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Analyse ausgewählter familienfreundlicher Bauprojekte

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Academic year: 2021

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Analyse ausgewählter familienfreundlicher Bauprojekte

Ergebnisse der ExWoSt-Studie „Strategien und Aktionsfelder für städtisches Wohnen von Familien“

Impressum Herausgeber

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Bundesinstitut für Bau-, Stadt-und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Bearbeitung

empirica, Bonn (Auftragnehmer) Meike Heckenroth, Katrin Kleinhans, Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn Iris Ammann (Leitung)

Vervielfältigung Alle Rechte vorbehalten Zitierhinweise

BMVBS / BBSR (Hrsg.): Analyse ausgewählter familienfreundlicher Bauprojekte. BBSR-Online-Publikation 13/2009.

urn:nbn:de:0093-ON1309RG23

Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung ist nicht unbedingt mit der der Herausgeber identisch. ISSN 1868-0097

urn:nbn:de:0093-ON1309RG23 © BMVBS / BBSR Mai 2009 Ein Projekt des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für

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Inhaltsverzeichnis

1. Hintergrund und Aufgabenstellung 1

1.1 Zur Relevanz familiengerechter Bautypologien 1

1.2 Methodisches Vorgehen 1

1.3 Aufbau der Expertise 4

2. Kriterien familiengerechter Bautypologie 5

2.1 Funktionalität der Alltagsorganisation 5

2.2 Privatheit 6

2.3 Flexibilität/Individualität 6

3. Beispiele für familiengerechte Bauprojekte 7

3.1 München – Ackermannbogen 7

3.2 Erlangen – Röthelheimpark 14

3.3 Osnabrück – Jahn-Carrée 20

3.4 Landsberg – „sml-Hauskonzept“ 26

3.5 Halle – Dieskauer Straße 33

4. Fazit 38

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1.

Hintergrund und Aufgabenstellung

1.1 Zur Relevanz familiengerechter Bautypologien

Der Wohnungsbau bewegt sich in Deutschland mehrheitlich zwischen den klassischen Einfamilienhausgebieten (in mehr oder weniger verdichteter Form) und Geschosswoh-nungsgebieten. In Einzelfällen gelingt es beide Formen zu mischen, um damit eine ge-wünschte soziale Heterogenität zu ermöglichen. Gerade in den Großstädten erzwingen die hohen Baulandpreise im Einfamilienhaussektor die Realisierung von Reihenhausge-bieten, die in ihrem oftmals uniformen Charakter am Markt nur akzeptiert werden, weil keine bessere Alternative zur Verfügung steht. In allen Umfragen zeigt sich das Reihen-haus als die bei weitem am wenigsten beliebte Bauform.

Von daher wird es eine wichtige Aufgabe sein, eine städtische, familiengeeignete Bauty-pologie zu entwickeln, die in ihrem ästhetischen und funktionalen Anspruch Familien in der Stadt ansprechen kann. Das so genannte „Stadthaus“ weist in diese Richtung, wobei es wahrscheinlich zu sehr im Status des Einzelhauses verharrt, um eine städtische Quar-tiersbildung zu ermöglichen. Klassische städtebauliche Blockstrukturen, wie sie in Grün-derzeitquartieren zu finden sind, werden hier fruchtbarer sein. Aber auch hier reichen einfache Imitationen nicht, um auf aktuelle Bedürfnisse einzugehen. Letztlich wird es dar-auf ankommen, neue Bautypologien zu entwickeln und am Markt zu testen. Dies ist in jedem Fall mit Entwicklungskosten und Vermarktungsrisiken verbunden, die von der Mehrheit der privaten Bauträger nicht getragen werden. Insofern ist hier eine politische Unterstützung nützlich.

Die vorliegende Expertise ist Teil einer Untersuchung zum Thema „Strategien und Akti-onsfelder für städtisches Wohnen von Familien“. Die Studie zielt darauf ab, aufzuzeigen, welche Strategien und Maßnahmen die Städte zur Verbesserung der Familienfreundlich-keit ergreifen können. Einer der relevanten Bereiche für FamilienfreundlichFamilienfreundlich-keit in Städten sind familiengeeignete Bautypologien im Wohnungsbau, die in dieser Teilstudie auf ihre Erfolgsbedingungen hin analysiert werden.

1.2 Methodisches Vorgehen

Im Folgenden werden fünf Bauprojekte vorgestellt, die vor dem Hintergrund einer famili-enfreundlichen Stadtentwicklungspolitik von der jeweiligen Kommune als Erfolg gewertet

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wurden. In Abhängigkeit vom regionalen Wohnungsmarkt stellen die Projekte unter-schiedliche Lösungsansätze für ein innerstädtisches familienfreundliches Wohnangebot mit attraktivem Wohnumfeld dar.

Die Auswahl der fünf Bauprojekte erfolgte im Wesentlichen auf der Basis von Vorunter-suchungen im Rahmen der Gesamtstudie. Dabei wurden einerseits Städte unterschiedli-cher Größenordnung aber auch Projekte unterschiedliunterschiedli-cher Lage- und Wohnumfeldquali-täten (z.B. attraktives innerstädtisches Altbauquartier, stigmatisiertes Gründerzeitviertel, Konversionsfläche) und unterschiedlichen Bautyps (Stadthaus, Reihenhaus, Geschoss-wohnungsneubau und -altbau, Mischgebiet) berücksichtigt. Im Bezug auf die einzelnen Projekte wurde vor allem auf städtebauliche und/oder architektonische Detaillösungen geachtet, da sich in den Gesprächen immer wieder herausgestellt hat, dass sich Famili-enfreundlichkeit einzelner Nachbarschaften und Häuser oft erst im Detail ausdrückt. Die Untersuchung der Bauprojekte basiert auf folgenden Bausteinen:

- Auswertung der Steckbriefe aus der ersten Untersuchungsphase.

- Kurzanalyse und Aufbereitung grundlegender Daten und Projektmaterials (Bevölke-rungsentwicklung, Wanderung, Exposés etc.).

- Vor-Ort-Begehungen inkl. Fotodokumentation. - Bewohnergespräche.

- Expertengespräche mit Verwaltungsmitarbeitern aus den Bereichen Städtebau, Stadtplanung und -entwicklung, Investoren und Architekten.

Im Ergebnis demonstrieren die Projektbeispiele in München, Erlangen, Osnabrück, Landsberg und Halle eine Vielzahl von unterschiedlichen architektonischen und/oder städtebaulichen Qualitäten, die durch verschiedene Planungs- und Realisierungsansätze der Kommunen entstanden sind:

München – Am Ackermannbogen: Entwicklung eines verdichteten innerstädtischen Wohnstandortes

Im Entwicklungsgebiet „Am Ackermannbogen“ ist ein differenziertes Wohnangebot für Familien in attraktiver Lage (Zentrumsnähe und Nähe zu Grünflächen) entstanden. Trotz einer hohen Dichte (Reihenhäuser, Geschoss) ist es gelungen, durch die Architektur und Freiraumgestaltung sehr private Räume (abgegrenzter Garten, Dachterrasse), hausnahe

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Grün- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Kleinkinder und Eltern sowie Spiel- und Freizeit-angebote für ältere Kinder im gesamten Quartier zu schaffen.

Erlangen – Röthelheimpark: Entwicklung eines nutzungsgemischten Stadtteils

Mit dem Röthelheimpark entsteht ein innenstadtnahes, gemischtes Quartier mit Wohnbe-bauung, Arbeitsstätten, diversen Infrastruktur- und Freizeiteinrichtungen. Der intensive Planungsprozess, durch die Stadt initiiert und begleitet, führt zu einem ausdifferenzierten Wohnungsangebot mit hoher städtebaulicher Qualität (bis hin zu Freiflächenplanung). Insbesondere die Kooperation von Architekten und Investoren bereits beim Planungs-entwurf führt zu innovativen Bautypen, die v.a. von jungen Familien aus dem urbanen Umfeld nachgefragt werden. Diese Nachfragegruppe schätzt sowohl die innenstadtnahe Lage als auch die Nähe zu den ergänzenden Infrastrukturangeboten im Wohngebiet (Kindergärten, Schulen, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten etc.).

Osnabrück – Jahn-Carrée: Blockbebauung mit Reihenhäusern und Geschosswoh-nungen in einem innerstädtischen Altbauquartier

In Osnabrück ist es gelungen, junge Familien aus den innerstädtischen Wohngebieten (Gründerzeit) mit einem modernen Einfamilienhaus-Angebot (Stadtvillen) im Stadtteil bzw. in der Stadt zu halten. Durch den ergänzenden Neubau im Geschoss, der überwie-gend von Ein- und Zweipersonenhaushalten nachgefragt wurde, ist eine heterogene Be-wohnerstruktur entstanden. Der offen gestaltete und gemeinschaftlich verwaltete Blo-ckinnenbereich (Grünfläche für die Anwohner des gesamten Quartiers) dient als Spiel- und Treffort, der die Kommunikation untereinander fördert und informelle Kontakte er-möglicht.

Landsberg/Lech – „sml-hauskonzept“: Verdichteter Einfamilienhausbau mit Mo-dulhäusern

Durch das Angebot von kostengünstigen Einfamilienhäusern im modularen Hausbausys-tem wurden in Landsberg nicht nur Familien mit kleinen Kindern, sondern auch Familien mit älteren, teilweise fast erwachsenen Kindern/Jugendlichen, angesprochen. Die Gestal-tungsfreiheiten der Erwerber, bei der Entwicklung ihres individuellen Hauses (Größe des Hauses, Grundriss, Fenster, Modulwahl etc.), führte im Ergebnis zu 32 unterschiedlichen Wohngebäuden nach dem „sml-hauskonzept“.

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Halle/Saale – Dieskauer Straße: Aufwertung eines Gründerzeitblocks

Angeregt durch das Angebot von städtischen Förderprogrammen (z.B. „Grüne Höfe“) haben die Eigentümer einer gründerzeitlichen Blockrandbebauung gemeinsam ein Auf-wertungskonzept erarbeitet und umgesetzt. Die vollständig leer gezogenen Wohnungen in einem Stadtteil mit Entwicklungsbedarf wurden familiengerecht modernisiert (Wohnun-gen bis 160qm) und durch eine Blockinnengestaltung zusätzlich aufgewertet (Rückbau, Neuordnung etc.). Neben den preisgünstigen Mietwohnungen schätzen die jungen Fami-lien v.a. die zu Spiel- und Kommunikationsräumen umgestalteten hausnahen Frei- und Grünflächen.

