für das Krisenmanagement im Schutzwald
Dionys Hallenbarter, Michaela Teich, Thomas Kuster, Peter Bebi, Peter Brang
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
für das Krisenmanagement im Schutzwald
Dionys Hallenbarter, Michaela Teich, Thomas Kuster, Peter Bebi, Peter Brang
Herausgeber
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf, 2007
Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf
Dieser Bericht entstand als Schlussbericht eines Pilotprojektes zuhanden der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons Luzern.
Auftraggeber und Projektbegleitung: Albin Schmidhauser, Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa), Sursee.
Zitierung
Hallenbarter, D.; Teich, M.; Kuster, T.; Bebi, P.; Brang, P., 2007: Entscheidungsgrundlagen für das Krisenmanagement im Schutzwald. [published online December 2007] Available from World Wide Web <http://www.wsl.ch/publikationen/pdf/8553.pdf>. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. 83 S.
Im pdf-Format zu beziehen über www.wsl.ch/publikationen und e-collection.ethbib.ethz.ch.
© Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf, 2007
Hallenbarter, D.; Teich, M.; Kuster, T.; Bebi, P.; Brang, P., 2007: Entscheidungs- grundlagen für das Krisenmanagement im Schutzwald. [published online December 2007] Available from World Wide Web
<http://www.wsl.ch/publikationen/pdf/8553.pdf>. Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. 83 S.
Abstract
Decision support for the crisis management in protection forests
Large storms can also hit protection forests. In the case of such a crisis, fast action is needed to restore the forests' protective effect, to limit subsequent damage and for ensuring limited resources are used as efficiently as possible. The Service for Agriculture and Forests of the canton of Lucerne commissioned WSL to evaluate existing tools in the crisis management of protection forests, with a focus on the restoration phase after a disturbance. For some tasks, e.g., modeling of rockfall risk or the monetary assessment of the damage potential, useful tools already exist. Moreover, the existing guidelines for decision support "Sustainability and success monitoring in protection forests" and "Decision aid after storm damage in forests" are helpful in ensuring that all relevant aspects are taken into account.
However, they lack a quantification of the long-term benefits and drawbacks of management options, and can therefore not be used for setting priorities in restoration after a large storm. As an alternative, we propose using spatially explicit models for risk analyses and a protection forest model for covering long- term aspects.
The application of these models in two case studies (Weggis and Schuepfheim)
provided generally plausible results. The strength of the risk analyses is the spatial
resolution and the differentiation between natural hazard processes. The strength
of the protection forest model is the explicit representation of long-term impacts of
management strategies on the protective effect. However, if these approaches are
to become really useful in crisis management, they need substantial improvements
which are outlined in this report. Coupling the two approaches would enable risk
analyses which take forest dynamics into account. Until such a coupling works, a
GIS-based case distinction applied to all forests is proposed for setting informed
priorities in case of a crisis. The information required for implementing this
approach is largely gathered before the crisis occurs, and supplemented in the
crisis with information on the location and extent of the disturbance and of the
degree to which the protective effect is at risk. The case distinction is based on the
criteria object category, risk of subsequent bark beetle damage, size of windthrow
areas and potentially relevant additional criteria.
Hallenbarter, D.; Teich, M.; Kuster, T.; Bebi, P.; Brang, P., 2007: Entscheidungs- grundlagen für das Krisenmanagement im Schutzwald. [published online December 2007] Available from World Wide Web
<http://www.wsl.ch/publikationen/pdf/8553.pdf>. Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. 83 S.
Abstract
Grosse Stürme können auch Schutzwälder treffen. Im Krisenfall muss rasch gehandelt werden, um die Schutzwirkung wieder instand zu stellen, Folgeschäden gering zu halten und dabei knappe Mittel möglichst effizient einzusetzen. Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons Luzern hat nun die WSL beauftragt, vorhandene Tools im Krisenmanagement im Schutzwald zu bewerten, mit einem Fokus auf der Phase der Wiederinstandstellung nach einem Natur- ereignis. Für Teilfragen, zum Beispiel die Modellierung des Steinschlagrisikos oder die monetäre Bewertung des Schadenpotenzials, gibt es bereits brauchbare Tools.
Auch Entscheidungshilfen wie die Wegleitung «Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald» und die «Entscheidungshilfe nach Sturmschäden im Wald» sind nützlich; sie stellen sicher, dass alle wichtigen Aspekte berücksichtigt werden.
Ihnen fehlt aber eine Quantifizierung der langfristigen Vor- und Nachteile von Handlungsoptionen. Daher können sie für die Prioritätensetzung bei der Wiederin- standstellung nach einem grossen Sturm nicht verwendet werden. Als Alternative schlagen wir vor, räumlich explizite Modelle für Risikoanalysen und ein Schutz- waldmodell für die Abschätzung von Langzeiteffekten zu verwenden.
Die Anwendung dieser Modelle auf zwei Fallstudien (Weggis und Schüpfheim) er-
gab in den Grössenordnungen plausible Ergebnisse. Die Stärke der Risikoanaly-
sen liegt bei den räumlich differenzierten Ergebnissen und bei der Unterscheidung
der Naturgefahrenprozesse. Die Stärke des Schutzwaldmodells ist die explizite
Abbildung des Einflusses von Handlungsstrategien auf die Schutzwirkung über
lange Zeiträume. Um im Krisen- und Schutzwaldmanagement effizient einsetzbar
zu sein, sind bei den geprüften Modellen noch erhebliche Entwicklungsschritte
nötig, die in diesem Bericht skizziert werden. Viel versprechend scheint eine Kopp-
lung räumlich expliziter Modelle mit einem Schutzwaldmodell. Es würden Risiko-
analysen möglich, welche die Walddynamik berücksichtigen. Bis eine solche
Kopplung erreicht ist, scheint eine GIS-unterstützte, flächendeckend umgesetzte
Fallunterscheidung zur Unterstützung vorbehaltener Entscheide der zweckmäs-
sigste Ansatz, um im Krisenfall Prioritäten zu setzen. Die nötigen Informationen
werden flächendeckend so weit als möglich vorgängig beschafft und im Krisenfall
nur noch mit Informationen zu Ort und Ausmass der Naturereignisse und zum
Schutzziel ergänzt. Wir schlagen eine Fallunterscheidung vor, welche nicht nur die
bereits vom Kanton Luzern entwickelten Objektkategorien und damit das Scha-
denpotenzial beschreibt, sondern auch weitere wichtige Elemente einbezieht,
namentlich die Gefahr von Borkenkäfer-Folgebefall, die Grösse von Windwurf-
flächen und allfällig wichtige Zusatzkriterien.
