—
152 —
3. Wendel Hipler, als Kokenlokischer Kanzler, und seine HGedeutung im,
Kauernkriege in Fransien anno 1525.
.
und war sunderlich deren (Bauern-Rathe)einer, Wendel Hipler, ein feiner, geschithter Mann
und Schreiber, als man ungeverlich einen im Rath
sinden sollt, war auch etwann ein Hoenlowischer
anzler gewest. “
Gõotz von derlichungen
Auch
hringen
stellte seinenStreiter in
jener gährenden und wogendenZeit
zuAufang
desXVI. Jahrhunderts, in
welcherManner,
wie Reuchlin,Erasmus
von Rotterdam und Ulrich vonHutten,
die leuchtenden
Strahlen
desHumanismus in
die herrschende Dunkelheit der Geister sendeten, die allseitigeharmonische Entwicklung der Menschheit erstrebend, und die Reformatoren die deutschen Gewissen von der Fremdherrschaft Römischen
Zwangs
befreiten und der große Sickingen an der Spitze des Adels die Neuge—burt
des Reichs herbeiführen wollte.In
dieser auflebenden Epoche,in
der erstarrte Begriffe und Zustandesanken, erwachte auch
in
dem großten Bruchtheil derNation,
dem Landvolk, welches unter härtestem mate—riellen und rechtlichen Druck
erlag,
bei den „armenLeuten“,
eineAhnung
menschenwürdigen Daseins.Dunkel und verworren zwar arbeiteten die neuen religiosen und politischen
Ideen in
diesenKopfen,
abernur
zuwirksam;
der lange harte Druck rachte sich durch heftige Erplosionen.Die
Forderungen der fastgleichzeitig das deutsche Land durchzuckenden Aufstaände sind von unserem humanen
Zeitalter als
berechtigtanerkannt und, wenn auch spät,
erfüllt
worden.Von
denMännern,
welchemit Hilfe
dieser elementarenKrafte
dauernde Besserung undfür Alle
glückliche Zustände zu schaffen hofften, ist
in
ersterLinie
der ehemalige hohenlohische KanzlerWendelin
Hip—ler
vonOhringen
zu nennen. Eine selbstlos erhabene Persönlichkeit, wieHutten, Florian
Geyer, istHipler
nicht, aber er hat solche
Spuren
im Sande der Zeiten zurückgelassen und seine Bestrebungen waren so hohe,daß seine anfangs
mitunter
laufende personliche Leidenschaft dagegenzurucktritt,
und wohl dasWort
desProperz auch von ihm gelten
mag:
ct inagna voluisse vat est! —
Die
BedeutungHiplers
haben die meisten Schriftsteller des Bauernkriegs anerkannt und gewür—digt; David Strauß war mit
einer BiographieHiplers
umgegangen undAdolf Stahr
(kleineSchriften zur Litteratur
und KunstS. 415)
sagt, daß Göthein
Götz von Berlichingen eine historische Persönlichkeitver
herrliche, welcher im Lichte der heutigen Geschichtskenntniß und der großen tragischen Bewegung,
in
welcheer verwickelt
war,
diese Bedeutung nicht besitze, wahrend unendlich edlere und größere Gestalten, wie derheldenhafte
Florian
Geyer, der großartigeStaatsmann
WendelHipler
klanglos zum Orkus hinabgesunkenseien.