1.3 Aufbau der Expertise

Im Folgenden werden die zentralen Erfolgsbedingungen für die Familienfreundlichkeit von Bauprojekten aufgezeigt (vgl. Kap. 2), die sich aus der Analyse der Fallbeispiele ab-leiten lassen. Daran anschließend sind die fünf Fallbeispiele dargestellt. Sie wurden je-weils daraufhin untersucht, worin die Familienfreundlichkeit konkret besteht und wie diese zustande gekommen ist. Die Dokumentation der Fallstudien umfasst im Einzelnen fol-gende Sachverhalte:

- Rahmenbedingungen (Stadt(-teil)information, Bevölkerungsentwicklung etc.)

- Planungsprozess (Verfahren, Investorenzusammensetzung, Marketing etc. und der Einfluss dieser Aspekte auf das Ergebnis)

- Bautypologie (Objektqualitäten, architektonische und städtebauliche Qualitäten, Nachbarschafts- und Umfeldqualitäten)

- Bewohnerzufriedenheit und Zusammenleben in der Siedlung

Abschließend werden in einem Fazit noch einmal die Sichtweisen der Familien, die als Endnutzer die Experten für familienfreundliche Bautypologien sind, zusammengefasst. Ihre genauen, im Alltag gewonnenen Einschätzungen sind für die Realisierung von Bau-projekten für Familien von entscheidender Bedeutung, liegen doch die nachfragegerech-ten gunachfragegerech-ten Lösungen im Detail.

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2.

Kriterien familiengerechter Bautypologie

Die Befragungen der Bewohner und der Experten (Architekten, Planer, Bauträger) haben in den Fallstudien gezeigt, dass für Familien neben dem Preis vor allem Aspekte der Funktionalität (Alltagsorganisation), der Privatheit sowie der Flexibilität/Individualität bei der Zufriedenheit ihrer Wohnsituation eine wesentliche Rolle einnehmen.

2.1 Funktionalität der Alltagsorganisation

Familien haben ein großes Bedürfnis nach einem kinderfreundlichen Wohnumfeld. Neben dem eigenen Garten, der möglichst vom Hauptwohnbereich einsehbar und ebenerdig zugänglich sein sollte, betrifft dies insbesondere die hausnahen Bereiche. Von Eltern werden Wohnwege oder Spielstraßen vor und hinter dem Haus geschätzt. Familien-freundliche sozialräumliche Lösungen bieten Quartiere, die einen Übergang vom privaten Bereich über einen verkehrsfreien halbprivaten Raum (z.B. Wohnweg) zur öffentlichen Spiel– und Freifläche bieten. So können Kinder entsprechend ihres Alters das Wohnum-feld alleine erleben. Auch Eltern nutzen die halböffentlichen und öffentlichen Spielberei-che als Kommunikations- und Treffort. Hier ergeben sich Kontakte mit „Gleichgesinnten“, die oft eine gegenseitige Unterstützung im Alltag nach sich ziehen.

In allen Fallbeispielen wurde deutlich, dass Familien großen Wert auf die räumliche Nähe von Haus und Stellplatz/Garage für das Auto legen. Die Autos müssen nicht zwingend vor dem Haus geparkt werden, dennoch sind An- und Abfahrtmöglichkeiten zum be- und entladen des Autos wichtig für einen pragmatischen Alltagsablauf. Insbesondere größere Familien und Familien mit zwei berufstätigen Eltern können sich eine ganz autofreie Sied-lung i.d.R. nicht vorstellen.

Ebenfalls notwendig für die Alltagsorganisation empfinden Familien Abstellflächen im hausnahen Bereich: Abstellflächen für Fahrräder, Kinderhelme und Spielgeräte vorm Haus sowie für Rasenmäher, Sonnenschirm, Sitzgelegenheiten etc. im Gartenbereich. In Geschosswohnungen wünschen sich Familien diese Stauräume sowohl im Keller als auch in der Wohnung (Hauswirtschaftsräume, begehbare Kleiderschränke etc.).

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2.2 Privatheit

Für Familien ist es wichtig, sich im Alltag nicht permanent einschränken zu müssen. Dies betrifft vor allem Familien mit kleineren Kindern. Diese benötigen viel Ruhe während ihrer Schlafenszeit, können aber zu anderen Zeiten auch viel Unruhe verursachen. Vor diesem Hintergrund bedeutet wenig Rücksicht auf Nachbarn nehmen zu müssen und von Nach-barn ungestört wohnen zu können für Familien eine hohe Lebensqualität. Die gewünsch-te Privatheit betrifft optisch und vor Lärm geschützgewünsch-te Bereiche im Gargewünsch-ten, uneinsehbare Bereiche im Haus und Rückzugsorte für einzelne Familienmitglieder: Auf der einen Seite möchte man sich mit der Familie zurückziehen können, gleichzeitig ist es wichtig, dass die Kinder sich ungeniert austoben dürfen, ohne ständige Mahnungen zur Rücksicht auf Nachbarn.

Ein großes Bedürfnis nach einem möglichst hohen Maß an Privatheit haben ebenfalls Familien im Geschosswohnungsbau. Hier sind geschützte – nicht einsehbare – Balkone oder Dachterrassen für Familien von großer Bedeutung.

2.3 Flexibilität/Individualität

Weniger bei den Geschosswohnungen als bei Einfamilienhäusern legen Familien großen Wert auf die Mitgestaltung der Grundrisse und Raumaufteilungen im Haus. In Abhängig-keit von den finanziellen MöglichAbhängig-keiten möchten die Familien entsprechend ihrer Bedürf-nisse und Familienplanung eigene Schwerpunkte legen. Für Familien mit Kleinkindern ist die offene Gestaltung des Hauses meist bedeutend, um die Kinder von der Küche und dem Wohn- und Essbereich im Auge behalten zu können. Familien mit älteren Kindern legen einen deutlichen Schwerpunkt auf abgetrennte Privatbereiche. So werden die El-ternschlaf- und „Kinderzimmer“ - wenn möglich - nicht in einer Etage untergebracht und das Wohnzimmer vom Eingangsbereich abgetrennt, damit die Besucher der Kin-der/Jugendlichen nicht zu jeder Tag- und Nachtzeit durch den Aufenthaltsraum der Eltern müssen. Auch der Einbau eines zweiten Badezimmers oder eines eigenen Eingangs werden mit zunehmendem Alter der Kinder häufig thematisiert.

(9)

3.

Beispiele für familiengerechte Bauprojekte

3.1 München – Ackermannbogen

München (Bayern, Landeshauptstadt) Am Ackermannbogen

1,3 Mio. Einwohner insg. 2.000 WE

Auf einem ehemaligen Militärgelände (ca. 40 ha) zwischen den Stadtteilen Schwabing und Neuhausen sowie dem Olympiapark entsteht am Ackermannbogen im Rahmen einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme ein neues Stadtquartier. Die innenstadtnahe und gleichzeitig grüne Lage machen den Ackermannbogen zu einem attraktiven Wohn-standort in München, vor allem für junge Familien. Angesichts des konstant hohen Preis-niveaus für Baugrundstücke sowie Wohneigentum in München sind die Möglichkeiten eines Grund- und Eigentumserwerbs insbesondere für Familien stark einschränkt. Die Preise für neu gebaute Eigentumswohnungen in München liegen bei rd. 3.500 €/qm, die Preise für neu gebaute Reihenhäuser bei über 400.000 € und für Doppelhaushälften bei über 500.000 € (20051). Damit nimmt München bundesweit einen der Spitzenplätze ein. In Neubaugebieten soll das „München Modell Eigentum“ Münchner Familien (und Ar-beitspendlern) mit mittleren Einkommen den Kauf von Wohneigentum erleichtern. Im Ein-zelnen sieht das „München Modell Eigentum“ vor, städtische Baugrundstücke zu festen, nicht lageabhängigen Preisen an Investoren (Bauträger, Baugruppen etc.) zu veräußern, die darauf qualitätsvolle Wohnungen errichten und diese unter Weitergabe des Preisvor-teils beim Grundstück an Selbstnutzer oder Kapitalanleger (zur Vermietung an berechtig-te Haushalberechtig-te) zu verkaufen. Der Grundstückspreis beträgt je nach Höhe des Einkom-mens des Käuferhaushaltes 300 €/qm GF oder 450 €/qm GF, zzgl. 75 €/qm GF für die Erschließung und liegt damit unter dem üblichen Verkehrswert. Im Entwicklungsgebiet Ackermannbogen, Quartier Nordost, wurden knapp 80 Wohneinheiten im Geschoss nach dem „München Modell Eigentum“ sowie weitere 40 Wohneinheiten nach dem vergleich-baren „München Modell aus der SoBoN“ vergeben. Nach Aussagen des Planungsrefera-tes hat durch das Verfahren die Zahl der Kinder in den Quartieren zugenommen.

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2004-Planungsprozess

Die Stadt München erhielt Anfang der 90er Jahre die Planungshoheit über das Gebiet der ehemaligen Waldmann-/Stetten-Kaserne, für das 1994 die Planungsgrundsätze und – ziele formuliert wurden. Der Entwurf für das neue Quartier (vier Bauabschnitte), der aus einem städtebaulichen Ideenwettbewerb hervorging, wurde 1999 durch den Stadtrat beschlossen. Im ersten Bauabschnitt wurde das Quartier Nord-Ost (rd. 650 WE) im Rahmen der „Offensive Zukunft Bayern“ durch den Freistaat Bayern mit einem Sonderprogramm „Siedlungsmodelle“ unterstützt.2 Die Förderung umfasste zinsgünstige Darlehen an die Stadt zur Vorfinanzierung von Planung, Grunderwerb, Freimachung und Erschließung. Die Refinanzierung erfolgte über den Verkauf der baureifen Grundstücke an Investoren, die sich mit dem Erwerb zur Einhaltung der Programmziele verpflichteten.