Inhalt
Abstract ... 3
Zusammenfassung... 4
1 Aufgabenstellung und Ziel... 6
2 Kurzdarstellung des Kenntnisstandes im Schutzwaldmanagement ... 8
3 Vorbehaltene Entscheide als Grundlage für das Krisenmanagement... 10
3.1 Krisenmanagement ... 10
3.2 Fallunterscheidung zur Prioritätensetzung ... 11
3.2.1 Grundidee und Vorgehen bei der Fallunterscheidung ... 11
3.2.2 Kriterien zur Fallunterscheidung ... 15
3.2.3 Beschreibung einzelner Fälle ... 20
3.2.4 Konkretes Vorgehen bei der Fallunterscheidung ... 22
4 Beitrag von Modellen zum Krisenmanagement ... 23
4.1 Räumliche Daten und Grundlagen ... 23
4.1.1 Datengrundlagen ... 23
4.1.2 Wald- und Naturgefahrenmodelle ... 24
4.1.3 Modelle zur Risikoabschätzung ... 25
4.2 Die räumlich explizite Risikoanalyse als Entscheidungshilfe in Krisensituationen. 25 4.2.1 Gefahrenanalyse ... 26
4.2.2 Die Expositionsanalyse ... 31
4.2.3 Risikoberechnung ... 32
4.2.4 Die Risikoanalyse als Entscheidungshilfe im Schutzwaldmanagement ... 33
4.3 Schutzwaldmodell ... 33
5 Modellanwendungen in den Fallstudien Weggis und Schüpfheim ... 35
5.1 Vorstellung der Fallstudien ... 35
5.1.1 Fallstudie «Weggis» ... 35
5.1.2 Fallstudie «Schüpfheim» ... 37
5.2 Räumlich explizite Risikoanalysen ... 37
5.2.1 Fallstudie «Weggis» ... 38
5.2.2 Fallstudie «Schüpfheim» ... 43
5.3 Schutzwaldmodellrechnungen ... 49
5.3.1 Fallstudie «Weggis» ... 49
5.3.2 Fallstudie «Schüpfheim» ... 53
6 Schlussfolgerungen... 58
7 Anhang... 61
7.1 Literatur ... 61
7.2 Fallunterscheidung ... 63
7.2.1 Allgemeines und Legende zu den Abbildungen ... 63
7.2.2 Schutzziel deutlich erreicht - Objektkategorien 1 und 2 (Fälle 11xx) ... 65
7.2.3 Schutzziel deutlich erreicht - Objektkategorie 3 (Fälle 12xx) ... 67
7.2.4 Schutzziel deutlich erreicht - Objektkategorie 4 (Fälle 13xx) ... 69
7.2.5 Schutzziel möglicherweise gefährdet - Objektkategorie 3 (Fälle 22xx) ... 72
7.2.6 Schutzziel möglicherweise gefährdet - Objektkategorie 4 (Fälle 23xx) ... 74
7.2.7 Schutzziel nicht erreicht - Objektkategorie 2 (Fälle 31xx) ... 76
7.2.8 Schutzziel nicht erreicht - Objektkategorie 3 (Fälle 32xx) ... 78
7.2.9 Schutzziel nicht erreicht - Objektkategorie 4 (Fälle 33xx) ... 81
1 A
UFGABENSTELLUNG UNDZ
IELKurzfassung: Trotz erheblicher Fortschritte im Krisenmanagement im Schutzwald fehlen weiterhin wichtige Kenntnisse und Instrumente zur Entscheidungsfindung. Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons Luzern hat vor diesem Hintergrund die WSL beauftragt, in einem Pilotprojekt vorhandene Tools im Krisenmanagement zu bewerten.
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich extreme Witterungsereignisse, welche zu verheerenden Naturereignissen wie Überschwemmungen und Stürme führen können, gehäuft (Frei & Schär 2001, BAFU 2001, IPCC 2007, MünchnerRück 2001, Schelhaas et al. 2003). Auch Schutzwälder waren wiederholt betroffen. Die Wissenschafter nehmen an, dass sich dieser Trend aufgrund der Klimaerwärmung fortsetzen wird (OcCC 2007).
Grosse Stürme treten in der Regel überraschend ein. Die Vorwarnzeit beträgt einige Stunden bis wenige Tage, das Ausmass eines Ereignisses ist im vornherein nur schwer abschätzbar. Im Krisenfall muss rasch entschieden und gehandelt wer- den. Die Dringlichkeit ergibt sich, weil nur durch rasches Handeln Folgeschäden gering gehalten werden können. Zudem gilt es auch im Krisenfall, knappe Mittel möglichst effizient einzusetzen. Die Tragweite solcher Entscheidungen kann aber gross sein; zum Beispiel beeinflusst der Entscheid, eine Windwurffläche zu räu- men und zu bepflanzen, die weitere Waldentwicklung über Jahrzehnte. Weil im Krisenfall die Zeit für langwierige Entscheidungsprozesse fehlt, müssen diese gut vorbereitet sein.
Eine Reihe von Strategien und Entscheidungshilfen wurde seit 1990 entwickelt, um «Best Practices» im Schutzwald zum Durchbruch zu verhelfen:
«Strategie Naturgefahren Schweiz» (Ammann et al. 2005)
Wegleitung «Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald» NaiS
(Frehner et al. 2005)
«Entscheidungshilfe nach Sturmschäden im Wald» (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft 2000, Angst 2006)
«Waldschaden-Handbuch» (BUWAL 1993)
Ein wichtiger Fortschritt im Umgang mit Naturgefahren ist dabei der Übergang zu einer umfassenden präventiven Risikokultur (Ammann et al. 2005). Ziel ist nicht mehr nur die Abwehr erkannter Gefahren, sondern ein Grundangebot an Sicher- heit, welches sich an definierten Sicherheitsstandards (Schutzzielen) orientiert, die als akzeptabel betrachtet werden, und der effiziente Mitteleinsatz. Diese Stossrich- tung liegt auch dem Konzept Naturgefahren 2002+ des Kantons Luzern zu- grunde (Baumann et al. 2002).
Trotz diesen Fortschritten mangelt es im Krisenfall an Entscheidungsinstrumenten,
mit denen rasch Handlungsprioritäten gesetzt werden können. Die vorhandenen
Entscheidungshilfen liefern, auf dem jeweils aktuellen Stand der Kenntnis, die Ar-
gumente, um gute Entscheide zu fällen. Sie sollen insbesondere verhindern, dass
wichtige Aspekte unberücksichtigt bleiben. Als Instrumente werden Checklisten zur Verfügung gestellt. Die Beurteilung wird so zwar transparent, aber sie bleibt weitgehend qualitativ. Dies hat zur Folge, dass die Gewichtung der Argumente den Entscheid massgeblich beeinflusst, was zu einem grossen Ermessensspiel- raum führt.
Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons Luzern hat vor diesem Hintergrund die WSL beauftragt, in einem Pilotprojekt vorhandene Tools im Krisenmanagement zu bewerten. Der Auftrag beinhaltet folgende Teilaufgaben:
Das Beschreiben des State-of-the-art zum Schutzwaldmanagement im Krisenfall, inkl. Aufzeigen von Kenntnislücken und Schwachstellen
Das Identifizieren und Darstellen relevanter Fälle
Die Beurteilung der Aussagekraft und Praxistauglichkeit vorhandener Entschei- dungshilfetools
Die Demonstration des Potenzials und der Grenzen räumlich expliziter Risiko- analysen und eines Schutzwaldmodells anhand von 2 Fallbeispielen
Das Vorschlagen eines umfassenden Folgeprojektes
Das Projekt soll auf die Phase der Wiederinstandstellung nach einem Naturer- eignis fokussieren, also auf einen Zeitraum von ca. 2 Wochen bis 2 Jahre nach dem Ereignis. Die Phase der Intervention in den ersten Tagen nach dem Ereignis bleibt ausgeklammert. In diesem Bericht wird das Handeln in der Phase der Wiederinstandstellung als Krisenmanagement bezeichnet.
Der vorliegende Bericht ist wie folgt aufgebaut:
Kap. 2 stellt den Kenntnisstand im Schutzwaldmanagement knapp dar.
Kap. 3 schlägt die Vorbereitung auf den Krisenfall mit vorbehaltenen Ent- scheiden vor, um das Krisenmanagement zu verbessern.
Kap. 4 beurteilt vorhandene Entscheidungshilfetools bezüglich Brauchbarkeit im Krisenmanagement.
In Kap. 5 werden zwei der Tools auf 2 Fallbeispiele angewendet und deren Nutzen für das Krisenmanagement aufgezeigt.
In Kap. 6 werden Schlussfolgerungen gezogen und Folgeprojekte skizziert.
2 K
URZDARSTELLUNG DESK
ENNTNISSTANDES IMS
CHUTZWALDMANAGEMENTKurzfassung: Das Schutzwaldmanagement wurde in den letzten 20 Jahren wesentlich weiter entwickelt. Trotzdem ist es weiterhin nicht möglich, die Langzeit-Wirkung alternativer Handlungsoptionen im Schutzwald ökono- misch zu bewerten.
Anmerkung: Eine ausführlichere Darstellung des Kenntnisstandes über das Schutzwaldmanagement ist in Wehrli et al. (2007) zu finden.
In den letzten 20 Jahren haben sich das Schutzwaldmanagement und damit auch das Krisenmanagement im Schutzwald stark weiter entwickelt. Treibende Kräfte waren dabei der Spardruck in der Forstwirtschaft und grosse Stürme. Wichtige Entwicklungen waren:
Das Liegenlassen von Sturmwürfen bzw. Stehenlassen von Totholzbestän- den wurde zu einer anerkannten Handlungsoption.
Bei der Borkenkäferbekämpfung wurde das Instrument von Zonen mit unterschiedlichen Bekämpfungsstrategien eingeführt.
Es wurden Standards für Zielstrukturen in Schutzwäldern festgelegt (Frehner et al. 2005, in knapper Form Brang et al. 2004).
Das Schadenpotenzial lässt sich mit existierenden Tools räumlich explizit erfassen.
Die Entscheidungsfindung wurde standardisiert (Frehner et al. 2005 für das Schutzwaldmanagement allgemein, Angst et al. 2005 für Sturmschäden).
Die Kenntnisse zur Schutzwirkung von Wäldern gegen Steinschlag wurden erheblich verbessert (Dorren et al. 2007).
Es wurden Software-Tools entwickelt, um den Wirkungsbereich und die In- tensität von Steinschlag und Lawinen abzuschätzen (Dorren et al. 2007, SLF 2007).
Die Technik der Holzernte wurde mit Mobilseilkränen stark verbessert.
Trotz dieser Fortschritte sind wichtige Fragen weiterhin offen:
Es ist weiterhin nicht möglich, die Langzeit-Wirkung von Handlungsoptionen im Schutzwald ökonomisch zu bewerten.
Es besteht erhebliche Unsicherheit, wie rasch die Zersetzung von liegen- dem Totholz dessen Wirkung gegen Naturgefahren vermindert.
Die Wirkung von Borkenkäfer-Bekämpfungsmassnahmen auf die Befalls- entwicklung ist nur grob abschätzbar (Forster et al. 2003).
Die Waldwirkung auf Murgänge ist schlecht abschätzbar.
Die Störungsresistenz unterschiedlich strukturierter Bestände ist ungenü- gend bekannt.
Die Wirkung der Klimaänderung auf die Walddynamik ist schwer abschätz- bar.
Die heutige Handlungsstrategie in Schutzwäldern kombiniert flächige präventive und punktuelle kurative Eingriffe (Brang et al. 2004). Das Schwergewicht liegt – auch wenn das nicht beabsichtigt ist – bei kurativen Eingriffen (Brassel & Brändli 1999, S. 353). Dieses Konzept hat sich in den letzten 25 Jahren zwar als tauglich erwiesen. Doch es lässt sich heute nicht hieb- und stichfest nachweisen, dass flä- chige Prävention langfristig kostenwirksamer ist als ausschliesslich punktuelles Reagieren. Die mit beiden Optionen verbundenen Risiken können nicht zuver- lässig beurteilt werden. Unter welchen Voraussetzungen man in Schutzwäldern die natürliche Waldentwicklung spielen lassen kann, ohne unvertretbare Risiken einzugehen, ist häufig unklar. Um eine Erhöhung der Schutzwirkung zu erreichen, scheint es daher beim heutigen Kenntnisstand zweckmässig, erstens Schutz- wälder präventiv zu pflegen und zweitens in gestörten Schutzwäldern die Wieder- bewaldung mit Pflanzungen zu beschleunigen (Brang et al. 2004).
Es ist somit unklar, in welchen Fällen wir ohne Eingriffe (und damit mit wesentlich
geringeren Kosten) eine ähnlich hohe Schutzwirkung erreichen könnten, und
ebenso auch nicht, in welchem Mass die Schutzwirkung ohne Eingriffe tatsächlich
zurückgehen würde.
3 V
ORBEHALTENEE
NTSCHEIDE ALSG
RUNDLAGE FÜR DASK
RISENMANAGEMENTKurzfassung: Ein gut vorbereitetes Krisenmanagement hilft, in einem Krisenfall rasch die richtigen Handlungsprioritäten zu setzen. Die dazu nötigen Informationen werden flächendeckend so weit als möglich bereits vorgängig beschafft und im Krisenfall nur noch mit Informationen zu Ort und Ausmass der Naturereignisse ergänzt. Als Instrument schlagen wir eine GIS- unterstützte, flächendeckend umgesetzte Fallunterscheidung vor, die vor allem auf den Kriterien «Schutzziel», «Schadenpotenzial» und «Borkenkäfer- gefahr» beruht.
3.1 K
RISENMANAGEMENTKrisenmanagement verwendet Ansätze und Methoden des integralen Risiko- managements (Ammann, et al. 2005). Krisenmanagement arbeitet mit Risiko- analysen, welche die Frage beantworten, was passieren kann, und stützt sich auf Schutzziele, welche die Frage beantworten, was passieren darf.
Krisenmanagement muss gut vorbereitet sein. Mögliche Naturereignisse bzw.
