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Zu den Liedem der Hudhailiten.
,Die Hasenköpfe an den Händen der Jungfrauen" Hudh. 180, 9
ist Wellhausen geneigt metaphorisch zu verstehen. Es sind aber
ohne Zweifel wirldiche Hasenköpfe als Armschmuck gemeint. Bei
Rasmussen Add. p. 71 des arab. Textes kommt »—o^^l »—otJ' als
Amulet getragen vor *); denn die Gänn furchten sich vor dem Hasen.
Zum Amulet passt aber der Kopf ebenso gut wie der Puss oder
noch besser; denn nach Lf^arde, Reil. jur. eccl. Syr. 134, 16, ist
der getrocknete Kopf eines Thieres ein wirksames Amulet. Solche
Amulete gebrauchten auch die Phönizier; die Sammlung des Hm.
Greville Chester enthält einen hübschen Ochsenkopf aus hartem
Stein, der ofFenbar die Bestimmung hatte als Amulet getragen zu
werden.
W. Robertson Smith.
1) Vergleiche forner Muhäclarät h1 ndabä I, if und Imru'ulkais III, 2 f.;
zu Letzterem vgl. 'Aini's Kubrä I , ofl ff , Kazwini I, , Gauhari s. v.
und Hommel's Säugetliieruamen 321.
Nach einer Mittheilung von A. liuber. Die Kod.
331
Ueber
Mommsen's Darstellung der römischen Herrschaft
und römischen Politik im Orient.
Von Tb. Nöldeke.
Nachdem wir uns längst darein gefunden hatten, dass Mommsen
seine römische Geschichte wohl nicht weiter fiihren werde, bringt
er uns die freudigste Ueberraschung durch deren Portsetzung. Dem
vierten Bande, der die Reichsgeschichte von Cäsar's Tod bis auf
Diocletian umfassen wird, schickt er den fünften voraus, welcher
die Geschichte der Provinzen in diesem Zeitraum behandelt. Past
die Hälfte dieses Bandes ist dem römischen Orient und den aus¬
wärtigen orientalischen Beziehungen gewidmet. Syrien und Aegypten sind ja in mancher Hinsicht die wichtigsten Provinzen ; die iränische Monarchie ist das einzige einigermassen ebenbürtige") Reich, mit
welchem damals Rom Krieg geführt und Frieden geschlossen hat.
In diesen Capiteln konnte Mommsen seine historische Gestaltungskraft
auch ganz anders zur Geltung bringen, als es etwa bei Pannonien
oder Britannien selbst dann möglich gewesen wäre, wenn wir über
deren Geschichte in römischer Zeit viel mehr wüssten, als es der
Fall ist. Die Darstellung der Conflicte und der Katastrophe in
Judaea, eme Tragödie im vollen Sinne des Worts, wird wohl
den Meisten als der fesselndste Abschnitt des ganzen Bandes er¬
scheinen; mich hat freiUch, das muss ich gestehn, der von Griechen¬
land handehide noch mehr ergriffen, so schUcht er gehalten ist;
man empfindet da in voUem Maasse den elegischen Zauber einer
Trümmerstätte.
Es bedarf wohl keiner R«chtfertigimg , wenn ein Orientalist
die dem Orient -) gewidmeten TheUe des Werkes einer näheren
Besprechung unterwirft. Es wäre seltsam, wenn er nicht dies
und jenes zu ergänzen oder zu berichtigen hätte. Der Orientalist
1) avxinaiot TOie 'Pca/iaioit Tpönov Tivä Strabo 515.
2) Kleinasien schliesse icli in diesem Aufsatz in die Bezeichnung „Orient"
nicht mit ein.
Bd. XXXIX. as