Entwicklungsgebiet „Am Ackermannbogen“

Die Programmziele wurden in einem Gestaltungsleitfaden („Qualitätsbausteine“) zusam-mengefasst und bildeten zusammen mit dem Rahmenplan die planerische Vorgabe zur Qualitätssicherung des Siedlungscharakters und die Grundlage für die Realisierungs-wettbewerbe. Ziel war es, Lösungen zu entwickeln, wie ein modellhafter, ökologisch und sozial orientierter Städte- und Wohnungsbau gleichzeitig kostengünstig realisiert werden kann. Es sollte ein möglichst breit gefächertes Angebot (Einfamilienhäuser, Geschoss-wohnungsbau, flexible Wohnungsgrundrisse) entwickelt und dieses zugunsten einer viel-fältigen Bewohnerstruktur (Familien, ältere Paarhaushalte, Singlehaushalte, Geringver-diener etc.) zur Hälfte im freifinanzierten Segment und zur Hälfte im geförderten Miet- und Eigentumswohnungssegment für unterschiedliche Einkommensgruppen realisiert wer-den. Darüber hinaus sahen die Qualitätsbausteine z.B. eine fußgänger-, fahrrad- und spielfreundliche Straßengestaltung vor. Ausdrücklich sollte mit der Maßnahme die woh-nungs- und städtebauliche Basis für eine familien- und kinderfreundliche Siedlung ge-schaffen werden.

Die Ausschreibung der Grundstücksflächen erfolgte nach den o.g. Konditionen. Für neun Teilbaufelder wählte der Stadtrat Kaufinteressenten aus, die eine Option für eine spätere Vergabe der städtischen Grundstücke erhielten. Die Kaufinteressenten verpflichteten sich u.a. dazu einen Realisierungswettbewerb auszuloben. Im Anschluss an die Juryempfeh-lung konnten sie entscheiden, ob sie das Grundstück kaufen und entsprechend des Sie-gerentwurfs bebauen wollten. Der erste Bauabschnitt wurde in den Jahren 2003/2004 fertig gestellt. Hierzu zählen die im Folgenden gesondert betrachteten Bautypen:

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Bautypologie Typ 1: Felix-Fechenbach-Bogen 20 WE im Geschoss (4 Gebäude à 5 WE) A. Blaumoser Architekt + Stadtplaner Viterra Development AG Wohnfläche: durchschnittlich 84 m² Preis: 3.200 €/m² Wohnfläche Typ 2: Sonnendomizil Felix-Fechenbach-Bogen 12 Reihenhäuser (3 Reihen à 4 Häuser) A2architekten Koronowski, Lautner, Roth; Freising Conceptbau, München Wohnfläche: 114-152 qm Grundstücksgrößen: 95-178 qm Preise: ca. 400.000 – 550.000 € (inkl. Grundstück/Nebenanlagen) Typ 3: Gustav-Landauer-Bogen 12 Atriumhäuser (2 Haustypen) Architekt: Schulze und Partner, Augsburg

Klaus Wohnbau GmbH, Augsburg

Wohnfläche: ca. 127 und 152 m² Grundstücksgrößen:

ca. 120 und 144 m²

Preise: 430.000 – 500.000 € (inkl. Grundstück)

Qualitäten in der Nachbarschaft

Anfahrt/Abfahrtsmöglichkeiten zum Haus/Stellplatzmöglichkeiten:

Zugunsten eines verkehrsarmen und damit sicheren und kinder-/familienfreundlichen Wohnumfeldes wird der Autoverkehr weitestgehend durch Tiefgaragen aus den „Wohn-bögen“ herausgehalten. Dennoch wird den Wünschen der Bewohner Rechnung getra-gen, indem Anfahrtmöglichkeiten zum Haus gegeben sind, um z.B. Einkäufe auszuladen (Anliegerstraßen mit kurzen Wohnwegen). Zusätzlich existieren einige wenige Stellplätze im wohnungsnahen Bereich, die v.a. für Besucher oder einen kurzfristigen Aufenthalt zur Verfügung stehen.

Sichere Spielmöglichkeiten im hausnahen Bereich

Im öffentlichen und halböffentlichen Umfeld aller Wohngebäude befindet sich eine Viel-zahl nutzbarer Freiflächen, die – neben den privaten Freiflächen – die Grundlage für ein familienfreundliches Wohnumfeld bilden. Es handelt sich dabei um Plätze unterschiedli-cher Größenordnung, die von allen Seiten gut einsehbar sind und als Spiel- und Trefforte für die Nachbarschaft dienen. Ausgestattet sind die Plätze mit Spielgeräten für Kleinkin-der und Sitzgelegenheiten für Eltern. Viele Kleinkin-der (halb)öffentlichen Wege führen an privaten Gärten vorbei und verbinden die Quartiersplätze miteinander. Sie sind nur für Fußgänger

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und teilweise Radfahrer zugänglich und werden als zusätzliche Spielflächen von Kindern genutzt.

In einigen Fällen gibt es „durchlässige Hecken“ von privaten Gärten zu halböffentlichen Wegen (Typ 1). Insbesondere kleine Kinder haben so die Möglichkeit ihren Aktionsradius langsam auszubauen.

Für ältere Kinder wurden Freizeitangebote auf dem zentralen Grünzug durch den Acker-mannbogen errichtet (z.B. Spielplatz, Rasenfläche zum Ballspielen). Die Flächen sind für Kinder ab ca. sechs Jahren fußläufig gut erreichbar (Überquerung einer Zone-30-Straße). Hier können die Kinder – ohne Rücksicht auf Wohnbebauung und Bedarfe von Erwach-senen – toben und Krach machen. Hervorgehoben wird von Seiten der Bewohner, dass die Kinder auf diese Weise ihr Umfeld Schritt für Schritt entdecken und altersgerecht nut-zen können: privater Garten – halbprivates hausnahes Umfeld – öffentlicher Spielplatz im Quartier.

„Ich find das nett, dass die Kinder hier zwischen den Häusern rumtollen können. Die vie-len kleinen Wege zwischen den Häusern und Gärten werden von meinem Sohn und sei-nen Freunden aus der ganzen Nachbarschaft als ideales Areal zum Fangen und Räuber und Gendarm spielen geliebt. Und für mich ist es wichtig, dass sie in der Nachbarschaft bleiben, falls mal was ist.“

„Wenn wir vom Einkaufen kommen und am großen Platz vorne vorbeikommen, sind in der Regel schon spielende Kinder da. Meine Kinder wollen dann gleich da bleiben und manchmal sind auch andere Eltern dort, so dass ich die Kinder ruhigen Gewissens für ein paar Minuten da lassen kann, um in Ruhe die Einkäufe nach Hause zu bringen. Man kennt sich ja mittlerweile schon recht gut hier in der Nachbarschaft.“

privater Garten mit Trennung durch durchlässige Hecke zu Nachbars Quartiersplatz als Spielfläche Hecken zum halböffentlichen Weg Garten und dem öffentlichen Grün

(Typ 1) (Typ 1)

Wegeverbindung und Spielgeräte hausnaher Spielplatz und öffentlicher Spielplatz im Quartier, neben den privaten Gärten Sitzmöglichkeiten für Erwachsene zentraler Grünzug

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Objektqualitäten Eingangssituation

Familien mit Kindern legen auf großzügige, wettergeschützte und in gewisser Weise zum Nachbarn abgeschirmte Eingangsbereiche großen Wert. Trotz der engen Bauweise im Quartier ist es bei Typ 2 und Typ 3 gelungen viel Spielraum, z.B. zum kurzfristigen Ab-stellen von Taschen (unter einem Vordach), zum Schuhe ausziehen etc. zu generieren. Durch die Sackgassensituation werden die Aspekte Privatheit und Sicherheit hervorge-hoben (Typ 3). Der Geschosswohnungsbau (Typ 1) ist aufgrund der barrierefreien Zu-gänglichkeit familienfreundlich (Kinderwagen).

offen gestalteter Eingangsbereich Regenschutz und Ablagemög Privatzugang zur Haustür

(Typ 1) -lichkeit (Typ 2) (Sackgasse) (Typ 3)

Hausnahe Abstellmöglichkeiten

Abstellmöglichkeiten für sämtliche Dinge, die alltäglich genutzt werden (z.B. Fahrräder) oder auch nur saisonal (z.B. Schlitten, Skier), gibt es sowohl an der Vorderseite der Häu-ser als auch im rückwärtigen Bereich (Typ 2). Für die Mülltonnen gibt es bei Typ 3 einen Abstellraum neben der Haustür, so dass diese dort Platz sparend untergebracht werden können und Raum im hausnahen Bereich für Fahrräder, Kinderwagen etc. lassen.

„Wohin soll man mit sperrigen Sachen, die man nur ein paar Mal im Winter nutzt, wenn nicht in den Schuppen. Es ist toll, dass wir vorne und hinten einen haben. So können wir sozusagen thematisch trennen: hinten das Gartengerät und die Sommersachen, vorne alles für den Winter und die Mülltonnen.“

Abstellmöglichkeiten vor der Haus- Abstellfläche, z.B. für Wintersport rückwärtige Abstellfläche im

tür (Typ 2 geräte (Typ 2) Garten (Typ 2)

Gartenschuppen als Begrenzung Abstellraum für Mülltonnen neben zum öffentlichen Raum (Typ 2) der Haustür (Typ 3)

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Private Freiflächen am Haus/Privatheit im Haus

Alle Wohnungen und Einfamilienhäuser verfügen trotz der hohen Dichte über geschützte und individuell nutzbare private Freiflächen am Haus. Typ 3 verfügt beispielsweise über einen uneinsehbaren Innenhof als privaten Außenbereich und zusätzlich über eine (teil-weise mit dem Innenhof über eine Treppe verbundene) Dachterrasse.

„Am schönsten finde ich es im Sommer in unserem Hofgarten. Der ist wirklich klein, aber den haben wir nur für uns“.

„Wenn wir Gäste haben, sitzen wir oft auf der Dachterrasse. Die haben wir uns ordentlich begrünt und von dort hat man auch einen schönen Blick.“

Die Gärten der Reihenhäuser (Typ 2) sind zum Straßenraum hin durch eine Mauer und den „Küchentrakt“ abgeschirmt. Gleichzeitig dient ein kleiner Grünstreifen als Abstandflä-che (Sichtschutz in die WohnbereiAbstandflä-che). Innerhalb der Reihenhauszeilen sind die Terras-sen jeweils zum Nachbargrundstück durch eine Sichtschutzmauer im TerrasTerras-senbereich getrennt, so dass ein Mindestmaß an Privatheit gesichert ist. Was die gegenseitige Ab-grenzung der Grundstücke betrifft, wird eine gewisse Wahlfreiheit gewünscht, weil es abhängig vom Nachbarn ist, ob man z.B. die nebeneinander liegenden Grundstücke in der Phase, in der die Kinder klein sind, miteinander verbinden will oder nicht.

