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Feministische Geographien und geographische Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum

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Feministische Geographien und geographische Geschlechterforschung

im deutschsprachigen Raum

Dr. Claudia Wucherpfennig

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Institut für Humangeographie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M., Robert-Mayer-Str. 6-8, D-60325 Frankfurt am Main, Germany

Email: wucherpfennig@em.uni-frankfurt.de

Dr. Katharina Fleischmann

Lehrstuhl Theorie der Architektur, Brandenburgische Technische Universität Cott- bus, Postfach 10 13 44, D-03013 Cottbus, Germany

Email: fleischmann@tu-cottbus.de

Zusammenfassung

Feministische Geographien und geographische Geschlechterforschung um- fassen eine Vielzahl an Themenfeldern und Fragestellungen zum Zusammenhang von Raum und Geschlecht(lichkeit), die aus unterschiedlichen theoretischen Per- spektiven in allen geographischen Bereichen behandelt werden können. In unserem Beitrag liefern wir einen Überblick über Inhalte, Ziele und Entwicklungspfade von Geschlechter- und feministischer Forschung in der deutschsprachigen Geographie.

Dieser Überblick ist in allgemeine Überlegungen zu Geschlechterforschung in den Sozialwissenschaften eingebettet und an verschiedenen geschlechtertheoretischen Perspektiven – Frauen-, Geschlechterverhältnis-, Männer-/Männlichkeits- und Ge-

1 Creative Commons: Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung

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schlechtsforschung – orientiert. Entlang der Frage Wie weiblich ist die Nacht? wer- den die Ausführungen zu den Fragestellungen, Blickachsen und Arbeitsweisen fe- ministischer Geographien an zwei Beispielen konkretisiert und vertieft.

Einleitung

Für mich hat feministische Geographie ganz klar damit zu tun, zu springen, Lust zu haben, Neues zu entdecken, was eben nicht nur Frauen betrifft, was die ganze Geographie betreffen müsste. Es ist extrem, eine Geographie der Lust und der Veränderung … Die Aufgabe feministischer Geographie, In- formationslücken zu schließen, (sehe ich) überhaupt nicht. Wenn feministi- sche Geographie als spannendes Projekt fortbestehen soll, dann muss sie aufreißen, dann muss sie verändern, dann muss sie umstoßen, also als kriti- sches Element.

Verena Meier-Kruker, zit. in Fleischmann und Meyer-Hanschen (2005, 146)

Wir schreiben das Jahr 1988. Eine kleine Gruppe junger Geographinnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz trifft sich im malerischen Les Emibois im Schweizerischen Jura. In der ländlichen Ruhe des Gartens – in der Ferne sind Kuh- glocken zu hören – sitzen die Frauen bei Pfefferminztee und tauschen sich über ih- re Unzufriedenheit mit und in ihrer Disziplin aus: Frauen sind in der Geographie kaum präsent – weder als Forschungs„objekte” noch als wissenschaftliches Perso- nal, v.a. in den höheren Qualifikationsebenen. Dabei ist es offensichtlich, dass räumliche Strukturen Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschweren und dass bestehende Forschungsmethoden in ihrer Ausrichtung auf männliche Erwerbsarbeitsalltage die Lebenszusammenhänge von Frauen kaum erfassen können. Die deutschsprachige Geographie scheint das in ihrer patriarcha- len Ausrichtung jedoch noch nicht erkannt zu haben. Doch es gibt Hoffnung: Jen- seits des Kanals soll es ein Projekt namens feminist geographies geben …

20 Jahre später, wir befinden uns im Jahr 2008. Das Projekt „Feministische Geographien” hat seinen Lauf genommen. Aus der kleinen Gruppe Geographinnen erwuchsen verschiedene Netzwerke und Arbeitskreise, die dem Informationsaus- tausch und der inhaltlichen Entwicklung feministischer Geographien dien(t)en:

Feministisch interessierte Geographie-Studentinnen trafen sich seit 1989 26 Mal, um an „feministischen” Themen zu arbeiten, die in der dominanten „male-stream”- Geographie kaum behandelt wurden. Im Deutschen Verband für Angewandte Geo- graphie bestand zwischen 1997 und 2000 der Arbeitskreis „Feministische Geogra- phie”, der sich vor allem mit feministischer Kritik rund um Planung beschäftigte und diese in die Verbandsarbeit einbrachte. Seit 1989 besteht der Arbeitskreis

„Feministische Geographie” in der Deutschen Gesellschaft für Geographie mit rund 35 Mitgliedern, der u.a. bei Geographentagen mit inhaltlichen Sitzungen ver-

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treten ist. 2005 benannte er sich in „Geographie und Geschlecht” um, insbesondere um Offenheit gegenüber Geographen und Geographinnen zu signalisieren, die sich einem „feministischen Spektrum” nicht zurechnen möchten. Zur Vernetzung all dieser Aktivitäten und zum Informationsaustausch existiert seit 1988 der sog. Geo- Rundbrief bzw. dessen digitaler Nachfolger, das „Feministische Geo-RundMail”, das alternierend an verschiedenen Universitäten zusammengestellt wird.

Ein großer Teil feministisch-geographischer Arbeit wurde lange Zeit in Form von Qualifikationsarbeiten von Studentinnen und Nachwuchswissenschaftle- rinnen geleistet (zu Statistiken und Übersichten s. Bächli und Bühler, 2006;

Fleischmann und Meyer-Hanschen, 2005, 77-133). Mit rund 160 Veröffentlichun- gen in deutschsprachigen Fachzeitschriften (s. Bächli und Bühler, 2006, 21) exi- stiert heute eine stattliche Anzahl an allgemein zugänglicher Literatur zu geogra- phischer Geschlechterforschung und feministischen Geographien. An zahlreichen Universitäten im deutschsprachigen Raum werden Lehrveranstaltungen zu Ge- schlechterthemen angeboten. Vor allem die Universitäten Basel, Bern, Zürich, Wien und München verfüg(t)en mit Elisabeth Aufhauser (Wien), Elisabeth Bäschlin, Doris Wastl-Walter (beide Bern), Elisabeth Bühler (Zürich) und Verena Meier-Kruker (Basel/München), die zu den „Vorreiterinnen” feministischer Geo- graphien im deutschsprachigen Raum zählen, über personelle Ressourcen und in- haltliche Kontinuitäten. An deutschen Universitäten sind feministische Geogra- phien und geographische Geschlechterforschung vornehmlich an Einzelpersonen gebunden, zumal die Relevanz dieser Ansätze im allgemeinen Kanon nicht selbst- verständlich (an)erkannt wird (Aufhauser, 2005, 9; Fleischmann und Meyer- Hanschen, 2005, 43ff).

Doch Halt! Was hatte es mit dem Pfefferminztee in Les Emibois auf sich?

Was sind nun eigentlich feministische Geographien? Eine Nischendisziplin? Oder ein modischer Trend der 1990er Jahre? Geht es dabei nur um Frauen? Muss es denn gleich feministisch sein? Was hat das alles überhaupt mit Geographie zu tun?

Und warum eigentlich feministische Geographien?

Die letzte Frage ist schnell beantwortet: Feministisch-geographisches Arbei- ten zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Themenfeldern und Fragestellungen sowie theoretischen Zugängen und Zielsetzungen aus, die sich in stetiger Verände- rung befinden. Um dem gerecht zu werden, sprechen wir von feministischen Geo- graphien. Alle anderen Fragen – bis auf die Sache mit dem Pfefferminztee – möch- ten wir im Folgenden beantworten. Da die Entwicklung feministischer Geogra- phien und geographischer Geschlechterforschung eng mit feministischen Arbeiten in anderen Disziplinen verknüpft ist, ist es notwendig, über den disziplinären Tel- lerrand zu schauen und Grundzüge feministischen Denkens, Forschens und Arbei- tens darzulegen. In einem ersten Schritt werden wir deshalb allgemeine Charakteri- stika von feministischer Wissenschaft sowie geschlechtertheoretische Perspektiven in den Sozialwissenschaften vorstellen. Im Anschluss stellen wir überblicksartig

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wesentliche Inhalte, Ziele und Entwicklungspfade von Geschlechterforschung und feministischer Wissenschaft in der deutschsprachigen Geographie dar. Schließlich bewegen wir uns in die nächtliche Stadt, um die Ausführungen am Beispiel des Verweisungszusammenhangs von Stadt, Geschlecht und Nacht zu konkretisieren.

