N2=AN2B21⇢N2+B12⇢N1(1.7)
ddt N=0(1.8)
mitEinsteinAundBKoeffizientenf¨urdiespontanteEmission,dieinduzierteEmissionunddieAbsorption,und⇢SpektraleEnergie-dichtedesLichtfeldes.Imstation
21N/N=e.F21(EE) 1,2N=0.MitAnleihebeiklassischerStatistik˙ ¨arenRegime
⇡c23SpektrumliefertA/B=. ~!3 e1~!B,somit⇢=,vergleichmitPlanck- A/B 211221meraturenN⇡NimpliziertB=B= ¨urgen¨ugendhoheTe- schePrinzip).ImGegensatzzuPlanckabererweitererdas“alsob”undschreibt ZwarbleibtauchEinsteinwieschonPlanckhierbeimalsob(dasistdasheuristi-
Renn,Wiley-VCHWeinheim(2005),ISBN-10:3-527-40564-X7ObwohldieIdentifikationderPhotonenbeiEinsteinzun¨achstaufdenHochfrequenzlimesein-geschr
universelleG ¨anktwurde,giltsieheutzutagealsuniversell–alsounabh¨angigvomFrequenzbereich.Die
¨ultigkeitverdankenwireinerweiterenErkenntnis
zipielleUnunterscheidbarkeit. ¨uberdieLichtteilchen–ihreprin-
cMartinWilkens1331.M
¨arz2016
14Quantenhypothesen
demStrahlungsfeldselbereinegranulareStrukturzu,undnichtnurdemEner-gieaustauschzwischenMaterieundFeld,undererkenntdieBedeutungf¨uranderephysikalischeProbleme,wiebeispielsweisedenphotoelektrischenE↵ekt(Hertz1887,Lenard1902).
BestrahltmanMetallmitLicht,erwartetmandassdiekinetischeEnergiederher-ausgel¨ostenElektronenmitderIntensit
Zwarw ¨atdesLichtszunimmt.Tutsieabernicht.
¨achstdieZahlderherausgel¨ostenElektronenproportionalderIntensit
¨at
–dieimExperimentermitteltekinetischeEnergieeinesjedenElektronsistje-dochunabh
¨ang
igvonderIntensit
kinE=~!W,worinWeinematerialabh ¨at,stattdesseninhomogenlinearinderFrequenz,
¨ang
igesogAustrittsarbeitund~ei-nematerialunabh
¨ang
igeKonstante,vonEinsteininderzitiertenArbeitmitdemPlanck’schenWirkungsquantumidentifiziert.
EineweitereBest¨atigungfindet(1.6)imCompton-E↵ekt(1922/23).BeiderStreu-ungvonLichtanElektronenerwartetmanimRahmenderklassichenElektrody-namikelastischeStreuung.StattdessenbeobachtetmaneineinelastischeStreuung,diemitderTeilchenvorstellungvonLichteinfacherkl¨artwerdenkann.
DieTeilchenvorstellungvonLichtliefertzwareinesch
¨one
Erkl¨arungf¨urdieHohl-raumstrahlungunddenphotoelektrischenE↵ekt,versagtallerdingskl¨aglichbeiderErkl
¨arungvonBeugung,InterferenzundanderenPh
¨ano
mendiebisdatoaufdieWellennaturdesLichtszur
dessensehrwohlbewußt. Welle(Huygens)oderTeilchen(Newton)”wardamitwiedero↵en.Einsteinwarsich ¨uckgef¨uhrtwurde.DiealteFrage“WasististLicht–
DeshalbistesmeineMeinung,dassdien
onstheoriedesLichtesau↵assenl¨asst. welchesichalseineArtVerschmelzungvonUndulations-undEmissi- derTheoretischenPhysikunseineTheoriedesLichtesbringenwird, ¨achstePhasederEntwicklung
31.M
¨arz201614cMartinWilkens
1.3BohrschesAtommodell15
AufdieseVerschmelzungmussteEinsteinlangewarten.ErstEndeder1920erJahrewaressoweit.DerStreitWellevsTeilchengehterstmalindiePause.DerVorhangsenktsich–aufderB
¨uhne
bereitetmandenn
desAtoms. ¨achstenAktvor:dieQuantenphysik
1 .3 B o hr sc he s A to m m o de ll
Auchwennesverwunderlichklingt,die¨Uberzeugung,dassdieMaterieausAto-men(imheutigenSinne)aufgebautist,hatsichvergleichsweisesp
nganzeZahl. 8 elektrischenElementarladungjedebeliebigeLadungsmengequantisiert,Q=nemit auchwenndasnichtsoforterkanntwurde:schließlichistmitderEntdeckungder teilchenphysikundderAtomphysik.UndsienimmtdieQuantenhypothesevorweg, Jahr1897.AusheutigerSichtmarkiertdieseEntdeckungdenBeginnderElementar- EinwichtigerSchrittwarhierdieEntdeckungdesElektronsdurchJ.J.Thomsonim ¨atdurchgesestzt.
