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Archiv "Arztbewertungsportale: Falsche Annahme" (09.08.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 31–32

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9. August 2010 A 1507 re Fortbildungen im Krankenhaus-

management, für die die Hochschu- le Aufträge bekommen hat, konzi- piert Module für einzelne Unter- richtsstunden an der HSPH und nimmt an Workshops des vietname- sischen Gesundheitsministeriums teil.

„Hätte ich vom Dekan verlangt, das bestehende Curriculum im Fach Kran kenhausmanagement zu ver- ändern, hätte der mir gegenüber sein Gesicht verloren.“

Gleichzeitig verstand der CIMler schnell, dass die Leute ihn trotz sei- ner Anstellung als Integrierte Fach- kraft „nicht als großen Guru“ aus dem Westen sehen. Und genau das gefällt ihm. Denn es geht einher mit einer Leichtigkeit, die er in Deutschland häufig vermisst hat.

Statussymbole, wie er sie aus seiner Heimat kennt, gibt es in seinem jet- zigen Leben kaum. Von acht Uhr bis spätnachmittags sitzt der Kranken- hausmanager in einem einfachen Raum, den er sich mit Kollegen teilt. Vor ihm ein Holzschreibtisch, neben ihm ein kleiner Ventilator.

Auch die typisch deutschen Kon- flikte fehlen ihm nicht. „In Deutsch - land gehen wir keinem Streit aus dem Weg. Dabei verlieren wir vor lauter zu gewinnenden Schlachten leicht aus den Augen, dass wir ei- gentlich den Krieg gewinnen möch- ten.“ Hier in Vietnam stehe ein Ergebnis am Ende einer Auseinan- dersetzung – wenngleich dieses Er- gebnis auch bisweilen unausgespro - chen bleibe.

Am Ende zahlreicher beruflicher Stationen hat von Krause als Kran- kenhausmanager in Vietnam viel- leicht das gefunden, was er in Deutschland vermisst: Freiheit. Er war 16 Jahre alt, als ihm seine El- tern mitteilten, dass die Familie nach sieben Jahren in Südafrika wieder nach Deutschland zurück- kehren müsse. Damit ging für ihn eine Zeit voller Freiheit und Impro- visationsgeschick zu Ende. Um sie noch einmal zu erleben, sollte er 46 Jahre warten. Hier in Vietnam, sagt er, bestehe die Möglichkeit, frei von übertriebener deutscher Rege- lungsdichte und krampfhafter Leis- tungshektik das zu versuchen, was er am liebsten macht: gestalten. ■

Martina Merten

KOMMENTAR

Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann1, Dr. phil. Peter Müller2

D

ie Ankündigung der AOK, ein deutschlandweites Arztbewer- tungsportal zu etablieren, hat eine inten- sive Diskussion über die Rolle und Mög- lichkeiten von Arztbewertungen durch Patienten im Internet ausgelöst. Ein Großteil der Diskussion geht jedoch an der Kernproblematik vorbei.

Das Kernproblem liegt in der An - nahme, es gebe „den“ guten Arzt oder

„die“ gute Ärztin. Wie von Teilen der Ärzteschaft zu Recht kritisiert, werden einseitige, nur auf den Arzt beschränk- te Fragebögen der zentralen Frage der Interaktion zwischen Arzt und Patient nicht gerecht.

Denn die Frage muss lauten: „Wel- cher Arzt ist für mich der Richtige oder der Beste?“ Es leuchtet unmittelbar ein, dass diese Frage sowohl von der Person des Patienten als auch von der Attitüde und den Fähigkeiten des Arztes ab- hängt. Ein älterer chronisch kranker Pa- tient mag mehr Bedürfnisse nach Ge- borgenheit und Zutrauen haben, ein jun- ger Sportverletzter möchte eine tech- nisch optimale Therapie, für einen zeit- knappen Manager mit viraler Infektion steht die schnelle und effiziente Be- handlung im Vordergrund. Sicherlich, ein gewisses Maß an Empathie und ein ho- hes Niveau an medizinischer Sach- kenntnis wird sich jeder Patient wün- schen, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass darüber hinausgehende Kompetenzen des Arztes wesentlich die Wahrnehmung und Zufriedenheit des einzelnen Patienten beeinflussen.

Patienten haben ein sehr breites Spektrum von kognitiven und emotiona- len Dispositionen sowie Präferenzen und Erwartungen an Arzt und Therapie. Zu- sätzlich spielt es eine Rolle, warum ein Patient eine Praxis aufsucht. Auch hier lässt die Alltagserfahrung vermuten, dass es von wesentlicher Bedeutung für die Interpretation einer Patientenbeurtei-

lung ist, ob etwa eine Routineuntersu- chung erwünscht war, ein Notfall vorliegt oder ob es um eine langfristige intensive Betreuung bei einer chronischen Erkran- kung geht.

Heute kommt es vielfach nicht zu einer optimalen Verbindung von Pa- tientenpräferenzen und tatsächlichem Arztprofil. Dies kann zu erschwerter Kommunikation, zu verminderter The- rapiecompliance, zu „Doctor-Hopping“

und insgesamt einem suboptimalen Behandlungserfolg führen.

Es kommt deshalb darauf an, eine Pa- tiententypologie zu entwickeln, die eine Zuordnung von einem bestimmten „Ty-

pus“ Patient mit einem bestimmten „Ty- pus“ Arzt ermöglicht – mithin ein „Mat- ching“ von Patient und Arzt. Die zu entwi- ckelnden Indikatoren eines Arztprofils würden ausdrücklich keine Wertung im Sinne von „gut“ oder „schlecht“ darstel- len, sondern dienten einer Orientierung und einem Abgleich der individuellen Pa- tientenpräferenzen mit dem einzelnen Arzt. Das wichtigste Kriterium für die dau- erhafte Arztwahl bleibt weiterhin: „Habe ich Vertrauen zu dem Arzt?“ Denn das ist die fundamentale Grundlage einer erfolg- reichen Arzt-Patient-Beziehung. Und die- se lässt sich durch nichts ersetzen.

Wissenschaftlich muss schließlich der Zusammenhang zwischen Patien- tenwahrnehmung, Zufriedenheit, „Mat- ching“ und den dann ökonomisch rele- vanten Handlungen des Patienten ge- prüft werden: Verhalten sich „gematch- te“ anders als „nichtgematchte“ Patien- ten? Folglich lässt sich dies nur über das wirkliche Verhalten des Patienten abbilden, zum Beispiel anhand der Häu- figkeit von Arztwechseln, der Anzahl von Beschwerden/Klagen oder der Compli-

ance mit der Therapie. ■

1Mannheimer Institute of Public Health, Universität Heidelberg

2Stiftung Gesundheit, Hamburg

ARZTBEWERTUNGSPORTALE

Falsche Annahme

P O L I T I K

Referenzen

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