Geschlechterforschung und feministische Wissenschaft

In unserem Beitrag unterscheiden wir begrifflich zwischen (geographischer) Geschlechterforschung einerseits und feministischer Wissenschaft bzw. Geogra- phie andererseits. Unter dem Terminus Geschlechterforschung fassen wir alle For- schungsarbeiten, die – auf verschiedene Art und Weise und mit unterschiedlichen Zielsetzungen – Geschlecht bzw. Geschlechtlichkeit in den Blick nehmen. Femini- stische Wissenschaft und Forschung – oder „akademisch gewordener Feminismus”

(Hark, 2006, 21) – hingegen verbindet wissenschaftliche Arbeit mit feministischer Politik. Ausgehend von der Kritik an einer androzentrischen („männerzentrierten”) Prägung der Institution Wissenschaft und deren Wissensproduktion, nimmt femini- stische Forschung verschiedene Ebenen von Wissenschaft in den Blick, um die

„vergeschlechtlichte disziplinäre Ordnung” wissenschaftlichen Wissens aufzuspü- ren, zu hinterfragen und zu transformieren (Hark, 2006, 29). Feministische Wissen- schaft als umfassende erkenntnistheoretische Perspektive analysiert und kritisiert Geschlechterhierarchien respektive patriarchale Macht- und Herrschaftsstrukturen in unterschiedlichen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen, versucht diese zu verändern und so zur Überwindung hierarchischer Geschlechterordnungen beizutragen. Neben dem Aufspüren von Androzentrismen und Forschungslücken in den verschiedenen Disziplinen sind auch wissenschaftstheoretische (s. bspw. Har- ding, 1990; Keller, 1986; Schmuckli, 1996), wissenschaftssoziologische sowie me- thodologische (s. Becker und Kortendiek, 2004; Diezinger, 1994) Fragen der Wis- sensproduktion relevant. Ein Ziel feministischer Wissenschaft liegt im Aufzeigen der Relevanz der Kategorie Geschlecht in allen Disziplinen (s. Bock und Land- weer, 1994, 99f nach Hark, 2006, 27). Geschlechterforschung und die erkenntnis- theoretische Perspektive feministischer Wissenschaft sind demnach zwei Ansätze, die miteinander verknüpft sein können, aber nicht müssen: Geschlechterforschung nimmt Geschlecht bzw. Geschlechtlichkeit in den Blick, muss dabei aber nicht zwangsläufig die „Brille” feministischen Erkenntnisinteresses tragen und mit ei- nem gesellschaftskritischen Impetus zur Überwindung von Geschlechterhierarchien verbunden sein.

Die beiden Ansätze sind kein homogenes Projekt; vielmehr haben sie sich als ein komplexes, vielstimmiges und spannungsreiches Feld konstituiert, das sich durch einen unabgeschlossenen Prozess von Auf- und Abbrüchen, Ein- und Wider- sprüchen sowie Ein- und Ausschlüssen auszeichnet (s. Hark, 2006, 42). Unser Ver- such, in einem kursorischen Überblick unterschiedliche Strömungen und Positio- nen innerhalb der Geschlechterforschung bzw. feministischen Wissenschaft und

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Geographie darzustellen, ohne auf Differenzierungen zwischen dem deutschspra- chigen, anglo- und frankophonen Raum und zwischen verschiedenen Disziplinen eingehen zu können, muss entsprechend vereinfachend und komplexitätsreduziert erfolgen.

Geschlechtertheoretische Perspektiven

Seit Beginn der Geschlechter- und feministischen Forschung in den späten 1960er Jahren haben sich verschiedene Formen herausgebildet, Geschlecht bzw.

Geschlechtlichkeit zu thematisieren und die Verhältnisse zwischen den Geschlech- tern in den Blick zu nehmen. Im Folgenden wird eine Differenzierung geschlech- tertheoretischer Perspektiven vorgestellt, welche sich an den Forschungs„objekten”

orientiert und grundlegend für das Verständnis von Geschlechter- und feministi- scher Forschung ist. Bei dieser Differenzierung folgen wir einem Vorschlag der Philosophin und Soziologin Andrea Maihofer (2004; s. auch Becker-Schmidt, 2001; Hark, 2001). Maihofer beobachtet für die vergangenen vier Jahrzehnte eine Verschiebung „von der Frauen- zur Geschlechterforschung”, in Zuge derer sich neben der Frauenforschung die Geschlechterverhältnisforschung, die Männer- bzw.

Männlichkeitsforschung und die Geschlechtsforschung herausgebildet haben. Diese Verschiebung begreift sie als eine Perspektiv-Erweiterung, mit der eine „Radikali- sierung der Fragestellung” einher-ging (Maihofer, 2004, 11f). Die Perspektiven, welche auf je eigene Art Forschungsarbeiten geprägt und „feministisch- wissenschaftliches Wissen” hervorgebracht haben, existieren heute teils konkurrie- rend, teils ergänzend nebeneinander.

Frauenforschung: Forschungsgegenstand der Frauenforschung, die sich Ende der 1960er Jahre formierte, sind die Lebensverhältnisse und -realitäten von Frauen in verschiedenen sozio-historischen und -ökonomischen Kontexten. Ausgangspunkte waren zum einen “die vielfältigen Diskriminierungserfahrungen von Frauen in Wissenschaft und Gesellschaft” (Maihofer, 2004, 13), zum anderen die Kritik an einer androzentrischen Wissenschaft, welche die Lebensrealitäten von Frauen weitgehend ignorierte. Das Ziel der Frauenforschung lag zunächst in der Sichtbar- machung und („besseren”, da lebensnäheren) Beschreibung der spezifischen Situa- tionen von Frauen in Erwerbsleben, Familie, Bildungssystem, Politik, Öffentlich- keit und anderen gesellschaftlichen Bereichen, was auch die Sichtbarmachung der bisherigen Nichtwahrnehmung in der herkömmlichen Forschung einschloss. Zu- dem ging und geht es darum, „die Ursachen sozialer Ungleichheit insbesondere der Frauen [gegenüber Männern] aufzudecken und zu versuchen, durch diese Analyse auch die gesellschaftlichen Verhältnisse zu beeinflussen” (Gerhard, 1991, 46 zit. n.

Maihofer, 2004, 14; Hervorh. d. Verf.). In diesem Sinne wurde vielfach auch von Frauenforschung als Forschung von Frauen für Frauen gesprochen. Dieser gesell- schaftskritische Impetus, der besonders die Anfänge der Frauenforschung prägte, ist indes nicht zwangsläufig. In einer liberalen Spielart kann Frauenforschung auch

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bedeuten, die Lebenszusammenhänge von Frauen zu beschreiben und zu analysie- ren, ohne die Gesellschaftsordnung grundlegend zu kritisieren und verändern zu wollen.

Geschlechterverhältnisforschung: Die Geschlechterverhältnisforschung, welche sich im deutschsprachigen feministischen Diskurs im Verlauf der 1980er Jahre he- rausbildete, markiert eine erste Perspektiv-Verschiebung. Geschlecht wird hier primär als Strukturkategorie aufgefasst. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen nicht („die”) Frauen und deren Lebensrealitäten, Chancen und Erfahrungen in iso- lierten gesellschaftlichen Bereichen, sondern das relationale, sich wechselseitig bestimmende Verhältnis zwischen Männern und Frauen unter je spezifischen ge- sellschaftlichen Bedingungen. Erkenntnisse über soziale Ungleichheiten z.B. in Bezug auf Bildungs- und Erwerbschancen, von denen „Frauen aufgrund ihres so- zialen Geschlechts2 betroffen sind, lassen sich … nur gewinnen, wenn die Bevor- zugungen beim Namen genannt werden, die jene Personen genießen, welche als Männer in die Gesellschaft eintreten” (Becker-Schmidt, 2001, 37; Hervorh. i.

Orig.). Es geht also darum, die Struktur und (Re)Produktionsbedingungen wie auch den Wandel von Geschlechter-Ordnungen zu analysieren. Der Blick richtet sich auf die (veränderbare) „gesellschaftliche Organisation des Geschlechterverhältnisses”

(Becker-Schmidt, 1991, 125 zit. n. Maihofer, 2004, 16; Hervorh. d. Verf.), welche als grundlegend für die „geschlechtsspezifische” Zuweisung von Rollen, Eigen- schaften, Aufgabenbereichen und Orten angesehen wird. Ebenso werden auch Dif- ferenzen innerhalb der Gruppe der Männer bzw. Frauen sowie die Verwobenheit von Geschlecht mit anderen Strukturkategorien wie Schicht/Klasse oder Ethnizität in die Analyse einbezogen (Becker-Schmidt, 2001, 34ff; Maihofer, 2004, 16).