Auch im Geschosswohnungsbau (Typ 1) lassen sich familien- und kinderfreundliche pri-vate Freiflächen realisieren. Während die EG-Wohnungen über einen kleinen Garten ver-fügen, haben die Wohnungen im 1. OG jeweils einen Balkon. Die Wohnung im zweiten OG verfügt über eine großzügige Dachterrasse, die aufgrund der Brüstung kindersicher und nicht einsehbar (Privatheit) ist.

sichere Spielmöglichkeiten auf durch Mauern und Abstandsgrün private Gärten (Typ 2) der Dachterrasse (Typ 1) geschützte Gärten (Typ 2)

begrünte Mauer zum Schutz der Blick in eine durch Mauern ge-

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Individualität/Flexibilität

Für viele Familien ist es von großer Bedeutung über Grundrisse, Anzahl der Zimmer etc. mitentscheiden zu können und diese bei sich verändernden Lebens- und Familienphasen variieren zu können. Bei der Formulierung der Ziele des Programms Siedlungsmodell Ackermannbogen im Rahmen der „Offensive Zukunft Bayern“ wurden diese Wünsche berücksichtigt. Als Grundlage für die Realisierungswettbewerbe galten die Flexibilität der Wohnungsgrundrisse, die sich im Zeitverlauf verändernden Wohnbedürfnissen anpassen lassen, eine möglichst uneingeschränkte Barrierefreiheit und ein kostengünstiges Bauen.

Grundriss EG (Typ 3) Grundriss OG (Typ 3)

Fazit

Die Stadt München hat für den Ackermannbogen die Schaffung einer kinder- und famili-enfreundlichen Siedlung als Ziel definiert. Durch die Aufstellung eines Rahmenplans und die Formulierung eines Gestaltungsleitfadens hat die Stadt in diesem Sinne die Grundla-ge für die Realisierungswettbewerbe Grundla-geschaffen. Die kleinteiliGrundla-ge Parzellierung des Gebie-tes und die enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Investoren und Architekten hat letztendlich zu den ausdifferenzierten Bautypologien geführt.

Im ersten Bauabschnitt (Nord-Ost) im Ackermannbogen wurde eine Mischung verschie-dener Bautypologien, die selbst im Geschoss familienfreundlich sind, realisiert. Zu den familien- und kinderfreundlichen Aspekten zählen z.B. sichere und private Freiflächen im hausnahen Bereich (durch Mauern geschützte Gärten, kindersichere Dachterrassen etc.). Nicht nur die privaten Freiflächen, sondern auch die halböffentlichen und öffentlichen Bereiche der Siedlung sind vor allem für Kinder gut nutzbar. Ein Geflecht aus Wohnwe-gen, kleinen und großen Quartiersplätzen, die durch gleichmäßig im Gebiet verteilte Spielgeräte und Sitzgelegenheiten ergänzt werden, erschließt sich das Gebiet für spie-lende Kinder jeden Alters. Zudem sind die Spielbereiche so im Quartier angeordnet, dass Sichtbeziehungen zwischen Wohngebäuden und Freiflächen bestehen (Kinder können beobachtet werden).

Als zusätzliche Qualität wird das Verkehrs-Erschließungssystem hervorgehoben. Der Autoverkehr wird weitestgehend aus dem Wohnquartier herausgehalten (Tiefgarage), die Bedürfnisse der Bewohner im Hinblick auf die Anfahrbarkeit der Wohngebäude und kurz-fristiges Parken in Hausnähe jedoch berücksichtigt.

Mit den Bautypen (Gartenhofhäuser und Reihenhäuser) wurde v.a. Familien die Möglich-keit geboten in einem sehr zentrumsnahen Wohnumfeld Eigenheime

(400.000-550.000 Euro) zu erwerben, die trotz sehr enger Bauweise ausreichend Privatheit und Grünflächen für Kinder/Familien bieten.

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3.2 Erlangen – Röthelheimpark

Erlangen (Bayern) Röthelheimpark

rd. 100.000 Einwohner rd. 1.900 WE

Erlangen ist eine wachsende Stadt. Seit 2001 wandern mehr Menschen zu als ab. Der vorhandenen Nachfrage nach Wohnungen und Bauland stehen in Erlangen zahlreiche sich in städtischem Besitz befindliche Grundstücke gegenüber – u.a. auf der Konversi-onsfläche Röthelheimpark und dem Entwicklungsgebiet Erlangen-West. Dort bietet die Stadt attraktive und preisgünstige Baugrundstücke in guter Wohnlage an.

Die Konversionsfläche Röthelheimpark befindet sich auf einem ehemaligen Kasernenge-lände (ca. 100 ha) in rd. 2 km Entfernung zur Innenstadt. Dort entsteht ein neuer Stadtteil (Nutzungsmischung aus Wohnen, Büros, Gewerbe, Einzelhandel und Universität). In die Konversionsfläche integriert sind denkmalgeschützte Altbauten (Backsteinarchitektur, Anfang des 20. Jahrhunderts) sowie ehemalige Wohn- und Nutzbauten der amerikani-schen Streitkräfte. In direkter Nachbarschaft liegen Bestandsquartiere aus der Nach-kriegszeit sowie Naherholungsbereiche (Sebalder Reichswald). Seit 1998 wird der Stadt-teil abschnittsweise entwickelt, mit dem Ziel, die Gesamtmaßnahme bis 2012 fertig zu stellen. Die Baulandpreise sind in Erlangen seit einigen Jahren in mittleren und guten Wohnlagen konstant bis leicht gesunken und liegen im Durchschnitt bei 325 €/qm.3 Im Röthelheimpark liegen sie 285 bis 305 €/qm (2005) unter dem Durchschnitt und nur ge-ringfügig über den Bodenpreisen im Umland.

Planungsprozess

Nach Aufgabe des Militärstandortes konnte die Stadt Erlangen die Konversionsliegen-schaft vom Bund erwerben. Bereits 1993 wurden von Vertretern des Stadtrates, der Stadtverwaltung, externen Fachleuten und Bürgern Rahmenbedingungen zur zukünftigen Nutzung des Röthelheimparks erarbeitet. Im Jahr 1994 erfolgte eine bundesweite Auslo-bung eines Ideenwettbewerbs für das Gesamtgelände. Das prämierte Wettbewerbskon-zept stellte die Grundlage für den Rahmenplan des neuen Stadtteils dar. Als wesentliche städtebauliche Kriterien wurden die Eigenständigkeit des neuen Stadtteils bei differen-ziertem Erscheinungsbild und ein „städtischer Charakter“ aufgrund der Innenstadtnähe verankert: Es sollte Wohnraum für ca. 4.000 Einwohner geschaffen werden.

Nach Realisierung der ersten Wohnbauprojekte (86 EFH/168 GW) im Rahmen eines Siedlungsmodell-Vorhabens des Freistaates Bayern4 im Jahr 2000 stieg das Interesse auch bei weiteren Bauträgern/ Investoren an. Das gute Image des Rötelheimparks und die heutige „Konkurrenzsituation“ der Bauträger vereinfachte für die Stadt die Durchset-zung von städtebaulichen Qualitäten und geplanten Zielvorstellungen.

Die einzelnen Wohnquartiere werden auf der Grundlage von Ausschreibungen sukzessi-ve umgesetzt. Hierbei reichen Bauträger gemeinsam mit einem Architekturbüro einen Planentwurf/Angebot ein. Diese werden unter Berücksichtigung der städtebaulichen Vor-gaben von einem Auswahlgremium (Mitglieder des Stadtrates, der Verwaltung und exter-nen Fachleuten) beurteilt. Die Qualität der einzelexter-nen Vorhaben wird nach Aussagen der Stadt u.a. dadurch gesichert, dass der Grundstückskaufvertrag eine Bauverpflichtung,

3 Stadt Erlangen, Referat für Stadtplanung und Bauwesen (2006): Angaben des Gutachterausschusses.

4 Programm „Offensive Zukunft Bayern – Siedlungsmodelle – Wege zu preiswertem, ökologischem und sozialem Wohnen in

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Bindung an den baugenehmigten Entwurf mit Freiflächenplanung und Verpflichtung zur Errichtung von Nebenanlagen umfasst.

Durch die unterschiedlichen Bautypologien - insbesondere im Einfamilienhausbau - wer-den viele Familien mit Kindern angesprochen. Ergänzt werwer-den die Wohnquartiere durch gute Infrastrukturangebote. Neben zwei Schulen und zwei Kindergärten wurden öffentli-che Grünfläöffentli-chen (zentraler Grünzug im Quartier) realisiert und Einkaufs- sowie Dienst-leistungsangebote in den Stadtteil integriert.

Bautypologie Typ 1: Anna-Pirson-Weg 20 Gartenhofhäuser (4 Zeilen à 5 Häuser; 10 Haustypen) Architekturbüro Friedrich Biefang (AFB), Nürnberg Hochtief Construction AG, Niederlassung Nürnberg Wohnfläche: 91-170 qm Grundstück: 180-284 qm Preise: 250.000 – 408.000 € Typ 2: Emma-Brendel-Weg 24 Reihenhäuser

Adler, Müller, Nägelin; Basel BAWO Wohnbau GmbH Wohnfläche: 94-141 qm Grundstück: ab 160 qm Preise: ca. 180.000 € (ab etwa 350.000 DM) Typ 3: Rita-Schüssler-Weg, 24 Gartenhofhäuser und 9 Gartenhofstadthäuser Fritsch + Knodt & Klug – Architektinnen, Nürnberg Joseph-Stiftung, Bamberg Wohnfläche: 130 bis 190qm Grundstück: 165qm Preise: rd. 330.000 Euro

Qualitäten in der Nachbarschaft

Anfahrt/Abfahrtsmöglichkeiten zum Haus/Stellplatzmöglichkeiten

Die Reihenhäuser (Reihen à 5 bis 7 Häuser) sind über Wohnwege zu erreichen. Laut Aussagen der Bewohner ist es unumgänglich, dass in Ausnahmefällen (Be- und Entla-den) mit dem Fahrzeug bis vor die Haustür gefahren werden kann. Dies erleichtert Fami-lien die Organisation des Alltags erheblich. Für FamiFami-lien ist es wichtig aufgrund von grö-ßeren Einkäufen, Urlaubsvorbereitungen oder wegen schlafender Kinder im Auto mög-lichst mit dem Auto vor das Haus fahren bzw. davor parken zu können. Die Wohnquartie-re im Röthelheimpark sind überwiegend autofWohnquartie-rei organisiert.

