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KLASSISCHE PHILOLOGIE IN KROATIEN SEIT DEM JAHRE 1853 BIS HEUTE

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KLASSISCHE PHILOLOGIE IN KRO ATIEN SEIT DEM JAHRE 1853 BIS HEUTE

Nach der Abschaffung der lateinischen Sprache aus dem kroatischen öffentlichen Leben (1847) war die erste und größte Sorge der Zagreber klassischen Philologen, die notwendigsten Lehrbücher zu verfertigen. So hat I va n M a c u n (1821—1883) unsere erste griechische Grammatik unter dem Titel Slovnica grčkoga jezika I u. II (1853) nach Raphael Kühner verfaßt. Er war aber auch wissenschaft­

lich tätig. Seine Abhandlung Grčki jezik naprama ostalim jezikom europejskim, napose naprama slavenskom (Die Griechische Sprache im Vergleich zu anderen europäischen Sprachen, besonders zu dem Slawischen, Progr. Zagreb, gimn. koncem g. 18531), ist zwar größ­

tenteils überholt, sie verrät aber einen begabten und gewissenhaften jungen Gelehrten.

Gleichzeitig wurde unsere erste lateinische Grammatik : Latinska slovnica (1853) und lateinisches Lesebuch Latinska čitanka (1853) nach M. Schinnagel von A d o l f V eber (1825—1889) verfaßt, von denen die erstere bis zum Jahre 1883 im Gebrauch blieb. Veber war aber auch als ein guter Übersetzer der römischen Prosaiker bekannt.

Seine Übersetzungen sind folgende: Ciceron, Laelij ili razgovor o prijateljstvu (Cicero, Laelius oder das Gespräch über die Freund­

schaft) und Ciceron, Caton stariji ili o starosti (Cicero, Cato der Ältere oder über das Alter), beide herausgegeben in dem Büchlein Prevodi klasikah latinskih (Übersetzungen der lateinischen Klassiker), Zagreb 1860. Später kamen noch folgende Übersetzungen hinzu: Gaj S al u- stije Crispo: I. Knjiga o Catilininoj uroti (Das Buch über die Ver­

schwörung Catilinas), Mat. Hrv.2 1882; II. Knjiga o Jugurthinom ratu (Das Buch über den Jugurthinischen Krieg), Mat. Hrv. 1882 und M. Tullija Cicerona Izabrani govori (Cicero, Ausgewählte Reden), Mat. Hrv. 1886. Die letzteren Übersetzungen sind in mancher Bezie­

hung besser und vollendeter als diejenigen aus den jüngeren Tagen des Übersetzers. Sie haben ihren Wert im ganzen und großen noch heute behalten.

1 Programm des Gymnasiums in Zagreb am Schlüße des Jahres 1853.

2 Mat. Hrv. = Sammlung der griechischen und römischen Klassiker, die der kroatische literarische Verein „M atica Hrvatska“ in Zagreb seit dem Jahre 1881 herausgibt.

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Von der vielseitigen Tätigkeit* die Adolf Veber als Schrift­

steller* Gelehrter* Gymnasiallehrer* Gymnasialdirektor, Landtags­

abgeordneter u. s. w. entfaltete sollen hier sein rastloser Eifer für die Förderung der kroatischen und klassischen Philologie* seine stän­

digen und großen Sorgen um die Mittel- und Volksschulen und seine eifrigen Bemühungen um die Erziehung der Jugend im natio­

nalen Geiste besonders hervorgehoben werden.

Zur Anfangsperiode der klassischen Philologie in Kroatien gehören noch die Philologen: Josip Kostić* Vatroslav Jagić und eini­

germaßen Franjo Maixner und Armin Šrabec.

Josip K o st i ć (1833—1872), anfangs Gymnasiallehrer in Osijek, später Gymnasialdirektor in Karlovac und Zagreb als Vebers Nachfolger, war der erste, der die klassische Philologie in Kroatien ausgiebiger bereicherte. Er schrieb über Homer, Sophokles, Platon und Herakleitos, über die Anfänge der griechischen Philosophie, über lateinische Syntax u. s. w.3 Von all dem erwähnen wir nur seine Abhandlung Sofoklo je razno označio Kreonta u dramah Οίδίπους τύραννος, Οίδίπους επί Κολών ω, Αντιγόνη (Sophokles hat Kreon in den Dramen Οίδίπους τύραννος, Οίδίπους έπί Κολών ω, Αντιγόνη verschieden dargestellt), Progr. Osječ. gimn. za šk. god. 1863/4,4 die V. Jagić (Književnik I, 1864 S. 588 f.) anerkennend besprochen hat. Erwähnenswert ist auch sein Grčko-hrvatski rječnik za škole (Griechisch-kroatisches Schulwörterbuch), den er mit festem Willen und unermüdlichem Fleiß angefangen, aber leider wegen seines frü­

hen Todes nur bis zum Buchstaben Σ nach K. Schenkels Griechisch­

deutschem Schulwörterbuch bearbeitet hat. Die übrigen Buch­

staben wurden von den Professoren Franjo Maixner und Franjo Petračić bearbeitet. Das Wörterbuch — das erste von den Büchern dieser Art — erschien in Zagreb 1875.

Kostićs Übersetzungen der klassischen Schriftsteller: Demos­

thenes, Olynthische Reden und Livius, Ab urbe cond. I fanden dage­

gen weniger Beifall; sie wurden vielmehr von Armin Pavić (Vienac 1869 381 f.) fast völlig verworfen, was man keineswegs billigen könnte.

Hieher gehört auch der berühmte Wiener Professor der slawi­

schen Philologie Vat ros lav Jagić (1838— 1923), der seiner wissen­

schaftlichen Bildung nach ein klassischer Philologe war. Als solcher erteilte er zehn Jahre lang (1860—1870) am Gymnasium in Zagreb den Unterricht in beiden klassischen Sprachen und behandelte in seinen ersten w issenschaftlichen A rb eiten (eine A b h an d lu n g u n d eine schon oben erwähnte Besprechung) Themen aus dem Gebiet der klassischen Philologie. Sein literarischer Erstling Pabirci po cviecu našega narodnoga pjesništva (Die Nachlese der Blumen unserer

3 Es ist nicht die Aufgabe dieses Artikels, eine erschöpfende Biographie und Bibliographie der einzelnen Philologen zu geben. E r will nur das Wichtigste hervorheben, besonders diejenigen Sachen, welche den betreffenden Schrifsteller am besten charakterisieren.

4 Programm des Gymnasiums in Osijek für das Schuljahr 1863/4.

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Klassische Philologie in Kroatien 23

Volksdichtung), Progr. Zagreb, gimn. za šk. god. 1860/61. scheint zwar seinem Titel nach weit von der klassischen Philologie zu sein, es werden aber darin, zumal in dem ersten Teil der Abhandlung, die serbokroatische Volksdichtung und die homerische Poesie gleich­

laufend und eingehend behandelt und verglichen.

Bald danach richtete Jagic seine wissenschaftlichen Forschungen auf andere Gebiete, aber die klassische Philologie vernachlässigte er nie, vielmehr machte er von ihr, besonders von den griechischen Texten, reichlichen Gebrauch bei seinen slawistischen Studien.

Außerdem hielt er als Professor der vergleichenden Sprachwissen­

schaft an der Universität Odesa Vorlesungen auch über die grie­

chische Literatur und präsidierte Prüfungen aus der griechischen Sprache. Daselbst wurde er auch aufgefordert, eine griechische Schul­

grammatik abzufassen, was aber wegen seiner Abreise nach Berlin auf den neueröffneten Lehrstuhl für slawische Sprachen und Lite­

ratur nicht verwirklicht wurde. In Petersburg ferner, wo er den Lehrstuhl für slawische Philologie übernahm, wurde er ebenso auch in Fragen der beiden klassischen Sprachen immer zu Rate gezogen.

So blieb also Jagic, der ehemalige Zagreber Gymnasiallehrer der klassischen Sprachen, obwohl mit anderen Aufgaben beschäftigt, der klassischen Wissenschaft das ganze Leben hindurch innig zugetan.5 Wahre und erfolgreichere wissenschaftliche Erforschung der klassischen Philologie begann in Kroatien erst mit der Gründung der Universität in Zagreb (1874). Als erste Professoren der klassi­

schen Philologie wurden die Gymnasiallehrer Franjo Maixner und Armin Šrabec ernannt, der erste für lateinische, der andere für grie­

chische Philologie.

F r a n j o M a i x n e r (1841—1903) studierte in Prag bei Kvičala und in Leipzig bei Friedrich Ritschl, Ludwig Lange und Georg Curtius. Daselbst promovierte er mit der Dissertation De infinitivi usu VergilianOs die in der gelehrten Welt rühmende Anerkennung fand. Maixners schriftstellerische Tätigkeit umfaßte fünf wissen­

schaftliche Gebiete : Lateinische Grammatik, Römische Literatur, Archäologie, Epigraphik und ältere kroatische Latinisten, wozu noch seine guten Lehrbücher zugezählt werden sollen.