IndemvonThomsonentwickeltenAtommodellistdiepositiveLadungeinku-gelf
ab–innerhalbk diePlantenumdieSonne.NunstrahlenbeschleunigteLadungenallerdingsEnergie sontrateindynamischesModellbeidemdieElektronendenKernumkreisenwie winzigkleinenKernkonzentriertist.AndieStelledesstatischenModellsvonThom- feststellte,dassdasAtomimwesentlichenleerist,unddiepositiveLadungineinem dingsineineKrise,alsRutherfordimJahr1911ineinerReihevonStreuexperiment einemRosinenkuchen(engl.:Muffin).DasThomsonscheAtommodellgerietaller- ¨ormigesKontinuum,indemdieElektroneneingebettetsindwiedieRosinenin
¨urzesterZeitsolltealsodasElektronimRutherfordschenAtommo-
8Quarkshaben“Drittel-Ladungen”.Siesindzwarisoliertnochniebeobachtetworden,weraberwillkanneinDrittelderElektronenladungalsElementarladungbezeichnen.
cMartinWilkens1531.M
¨arz2016
16Quantenhypothesen
dellinspositivgeladeneZentrumst
unsereExistenz,istimmungegenStrahlungsinstabilit ¨urzen.Tutesabernicht.Materie,davonzeugt
¨at.
UmdieserAnomalieHerrzuwerdenbeauftragteRutherfordseinenjungenAssistetn,NielsBohr,sichderSacheanzunehmen.InspiriertdurchVorarbeitenvonArnoldSommerfeldbestandBohrsAnsatzimwesentlichendarin,dieQuantenhypthesenvonPlanckundEinsteinmiteinerReihevonad-hocAnnahmenaufdasRutherfordscheAtommodellzu
¨ub
ertragen:
NielsHendrikDavidBohr(1914):ErlaubteBahnenimRutherford’schenMo-dellvonWassersto↵sindKreisbahnenf¨urdieI
H=E ~p·d~q=2⇡n~,n=1,2,...(1.9)
wobeiH=H(~p,~q)dieHamiltonfunktiondesWassersto↵atomsbezeichnet.
Abb1.5NielsHenrikDavidBohr(1885–1962);Nobelpreisf¨urPhysik1922“forhisservicesintheinvestigationofthestruc-tureofatomsandoftheradiationemana-tingfromthem” DieGleichung(1.9)formulierteineBedingungenandieEnergieE.DieerlaubtenEnergiensinddemzufolgediskret,E=En,mit
En= ✓14⇡"0 ◆2me 4
2n2~2 ,n=1,2,....(1.10)
EmissionvonLichtfindetnurstatt,wenndasLeuchtelektronvoneinererlaubtenBahnaufeineandereerlaubteBahnineinemsog.Quantensprung(engl.:quantumjump)wechselt.DiediskretenFrequenzendesemittiertenLichts
!mn=|EmEn|/~(1.11)
gen
¨ug endemRitzschenKombinationsprinzip(1908).DieLagederentsprechendenSpektrallinienbefindensichbeiatomaremWassersto↵inziemlichguter¨Uberein-stimmungmitdemExperiment.BeiAtomenmitmehrerenElektronen,odergarMolek
¨ule
n,istdie¨Ubereinstimmungallderdingsmehralsmiserabel.
