A3500 Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 5014. Dezember 2007
P H A R M A
E
ine neue Substanzklasse zur Stimulation der Erythropoese vereinfacht die Therapie der An- ämie bei chronischer Nierenerkran- kung: In der Erhaltungsphase ge- nügt die monatliche intravenöse Gabe, um stabile Hämoglobinwerte (Hb) im Zielbereich zu erhalten.Mircera® (methoxy polyethylene glycol-epoietin beta) wirkt als kon- tinuierlicher Aktivator der Erythro- poetin-Rezeptoren in der Zellmem- bran erythroider Progenitorzellen.
Aufgrund einer reduzierten Affinität für den Rezeptor wird die Substanz nicht so schnell „verbraucht“ und wirkt deshalb länger. Bei einer Halbwertszeit von rund 130 Stun- den (i.v. und s.c.) reicht in der Er- haltungsphase daher die einmalige Gabe pro Monat.
Die Wirksamkeit ist in sechs ran- domisierten Phase-III-Studien mit rund 2 400 dialysepflichtigen und nicht dialysepflichtigen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz dokumentiert. In der zulassungsre-
levanten MAXIMA*-Studie wurde bei 673 Dialysepatienten das neue Präparat gegen die herkömmliche Therapie mit Epoetin alfa oder beta verglichen. Wie Prof. Dr. med. Da- nilo Fliser (Hannover) darlegte, wurde mit Mircera eine stabile Kor- rektur der Anämie erreicht. Der Ef- fekt auf die Hb-Konzentration ent- sprach den Werten, die mit häufiger zu verabreichenden Präparaten er- zielt wurde (Lancet 370, 2007, 1415). Die Autoren weisen außer- dem darauf hin, dass die Verabrei- chung von Mircera einmal alle vier Wochen insgesamt 13 Dosen pro Jahr ergibt, verglichen mit 52 bis 156 Verabreichungen bei Anwen- dung eines herkömmlichen Erythro- poetins (EPO), was „eine Senkung des Fehlerrisikos bedeutet“.
Nach Angaben von Fliser ist die Umstellung bei vorbehandelten Pa- tienten einfach. Die Hb-Korrektur sei gleichermaßen effizient bei Frauen und Männern, Diabetikern und Nichtdiabetikern, erklärte der
Referent. Nebenwirkungen wie Hy- pertonie und Thrombose des Gefäß- zugangs waren in einer dreiarmigen Studie bei zwei- und vierwöchiger Gabe des neuen Wirkstoffs nicht häufiger als unter kurzwirksamem EPO (ein- bis dreimal pro Woche).
In der klinischen Prüfung ist zu- sätzlich noch ein synthetisches Peptid, das bei s.c.-Gabe ebenfalls vier Wochen lang wirksam ist und als Hematide®auf den Markt kom- men soll.
In Deutschland ist die Prävalenz der terminalen Niereninsuffizienz in den vergangenen zehn Jahren von 40 000 auf 60 000 gestiegen. Die Zahl der neu auftretenden Nierenin- suffizienzen bewegt sich derzeit auf 20 000 pro Jahr zu. I Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
*MAXIMA: Maintenance of Haemoglobin Excels in Intravenous Administration of Continious Erythro- poietin Receptor Activator
Einführungs-Pressekonferenz: „Mircera®: Neu in der renalen Anämietherapie“ in Frankfurt/Main, Veranstalter: Roche Pharma
MIRCERA
Therapie der renalen Anämie wird einfacher
V
on 28 000 Patienten, die jähr- lich einen kardiogenen Schock erleiden, überlebt nur etwa ein Drit- tel die ersten 30 Tage nach dem Er- eignis. Die Mehrheit verstirbt an den Folgen eines Multiorganversa- gens. Ihre Überlebenschancen kön- nen durch eine mechanische Kreis- laufunterstützung verbessert werden.Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Maßnahme frühzeitig zum Einsatz kommt.
Bisher erfolgte die Behandlung eines kardiogenen Schocks mithil- fe der konventionellen Herz-Lun- gen-Maschine (HLM). Problema- tisch jedoch war stets der Wettlauf gegen die Zeit: HLM müssen von Kardiotechnikern aufgebaut und be- dient werden; zudem sind sie auf-
grund ihrer Größe und ihres Ge- wichts für den mobilen Notfallein- satz nicht geeignet. Diese Versor- gungslücke soll die mobile HLM
„Lifebridge“ schließen, die inner- halb der nächsten fünf Jahre eta- bliert werden soll.
Das Unterstützungsysstem ist verhältnismäßig klein, akkubetrie- ben und wiegt 17,5 Kilogramm, wodurch es im Krankenwagen mit- geführt werden kann. Die schnelle Einsatztätigkeit des Geräts inner- halb von fünf bis zehn Minuten er- möglicht eine rasche Stabilisierung des Patienten im kardiogenen Schock. In einer experimentellen Studie der Universität Köln und in Funktionalitätstests bei Routine- eingriffen im Herzzentrum Berlin
wurden jeweils ein Blutfluss von bis zu sechs Litern pro Minute er- reicht.
Mit Lifebridge konnte bis zu 103 Minuten eine ausreichende Per- fusion und Oxygenierung des Bluts sichergestellt werden. Die Ver- wendung der Lifebridge ist somit auch präemptiv bei Hochrisiko- Interventionen möglich. Dieses Kon- zept zur Behandlung des kardio- genen Schocks, so Prof. Dr. med.
Roland Hetzer vom Deutschen Herzzentrum Berlin, „könnte die Prognose von Patienten erheblich
verbessern“. I
Nora Lessing
KARDIOGENER SCHOCK
Unterstützungssystem nun mobil verfügbar
Weitere Informationen im Internet unter www.lifebridge.com