Seine Abhandlungen und Rezensionen veröffentlichte er größ­

tenteils in den Zeitschriften : Wiener Studien, Zeitschrift für österrei­

chische Gymnasien und Listy filologické; ferner im „Rad“ der Jugo­

slawischen Akademie und in verschiedenen einheimischen Zeit­

schriften. Von den 33 wissenschaftlichen Arbeiten erwähnen wir hier nur die interessante Abhandlung Über den sogennanten Gebrauch von unus als unbestimmten Artikel in der älteren Latinität, Wiener Studien X 308 f. und die Rezension von Kühners Lateinischer Gramma­

tik, Listy fil. IV 269 f. und VI 149 f., worauf der Verfasser in der späteren Auflage mit Dankbarkeit zurückkam. Erwähnenswert ist

5 Vgl. N. Majnarić, Vatroslav Jagić kao klasički filolog, ŽA ( = Živa Antika) V II 1957.

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noch auch seine Historija rimske književnosti (Geschichte der römi­

schen Literatur), Zagreb 1884, die, obwohl in vielen Teilen überholt,, von den Studenten noch heutzutage gern verwendet wird.

In der späteren Zeit erwarb sich Maixner auch als Mittelschul­

inspektor große Verdienste um die kroatischen Mittelschulen und als Präses des Prüfungsausschusses um die Mittelschullehre. Sein Hauptverdienst war aber und bleibt darin, daß er den Grund zu einer systematischen Forschung der älteren kroatischen Latinisten legte.

Mit Rücksicht auf alle erwähnten Angaben werden wir uns gewiß nicht irren, wenn wir am Ende wiederholen, was Professor Tomo Maretić in seiner Grabrede über F. Maixner erklärte: „Maixner könnte als Professor der lateinischen Philologie jeder Universität zur Ehre gereichen“.6

Weniger glücklich war der erste Lehrstuhl für griechische Philologie, weil ihr Vertreter A r m i n Š r a be c (1844—1876), der sich mit großem Eifer und vielen wissenschaftlichen Plänen an die Arbeit machte, schon in seinem zweiten Dienstjahr dahinstarb. Von seinen Arbeiten sind besonders hevorzuheben : Horatius de Plauto in epistola ad Augustum recte an secus senserit, quaeritur, Izvješće Zagreb, gimn. 1868 und De Horati in sales numerosque Plautinos ani­

madversione, beide in einem glänzenden lateinischen Stil verfaßt.

Im Jahre 1874 veröffentlichte er außerdem die Arbeit Marka Tulija Cicerona život i rad (M. Tullius Ciceros Leben und Werke im eigenen Verlag) und eine schöne kroatische Übersetzung des Dialogs „Der Hahn“ von Lukian, Narodne Novine Ns 7—12. Aus seiner Hinter­

lassenschaft sind dazu noch zwei deutsch geschriebene Abhandlungen über Sophokles und mehrere kritisch-exegetische Bemerkungen zu Horaz, Sallust, Tacitus und Sophokles bekannt.

Schade, daß dem Professor Šrabec nicht vergönnt war, an der Universität in dieser Richtung länger zu wirken.

Nach Šrabecs Tode übernahm den griechischen Lehrstuhl F r a n j o P e t r a č i ć (1833—1922), Direktor des Gymnasiums in Zagreb. Er studierte klassische Philologie in Wien bei Hermann Bonitz und Johs. Vahlen zusammen mit V. Jagic und slawische Philologie daselbst bei F. Miklošič. Daher auch seine spätere wissenschaftliche Tätigkeit in zwei Richtungen: griechische Philologie und kroatische Literatur. Uns interessiert hier freilich nur das erste wissenschaftliche Gebiet, obwohl der Verfasser auf dem anderen gleich fruchtbar war.

Petračićs Hauptwerk war Historija grčke literature (Geschichte der griechischen Literatur), Zagreb I 1892, II 1898, worin der Ver­

fasser vollkommene Kenntnis der Tatsachen und der modernen wissenschaftlichen Literatur zeigte. Außerdem übersetzte er G. Cur­

tius Griechische Schulgrammatik (drei Auflagen) und K. Schenkels Griechisches Übungsbuch (zwei Auflagen) für kroatische Mittel­

schulen, und beteiligte sich, wie schon oben erwähnt wurde, an der

6 Vgl. Đ. Körbier, Dr. Franjo Maixner, Nast. vjes. ( = Nastavni vjesnik) IX 1903.

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Klassische Philologie in Kroatien 25

Bearbeitung des Griechisch — kroatischen wie auch später an der Bearbeitung des Lateinisch — kroatischen Schulwörterbuchs.

Nicht geringen wissenschaftlichen Wert haben auch seine wortgetreue Übersetzungen gewisser griechischer Schriftsteller : Platonov Phaidros, Mat. Hrv. 1894; Platonov i Xenophontov Symposion, Mat. Hrv. 1897 und Lon gov r o m an Dafnis i Hloje, Vijenac 1896.

Am Ende soll noch betont werden, daß Professor Petračić auch als ein guter Lehrer bekannt war. Aus seiner Schule sind manche tüchtige wissenschaftliche Arbeiter hervorgegangen: Šrepel, Musić, Rac, Golik, Kuzmić, Körbier u a. Besonders glücklich war er aber in der Auswahl seines Nachfolgers in der Person des Gymnasial­

lehrers August Musić.

Maixners Nachfolger auf dem lateinischen Lehrstuhl war sein Schüler Mili voj Š r ep el (1862—1905), der später auch in Leipzig bei den Professoren Otto Ribbeck, Karl Brugmann, Johannes Over­

beck und Wilhelm Wundt studierte.

Der sehr begabte junge Mann interessierte sich gleichzeitig für klassische Philologie und für die Slawistik. Dabei blieb er aber auch als Universitätsprofessor und arbeitete fleißig an beiden Gebie­

ten, so daß ihm im Jahre 1898 von der Fakultät der erledigte Lehrstuhl für die kroatische Sprache und Literatur angetragen wurde, was aber von der Regierung nicht bestätigt worden war.

Als Professor der lateinischen Philologie entwarf er gleich im Anfang einen umfassenden Plan für die Erforschung der kroatischen Latinisten. Seine wertvollen Abhandlungen aus diesem Gebiet veröffent­

lichte er im „Rad“ der Jugoslawischen Akademie ( = „Rad“ der JAZU).

Von seinen vielen übrigen lateinischen Arbeiten erwähnen wir nur die wichtigsten: Quaestiones grammaticae ad usum Plauti pertinentes, Šrepels Habilitationsarbeit, die aber leider ungedruckt blieb; O postanju latinskoga b-imperfekta i b-futura (Über die Ent­

stehung des lateinischen ^-Imperfektum und 6-Futurum, „Rad“

der JAZU Bch 103; O najstarijoj lirskoj i epskoj poeziji latinskoj s kom­

parativno g gledišta (Über die älteste lateinische lyrische und epische Poesie vom vergleichenden Standpunkt), „Rad“ der JAZU Bch 103.

Beide Abhandlungen, die seiner Zeit günstig angenommen wurden, sind heute größtenteils überholt. Erwähnenswert sind auch seine drei Bücher, die in der „Knjižnica za klasičnu starinu“ (Bibliothek für das klassische Altertum) herausgegeben wurden. Es sind folgende:

Rimska satira (Römische Satire), Mat. Hrv. 1894., mit Beispielen in kroatischer Übersetzung ; Rimska književnost i latinski jezik (Römische Literatur und die lateinische Sprache), Mat. Hrv. 1898, nach T. Birt und O. Weise; Klasična filologija, Mat. Hrv. 1899. Das Buch enthält die Anweisungen zu Einzeldisziplinen der klassischen Philologie.

Šrepels gute und schöne Übersetzungen römischer Schrift­

steller sind noch heute im Gebrauch. Neben kleineren Stücken aus Horaz, Persius und Juvenal übersetzte er des Tacitus Kleinere Schrif­

ten, Mat. Hrv. 1889; d A sepuleiusreizendes Märchen Amor u n d

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Ps ych e, Vijenac 1890 und Ciceros „Somnium Scipionis44, Nast.

vjes. II 1894.

Šrepels wissenschaftliche Tätigkeit dauerte leider nur ca.

zwanzig Jahre (er starb nämlich in seinem 42 Lebensjahre). Sie war aber besonders auf dem literarischen Gebiet so umfangreich und fruchtbar, als ob er bis zum hohen Alter gearbeitet hätte.7

Als im Jahre 1894 Professor F. Petračić auf eigene Bitte eme­

ritiert wurde, übernahm den Lehrstuhl für griechische Sprache und Literatur sein Schüler A u g us t Mu si ć (1856—1938). Seine Erstlings­

arbeiten waren: Perfektivni i imperfektivni glagoli u grčkom i hrvat­

skom jeziku (Perfektive und imperfektive Verba in der griechischen und kroatischen Sprache), Izvješće Gimn. Zagreb. 1880 und Imper­

fekt i aorist s κέν i άν kod Homera i hrvatski kondicional (Imperfekt und Aorist mit den Partikeln κέν und oćv bei Homer und der kroati­

sche Konditional), Izvješće Gimn. Zagreb. 1884. Mit der zweiten Anhandlung promovierte Musić 1885 an der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb. Demnach hat er sich schon in seinen Erstlings­

arbeiten auf demselben Gebiet bewegt, das Zeit seines Lebens seine Domäne blieb, jenem der Erforschung der griechischen und sla­

wischen Syntax auf historisch-psychologischer Grundlage.