Es darf
daherwohl
nichtals
vermessen erscheinen, wennwir
das Leben und Wirken eines Lands—manns, von dem bisher
nur
da unddort,
so weit er an die Öffentlichkeittritt,
Erwaähnung geschah,ein
mal
zu einem einheitlichen biographischenBilde
zusammenzufassen suchen.Unter
den Quellen wäre vor allen anderen anzufuhren der Faszikel über den Bauernkriegim
Hohenlohischen Hauptarchiv zu
Ohringen,
aus welchem der hohenlohische Historiograhh undRath Wibel,
sowie
Archivrath
Oechsle, dieser ausgezeichnete und gründliche Forscher der Geschichte desBauernkriegs,
be—reits in
ausgiebiger Weise geschöpft haben, derselbe sei jedochin
den letztenJahren
spurlos verschwunden.Es
bliebennun
nebenWibel und
hauptsachlich Ochsle diein
dem Prachtwerke uber dieFamilie
von Ber—lichingen niedergelegten Archivalien der Freiherrlichen Archivs zu Jagsthausen und des Gotz
Selbstbiographie;
ferner wurden benützt Bensen,
Zimmermann,
v.Stälin“),
Fischers hohenlohische Geschichte, sowie die Ober—amtsbeschreibung von
Ohringen, Stern
u. a.2) v. Stälin, Wirtemb. Geschichte IV. Theil, 1. Abth. S. 296 schreibt: Wendel Hipler, genannt von Fischbach,
Hipler
entstammt einer wohlangesehenenOhringer Bürgerfamilie;
bereits1415
macht ein Her—mann Hipler mit
seinerEhefrau*)
ein Vermachtniß uber sämmtliches Vermogen gegenGrav
Albrecht von Hohenlohe. Aufzeichnungen über seinGeburtsjahr
fehlen, doch kann aus späteren Nachrichten ungefährauf
die
Zeit
seiner Geburt geschlossen werden.In
dem Teftament des1490
verschiedenen Grafen AlbrechtII.
erhält Hipler, als
graflicher Diener, ein Legat ausgesetzt,er
muß somit schon durch einigeZeit
diesemHerrn
gute Dienste geleistet haben, um dieses Beweises der Zufriedenheit
fur wurdig
befunden werden zu können.Nehmen
wir
an, daß er umsJahr 1480
als jungerMann auf
die gräfliche Kanzlei kam, so dürftenwir
nicht zu sehr fehl gehen, wenn
wir
seinGeburtsjahr
etwain
dieZeit
um1465
setzen; es würde dannein
Alter
von gegen60
Jahren seinerStellung im Jahr 1525
entsprechen.Sein Bildungsgrad
laßt zum mindestenauf
einen guten klösterlichen Unterricht schließen, hiefur würde auch das Meßbuch zeugen,in
welches des GrafenKraft VI. Kinder
eingetragen sind, dessen Fertig—ung
ihm zugeschriebenwird.
Jedenfalls machte er seine Lehrzeit durch auf der Kanzlei und unter Aufsicht eines klugen,
geord
neten und ritterlichen
Herrn,
desGrafen
AlbrechtII.,
an dessenHofhalt
vielerleiAnregung
und manigfacheGelegenheit zur Erwerbung von Kenntnissen und Lebensanschauungen geboten
war,
welche, wie die Folge zeigt,Hipler gut
zu benutzen verstanden hat.Nach
Graf
Albrechts Todim
Jahre1490 trat Hipler in
die Dienste des GrafenKraft VI., Herrn
zu Neuenstein undWaldenburg
(geb.1475,
gest.1503). Der
Dienstvertrag soll zunächstauf fünf Jahre
gelten.Er tritt in
die Kanzlei und Hauswohnung und Kosten um den Lohn von jährlich 10fl.
rheinisch und 3
Malter Korn. Der Graf
hat ihm zu geben„kleider,
als andern erbarenDienern“,
auchsoll ihm der
Graf
folgen lassen seinen gebuhrlichenTheil
an dem, wasin
die Kanzleifallt. Wollte
nachVerfluß
vonfunf Jahren Hipler
oder derGraf
dasVerhaltniß
nicht fortsetzen, so sollte dochHipler
seinehäusliche
Wohnung
und Wesen sein Leben langin
der Grafschaft Hohenlohe haben, dagegen stets demGrafen
zu dienenauf
dessen Verlangen bereit sein, wie dieser ihn brauchen könne, doch um ziemlicheBelohnung.