31.M
¨arz201616cMartinWilkens
1.3BohrschesAtommodell17
DasBohrscheAtommodellliefertaucheinesch
¨one
Erkl¨arungf¨urdenFranck-HertzVersuch(1913):SchießtmanElektronenaufeinatomaresGas,erwartetmandassdieZahldergestreutenElektronenmitderenEnergieverlustaufgrundinelastischerStreuungmonotonabnimmt.Tutsieabernicht.Stattdessenbeobachtetmanausge-pr
imBohrschenAtommodellihrenat¨urlicheErkl¨arungfinden. ¨agteMaximabeibestimmten,diskretenWerten,diedurchdiediskretenEnergien
DieTheorie(1.9)wurdevonSommerfeldundanderenweiterausgebaut(Bohr-SommerfeldscheQuantisierungsbedingungen);siefirmiertheutzutageunterdemStich-wort“Semiklassik”undspieltweiterhineinegewisseRolle,etwabeiderAnalysevonQuantenchaos.
AufBohrgehtauchderName“Quantenmechanik”f¨urdieneuentstehendePhysikzur
mechanikimGrenzfallgrosserQuantenzahlenasymptotischindieklassischePhysik ¨uck,underistderErfinderdessog.KorrespondenzprinzipswonachdieQuante-
¨ub
ergehensollte.Inden¨UbungenzeigenSie,dassf¨urgroßeQuantenzahlenn,dieBohrsche¨Ubergangsfrequenz!n+1,nmitderWinkelgeschwindigkeitdesklassischenElektronsvergleichbarerEnergien
¨aherungsweise
¨ub
ereinstimmt.
DasBohrscheAtommodellhattemitderendg
¨ult
igenFormulierungderQuantenme-chanikMitteder1920erJahreeigentlichausgediehnt:seine“diskretenKreisbahen”lassensichselbstmitgr
mus)bisheute TrotzdemhatdasBohrscheAtommodell(gepaartmitdemWelle-TeilchenDualis- ¨oßterAnstrengungquantenmechanischnichtrechtfertigen.
¨ub
erlebt–schauenSienurmalinIhrSchulbuch.AlsangehendePhysikerInd
etwas ¨urfenSiedasModellauchweiterhinbenutzen–etwaumihrenEltern
¨ub
erdieQuantenmechanikzuerz¨ahlen.F
¨ur
IhrVordiplomoderIhrenweiternBerufsweginderPhysiksolltenSieesaberganzschnellvergessen.SchließlichwollenSienichtdurchfallenodersichgarl¨acherlichmachen...
cMartinWilkens1731.M
¨arz2016
18Quantenhypothesen
1 .4 W e lle nm e cha ni k
DankderBohrschenHypothesederquantisiertenWirkungkanndasElekronimWassersto↵nichtinsZentrumfallenweildieentsprechendeBahnschlichtverbotenist.Warumdasallerdingssoeinsollte,warumalsodieWirkungbeigebunderenBewegungquantisiertseinsollte,bliebjedochlangeZeitunbeantwortet.Mitteder’20JahrewurdedieseFrageallerdingsschlagartigbeantwortet.
DiePauseistzuEnde,derVorhanghebtsichwieder.AuftritteinPrinz...
Abb1.6PrinceLouis-VictorPierreRay-monddeBroglie(1892–1987);Nobelpreisf¨urPhysik1929“forhisdiscoveryofthewavenatureofelectrons” LouisVictorPrincedeBroglie(1924):FreieTeilchensmitImpuls~pundEner-gieE= ~p22m werdendurcheineebeneWellebeschrieben,
(~x,t)/e i(~k·~x!(k)t),(1.12)
wobeiWellenvektor~kundFrequenz!inUmkehrungderPlanck-EinsteinBe-ziehung(1.6)
~k= ~p~ ,!(k)= E~ = ~k 2
2m .(1.13)
ZuEhrendesPrinzenheißtdieWellenl
¨ang
evonMateriewellen,
= 2⇡~p DeBroglieWellenl¨ange.(1.14)
DeBrogliesModell“erkl¨art”dieBohr-Sommerfeld’schenQuantisierungsbedingung–denerlaubtenBahnenentsprechenstehendeWellen–undbehauptetdieInter-ferenzvonTeilchen.DavissonundGermerhabenInterferenzerscheinungenbeiderElektronenbeugunganKristallen1927erstmalsbeobachtet.
