LANDTECHNIK INTERNATIONAL
• · · · • · • · • • · · • • • • · · • · • • · · · • · · • • · · • · · • • · · • · • • · • · · · · • · · • • • · • · · • · · • · • · · · • · · • · · • • • · • · • · · · • • • • • • · • • • • •
Edy Hartulistiyoso, Meika S. R usli und Wolfgang Lücke, Göttingen
Nacherntetechnologie und
Gewü rzverarbeitung in lndonesien
Als einer der größten Gewürzproduzenten und -exporteure muß sich lndonesien ständig bemühen, die Qualität seiner Produkte zu erhöhen. Diese unter ande
rem durch Kapitalmangel bedingte relativ niedrige Entwicklungsstufe der Nachern
tetechnologie hat hohe Qualitätsverluste und einen hohen Kontaminationsgrad der Produkte mit M ikroorganismen zur Folge.
Besonders wichtig sind Verbesserungs
maßnahmen im Bereich der Nachernte
technologie, die sowohl in den landwirt
schaftlichen Betrieben als auch in der verarbeitenden Industrie durchzuführen sind. Hierbei sind Maßnahmen wie die Anpassung und Entwicklung geeigneter Technologien, die ProzeRhygi ene sowie die Ausbildung der Landwirte zu verbes
sern. Der Einsatz neuer Technologien wie etwa der Mikrowellenapplikation, die zu einer Verbesserung der Qualität führen, sollten zukünftig besser genutzt werden.
Dazu ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Export- und Importländern im Bereich der Nacherntetechnologie notwendig.
G
ewürze und Heilpflanzen gehören in l ndonesien zu den wichtigsten Produkten des landwirtschaftlichen Sektors, denn l ndonesien ist weltweit einer der größten Gewürzproduzenten und -expor
teu re. Da die Nachfrage nach Gewü rz
und Heil pflanzen von hoher Qualität stän
dig steigt, muß l ndonesien die Qualität seiner Produ ktion weiter verbessern. Bei der Erzeugung qualitativ hochwertiger Gewürze ist der technische Sta nd der Nacherntetech nologie von entscheiden
der Bedeutung. Desha l b sind weitere Ent
wicklungen in diesem Bereich durchzu
führen.
Gewürzproduktion in lndonesien und ihre wirtschaftliche Bedeutung
Die zwei Millionen Quadratkilometer l ndonesiens bieten mit ihrem tropischem Klima günstige Voraussetzungen für den Anba u von Pfeffer, Nelken, M uskatn uß, Anis und I ngwer. Der Anbau und Export
Edy Hartulistiyoso und Meika S. Rusli sind am Institut für Agrartechnik der Universität Göttingen, Gutenbergstr. 33, 37075 Göttin
gen, als wissenschaftliche Mitarbeiter tätig (Leitung: Prof Dr. Wolfgang Lücke).
252
dieser Gewürze stellt einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor, auch im H in blick auf die Außenhandelsbilanz dieses Lan
des, dar. Dies wird beispielsweise am Wa
renaustausch m it der B u ndesrepublik Deutschland deutlich ( Tab. 1). Der Wert der indonesischen Exporte von Gewürzen betrug im Jahr 1997 etwa 230,2 Mio. US
$. Dieses bedeutet eine Zunahme von rund 46 % gegenüber dem Vorjahreszeit
rau m (Statistisches B ü ro l ndonesiens, 1998). Der Weltmarktanteil l ndonesiens beträgt beispielsweise bei Pfeffer etwa 25 %. Der i ndonesische Gewürzanbau er
folgt fast nur in kleinen Betrieben mit ge
ringer Ka pitalausstattung und ei nge
schrä nkten Weiterverarbeitungsmöglich
keiten .
Entwicklungstand der
Nacherntetechnologie von Gewürzen
Verfahrentechnisch gesehen besteht d ie Nacherntetechnologie bei der Gewürzprodu ktion i m allgemeinen aus Trock
nung, Abtrennung der wertbesti mmen
den Pflanzenteile, Reinigung, Sortierung, Verpackung und Lagerung. Zusätzlich werden einige Gewü rze in Wasser einge
weicht, um d ie Umsetzungsprozesse der I nhaltsstoffe zu beeinflussen .