1496 wird
derVertrag
erneuert und werden demHipler
neue besondere Freiheiten ertheilt.Er führt
denTitel Secretarius;
Gotz von Berlichingenin
seiner bekannten kernigen Selbstbiographie nenntihn
hohenlohischen Kanzler. Um seineStellung
zu verstehen, ist ein kurzer Einblickin
die damalige Or—ganisation und Regierung der Grafschaft wimschenswerih.
Die
Rechtspflegeund
polizeilicheVerwaltung
waren vereinigt unter dem gräflichen Obervogt, unter diesem standen die Untervögte und Schultheißen
in
Städten
und TDorfern; der Keller hattemit
seinenAmtmannern
und Knechten die ganze Finanzwirthschaftmeist
in
Naturalleistungen bestehendin Ordnung
zu halten.Von
diesen Oberbeamten wurde direkt an denGrafen
berichtet, welcherin
patriarchalischem Regiment überall selbst nachsah und beschied; der ansehnlicheHofhalt
stand ebenfalls unter Aufsicht desHerrn,
welcher sich besonders auch die Sorge um Kirche undSchule angelegen sein ließ.
Die Erledigung
und Besorgung der zahlreichen unmittelbaren Bescheide undAufträge nun war
der graflichen Kanzlei übertragen, welche dem Grafen stets zurHand war;
sie bildeteden
Ausfluß
der obersten Regierung. Deren Vorstand hießin
jener wenigermit Titeln
prangendenZeit
turzweg
Schreiber oderSecretarius, Notarius, Portonotarius,
so z3.B. 1295 Hartmannus notarius,
1324
Gonrad von Wizzenberg, Schreiber, sodannHenricus Boxberg, Johannes Würffel, Secretarii
generosorum comitum de Hohemohe,
letztere waren die Vorganger unseresHipler.
welche Benennung Verf. dieses sich nicht erklären kann. Wohl wird H. auch „Wendel Schreiber“ genannt, aber nixrgends fand sich der Beiname ‚von Fischbach“! — (Zur Erklärung des Beinamens „von Fischbach“ s. hinten Beiträge zur Ober
amtsbeschreibung Weinsberg. D. Red.)
Jahresheft des hist. Vereins f. wirt. Franken 9, 38. a0. 1384. Else Hiplerin verkauft eine Gult an das
Kloster Gnadenthal.
—
154 —
Eigentlich
tritt
derTitel Kanzler
erst nach einigerZeit und
mehr beiGraduirten auf,
doch be—zeichnet
er
beiHipler im Munde
eines Zeitgenossen, wie der Gotz von Berlichingen, eben die wichtigeund
einflußreiche
Stellung,
welche er bekleidete. Götz nenntihn
auch gewiß nicht ohneGrund
„einen feinen,geschicken
Mann
und Schreiber,als
man ungeverlich einenim Rath
findensollt“
1492
findenwir Hipler mit Dr.
Pfeffer, Peter von Finsterlohe,Hans
vom Holtz, Heinrichvon
Borbergerunter
einemInstrument,
welches über die churmainzische BelehnungGraf Krafts
von Hohenlohezu Amorbach über
Burg
undStadt
Neufels aufgesetzt wurde.Sicherlich hat er vermöge seiner Vertrauensstellung wesentlichen
Antheil
an den großen Verdiensten,welche sich
Graf Kraft VI.
nach allenSeiten hin
um die Grafschaft erwarb.Die
Schaffung eines neuen genauen Lehenbuchs,als Grundlage
derVerwaltung (Amtsgrundbuch),
zahlreiche polizeiliche und reforma—torische Verordnungen, insbesondere auch gegen die üppigen
und
geradezu burschikosenStiftsherrn
zu Ohrin—gen, Neuregelung der trostlosen Rechtsverhaltnisse der
Ohringer
Bürgerschaft, beweisen, daß manauf
dergräflichen Kanzlei große Einsicht und
Thatigkeit
entwickelte.1495
machteHipler
den glanzvollen Besuch KaiserMaximilians
beim GrafenKraft in
Neuensteinmit
durch, welchesEreigniß
auchauf ihn
mächtigen Eindruck gemacht habenwird.