31.M
¨arz201618cMartinWilkens
1.4Wellenmechanik19
AllerdingsselbstvorBeobachtungderInterferenzvonMateriewellenwardieDeBrogliescheAnalogie(wenn–nachEinstein–eineLichtwelleeinTeilchenschwarm,danndochwohlauch–SymmetrieSymmetrie!–einTeilchenschwarmeineWelle)verf
¨uhr
erischgenug,umsichdamitzubesch
¨aftigen.
ErwinSchr
¨oding
er–sodieAnekdote–wurdevonEinsteinaufdieDeBroglie’scheArbeitenaufmerksamgemacht.Alserdar¨uberEnde1925inZ
FrankDebeyeihmmitderBemerkunginsWort“AberWellengen ¨urichvortr¨agt,f¨allt
¨ug
eneinerWel-lengleichung–wasistdennnundieWellengleichung?”.Weihnachten1925verbringtSchr
¨oding
ermiteinerFreundininArosa.BeimSkifahrenaufderPistefindeterdieAntwort,dieerkurzeZeitsp
EigenwertproblemI–IVindenAnnalenderPhysikver¨o↵entlicht. 9 ¨atereineinerSerievonArbeitenQuantisierungals
Abb1.7ErwinSchr
¨odinger
(1887–1961);Nobelpreisf¨urPhysik1933(geteiltmitPaulAdrienMauriceDirac)“forthediscoveryofnewproductiveformsofatomictheory” ErwinSchr TeilchensimPotentialV(~q,t)gen ¨odinger(1926):DeBrogliesWellenfunktion(~x,t)einesnicht-relativistischen
¨ug
t
i~ @@t (~x,t)= ~ 2
2m +V(~x,t)(~x,t)
Schr¨odingergleichung.(1.15)
DieSchr
¨oding
ergleichungbringtdieDeBroglieHypotheseunddieBohrscheAtom-physikuntereinDach:istVdasCoulombpotential,sinddieEigenwertedesDif-ferentialoperators ~22m +V(~x)genaudiediskretenEnergiewerteimBohrschenAtommmodell,undf¨urfreieTeilchenV=0istdieDeBroglieWelle(1.12)eineL
¨osungderSchr
¨oding
ergleichung(1.15).
UnklarblieballerdingsdieBedeutungvon.Schr¨odingergingzun
kurzeZeitsp dass||dieDichteverteilungdesElektronsbedeutet.DieseInterpreationwurde 2 ¨achstdavonaus,
¨aterverworfen,unddurcheineW’keitsinterpretationersetzt.
9Ann.Phys.(4)79361,489;80437;81109(1926).
cMartinWilkens1931.M
¨arz2016
20Quantenhypothesen
MaxBorn(1926)DasDi↵erential
|(~x,t)| 2d 3x(1.16)
istdieWahrscheinlichkeit,beieinerOrtsmessungdasTeilchenineinerd 3x-Umgebungbei~xzufinden.
Abb1.8MaxBorn(1872–1970);Nobel-preisf¨urPhysik1954“forhisfundamentalresearchinquantummechanics,especiallyforhisstatisticalinterpretationofthewa-vefunction” KurzeZeitsp
¨aterhabenPauliundHeisenbergeine
¨ahnlic
heFormulierungf¨urImpul-messungengefunden(dieinvolviertdieFouriertransformiertederOrtswellenfunkti-on).Waszutunblieb,wardieentstehendeQuantenmechanikmathematischsauberzuformulieren,mitAxiomen,S
¨atzen,Lemmataundwassonstnochsodazugeh
¨ort.
JohnvonNeumann(1932):Pr
jeweiligesSpektrumwirdmitdenm ipulkomponentenˆp,i=x,y,z,sindlineareOperatorenindiesemRaum.Ihr iStruktureinesHilbertraumes).Messgr¨oßenwieOrtskoordinatenˆqoderIm- (~x,t)istdemnachElementeineslinearenRaumes(Funktionenraummitder tenmechanikundersteProblematisierungdes“Messprozesses”.DieFunktion ¨azisierungdermathematischenStrukturderQuan-
¨oglichenMesswertenidentifiziert.
1 .5 M a tr ize nm e cha ni k
DieGleichung(1.15)istdasHerzst
nichtderEinzige.EinpaarMonatebevorSchr nikisteinguterAusgangspunktf¨urdieAbhandlungderQuantenmechanik–aber ¨uckdersog.Wellenmechanik.DieWellenmecha-
¨oding
erseineGleichungaufstellt,wirddieQuantenmechanikvoneinemanderenEndeaufgerollt–voneinemEndedaszun
¨achteherandieklassischeMechanikerinnert.