„Eigentlich parken wir dort vorne in den Carports, aber wenn der Kleine im Auto einge-schlafen ist, dann fahre ich vor, packe in Ruhe aus und wecke ihn erst, wenn ich fertig bin. So bin ich in der Nähe.“

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„Bei einer Familie mit drei Kindern ist man nur am Schleppen, Einkäufe, Wässerkästen, Pamperskisten… ich würde verrückt werden, wenn ich meine Großeinkäufe nicht vor die Tür fahren könnte.“

„Als Mutter bin ich gleichzeitig „Taxiunternehmen“ und den anderen geht es ja ähnlich, wenn wir alle ständig in den Wohnweg zum Parken fahren würden, hätte man keine Ruhe mehr in den Gärten. So ist es eine gute Lösung, zum Großeinkauf usw. fahren wir vor, sonst parkt man außerhalb.“

Um die Autos weitestgehend aus dem direkten Wohnumfeld (Kinderfreundlichkeit) fern zu halten, gibt es verschiedene Stellplatz-Sammelvarianten vor Ort. Typ 1 bietet einen Sam-mel-Carport für fünf Pkw (ein Stellplatz je Reihenhaus), für Typ 3 ist derzeit eine Tiefga-rage in direkter Nachbarschaft im Bau.

Sichere Spielmöglichkeiten im hausnahen Bereich

Die autofreien Wohnwege vor und hinter dem Haus dienen Kindern als Spielstraßen und ermöglichen den Eltern auch kleinere Kinder im hausnahen Bereich spielen lassen zu können (offene Haustür, hoher Sicherheitsaspekt). Wichtig ist den Eltern ebenfalls der Zugang des Grundstücks von der Gartenseite. So müssen Kinder (auch von Nachbarn) nicht zwingend durch das Haus laufen, wenn sie im Garten und Wohnumfeld spielen.

„Im Sommer stehen hier manchmal die Garten- und Haustüren offen, die Kinder können ein – und – aus und jeder in der Nachbarschaft guckt ein bisschen mit…“

Bei Typ 1 und 2 (und teilweise Typ 3) gehen die Wohnwege unmittelbar in einen Grünzug über, der Kindern ab ca. sechs Jahren erweiterte Spielmöglichkeiten bietet. Hierzu sind keine Straßen zu überqueren, so dass Kinder ohne Aufsicht das Wohngebiet erkunden können. Die unmittelbare Nähe zum Grünzug macht diese Wohnquartiere aus Sicht von Eltern überaus attraktiv und familienfreundlich.

Carportsammelplatz, Typ 1 Wohnweg, Typ 2 Wohnweg, Typ 3

Objektqualitäten Eingangssituation

Ein Vorteil der Eingangssituation von Typ 1 und 3 ist der nahezu schwellenfreie Zugang (barrierefreie Eingänge auch für kleinere Kinder). Angesichts der hohen Dichte im Rei-henhausgebiet bieten die Eingänge insbesondere von Typ 1 ein hohes Maß an Privat-sphäre (Verabschieden von Gästen etc.) sowie Wetterschutz.

„Dieser Eingang ist Gold wert, die Kinder können hier draußen schon ihre Stiefel und Spielhosen ausziehen ohne dass man mitten auf der Straße steht und umgekehrt müs-sen wir bei der Reihe vor uns ja auch nicht ständig beobachten, wer ein- und ausgeht.“

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uneinsehbarer Eingang vom Nach- geschützter/gliedernder Eingang, geschützter Eingang, Typ 3

barn gegenüber, Typ 1 Typ 2

Hausnahe Abstellmöglichkeiten

Abstellmöglichkeiten im hausnahen Bereich sind für Familien besonders wichtig. Im Ein-gangsbereich benötigen Familien i.d.R. Stellplätze für Fahrräder für alle Familienmitglie-der, Abstellräume für Kinderanhänger, Fahrradhelme, Spielzeug, Schlitten etc. Darüber hinaus sind Abstellräume für Mülltonnen notwendig. Im Gartenbereich erleichtern Abstell-räume für Gartengeräte sowie Spiel- und Sportgeräte die Alltagsorganisation.

„Abstellmöglichkeiten hat man als Familie nie genug! Und da die Häuser keinen direkten Kellerzugang haben, deponieren wir vieles lieber in Abstellräumen draußen, bevor wir es durch das ganze Haus tragen.“

Abstellflächen am Eingang, Typ 1 Müllverschlag am Eingang, Typ 1 Abstellraum und separate Müll

verschläge, Typ 3

Abstellflächen im Garten, Typ 1 Abstellkammer im Garten, Typ 2 Abstellräume, Typ 3 Private Freiflächen am Haus/Privatheit im Haus

Familien verfügen gerne über unterschiedliche Angebote von Freiflächen direkt am Haus. Eltern mit Kleinkindern schätzen einen von den Hauptaufenthaltsräumen einsehbaren Gartenbereich (z.B. von der Küche/dem Wohnzimmer), so dass Kinder „unter Beobach-tung“ im Sandkasten und Garten spielen können. Laut Aussagen der Bewohner reicht hierfür ein relativ kleiner Garten oft aus. Ein zusätzliches Plus sind weitere Rückzugs-räume wie z.B. Balkon (Typ 2) oder Dachterrasse (Typ 3) insbesondere für ältere Kinder, aber auch Eltern. Besonders positiv werden Balkone oder Dachterrassen bewertet, die zusätzlich ein gliederndes Moment darstellen (Typ 2, Trennung zum Nachbarn) und das eigene Grundstück damit „privater“ machen.

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Ebenfalls betonen viele Familien, dass ihnen eine gewisse Privatheit im Haus – trotz gro-ßer Fenster/Helligkeit – wichtig ist. Insbesondere bei engen Bauformen wie den Reihen-häuern im Röthelheimpark spielt der Sichtschutz zu Nachbarn und Fremden auf halböf-fentlichen Wegen eine ausschlaggebende Rolle für Lebensqualität. Dieser ist in den Wohnquartieren des Röthelheimparks unterschiedlich gestaltet. Typ 1 wirkt durch die Mauerbegrenzung zum Nachbarn und die große Pergola im Garten wie ein Gartenhof-haus. Bei Typ 2 wird die Abgrenzung zum Nachbarn gleichzeitig als Balkon und über-dachte Terrasse genutzt und damit ein privater Bereich geschaffen. Typ 3 verfügt im letz-ten Bauabschnitt neben dem Garletz-tenbereich ebenfalls über eine Dachterrasse, die oft in Verbindung mit dem Elternschlafzimmer oder Wohnzimmer als Rückzugsort genutzt wird.

geschützter Garten, mit Rückzugsraum/Pergola, Balkon/Terrasse geschützt private Dachterrasse,

Typ 1 vom Nachbarn, Typ 2 Typ 3

Individualität/Flexibilität

Der individuelle Einfluss auf die Gestaltung der Grundrisse ist für Familien bedeutsam. Vor dem Hauskauf werden Prioritäten bereits besprochen, die die Familien im Eigenheim umsetzen möchten (Anzahl der Kinderzimmer, Anzahl der Bäder/Gäste WC/etc.). Typ 3 in Holzbauweise bietet als „wachsendes Haus“ darüber hinaus vielfältige Kombinations-möglichkeiten durch einen modularen Aufbau bei der Größe des Hauses. Je nach finan-ziellem Rahmen und Größe der Familie kann den individuellen Wünschen entsprochen werden: vom Vier-Zimmer bis zum Sieben-Zimmer-Haus mit verschiebbaren Zwischen-wänden ist alles realisierbar (unterschiedliche Breite der Häuser). Auch bei Haustyp 1 konnten die Nachfrager aus zehn Grundhaustypen ein ihren Ansprüchen und Möglichkei-ten gerecht werdendes Haus auswählen (z.B. variable HausbreiMöglichkei-ten zwischen 8,45 und 13 m).

Bei der Mitgestaltung der Grundrisse haben sich viele Familien für einen offenen chenbereich mit Blick in Richtung Wohnzimmer und Garten entschieden. Die offene Kü-che im Übergang zum Wohnzimmer stellt für Familien (v.a. mit Kleinkindern) den Haupt-aufenthaltsbereich dar. In vielen Wohnzimmern existieren – trotz Kinderzimmer oder Spielkeller – „Kinderspielecken“.

Die Keller werden sehr unterschiedlich genutzt. Während manche Familien hier geson-derte Spielbereiche für die Kinder gestalten (Tobe-/Turnraum, Carrerabahn, Tischtennis etc.), sind für andere Familien die Flächen als Abstellraum, Wäschekeller oder Gäste-zimmer eher funktionale Bereiche.

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Fazit

Die Stadt Erlangen hat im Röthelheimpark durch städtebauliche Vorgaben und die Bil-dung von Auswahlgremien, die Planentwürfe prüfen und bewerten, von Beginn an auf hohe architektonische und wohnumfeldbezogene Qualitäten gesetzt. Diese wurden nicht nur durch die kleinteilige Parzellierung des großen Neubaugebietes und die Berücksichti-gung familienfreundlicher Bautypologien, sondern auch durch die Schaffung eines famili-enfreundlichen Wohnumfeldes (Freiräume) und Angebote an familienorientierter Infra-struktur erreicht.

Familien mit Kindern wird ein ausdifferenziertes Angebot (Preise, aber auch Bautypolo-gie) an Einfamilienhäusern angeboten. Der verdichtete Reihenhausbau in den ausge-wählten Typen wird vor allem von Familien mit kleinen Kindern (oft als Einstiegsimmobi-lie) akzeptiert. Als Vorteil wird vor allem die Flexibilität bei den Grundrissen und z.T. vari-ablen Hausgrößen gesehen. Die kleinen Grundstücke werden aus Sicht der befragten Familien durch die öffentliche Grüngestaltung im Quartier kompensiert. Nachfrager sind vor allem Familien, die bereits in städtischem Umfeld gelebt haben und die Nähe zur In-nenstadt und zu Infrastrukturangeboten im Quartier als Lebensqualität sehen.