Schon
1503
starb,28 Jahre alt, Kraft
von Hohenlohe, trotz seiner Jugend einer der vorzüglich—sten und tüchtigsten Regenten seines Hauses.
Auf
ihn folgten dieBruder
AlbrechtIII.
(geb.1478,
4—1551),
welchem der Neuensteinische
Theil
zufiel, und Georg J. (geb.1488, 4 1551), nun Herr
zuWaldenburg.
Georg
galt fur
einen ritterlichen, jugendraschenHerrn,
erwar
der Freund Herzog Ulrichs von Wurttem—berg, später vermählt
mit
Helene, Tochter des Truchsetz Georg vonWaldburg.
Hipler trat in
die Dienste von AlbrechtIII.,
welcher zu Neuenstein residirte undunter
dessenRegierung
1511
diefür
das HohenlohischeHaus
wichtigeErbeinigung
stattfand.1594 führt
derSecretarius
WendelHipler für Graf
Albrecht einen Rechtsstreit gegen Domherrenzu
Würzburg.
1513
ist er Zeugein
demVertrag,
welchenGraf
Georg von Hohenlohe zwischen Gotz von Ber—lichingen und dem
Rath
zuAugsburg
gestiftetUnter diesen Herren
nun
kam es zu Mißhelligkeiten, welchefur
Herren undDiener
verhangnißvollwerden sollten.
Der
HausstandHiplers
hatte sich indessen günstig gestaltet.Er
hatte sichmit
einer Catharine Mettelbechinverheirathet);
vonHaus
aus wohlhabend sorgte er als guter Hausvaterfür
guteVerwaltung
und Vermehrung seines Vermögens, eine Eigenschaft, die er
mit
seinemHerrn,
dem Grafen, gemein hatte.Nach damaliger
Sitte
der Wohlanstandigkeit und ehrbar frommenSinnes
stiftete ermit
seiner Ehefrau1501
zwei Seelenmessenin
die Spitalkirche zuOhringen; 1505
und1511
machte er wiederdahin
tungen, wohl aus Familienanlässen, vielleicht wegen
Hingangs
seinerFrau. Hipler
besaß den ansehnlichenStif
Platzhof, sowie den Stolzenecker
Hof mit
mehreren Seen beiOhringen,
seit1510
einGut
beiFinsterroth
Wiesen bei Langenburg und Zinsen
und Gilten
da unddort,
von ihmward
die Walkmühlein Ohringen
erbaut, der er das Bannrechl verschaffte, daß sämmtliche Tuchmacher bei
ihm
Tücher walken lassen mußien,in
jeder Richtung suchte er seinen Besitz zu erweitern. Dieses Bestreben brachteihn in
Conflikte.Man
warf
ihm Gewaltthätigkeit, Habsuchtund
Mißbrauch seinerStellung vor;
er messe sich bei Platzhofund
Stolzenecker
Hof
mehrGrund, als
ihm gebühre, zu, er ziehe alte Wege zu seinenSeen,
ohne neuedafür
zu machen, schwelle die Seen so stark, daß die daran stoßenden Wege nicht passirt werden könnten
und
diebenachbarten Wiesen
bis
über den Markstein unter Wasser gesetzt würden u.drgl.
mehr.So
kamen Klagenauf
Klagen undStreitigkeiten
zwischerHipler
und dem Grafen undHipler
und denEinwohnern
von*) Ist
1506 todt. Seine zweite Frau war eine Cathar. Lebkucherin.S.
Wibel J1, 12. Die Red.Metzlinsdorf, Mainhardsall,
Großhirsbach,Tiefensall,
Maßholderbach, Weinsbach und der HeiligenpflegeNeuenstein.