Wirerinnernuns.InderklassischenMechanikistderZustandeinesMassepunktes(Elektron)zueinembeliebigenZeitpunktdurchdieAngabeseinerverallgemeinerten
31.M
¨arz201620cMartinWilkens
1.5Matrizenmechanik21
Koordinaten~q=(qx,qy,qz)undKomponentendeskanonischkonjugiertemImpul-ses~p=(px,py,pz)vollst¨andigfestgelegt.DieKoordinatenundkanonischkonjugier-tenImpulskomponentensinddynamischeVariable;ihreFestlegunggeschiehtdurchMessung.DieMesswertederKoordinaten(Ortsmessung)werdenmit~x=(x,y,z)bezeichnet,diedesImpulsesmit~~k,~k=(kx,ky,kz) 10WerdenamMassepunktzumZeitpunktt0dieMesswerte~x0und~~k0gemessen,sosindentsprechend~q(t0)=~x0und~p(t0)=~~k0alsAnfangwertef¨urdieL
wegungsgleichungenzusetzen.Werdenzueinemsp ¨osung~q(t)bzw.~p(t)derklassischenBe-
st undImpulsgemessensoversprichtdieklassischeMechanik,dassbeieineridealen 0¨aterenZeitpunktttOrt Messungzubeeinflussen. Bahn~q(t)desTeilchensprinzipiellbeobachtbaristohnedieBewegungdurchdie denwerden.Insbesondere,datbeliebig,versprichtdieklassischeMechanik,daßdie ¨orungsfreienMessungmitSicherheitdieWerte~x=~q(t)und~k=~p(t)gefun-~
EinderartigesVersprechenkanndieQuantenmechaniknichtmachen.InHeisenbergsWorten“...auchbeideneinfachstenquantentheoretischenProblemenkannaneineG
¨ult igkeitderklassischenMechaniknichtgedachtwerden.”DasZitatistausderAr-beitHeisenbergs,derenzentraleIdee–diePartialamplitudeneinesanharmonischenOszillatorsals¨Ubergangsamplitudenq(m,n)zwischenBohr’schenOrbitszudeuten–beieinemHeuschnupfen-bedingtenAufenthaltaufHelgolandimJuni1925ihreendg
¨ult
igeGestaltannahm.AufseinerR
¨uckfahrtnachG
l¨osen.DanachwerdendiemeistenPhysikervonderMatrizenmechanik 11 nochimgleichenJahrdasWassersto↵problemimHeisenberg’schenFormalismus inHamburgaufPauli.HeisenbergskizziertseineIdeen.Pauliistbegeistert.Erwird ¨ottingentri↵tHeisenberg
¨ub
erzeugtsein...abernochistesnichtsoweit.NochstehtderSommervorderT
¨ur,undder
10~istindiesemParagrapheneinebeliebiggew
einerWirkung.DieMessgr ¨ahlteKonstantemitderphysikalischenDimension
36,336(1926). W.PaulierdasWassersto↵spektrumvomStandpunktderneuenQuantenmechanik,Z.Phys.¨Ub11 ¨osseistdemnachk,wobeik=|k|dieDimension[Laenge]hat.~~1
cMartinWilkens2131.M
¨arz2016
22Quantenhypothesen
entwickeltsichzumechtenKnaller: 12
9.Juli:HeisenbergreichtseinManuskriptzurVer
licheGedanke(inBorn’scherFormulierung) ¨o↵entlichungein.Derwesent- 13
dynamischeVariableqi,pj!ˆqi,ˆpjMatrizen,i,j=x,y,z.(1.17)
Abb1.9WernerKarlHeisenberg(1901–1976);Nobelpreisf¨urPhysik1932“forthecreationofquantummechanics,theappli-cationofwhichhas,interalia,ledtothediscoveryoftheallotropicformsofhydro-gen” 11.Juli:HeisenberggibtBorndieendg
¨ult
igeVersiondesManuskripts.Bornisttiefbeeindruckt,fragtsichaber,welchemathematischeStrukturdaeigentlichdurchschimmert.NochistderHeisenberg’scheKalk
¨ul
schliesslichin2-fachindiziertenGr¨ossenformuliert,dieIdentifikationmit“Matrixelementen”istebennochnichtvollzogen.