Behufs weiterer wissenschaftlichen Ausbildung besuchte er im Frühjahr 1887 die Universitäten Berlin und Leipzig, wo er sich über den dortigen Betrieb der philologischen Studien gründlich infor­

mierte und sich an Übungen und Kollegien eifrig beteiligte. In Leipzig hörte er bei den Professoren K. Brugmann, O. Ribbeck, J. H. Lip- sius und A. Leskien. Obwohl beide Gebiete, die Philologie und die vergleichende Grammatik, seine Aufmerksamkeit ernstlich beschäf­

tigten, beeinflußte ihn doch aufs nachhaltigste Professor K. Brug­

mann. Bald nach der Heimkehr habilitierte er mit der Abhandlung Modalna sintaksa Homerova u glavnim crtama ispoređena s hrvatskim jezikom (Grundzüge der homerischen im Vergleich zu der kroati­

schen Modussyntax).

Auch als Professor der griechischen Sprache und Literatur an der Universität Zagreb bewegte sich Musić größtenteils auf dem Gebiet, dem er sich von Anfang an mit Leib und Seele widmete, d. h. auf dem Gebiet der Syntax, insbesondere der m o da l en Syntax. Von 84 Arbeiten, die in seinem Schriftenverzeichnis auf­

geführt sind, 44 gehören der Syntax. Die Erforschung dieses interes­

santen Teiles der Grammatik knüpfte Musić zunächst an die jugo­

slawische Volksüberlieferung an, indem er eifrig die Beispiele aus Volksliedern und Volkserzählungen sammelte. Dem scharfsinnigen Denker boten sich sofort die Probleme dar, die er unter ständiger Vergleichung der serbokroatischen Sprache mit der griechischen, besonders der homerischen Sprache, teils der Lösung nahebrachte, teils glücklich löste. Die umfangreichen Abhandlungen und zahlrei­

7 Vgl. A. Musić, Dr. Milivoj Šrepel, Ljetopis der JAZU ( = Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti) 20, 1906.

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Klassische Philologie in Kroatien 27

chen kleineren Arbeiten auf diesem Gebiet sind im „Rad“ der JAZU, im „Glas“ der Serbischen Akademie, in „Razprave znanstv. društva za humanističke vede“ in Ljubljana und in den Zeitschriften: Južno- slovenski filolog, Slavia, Nastavni vjesnik, Archiv für slavische Philo­

logie, Glotta, Philologische Wochenschrift und Paul—Braune, Bei­

träge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur publi­

ziert. Die darin niedergelegten Gedanken hat Musić später auf das Griechische angewendet und in deutscher Sprache in der Broschüre

„Beiträge zur griechischen Satzlehre“ (Bedingungs-, Relativ-, Fragesätze), Zagreb 1927 veröfentlicht.

Von den vielen anderen Arbeiten sind noch zu erwähnen:

Musićs getreue Übersetzung des herodotischen Geschichtswerkes ins Kroatische (I u. II), Mat. Hrv. 1887 und 1888 und seine „Povijest grčke književnosti“ I u. II (Geschichte der griechischen Literatur),

Mat. Hrv. 1893 und 1900.

Nach Vielheit und Wert seiner Arbeiten nimmt Musić unter den klassischen Philologen in Kroatien den ersten Rang ein. Sein großes Verdients liegt aber darin, daß er sich bei uns als erster auf die Untersuchungen der Verbalsyntax in größerem Umfang und auf historisch-psychologischer Grundlage verlegt hat.8

Als im Jahre 1903 an der Universität Zagreb auch der dritte Lehrstuhl für klassische Philologie, griechische und lateinische, errich­

tet wurde, übernahm sie Petračićs, Šrepels und Musićs Schüler, der Privatdozent für die Geschichte der griechischen Poesie, Đ u r o K ö r b i e r (1873—1927), ein fleißiger wissenschaftlicher Arbeiter, der unsere philologische Wissenschaft bedeutend bereichert hat.

Vor dem Übernehmen der Professur weilte auch er einige Zeit im Ausland, namentlich in Berlin, um sich an Übungen und Vorlesungen des Professors U. v. Wilamowitz zu beteiligen.

Körbiers Studien bewegten sich anfangs auf verschiedenen Gebieten der klassischen Philologie. Er erörtert, z. B., die Probleme der griechischen Metrik, versucht einige Streitfragen in der Geschich­

te des griechischen Dramas zu lösen, prüft die homerische Frage, ja er berührt sogar die Frage der Druiden in Gallien zu Cäsars Zeit.

Aus diesem r ein klassischen Gebiet führen wir nur folgende Arbei­

ten an: O Euripidovu Heraklu i Sofoklovim Trahinjankama (Über den Herakles des Euripides und die Trachinierinnen des Sophokles), Mast. vjes. V 1897, Körbiers Dissertation: O postanju Hesiodove pjesme „Djela i dani“ (Über die Entstehung des hesiodischen Gedich­

tes „Werke und Tage“), Nast. vjes. VIII 1900, Körbiers Habili­

tationsarbeit: Gaj Kornelije Gal i Vergilijeva deseta ekloga (Gajus Kornelius Gallus und Vergils zehnte Ekloge), Nast. vjes. XIII 1905, u. s. w.

Von seinen sorgfältigen Rezensionen und Besprechungen seien nur folgende erwähnt: U. v. Wilamowitz, Die Textgeschichte der

8 Vgl. N. Majnarić, August Musić, Jahresbericht für Altertumswissen­

schaft, Bd. 275, 1941 III.

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griechischen Lyriker, Berlin 1900., Nast. vjes. IX 1901; F. Sommer, Lateinische Schulgrammatik mit sprachwissenschaftlichen Anmer­

kungen, Frankfurt a/M 1920, Nast. vjes. XXIX 1921. Anerkennende Besprechungen.

Dem Beispiel seiner Vorgänger Maixner und Šrepel folgend machte sich auch Körbier sehr früh an die Erforschung der kroa­

tischen Latinisten und entfaltete dabei eine vielseitige und fruchtbrin­

gende Tätigkeit. Anfangs umfaßten seine Studien die Arbeiten der Latinisten auf dem gänzlichen Gebiet unseres Volkes, später aber beschränkte er sich mehr und mehr auf Dubrovnik, dessen Lati­

nisten die zahlreichsten und die besten sind. Diese Studien führten ihn aber bald dazu, daß er sich mit gleichem Eifer und gleicher Sorge in die Erforschung Dubrovniks allgemeiner nicht nur kultu­

reller sondern auch politischer Geschichte vertiefte.

Von vielen umfangreichen Abhandlungen dieser Art (37 an der Zahl) erwähnen wir hier nur diejenige, welche uns Philologen am meisten interessiert: Ignjat Đorđić, prethodnik Wolf ον u Homerovu pitanju (I. Đorđić Wolfs Vorgänger in der homerischen Frage),

„Rad“ der JAZU, Bch. 186. Es war also d’ Aubignac nicht der ein­

zige Vorgänger des Wolfs. Das war gewissermaßen auch der Ragu- saner I. Đorđić, der über Homer folgende drei Abhandlungen schrieb : 1. Graeci a barbaris edocti, et primum de Homero (da glaubt er noch an Homer); 2. Homerum nunquam fuisse suscipio; 3. BellumTroianum fabula.

Körbiers Verdienst liegt bei dieser Forschungsarbeit darin, daß er uns nicht nur den archivalischen Stoff, sondern gewissenhaft ausgearbeitete Monographien gegeben hat.9

Nach frühem M. Šrepels Tode übernahm den lateinischen Lehrstuhl J ul ij e Go li k (1866—1924), Gymnasiallehrer und Pri­

vatdozent für die Geschichte der römischen Poesie von den ältesten Zeiten bis zum Tode des Kaisers Augustus. Vor der Ernennung ver­

weilte auch er einige Zeit in Leipzig, wo er mit großem Interesse die Vorlesungen des Professors Erich Bethe besuchte, mit dem er auch nachher in freundschaftlichen Beziehungen blieb.

Goliks wissenschaftliche Tätigkeit umfaßte zwei Gebiete: klas­

sische Philologie und Pädagogik, besonders Didaktik und Methodik.

Als ein geborener Pädagoge ergriff er seinen Lehrerberuf mit Liebe und Begeisterung, was ihn dazu führte, daß er unter unseren Mittel­

schullehrern der erste war, der sich mit pädagogischen und didak­

tischen Problemen ernsthaft beschäftigte. Daher die Oberhand des pädagogischen über das klassische Gebiet auch bei seiner wissen­

schaftlichen Tätigkeit.