Wahrscheinlich trugen auch die
mit
steigender Unentbehrlichkeit steigendenAnspruche
undein
mith gen eder ökonomischen Unabhängigkeit hervortretendes selbstandigeres Gebahren nicht dazu bei, gute Beziehungen derrscaft.
zwischen
Herrn
undTiener
zufordern: Alles
zusammen mußte denMißmuth
des Grafen hervorrufen.Zur
Schlichtung der vielerlei Streitigkeiten wurden von den verschiedenen Parteien drei Schieds—richter
gewahlt: Ludwig, Graf
von Lowenstein, ConradErer,
Burgermeisterin Heilbronn
und HermannBüschler, Stadtemeister
in Hall,
welche am 4.Mai 1514
uber alle Klagepunkte einen Ausspruch thaten und 815
festsetzten:„Nachdem alle Parteien um friedlebens und deßwillen, daß viele vorergangene
Irrungen,
thatlicheHandlungen, Nosten und Schaden dadurch ohne weiteren Spruch hingelegt, auch zukünftige
Irrungen
ver—mieden werden,
in
einen Verkauf von WendelHiplers
Guterneingewilligt
und es ihrem Ermessen anheim—gestellt haben, wie
Grav
Albrecht WendelHiplern
dieGuter
bezahlen solle, so bestimmen sie, daßGrav
Albrecht den Platze und Stolzenecker
Hof,
auch alle Weiher, Fischgruben, Aecker, Wiesen, Holzer und liegendeGuter, die zu beiden Hofen gehoren, dazu
fur
zwei Weiher zu Tiefensall2000 fl.
bezahlen solle; hiemitsollen auch alle Forderungen, die
W. Hipler für
angeblich erlittene Schaden mache, auch alle Ungnade undUnwille,
die daher entstanden seien, gerichtet und geschlichtet, todt und ab sein.“—
Der
formlicheKaufbrief
wurde am 12.Januar 1515
ausgefertigt undGraf
Albrecht stellte am29.
Januar
WendelHiplern
eine Urkunde aus, daß dieser bis zur dereinstigen Bezahlung des Hauptgutes alljahrlichauf
den Dreikonigstag von den Einkunften derStadt
Forchtenberg 100fl.
empfangen solle,welche ihm Burgermeister und
Rath
halbin Gold,
halb in Munze bezahlensollen.
——
Todt
ab und vergessen sein solltemit
diesem Spruch alle Ungnad, aberfur Hipler war
der bin—dende Spruch ein harter Schlag. Durch den Schiedspruch wurde ihm der Boden unter den Fußen wegge—
zogen, nicht
nur
seinePlane
und Hoffnungen, sich eine selbstandige, freie Existenzin
der Heimat zu grun—den, auch seine
Autoritat
bei den Leuten hatten Schijfbruch gelitten.Gegen dreißig Jahre hatte er unter drei Herren der hohenlohischen Herrschaft
mit
Hingebung undErfolg
gedient,nun
glaubte er sich nichtnur in
seinem Rechte verletzt, sondern auch nochmit
Undank be—lohnt. Mit
bitteren Gefuhlenim
Herzen kehrte er dem hohenlohischen. Dienst und der Heimat den Rücken.Zunachst zog
er,
eswar im Jahre 1515,
nach der ReichsstadtWimpfen
an den Neckar,dort
bipler,wohntewie
aus
dereinemVater
spaterenseiner zweitenBriefe Hiplers Frau, Anton
an GotzLebkucher,
von Berlichingenund derenBruder,
hervorgeht,ein Chorherran dessenGregorius,
Finanzunterneh-welche,—e
Lonjoiraiormungen betheiligt waren.