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3.3 Osnabrück – Jahn-Carrée

Osnabrück (Niedersachsen) Jahn-Carrée

164.000 Einwohner 54 WE

Seit Mitte der 1990er Jahre hat Osnabrück kontinuierlich an Einwohnern verloren, vor allem an das Umland. Seit 2000 stabilisiert sich die Einwohnerzahl aufgrund eines leicht positiven Wanderungssaldos. Für die nächsten 10-15 Jahre wird jedoch ein weiterer Be-völkerungsrückgang erwartet. Das Niedersächsische Landesamt für Statistik errechnete einen Rückgang auf unter 150.000 Einwohner für das Jahr 2016.

Der Preis für Wohnbauland liegt in Osnabrück mit rund 210 €/qm deutlich höher als im Umland der Stadt (gut 80 €/qm). Um Abwanderungen insbesondere von Familien in das Umland zu verhindern, weist die Stadt seit 2002 verstärkt in innerstädtischen Lagen Flä-chen für Wohnungsbau aus, u.a. das Jahn-Carrée.

Im innerstädtisch gelegenen gründerzeitlich geprägten Stadtteil „Wüste“ wurden auf ei-nem ehemaligen Betriebshof der Abfallwirtschaft (9.500 m²) nach Abriss der alten Ge-bäudesubstanz 25 dreigeschossige Stadthäuser und 29 Eigentumswohnungen errichtet. Die Gebäude gruppieren sich um einen Wohnhof, der für Anlieger mit dem Auto befahr-bar ist, und eine halböffentliche Freifläche darstellt. Im nahen Umfeld dominiert die Wohnfunktion, vereinzelt sind Dienstleistungen und Einzelhandel (z.B. Post, Bäcker) so-wie gastronomische Einrichtungen (z.B. Biergarten) eingestreut. Ein Kinderspielplatz be-findet sich in fußläufiger Entfernung am Jahnplatz, benachbart zur Studentenwohnanlage „Alte Fabrik“. Der Stadtteil Wüste gilt als beliebtes und lebendiges Wohnquartier in Osna-brück.

Planungsprozess

Hintergrund des Wohnbauprojektes ist die Idee, durch eine moderne innerstädtische Wohnbebauung für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen beispielhaft zu zeigen, dass ein Wohnen in der Stadt eine attraktive Alternative zum Wohnen am Stadtrand sein kann - ohne Einbußen beim Wohnkomfort in Kauf nehmen zu müssen.

Als geeignete Fläche bot sich das Grundstück eines Betriebshofes der Abfallwirtschaft an. Nach einem Ratsbeschluss zur Verlagerung des Abfallwirtschaftsbetriebes in ein Gewerbegebiet sowie zur Veräußerung der Fläche an einen Investor erfolgte eine bun-desweite Grundstücksausschreibung. Entscheidende Auswahlkriterien waren u.a. die Akzeptanz der Einbindung in das ExWoSt-Forschungsprojekt „3statt2 - neue Kooperati-onsformen in der Stadtentwicklung“ des Bundes und die Akzeptanz, Auslober eines Ar-chitektenwettbewerbes zu sein. Ein Bewerber aus Osnabrück erhielt den Zuschlag. Im Rahmen des Verfahrens „3statt2“ hat der Investor gemeinsam mit der Stadt und Bürgern (trilateraler Beteiligungsprozess) die Rahmenbedingungen für den Architektenwettbewerb entwickelt und den Wettbewerb, zu dem neun renommierte Architekturbüros eingeladen wurden, durchgeführt. Im Preisgericht bestand Einigkeit über die Vergabe des ersten Preises an das Büro Prof. Carsten Lorenzen, Kopenhagen.

Nach Aussagen der Stadt war neben dem persönlichen Einsatz, der Überzeugungskraft des Investors und der starken Präsenz der Stadt Osnabrück (Vertrauensbildung) die um-fassende Information und Beteiligung der Bürger (Quartiersversammlung, Öffentlichkeits-arbeit, Teilnahme am Preisgericht etc.) ein entscheidender Erfolgsfaktor für das 2006 fertig gestellte Wohnquartier. Trotz des relativ hohen Preisniveaus der Reihenhäuser (durchschnittlich 300.000 Euro) ist die Nachfrage bei jungen Familien u.a. aus der Nach-barschaft weiterhin hoch. Bei den Projektentwicklern existieren Interessentenlisten für

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den Fall eines Verkaufs. Nicht zuletzt ist dieser Erfolg der hohen städtebaulichen und architektonischen Qualität zuzuschreiben.

Bautypologie

Jahn-Carrée

Jahnstraße, Schnatgang

25 Stadthäuser

GPI – Grundwerte und Projektideen GmbH & Co KG (Osnabrück), Prof. Dipl. Arch. Carsten Lorenzen APS (Kopenhagen)

Wohnfläche: ca. 147 qm

Grundstücksgrößen: 162-191 qm Preise: ab 250.000 Euro (inkl. Bodenbeläge)

Qualitäten in der Nachbarschaft

Anfahrt/Abfahrtsmöglichkeiten zum Haus/Stellplatzmöglichkeiten

Jedes der Stadthäuser verfügt über einen Garagenstellplatz am Haus. Diese befinden sich im Innenbereich des Carrées und sind über einen Anlieferweg (nur für Anlieger) mit dem Pkw erreichbar. Die Garagen der 15 Stadthäuser an der Jahnstraße dienen gleich-zeitig als Abstellfläche und schirmen den privaten Garten von der halböffentlichen Innen-fläche ab. Sie lassen sich sowohl mithilfe einer Schiebetür als auch einer „normalen“ Tür öffnen. Die Bewohner der beiden „Fünfer-Reihen“ nutzen standardisierte Garagenboxen, die sich jeweils vor den Hauseingängen aufreihen. Für Familien ist das Be- und Entladen der Pkw mit kleineren Kindern im verkehrsgeschützten Innenbereich sicher und ent-spannt, da z.B. beim Aussteigen nicht auf Autoverkehr geachtet werden muss.

Sichere Spielmöglichkeiten im hausnahen Bereich

Der Blockinnenbereich des Jahn-Carrées verfügt über eine Mischung aus privaten und halböffentlichen Freiflächen. Im Zentrum des Blocks befindet sich eine halböffentliche Freifläche, die sowohl über halböffentliche als auch private Bereiche (Wege, Gärten, Ga-ragen) erschlossen wird. Diese Freifläche wird von allen Eigentümern (auch den Eigen-tümern der Geschosswohnungen) mitfinanziert (Bruchteileigentum), so dass alle Bewoh-ner des Quartiers gemeinsam über die Nutzung beraten können und Verantwortung ü-bernehmen müssen.

„Die Wiese ist ein Spielparadies für die Kinder, denn eigentlich sind immer Spielgefährten da. Toll ist auch, dass man mal schnell ohne die Kinder zum Einkaufen fahren kann. Ich sag dann kurz vorne Bescheid bei den Eltern die gerade dort sind und die übernehmen kurzerhand die Aufsicht mit.“

„Im Sommer steht bei uns und bei den anderen Nachbarn die Schiebetür zwischen Gar-ten und Wiese offen, so dass die Kinder der Nachbarschaft im gesamGar-ten Innenbereich spielen können.“

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Freifläche im Innenbereich Anliegerweg und Garagen Garagenhof

Objektqualitäten Eingangssituation

Die Eingangssituation wird trotz der (wenigen) Stufen von den befragten Bewohnern als kinder- und familienfreundlich angesehen. Zur Organisation eines Einkaufs mit Kindern können bspw. auf der Mauer vor der Haustür kurzfristig Dinge abgelegt werden (z.B. Ta-sche, Schlüssel), etwa um einem Kind die Schuhe zuzubinden. Die Treppenbereiche der einzelnen Reihenhäuser dienen zusätzlich als strukturierendes Element der jeweiligen privaten, individuellen Räume. Innerhalb des Hauses ist das in die Tür eingelassene Sichtfenster auch für Kinder ideal, um zu prüfen, wer vor der Tür steht.

Eingangsbereich als gliederndes Mauer als Ablagemöglichkeit Abstellfläche im Garten Element

Hausnahe Abstellmöglichkeiten

Abstellflächen für Fahrräder, Kinderwagen, Arbeitsgeräte etc. sind für Familien wichtig und erleichtern den Alltag. Sie haben den Vorteil, dass Räder und Gerätschaften nicht durch die Wohnräume in den Keller transportiert werden müssen, was mit Schmutz und zusätzlicher Anstrengung verbunden ist. Die 15 Reihenhäuser entlang der Jahnstraße haben zum Innenbereich hin Garagen, die aufgrund ihrer Breite (neben dem Pkw-Stellplatz) zusätzliche Abstellflächen bieten. Die Reihenhäuser am Schnatgang haben Abstellflächen im Garten (Schuppen). Die Keller dienen in erster Linie als Wäsche- und Vorratsraum sowie als „Indoor“-Spielfläche für Kinder.

Garagen für Pkw und zusätzliche Abstellraum/Garage Sichtfenster in der Haustür Abstellfläche

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Private Freiflächen am Haus/Privatheit im Haus

Alle Reihenhäuser verfügen sowohl über eine Dachterrasse als auch über einen Garten. Die Dachterrassen sind versetzt angeordnet, d.h., dass der direkte Nachbar keinen Ein-blick auf die eigene Terrasse hat und dadurch ein sehr privater Außenbereich im Ober-geschoss geschaffen wird. Auch die Gärten (und Räume im ErdOber-geschoss) sind durch die vorgelagerten Garagen vom halböffentlichen Innenraum nicht einsehbar. Betonmauern, die im Terrassenbereich höher sind als im restlichen Gartenbereich, bieten Sichtschutz zu den direkten Nachbarn bzw. zur gemeinschaftlichen Freifläche im Zentrum des Quar-tiers.

Die relativ kleinen Gärten sind aus Sicht der Bewohner als Spielfläche für kleine Kinder ausreichend. Die halböffentliche Gemeinschaftsfläche ersetzt eine größere Gartenfläche im privaten Bereich vollständig. Auf diese Weise wird der Garten/die Terrasse in erster Linie als Ruhe- und privater Rückzugsort empfunden.