Von seinen Arbeiten, die dem klassischen Gebiet gehören, sind besonders bemerkenswert: O Vergilijevoj Enejidi (Über Vergils Äneis), Nast. vjes. II 1894. Die Abhandlung war Goliks Disserta­

tion und fand damals bei uns besondere Anerkennung; O jeziku u

9 Vgl. V. Dukat, Đuro Körbier, Ljetopis der JAZU 47, 1935.

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Klassische Philologie in Kroatien 29

pravnika Julija Paula (Über die Sprache des Juristen Iulius Paulus), 1. Teil, Zagreb 1906. Der zweite Teil der Abhandlug ist nie erschienen.

Beide Gebiete seiner wissenschaftlichen Tätigkeit vereinigte der Verfasser in der Abhandlung Kvintilijan kao pedagog (Quintilian als Pädagoge), Nast. vjes. VI 1898. Dasselbe war gewissermaßen der Fall auch bei seiner kroatischen Übersetzung (Zagreb 1900) des bekannten Werkes: Jan Amos Komensky, Didactica Magna, das der Verfasser mit einer Menge Anmerkungen versehen hat.

Interessant sind Goliks zahlreiche Rezensionen und Bespre­

chungen. Neben der Besprechung der betreffenden Bücher bringt er nämlich darin anknüpfend an die Anzeige oft seine eigenen Gedan­

ken, Vermutungen und Kombinationen vor, so daß man manche dieser Besprechungen fast als wahre Abhandlungen ansehen könnte.10 Goliks wissenschaftliches philologisches Opus ist zwar sehr bescheiden, es umfaßt aber lauter gute und solide Arbeiten.

In Zusammenhang mit dem lateinischen Lehrstuhl ist noch der Privatdozent (1905—1919) für die „Geschichte der lateinischen Poesie in der Kaiserzeitu I van K a s um ov i c (1872—1945) zu erwähnen. Zuerst Gymnasiallehrer und Gymnasialdirektor trat er im Jahre 1919 zur Unterrichtsverwaltung über und gab die Dozentur auf.

Kasumovics Studien umfassen drei wissenschaftliche Gebiete:

klassische Philologie, kroatische Latinisten und kroatische Literatur, Sprache und Folklore. Arbeiten, die die klassischen Themen behan­

deln, sind meistens im Sinne seiner Privatdozentur abgefaßt. So berührt er in der weitschweifigen Abhandlung Lukan i Petronije, Nast. vjes. XIV 1906, die Frage über den angeblichen Konflikt, der nach der Vermutung einiger französischer und deutscher Gelehrten zwischen den beiden Dichtern bestanden habe. Diese Meinung ver­

sucht aber der Verfasser mit vernünftigen Gründen abzulehnen und kommt am Ende der Abhandlung zum Ergebnis, daß zwischen Lukan und Petronius weder ein literarischer noch politischer Konflikt bestand.

In der Arbeit Ovidijev Ibis, Nast. vjes. XV 1907, äußert der Verfasser die Vermutung, Ibis sei früher einer von Ovids Freunden gewesen, der sich später, als der Dichter in Verbannung geschickt war, in seinen Feind verwandeln dürfte. Ovid hat dabei mutmaßlich den alexandrinischen Dichter Kallimachos nachgeahmt, der _eben- falls seinen Gegner mit falschem Namen genannt hat.

Originelle Gedanken legte Kasumovic auch in den Abhand­

lungen: Satira Klaudijanova „In Eutropium“, Nast. vjes. XX 1912, Esopovska basna kod Horacija (Die äsopische Fabel bei Horaz), Nast.

vjes. XXII 1914, nieder.

Seinen Vorgängern und Lehrern folgend machte sich Kasu­

movic auch an die Erforschung der kroatischen Latinisten. Diese Forschungen sind interessant und fruchtbar. Von den Arbeiten dieser Art erwähnen wir nur folgende: Dva originalna nasa fabulista (Zwei

10 Vgl. V. Gortan, Dr. Julije Golik, Iz povijesti hrvatskog školstva i pro­

svjete, Zagreb 1944, 306 f.

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unsere originellen Fabulisten), „Rad“ der JAZU, Bch. 206, wo der Verfasser über Ferics Werk „Georgii Ferrich Rhacusani Fabulae ab Illyricis adagiis desumptae“ berichtet. In der Abhandlung Feri- ceva Periegeza i rimski pjesnici (Ferics Periegesis und die römischen Dichter), Nast. vjes. VIII 1900, erforscht der Verfasser die Einflüsse der römischen Dichter auf den Dichter Đuro Ferić, und zwar in dem Werk Periegesis, dessen volle Überschrift lautet: „Periegesis orae Rhacusanae duobus libris comprehensa auctore Georgio Ferrich.

Rhacusii 1803. Typis Antonio Martecchini“ .

Von Kasumovićs Rezensionen und Besprechungen seien erwähnt: Otto Schröder, Horazens Versmaße, Nast. vjes. XX 1912, und Otto Crusius, Wie studiert man klassische Philologie, Nast.

vjes. XX 1912.

Erwähnenswert ist auch sein warmer, herzlicher Nachruf an den Verfasser des kroatischen Wörterbuchs11 Francisko Ivekovic.

Bedeutend und fruchtbar war Kasumovićs Forschungsarbeit auch auf dem Gebiet der kroatischen Literatur, Sprache und Folk­

lore, was aber den Rahmen dieses Aufsatzes überschreitet.12

Aus dem oben erwähnten ist ersichtlich, daß auch Kasumovićs wissenschaftliche Tätigkeit die philologische Wissenschaft in Kroatien bedeutend bereichert hat. Schade, daß er im Jahre 1919 seine Pri­

vatdozentur aufgegeben und andere Pflichten übernommen hat.

Nach Goliks Tode wäre er der geeignetste Mann für den lateini­

schen Lehrstuhl gewesen.

Musićs Nachfolger auf dem Lehrstuhl für griechische Sprache und Literatur war sein Schüler, der Gymnasiallehrer und Privatdo­

zent für griechische Grammatik und Geschichte der epischen Poesie Niko M a jn a r i ć (1885). Bald nach dem Antritt des Dienstes besuch­

te auch er einige ausländische Universitäten: Berlin, Leipzig, Halle, Prag, Wien und Graz, um sich über den dortigen Betrieb der philo­

logischen Studien zu informieren und sich an Kollegien und Übun­

gen zu beteiligen. In Berlin hörte er bei den Professoren Wilamowitz, Jäger und Norden; in Leipzig bei Bethe, Heinze und Körte: in Halle bei Kern und Diehl; in Wien bei Arnim, Hauler und Radermacher.

Dazu hatte er auch Glück, daß er mit seinem Lehrer A. Musić, der als Honorarprofessor weiter diente, noch neun Jahre Zusammenar­

beiten könnte.

Majnarićs wissenschaftliche Tätigkeit entfaltete sich bis zum Jahre 1939 in zwei Richtungen. In der ersten bewegt er sich auf dem Gebiet der griechischen Syntax, insbesondere der m od a le n Syntax, wobei er sich die Ergebnisse seines Lehrers A. Musić zunutze machte. Dazu gehören drei Abhandlungen über die homerischen Gleichnisse, von denen hier nur die erste Poraba vremena i načina u poredbama Homerovima, „Rad“ der JAZU, Bch 227, mit dem Aus­

zug Gebrauch der Tempora und Modi in den homerischen Gleichnissen

11 Ivekovic—Broz, Rječnik hrvatskoga jezika, Zagreb 1901.

12 Vgl. B. Magarašević, Ivan Kasumovićs Ljetopis der JAZU 54, 1949.

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Klassische Philologie in Kroatien 31

erwähnt sei, und die Arbeit Prilog nauci o finalnim rečenicama u grč­

kom jeziku (Beitrag zur Lehre von den Absichtssätzen in der grie­

chischen Sprache), Zagreb 1928 (Eigener Verlag). In anderen Abhand­

lungen beschäftigt sich der Verfasser mit eingehender Auslegung derjenigen griechischen Schriftsteller, welche in neuerer Zeit die ägyptischen Papyri ans Licht brachten. Zwei Arbeiten dieser Art:

Sofoklovi Sljednici (Sophokles5 Ichneutai), Zagreb 1932 (Eigener Verlag), und Menandrovi Parničari (Menanders Epitrepontes), „Rad“

der JAZU, Bch. 264, mit einem deutschen Auszug im Bulletin international de Γ Académie Yougoslave, liv. II 1939, fanden auch im Ausland ein günstiges Urteil (briefliche Mitteilungen der Pro­

fessoren A. Körte, Chr. Jensen und A. Thierfelder).13

Von dem Jahre 1940 erstrecken sich Majnarićs Studien auch auf andere Gebiete der klassischen Philologie. Er studiert z. B. die vorsokratischen Philosophen: Demokrit kao filolog (Demokritos als Philologe), Zbornik radova Filozofskog fakulteta I, Zagreb 1951 ;14 Heraclitea, „Rad“ der JAZU, Bch. 293; interpretiert auch andere griechische Dichter, besonders Homer : Ad Homeri Odysseam IX 343 f., Filologija I 1957: Pylaimenes und Harpalion, ŽA X 1960;

erörtert die Fragen der griechischen Metrik: Hegelohova grijeska (Ein Fehler des Schauspielers Hegelochos), ŽA II 1952; Horijamb u društvu s jambima (Choriambus in Gesellschaft von Iamben), ŽA XII 1962; befaßt sich mit den griechischen Dialekten: Edalijska ploča (Die Bronzeplatte von Edalion), ŽA XI 1961, und berührt gele­

gentlich auch die lateinische Philologie: Prilog za poznavanje Kuni- ćeva prijevoda Ilijade (Beitrag zur Kenntnis der lateinischen Ilias­

übersetzung von R. Kunić), Serta Hoffilleriana S. 167 f. Zagreb 1940. u. s. w.