Die Welt
lagnun
demtalentollen
und ehrgeizigenManne
wieder offen; seinem mehr cholerischenTemperamente nach eher geneigt,
in
derAutoritat
und bestehenden Macht dieBegründung
derOrdnung
und
Wohlfahrt
zu suchen,war
es ihm durchlangjahrige
Diensteim
gräflichen HausePflicht
und Gewohn—heit, die konservativen Interessen zu pflegen und zu foördern, außerdem zog ihn Lebensalter und Besitz
auf
diese
Seite;
aberStellung
und Besitz hatte erim
Unfrieden aufgeben müssen, er hattemit
seiner Ver—gangenheit gebrochen, jedoch
Kraft
und Ehrgeiz waren ihm geblieben.Es galt nun,
neuen Boden zu finden zu neuem erfolgreichemWirken;
erwarf
sich, ein geistreicherMann, voll
der großen Zeitbewegungin
dieArme,
und aus demSaulus
wurde einPaulus. Die
demo—kratische
Partei
gewannin Hipler
einen willkommenen, bedeutenden Genossen.Sein
Gemüthwar
sicher nichtfrei
von Rachsucht,als
er sichihr
anschloß, aberals
er dieselbe über seineErwartungen
hinaus befriedigthatte, wirkte er
fort
undfort für
seine großenPlane,
die Reform des ganzen deutschen Staatswesensmit
solcher Energie und
in
so großemStyl,
daß man Unrecht thun würde, seine fernere Thätigkeit diesem nie—deren Beweggrunde zuzuschreiben. Auch bei ihm hieß es: „es wachst der
Mann mit
seinenZielen!“
2
—
156 —
In
den nächsten zehnJahren
findenwir Hipler
eineZeit lang
als pfalzischen Landschreiber zuNeustadt a. d.
Haardt,
bald hat er wiederin Wimpfen
seinenSitz
und verwerthet seine Kenntnissein
mancherlei Geschäften und
Auftragen
der Ritterschaft, insbesondere seines Gönners Gotz von Berlichingen,wobei er sicher tiefer
in
die damalige große Sickingen'sche Adelsverschwörung eingeweihtwurde,
bald sehenwir ihn als Anwalt
Unterdrücktervor
Gerichten prozessirend.Seine
Bekanntschaftmit
Land und Leuten,mit
hervorragenden Personlichkeiten, seine Gesetzeskunde, seine ungebundeneStellung,
sowie die Beschaftigung, dieihn
an vielenOrten mit
den verschiedenstenStanden in Berührung
brachte, warenfür ihn, als
nunmehrigen Volksmann und Conspirator, von höch—stem
Werth.
überall
fand er massenhaft Zundstoffaufgehauft;
die Ursachen des Bauernkriegs sind zu bekannt,um
einerAufzählung
zu bedürfen.Hipler
sucht den unvermeidlichen Ausbruch derVolksstimmung, damit
er nicht erfolglos
in
Einzelscenen der Leidenschaften sich verbrauche, zu organisiren, überall kannte undfand
er die Gesinnungsgenossen und Tonangeber, überall stellte
er
durch Boten und Wissende unterallerlei
Masken die
Verbindung
her und hielt die Faden der ganzen Verschworung, welche auf den heimlichen Zu—sammenkünften zu Stande kam,
in
seiner Hand. Selbstverstandlich fehlen uber diese Heimlichkeiten Urkun—den;
wie eine Ente geschicktim
Untertauchen, kam und verschwandHipler.
Besonders im Hohenlohischenunterhielt
er lebhafte Beziehungen undfür
dieGrafen
keine freundlichen:1524
vertrat ervor
dem Reichs—regiment
in
Eßlingen den Peter Leibelstedt von Pfeddelbach, denBrunnenlenhardt
und Schonmichel von Verrenberg u.a.,
welchein Waldenburg
vom Grafenins
Gefangniß gelegt worden waren und sich be—schwerten.
Graf
Albrecht ließ durch seinen SekretärJohann
Heber,Hiplers
Nachfolger, hierauf demHipler
so scharf herausgeben, daß dieser
in
hochsteEntrüstung
ausbrach und verlangte, daß dieser vor des Reichs loblichen Regiments Verordneten offentlich undgrundlos
vorgebrachter schwerenInjurien
halber Heber beiden Reichsstadten
Heilbronn und Wimpfen
oder bei den HerrenstadtenWeinsberg,
Mockmühl oder Neckar sulm vorRath
und Gericht gestellt werden solle, da er bei Hohenlohischem Geeicht doch kein unparteiischesRecht zu gewärtigen habe.