Krisensituationen müssen als Szenarien durchgespielt werden und es müssen Entscheidungsgrundlagen vorbereitet werden, die im Ernstfall zum Einsatz kommen. Die Grundidee dieses Projektes ist die Folgende (Abbildung 1):
Die Entscheide in jedem relevanten denkbaren Fall werden vor der Krise vorbereitet (im Sinn von vorbehaltenen Entscheiden)
Alle im Krisenfall zur Entscheidungsfindung nötigen Informationen, die bereits vorher beschafft werden können, werden vorher beschafft
Im Krisenfall werden nur noch Informationen zu Ort und Ausmass der Naturereignisse beschafft
Die Informationen fliessen kombiniert in eine standardisierte Entscheidung ein
Die Plausibilität der Entscheide wird überprüft
Der Kern des hier vorgeschlagenen Vorgehens ist damit eine vor dem Krisenfall
flächig vorgenommene Prioritätensetzung. Dazu dient eine vereinfachende
Fallunterscheidung (Kap. 3.2), die auf jeden Schutzwald angewendet wird.
Informationen vor Krisenfall beschaffen
Entscheid im Einzelfall Zusatzinformationen
im Krisenfall beschaffen
Vorbehaltener Entscheid
Schematischer Entscheid
Plausibilitätstest im Einzelfall
Abbildung 1. Informationsbeschaffung und Entscheidfindung im Krisenfall.
3.2 F
ALLUNTERSCHEIDUNG ZURP
RIORITÄTENSETZUNG3.2.1 G
RUNDIDEE UNDV
ORGEHEN BEI DERF
ALLUNTERSCHEIDUNGDie Fallunterscheidung hilft, die Vielzahl der bei einem Naturereignis real auftre- tenden Fälle durch eine Kategorisierung zu reduzieren und damit eine Übersicht zu gewinnen, und dann die Handlungsprioritäten nach Kategorien festzulegen.
Jeder Schutzwald wird einem Fall oder wenigen Fällen zugeordnet und erhält so eine Handlungspriorität.
Die nachstehende Fallunterscheidung ist als Vorschlag zu verstehen. Die Unter- scheidung kann feiner oder gröber gemacht werden. Wir gingen von einem Ma- ximum von 30 sich bezüglich Ausgangslage unterscheidenden Fällen aus, identifi- zierten 27 Fälle und aggregierten diese später in vier Handlungsprioritäten (Abbildung 6).
Zur Fallunterscheidung berücksichtigten wir uns besonders wichtig erscheinende Kriterien. Diese sind «Schutzziel», «Schadenpotenzial», «Borkenkäfergefahr»
und «Zusatzkriterien» (Abbildung 2). Diese Kriterien sind nicht unabhängig von- einander. So ist das Schadenpotenzial sowohl im Kriterium «Schadenpotenzial»
als auch in den «Zusatzkriterien» enthalten. In Kap. 3.2.2 werden die Kriterien kurz begründet.
Kriterium Weitere Unterscheidungen Kriterium
Borkenkäfergefahr Kriterium
Schadenpotenzial/
Objektkategorie Kriterium
Schutzziel Schutzwald
nach Krisenereignis
Fall Kriterium
Weitere Unterscheidungen Kriterium
Borkenkäfergefahr Kriterium
Schadenpotenzial/
Objektkategorie Kriterium
Schutzziel Schutzwald
nach Krisenereignis
Fall
Abbildung 2. Kriterien der Prioritätensetzung.
Jedes Kriterium kann mehrere Ausprägungen annehmen (Abbildung 3, Kap. 3.2.2).
Zur Identifikation erhält jede Ausprägung einen vierstelligen Zahlencode. Die erste Position Xxxx des Codes ist dem Kriterium Schutzziel, die zweite Position xXxx dem Kriterium Schadenpotenzial, die dritte Position xxXx dem Kriterium Borkenkäfergefahr und die vierte Position xxxX den Zusatzkriterien zugeordnet.
Die Ausprägung eines Kriteriums wird an der entsprechenden Position mit einer Zahl ausgedrückt. So stehen zum Beispiel im Kriterium Borkenkäfergefahr die Ausprägungen xx1x «Keine Gefahr von Folgebefall», xx2x «Gefahr von Folge- befall - grosse Windwurfflächen», xx3x «Gefahr von Folgebefall - mittelgrosse Windwurfflächen» und xx4x «Gefahr von Folgebefall - kleine Flächen/ Streu- schäden» zur Auswahl. x steht jeweils für eine beliebige Ausprägung eines anderen Kriteriums.
Schutzwald nach Krisenereignis
Ausprägung 1xxx
Ausprägung 2xxx
Ausprägung 11xx
Ausprägung 12xx
Ausprägung 111x
Ausprägung 112x
Ausprägung 1111
Ausprägung 1112
.... …. ….
Fall 1111
Fall 1112
Fall ….
Schutzwald nach Krisenereignis
Ausprägung 1xxx
Ausprägung 2xxx
Ausprägung 11xx
Ausprägung 12xx
Ausprägung 111x
Ausprägung 112x
Ausprägung 1111
Ausprägung 1112
.... …. ….
Fall 1111
Fall 1112
Fall ….
Abbildung 3. Beispiel von Ausprägungen der Kriterien Schutzziel (1xxx), Schadenpotenzial (x1xx), Borkenkäfergefahr (xx1x) und Zusatzkriterien (xxx1).
Sind Schutzwälder Fällen zugewiesen, müssen den Fällen noch Handlungspriori- täten zugeordnet werden. Dazu dient ein Gewichtungsverfahren, das jeder Ausprägung eines Kriteriums Punkte zuordnet. Die Produkte jedes Kriteriums werden abschliessend aufsummiert, so dass jeder Fall eine individuelle Punktzahl erhält (Tabelle 1, Abbildung 4). Je höher die Punktzahl, desto höher ist die Handlungspriorität für diesen Schutzwald. Das Minimum beim vorgeschlagenen System ist 1 Punkt, das Maximum 33 (=3x3 + 4x3 + 4x3) Punkte.
Tabelle 1. Gewichtung der Ausprägungen pro Kriterium in der Fallunterscheidung.
Kriterium Ausprägung Gewichtung
Schutzziel 1 deutlich erreicht 0
2 möglicherweise gefährdet 1
3 deutlich verfehlt 3
Objektkategorie 1 1
2 1
3 2
4 3
1 gering 0
Gefahr von
Folgebefall 2 vorhanden, Windwurffläche >2,0 ha 1 3 vorhanden, Windwurffläche 0,1-2,0 ha 2 4 vorhanden, Windwurffläche <0,1 ha/Streuschäden 3
Ausprägung
• Gewichtung Ausprägung
• Gewichtung Ausprägung
• Gewichtung Ausprägung
• Gewichtung Schutzwald
nach
Krisenereignis
+ + + =
Priorität fürdiesen Fall Ausprägung
• Gewichtung Ausprägung
• Gewichtung Ausprägung
• Gewichtung Ausprägung
• Gewichtung Schutzwald
nach
Krisenereignis
+ + + =
Priorität fürdiesen Fall
Abbildung 4. Berechnung der Handlungspriorität für einen Fall.
