Versicherungskarte
Ein weiteres Stück Europa
Am 1. Juni 2004 startet die europäische Kranken- versicherungskarte.
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uropa rückt näher: Die Kommission will zum 1. Ju- ni 2004 die gemeinsame, eu- ropäische Krankenversiche- rungskarte einführen. Ab die- sem Zeitpunkt soll die ein- heitliche, personenbezogene Chipkarte alle derzeitigen Pa- piervordrucke ersetzen. Die- se sind momentan noch not- wendig, wenn man bei einem vorübergehenden Aufenthalt in einem anderen Mitglieds- staat medizinisch versorgt werden muss.Die europäische Kranken- versicherungskarte wird in drei Phasen eingeführt: Bis Ende dieses Jahres läuft die rechtliche und technische Vor- bereitung. Ab Juni 2004 wird die Karte dann zunächst den derzeitigen Vordruck E 111
für kurze Aufenthalte erset- zen, später auch alle ande- ren Vordrucke, die bei einem vorübergehenden Aufenthalt notwendig sind – so den Vor- druck für die Entsendung von Arbeitnehmern in ein ande- res Land (E 128) oder den Vordruck für ein Studium in einem anderen Land (E 128).
In einer dritten Phase erhält die Karte die Form einer computerlesbaren elektroni- schen Chipkarte, wie sie in ei- nigen europäischen Grenzre- gionen bereits existiert.
Krankenkassen
Für spezifische Verhandlungen
Vorstoß der Ortskranken- kassen
D
ie Ortskrankenkassen drän- gen auf eine Neuordnung der stationären Versorgung, die den veränderten Rahmen- bedingungen, unter anderem bei der Klinikfinanzierung, Rechnung trägt. Der AOK- Bundesverband sprach sichdafür aus, das bisher geltende Prinzip gemeinsamer und ein- heitlicher Budgetverhandlun- gen zugunsten von kassenindi- viduellen Verhandlungen auf- zugeben. Es sei ein „Anachro- nismus“, dass den Kranken- kassen ein Leistungswettbe- werb verordnet werde, sie gleichzeitig aber den größten Ausgabenblock nur gemein- schaftlich und einheitlich ver- handeln dürften. Dadurch würden Produktivitätsfort- schritte, Innovationen und je- de effizienzerhöhende Akti- vität unterbunden, so der für stationäre Versorgung zu- ständige Abteilungsleiter des AOK-Bundesverbandes, Dr.
Wulf-Dietrich Leber.
Der AOK-Bundesverband schlägt einen gestuften Über- gang zu einem preisorien- tierten Krankenhausfinanzie- rungssystem spätestens ab dem Jahr 2007 vor. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten kassenspe- zifische Verhandlungen geführt werden. In den darauf folgen- den Jahren sollte die Bet- tenplanung sukzessive durch
„verbraucherorientierte Vor- gaben“ für die Kassen ersetzt werden.
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1725. April 2003 AA1089
Akutes koronares Syndrom
Neuer Marker für drohenden Infarkt
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hrombozyten setzen bei einer Ag- gregation „lösliche CD40-Liganden“frei. Eine deutsch-niederländische Ar- beitsgruppe kann im New England Journal of Medicine (2003; 348: 1104–
1111) zeigen, dass die Bestimmung die- ses Markers die Diagnose eines akuten koronaren Syndroms (ACS) verbes- sert. Mit dem Test können Patienten identifiziert werden, die von einer Behandlung mit Thrombozytenaggre- gationshemmern profitieren. Der In- farkt beginnt mit der Ruptur einer atherosklerotischen Plaque und Abriss des Endothels. Dadurch kommt das Blut in Kontakt mit dem subendothe- lialen Kollagen und dem Von-Wille- brand-Faktor. Dies ist der Start für die Plättchenaggregation und die Bildung
des Blutpfropfes, der die Korona- rien verlegt. Bei der Aktivierung der Thrombozyten kommt es zur Verlage- rung des CD40-Liganden an die Ober- fläche des Blutplättchens, von wo aus er als löslicher CD40-Ligand ans Blut ab- gegeben wird. Dieser Faktor spiegelt deshalb die frühe Phase des Herzin- farktgeschehens wider. Im Prinzip soll- te der Faktor schneller als die der- zeitigen Infarkt-Marker wie Troponin steigen, die aus zugrunde gegangenen Muskelzellen freigesetzt werden, was einen Infarkt voraussetzt. Er sollte vor allem bei Patienten mit instabiler Angi- na wertvoll sein, bei denen die Diagno- se häufig unsicher ist.
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ie Gruppe um Christopher Hee- schen (Universitätsklinik Frankfurt/Main) hat den diagnostischen Wert von löslichen CD40-Liganden in der CAPTURE-(c7E3 Fab Antiplatelet Therapy in Unstable Refractory Angi- na-)Studie untersucht. Diese randomi- sierte placebokontrollierte Studie hatte
die therapeutische Wirkung der Hem- mung eines Glykoprotein-IIb/IIIa-Re- zeptors beim ACS untersucht (Lancet 1997; 349: 1429–1435). Unter anderem wurde festgestellt, dass insbesondere Patienten mit einem Troponin-Anstieg von dem eingesetzten Thrombozyten- aggregationshemmer profitierten.
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ie aktuelle Studie zeigt, dass die Bestimmung der löslichen CD40- Liganden diese Stratifizierung weiter verbessert. Die Werte lagen bei etwa der Hälfte der Patienten über dem Cut-Off von 5,0 µg/l. Unter Placebo wies eine erhöhte Konzentration der löslichen CD40-Liganden auf eine si- gnifikante Erhöhung des Risikos für ein kardiales Ereignis oder tödlichen Aus- gang hin. Dieses erhöhte Risiko konnte durch eine Behandlung mit dem ein- gesetzten Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezep- torblocker deutlich gesenkt werden.Diese Wirkung war unabhängig davon, ob der Troponin-Wert bereits angestie-
gen war. Rüdiger Meyer
Akut
Wer im europäischen Ausland zum Arzt geht, muss derzeit noch den Vordruck E 111 vorlegen.
Foto:Caro/Dobiey