Durch diesen
Voigang
wurde der alte Haß aufs Neue angefacht,Hipler
durfte sich nicht mehrin
der Grafschaft zeigen, die
Grafen
vomRath in Hall
gewarnt ließen ihre Leute streifen. UmMitfasten
den
23. Marz 1525
saßHipler
zu Weinsberg beiHans
Schochner beimWein
und sagte zu einemhohen
lohischen reisigen Knecht, der von
Heilbronn
her kommend auch eingekehrtwar,
seiner Sache schon ziemlich sicher: „ich bin an einemOrt
gewesen, da hab ich deinenHerrn
zu Werk geschnitten, daran sie dießJahr
zu arbeiten haben werden; es werden um
hringen
noch etliche Wiesenfeil
und verkauftwerden!“
In
derThat
waren dieMinen
überall gelegt, es fehltenur
das zündende Losungswortund
diesesließ nicht mehr
auf
sich warten. Gleichzeitig,gut
inscenirt, brachin
den verschiedensten Richtungen der Aufstandlos. Sonntag Judica
den 2.April 1525 war
derTag,
an welchem Jaäcklin Rohrbach vonBöckingen
mit
den Neckarthalbauern und den benachbarten Deutschordenschen den Reigentumultuarisch er
öffnete und
alsbald,
wie geplant,mit 1300 Mann auf hringen marschirte.)
Den Odenwäldern ertoönte von Ballenbergaus,
wo manche geheimeSitzung
gehalten wordenwar,
deslandauf,
landab bekanntenGeorg Metzlers Werbetrommel zum
Aufruhr;
Leute aus aller HerrenLänder,
aus dem Würzburgischen, Mainzischen, Deutschordenschen, ritterschaftlichen und Rothenburgischen Gebiete, bevölkerten das Lagerauf
denSchüpfer Wiesen, auch
Florian
Geyermit
seiner stolzen schwarzen Schaar hatte sichin
den letztenMärz
tagen eingefunden, und am
4. April ward
nach demgut
gewahlten Sammelplatz Schönthal aufgebrochen.Gleichfalls Ende
März
erhoben sich die wohlorganisirtenBauern
der RothenburgerLandwehr;
zu*) Jahresheft des historischen Vereins f.
wirt.
Franken 6, 428. Der Bauernaufstand nahm 1525 in der HallerGegend zu Braunsbach in der Muhle seinen Anfang. Die Bauern daselbst lagen mit ihrer Herrschaft, Herrn Albrecht von Crailsheim, in einer heftigen,
in
der ganzen Gegend Aufsehen erregenden Zwietracht.— 157 —
Rothenburg selbst arbeitete ihnen Stephan von
Menzingen,
der Vertraute HerzogUlrichs, in
die Häande;an sie reihten sich die Mergentheimer und die Unterthanen von
Graf Wolfgang
vonHohenlohe-Schillings fürst.
Auchim
Hällischendatirte der Aufruhr
vomSonntag Judica und
es vermehrten Theile ihres zuGottwollshausen schmahlich versprengten Haufens das sich zu Schönthal sammelnde Heer.
Erft als
ringsherum allesin
Flammen stand, brach auchim
Hohenlohischen die Rebellion los.Der
Heerdwar
zu Ohringen das Haus des verkommenenKlaus Salb,
wo die Verschworenen am 2.April
ihre letzte Zusammenkunft hielten, um am 3.