Zur Vereinfachung werden dann aus den Punktzahlen vier Handlungsprioritäten abgeleitet (Abbildung 6): 0: keine Priorität, 1: tiefe Priorität, 2: mittlere Priorität, 3:
hohe Priorität. Eine noch feinere Prioritätensetzung mit einem Punktesystem und einer separaten Gewichtung jedes Kriteriums halten wir nicht für zweckmässig.
Dies würde eine Scheingenauigkeit vorgeben, insbesondere weil mit den Zusatz- kriterien ohnehin eine Feinpriorisierung vorzunehmen ist. Bei der Umsetzung ist aber zu prüfen, ob die vorgeschlagene Fallunterscheidung und Gewichtung der Kriterien taugt.
Wenn möglich ist ein Schutzwald als eine Untersuchungseinheit zu betrachten.
Dies verringert den Aufwand in der Prioritätensetzung. Sind aber Teilflächen in einem Schutzwald zu unterschiedlich, ist eine Unterteilung nötig (Abbildung 5).
Dabei wird jeder Teilfläche ein eigener Fall zugeordnet.
A B C D
A B C D
Abbildung 5. Schutzwälder, in denen mehrere Fälle auftreten. Legende siehe Anhang 7.2.
Links: A Fläche mit hohem Schadenpotenzial, B Fläche mit tiefem Schadenpotenzial.
Rechts: C Wald mit intakter Schutzwirkung, D Wald mit beeinträchtigter Schutzwirkung.
Schutzwal d nach Krisenfall
Schutzziel wird deutlich erreicht Schutzziel ist möglicherweise gefährdet Schutzziel wird deutlich nicht erreicht
Objektkategorie 3 Objektkategorie 4 Objektkategorie 2 Objektkategorie 3 Objektkategorie 4 Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch BorkenkäferMittelgrosse Flächen Kleine Flächen/Streuschäden Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer
Mittelgrosse Flächen Kleine Flächen/Streuschäden Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer
Mittelgrosse Flächen Kleine Flächen/Streuschäden Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer
Grosse Flächen Mittelgrosse Flächen Kleine Flächen/Streuschäden Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer
Grosse Flächen Mittelgrosse Flächen Kleine Flächen/StreuschädenKeine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Grosse Flächen Mittelgrosse Flächen Kleine Flächen/Streuschäden
Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien Zusatzkriterien
Zusatzkriterien Zusatzkriterien Weiter Unterscheidungen Zusatzkriterien Zusatzkriterien
Zusatzkriterien: •Gesellschaftlicher Druck •Gewinn/Verlust Holzernte •Grösse des Gefahrenpotenzials •Grösse des Schadenpotenzials •Kostenwirksamkeit •Andere Kriterien, persönliche Erfahrung Zusatzkriterien
Zusatzkriterien
ZusatzkriterienFall 131x Zusatzkriterien
Fall 123x Fall 221x Fall 223x Fall 224x Fall 231x Fall 233x Fall 234x Fall 311x Fall 312x Fall 313x Fall 314x Fall 321x Fall 322x Fall 323x Fall 324x Fall 331x Fall 332x Fall 333x Fall 334x
Grosse FlächenZusatzkriterienFall 132x
Fall 121x Fall 124x Fall 134x
Objektkategorie 3 Objektkategorie 4 Objektkategorien 1 und 2 Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch BorkenkäferMittelgrosse Flächen Kleine Flächen/Streuschäden
Grosse Flächen Fall 133x
Zusatzkriterien
Zusatzkriterien
Zusatzkriterien ZusatzkriterienFall 122x
Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer Gefahr von Folgebefall durch BorkenkäferMittelgrosse Flächen Kleine Flächen/Streuschäden Grosse Flächen Fall 113x
Fall 111x Fall 114xZusatzkriterien
Zusatzkriterien
Zusatzkriterien ZusatzkriterienFall 112x
Kein Handlungsbedarf Massnahmen sind zu ergreifen wenn Kapazitäten vorhanden sind Massnahmen sind so bald als möglich zu ergreifen Sofortiger Handlungsbedarf
Abbildung 6. Fallunterscheidung mit allen Kriterien, Ausprägungen und Fällen.
3.2.2 K
RITERIEN ZURF
ALLUNTERSCHEIDUNGKriterium 1: Schutzziel
Bei den Kriterien «Schutzziel» und «Objektkategorie» sind die Objektkategorien nach Gächter et al. (2005) für die Fallunterscheidung wichtig. So werden die zu schützenden Sachwerte, Infrastruktur und Naturwerte je nach Höhe des Schaden- potenzials in fünf Objektkategorien eingeteilt (Tabelle 2). Je höher die Nummer der Objektkategorie, desto grösser ist das Schadenpotenzial. Die Objektkategorien sind in Tabelle 2 aufgeführt bzw. im Abschnitt «Kriterium 2 Schadenpotenzial»
beschrieben.
Ebenfalls zentral sind die Schutzziele (Tabelle 2, nach Gächter et al. 2005). Im Kriterium Schutzziel wird geprüft, ob die Schutzziele für den entsprechenden Fall erreicht werden oder nicht. Grundsätzlich werden umso weniger schädliche Ein- wirkungen durch Naturgefahren toleriert, je höher die Objektkategorie eingestuft wird (also je höher das Schadenpotenzial ist). Während zum Beispiel in der Objektkategorie 1 selbst häufige Ereignisse mit starker Intensität toleriert werden, werden in der Objektkategorie 4 nur seltene Ereignisse mit schwacher Intensität akzeptiert. Die Objektkategorie 5 wird als Spezialfall in dieser Fallunterscheidung nicht näher betrachtet. In einer konkreten Fallunterscheidung kann einem solchen Fall aber durchaus eine hohe Priorität zugeteilt werden.
Das Schutzziel gibt Auskunft darüber, welche Einwirkung von Naturgefahren bei unterschiedlich hohen Schadenpotenzialen toleriert wird. Das Schutzziel ist somit eine Kombination von Gefahren- und Schadenpotenzial (Baumann et al. 2002): Je höher das Schadenpotenzial ist, desto weniger Einwirkungen werden toleriert.
Wird ein Schutzziel nicht (mehr) erreicht, so müssen Massnahmen wie Schutz- bauten oder reaktive Eingriffe in Schutzwälder wie Pflanzungen ergriffen werden, um ausreichenden Schutz rasch wieder herzustellen.
Das Gefahrenpotenzial wird durch die Häufigkeit und der Intensität der Natur- gefahren bestimmt, das Schadenpotenzial durch die Höhe der gefährdeten Sachwerte, Infrastruktur und Naturwerte (Baumann et al. 2002). Gemäss dem Konzept Naturgefahren 2002+ des Kantons Luzern wird beim Schadenpotenzial zwischen fünf Objektkategorien unterschieden (Gächter et al. 2005, Tabelle 2).