„Der kleine Garten hat mir im Vorfeld schon Kopfschmerzen bereite, weil ich davon aus-gegangen bin, dass die Kinder vor allem dort spielen. Die Sorge hat sich nicht bewahrhei-tet. Ich bin im Nachhinein sogar sehr froh, weil ich z.B. nicht mehr so viel pflegen muss. Außerdem spielen die größeren Kinder ohnehin auf der „Wiese“ im Innenhof, so dass wir hier auf der Terrasse im Garten abends in Ruhe unseren Wein genießen können.“ „Für die kleinen Kinder reicht die Gartenfläche zum Spielen vollkommen aus. Dort habe ich Sie aus dem Wohnzimmer und sogar aus der Essküche gut im Blick. Und bald, wenn man sie nicht mehr ständig im Auge haben muss, spielen die mit den großen Kindern sowieso im ganzen Quartier und nicht im Garten.“

Privatheit durch versetzt angeord- Mauer und Abstandsgrün zum Private Gärten - durch Mauern

nete Dachterrassen Schutz der Privatsphäre getrennt

Individualität/Flexibilität

Die Reihenhäuser im Jahn-Carrée bieten die Möglichkeit der sukzessiven Erweiterung der Neben- bzw. Wohnfläche durch den Bau einer zusätzlichen Terrasse oder eines so genannten Teeny-Hauses. Einige Eigentümer haben bereits von der Möglichkeit Gebrauch gemacht und eine zusätzliche Terrasse auf dem Dach der Garage eingerichtet, und ein Bewohner ließ ein Teeny-Haus (ca. 30 qm) errichten. Mit der Terrasse lässt sich die private Freifläche, von der Sichtbeziehungen zur Gemeinschaftsfläche gegeben sind, erweitern. Konzeption und Gestaltung dieser potentiellen Erweiterungsfläche liegen in der Hand der Eigentümer und bieten Raum für kreative, individuelle Lösungen (z.B. Form der Treppe vom Garten). Das bereits gebaute Teeny-Haus wird derzeit als Arbeitsbereich genutzt und kann je nach Lebensphase umfunktioniert werden (z.B. zu einem Jugend-zimmer).

Auch im Innern der Häuser ist eine hohe Flexibilität gegeben, um die Wohnsituation den unterschiedlichen und sich wandelnden Lebenssituationen (z.B. ein weiteres Kind bzw. Auszug der Kinder) anpassen zu können. Die über drei Etagen und Keller reichenden Reihenhäuser sind aus diesem Grund sehr unterschiedlich gestaltet – so wie es den

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indi-viduellen Vorstellungen der zukünftigen Bewohner entspricht. Beispielsweise konnten die Eigentümer entscheiden, ob die Küche im vorderen Bereich neben der Eingangstür lie-gen soll oder in dem hinteren Bereich mit Blick auf den Garten. Auch die Größe der Zim-mer und die Raumaufteilung auf die verschiedenen Geschosse konnten selbst bestimmt werden.

„Wir haben uns für ein Gäste-WC im Erdgeschoss entschieden. Meine Schwiegereltern sind sehr oft hier und passen auf unsere Tochter auf. Ich möchte ihnen nicht zumuten auch im höheren Alter die Treppen in das Familienbadezimmer laufen zu müssen.“

Positiv hervorgehoben wurde von Bewohnern die offene Gestaltung des Treppenhauses. Von Vorteil sei es, dass die Eltern hören, wo im Haus sich die Kinder aufhalten und man mitbekommt, wenn etwas passiert ist.

„Einen offenen Erdgeschossbereich habe ich mir schon immer gewünscht; zum einen ist es ganz toll für die Kinder – ich weiß auch nicht, aber die lieben diese Rundläufe – und ich fühle mich beim Kochen nicht so außen vor, sondern mittendrin im Familienleben.“

Potentielle Erweiterungsfläche für Realisiertes Teeny-Haus, genutzt Offener Übergang zwischen

den privaten Außenbereich als Arbeitszimmer Essküche und Wohnbereich

Stadtgartenhaus, Beispielgrundriss Haustyp A (Quelle: GPI Grundwerte GmbH & Co KG) Fazit

Die Stadt Osnabrück hat im Vorfeld des Bauprojektes Jahn-Carrée eine breit angelegte PR-Kampagne durchgeführt. Diese zielte zum einen darauf ab, potentielle Interessenten auf das Vorhaben aufmerksam zu machen und zum anderen die Nachbarn durch Infor-mation und Einbindung für das Vorhaben zu gewinnen. Durch die intensive Beteiligung der Bewohner ist es gelungen, moderne, junge und familienfreundliche Bautypologien bei gleichzeitiger Sicherung der architektonischen und städtebaulichen Qualität zu schaffen, die eine hohe Akzeptanz sowohl bei Nachfragern (junge Familien) als auch bei Bewoh-nern des gründerzeitlichen Quartiers finden. Ebenso bedeutend für den Erfolg des Pro-jektes war die enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Investor, wodurch ein ständiger Austausch im Prozess und bei der Realisierung erfolgte.

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Die Stadthäuser im Jahn-Carrée werden insbesondere von Familien nachgefragt, die bereits zuvor im Stadtteil „Wüste“ in einer Altbauwohnung gewohnt haben. Viele der Fa-milien schätzen dort vor allem die Nähe zu Betreuungseinrichtungen, Schulen, Einkaufs-möglichkeiten aber auch zu kulturellen und gastronomischen Angeboten sowie zu ihrem gewohnten sozialen Umfeld. Darüber hinaus wird positiv hervorgehoben, dass es sich bei dem Neubauquartier um ein überschaubares Ensemble handelt, das sowohl aus Eigen-tumswohnungen und Einfamilienhäusern besteht und damit nicht nur eine Bevölkerungs-gruppe, sondern verschiedene Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen anspricht. Auf diese Weise ist eine altersgemischte Nachbarschaft entstanden. Durch die direkte Nachbarschaft von Jung und Alt können informelle Kontakte zu einer besseren Alltagsor-ganisation beitragen (Einkaufshilfe für Ältere oder Ältere als Babysitter). Entscheidend trägt zu diesem gemeinschaftlichen Siedlungsleben die „Blockstruktur“ mit einer großzü-gig gestalteten Gemeinschaftsfläche im Innenbereich bei. Über die Nutzung der Fläche müssen sich die Eigentümer sowohl der Stadthäuser als auch der Eigentumswohnungen einigen.

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3.4 Landsberg – „sml-Hauskonzept“

Landsberg am Lech (Bayern) Stadtoase am Katharinenanger

rd. 27.600 Einwohner 31 WE

Die Einwohnerzahl der Stadt Landsberg am Lech ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen (rd. 200 bis 300 Einwohner im Jahr) und beträgt heute ca. 27.600 Einwohner. Landsberg profitiert von seiner Lage im erweiterten Einzugsbereich von München (58 km) und Augsburg (38 km). Die insbesondere im Vergleich zu München günstigen Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser schlagen sich in einem positiven Wande-rungssaldo und einem überdurchschnittlich hohen Anteil der Altersgruppe der 25- bis unter 50-Jährigen nieder. 5

In der Stadt Landsberg existiert bereits seit 1971 ein Einheimischenprogramm. Im Rah-men des Programms kauft die Stadt jeweils 50% des neu zu beplanenden Grundstücks auf und verkauft die Grundstücke zu Preisen unter Marktwert – aber ohne Verlust – an Familien mit Kindern weiter. Das Baugebiet Katharinenanger wurde nicht im Einheimi-schenprogramm aufgenommen. Hier wurden die Grundstücke in Teilbereichen (Projekt Stadtoase am Katharinenanger) jedoch direkt von der Stadt an die Endnutzer veräußert. Die Grundstückspreise lagen dort durchschnittlich bei 250 Euro/qm.

Bei dem Baugebiet Katharinenanger handelt es sich um eine aufgegebene Militärfläche im Süden der Stadt. Das Projekt Stadtoase wurde auf einem Teilbereich des Neubauge-bietes Katharinenanger realisiert. Das Wohnquartier ist umgeben von ehemals militärisch genutzten Bestandsgebäuden, die heute sowohl Wohnnutzung als auch Dienstleistungs-anbieter (Finanzamt, Stadt Landsberg) beherbergen. Benachbart zur Einfamilienhausbe-bauung wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls Geschosswohnungen realisiert; eine große Freifläche im Südwesten des Grundstücks wird derzeit mit Einfamilienhäusern (Reihenhäuser und freistehende Einfamilienhäuser) überplant. Versorgungsangebote (Plus, REWE etc.) befinden sich in unmittelbarer Nähe, ein Kindergarten wird in die süd-lich des Wohnquartiers angrenzende (ehemalige) Reithalle gebaut. Vom Standort aus ist man fußläufig in ca. 10 Minuten in der Innenstadt.

5 Der Anteil der 25 bis unter 50-Jährigen in Landsberg (Lech) beträgt 40,2%, der Anteil in Bayern insgesamt 37,1% (Quelle: Stadt

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Planungsprozess

Nach Aufgabe des Militärgeländes wurde das Grundstück im Baugebiet Katharinenanger aus-gewiesen. Nachdem die Planungen des ersten Bauinteressenten nicht realisierungsfähig waren (u-förmige Blockbebauung, autofrei), wurde das Grundstück im Jahr 2002 erneut ausgeschrieben und zwei Konzepte für das Gelände eingereicht. Die Projektentwicklungsgesellschaft b+m mbH, Dr. Joachim Brech und Dipl.-Arch. Walter Mühl-bauer konnte die Stadt aufgrund einer dichten Bebauung (32 WE) und kostengünstigen Bauwei-se für ihr Konzept gewinnen (Änderung B-Plan 2004). In diesem Konzept wurde der ursprüngli-che Gedanke einer autofreien Siedlung aufge-nommen. Die Planungen sahen Sammelstellplät-ze am Rande des Wohnquartiers und eine offene Grünplanung in der Siedlung vor. Dieses Konzept wurde in einer zweiten Änderung des Bebau-ungsplans modifiziert, weil der „autofreie Grund-gedanke“ bei den Nachfragern nicht auf Reso-nanz stieß. Alle Haushaltstypen, aber insbeson-dere Familien mit Kindern, haben aufgrund des fehlenden Stellplatzes in unmittelbarer Nähe zum Haus, Abstand von einer Kaufentscheidung ge-nommen (es wurde kein Haus vermarktet). Die Promotion der autofreien Siedlung lief fast ein ganzes Jahr, dann wurde der Be bauungsplan erneut überarbeitet und das Baugebiet in zwei Bauabschnitte unterteilt (2. Änderung März 2005: I. BA / 3. Änderung Juli 2005, II. BA). In dem neuen Konzept ist eine Wohnstraße mit zwei Wendehammern in das Quartier integriert. Diese Veränderung der städtebaulichen Gestaltung des Gebietes hat zu einer sehr hohen Akzeptanz des Quartiers und zu einem schnellen Abverkauf der Häuser geführt.