Männer- bzw. Männlichkeitsforschung: Einer der Ausgangspunkte der Männer- bzw. Männlichkeitsforschung, die sich in den 1990er Jahren äquivalent zur Ge- schlechterverhältnisforschung formierte, war eine „zwar banal erscheinende, aber

2 Unter dem sozialen Geschlecht (engl. gender) werden in Abgrenzung zum biologischen (Körper)Geschlecht (engl. sex) die Geschlechtsidentität bzw. Geschlechterrollen und „-charaktere”

bezeichnet, welche im Rahmen von Sozialisationsprozessen und kulturellen Zuweisungen angeeig- net bzw. über verschiedene gesellschaftliche Institutionen und Medien (re)produziert werden. Die sex/gender-Unterscheidung, die in den 1960er Jahren im Rahmen der Erforschung und medizini- schen „Behandlung” von Intersexuellen in den sozialwissenschaftlichen Diskurs eingeführt wurde, wurde zu Beginn der 1970er Jahre zunächst in der US-amerikanischen feministischen Debatte auf- gegriffen. Hier fungierte sie als politisch-strategischer Begriff, um die soziale Konstruiertheit von Geschlechterrollen und -attribuierungen aufzuzeigen und biologistische Begründungen zur „Natur der Geschlechter” zurückweisen (vgl. bspw. Dietze, 2006; Hark, 2006; Heintz, 1993; Rubin 2006 [1975]).

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folgenreiche Erkenntnis: Auch Männer haben ein Geschlecht” (Maihofer, 2004, 18;

s. auch den in seiner Schlichtheit ironisch anmutenden Titel des Buches von Mart- schukat und Stieglitz, 2005: „Es ist ein Junge!”). Gingen Männer im wissenschaft- lichen und öffentlichen Diskurs bisher großteils in Vorstellungen eines allgemein Menschlichen auf (Maihofer, 2004, 18), richtet sich der Blick hier auf gesellschaft- liche Formen und Praxen der Herstellung von Männlichkeit in Sozialisationspro- zessen, die immer auch als „Disziplinierungs-, Normierungs- und Formierungspro- zesse” betrachtet werden (Maihofer, 2004, 19). In Arbeiten bspw. zu Män- nern/Jungen und Gewalt, zu Vätern und deren Verhältnis zu ihren Kindern oder zu Männern und Beruf(stätigkeit) richtet sich das Forschungsinteresse nicht nur auf relationale Dominanzverhältnisse zwischen den Geschlechtern, sondern ebenso auf Hierarchien unter Männern sowie hegemoniale Vorstellungen von Männlichkeit und „Verletzungserfahrungen in männlichen Disziplinierungsprozessen” (Maiho- fer, 2004, 18; Meuser, 2004). Zu einer Leitkategorie wurde das Konzept der „he- gemonialen Männlichkeit” des australischen Sozialwissenschaftlers Robert Connell (z.B. 1999), welches unter Einbezug von sozialen Kategorien wie Schicht/Klasse, Ethnizität, Gesundheit, Alter oder sexuelle Orientierung die Herstellungsweisen, Formen und Wirkungswiesen hierarchischer Verhältnisse zwischen Männern kri- tisch reflektiert.

Geschlechtsforschung: Im Kontext einer De-Naturalisisierung der Geschlechter- differenz3 erfolgte in den 1990er Jahren eine weitere (wenn auch zögerliche und bis heute vielfach skeptisch betrachtete) Verschiebung der Forschungsperspektive hin zur Geschlechtsforschung. Liegt der Aufmerksamkeitsschwerpunkt in der Frauen-, Geschlechterverhältnis- und Männer-/Männlichkeitsforschung auf einem der bei- den Geschlechter, und wird von diesem Standpunkt aus die Relation zwischen den Geschlechtern betrachtet, so richtet sich der Blick in der Geschlechtsforschung auf beide Geschlechter als sich wechselseitig hervorbringende „gesellschaftlich- kulturelle Existenzweisen oder als sozial konstruierte ‚Genus-Gruppen’” (Maiho- fer, 2004, 20). Der Fokus richtet sich zunehmend auf die Herstellung bzw. Kon- struktion von Geschlecht und (Zwei)Geschlechtlichkeit in institutionell verankerten Alltagspraktiken, symbolischen Repräsentationen und diskursiven Auseinanderset-

3 Wurde in der bisherigen Geschlechterforschung überwiegend davon ausgegangen, dass zwar das soziale Geschlecht historisch und kulturell variabel, das biologische Geschlecht aber inva- riant sei, so wird unter dem Stichwort De-Naturalisierung der Geschlechterdifferenz auch das bi- polar organisierte biologische Geschlecht als gesellschaftliches Konstrukt angesehen. Mit Bezug auf Studien u.a. aus der Sozialisationsforschung, Biologie, experimentellen Psychologie, Geschichte und Ethnomethodologie werden die dem Alltagsverständnis entnommene Annahme einer natürli- chen Zweigeschlechtlichkeit und eine damit verbundene „Normalität” von Heterosexualität als kon- trafaktische Unterstellung infragegestellt (s. bspw. Butler, 1991, 1995; Hagemann-White, 1984, sowie Fußnote 2).

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zungen. Unter dieser (de)konstruktivistischen Perspektive erfährt Geschlecht eine erkenntnistheoretische und ontologische Verschiebung: Geschlecht und (Zwei) Geschlechtlichkeit werden weniger als erklärende Variable betrachtet denn als ein zu erklärendes und zu analysierendes Phänomen. Das Verständnis ver- schiebt sich dabei von Geschlecht als „Strukturkategorie” hin zu Geschlecht als

„Prozesskategorie” (Maihofer, 2004, 21), womit die Konstitutions- und Reproduk- tionsmechanismen gesellschaftlicher Strukturen angesprochen sind.

Geschlechter- und feministische Forschung in der Geographie

Geographie aus einer feministischen bzw. Geschlechter-Perspektive zu betreiben, meint, die Analysedimensionen Raum/Räumlichkeit und Geschlecht (lichkeit) miteinander zu verknüpfen. Grundsätzlich kann Geschlecht (lichkeit) in allen Bereichen der Geographie thematisiert werden. Insofern sind geographische Geschlechterforschung und feministische Geographien nicht als Teildisziplin der Geographie zu verstehen, sondern als eine (Querschnitts)Perspektive, die jeglichem geographischen Arbeiten immanent sein kann. Geographische Geschlechterfor- schung und feministische Geographien umfassen dementsprechend ein großes Spektrum an Arbeiten. Dieses reicht von der Untersuchung der Aktionsräume von Frauen in städtischen und ländlichen Räumen über die Analyse des Zusammen- hangs von Geschlecht, Raum und (Erwerbs)Arbeit oder des wechselseitigen Ver- hältnisses von Körper und Raum bis hin zu einer kritischen Thematisierung gängi- ger binärer Gegenüberstellungen wie Natur versus Kultur. Zahlreiche Arbeiten, wenngleich nicht alle, zielen auf eine Veränderung von Geschlechterordnungen und -hierarchien in Wissenschaft und Gesellschaft ab.

Die Mehrzahl der feministischen und geschlechtergeographischen Arbeiten findet sich in der Humangeographie. Unter Zuordnung zur Frauen-, Geschlechter- verhältnis-, Männer-/Männlichkeits- sowie Geschlechtsforschung werden diese da- her in den folgenden Abschnitten gesondert behandelt. Zuvor werden feministische Arbeiten in der Physischen Geographie und solche mit einem wissenschaftstheore- tischen bzw. -soziologischen Schwerpunkt skizziert, die sich geschlechtertheoreti- schen Perspektiven schwerlich zuordnen lassen.

Feministisch-geographische Arbeiten mit physisch-geographischem, wissen- schaftstheoretischem und -soziologischem Schwerpunkt

Mit Bezug auf feministische Naturwissenschaftskritik (s. bspw. Heymann, 1995; Maurer, 1989; Petersen und Mauss, 1998) konzentriert sich feministisch- geographische Forschung in der Physischen Geographie in erster Linie auf wissen- schafts- und erkenntnistheoretische Analysen. Im Mittelpunkt stehen bspw. die physisch-geographische bzw. geowissenschaftliche Disziplingeschichte und ihre vergeschlechtlichten Färbungen, das Natur-, Kultur- und Selbstverständnis (in) der

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Physischen Geographie sowie die (Entstehungsgeschichte der) physisch- geographische(n) Methodologie vor dem Hintergrund der Analysedimension Ge- schlecht(lichkeit) (s. Bauriedl, 2003; Bauriedl, Fleischmann und Meyer-Hanschen, 2001; Fleischmann und Meyer-Hanschen, 2005). Feministische Ansätze sind in der deutschsprachigen Physischen Geographie bisher wenig etabliert, was (teilweise) durch eine Verkettung disziplinpolitischer und -geschichtlicher mit wissenschafts- sozialisatorischen und berufspraktischen Faktoren zu erklären ist (s. Fleischmann und Meyer-Hanschen, 2005, 70-75).