15.Juli:BornineinemBriefanEinstein“...Heisenberg’sneueArbeit,diebalderscheint,siehtsehrmystischaus,istabersicherrichtigundtief...”. 14
19.Juli:ZugKopenhagen–Hannover(TagungderPhysikalischenGesellschaft).Bornstelltfestdass(i)ˆpundˆqMatrizensind,diejedoch(ii)nichtkommutieren.AufderStreckeG
Einsichtenundschl ¨ottingen–Hannovertri↵tBornaufPauli,erz¨ahltvonseinen
¨agtZusammenarbeitvor.Paulilehntbr
manm ¨uskab.Erfindet,
¨usseHeisenbergsgenialeIdee“...nochetwasmehrvomG
9.Oktober1925).Gemeintsinddamitu.a.Kapazit malenGelehrsamkeitsschwallbefreien[...]”(auseinemBriefanKronigvom ¨ottingerfor-
Jordan.... ¨atenwieHilbert,Born,
Abb1.10WolfgangPauli(1900–1958);Nobelpreisf¨urPhysik1945“forthedisco-veryoftheExclusionPrinciple,alsocalledthePauliPrinciple” 12DerfolgendeAbschnittistmaßgeblichinspiriertvonSourcesofQuantumMechanics,B.L.vanderWaerden(Hrsg.),Dover,NewYork(1968).13¨UberquantentheoretischeUmdeutungkinematischerundmechanischerBeziehungen,Z.Phys.33,879(1925).14ImGegensatzzurHeisenberg’schenArbeit,woinderTatmiteinemgewissenPathosziem-lichimDunkelngestochertwird,sinddieSchr¨od
inger’schen’26erArbeitenvonluziderKlarheit.UnbedingtimOriginallesen!
31.M
¨arz201622cMartinWilkens
1.5Matrizenmechanik23
20.Juli:Hannover.BornbittetseinenSch
¨ule
rJordanihmzuhelfen.JordanmachtsichansWerkundhatnacheinigenTageneineAntwortparat:derKom-mutatorvonˆpundˆqisteinezeitlicherhalteneDiagonalmatrix.InheutigerNotation 15
[ˆqi,ˆpj]=i~ij.(1.18)
BornundJordansetzensichdaran,eineArbeitzuschreibeninderneben(1.18)auchdieQuantisierungdesStrahlungsfeldesmalebensomiterledigtwird. 16
28.Juli:Cambridge,KapitzaClub.Heisenbergh
¨alt
einenVortrag“TermzoologieundZeemanbotanik”.Fowlererz¨ahltDiracdavonundgibtihmdieKorrek-turfahnenderHeisenberg’schenArbeit.Dirac,derdieentstehendeArbeitvonBornundJordannichtkennt,findet(1.18),unddar¨uberhinausdasbisheuteg
¨ult
igeRezeptder“kanonischenQuantisierung”, 17
Poisson-Klammern{,}! i~ [,]Kommutator.(1.19)
Abb1.11PaulAdrienMauriceDirac(1902–1984);Nobelpreisf¨urPhysik1933(geteiltmitErwinSchr
¨odinger )“forthediscoveryofnewproductiveformsofato-mictheory” 12.Sept:Kopenhagen.Heisenbergerh
¨alt
einenBriefvonJordanmitdemBorn-JordanManuskript.BeginneinerintensivenZusammenarbeitvonHeisenberg,JordanundBorndieschließlichzur“Dreim
¨anne
rarbeit”f¨uhrt. 18DieseAr-beitenth
¨altdieerstelogischkonsistenteAusarbeitungderMatrizenmechanik.