Außerdem schreibt Majnarić Besprechungen, Rezensionen und Nekrologe, übersetzt griechische Klassiker (Sophokles5 Ichneutai, Theophrasts Charaktere, Aristoteles5 Verfassung von Athen, Frag­

mente des Herakleitos, Leukippos und Demokritos) und verfaßt Lehrbücher für Hoch- und Mittelschulen: G r a m m a t i k der grie­

chischen Sprache (zusammen mit A. Musić), Griechische Metrik, Griechisch-kroatisches Wörterbuch (zusammen mit O. Gorski), u. s. w.

Seit dem Jahre 1951 fungiert Majnarić auch als einer der vier Redakteure bei der Zeitschrift Živa Antika (Skopje).

Nach Goliks Tode (1924) blieb der Lehrstuhl für lateinische Philologie fast drei Jahre unbesetzt, weil damals nach Kasumovićs Abdankung kein Privatdozent für dieses Fach vorhanden war. Als aber im Jahre 1927 auch der Professor Körbier starb, übernahm laut Beschluß der Philosophischen Fakultät den Lehrstuhl Gymnasial­

direktor S la vol jub K a n to c i (1869—1953), zuerst als Supplent, und vom Jahre 1929 als außerordentlicher Professor. Von seiner 13 14

13 Die versprochenen Rücksichtnahmen sind infolge des Krieges unter­

blieben. Bezüglich der Arbeit „Sophokles5 Ichneutai“ vgl. auch F. Stiebitz, Listy filologické 59, 172 und M. Budimir, Srpski književni glasnik 1932, S. 310.

14 Von nun an: Zbor. rad. Fil. fak.

(12)

früheren wissenschaftlichen Tätigkeit ist sehr wertvoll seine Disser­

tation O Eshilovoj Prometiji (Über des Aischylos Promethie, Nast.

vjes. VI 1898. Als Professor der lateinischen Philologie konnte er aber leider wegen einer chronischen Augenkrankheit nicht dermaßen wissenschaftlich arbeiten, wieviel er wünschte und sollte. Von dieser Arbeit sind doch einige Besprechungen und der Aufsatz O epigram- skom pjesništvu kod Rimljana (Über die epigrammatische Dichtung der Römer), Nast. vjes. XLII 1934, veröffentlicht. Die Lehrtätigkeit des Professors Kantoci war aber gewissenhaft und den Studenten sehr nützlich.15

Nach der Versetzung des Professors Kantoci in den Ruhe­

stand (1940) übernahm den Lehrstuhl für lateinische Philologie der dem Fach nach sehr naheliegende Professor der vergleichenden indo­

europäischen Sprachwissenschaft A n t o n M a y er (1883—1957), der schon seit dem Jahre 1936 für die Studenten der ldassischen Philo­

logie besondere, die lateinische Grammatik betreffende Vorlesungen hielt. Zu seinen ersten wissenschaftlichen Arbeiten gehört die in einem schönen, klassischen Latein geschriebene Abhandlung De locis e poetis apud Lycurgum allatis, Kotor 1912, die auch im Ausland günstig angenommen wurde. Neben vielen und erfolgreichen kroa­

tisch und deutsch geschriebenen Abhandlungen aus dem Gebiet der vergleichenden Sprachwissenschaft16 schrieb Mayer über die römi­

schen Straßen und Ansiedlungen wie auch über die Kultur der Illyrier in der römischen Zeit. Bekannt sind auch Mayers verschie­

dene lateinische Etymologien. Neben der lateinischen leitete Mayer selbstverständlich auch den Lehrstuhl für vergleichende Sprachwis­

senschaft.

Als im Frühling 1945 A. Mayer emeritiert wurde, übernahm den lateinischen Lehrstuhl als Dozent Veljko G o r t a n (1907), der schon seit dem Jahre 1936 als wissenschaftliche Hilfskraft im Philo­

logischen Seminar arbeitete und das Philologische Proseminar lei­

tete. Seine philologischen Studien, die er in Zagreb als Schüler der Professoren Körbier, Kantoci und Majnarić absolvierte, setzte er in Besançon (1932) bei dem geschätzten Latinist Félix Gaffiot fort.

Gortan fing seine wissenschaftliche Tätigkeit mit der Abhand­

lung De Martialis poetae natura moribusque an, mit der er 1936 an der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb promovierte.

Aus dem klassischen Gebiet ist noch erwähnenswert die Arbeit Tit Livije, Nast. vjes. L 1942, die der Verfasser aus Anlaß der Zwei­

jahrtausendfeier der Geburt des Historikers veröffentlichte. Bald danach machte sich aber auch Gortan nach einigen wohlgelungenen Übersetzungen der Platons Briefe und Schriften (Siebenter Brief, Staatsman und Gesetze) an die Erforschung der kroatischen Lati­

nisten. Die Anregung dazu kam von der Jugoslawischen Akademie,

15 Vgl. V. Gortan, Dr. Slavoljub Kantoci, Zbor. rad. Fil. fak. II, Zagreb 1954.

16 Die Synthese aller diesen Forschungen hat der Verfasser in dem Werke D ie S p r a c h e d e r a l t e n I l l y r i e r , 2 Bände, Wien 1957—59 niedergelegt.

(13)

Klassische Philologie in Kroatien 33

die den Entschluß faßte, die „Kroatischen Latinisten“ meist in zweisprachigen (kritischer Text und kroatische Übersetzung) Pracht­

ausgaben herauszugeben. Einer von den ständigen Mitarbeitern bei dieser Arbeit war auch V. Gortan. Von den sechs bisher verfer­

tigten Büchern beteiligte er sich an allen außer an dem zweiten, und zwar derart, daß er den Text kritisch überprüfte und manchmal übersetzte (das 1., 3. und 5. Buch), ein Vorwort schrieb und Namens­

verzeichnis anlegte. Es gelangen ihm davon insbesondere das dritte und vierte Buch: Balthasar Adam Kercselich, Annuae sive Historia 1952 (3. Buch: Übersetzung); Ignatius Georgius, Poetici lusus varii 1956 (4. Buch: Kritischer Text, Vorwort und Namens Verzeichnis).

Von den erwähnten Editionen und Übersetzungen ausgehend fing Gortan auch mit den Studien der Latinisten an. Wir führen davon nur folgende Arbeiten an: Antička mitologija u Maruličevoj Davidijadi (Die antike Mythologie in Marulićs Davidias), Zbor. rad.

Fil. Fakul. III, Zagreb 1955; Iz Maruličeve Davidijade (Anmerkun­

gen zum Text der Marulićs Davidias), ŽA VI 1956; Je li humanist Juraj Šizgorić napisao djelo „Delie piii nobili prerogative di Sebenico“ ? (Hat der Humanist Georgius Sisgoreus das Werk „Delle più nobili prerogative di Sebenico“ geschrieben?, ibid. VIII 1958: Neobjavljena zbirka Šizgorićevih latinskih pjesama u safičkoj strofi (Eine noch unge­

druckte Sammlung der lateinischen Poesie in der sapphischen Strophe von J. Šižgorić), ibid. IX 1959; La version latine du I er chant de „La Divine Comédie“ par Marko Marulić, Studia Romanica et Anglica, Zagreb 1960; Izvorni latinski epigrami Đure Ferića u cavtatskom autografu (Die originalen lateinischen Epigramme Đuro Ferićs in dem Autograph von Cavtat). ŽA XV 1965.

Außerdem schreibt Gortan Besprechungen, Rezensionen und Nekrologe,, übersetzt antike Klassiker und andere griechische und lateinische Texte (z. B. den byzantinischen νόμος γεωργι,κός) und verfaßt Lehrbücher: Lateinische Grammatik (zusammen mit O. Gor­

ski und P. Pauš), Žepićs Lateinisch-kroatisches Wörterbuch u. s. w.

Von der jüngeren Generation unserer Universitätslehrer, die erst nach dem Jahre 1945 wissenschatflieh arbeiten, ist an erster Stelle M ir o sl av K r a v a r (1914) Professor der lateinischen Philo­

logie in Zadar zu nennen. Seine philologischen Studien absolvierte er in Zagreb und sezte sie in Paris (1937) bei den Professoren J. Ven- dryes, J. Marouzeau und P. Fouché fort.