Zu den feministisch-geographischen Arbeiten mit einem wissenschaftstheo- retischen bzw. -soziologischen Schwerpunkt zählen z.B. Untersuchungen, die auf den Zusammenhang zwischen dem quantitativen Geschlechterverhältnis in der Wissenschaftsgemeinschaft und den Inhalten des Faches verweisen (s. Bauer, 1989; Binder, 1989; Wastl-Walter, 1985). Die bisher umfassendste Studie hierzu lieferte Ruth Bördlein (1994), die die Arbeitssituation von Geographinnen an deutschsprachigen Hochschulen zu Beginn der 1990er Jahre untersuchte. Die aktu- ellsten Zahlen liefert Michaela Schier (2006). Ihre Erhebung der Präsenz von Frau- en an deutschen geographischen Instituten und beim Deutschen Geographentag in Trier 2005 zeigt, dass nahezu drei Viertel des wissenschaftlichen Personals in der Geographie Männer sind. Ist das Geschlechterverhältnis unter den Studierenden ausgeglichen, so nimmt der Frauenanteil mit steigender wissenschaftlicher Position immer stärker ab. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch beim Deutschen Geogra- phentag wider, wobei die Dominanz von Männern insbesondere in der Physischen Geographie hervorsticht (Schier, 2006, 2). Auch methodologische Diskussionen sind Teil feministischer Geographien. An feministisch-sozialwissenschaftlichen Methodenkritiken orientiert, hat sich hier nach einer Phase überwiegend qualitati- ver Arbeiten zwischenzeitlich eine Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden durchgesetzt, um das Themenfeld Geschlecht, Geschlechtlichkeit und Raum zu bearbeiten (s. Meier, 1998; Neuer und Reinhardt, 1998; Schier, 1996;

Wastl-Walter, 1991).

Geschlechter- und feministische Forschung in der Humangeographie

Frauenforschung in der Humangeographie: Ein Großteil der Arbeiten im Bereich geographischer Geschlechterforschung sind der Frauenforschung zuzuordnen (für einen Überblick über Qualifikationsarbeiten s. Bächli und Bühler, o.J.). In ihrer Untersuchung deutschsprachiger Qualifikationsarbeiten im Bereich geographischer Geschlechterforschung zählen Bächli und Bühler (2006, 17) rund 82% der insge- samt 175 Arbeiten zur Frauenforschung.

Die frühen, in den 1960er bis Ende der 1980er Jahren verfassten Arbeiten konzentrieren sich thematisch im Wesentlichen auf das Nachzeichnen von Lebens- zusammenhängen von Frauen in Ländern des Südens („Entwicklungsländern”) so- wie auf Analysen planungsbedingter Erschwernisse von Frauenalltagen in westeu- ropäischen Städten. Maria Tekülve (1985) bspw. untersucht in ihrer Fallstudie die

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Lebenssituation von Frauen im ländlichen Raum Südindiens anhand zweier Dörfer des Thanjanvur-Distrikts. Margrit Thomeczek (1989) beleuchtet in ihrer wirt- schaftsgeographischen Studie über Marktfrauen in Mombasa die wirtschaftliche und soziale Situation zugewanderter Frauen in den Städten Kenias. Brigitte Gensch und Veronika Zimmer (1980) dagegen nehmen in ihrer Arbeit „Gewalt gegen Frauen – Stadtplanerische und bauliche Komponenten der nächtlichen Unsicher- heit” in den Blick. Erklärt sich die Beschäftigung mit dem Themenfeld Stadt- und Verkehrsplanung aus dessen „Existenz vor der Haustür”, so begründen Bäschlin und Meier (1995, 249) die Attraktivität von „Entwicklungsländern” für geographi- sche Frauenforschung damit, dass „Arbeiten, welche die prekäre Lage von Frauen in der Dritten Welt thematisieren, … auf weniger Widerstand [stoßen], als solche, die auf Mißstände vor der Haustür oder im eigenen Institut hinweisen”. In den 1990er Jahren erfährt die geographische Frauenforschung einen quantitativen Schub, der auch in einer zunehmenden thematischen Vielfalt Ausdruck findet:

„Entwicklungsländer-” und Stadtforschung werden in wachsender Zahl und Diffe- renzierung bearbeitet (bspw. politische, ökonomische Handlungsräume oder Um- weltbeziehungen von Frauen des Südens, Frauen und „öffentlicher Raum”, „Angst- räume”, Wohnen, ÖPNV-Nutzung). Daneben werden weitere geographische For- schungsfelder wie Ländlicher Raum, (Leben in der) Migration, Tourismus, Er- werbsarbeit und Ausbildung, soziale Institutionen, Netzwerke oder Umwelt unter einem „frauenspezifischen” Blick analysiert. Im neuen Jahrtausend verringert sich die Anzahl der Arbeiten geographischer Frauenforschung deutlich. Damit verbun- den ist wiederum eine Reduzierung der bearbeiteten Themen, wobei arbeits- und entwicklungsgeographische Fragestellungen überwiegen (Bächli und Bühler, o.J., o.S., Fleischmann und Meyer-Hanschen, 2005, 77-133).

Häufig handelt es sich bei den Arbeiten geographischer Frauenforschung um beschreibende Situationsanalysen, denen nicht zwangsläufig eine gesellschafts- oder wissenschaftskritische Haltung immanent ist (s. Bächli und Bühler, 2006, 20).

Gleichwohl werden durch diese Arbeiten Forschungslücken einer „malestream- Geographie” offensichtlich gemacht, die Geschlecht als relevante Variable der räumlichen Organisation von Gesellschaft nur in Ausnahmefällen berücksichtigt.

Geschlechterverhältnisforschung in der Humangeographie: In der geographischen Geschlechterforschung sind Arbeiten, die das sich wechselseitig bestimmende Ver- hältnis von Männern und Frauen im Zusammenhang mit Raum thematisieren, ver- hältnismäßig selten. Bächli und Bühler (2006, 20) ordnen 26 der 175 Qualifikati- onsarbeiten im deutschsprachigen Raum (rund 15%) dieser Kategorie zu. In diesen Arbeiten, die in den 1990er Jahren entstanden, werden nahezu die gleichen geogra- phischen Themenfelder wie in geographischer Frauenforschung bearbeitet. Im Mit- telpunkt stehen jedoch räumliche Auswirkungen von Geschlechterverhältnissen und „geschlechtsspezifischen” Rollenzuweisungen. In Untersuchungen bspw. zu

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räumlichem Handeln und Raumnutzungsmöglichkeiten beider Geschlechter werden Unterschiede und deren rollenspezifische Bedingtheit deutlich. So untersuchte etwa Heike Klamp die Wege erwerbstätiger Frauen und Männer. Aus ihrer Beobachtung, dass „Mobilität eine alltägliche Notwendigkeit ist, die vor allem Frauen mehr We- ge abverlangt” (Klamp, 1992, 157), folgert sie, dass Verkehrsverhalten nicht unter der Prämisse der Geschlechtsneutralität mit den bis dato angewandten Methoden zu erheben und auszuwerten sei, sondern wesentlich differenzierter und unter Aner- kennung von Hausarbeit v.a. als „Arbeit außer Haus” (Klamp, 1992, 157ff).

Auch Differenzen innerhalb der Gruppe der Frauen bzw. Männer werden in Arbeiten der geographischen Geschlechterverhältnisforschung aufgegriffen. Zu- nehmend werden Arbeiten erstellt, die sich mit Frauen in unterschiedlichen Le- benssituationen – z.B. Müttern mit Kleinkindern, allein erziehenden Frauen, älteren Frauen – oder mit unterschiedlichen ethnischen oder sozio-kulturellen Hintergrün- den befassen. Marina Richter (2000) bspw. verschränkt in ihrer Arbeit Geschlech- terverhältnisse, Ethnizität und Migration miteinander und untersucht die „gedach- ten und gelebten” Geschlechterbeziehungen von galizischen Migrantinnen und Mi- granten in Zürich.

Männer- bzw. Männlichkeitsforschung in der Humangeographie: Geographische Arbeiten aus dem Bereich der Männer- bzw. Männlichkeitsforschung, in deren Zentrum die gesellschaftliche Konstitution von Männlichkeit und Raum/Räumen steht, sind uns in der deutschsprachigen Geographie nicht bekannt (s. auch Bächli und Bühler, 2006, 20). Einen sehr guten Überblick über Arbeiten zu Männlich- keitsforschung in der englischsprachigen Geographie gibt jedoch die Themenaus- gabe des „feministischen Geo-RundMails”, das Bettina van Hoven und Kathrin Hörschelmann (2006) zusammengestellt haben. Hier wird eine Vielzahl von Arbei- ten aus der Geographie, den queer studies und anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen zum Thema aufgeführt, bspw. Massey (1994) und McDowell (2003) zu (verorteten) männlichen Identitäten oder Vanderbeck (2005) und Binnie (2004), die hegemoniale Männlichkeitskonstruktionen hinterfragen und sich mit männlich co- dierten Räumen beschäftigen. Diese Arbeiten zeigen die Potenziale dieser Perspek- tive auf und bedeuten zugleich eine Herausforderung für die deutschsprachige geo- graphische Geschlechterforschung.