D i e Nacherntebehandlung von Gewür
zen wird in der Praxis in Handarbeit mit sehr einfachen M itteln durchgeführt. Sie ist gekennzeich net durch u n hygienische Arbeitsbedingungen und eine schlechte Qual ität des B ra uchwassers. Diese unter anderem d u rch Kapita lmangel bedingte relativ nied rige Entwicklungsstufe der Nacherntetechnologie hat hohe Qua litäts
verl uste und einen hohen M i kroorganis
men besatz zur Folge.
Als Beispiel soll hier die Verarbeitung von Weißpfeffer dargestellt werden: Bei der Ernte werden die reifen Fruchtstä nde m it der Hand a bgepflückt und in Säcke gesam m elt. Nach zwei oder d rei Tagen werden die Beeren durch Fußsta m pfen in Bambuskörben von den Fruchtständen a bgetrennt. Die Beeren werden dann i n Säcke a bgepackt und in fließendem Was
ser sieben bis zehn Tage eingeweicht.
Nach dem Ei nweichen werden sie in ei
nem Eimer m it Händen oder Füßen ge
rieben bis die ä ußere Fruchtwand a bge
trennt ist. Anschließend werden sie dann auf dem Boden ausgebreitet und in der
Sonne etwa fünf bis sieben Tage getrock
net. Die nachfolgende Reinigung u nd Sortierung erfolgt ebenfalls m it der Hand.
An diesem B eispiel zeigt sich, daß eine Reihe von Konta m i nationsmöglichkeiten des Pfeffers bei der Vera rbeitung besteht.
Es kom mt häufig vor, daß aufgru nd der unzureichenden Qualität der Verarbei
tung in den landwirtschaftlichen Betrie
ben P rozesse wie Trocknung und Sortie
rung von der verarbeitenden Ind ustrie nochmals d urchgeführt werden. l n den I m portländern wird häufig eine zusätzli
che Entkeimung d urchgefü h rt. Diese doppelten Prozesse sind seh r aufwendig und füh ren zu einer Erhöhung der Pro
duktionskoste n . Sie sollen deshal b durch Verbesserungsmaßnah men bei der Nacherntetechnologie vermieden wer
den.
Möglichkeiten zur Verbesserung der Nacherntetechnologie
Technologische A npassung
Die oben dargestellten Probleme machen deutlich, daß Verbesseru ngen im Bereich der Nacherntetechnologie sowohl in den landwirtschaftlichen B etrieben als auch in der Verarbeitu ngsind ustrie durchge
führt werden m üssen. Die An passung und Entwicklung geeigneter Tech nola
gien wie der Solarenergien utzung, die Entwicklung a ngepaßter Maschinen und Geräte, die Hygiene der Arbeitsbedingun
gen (etwa durch Bereitstellung sau beren Wassers) , die Konservierungstechnologie sowie die Ausbildung der Verarbeiter sind zu verbessern. H ierdurch kann eine Re
duktion der m ikrobiellen Kontami nation sowohl in landwirtschaftlichen Betrieben als auch in der Vera rbeitungsind ustrie er
reicht werden.
Einsatz neuer Technologien
Die unzure ichenden hygien ischen Bed in
gungen sind für die Herstellung von Qua
litätsprod u kten sehr nachteilig. Die hygie
nischen Qual itätsanforderungen an Ge
würze kön nen a ufgrund der hohen natürlichen Ausgangskeim belastu ng n u r schwer eingeha lten werden. D i e hohe Keimzahl natu rbelassener Gewürze ka n n bei einzelnen Lebensmitteln z u ei ner er
heblichen Erhöhung der Anfangskeim be
lastung führen. Die m ikrobielle Kontami
nation der Gewürze muß desha lb d urch 53. Jahrgang LANDTECHNIK 4/98
• • • • a • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Gewürz Spices
Importe (1 08 kg) Import
Hauptlieferländer (lmportanteil %) the main export countfies
Tab. 1 : Importanteile der Haupttieferländer für einige Gewürzarten nach Deutschfand Pfeffer
(Piper nigrum) 16,0 lndonesien (51), Brasilien (24), Malaysia ( 12), Indien (4), Singapur (3), Sonstige (6) Muskatnuß
(Myristica fragrans)
1,9 lndonesien (53), Grenada (25), Indien (3), Sonstige ( 19)
Table 1: Import shares of main export coun
tries for spices to Germany Zimt (unvermahlen) 1 ,6
(Pimpinella lndonesien (48), Sri Lanka (12), Madagaskar (ll ), China (9), Vietnam (8). Sonstige ( 12) anisum)
(zitiert nach Paap 1992)
gezielten Einsatz entsprechender techno
logischer Operationen gesenkt werden. l n vielen Fällen wird dies in den Verbrau
cherländern d u rchgeführt, wobei d ie Zahl der zur Verfügung ste henden Technola
gien (Begasung, ionisierende Stra h lung) a ufgru nd gesundheitspol itischer und ge
setzgeberischer Restriktionen stä ndig a b
n i m mt. Deshalb ist bei der Suche nach geeigneten a lternativen Entkeimungsver
fahren erheblicher Forschungsbedarf notwendig, der nur a uf dem Wege von Forsch ungskooperationen zu realisieren ist. Dies soll am Beispiel von Gewürzen mit ätherischen Ölen dargestellt werden.