Das dauerhafte Erreichen des Schutzziels, also einer intakten Schutzwirkung, hat nach einem Krisenfall höchste Priorität. Daher ist das Schutzziel das erste Kriterium.
Ausprägung 1xxx: Das Schutzziel wird deutlich erreicht (Gewichtung 0).
In einem Krisenfall sind in intakten Schutzwäldern (Ausprägung 1xxx) keine reaktiven Massnahmen zur Erhaltung der Schutzwirkung notwendig. Hingegen müssen präventive Massnahmen bei Bedarf weitergeführt werden.
Als Spezialfall wird das Schutzziel der Objektkategorie 1 (Kleinbauten mit unwesentlichem Schadenpotenzial) per Definition immer erreicht (Tabelle 2).
Diese Objektkategorie fällt daher immer in diese Ausprägung.
Tabelle 2. Objektkategorien und deren Schutzziele (nach Gächter et al. 2005).
Objektkategorie Schutzziele Nr. Sachwerte Infrastruktur Naturwerte
nicht tolerierte Einwirkung akzeptierte Einwirkung
nicht tolerierte Einwirkung akzeptierte Einwirkung
1 Kleinbauten mit unwesentlichem Schaden- potenzial
Wanderwege und Loipen von kantonaler Bedeutung, Flurwege, Leitungen von
kommunaler
Bedeutung, Ski- und Bergtourenrouten (gemäss SAC-Karten usw.)
Alpweiden, Ödland, Naturland- schaften
7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
selten selten häufig schwach
mittel
stark 7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
seltenSehr selten häufig selten selten häufig schwach
mittel stark
2 Unbewohnte Gebäude (Remisen, Weidscheunen usw.)
Verkehrswege von kommunaler
Bedeutung, Leitungen von kantonaler Bedeutung
Wald mit erheblicher oder besonderer Schutzfunktion, landwirtschaft- lich genutztes Land
7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
selten selten häufig schwach
mittel
stark 7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
seltenSehr selten häufig selten selten häufig schwach
mittel stark
3 Zeitweise oder dauernd
bewohnte Einzelgebäude und Weiler, Ställe
Verkehrswege von nationaler, kantonaler oder grosser
kommunaler
Bedeutung, Leitungen von nationaler
Bedeutung,
Bergbahnen, Zonen für Skiabfahrten, Skiübungsgelände
7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
selten selten häufig schwach
mittel
stark 7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
seltenSehr selten häufig selten selten häufig schwach
mittel stark
4 Geschlossene Siedlungen, Gewerbe, Industrie, Bauzonen
Stationen diverser Beförderungsmittel, Campingplätze, Freizeit- und Sportan- lagen, andere grosse Menschenansamm- lungen mit geringem Schutz gegen
Gefahreneinwirkungen
7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
selten selten häufig schwach
mittel
stark 7 8 9
4 5 6
1 2 3
Häufigkeit
Intensität
Sehr
seltenSehr selten häufig selten selten häufig schwach
mittel stark
5 Sonderrisiken bezüglich besonderer Schadenanfälligkeit oder Sekundärschäden
Wird fallweise festgelegt.
Ausprägung 2xxx: Das Schutzziel ist möglicherweise gefährdet (Gewichtung 1).
In dieser Ausprägung ergibt die Beurteilung eines Schutzwaldes nach einem Krisenfall, zwar dass die minimalen Anforderungen nach NaiS erfüllt sind (Frehner et al. 2005). Es ist aber unsicher, ob sich die Schutzwirkung verbessern oder verschlechtern wird.
Da das Schadenpotenzial der Objektkategorien 3 und 4 hoch ist (Tabelle 2), ist diese Gefährdung nicht ohne weiteres tolerierbar. Eine detaillierte Situationsana- lyse ist unumgänglich. Allenfalls müssen zur Erhaltung der Schutzwirkung einzel- ne präventive und reaktive Massnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass solche Wälder die Ausprägung «Das Schutzziel wird nicht erreicht» annehmen.
Aufgrund der Unsicherheit der langfristigen Schutzwirkung und des grossen Schadenpotenzials unterhalb dieser Schutzwälder wird diese Ausprägung mit 1 gewichtet. Verbessert oder verschlechtert sich die Schutzwirkung, so muss die Ausprägung entsprechend angepasst werden.
Ausprägung 3xxx: Das Schutzziel wird nicht erreicht (Gewichtung 3).
In dieser Ausprägung ist das Risiko einer Naturgefahr über dem tolerierbaren Niveau der entsprechenden Objektkategorie (Tabelle 2). Der Schutzwald erfüllt die minimalen Anforderungen nach NaiS (Frehner et al. 2005) nicht. Es müssen daher geeignete reaktive Massnahmen ergriffen werden, um den Schutz der gefährdeten Personen und Objekte wieder herzustellen. Als schnell wirkende Massnahme können Schutzbauten erstellt oder raumplanerische Massnahmen ergriffen wer- den. Schutzwälder mit dieser Ausprägung geniessen höchste Priorität. Es müssen rasch alle notwendigen Massnahmen zur Sicherung der Schutzwirkung ergriffen werden. Diese Ausprägung erhält daher mit 3 die maximale Gewichtung.
Kriterium 2: Schadenpotenzial
Flächen mit einem hohen Schadenpotenzial geniessen Vorrang gegenüber sol- chen mit einem tieferen Schadenpotenzial. Daher werden Flächen beim zweiten Kriterium gemäss ihrem Schadenpotenzial rangiert. Als Ausprägungen des Schadenpotenzials werden die Objektkategorien des Konzept Naturgefahren 2002+ verwendet (Baumann et al. 2002, Tabelle 2). Die Objektkategorie 5 wird nicht einbezogen, da sie gemäss Definition fallweise berücksichtigt werden muss.
Je höher das Schadenpotenzial ist, desto wichtiger ist die Schutzwirkung. Daher wird auch dieses Kriterium mit dem Faktor von maximal 3 gewichtet.
Ausprägung x1xx: Objektkategorien 1 und 2 (Gewichtung 1)
In die Objektkategorie 1 fallen Kleinbauten mit geringem Schadenpotenzial, Fuss- wege, Alpweiden und andere Gebiete und Wege, die nur unregelmässig benutzt werden. Da das Schadenpotenzial derart tief ist, werden zum Schutz von Objekten in dieser Kategorie keine Massnahmen ergriffen (Tabelle 2).
In die Objektkategorie 2 fallen unbewohnte Gebäude, kommunale Verkehrswege,
Leitungen von kantonaler Bedeutung, Schutzwälder und landwirtschaftlich genutz-
tes Land (Tabelle 2). Entsprechend dem geringen Schadenpotenzial werden hohe Risiken in Kauf genommen. Massnahmen in Wäldern dieser Objektkategorie haben daher eine tiefe Priorität. Diese Ausprägung wird daher mit 1 gewichtet.