Geschlechtsforschung in der Humangeographie: Die Konstitution und (Re) Pro- duktion von Geschlecht(lichkeit) in Alltagspraktiken, symbolischen Repräsentatio- nen und gesellschaftlichen Institutionen und Diskursen ist in der deutschsprachigen geographischen Geschlechterforschung nur vereinzelt in den Blick genommen worden, dies v.a. in den letzten sieben Jahren. Bächli und Bühler (2006, 19) ordnen der geographischen Geschlechtsforschung fünf Qualifikationsarbeiten zu. In den

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Mittelpunkt des Interesses rückt hier v.a. die wechselseitige Konstitution von (Zwei)Geschlechtlichkeit, Geschlechtsidentität und (geschlechtlich codierten) Räumen. Unter anderem wird der Frage nachgegangen, „welche Formen von (He- tero)Sexualität über bestimmte Raumstrukturen produziert und aufrechterhalten werden” oder „auf welche Weise sich (homo)sexuelle Subkulturen … Räume in- nerhalb der dominanten Kultur aneignen (können)” (Aufhauser, 2005, 15). Anke Strüver beschäftigt sich in ihrer Arbeit zum Zusammenhang von Körper, Wissen, Macht und Raum u.a. mit der „Einverleibung” von geschlechtlich codierten Raum- strukturen und der Besetzung und Markierung von Räumen durch vergeschlecht- lichte Körper. Dieser Betrachtung ist eine macht- und herrschaftskritische Grund- haltung immanent, die „nicht auf die Geschlechter-Unterschiede beschränkt [ist], sondern … die Hinterfragung vieler anderer Ungleichverhältnisse” umfasst (Strü- ver, 2005, 36). Arbeiten wie diese tragen dazu bei, die komplexe materielle wie symbolische Verflechtung von Geschlecht(lichkeit), Identität und Raum (konstruk- tion) zu analysieren.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im Verlauf der letzten 30 Jahre (auch) in der deutschsprachigen Geographie eine Vielzahl an Themen und For- schungsfeldern aus einer Geschlechter- bzw. feministischen Perspektive aufgegrif- fen und bearbeitet wurde. Ohne Zweifel lässt sich dies als eine Erweiterung und Bereicherung geographischen Arbeitens bewerten. Die Konzentration von geogra- phischer Geschlechterforschung in Österreich und der Schweiz und die Dominanz der Frauen- und Geschlechterverhältnisforschung gegenüber der Männer/- Männlichkeits- und Geschlechtsforschung zeigt indes nicht nur weiteren For- schungsbedarf auf, sondern ebenso die Notwendigkeit einer Stärkung der Ge- schlechterperspektive durch eine weitere Institutionalisierung.

Wenn wir uns nun in die nächtliche Stadt aufmachen und dem Verwei- sungszusammenhang von Stadt, Geschlecht und Nacht aus unterschiedlichen Per- spektiven nachgehen, möchten wir einige der bisherigen Ausführungen konkretisie- ren und beispielhaft vertiefen.

Wie weiblich ist die Nacht? Zum Verhältnis von Stadt, Geschlecht und Nacht Nach Einbruch der Dunkelheit herrschen andere Mächte als tagsüber. In der Symbolik und den Mythen der meisten Völker ist die Nacht das Chaos, der Schauplatz der Träume, sie wimmelt von Gespenstern und Dämonen, wie das Meer von Fischen und Ungeheuern. Sie ist weiblich, wie der Tag männ- lich ist, und wie alles Weibliche birgt sie Ruhe und Schrecken zugleich.

- Schivelbusch (1983, 83)

Wollte man den Tenor wissenschaftlicher Forschung zum Verhältnis von Stadt und Geschlecht in einem Satz zusammenfassen, so könnte dieser lau-

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ten: In der Imagination sind Städte weiblich – in der Realität sind Städte unweiblich.

- Frank (2003, 13; Hervorh. i. Orig.)

Mit der Nacht tritt ein anderes Wissen hervor, vielleicht sogar ein Mehr an Wissen.

- Bretthauer (1999, 14; Hervorh. i. Orig.)

Diese Zitate lassen ein komplexes Verhältnis von Stadt, Geschlecht und Nacht aufscheinen, das in der Geographie bisher wenig thematisiert worden ist. Sie sprechen von geschlechtlich codierten Mythen und Vorstellungen, von denen Stadt und Nacht durchzogen sind. Sie sprechen ebenso vom Unbewussten, das mit der weiblich codierten Nacht assoziiert ist und aus einer „rationalen”, vom Zeitgeist der Aufklärung geprägten Wissenschaft und Stadtplanung ausgeschlossen wurde, diese aber bis heute durchdringt und prägt. Darüber hinaus sprechen sie von Ambivalen- zen und Widersprüchen, die bei einer Auseinandersetzung mit Stadtimaginationen einerseits und der gebauten, ge- und erlebten Stadt andererseits zu Tage treten. Der Befund, Städte seien in der Imagination weiblich, in der Realität aber unweiblich, drückt dabei ein scheinbares Paradoxon aus, welches Stadt- und Verkehrsplanung, Architektur und Stadtforschung bis heute prägt: Einerseits werden häufig weibliche Allegorien und geschlechtliche Metaphern verwendet, um Städte bildlich wie text- lich darzustellen und zu beschreiben. „Andererseits” wurden die „spezifischen Be- dürfnisse von Frauen” an Stadt- und Verkehrsplanung, Architektur und Woh- nungsbau lange Zeit systematisch (wenn auch selten bewusst) ausgeblendet, zumal es vorrangig Männer waren (und sind), die Stadt und das Städtische entworfen, ge- plant, geordnet, ge- und bebaut haben. Geschlechtliche Codierungen, Verkörperun- gen und Sexualisierungen, die dem Städtischen „innewohnen”, werden dabei selten hinterfragt, was wiederum folgenreich für die Gestaltung und Nutzung der Stadt bzw. des Städtischen sein kann (vgl. bspw. Frank, 2003).

Aus Platzgründen müssen wir auf eine detaillierte Darstellung und Diskus- sion der vorliegenden Arbeiten zum Zusammenhang von Stadt(planung), Ge- schlecht und Raum(nutzung) verzichten. An den Beispielen „Angsträume” von Frauen und Stadtimaginationen werden wir im Folgenden jedoch einige zentrale Aspekte feministischer Stadtkritik aufgreifen. Unser Augenmerk richten wir dabei auf Geschlechterrepräsentationen, d.h. auf wirklichkeitskonstituierende Vor- und Darstellungen von Geschlecht(lichkeit), und ergänzen diese um den Aspekt der Nacht (respektive Dämmerung und Dunkelheit). Auch wenn in vielen Studien zum Zusammenhang von Stadtvorstellungen, -gestaltung und Geschlechtlichkeit die Nacht immer wieder Thema ist, sind uns keine Arbeiten bekannt, die diese Trias systematisch und umfassend diskutieren.

Wege von Frauen in der Nacht – „Angsträume von Frauen” zwischen Frauen-

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und Geschlechtsforschung

Als „Angsträume” von Frauen werden Orte im „öffentlichen” und „hal- böffentlichen Raum” bezeichnet, an denen sich Frauen unsicher fühlen und Angst haben, Opfer einer Gewalttat, i.d.R. eines sexuellen Übergriffs, zu werden. Seit den frühen 1980er Jahren werden in zahlreichen Städten „Angstraum”-Studien durch- geführt, vielfach unter Beteiligung von GeographInnen und in Zusammenarbeit mit kommunalen oder betrieblichen Frauenbeauftragten. „Angstraum”-Studien zählen damit zu den klassischen Feldern der angewandten feministischen Stadtforschung.

Im Zentrum der Untersuchungen steht – mal explizit, mal eher implizit – das Zusammenspiel von partriarchal geprägten Gesellschaftsstrukturen, Raumstruk- turen und Raumgestaltung sowie (geschlechterdifferenter) Raumwahrnehmung, -nutzung und -aneignung.