mit
einerGewaltthat
an hohenlohischen Beamten denAufruhr
auf
die Gasse zu tragen. Unter dem Rufe der Sturmglocken undcitirt
durch Boten zogen die Schaaren vom Land herein, wahrend vonHeilbronn
her Jacklin Rohrbachs Mannschaft einrückte und die gutgesinntenBürger
vollends terrorisirte. Doch hatten die von einem gewaählten Ausschussemit
den Grafen Albrechtund Georg gefuhrten
formulirten
Verhandlungen noch zu einem beiderseits befriedigenden Resultate geführt, da machtein
scharferen Forderungen sichnun Hiplers
personlicherEinfluß
geltend, dennun
die Bedeutung,welche ihm seine geheime Thatigkeit erschafft hatte, an die Offentlichkeit
rief,
indemihn
zu Schönthal die versammeltenBauern
zu ihrem Kanzler und obersten Feldschreiber erwählten.Die
Verhandlungen wurden abgebrochen undin
ansehnlicher Macht, gegen10,000 Mann,
rücktenam
10. April
dieAufrührer,
nachdem sie vorher die wohlgefullten Keller der Cistercienser zu Schönthaltotal
geleerthatten,
von dort nach NeuensteinAm
11.April
kamen die Grafen Albrecht und Georgnach
deimGrunbibl Weiler und
warendurch die Verhaltnisse gezwungen, sich
mit
denBauern
zu vertragen und ihrer Brüderschaft beizutreten.Hier
dürftennun
des anwesendenHiplers
personliche Gefühle ihreSatisfaction
erhalten haben!Am
12.April,
um nunin
Kürze vollends den Bauernfeldzug vor Augen zu führen, erfolgte derAufbruch
zu Neuenstein; der großereTheil
der Rothenburger und Mergentheimer kehrte um zu selbstandigemWirken in
den Taubergegenden, von dem geplünderte Klöster und gebrocheneBurgen
beredtes Zeugnißablegten.
Die
Odenwalder, Neckarthaler und Hohenloher nebst Nachbarn zogen nach Lichtenstern und störtendort
dieStille
der Cistercienserinnenmit Plünderung;
zu Löwenstein nöthigten sie ebenfalls die Grafenzum
Eintritt in
die christliche Bruderschaft.Am
14.April,
am Charfreitag, erhielt die Deutschordensstadt Neckarsulm—
das Heerwar
an Weinsbergruhig
vorubergezogen—
den wenig erfreulichen Besuch.Am 16. April,
dem Osterfest, kehrten die von der Weinsberger Besatzung gereizten Bauern nach Berathschlagungin
Neckarsulm um und verübten dort jene unerhörten Greuel.Am
18.April wird Heilbronn,
schon vorher halb gewonnen,mit
leichterMühe
genommen,und
von hier aus der Aufstandin
die benachbarten Gaue, Brackenheim,Maulbronn c.
getragen; Stocksberg, Scheuerberg und andere Schlosser werden erobert. Die Bauernhaufen vereinigen sich nach längeren ruhm—und zwecklosen Raubzugen wieder bei Gundelsheim, wo der
Bauernrath
tagte undHipler
sich bemühte,Mäßigung
undPlan in
die Bewegung zu bringen.Hier traf
nach Schönthal zum zweitenMal
Götz vonBerlichingen
mit
dem Heer zusammen, das ihn nach Buchen bestellte, wohin sichnun
durch das SchefflenzerThal
derZug in
Bewegung setzte.Dort in
Buchen wurde Götz die Hauptmannschaft neben dem oberstenFeldhauptmann, Georg Mezler, zu
Theil.
Am 30. April 1525 war
das Lager zu Amorbach, wo das Benediktiner-Klostertotal
ausgeplün—dert wurde.
Mit Miltenberg,
woHiplers
politischer Freund, der churmainzischeKeller
Friedrich Weigand,seinen Wohnsitz hatte,
war
derMain
erreicht; hier nahm auchGraf
Georg v. Wertheim, sich demSturme
beugend, die 12
Artikel
an.Am
7.Mai
endlich nach Zurucklegung der EtappenNeubrunn
und Hoöchberg fand die Wieder—vereinigung des von uns begleiteten noch gemaßigteren und beeinflußten hellen Haufens vom Odenwald,
Neckar und Hohenlohe