Kravars wissenschaftliche Tätigkeit bewegt sich größtenteils auf dem Gebiet der Syntax, insbesondere der l a t e i n i s c h e n ver ­ b al en Syntax. Welche Probleme ihn dabei interessieren, ist aus folgenden Arbeiten ersichtlich: Oko spora o Homerovu prospektivu (Um eine Kontroverse über den homerischen Prospektiv), ŽA V 1955; Upotreba latinskoga perfekta u „relativu“ (Gebrauch des lateini­

schen Perfekts im „Relativ“), ibid. VI 1956; Bilješka o historijskom prezentu u latinskom (Anmerkung über das historische Präsens im Lateinischen), ibid. VII 1957; Vidske osobine latinskoga perfekta {Aspektliche Eigenschaften des lateinischen Perfekts), ibid. IX 1959;

3 Živa Antika

(14)

An aspectual relation in latin ( The opposition imperfect: perfect), In honorem Henrici Lévy—Bruhl, Rio de Janeiro, Brasil 1961; Aspektna značenja uz cum narrativum (Aspektliche Bedeutungen beim cum narrativum), Filozof, fak. Zadar „Radovi“ sv. 5, 1964, u. a.

Kravar bearbeitet auch andere Themen und bewegt sich oft auch auf dem Gebiet der serbokroatischen Sprache, z. B. Ime Σαπφώ u srpskohrvatskom liku (Der Name Σαπφώ in der serbo­

kroatischen Form), ŽA IX 1959; Naš prijevodni heksametar danas (Der serbokroatische Hexameter heute), ibid. X 1960, u. s. w. Bemer­

kenswert ist auch seine schöne Übersetzung: Povijest antičke knji­

ževnosti (Geschichte der antiken Literatur v. I. M. Tronski), Mat.

Hrv. 1951.

Von dem sehr begabten und fleißigen Gelehrten sind noch manche interessante Arbeiten zu erwarten. Am Ende sollen auch seine großen Verdienste, die er sich als mehrjähriger Dekan um die Organisation der Philosophischen Fakultät in Zadar (1956) erworben hat, nicht verschwiegen werden.

Nach Pensionierung des Professors N. Majnarié übernahm den Lehrstuhl für griechische Philologie an der Universität Zagreb als Dozent Milivoj S i ro n ić (1915). Sironić studierte in Zagreb und war nachher seit dem Jahre 1942 als Assistent, Leiter des-

„Philologischen Proseminars“ und Dozent beschäftigt. Seine Arbei­

ten sind: Esop i grčka basna (Äsop und die griechische Fabel),.

Zbor. rad. Filozof, fak. I 1951; Jedan pokušaj rekonstrukcije sadr­

žaja i redosljeda činjenica u izgubljenu početku Aristotelova spisa ,,Ustav atenski“ (Ein Versuch der Rekonstruktion des Inhaltes und der Reihenfolge der Tatsachen in dem verlorenen Anfang der aristotelischen Schrift „Die Verfassung von Athen), ŽA V 1955; Esopska basna u Vencu od alfavita i Ižici Dositeja Obradoviča (Die äsopische Fabel in den zwei kleinen Schriften Dositej Obra- dovićs: Venac od alfavita und Ižica), „Rad“ der JAZU Bch 324;

Esopska basna u „Basnama“ Dositeja Obradoviča (Die äsopische Fabel in dem Buch „Basne“ von Dositej Obradović), Kovčežić, Prilozi i građa o Dositeju i Vuku, knj. 4, 1961.

Außerdem übersetzt Sironić griechische Schriftsteller: Zbornik Esopovih basana (Sammlung der äsopischen Fabeln), Novo poko­

ljenje 1951, schreibt Rezensionen und Besprechungen, z. B. M. Mar- ković, Florilegium Philosophum Graecum, Beograd 1951, ŽA I 1951, und ist bekannt als Verfasser von Lehrbücher für Mittelschulen zusammen mit Dionizije Sabadoš und Zvonimir Zmajlović.

Eine beneidenswerte wissenschaftliche Tätigkeit entfaltete bald nach der Beendigung seiner Studien der Dozent bei dem Lehrstuhl für vergleichende Sprachwissenschaft in Zagreb Rados la v K a t i či ć (1930). Ein klassischer Philologe von Fach wurde er später durch die Macht der Umstände zur Sprachwissenschaft zugezogen. Klas­

sische Philologie studierte er in Zagreb, die Sprachwissenschaft aber in Tübingen (1960) bei den Professoren Hans Krähe und Paul Thieme,.

(15)

Klassische Philologie in Kroatien 35

wo er sich auch an den Kollegien des Professors Wolfgang Scha­

dewalt beteiligte.

Von den vielen dem klassischen und byzantinischen Gebiet gehörigen Arbeiten seien nur die wichtigsten angeführt : Jedno pitanje Tukididove kronologije (Eine Frage der thukydideischen Chro­

nologie), ŽA IV 1954; Kako je provedena kružna kompozicija u Ps.

Ksenofontovoj 'Αθηναίων πολιτεία (Die Durchführung der Ring­

komposition in der Ps. Xenophontischen Α θ η ν α ί ω ν πολιτεία), ibid. V 1955; Ringkomposition im ersten Buche des thukydideischen Geschichtswerkes, Wiener Studien LXX 1957, Festschrift K. Mras;

Ringkomposition in der vorklassischen attischen Prosa, ŽA X 1960;

Die letzte Strophe in Catulis carm. 51, ibid. VIII 1958; 'Άννα ή Κομνηνή καί ό 'Όμηρος. Άνατύπωσις έκ του κς' τόμου τής Εταιρείας βυζαντινών σπουδών. Έν Άθήναις 1957; Βιογραφικά περί Θεοφύλακτου άρχιεπισκόπου Άχρίδος, ibid. τόμος λ'. Έν Άθήναις 1960; Le sort des consonnes géminées en grec. ŽA. IX 1959; Ein Problem des messe- nischen Dialektes, ibid. IX 1959, u. s. w.

Noch einige von Katičićs Besprechungen und Rezensionen dazu: H. Krähe, Die Indogermanisierung Griechenlands und Ita­

liens, Heidelberg 1949, ŽA VI 1956; E. R. Curtius, Europäische Literatur und Lateinisches Mittelalter, 2. Aufl. Bern 1954, Filo­

logija 1, 1957.

An den angeführten Arbeiten wird man wohl mit Recht einen guten angehenden Gräzisten erkennen. Schade, daß Katičić ohne dringende Gründe auf ein anderes Geleise verwiesen wurde. Wir, seine ehemaligen Lehrer hoffen doch, daß er hie und da auch auf sein Lieblingsgebiet wieder kommen werde.

Der Dozent bei der Katheder für lateinische Philologie in Zagreb V l ad i m ir Vr at ovi ć (1927) studierte in Zagreb, verweilte aber seit Herbst 1961—1963 in Marburg (Lahn) als Lektor der serbo­

kroatischen Sprache, wodurch ihm natürlich auch die Gelegenheit gegeben wurde, seine philologischen Kenntnisse bei den Professoren C. Becker und F. Müller zu vertiefen.

Seine wissenschaftliche Tätigkeit fing er an mit der Bespre­

chung: W. Brandenstein, Atlantis, Größe und Untergang eines geheimnisvollen Inselreiches, Wien 1951, ŽA I 1951; weitere Bes­

prechungen waren: H. v. Petrikovits, Troiaritt und Geranostanz.

Festschrift für R. Egger, Klagenfurt 1952, ibid. II 1952; Kratylos, Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft, Filologija 2, 1959; Vae tibi, Vergili!

(Uz Atanasijevićev prijevod Eneide) [Vae tibi, Vergili! Zür Aeneis- übersetzung von M. Atanasijević], „Forum“ IV 6, 1965. — Von Vratovićs eigenen Arbeiten erwähnen wir : Nekoliko Bruereviéevih prijevoda iz Horacija (Einige Übersetzungen von Marko Bruerević aus Horaz), ŽA IV 1954; Epika i epske pjesme (Epik und epische Gedichte), Separatabdruck aus dem Buch „Uvod u književnost“, Zagreb 1961, zausammen mit Mate Zorić; Baština anticke retorike (Erbe der antiken Rhetorik), „Kulturni radnik“ XVII 6, 1964; Huma»

3*

(16)

nističko obrazovanje u klasičnim gimnazijama i drugim školama (Huma­

nistische Bildung in den klassischen Gymnasien und anderen Schu­

len), „Razlog“ 36 1965.

Wir hoffen, daß die Erforschung der römischen Literatur, die bei uns seit langem ziemlich vernachlässigt wird, mit Vratović wieder auf leben werde.

Auch der Dozent bei dem Lehrstuhl für lateinische Philologie in Zadar B r a n i m i r Glavičić (1925) begann seine wissenschaft­

liche Tätigkeit mit Besprechungen und Rezensionen. Es sind fol­

gende: D. Pieraccioni, Morfologia storica della lingua greca, Firenze 1954, ŽA IX 1959; Jan Safarewicz, Elementy jçzyka greckiego, 3. wyd.