Versuche am I nstitut für Agrartechnik in Göttingen zeigen, daß die Entkeimung frischer, a lso weitgehend u n beha ndelter Gewürze m it H ilfe von M ikrowellenener
gie und Dampf im Zusammenhang mit der Trocknung wesentlich schonender und effizienter ist als die bisher an Trockengut zur Dekontam ination durch
geführten Maßnahmen. Bei der Entkei
mung von Majoran konnte beispielsweise d urch eine fünfminütige M ikrowel lenbe
handlung eine Reduktion des Bakterien
besatzes um 1 ,5 Zehner-Potenzen ohne Beeinträchtigung des Ölgeha lts erreicht worden. Der Pilzbesatz dagegen wurde bereits nach 60 s vollständig a bgetötet.
Bei der Trocknung zeigte d ie M ikrowel
lenbehandlung ebenfalls gute Ergebnis
se. Bei der Mikrowellentrocknung von Majora n wurden im Vergleich zu der kon
vektiven Trocknung eine deutl ich höhere Trocknu ngsgeschwindigkeit u nd ein höherer Ölgehalt erreicht. Die visuelle Qua l ität ( Farbe) nach einer M ikrowellen
trocknung ist ebenfalls besser. Da bei ist eine exakte Tem peratursteuerung wäh
rend der Behandlung von größter Bedeu
tung.
Ein Vorteil der d ielektrischen Erwär
mung ist eine schnellere Durchwärmung besonders der feuchten P rod ukte. Die notwend ige Entkeim u ngstem peratu r kann bei der M ikrowellena pplikation in
nerhalb von nur einer M inute erreicht werden.
Für die Erhaltung der Qualitätsmerk
male wie Ölgehalt und Aussehen ist ein schnel les Erreichen der Behand
lungstem peratur sehr wichtig. Durch den 53. Jahrgang LANDTECHN I K 4/98
a nfänglichen kurzzeitigen Einsatz hoher Temperaturen u nd eine anschließende Trocknung mit Mikrowellenenergie konn
te ein einheitliches, zeitspa rendes Verfah
ren entwickelt werden.
Kooperation zur Verbesserung der Nacherntetechnologie von Gewürzen
Die Entkeimung frischer, a lso u n behandelter Gewürze ist schonender a ls die bis
her an Trockengut durchgefüh rten De
kontaminationsverfahren. Damit ver
schiebt sich der Entkeimu ngsprozeß zwangsläufig in das Anbauland. Die pro
d u ktionstechnischen Verbesserungen bei den Erzeugern müssen a lso von Anstren
gungen der Verarbeiter zur Aufrechterha 1- tung u nd Verbesserung der Qualität gera
de im Hinblick auf mikrobielle Eigen
schaften begleitet werden. H ierzu sind i ntensive Kooperationen gerade i n der Forschung zwingend notwendig.