Ausprägung x2xx: Objektkategorie 3 (Gewichtung 2)
In die Objektkategorie 3 fallen bewohnte Einzelgebäude, kantonale und nationale Verkehrswege, Leitungen von nationaler Bedeutung, Bergbahnen und ähnliche Objekte (Tabelle 2). Da einerseits Personen gefährdet und andererseits wichtige Leitungen und Verkehrswege betroffen sind, wird diese Ausprägung mit 2 gewichtet und damit höher eingestuft als die Objektkategorie 2.
Ausprägung x3xx: Objektkategorie 4 (Gewichtung 3)
In die Objektkategorie 4 fallen grössere Menschenansammlungen und Gebäude in grosser Zahl und von hoher Wichtigkeit (Tabelle 2). Daher müssen Flächen in dieser Objektkategorie unbedingt und mit höchster Priorität (3) geschützt werden.
Kriterium 3: Borkenkäfergefahr
Liegende Nadelbäume (vor allem Fichten) sind nach einem Sturm anfällig auf Borkenkäferbefall. Wird der Borkenkäfer nicht rasch genug bekämpft, so kann sich dieser stark vermehren und so auch gesunde Bäume befallen, die durch das Extremereignis verschont blieben. Dieser Folgebefall kann die Schutzwirkung des Waldes empfindlich vermindern (Angst 2006).
Ausprägung xx1x: Keine Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer (Gewichtung 0) Dieser Fall tritt erstens ein, wenn der Fichtenanteil (Bäume mit BHD > 30 cm) in der Windwurffläche respektiv in den angrenzenden Beständen kleiner als 20% ist.
Zweitens tritt dieser Fall auch ein, wenn die Anzahl der zu schützenden Fichten im Umkreis von 1000 m sehr gering ist (Angst 2006). In diesen Flächen müssen keine Massnahmen zur Borkenkäferbekämpfung ergriffen werden, die Priorität dieser Ausprägung wird daher mit 0 bewertet.
Ausprägung xx2x: Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer - grosse Windwurf- flächen (Gewichtung 1)
Die Windwurfflächen sind gross (> 2 ha). Auf diesen Flächen ist die Sonnen- einstrahlung hoch, so dass das Holz schnell austrocknet und somit nur für kurze Zeit für Borkenkäfer attraktiv ist (Angst 2006). Die Sturmholzaufbereitung kann daher in diesem Fall zugunsten kleinerer Windwurfflächen zurückgestellt werden.
Die Handlungspriorität ist somit tief.
Ausprägung xx3x: Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer - mittelgrosse Windwurfflächen (Gewichtung 2)
Die Windwurfflächen sind mittelgross (0,1-2 ha). Liegende Bäume werden somit teilweise von noch lebenden Bäumen beschattet, so dass sich von dort aus Borkenkäfer ausbreiten können (Angst 2006). Daher sind mittelgrosse Flächen baldmöglichst zu räumen.
Ausprägung xx4x: Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer - kleine Wind- wurfflächen/Streuschäden (Gewichtung 3)
Die Windwurfflächen sind klein (<0,1 ha), respektive es treten Streuschäden auf.
Das geworfene Holz wird durch noch stehende Bäume beschattet und bleibt so lange frisch. Die Borkenkäfer können sich somit über längere Zeit stark vermehren.
Streuschäden sind zudem oft über ein grösseres Gebiet verteilt als Flächen- schäden, so dass die bedrohte Fläche grösser sein kann als bei den voran- gegangenen Ausprägungen (Angst 2006). Diese Flächen müssen möglichst rasch aufbereitet werden, um Folgebefall zu reduzieren.
Kriterium 4: Zusatzkriterien
Aufgrund der drei bisher vorgestellten Kriterien ist es möglich, Schutzwälder nach einem Krisenfall Fällen zuzuordnen und so eine grobe Rangierung vorzunehmen.
Möchte man eine feinere Gliederung der Prioritäten erreichen, so sind zusätzliche Unterscheidungen notwendig. Da eine detaillierte Aufgliederung der weiteren Unterscheidungen den Rahmen der Darstellung sprengen würde, werden sie in Tabelle 2 nur zusammengefasst als «Zusatzkriterien» aufgeführt.
Als Zusatzkriterien schlagen wir vor, mit einer Gewichtung von je 1:
xxx1: Gesellschaftlicher Druck/Risikoaversion: Schutzwälder, auf denen ein besonders hoher gesellschaftlicher Druck liegt (z.B. Gotthardroute), können mit höherer Priorität behandelt werden.
xxx2: Gewinn/Verlust der Eingriffe: Je nach Eingriffskosten und -erlösen kann ein Eingriff gewinnbringend sein, etwa ausgeglichen oder mit erheb- lichen Verlusten verbunden.
xxx3: Ausmass der Verfehlung des Schutzziels: Dieses Ausmass kann ge- ring, mittel oder erheblich sein.
xxx4: Grösse des Schadenpotenzials: Die Unterscheidung in nur vier Objektkategorien ist vereinfachend. Gebiete mit einem höheren Schaden- potenzial haben eine höhere Priorität gegenüber Flächen mit einem tieferen Schadenpotenzial. Dies kann in absoluten Zahlen ausgedrückt werden (s.
Kap. 4.2).
xxx5: Kostenwirksamkeit: Die Kostenwirksamkeit ist das Verhältnis der
Kosten eines Eingriffes zu der durch die Massnahmen erreichten Erhöhung
der Schutzwirkung. Je tiefer der Wert für die Kostenwirksamkeit ist, desto
eher lohnt sich ein Eingriff. Dies kann in absoluten Zahlen ausgedrückt
werden
xxx6: Andere Kriterien, persönliche Erfahrung: Hier können zusätzliche Kri- terien aufgenommen werden, die in den anderen Kriterien nicht berück- sichtigt sind. Es können spezielle Eigenheiten sein, die ein Schutzwald oder die darunter liegende Fläche speziell auszeichnen und daher eine hohe oder tiefe Priorität des entsprechenden Schutzwaldes rechtfertigen.
3.2.3 B
ESCHREIBUNG EINZELNERF
ÄLLEIn der folgenden Fallunterscheidung werden 4 der 27 Fälle aus Abbildung 6 kurz erläutert und anhand eines Beispiels (also nicht allgemein!) beschrieben. Dabei wird nur am Rande auf die Ausprägungen allfälliger Zusatzkriterien eingegangen.
Eine Übersicht über alle Fälle gibt Anhang 0.
Jeder Fall wird anschaulich und mit realitätsnahen Beispielen charakterisiert. Die Angaben zu den Naturgefahren und der Schutzwirkung der Wälder lehnen sich an die Wegleitung «Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald» (Frehner, et al. 2005) an, diejenigen zur Gefahr eines Folgebefalls durch Borkenkäfer an die
«Entscheidungshilfe bei Sturmschäden im Wald» (Angst 2006). Die Fallbeispiele dienen nur zur Veranschaulichung der Fallunterscheidung. In der Realität dürften zahlreiche weitere Situationen auf die einzelnen Fälle zutreffen.