In den Studien wird gezeigt, dass Unsicherheitsgefühle verstärkt an Orten auftreten, die sich durch spezifische Merkmale wie eine mangelnde Beleuchtung, Unübersichtlichkeit, Unbelebtheit oder fehlende Ausweichmöglichkeiten auszeich- nen. Hierzu zählen bspw. Tiefgaragen, Parkhäuser, Parkanlagen, unbelebte Straßen und Wege, Unterführungen oder U-Bahn-Stationen. Hervorgehoben wird zudem, dass Unsicherheitsgefühle vornehmlich im Dunkeln bzw. abends und nachts auftre- ten, insbesondere wenn Frauen allein oder ohne männliche Begleitung unterwegs sind. Wie weiter betont wird, können „Angsträume” (oder besser: die Angst vor Belästigungen, Übergriffen und Gewalttaten) die Mobilität von Frauen sowie deren Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit erheblich einschränken. So nutzen einige Frauen abends und nachts z.B. das Auto oder Taxi, um sich keinen (vermeintli- chen) Gefahren auszusetzen. Eine andere Strategie besteht darin, bestimmte Ge- genden – zumindest zeitweise und soweit möglich – zu meiden. Andere Frauen versuchen gar, sich nach Einbruch der Dunkelheit möglichst gar nicht oder nur in Begleitung außerhalb des Hauses aufzuhalten (s. exemplarisch Schreyögg, 1989;

Stadt Heidelberg, 1994; Wucherpfennig, 1997).

Ziel der Untersuchungen ist es daher, an konkreten Orten die jeweiligen räumlichen Strukturen und infrastrukturellen Verhältnisse, die das Sicherheitsem- pfinden von Frauen beeinträchtigen (können), zu analysieren und zu verändern. In zahlreichen Städten und Kommunen wurden auf Grundlage dort durchgeführter

„Angstraum”-Studien baulich-gestalterische und planerische Maßnahmen ergriffen, um der „Angstraum”-Problematik entgegenzuwirken. Hierzu zählen bspw. die In- stallation oberirdischer Alternativen zu Unterführungen, eine verbesserte Aus- leuchtung von Haltestellen, die Einrichtung von Frauenparkplätzen in Parkhäusern, eine Optimierung der Straßen- und Wegebeleuchtung, eine stärkere Kontrolle oder (i.d.R. videogestützte) Überwachung von Orten sowie die Einrichtung von „(Frau- en-)Nachttaxis” (vgl. den detaillierten Maßnahmen-Katalog in Siemonsen und Zauke, 1991). Zudem werden Vorschläge erarbeitet bzw. Forderungen an die Stadtpolitik und -planung erhoben, die über gestalterische Maßnahmen hinaus ge-

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hen, so z.B. eine stärkere Beteiligung von Frauen an Planungsprozessen oder die Erhöhung des Anteils an Fachfrauen in führenden Positionen von Planung und Po- litik. In wenigen Studien wurden darüber hinaus (langfristige) soziale und gesell- schaftspolitische Strategien vorgestellt, die von der Forderung nach mehr Zivilcou- rage in der Bevölkerung über die Förderung des Selbstbewusstseins von Frauen bspw. durch Selbstverteidigungskurse bis hin zu einer gesellschaftlichen Umbewer- tung der Konzeptionen von Geschlecht, „öffentlichem” und „privatem Raum” so- wie deren Verknüpfungen reichen (vgl. Stadt Heidelberg, 1994, 122ff; Wucher- pfennig, 1997, 118ff).

„Angstraum”-Studien sind bis heute aktuell. Vor allem in geschlechtertheo- retischen Debatten (weniger in der Planungspraxis) hat sich jedoch eine grundle- gende Kritik an der „Angstraum”-Debatte entwickelt. Von den zahlreichen Kritik- punkten (s. bspw. Aufhauser, 2005; Becker, 1991; Eickhoff, 1998; Kutschinske und Meier, 2000; Roller, 1998) sollen an dieser Stelle zwei miteinander verknüpfte Aspekte hervorgehoben und auf den Verweisungszusammenhang Stadt – Ge- schlecht – Nacht fokussiert werden. Kritisiert wird zum einen die Konzentration der meisten Studien auf baulich-gestalterische Aspekte und Maßnahmen. Vielfach entstehe der Eindruck, es seien Orte oder räumliche Strukturen, die „gefährlich”

seien bzw. Frauen Angst machen würden. Zum anderen wird eine ausschließliche Fokussierung der Forschungsperspektive auf Frauen und deren Unsicherheitsem- pfinden moniert.

Der stete Hinweis darauf, dass Frauen Angst haben – ohne diese ge- schlechtsspezifische Angst weiter zu hinterfragen und zu analysieren, was diese Angst mit den Geschlechtsrollenstereotypen zu tun hat –, d.h. das un- bedachte Einsetzen von Geschlecht als erklärende Variable für diese Angst, trägt dazu bei, die „weibliche“ Angst im öffentlichen Raum als naturhaftes Wesensmerkmal „der“ Frau zu konsolidieren und die damit verbundenen sozialen Verhältnisse unangetastet zu lassen. … Dass es hinsichtlich des vorliegenden Themas auch ängstliche Männer gibt, Angst also nicht als

„typisch weibliche“ Eigenschaft gesehen werden kann, fällt meistens unter den Tisch. (Kutschinske und Meier, 2000, 139; Hervorh. d. Verf.)

Aus einer (de)konstruktivistischen Perspektive wird betont, dass „Angst- räume” und Unsicherheitsgefühle von Frauen gesellschaftlich hervorgebracht und weder baulichen Strukturen noch einer wie auch immer gearteten „Natur der Frau”

inhärent sind. Vielmehr sind es geschlechterdifferente Sozialisationsprozesse, öf- fentliche Diskurse und symbolische Repräsentationen, in denen bestimmten Räu- men wie auch dem „weiblichen Geschlecht” Bedeutungen zugewiesen werden. Zu denken ist etwa an die vielen Krimis, in denen plötzlich ein Unbekannter hinter ei- nem Pfeiler eines Parkhauses auftaucht oder eine Frau in einem dunklen Park von einem Fremden überfallen wird, ebenso an „Berichterstattungen” in (nicht nur po- pulistischen) Tageszeitungen, Zeitschriften, Boulevard-Magazinen oder Nachrich- tensendungen, in denen oft sensationsartig und dramaturgisch aufbereitet über Ge-

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walt im „öffentlichen Raum” gesprochen wird. Auch in den mittlerweile ubiquitär geführten Debatten um „Sicherheit im öffentlichen Raum”, bspw. im Rahmen kommunaler Präventionsräte, wird gerne das Bild der ängstlichen und gefährdeten Frau aufgegriffen, hier um restriktive Ordnungs- und Kontrollmaßnahmen zu be- gründen. Obwohl der Großteil der sexualisierten Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahfeld verübt wird, d.h. von Tätern, die den betroffenen Frauen bekannt sind, steht nach wie vor das Bild des fremden Mannes auf der Straße im Mittelpunkt des herrschenden Diskurses. Ebenso trägt eine bis heute wirksame (medial wie institu- tionell verankerte) geschlechtsspezifische Sozialisation zum Bild von Mädchen und Frauen (und häufig auch zu deren Erleben!) als schwach, verletzbar und schutzbe- dürftig bei (vgl. Aufhauser, 2005, 14; Eickhoff, 1998; Kutschinske und Meier, 2000; Roller, 1998; Wucherpfennig, 1997, 28ff).

Auf den Nexus städtischer Raum, Geschlecht und Nacht zugespitzt bedeutet dies: In den vielfältig miteinander verwobenen öffentlichen Diskursen wie auch im

„Angstraum”-Diskurs selbst werden diese drei Momente auf eine spezifische Art artikuliert und miteinander verknüpft. Der „öffentlich-städtische” Raum wird als gefährlich markiert; hier „lauern Gefahren”. Der bedrohten, ängstlichen und schutzbedürftigen Frau steht der Mann in zweifacher Gestalt gegenüber: Als

„Durchschnittsmann” wird ihm zugemutet, keine Angst zu haben; in Form des Fremden wird er hingegen (häufig sozial und/oder ethnisch markiert) als potenziel- ler Täter angesprochen. Hinzu gesellt sich die Nacht, welche hier zum einen als

„gefährlich” codiert ist, zum anderen als „männlich”, da sie Männern scheinbar (!) ohne Einschränkung zur Verfügung steht. Derartige Vorstellungen von Stadt, Ge- schlecht(lichkeit) und Dunkelheit/Nacht entspringen also den gleichen Erzählun- gen4.

Solche Konstruktionsprozesse und die in ihnen hervorgebrachten Raum- und Geschlechtersymboliken werden in nur wenigen „Angstraum”-Studien und noch weniger in der „praktischen Arbeit” der Maßnahmen-Umsetzung reflektiert oder hinterfragt. Dadurch sind es oft „Angstraum”-Studien bzw. -Diskurse selbst, in denen solche Bilder und Erzählungen hervorgebracht und reproduziert werden.