Die bisherige Zusa mmena rbeit zwi
schen beiden Ländern im Bereich der Nacherntetech nologie, die durch indivi
d uell gesta ltete Promotionsvorha ben oder Kooperationen einzelner Institutionen (zum Beispiel Bogor und Göttingen) cha
rakterisiert ist, muß insgesa mt als unzu
reichend angesehen werden. For
sch u ngsergebnisse werden nicht effizient umgesetzt und von seiten öffentlicher Geldgeber bestehen häufig Vorbehalte gegen technisch a ufwend ige Entwicklun
gen . Die mangelnde U msetzung relevan
ter Forschungsergebn isse gerade i m Be
reich der Nacherntetech nologie ist damit zu begründen , daß potentielle, ind ustriel
le Geldgeber das finanzielle Risiko zur Aufstellung von Anlagen im h a l btechni
schen Maßstab scheuen. H ier sol lte ein Kooperationsmodell gefunden werden, a n dem öffentliche und private Geldgeber sowie Forschungseinrichtungen beider Seiten beteiligt sind, um die Durch
führung praxisrelevanter Vorhaben zu be
schleunigen. Die Verwaltung solcher P ro
jekte könnte durch eine stä ndige I nstitu
tion beider Länder erfolgen . Von deutscher Seite wäre hier die GTZ, von in
donesischer das B P PT ( Badan Pengkaji
an dan Penera pa n Teknologi) zu nennen.
Gleichzeitig wäre durch eine Beteiligung der Forschungseinrichtungen der Zugriff
a uf deren nicht un beträchtliche Ausstat
tungsressourcen gesichert.
Eine solche Vorgehensweise würde si
c herstellen, daß die in za h l reichen .,klei
nen" Forschungsvorhaben gewonnenen Ergebnisse in effizienter Weise umgesetzt werden könnten.
Literatur
[ 1 ] Hartulistiyoso, E. : Konservierung von Gewür
zen mittels M ikrowel lenap plikation und ioni
sierener Strahlung. Magisterarbeit Institut für Agrartechnik der U niversität Göttingen, 1994 [2] Hartufistiyoso, E., M. Rusfi und W Lücke:
Deutsch-indonesische Kooperation bei der Entwicklung der Nacherntetechnologie für die Gewürzproduktion. l n : VDI Berichte N r.
1297, 1996, S.305-308
[3] -: Export von landwirtschaftlichen G ütern. Sta
tistisches Büro l ndonesien, 1998
[4] Paap: Mikroskopische Diagnostik pflanzlicher Nahru ngs-, Genuß- und Futtermittel ein
schließlich Gewürze. ln: H . Hahn und I. Mich
aelson, Springer Verlag, Berlin, 1996, S . 89
SchI üsse lwörter
Gewürze, Nacherntetechnologie, Qua
lität, Entkeimung, Mikrowellen
Keywords
Spices, post harvest tec hnology, qual ity, decontamination, microwaves
NEUE BÜCHER
. . .
Biogas aus Reststoffen und Energiegras FAT-Bericht 5 12. Vertrieb: FAT-Bibliothek, CH- 8356 Tänikon. Tel.: ++05 23 68 3 1 31; Fax: ++
5 23 65 1 1 90; Email: info@fat.admin.ch;
I nternel: http://www.ad min .ch/sa r/fatl; 1998, Preis auf Anfrage
Bislang diente fast ausschließlich hofeigene Gülle zur B iogasproduktion. Zunehmend werden zusätzlich organische Rest- und Abfallstoffe aus der Lebensmittelindustrie sowie von Schlachthö
fen u nd G roßküchen mitverarbeitet ln diesen Kofermentationsanlagen wird das Kasten/Nut
zenverhältnis gegenüber einer reinen Gülle
Biogasanlage durch die erhöhten Gaserträge und die Einnahme von Entsorgungsgebühren wesentlich verbessert.
Mulchsaat
Von Dr. Joachim Brunotte und Prof. Dr.-lng.
Claus Sommer. Vertrieb: AMAZON EN-Werke H . Dreyer G m bH & C o KG , A m Amazonenwerk 9- 13, 49205 Hasbergen-Gaste; 1998, 60 S., bei Zusendung eines adressierten und frankierten D I N A5-Rückumschlages (3 DM Porto) gratis Die Fachbroschüre ., Mulchsaat - ein wichtiger Bestandteil zukünftiger Land bewirtschaftung"
stellt übersichtlich die Vor- u nd Nachteile verschiedenster Bestellverfahren dar. Ein Schwerpu nkt sind Lösungsansätze, um mit sin nvollem Einsatz von Gerätetechnik die Ziele der Bodenbearbeitung und Sätechnik zu erreichen. Als weiterer Aspekt wird die ökonomi
sche Betrachtung zu Bodenbearbeitungsverfah
ren ausführlich behandelt. Pflugsaat-, Mulch
saat- und Direktsaatvarianten werden erläutert.
253