Die Fälle sind immer nach dem gleichen Schema beschrieben. Fälle mit gleicher Ausprägung der Kriterien «Schutzziel» und «Schadenpotenzial» werden zusam- men beschrieben. In jeder der so gebildeten Gruppen werden zuerst die identi- schen Ausgangsbedingungen bezüglich Naturgefahren und Schadenpotenzial beschrieben und mit einer Skizze veranschaulicht. Eine Legende zu den einzelnen Elementen der Skizzen folgt im Anhang. Abschliessend werden die, meist je vier, Ausprägungen der Borkenkäfergefahr beschrieben und die speziellen Eigenheiten jedes Falles kurz erläutert.
Fall 112x: Schutzziel deutlich erreicht - Objektkategorien 1 und 2 (Fälle 11xx) - Borkenkäfergefahr - grosse Windwurfflächen
Fallbeispiel:
Vorherrschende
Baumart: Fichte
Ereignis: Grosse Windwurfflächen (> 2 ha) Borkenkäfer: Gefahr von Folgebefall durch Borken-
käfer - Räumung bis nächstes Frühjahr
Fallbeschreibung: Ein Sturm hat grosse Windwurfflächen (> 2 ha) geschaffen. Da
das Gefahrenpotenzial trotz grossen Lücken gering ist, wird das Schutzziel
trotzdem erreicht. Es müssen daher keine reaktiven Massnahmen ergriffen wer-
den. Da die Fichte in diesem Wald vorherrscht, ist Folgebefall noch gesunder
Fichten durch Borkenkäfer möglich. Da die Windwurfflächen mit über 2 ha aber
gross sind, kann die Räumung zugunsten Flächen mit höherer Dringlichkeit zu-
rückgestellt werden (Angst 2006).
Fall 123x: Schutzziel deutlich erreicht - Objektkategorie 3 (Fälle 12xx) - Borkenkäfergefahr - mittelgrosse Windwurfflächen
Ein Sturm reisst mittelgrosse Lücken (0,1-2 ha) in einen Wald. Das Schadenrisiko bleibt aber tolerierbar. Das Schutzziel wird daher auch nach dem Sturmereignis deutlich erreicht. Es müssen daher keine reaktiven Massnahmen getroffen werden.
Mittelgrosse Windwurfflächen in Fichtenwäldern wie in diesem Fall sollten laut Angst (2005) so bald durch den Borkenkäfer bedrohte Schutzwälder der Objekt- kategorie 4 geräumt sind, Massnahmen ergriffen werden um den Folgebefall gesunder Bäume zu vermindern.
Fall 231x: Schutzziel möglicherweise gefährdet - Objektkategorie 4 (Fälle 23xx) - Keine Borkenkäfergefahr
Fallbeispiel:
Vorherrschende
Baumarten: v.a. Laubbäume (Fichtenanteil ~ 10%)
Ereignis: vereinzelte Streuschäden Borkenkäfer: keine Gefahr von Folgebefall durch
Borkenkäfer
Das Schutzziel ist in diesem Fall erreicht. Die zukünftige Entwicklung der Schutz- wirkung ist aber unsicher. Um beim hohen Schadenpotenzial auch langfristig ein geringes Risiko sicher zu stellen, sollten reaktive Massnahmen zugunsten dieses Schutzwaldes ergriffen werden.
Da der Fichtenanteil in diesem Laubmischwald bei nur 10% liegt, besteht keine Veranlassung, das Sturmholz aufgrund der Borkenkäfergefahr zu räumen (Angst 2006). Falls sich aber Räumung und Verwertung des Sturmholzes finanziell loh- nen, so kann dies natürlich in Betracht gezogen werden.
Fall 311x: Schutzziel nicht erreicht - Objektkategorie 2 (Fälle 31xx) - Keine Borkenkäfergefahr
Fallbeispiel:
Vorherrschende Baumarten:
v.a. Laubbäume (Fichtenanteil ~15%)
Ereignis: vereinzelte Streuschäden Borkenkäfer: keine Gefahr von Folgebefall durch
Borkenkäfer Fallbeispiel:
Vorherrschende
Baumart: Fichte
Ereignis: Mittelgrosse Windwurfflächen (0,1-2 ha) Borkenkäfer: Gefahr von Folgebefall durch Borkenkäfer
- Räumung baldmöglichst
Da das Schadenpotenzial sehr gering ist, können reaktive Massnahmen zu- gunsten anderer Flächen mit höherer Priorität zurückgestellt werden. Längerfristig gesehen sollten aber diese Massnahmen zugunsten eines wirksamen Schutz- waldes ergriffen werden.
In diesem Laubmischwald besteht aufgrund des tiefen Fichtenanteils (15%) keine Gefahr eines Folgebefalls durch Borkenkäfer. Eine Räumung der Sturmflächen ist daher nicht notwendig. Allenfalls kann sich die Räumung finanziell lohnen.
3.2.4 K
ONKRETESV
ORGEHEN BEI DERF
ALLUNTERSCHEIDUNGIn Tabelle 3 ist das allgemeine Vorgehen bei der Fallunterscheidung skizziert. Bei Schritt 2 (flächige Ausscheidung des Fichtenanteils) ist die räumliche Ausbreitung von Borkenkäfern zu berücksichtigen (Buffer im GIS). In den Schritten 3 und 4 werden die nötigen Informationen nach dem Sturm beschafft, wozu auch Be- gehungen nötig sind. Bezüglich Zielerreichung ist dabei eine Orientierung an den anerkannten Standards (NaiS, Entscheidungshilfe für Waldschäden nach Sturm) zu empfehlen.
Tabelle 3. Vorgehen bei der Fallunterscheidung.
Arbeitsschritt Nötige Grundlagen
Resultat Zeitpunkt 1 Flächige Ausscheidung der
Objektkategorien GIS, Objektdaten GIS-Datenbanken zu Ob- jekten und Zuweisung der oberhalb liegenden Schutzwaldbestände zu Objektkategorien
Vor Sturm
2 Flächige Ausscheidung des
Fichtenanteils Bestandeskarte GIS-Datenbank mit Kategorisierung der Disposition für Borkenkäferbefall
Vor Sturm
3 Sturmschadenerfassung Luftbild, Meldungen der Förster, evtl.
Satellitenbild
GIS-Datenbank mit kategorisierten Sturmschäden
Nach Sturm
4 Klären der Zielerreichung Beurteilung auf Luftbild und im Feld
Zielerreichung geklärt Nach Sturm
5 Flächige Fallunterscheidung
und Prioritätensetzung GIS-Daten gemäss den Schritten 1-4
GIS-Datenbank mit Fallunterscheidung und Handlungsprioritäten
Nach Sturm
6 Überprüfung der automatisierten Prioritätensetzung
GIS-Datenbank gemäss Schritt 5
Falls nötig Anpassung der Handlungsprioritäten
Nach Sturm
7 Umsetzung der Eingriffe Resultat von
Schritt 6 Entscheide Nach Sturm