Diese Kritik bedeutet nicht, (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen oder Ängste von Frauen (und Männern) zu bagatellisieren. Bei einer unreflektierten Übernahme sol- cher Bilder tragen derartige Debatten jedoch dazu bei, bestehende Verhältnisse zu zementieren und die gesellschaftlichen Ursachen zu verschleiern.5 Derartige Ge-

4 Zur Kulturgeschichte der symbolischen Codierung der Nacht s. Bretthauer (1999) und Schivelbusch (1983).

5 In ihrer Arbeit über Joggerinnen, die – auch abends/nachts und allein – in den Münchener Isar-Auen ihrem Sport nachgehen, greift Karin Kutschinske diese Kritik auf und entwirft eine Al- ternative zur klassischen „Angstraum”-Studie. Die Isar-Auen repräsentieren einen bei Helligkeit stark frequentierten Raum, der „mit seinen weitläufigen Waldwegen in der Dämmerung und bei

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schlechterordnungen sind indes nicht neu. Sie zeigen sich bereits in antiken Stadt- imagionationen, wie im Folgenden gezeigt werden soll.

Geschlechtliche Codierung von Stadt und städtischem Raum in Stadtimaginationen

Im Zentrum einer feministischen Auseinandersetzung mit Stadtimaginatio- nen stehen sich überlagernde Stadt- und Weiblichkeitsmythen und deren konstituti- ver Zusammenhang mit der Anlage und Gestaltung sowie der Nutzung und dem Erleben von Städten (Frank, 2003, 18; Weigel, 1995, 35). Ausgangspunkt ist die These, dass „die Art und Weise, wie die Stadt gesehen, erlebt und entworfen, wie die Stadt gelesen und im Alltag realisiert wird, von ihrer Imaginationsgeschichte strukturiert wird und durch sie auch repräsentiert werden kann” (Weigel, 1995, 35).

Umgekehrt können von Stadtimaginationen geprägte Planungs- wie auch Alltags- praktiken geschlechtlich codierte Imaginationen und Erzählungen (re)produzieren.

Bisher gibt es sehr wenige Arbeiten zu diesem Thema, diese vorwiegend in den Literatur- und Kulturwissenschaften und der Soziologie (vgl. Frank, 2003; Weigel, 1990 u. 1995; Wilson, 1993).

Stadtimaginationen, in denen Stadt, städtische (Un)Ordnung und Weiblich- keit sowie Licht/Dunkelheit miteinander verknüpft werden, lassen sich bis in antike griechische und biblische Erzählungen zurückverfolgen. Paradigmatisch für grie- chische Stadtmythen ist die Errichtung einer Mauer, die mit der Gründung einer Stadt einherging. Baulich wie symbolisch verkörperte diese die Zivilisationsarbeit des „Helden”, des männlichen Errichters der Stadt, der erfolgreich gegen die zu- meist dunkel und weiblich konnotierten, die Stadt bedrohenden Gefahren und (Na- tur)Gewalten in Form von Drachen, Sphinx, Schlange, Hydra, Chimäre oder Mee- resungeheuer kämpft (s. bspw. die Gründung Thebens durch Kadmos oder die Be- drohung Thebens durch die Sphinx im Ödipus-Mythos). Die Mauer diente in die- sem Sinne als Schutzwall, mit dem die Stadt und damit „die neu errichtete Ordnung (die Polis) gegen die wilde, ungebändigte Natur draußen abgegrenzt wird” (Weigel, 1995, 37f). Der Held, welcher als Lohn für seine Arbeit zum Herrscher der Stadt wird und eine Gattin erhält, hat Zugang zu beiden Seiten der Mauer: „draußen be- währt er sich als Heros, drinnen als Herrscher und Bürger (Polite). In der Stadt herrschen seine Gesetze, während er sich draußen den Naturgesetzen ausgesetzt erlebt” (Weigel, 1995, 38). Der Platz der Frau (als Gattin und Mutter der Kinder)

Dunkelheit einen besonderen Angst-Raum” symbolisiert (Kutschinske und Meier, 2000, 141). In Interviews wurden die Joggerinnen, die sich in ihrer Bewegungsfreiheit kaum durch (durchaus vor- handene) Unsicherheitsgefühle einschränken lassen, zu möglichen Gewalterfahrungen, Ängsten und dem Umgang mit diesen befragt. Aus einer dekonstruktivistischen Perspektive konnten so alltägli- che Formen der (Re)Produktion von „Angsträumen” und Geschlechterdifferenzen sowie von Äng- sten und deren Überwindung herausgearbeitet und analysiert werden (vgl. Kutschinske und Meier, 2000).

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ist indes innerhalb der Stadtmauer. Die Stadtmauer symbolisiert somit eine Auf- spaltung des Weiblichen in „einen wilden, dämonisierten Anteil”, „die ungebändig- te Natur draußen” und in eine entsexualisierte und „domestizierte Frau, Gattin und Mutter im Innern der Stadt” (Weigel, 1995, 37-38).

Artikuliert sich in diesen Gründungsmythen eine „topographische, räumlich strukturierte Konstellation” von „dämonischen” und „reinen” Anteilen von Stadt und Frau (Weigel, 1995, 39), so findet sich in der neutestamentarischen Offenba- rung des Johannes eine chronologische Abfolge. Zugleich lässt sich hier eine aus- drückliche Verknüpfung des „reinen Anteils” von Stadt und Frau mit Licht und Glanz erkennen. In der Offenbarung geht der Gründung der „heiligen Stadt Jerusa- lem” die Zerstörung der „großen Hure Babylon” voraus (Offenbarung, 17 u. 18).

Das „große Babylon” wird als die „Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden”

sowie als Behausung des Teufels und Gefängnis aller unreinen Geister und Tiere beschrieben (Offenbarung, 17 u. 18). Bereits hier wird deutlich, dass „Hurerei”

nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern für alle „Greuel” oder Frevel steht, wie bspw. Unreinheit oder Unglauben. Die heilige Stadt Jerusalem, die „von Gott aus dem Himmel herabgekommen ist”, zeigt sich demgegenüber „bereitet wie eine ge- schmückte Braut für ihren Mann” (Offenbarung, 21, 2). Ähnlich wie in den grie- chischen Gründungsmythen wird auch hier von einer großen und hohen Mauer be- richtet, welche das viereckig angelegte Jerusalem, dessen Länge so groß ist wie die Breite und die Höhe (Offenbarung, 21, 12ff), umgab. Doch „ihre Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Pracht und den Reichtum der Völker in sie bringen. Und nichts Unreines wird hinein- kommen” (Offenbarung, 21, 25ff). Denn mit der Zerstörung Babylons wurden auch alle „Greuel auf Erden” vernichtet. Ebenso wurde „der Drachen” in Form einer „al- ten Schlange”, die den Teufel und den Satan symbolisiert, von einem Engel ergrif- fen, für tausend Jahre gefesselt und in einen Abgrund geworfen, der anschließend verschlossen und versiegelt wurde, „damit er [der Drachen] die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre” (Offenbarung, 20, 3; vgl.

auch Weigel, 1995, 39).

In den antiken griechischen Mythen wie auch in der Offenbarung ist die ge- schlossene bzw. umfriedete Stadt mit einer männlichen Ordnung verbunden, wel- cher weiblich konnotierte „Naturgewalten” gegenüberstehen, die besänftigt, überli- stet, besiegt, auf- oder abgespalten werden müssen (vgl. Frank, 2003, 24; Weigel, 1995, 37f). Hierin artikuliert sich eine archetypische Verknüpfung von Natur und Nacht mit einer chaotischen, beängstigenden, sündigen, verführerischen und/oder verschlingenden Weiblichkeit in Abgrenzung zu einer „reinen”, jungfräulichen oder domestizierten Weiblichkeit. Die geordnete Stadt, das Licht und das Männli- che repräsentieren dabei die intellektuellen und zivilisatorischen Fähigkeiten und Errungenschaften des Menschen, „die sich auf das Sichtbare, Bewußte und Be- kannte stützen” (Bretthauer, 1999, 148). Dunkelheit und ungebändigte Weiblich- keit symbolisieren demgegenüber „das Andere”, „den sinnlichen, emotionalen Be-

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reich des Menschen … der sich wesentlich auf das Unsichtbare, Verdrängte und Unbekannte bezieht” (Bretthauer, 1999, 148; vgl. auch Frank, 2003, 28). Doch scheinbar lässt sich „das Andere” – das Emotionale, Dunkle und Verführerische – nicht gänzlich verdrängen, wegsperren oder vernichten, wie sich in der Offenba- rung zeigt. Nach tausend Jahren nämlich „wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis und wird ausziehen, zu verführen, die Völker an den vier Enden der Erde” (Offenbarung, 20, 7), um sodann wieder in einen „Pfuhl von Feuer und Schwefel” geworfen zu werden, wo er gequält werde „Tag und Nacht, von Ewig- keit zu Ewigkeit” (Offenbarung, 20, 10; vgl. Weigel, 1995, 39f).