15DieVerallgemeinerungaufmehrereFreiheitsgradewurdeerstmalsinderDreim
M.Born,W.HeisenbergundP.JordanZurQuantenmechanikII,Z.Phys.35,557(1926).18 (1926). P.A.M.DiracTheFundamentalEquationsofQuantumMechanics,Proc.Roy.Soc.A109,64217 M.BornundP.JordanZurQuantenmechanik,Z.Phys.34,858(1925). 16 undunabh¨angigdavonvonPauli,WeylundDiracangegeben. ¨annerarbeit,
cMartinWilkens2331.M
¨arz2016
24Quantenhypothesen
NebenBegri↵enwieHauptachsentransformationen,EigenwertenundEigen-vektorenh
xyzl,l=i~l,(xyzzyklisch).(1.20)ˆˆˆ hi ¨althierauchdieDrehimpulsalgebraEinzugindieQuantenmechanik
DasfolgendeJahr1926istdieZeitderErnte.DieDreim
¨anne
rarbeit,dieArbeitvonPauliunddieArbeitvonDiracerscheinen.HeisenbergerarbeitetseineAussage,wonachOrtundImpulsnichtgemeinsammitbeliebigerGenaugkeitvorhersagbarsind;stattdessen(ver
¨o↵entlicht1927)
qipj ~2 ijHeisenberg’scheUnsch¨arferelation(1.21)
undErwinSchr
¨oding
erweistdie¨AquivalenzvonMatrizenmechanikundWellenme-chaniknach.
DerVorhangf¨allt,dieQuantenmechaniksteht.Waszutunbleibt,ist(i)dieQuan-tenmechanikbegri✏ichzuerfassen,(ii)dieVerallgemeinerungaufandereSysteme.
UmhiereinG’schm
aufgef¨uhrt. ¨acklezuvermitteln,seieneinPaarSchritteindieserRichtung PaulAdrienneMauriceDirac(1928):RelativistischeWellengleichungf¨ursElek-tronundVoraussagedesPositrons.DamitistderWegfreif¨ureinekonsistenteQuantisierungderElektrodynamik–genanntQuantenelektrodynamik–dienachwievoreinederreifstenTheoriendarstellt,diedieWeltkennt.Un-schlagbarinihrenVorhersagen,ihrer¨UbereinstimmungmitdemExperiment,undihrer“Modellbildungs-Potenz”f¨urdieElementarteilchentheorie(Stich-wort:nicht-abelscheQuantenfeldtheorien).
31.M
¨arz201624cMartinWilkens
1.5Matrizenmechanik25
Einstein,Podolsky,Rosen(1935):EntwurfeinesGedankenexperimentsdasals“EPRParadoxon”nochheutedieGem
warvonseinenAutorenurspr ¨uterbewegt.DasGedankenexperiment
¨ung
lichdazugedacht,dieUnvollst¨andigkeitderQuantenmachanikargumentativzuuntermauern.Dasistwohlnichtgelungen.AllerdingserweistsichdaserdachteSzenario,insbesonderediedarinimplizier-tensogEPR-Korrelationen,alsaußerordentlichfruchtbarf¨urdieGrundlagen-debattederQuantenmechanik.
JohnStuartBell(1964):Formuliertseinber
¨uhm
tenUngleichungenundverweistdamitdasEPRParadoxonausdemplatonischenIdeenhimmelandieExperi-mentierpl
¨atz
e.
DasBellschenUngleichungensindUngleichugenf¨urdiestatistischenKorrelationenvonMessergebnissenzweierraum-zeitlichgetrenntenSystemen,dieeinegemeinsameVergangenheithaben.Siebasierenaufwenigen,zun
Annahmen,diederklassischenPhysik–hierinsbesondereeinerLokalit ¨achstplausibelerscheinenden
demonstriert. vonAlainAspectAnfangundseinemTeamAnfangder1980erJahreeindrucksvoll ExperimentenvonClauserundanderenwurdedieseVerletzungf¨urPhotonenpaare durchdieEPR-KorrelationenderQuantenmechanikverletztwerden.NachPionier- me–entlehntsind.DerWitzderBellschenUngleichungenbestehtdarin,dasssie ¨atsannah-
DieEPR-KorrelationenstehenauchimengenZusammenhangmitderj¨ungstenSerievonspektakul
derSchl ¨arenExperimentenzumKodierenzweierBitsineinem“Quantenbit”, bev Art“beamen”ausderSerie“Raumschi↵Enterprise”[engl.StarTrek]).Seitdem aufeinem“Quantencomputer”,undnichtzuletztder“QuantenTeleportation”(eine ¨usselverteilunginder“Quantenkryptographie”,derschnellenFaktorisierung
¨olkerndieGrundlagenderQuantenmechanikTalkShowsundandere
R ¨o↵entliche
¨aume
.
cMartinWilkens2531.M
¨arz2016
26Quantenhypothesen
Wirkommengelegentlichdaraufzur
¨uck.Im
¨ubr
igenseiaufdieVorlesungzurQuanteninformationsverarbeitungverwiesen,dieinPotsdammehr-oder-wenigerre-gelm
¨aßigangebotenwird...
