• Keine Ergebnisse gefunden

Grundbegriffe der Geschichte. 50 Beiträge zum europäischen Geschichtsbild

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Grundbegriffe der Geschichte. 50 Beiträge zum europäischen Geschichtsbild"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

166 Buchbesprechungen

GRUNDBEGRIFFE DER GESCHICHTE.

SO Beiträge zum europäischen Geschichts­

bild. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Europarat und dem Internatio­

nalen Schulbuchinstitut. Gütersloh: C. Ber­

telsmann Verlag, 1964. 427 Seiten. Preis:

DM 29.50.

Das Buch ist auch in englischer Sprache, und zwar unter dem Titel: „European H i - story — 50 Terms and Their Interpretation"

erschienen, das heißt die Hinordnung auf Europa, die sich hier nur im Untertitel mani­

festiert, rückt dort an erste Stelle. Bereits eine Durchsicht der gewählten Termini zeigt, daß der englische Titel treffender ist, nur ganz wenige beziehen sich auf die große weitere Welt — bezeichnenderweise solche wie „Kolonien" und „Orient", „ D j i h a d " und

„Hidschra". Die Barbaren werden schon im

Originalveröffentlichung in: Tribus 15, 1966, S. 166-167

(2)

Buchbesprechungen 167

wesentlichen als europäisches Problem be­

handelt. M a n könnte fast formulieren, daß das Buch zu gemütvoller Verbundenheit in­

nerhalb einer Völkerfamilie mittlerer Größe und nicht zu radikaler Weltoffenheit erziehen will.

Wie an einem Prüfstein erweist sich diese Tendenz bei der Behandlung der „Universal- und Weltgeschichte". D a ß im mittelalterlichen Iran unter den Il-Chanen das einzige Werk jener Zeit verfaßt worden ist, das Anspruch auf den Titel einer „Weltgeschichte" erheben kann, ist dem Bearbeiter anscheinend ver­

borgen geblieben. Es werden auch die V e r ­ suche nicht erwähnt, von der Ethnologie her eine neue Dimension in der Universalge­

schichte zu eröffnen.

Auch mit dem Artikel: „Feudalismus" wird sich der Asien zugewandte Historiker nicht zufrieden erklären. Der ,Fall J a p a n ' wird an Europa gemessen, das Resultat sieht so aus (S. I I I ) ; „Alle diese Institutionen bleiben in einem nicht voll ausgebildeten Zustand. N i r ­ gends findet sich dieses zugleich verwickelte wie auch in Praxis und Bindung einheitliche Ganze, welches das Wesen der feudal-vasalli­

schen Ordnung des mittelalterlichen Abend­

landes ausmacht. Daher kann man sagen, daß die Erscheinungen, die uns beschäftigen, ver­

kümmerte Formen eines Feudalisierungspro- zesses oder, wenn man es vorzieht, pseudo­

feudale Erscheinungen sind." Man wird wohl antworten müssen, daß keine der Alternati­

ven vorliegt, sondern daß hier Sozialstruk­

turen gegeben sind, für die wir noch keine brauchbare Terminologie entwickelt haben.

Dieses allgemeine Manko unserer „Paläo- Soziologie" darf uns jedoch nicht an jenem System der Mongolen vorbeigehen lassen, das Vladimirtsov als „feodalisme nomade" be­

zeichnet Hat. Es ist in mancher Hinsicht kon­

sequenter und großartiger, man könnte fast sagen, philosophischer als das des gleichzei­

tigen Europa — was schon Rubruk und Carpini im 13. Jahrhundert, nicht aber dem Verfasser aufgefallen ist.

Selbstverständlich sind all die eben zusam­

mengetragenen Einwände für die meisten Be­

nutzer des Buches ganz, unwesentlich. Man wird sich an vielen Punkten über die ver­

nünftige und brauchbare Arbeit freuen, die hier geleistet worden ist. O f t sind die A u t o ­ ren zu bewundern, die belanglosen, vieldeu­

tigen Stichwortc-n (etwa: „Mißbräuche") ge­

rade jene Aspekte abgewonnen haben, die dem Leser etwas zu sagen haben.

N u r in einem Jahrbuch, das den program­

matischen Namen „Tribus" führt, konnte man auf derartige Einwände nicht verzichten.

Europa kann nur zur Einheit werden, wenn es seine Gegenspieler sieht — auch ihr buntes, oft überlegenes Erbe. V o n diesen geistigen Welten ist hier allzu wenig zu spüren. Es ist wieder einmal eine Gelegenheit verpaßt w o r ­ den, Geschichtslehrer — an die sich ja das Buch bewußt wendet — aus dem sorgfältig verwalteten Duodezstaat der europäischen Historie herauszulocken.

Karl Jettmar

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

[r]

[r]

: Participation and Influence in Yugoslav Self-Management, in: Industrial Relations 18 (1979) 3, S. Die Reihe einschlägiger Studien auch früherer Jahre ließe sich mühelos

Daß Chaucer die Squire's Tale wie alle anderen Canterbury Tales auch zur Charakterisierung des Erzählers benutzt, dürfte heute nicht mehr ernsthaft bezweifelt werden.. glaubt er

Die öffentliche Ausschreibung von Verkehrsdienstleistungen - Effizienzprobleme und Lösungen zur Gestal- tung ergebnisoptimaler Vertragsbeziehungen.

Die Geschichte der Modernisierung der Verkehrswege im Zarenreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lässt sich in zwei verschiedenen Versionen erzählen. Die eine folgt

MOMIGLIANO, Tbe Historüns of tbe Classical World and Tbeir Andientet: Some Suggsthns, ASNP 8 (1978), S.. WISEMAN, Ob's Cosmetics.. AVENARIUS, Sallust und der rhetorische

durch Selbstbeobachtung feststellen, daß diese beiden Laute nicht durch.. eine Reibung zwischen Zungenwurzel und hinterer