Solche Stadtimaginationen, in denen spezifische Vorstellungen von (reiner und unreiner) Weiblichkeit, Männlichkeit, Stadt und städtischem Leben hervorge- bracht werden, sind „eher als Denkbilder denn als [wirklichkeitsgetreue] Abbilder”

(Weigel, 1995, 36f) historischer Ereignisse zu verstehen. Sie sind „Kristallisations- punkt einer als Fortschritt konzipierten Geschichte, in dem die Dialektik der Natur- bewältigung und der Rückkehr des Verdrängten zum Ausdruck gebracht wird und in der dies mit einer jeweils spezifischen und sich verändernden Topographie der Geschlechter verbunden ist” (Weigel, 1995, 37). In diesem Sinne dienen solche Mythen der Erklärung und Sinngebung, vor allem aber der Herstellung einer „gu- ten” gesellschaftlichen (bzw. städtischen) Ordnung. Gleichwohl wurde und wird auf sie immer wieder als Abbild einer solchen Erzählungen und Imaginationen „äu- ßeren Realität” rekurriert, wodurch sie ihre Wirkkraft nie gänzlich verloren haben.

Wiederbelebt wurden die in den antiken Mythen geprägten Bilder und die darin artikulierten wilden und dunklen, der Natur zugehörigen Anteile von Stadt und Frau etwa mit dem Umbruch der mittelalterlich geprägten Stadt zur modernen industriekapitalistischen Großstadt. Zu einer Zeit, in der sich städtisches Wachstum planerischer Kontrolle entzog und sich die bürgerliche Ordnung scheinbar aufzulö- sen drohte, häuften sich Bilder von einer aus den Fugen geratenden, monströs „wu- chernden” Stadt und einer unberechen- wie unkontrollierbaren (proletarischen) Masse (Frank, 2003, 30; Weigel, 1995). Dieses „über die Stadt und ihre BürgerIn- nen hereinbrechende ordnungszerstörende Chaos [wurde] … als weiblich, wild und körperlich imaginiert und sexualisiert” (Frank, 2003, 16; Hervorh. i. Orig.). In zeit- genössischen bürgerlichen Vor- und Darstellungen der Stadt formierte sich eine komplexe Gleichsetzung von Masse/Mob, Frau/weiblicher Körper, Dunkelheit, Krankheit, Verbrechen, Unrat und Untergrund (vgl. Frank, 2003, 74ff). Die Stadt- planung, die sich im Kontext von Industrialisierung, Verstädterung und Urbanisie- rung herausbildete, antwortete auf die „hinter” diesen Bildern liegenden sozialen und ökonomischen Missstände (Armut, Wohnungsnot, mangelhafte hygienische Verhältnisse, soziale Unruhen, …) mit Strategien der Domestizierung und Reini- gung des Stadtkörpers in Form von städtebaulichen und ordnungspolitischen Regu- lierungen (s. ausführlich Frank, 2003, 123ff). Mit dem Schleifen der Stadtmauer und dem Wegfall deren begrenzender und ordnungsstiftender Funktion wurde da- rüber hinaus

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die zivilisatorische Arbeit der Spaltung und Teilung … in die Stadt verla- gert und dort vervielfacht …: als Teilung in öffentliche und private Räume, in helle und dunkle, tugendhafte und verruchte Orte, in geordnete und wilde Plätze. Ihnen sind jeweils gespaltene Frauenbilder zugeordnet. Und sehr häufig wird diese ganze Stadt als Körper beschrieben, als mit Bedeutung besetzter weiblicher Körper (Weigel, 1995, 40f; Hervorh. i. Orig.).

Diesem weiblichen Stadtkörper haftete eine eigenartige Ambivalenz an, die paradigmatisch für die (männlich-) bürgerliche Großstadt-Erfahrung werden sollte.

Wurde die als verschlingend imaginierte Stadt einerseits als existenziell bedrohlich erlebt, so regte sich andererseits

der lustvoll-erotische Aspekt der Phantasien von der Auflösung aller Gren- zen und der universellen Verschmelzung in der Menge …. Diese Gleichzei- tigkeit von Angst und Sehnsucht ist charakteristisch für den Großteil der Bilder und Texte der entstehenden Großstadt und ihrer Massen. Der beson- dere Reiz liegt dabei in der verführerischen Aufforderung zum Selbstverlust (Frank, 2003, 68).

Diese Ambivalenz der Großstadt als Ort der Massen und „Welt von absolu- ter Gefahr und unwiderstehlicher Verlockung” (Frank, 2003, 68) kulminierte im Bild der Stadt als Hure und in der „Stilisierung der Hure zum Symbol des groß- städtischen Systems der Verführung” (Frank, 2003, 69). Diese Charakterisierung bezog sich nicht nur auf Prostituierte selbst, sondern wurde all denjenigen Frauen angetragen, die sich nicht in patriarchale Familienstrukturen einfügten oder aber sich nachts allein im Stadtraum bewegten (s. Frank, 2003, 69ff). Dass derartige Verknüpfungen von Stadt, Nacht und Geschlecht bis heute wirkungsmächtig sind, wird in der oben dargestellten „Angstraum”-Debatte deutlich. Selbst die Figur der Hure wurde hier bis vor wenigen Jahren häufig bemüht (dies v.a. in rechtskonser- vativen Kreisen und populistischen Medien), wenn eine Frau Opfer einer Gewalttat im „öffentlichen Raum” geworden ist – befand sie sich doch „zu Unzeiten” und ohne (männliche) Begleitung an einem Ort, an dem sie nichts zu suchen habe.

Fazit

Mit dem Verweisungszusammenhang von Stadt, Geschlecht und Nacht ha- ben wir ein Themenfeld aufgegriffen, das in der deutschsprachigen geographischen Geschlechterforschung bisher kaum diskutiert oder gar systematisch untersucht wurde. Der Wirkungs- und Verweisungszusammenhang dieser drei Aspekte wird indes am Beispiel von „Angsträumen” von Frauen deutlich. „Angstraum”-Studien, die bisher vorwiegend aus einer Frauenforschungsperspektive erarbeitet worden sind, sind bis heute von großer planungs- und gesellschaftspolitischer Relevanz – nicht zuletzt, da Frauen in einer nach wie vor zweigeschlechtlich und heteronorma-

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tiv6 geprägten Gesellschaft vielfach benachteiligt sind. Die (de)konstruktivistische Kritik an der „Angstraum”-Debatte zeigt jedoch auch, dass hierin – insbesondere wenn Geschlecht als eine erklärende und nicht als zu erklärende Variable gesetzt wird – hierarchische Geschlechterverhältnisse zementiert werden können. Diffe- renzen zwischen Frauen können unsichtbar gemacht, Geschlechterklischees und -stereotype können reproduziert und verfestigt werden. Eine (de)konstruktivistische Auseinandersetzung mit Stadtimaginationen, in denen sich Stadt- und Weiblich- keitsmythen überlagern, verdeutlicht auf einer anderen Ebene den Zusammenhang von Stadt, Geschlecht und Nacht. In solchen Erzählungen, die bis in die Antike zu- rückreichen und bis heute (westliches) wissenschaftliches, planerisches und all- tagspraktisches Wissen prägen, werden Weiblichkeit, Männlichkeit, Licht, Dunkel- heit, Chaos, (Un)Ordnung, Natur, Bedrohung, Zivilisation, Verführung usw. auf eine Weise miteinander verknüpft, die Vorstellungen einer zweigeschlechtlichen Organisation der Gesellschaft, „männliche” und „weibliche” Geschlechtsattribuie- rungen und die räumliche (Zu- und An-)Ordnung der Geschlechter als logisch und natürlich erscheinen lässt.

Insgesamt zeigt sich, dass sich feministische Geographien und geographi- sche Geschlechterforschung aus vielfältigen Perspektiven betreiben lassen. Unter diesen beiden Begriffen versammelt sich eine bunte Palette an Themen, Fragestel- lungen, Zielsetzungen und Arbeitsweisen, die sich zunehmend erweitert und aus- differenziert haben und nie unwidersprochen geblieben sind. Geographische Ge- schlechterforschung und feministische Geographien lassen sich somit als ein viel- schichtiges, heterogenes und dynamisches Projekt umschreiben, das einen wesent- lichen Beitrag für eine (macht)kritische und gesellschaftspolitisch wie -theoretisch informierte, aber auch lebendige und lustvolle Geographie leisten kann.

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