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Verhaftet wegen Spionage für Österreich und antisowjetischer Agitation

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Verhaftet wegen Spionage für Österreich und antisowjetischer Agitation

Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer

Tausende Österreicher lebten in den zwanziger und dreißiger Jahren in der So- wjetunion. Ehemalige Kriegsgefangene blieben freiwillig und gründeten eine Familie. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise emigrierten zahlreiche Arbeits- lose in die Sowjetunion, Techniker und Ingenieure wurden von sowjetischer Seite aktiv angeworben. Kommunisten wurden von der Partei zu Schulungs- zwecken nach Moskau entsandt. Schließlich flüchteten nach dem Februar 1934 etwa 750 Schutzbündler über die Tschechoslowakei in die Sowjetunion. Das vom Zukunftsfonds unterstützte Forschungsprojekt des Dokumentationsar- chivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) behandelt das Schicksal jener Österreicher, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion Opfer der stalinistischen Repressionen wurden, indem sie verhaftet, gefoltert, in Zwangsarbeitslager eingewiesen oder erschossen wurden. Erfasst sind Per- sonen, die einen engen Bezug zum Staatsgebiet der Ersten Republik haben, auch wenn einige formal nicht österreichische Staatsbürger waren.

Festgestellt wurden bisher 769 Fälle von Verhaftungen, davon betrafen 185 Schutzbundemigranten. 89 Personen waren als KP-Anhänger in die Sowjet- union gelangt. In den allermeisten Fällen wurden die Verhafteten mit dem ab- surden Vorwurf der Agententätigkeit für Österreich, Deutschland oder fallweise andere Länder konfrontiert, der in keinem einzigen Fall belegt ist. Oft wurde zusätzlich der Vorwurf der antisowjetischen Agitation erhoben, wofür schon die geringste – praktisch immer gerechtfertigte Kritik – am System ausreichte, wenn sich ein Denunziant fand. Mehr als ein Drittel der Verhafteten wurde zum Tode verurteilt und erschossen, mehr als 80 weitere Österreicher kamen in der Haft ums Leben. An die 100 Verhafteten wurden nach meist jahrelanger Unter- suchungshaft freigelassen, in der Folge meist ausgewiesen.

Prominente Opfer:

Valentina Adler (Tochter des Individualpsychologen), Herbert Breth- Mildner (Musiker), Peter Demant (Schriftsteller), Gustav Deutsch (Sohn des Schutzbundführers), Gustav Döberl (Pionier des sowjetischen Schi- sports), Hans Hauska (Komponist), Franz Koritschoner (KPÖ-Funktionär),

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Wilhelm von Lobkowicz (Offizier), Karl Nebenführ (NKVD-Offizier), Franz Schillinger (Schöpfer der sowjetischen Nationalparks), Eva Stricker (ungarisch-österreichisch-amerikanische Designerin), Karl Trincher (Arzt und Biologe), Alexander Weißberg (Physiker und Autor), Franz Quittner (Physiker).

Das Buch „… Ein Paragraf wird sich finden“ von Barry McLoughlin und Josef Vogl enthält ein Vorwort von Heinz Fischer und eine ausführliche Einleitung über Politik und Wirtschaft der Stalin-Ära (bis 1945) sowie über Ursachen, Verlauf und Opfer des Terrors. Ausführlich geht es auf besonders interessante Gruppen von Opfern ein, z. B. die „Coffee“-Agentengruppe (Österreicher im Dienste des NKVD sollten über „Ostmark“-Gebiet aus britischen Flugzeugen abspringen) oder jene österreichischen Wissenschaftler, Techniker und Kultur- schaffenden, die bis zu ihrer Verhaftung in der Sowjetunion Karriere machten.

Das Buch wird in einer Presseveranstaltung in Anwesenheit von Angehörigen von Opfern am Mittwoch, 19. Juni 2013, um 10 Uhr in der Ausstellung des DÖW im Alten Rathaus (Wipplingerstraße 6–8, 1010 Wien) vorgestellt.

Die Buchpräsentation findet am gleichen Tag um 18.30 Uhr in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung im Institut für Publi- zistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien (Währinger Straße 29, 1090 Wien) statt. In diesem Rahmen wird es Gelegenheit zu Gesprä- chen mit Angehörigen von Opfern und Diskussionen geben.

Einleitung: Fritz Hausjell Moderation: Brigitte Bailer

Wladislaw Hedeler wird das Buch von Alexander Vatlin „Was für ein Teufelspack“. Die deutsche Operation des NKWD in Moskau und im Mos- kauer Gebiet 1936 bis 1941 (Berlin 2013) vorstellen, das er ins Deutsche übersetzt hat.

Kontakt:

Dr. Josef Vogl, DÖW, T 22 89 469–312, E-Mail: josef.vogl@doew.at

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