1 .6 A us bl ic k – da s G e r¨us t de r Q ua n te n the o ri e
WirddieQuantenmechanikbegri✏ichverallgemeinertumauchandereSysteme,etwadiebin
¨areAlternativeeinesM
¨unz
wurfs,Licht,StringsoderGravitationswellenzubeschreiben,redetmanvonQuantentheorie.
DasGer
¨ustderQuantentheoriel¨aßtsichindreiGrunds
¨atzenskizzieren.
PostulatI(Zustandspostulat)JedemphysikalischenSystemisteinHilbertraumHzugeordnet.JedernichttrivialeVektor2HbeschreibteinenZustanddesSystems. 19
PostulatII(Observablenpostulat)ObservablensindlineareOperatoreninH.ImZustandistderErwartungswertderObservablenˆA
hˆAi= h|ˆA|ih|i .(1.22)
PostulatIII(Zeitentwicklungspostulat)DiezeitlicheEntwicklungeinesZu-standesvonderPr¨aparationbiszurMessungistdurchdieSchr
¨oding
erglei-chungbestimmt,
i~ @@t (t)=ˆH(t)(t),(1.23)
19NichttrivialsindalleVektoren–ausserdemo-Vektor.
31.M
¨arz201626cMartinWilkens
1.6Ausblick–dasGer¨ustderQuantentheorie27
wobeiˆH(t)derHamiltonoperatordesSystemsist.
DasistabernurdasKnochenger
physikalischesSystemzubeschreiben,beispielsweiseeinenMassepunkt,m ¨ust,undeinmageresnochdazu.Umeinspezifisches
ratorenidentifizieren.Ausserdemm punktesbetre↵en,undsolche,diedieObservablen“Ort”und“Impuls”mitOpe- tereVerabredungengetro↵enwerden,etwasolche,diedenHilbertraumdesMasse- ¨ussenwei-
¨ussendiePostulatenocheinwenigpr
etwa,kannmansch werden.DieZuordnungvonphysikalischenZust¨andenundHilbertraumElementen, ¨azisiert danndengleichenphysikalischenZustand,wennsieproportionalsind. ¨arferfassen:zweiWellenfunktionenbeschreibendannundnur
Im
¨ubr
igenbleibtanzumerken,daßes“die”PostulatederQuantentheorieeigentlichgarnichtgibt.BeimLesenderLehrb
vablenaxiomwirddannm werdendurchpositiveOperatorenmitSpur1beschrieben”begegnen.DasObser- DasZustandsaxiom,beispielsweise,kannIhnendurchausinderForm“Zust¨ande ¨ucherwirdIhnendasschonaufgefallensein.
¨oglicherweiseunterR
formuliert,unddasZeitentwicklungsaxiomunterR ¨uckgri↵aufoperatorwertigeMaße Abbildungen.Dasmagverschiedenklingen,erweistsichaberbein ¨uckgri↵aufvollst¨andigpositive
als ¨aheremHinsehen
¨aquivalent:derAutorhatsichhaltentschlossen,SiebeiIhremVorwissen
¨ub
erdiealgebraischeWahrscheinlichkeitstheoriezupacken,statt–wiehier–eingewissesVorwissenausderklassischenMechanikvorauszusetzen.
Auchk
¨onne
nIhnenbeimSchm
ZahlderPostulatem DrittenArt.WirverzichtenhieraufderartigePostulate–mansollteschliesslichdie nannten“KollapsderWellenfunktion”–dererstenArt,derzweitenArtundder ¨okernweiterePostulateau↵allen,etwazumsoge- lichaufeineSelbstverst ¨oglichstgeringhalten–undberufenunsstattdessengelegent-
¨andlic
hkeitempirischerWissenschaften,das
Gebot(Rationalitaetsgebot)Behauptungenm
¨ussen
¨ub
erpr
¨ufbarsein
cMartinWilkens2731.M
¨arz2016
28Quantenhypothesen
31.M
¨arz201628cMartinWilkens