Krakow 1953, ibid. IX 1959; Jan Safarewicz, Wybrane teksty umbryj- skie, Warsawa 1954, ibid. X 1960; Jan Safarewicz, Wybrane teksty oskijskie, Warszawa 1957, ibid. XI 1961; Metryka grecka i lacmska, Wroclaw 1959, ibid. XI 1961.

Von Glavičićs eigenen Arbeiten sind erwähnenswert: Jedan sporni konjunktiv u Tacita (Ein bestreitbarer Konjunktiv bei Taci­

tus), Fiioz. fak. Zadar, „Radovi“ I 82, 1960; Jedan primjer futur- skoga konjunktiva u Homera (Ein Beispiel des futurischen Konjunktivs bei Homer), ŽA XI 1961 ; Jedna vrsta tzv. slavenske antiteze u Homera (Eine Art der sogenannten slawischen Antithese bei Homer), Prilozi za književnost, jezik, istoriju i foklor, XXVII 1961; Zima u Homera (Der Winter bei Homer), Fiioz. fak. Zadar „Radovi“ III 1962.

Glavičićs Arbeiten charakterisiert in reichem Maße Gewis­

senhaftigkeit und Pünktlichkeit.

Der Assistent bei dem Lehrstuhl für griechische Philologie in Zagreb Mi lj en ko M a je t ić (1938) ist zwar der jüngste, aber mit Rücksicht auf seine wissenschaftliche Tätigkeit nicht der letzte.

Seine Arbeiten sind: Grčka drama na zagrebačkim pozornicama 1895—1960 (Das griechische Drama auf den Zagreber Bühnen 1895—1960), „Književnik“, Zagreb 1960; Antičke te?ne u novijoj hrvatskoj drami 1860—1961 (Antike Themen in dem neueren kroa­

tischen Drama 1860—1961), „Književnik“, Zagreb 1961; Antička drama na zagrebačkim pozornicama (Das antike Drama auf den Zagreber Bühnen), „Rad“ der JAZU, Bch. 326; Matoš i antika (Matoš und die Antike), ŽA XII 1962.

Außerdem veröffentlichte Majetić verschiedene Aufsätze im

„Telegram“ und in anderen Zeitschriften. Im Jahre 1964 gab leider Majetić sein Amt auf.

So viel über die Entwicklung der klassischen Philologie an den beiden philosophischen Fakultäten: Zagreb und Zadar. Es erübrigt noch etwas zu sagen über die wissenschaftliche Tätigkeit anderer kroatischer Philologen.

An erster Stelle ist gewiß dabei M a r t i n K u z m i ć (1868—

1945), Gymnasiallehrer an dem klassischen Gymnasium in Zagreb, zu nennen. Als ein ausgezeichneter Kenner der beiden klassischen Sprachen, die er von früher Jugend mit größter Liebe lernte, entfal­

tete er auf dem Gebiet der klassischen Philologie eine beneidenswerte

(17)

Klassische Philologie in Kroatien 37

wissenschaftliche Tätigkeit. Seine Studien bewegten sich auf ver­

schiedenen Gebieten der klassischen Philologie, von all dem aber waren ihm die griechischen Philosophen, mit denen er sich schon als Student fleißig befaßte und zu denen er bei jeder Gelegenheit wieder zurückkam, am meisten ans Herz gewachsen. Die wichtig­

sten Arbeiten aus diesem Gebiet sind : Protagora — prethodnik Kantu (Protagoras — Kants Vorgänger), Nast. vjes. VIII 1900; Platonovi sofizmi u prvoj knjizi Države (Platons Sophismen in dem ersten Buch des Staates), Nast. vjes. VIII 1900; Komentar Aristotelovoj ,,Poetici“

(Ein Kommentar zur aristotelischen Poetik), Nast. vjes. XI 1903, X II 1904, XIII 1905; Aristotelova Analitika (Aristoteles’ Analytik), Nast.

vjes. XXI 1913; Simonidova pjesma (Das simonideische Gedicht), Nast. vjes. XXIII 1915 u. s. w.

Dazu gehört auch seine kritische Ausgabe der aristotelischen

„Poetik“, Znanstvena knjižnica Zagreb 1912. (Text, Übersetzung und wieder Kommentar). Text ist so gestaltet, daß jetzt die „Poetik“, nach Kuzmićs eigenen Worten, im ganzen und im einzeln klar sei;

die Übersetzung ist treu und sprachlich korrekt, wie alle seine ande­

ren Übersetzungen,17 der Kommentar aber umfang- und inhaltsreich, eine wahre Schatzkammer Kuzmićs reichen philologischen Wissens.

All das ist dazu mit einem lapidaren Stil geschrieben und mit Kuzmićs bekannten Streben, daß ihm kein Wort im Text überflüssig wäre.

Von Kuzmićs Arbeiten, die zu anderen Gebieten der klassi­

schen Philologie gehören, seien folgende erwähnt: Što je δόχμιος πούς (Was ist δόχμιος πο ύ ς), Nast. vjes. VI 1898; Bilješke o nekim mjestima Ciceronova Lelija (Anmerkungen zu einigen Stellen des Ciceros Dialogs Laelius), Nast. vjes. VIII 1900; Sitni sintaktički prilozi (Kleine syntaktische Beiträge), Nast. vjes. IX 1901; Neka prijeporna mjesta Sofoklove Antigone (Einige Streitstellen der sopho- kleischen Antigone), Nast. vjes. XV 1903; Ε τ υ μ ο λ ο γ ικ ά , Nast.

vjes. XXIV 1916; Metra Horatii, Nast. vjes. XXXIV 1926 u. s. w.

Von den Besprechungen sind erwähnenswert: Th. Gomperz, Griechische Denker, Leipzig 1896, Nast. vjes. VI 1898, Kuzmićs Erstlingsarbeit, und F. Jurandić, Prinzipiengeschichte der griechi­

schen Philosophie, Agram 1905. Nast. vjes. XV 1907.

Kuzmić erörtert demnach verschiedene philologische und gram­

matische Probleme, befaßt sich mit Textkritik und Metrik, schreibt Rezensionen und Besprechungen, veranstaltet kritische Ausgaben mit Übersetzungen und inhaltsreichen Kommentaren und besorgt Schulausgaben griechischer und römischer Klassiker. In diesem Streben hat Kuzmić in langem Laufe seines fleißigen Lebens ca.

siebzig Arbeiten verfaßt, die größtenteils in „Nastavni vjesnikcc veröffentlicht wurden.

17 Es sind die folgenden : Xenophons „Erinnerungen an Sokrates" und die Schrift „Ü ber die Haushaltungskunst", Mat. Hrv. 1899, Petronius’ Satiren, Zagreb 1932 (eigener Verlag), und Platons Staat, Mat. Hrv. 1942.

(18)

Schade, daß ein so gewissenhafter und fruchtbarer Gelehrter, der die philologische Wissenschaft in Kroatien so reichlich beschenkte, seiner Zeit an die Universität Zagreb nicht zugezogen wurde.18

Einige gute meistens die griechische Literatur betreffende Arbeiten veröffentlichte in seinen jüngeren Jahren Vlado je D u k a t (1861 — 1944), Gymnasiallehrer, später Gymnasialinspektor und ordentliches Mitglied der Jugoslawischen Akademie. Dies sind:

O Herondinim mimijambima (Herondas’ Mimiamben), Nast. vjes.

V 1897; Bakhilid (Bakchylides), Nast. vjes. VI 1898; Nova oda pjes­

nikinje Sapfe (Eine neue Ode der Dichterin Sappho19), Nast. vjes.

IX 1901; Dvije tri o „Korijenima latinskoga jezika“ (Radices Latinae linguae), Nast. vjes. XIV 1906.

Noch drei Besprechungen dazu: M. Bedjanić, Rječnik Home­

rovih pjesama (Wörterbuch zu den homerischen Gedichten), Nast.

vjes. X 1902; Jules Lebreton, Etudes sur la langue et la grammaire de Cicéron, Paris, Nast. vjes. XI 1903; Th. Zielinski, Die Antike und wir 1905, Nast. vjes. XV 1907.

Zur Popularisierung der klassischen Philologie in Kroatien hat viel beigetragen der Gymnasialdirektor Ko lo ma n Rac (1863—

1937) mit seinem schönen und nützlichen Buch Život starih Grka (Das Leben der alten Griechen), Mat. Hrv. 1902. Sonst ist aber Rac ein fleißiger Übersetzer, ja neben dem Professor Tomo Maretić einer der fruchtbarsten kroatischen Übersetzer der klassischen Schrift­

steller. Er übersetzte: die griechischen Tragiker (Aischylos, Sopho­

kles und Euripides), den Komiker Aristophanes, die griechischen Lyriker, Platons Apologie, Phaedon und Protagoras, Plutarchs Lebensbeschreibungen (fünf Bücher, bis jetzt noch nicht ediert), Caesars Gallischen und Bürgerkrieg, Plautus’ ausgewählte Komö­

dien, Documenta historiam Croaticam spectantia, zusammen mit S. Srkulj; Izbor iz stare kršćanske književnosti (Auswahl aus der alten christlichen Literatur), zusammen mit F. Lasman. Die Über­

setzungen erschienen meistens bei der Mat. Hrv. v. dem Jahre 1895—1960.

