Eine fünfköpfige Delegation von Medizinern aus der Volksrepublik China besuchte die Bundesärztekammer. Die chinesischen Gäste, die auf Einladung der Carl-Duisberg-Ge- sellschaft in die Bundesrepublik gekommen sind, waren sehr interessiert an den Organi- sationsstrukturen von Landesärztekammern und Bundesärztekammer sowie den Kassen- ärztlichen Vereinigungen und dem System der sozialen Sicherheit in der Bundesrepu- blik Die Qualitätssicherung der medizinischen Aus- und Weiterbildung war ebenso Ge- sprächsthema wie die Stellung der medizinischen Assistenzberufe. Zur Zeit studieren et- wa 120 chinesische Mediziner an deutschen Universitäten. Das Foto zeigt von links nach rechts: Wo-qing Yao, Direktorin des Pekinger Postkrankenhauses, Irma Neb und Renate Schiffbauer, BÄK, Prof. Wen Wei Wang, Direktorin der Augenklinik am Tong Ren Hospi- tal in Peking, Dr. Jürgen Maas und Dr. Klaus Goder, BÄK, Delegationsleiter Ying Xu, Vi- zepräsident der Gesundheitsverwaltung in Peking, Prof. Dr. Elmar Doppelfeld, BÄK, Dr.
Xiu Yu Lin, Chefärztin des Pekinger Infektions-Hospitals, Yi An Yuan, Deutsch-Professor an der Universität Peking, Renate Vonhoff-Winter, BÄK
sollte weitgehend abgeschafft wer- den. Die Autoren meinen, dadurch könne dem Angebotsdruck entge- gengewirkt und die „Ärzteschwem- me" weitgehend mit marktwirt- schaftlichen Mitteln kompensiert werden. Die Wissenschaftler ver- sprechen sich durch einen forcierten Wettbewerb einen Druck auch auf die „Preise" für Gesundheitsgüter und mithin die Einkommen der aka- demischen Heilberufe. Davon resul- tiere eine Bremswirkung auch bei den Berufsaspiranten und Hoch- schulabsolventen.
® Auch bei der Ausgestaltung der Honorierungs- und Erstattungs- systeme seien Variationen möglich.
Dadurch könne den Bedürfnissen der Versicherten und der Leistungs- erbringer eher als in einem unifor- men System Rechnung getragen werden. Krankenkassen und deren Vertragspartner sollten sich darüber per Vertrag verständigen.
Mit der Auflockerung des Versorgungssystems sollten auch veränderte Prinzipien der Leistungs- gewährung installiert werden. Wün- schenswert seien aufgelockerte Be- triebs- und Unternehmensformen sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor. Die Autoren versprechen sich von Krankenhaus- kettenbetrieben, Gruppenpraxen und fachübergreifenden Einrichtun- gen der Gesundheitspflege einen
„Integrationsfeffekt" . Eine Auflok- kerung der Leistungsbreite und der Darbietungsformen würde zudem den Wettbewerb begünstigen. Ent- sprechend müsse die dezentrale Steuerung verstärkt werden. Dem (nirgendwo im Grundgesetz veran- kerten) „Recht auf Gesundheit"
müsse künftig die „Pflicht zur Ge- sundheitserhaltung und Gesund- heitsförderung" entgegengestellt werden. Insoweit korrespondieren die Vorschläge der Bayreuther Ge- sundheitsökonomen weitgehend auch mit den im jüngsten Jahres- gutachten (1986) des Sachverständi- genrates zur Begutachtung der ge- samtwirtschaftlichen Entwicklung ( „Fünf Weise") unterbreiteten Vor- schläge zu einer Generalerneuerung des Gesundheitswesens nach libera- lem „Schnittmuster".
Dr. Harald Clade
Medizin
in Burkina Faso
Der in Deutschland aus- und zum Arzt für Allgemeinmedizin wei- tergebildete afrikanische Arzt Dr.
Etienne Kabore berichtete aus sei- ner Arbeit als Leiter der katholi- schen Medizinalstation in Ouaga- dougou, der Hauptstadt Burkina Fa- sos (Westafrika), aus Anlaß eines Besuches bei der Bundesärztekam- mer in Köln. Im Rahmen eines Ent- wicklungshilfeprogrammes waren Anfang der achtziger Jahre zwei Ärzte aus dem damaligen Obervolta in der Bundesrepublik weitergebil- det worden. Daraus haben sich enge Kontakte zu deutschen Einrichtun- gen entwickelt, welche die Arbeit der Station vielfach mit Geld- und Sachspenden unterstützen.
Burkina Faso ist mit acht Millio- nen Einwohnern eines der ärmsten Länder Afrikas. Eine eigene Medizi- nische Fakultät existiert seit 1979 an der Universität Ouagadougou. Bis- her wurden Ärzte vornehmlich an französischen Universitäten ausge- bildet. In drei Jahren erwartet man die ersten an der heimischen Univer- sität ausgebildeten Ärzte. Zur Zeit
versorgt jeder Arzt statistisch 127 000 Einwohner. Das größte Krankenhaus des Landes mit über 1000 Betten befindet sich in der 500 000 Einwohner zählenden Hauptstadt.
In der Medizinalstation der ka- tholischen Kirche in Ouagadougou werden etwa 350 Patienten pro Tag ambulant behandelt; 70 Prozent da- von sind Kinder. Der Arzt betreut mit drei ausgebildeten Ordens- schwestern und einigen Helfern das Ambulatorium allein. Häufigste Krankheitsbilder sind Infektions- krankheiten wie Malaria, Masern, Diphtherie und Keuchhusten. Ein Großteil der Erkrankungen ist auf die mangelnde Hygiene in diesem Landstrich Afrikas zurückzuführen.
So liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Durchführung von Impfpro- grammen, größtenteils von Maßnah- men der Weltgesundheitsorganisa- tion unterstützt. In zwei Jahren wird eine Entbindungsstation mit 60 Bet- ten eröffnet. Die Baumaßnahme war hauptsächlich mit Unterstüt- zung von Misereor Deutschland möglich. Nach Auskunft von Dr.
Etienne Kabore genießt die deut- sche Medizin hohes Ansehen in Bur- kina Faso. Dr. Go Dt. Ärztebl. 84, Heft 38, 17. September 1987 (41) A-2451