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Bautypologie

Beim Projekt Stadtoase am Katharinenanger wurden 31 (statt wie möglich 32) Häuser nach dem gleichem Konzept, dem so genannten sml-Hauskonzept realisiert. Dieses Konzept ermöglicht unterschiedliche Bautypen aufbauend auf der gleichen modularen Basis. Die Bezeichnung sml resultiert aus den Angebotsformen der Haustypen: Die Häu-ser „s“ (small) verfügen über eine Grundfläche von 6x6 Metern, es entsteht ein kleines Haus mit rd. 90qm Wohnfläche, das Haus „m“ (medium) verfügt über 6x8 Meter (ca. 125qm) oder 6x10 Meter (ca. 160qm) und das Haus „l“ (large) über 8x8 Meter (ca. 160qm). Das Konzept besteht aus einem Grundhaus, das auf einem Zweimeterraster aufbaut (Innenmaß) und Ergänzungsmodulen.

Der Haustyp ist dreigeschossig (EG, OG, DG) realisiert. Das Dachgeschoss ist ein Voll-geschoss mit obligatorischer Dachterrasse. Das Haus kann auch zwei Wohnungen ent-halten, wobei die obere sowohl durch eine Außentreppe als auch durch eine innen lie-gende Treppe erschlossen werden kann.

Durch die Vielfalt von Kombinationsmöglichkeiten entstehen unterschiedliche Hausange-bote. Neben frei stehenden Einfamilienhäusern und Doppelhäusern wurden in Landsberg Hausgruppen à drei Häuser realisiert (keine Reihenhäuser). Darüber hinaus sind Einlieg-erwohnungen möglich.

Doppelhäuser und freistehende Konglomerat mit drei Häusern freistehendes EFH, durch 2.

Einfamilienhäuser Eingang auch 2 WE möglich

Qualitäten in der Nachbarschaft

Anfahrt/Abfahrtsmöglichkeiten zum Haus/Stellplatzmöglichkeiten:

Das erste Siedlungskonzept (autofreie Siedlung) wurde von den Nachfragern nicht ak-zeptiert. Die oft diskutierten Vorteile von autofreien Siedlungen (sichere Aufenthaltsräume für Kinder, weniger Immissionsbelastungen im direkten Wohnumfeld etc.) wurden von den Familien in Landsberg nicht als solche bewertet. Höhere Priorität hat eine praktikable Alltagsorganisation. Für Eltern ist es wichtig, möglichst wenig Zeit mit der Organisation von „Alltäglichkeiten“ wie Einkaufen fahren, Auto ausräumen, Kinder wegbringen und abholen etc. zu verbringen. Die An- und Abfahrtmöglichkeiten sowie Stellplatzsituation im Katharinenanger wurden sehr positiv bewertet. Im Einzelnen konnten die Käufer ent-scheiden, ob sie einen Stellplatz oder Carport bevorzugen, z.T. war die Mitsprache bei der Standortwahl auf dem eigenen Grundstück möglich.

„… ohne Stellplatz vor der Tür und der Möglichkeit direkt ans Haus fahren zu können, hätten wir uns für dieses Haus wohl nicht entschieden. Man verbringt sowieso schon so viel Zeit mit „organisieren“…das klingt banal, aber wenn all diese Dinge auch noch zu „Alltagsthemen“ werden, gibt es immer mehr „Stressfaktoren“ und auch Reibungspunkte. Wieso so anstrengend, wenn es auch einfacher geht?“

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individuelle Stellplatzlösungen in, zusätzliche Stellplätze am Rand hausnaher Carport, Vorschrift:

Hausnähe des Wohnquartiers Dachneigung 7° und begrüntes

Dach Sichere Spielmöglichkeiten im hausnahen Bereich

Die städtebauliche Gestaltung der Siedlung bietet Kindern Freiräume im Außenraum. Es existiert nur eine Zufahrtstraße (Anliegerstraße), die in zwei Sackgassen endet. Die kur-vige Gestaltung zwingt Autofahrer zum Schritttempo. Die Straßen in der Siedlung werden von den Kindern als Spielstraßen genutzt. Vor allem in den Sommermonaten sind die Wendebereiche Aufenthaltsorte für Kinder mit Fahrrädern, Rollschuhen und Laufrollern. Was für Eltern ein großes Plus darstellt (Kinder in Hausnähe, z.T. Beobachtungsmöglich-keiten vom Küchenfenster), stößt bei Bewohnern ohne Kinder zum Teil auf große Kritik (zu geringe Abstandsflächen, keine Pufferbereiche).

„Was in der Siedlung fehlt, ist ein Treffpunkt für die Eltern und ein kleiner Spielplatz für die Kinder. So nutzen sie zum Spielen im direkten Umfeld den Wendehammer.“

„Manchmal kommt man abends nach Hause und muss erst etliche Fahrräder und Spiel-zeuge von der Straße räumen, um an sein Grundstück zu kommen.“

Die Größe des Wohnquartiers, die räumliche Anordnung mit kleinen Wohnwegen und die farbliche Gestaltung der Häuser, hilft den jüngeren Kindern „ihren Aktionsradius“ zu defi-nieren. Sie können sich in der Siedlung „frei“ bewegen und gefahrlos ihre Welt erkunden.

„Die Struktur der Siedlung ist gut für die Kinder. Meiner kleinen Tochter (5 Jahre) sage ich, dass sie nicht über die „große“ Straße laufen soll, aber sie kann sich hier in der Sied-lung überall aufhalten. Die Große (8 Jahre) darf auch ohne Aufsicht auf den etwas ent-fernter liegenden Spielplatz gehen.“

verkehrsberuhigte Wohnstraße, Fußwegeverbindungen ohne fußläufig erreichbarer Spie-von Kindern als Spielstraße Autoverkehr platz für ältere Kinder genutz

Objektqualitäten

Hausnahe Abstellmöglichkeiten

In der Konzeption sind keine hausnahen Abstellmöglichkeiten obligatorisch. Insbesondere für die Familien in der Siedlung ist das Unterbringen von Fahrrädern, Rasenmähern, Spielgeräten etc. unverzichtbar, so dass individuelle Einzellösungen gesucht werden. Die

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Variationen reichen von Abstellräumen im Vorgarten (u.a. für Müll) über vergrößerte Car-ports bis zu Gartenhäusern.

„Es dürfen leider keine Garagen gebaut werden, aber ein Carport wird jetzt auf jeden Fall gebaut. So etwas braucht man doch, auch als Abstellraum.“

„Es ist klar, dass man ein Carport braucht. Den haben wir jetzt. Wir haben ihn extra zwei bis drei Meter länger geplant, damit wir gleichzeitig noch eine Abstellmöglichkeit für die Räder haben.“

Carport als Abstellfläche Abstellkammern im Vorgarten Platz für Carport als Abstellbereich Private Freiflächen am Haus/Privatheit im Haus

Die für Familien besonders wichtige Privatheit, die durch geschützte Bereiche im Garten, uneinsehbare Bereiche im Haus und Rückzugsorte für einzelne Familienmitglieder er-reicht wird, war ein wesentliches Entwicklungsziel bei der Konzeption der Hauskonzepte. Jedes Haus sollte über wenigstens einen geschützten Freiraum (Garten oder Dachter-rasse) verfügen sowie individuelle Gestaltungen im Haus zulassen.

Durch die versetzte Anordnung der Häuser konnte in vielen Bereichen der Siedlung Pri-vatheit im hausnahen Bereich realisiert werden. In den Gesprächen wurde deutlich, dass die Nachfrager die Häuser nicht als klassischen Reihenhaustyp gewählt hätten, die Kong-lomerate aus drei Häusern jedoch attraktiv bewerteten. Anders als bei „monoton aufge-reihten Reihenhäusern“ haben die Konglomerate Eingangs- und Gartenbereiche zu un-terschiedlichen Himmelsrichtungen und bieten damit eine größere Privatheit. Weniger Akzeptanz finden in diesem Zusammenhang die ursprünglich von den Architekten ge-planten Freiräume zwischen Sichtschutzwand und Haus. Die „Räume der Kommunikati-on“ stören die Bewohner in ihrer Privatsphäre. Gärten, die aufgrund ihrer Lage stark ein-sehbar sind, werden durch Hecken geschützt. Jedes Haus verfügt über eine zusätzliche Dachterrasse.

Die individuellen Konzeptionsmöglichkeiten der Häuser (Wände, Badezimmer etc.) wur-den vor allem auch von Familien mit älteren Kindern geschätzt. Das Wohnen über bis zu vier Ebenen (mit ausgebautem Keller) ermöglicht „etagenweise“ Rückzugsräume für die einzelnen Familienmitglieder.

„Durch die verschiedenen Etagen haben meine beiden Söhne (15, 17 Jahre) ihre eigenen Rückzugsbereiche. Für den einen haben wir den Keller ausgebaut (inkl. Bad), für den anderen haben wir die obere Ebene mit (Raucher-) Terrasse und kleinem Waschbecken ausgebaut. Hier im Erdgeschoss ist unser gemeinsamer Wohnbereich (Küche, Wohn- und Essecke) und im ersten OG ist mein Schlaf- und Arbeitszimmer. In unserer altern Wohnung haben wir zu dicht nebeneinander gewohnt (offene Maisonette) und dafür sind unsere Lebensrhythmen mittlerweile einfach zu unterschiedlich.“

„Ich habe keine Lust die Freunde meiner Tochter morgens im Bad zu treffen. Daher ist diese Kinderetage inkl. Bad und eine separate Elternetage eine gute Lösung.“

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