Eine wirklich beneidenswerte Übersetzungstätigkeit, aber nicht nur dies, sondern auch wissenschaftliche Arbeit, weil die Vorar­

beiten, die Rac vor dem Übersetzen solcher Klassiker, wie Aischylos, Sophokles, Euripides, Aristophanes und die griechischen Lyriker sind, erledigen mußte, ohne Zweifel zur Wissenschaft gehören.

Rac’s wortgetreue Übersetzungen der Dichter scheinen den modernen Literaten oft wenig poetisch zu sein, was man vielleicht hie und da auch zulassen könnte, eins aber kann man dabei doch nicht widerlegen, daß Rac als ein guter Philologe für diese Leistungen einen soliden Grund legte, auf dem alle andere ihre Übersetzungen gestalteten und gestalten werden.20

18 Zbornik Zagrebačke klasične gimnazije 1607—1957, Zagreb 1957, 286 f.

19 Gemeint ist: E. Diehl, Ant. lyr. Graeca vol I fr. 25.

20 Vgl. N. Majnarić, Naši prevodioci antičkih pisaca, 1. Koloman Rac, ŽA I 1951.

(19)

Klassische Philologie in Kroatien 39

Auch der Archäolog Mi la n I v an če vi ć (1870—1913) darf hier wegen seiner interessanten Abhandlung Ovidiana, Nast. vjes.

XVII 1909, worin er den Ursachen der Ovids Verbannung nach Tomis nachzugehen versucht, nicht übergangen werden. Unter carmen sollte nämlich nach seiner Vermutung ein kleines, pikantes Gedicht verstanden werden, worin die sündhafte Tat der Enkelin des Augustus, bei der der Dichter Julia unwillkürlich ertappte, geschildert werden sollte. Daß sich aber der Kaiser wegen einer solchen (nach Ivan- čevićs Überzeugung) Kleinigkeit und Dummheit persönlich beleidigt fühlen würde, kam es dem Dichter nicht einmal in den Sinn. Darin hat er sich aber bitter getäuscht -— und das sollte nach Ivančević error sein.

Besonders eifrig pflegte klassische Philologie Mi la n Sta- hu lj ak (1878—1962), ehemaliger Gymnasiallehrer an dem klassi­

schen Gymnasium in Zagreb. Von seinen einundzwanzig Arbeiten und zwölf Übersetzungen kamen aber leider nur wenige ans Licht und zwar: Osobine hrvatske pučke i starogrčke glazbe (Die Eigen­

tümlichkeiten der kroatischen Volks- und altgriechischen Musik), Izvješće Varaždinske gimnazije 1910; Stari vijek u svijetlu papirusa (Das Altertum im Lichte der Papyri), Hrvatski Zmaj 1928; Heleni u svijetlu papirusa (Die Hellenen im Lichte der Papyri), Zbornik Zagreb, gimn. 1957. Hieher gehören noch zwei Übersetzungen:

Arrians „Alexanders Anabasis“, Mat. Hrv. 1952 und Heliodoros’

Theagenes und Charikleia, Mladost 1953. Sehr begrüßt wurden seine vier Besprechungen: Anglia docet, ŽA IV 1954, VIII 1958, X I 1961 und Rheinisches Museum, ibid. VI 1956.

Um zu zeigen, was alles den fleißigen Forscher interessierte, führen wir am Ende noch einige Überschriften der ungedruckten Arbeiten an: Platonov Protagora logički obrađen (Platons Protagoras logisch bearbeitet); Razvoj grčke tragedije (Entwicklung der grie­

chischen Tragödie); Goethe —- posljednji Homerid (Goethe — der letzte Homeride); Byron i Antika (Byron und die Antike); Shelley i Heleni (Shelley und die Hellenen) u. s. w.

Warum so viele von Stahuljaks Handschriften ungedruckt blieben, ist nicht leicht zu ermitteln. War er vielleicht ein scrittore timido, oder fand er in der Zeit, als bei uns noch keine spezielle Zeit­

schrift für klassische Philologie bestand, keinen Verleger dafür?

Hieher gehört jedenfalls auch der Mathematiker Željko Mar- ković (1889), Professor an der Naturwissenschaftlich-mathemati­

schen Fakultät in Zagreb mit seinen sehr instruktiven Abhandlungen:

Beskonačni postupci u Aristotela (Unendliche Prozesse bei Aristoteles),

„Rad“ der JAZU Bch 292 und Bull. int. Acad. yougosl., livre 13, 53 f.; La théorie de Platon sur Γ Un et la Dyade indéfinie et ses traces dans la mathématique grecque, Revue d’ histoire des Sciences et de leurs applications, T. V III, 1955, 289 f.; Les mathématiques chez

Platon et Aristote, „Scientia“ Revue internationale 1961.

Viel, erfolgreich und mit Liebe befaßt sich gegenwärtig mit der klassischen Philologie T o n S me r d e l (1904), Gymnasiallehrer,

(20)

derzeit aber dem Lexikographischem Institut in Zagreb zugeteilt.

In höherem Maße Gräzist als Latinist betrachtet er die Klassiker mehr von der ästhetischen und ethischen als von der philologischen Seite, was größtenteils schon auch aus den Überschriften seiner Arbei­

ten ersichtlich ist: More u Horacijevoj erotskoj lirici (Das Meer in der horazischen erotischen Lyrik), ZA III 1953; Horacijevi lirski portreti (Horazens lyrische Porträte, ibid. V 1955; Une caractéristique de la poésie homérique, ibid. VII 1957; Une variante de la poésie c. I I I de Catulle par Raymond Kunié, ibid. VII 1957; Kranjceviéevi dodiri s antikom (Kranjčevićs Berührungen mit der Antike), ibid. V III 1958;

U originalità di Virgilio, ibid. X 1960; Horacijeva lirska iskrenost (Horazens lyrische Aufrichtigkeit), ibid. XI 1961; Saffo Γ inspira­

trice di Leopardi, ibid. XI 1961; Nota marginale sui Meleagro Uricoy ibid. XV 1965.

Derselbe Geist der Betrachtung spiegelt sich einigermaßen auch in der Wahl seiner Besprechungen: H. D. F. Kitto, The Greeks, Edinburg 1957, ŽA IX 1959; Alkejeva, Sapfina i Arhilohova hrika (Anzeige der Ausgaben von Max Treu, München 1952, 1958 u. 1959, ibid. X. 1960); Viva Camena, Latina huius aetatis carmina collecta et edita ab Iosepho Eberle cum commentariolo Iosephi et Linae Ijsewijn, Zürich 1961, ibid. XI 1961, u. andere.

Von Smerdels Übersetzungen erwähnen wir: P in dar, Ode i fragmenti, Mat. Hrv. 1952; Musaios, Ljubav Heroje i Leandra, Mala biblioteka 177, Zagreb 1954; Palatinska antologija, Zagreb 1960;

Sapfo, Lirika, Nolit, Beograd 1961. Die Übersetzungen sind treu und schön und in dem freien Vers verfaßt. Erwähnenswert sind hier noch Smerdels „Versiones LatinaeiC der modernen kroatischen Dichter: S. S. Kranjčević, G. Krklec, M. Krleža, D. Tadijanović, T. Ujević und V. Vidrić.

Seine eigenen lateinischen Gedichte sammelte Smerdel unter dem Titel Urna Parcarum, Zagrebiae 1961; Pontes lucentes, Zagre- biae 1962; Epitaf', Zagreb 1964 und Cantilenae, Scupis 1965.

Noch soll man des ehemaligen Professors an dem höheren Pädagogium in Zagreb G u s t a v Šamšal ović (1878—1961) gedenken, der zwar ein Germanist von Fach war, aber auch in seinem Neben­

fach — der klassischen Philologie sehr gewandt. Besonders interessant sind seine Aufsätze, in denen er die antike Kultur mit der späteren und gegenwärtigen zu verbinden versucht, z. B. Reminiszenz an eine Stelle der Ilias, ŽA VII 1957; Einiges über den Einfluß der altklassischen Literatur auf die Literatur des Mittelalters, ibid. VII 1957; Danica ilirska i klasična starina („Danica ilirska“ und das klassische Altertum), ibid. V III 1958; Reminiszenzen an das klassische Altertum in der mittel­

alterlichen Epik, ibid. IX 1959; Beiträge zur Motivgeschichte, ibid.

XI 1961; Beispiele aus Mittellateinischen Handschriften, ibid. XI 196h Zu den schon oben erwähnten Übersetzern der klassischen SchrifsteUer sind am Ende des Artikels noch folgende zu nennen.21

21 Zbornik Zagreb, klas. gimnazije 1607— 1957, 278 f.

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