MEDIZIN KURZBERICHT / FÜR SIE REFERIERT
Budesonid
bei Morbus Crohn
Da die Ätiologie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn nach wie vor unklar ist, kommt der antiinflammatorischen Therapie eine wesentliche Bedeutung zu. Neben- wirkungen der Kortikosteroide ließen nach neuen Substanzen su- chen, die die Rate unerwünschter Wirkungen möglichst niedrig halten.
In zwei Studien, einer europäi- schen Multicenter-Studie und einer Studie aus Kanada, wurde die Gabe von oralem Budesonid bei floridem Morbus Crohn analysiert.
In der kanadischen Studie er- hielten insgesamt 258 Patienten Bu- desonid in einer Dosierung von 3, 9 oder 15 mg im Vergleich zu einer Pla- zebo-Medikation. Bei dieser Dosis- Findungs-Studie lag die Remissions- rate bei 51 Prozent nach achtwöchi- ger Therapie, wobei sich 9 mg als op- timale Dosis erwiesen.
In der europäischen Multicenter- Studie, in die 176 Patienten eingin- gen, wurde der Effekt von Budesonid (9 mg für acht Wochen, 6 mg für zwei Wochen) mit 40 mg Prednisolon ver- glichen, wobei die Prednisolon-Dosis nach zwei Wochen sukzessive auf 5 mg täglich reduziert wurde. Hier lag die Ansprechrate des Budesonids bei 53 Prozent, die des Prednisolon bei 66 Prozent. Unter der Budesonid- Medikation wurden signifikant weni- ger Kortison-Nebenwirkungen regi- striert und die Hypophysen-Neben- nierenachse war deutlich geringer supprimiert.
Greenberg GR, Feagan BG, Martin F et al.: Oral budesonide for active Crohn's disease. N Engl J Med 1994; 331: 836-841 Department of Medicine, University of Toronto, Kanada
Rutgeerts P, Löfberg R, Malchow H et al:
A comparison of budesonide with predni- solone for active Crohn's disease. N Engl J Med 1994; 331: 842-845
Department of Gastroenterology, Leuven University Hospital, Leuven/Belgien
Langzeittherapie der Refluxösophagitis
Die Refluxösophagitis gehört zu den peptischen Läsionen, bei denen heute eine Langzeittherapie disku- tiert werden muß, da bei etwa 50 Pro- zent der Patienten nach Absetzen der antisekretorischen Therapie mit ei- nem symptomatischen Rezidiv zu rechnen ist.
Die Autoren berichten über 91 Patienten, deren Refluxösophagitis sich als H2-Blockertherapierefraktär erwies, die aber auf eine Behandlung mit zweimal 20 mg Omeprazol aus- heilte. 86 Patienten erhielten über fünf Jahre eine Dauertherapie mit täglich 20 mg, fünf Patienten 40 mg.
Bei 47 Prozent der Patienten kam es unter 20 mg Omeprazol zu ei- nem Rezidiv, das aber nach Dosisver- doppelung sofort abheilte. In sieben Fällen mußte die Dosis wegen eines weiteren Rezidivs noch einmal er- höht werden. Die durchschnittlichen Gastrinwerte stiegen von 60 auf 162 ng/1 an und erreichten unter der Er- haltungstherapie ein Plateau. Ledig- lich bei elf Prozent der Patienten wurden Gastrinspiegel über 500 ng/1 beobachtet. Bei insgesamt 14 Patien- ten konnte histologisch eine mikro- noduläre Hyperplasie der entero- chromaffinen Zellen nachgewiesen werden, in erster Linie bei Patienten mit hohen Gastrinwerten. Bei diesen Patienten wurde auch eine zuneh- mende Schleimhautatrophie des Ma- gens beobachtet. Möglicherweise geht diese Schleimhautatrophie auf eine präexistente Helicobacter-pylo- ri-Gastritis zurück, die unter einer Omeprazol-Langzeittherapie sich vom Antrum in Richtung Korpus ausbreiten kann.
Klinkenberg-Knol EC: Long-term treat- ment with omeprazole for refractory re- flux esophagitis: efficacy and safety: Ann intern Med 1994; 121: 161-167
Free University Hospital, Department of Gastroenterology, P.O. Box 7057 — NL- 1007 MB Amsterdam
pie mit Ofloxacin (zweimal 100 mg) war — bei frühzeitigem Einsatz — das Fieber meist nach zwei bis drei Tagen rückläufig und auch die klinische Symptomatik besserte sich schneller.
Viele andere Autoren beschrei- ben ebenfalls sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe und Therapieer- fahrungen; dies könnte dadurch zu erklären sein, daß es verschiedene Geno- oder Biotypen von Coxiella burnetii gibt, die sich unterschiedlich verhalten und auch unterschiedlich virulent sind (10, 18, 19).
Auch die Häufigkeit des Auftre- tens chronischer Q-Fieberfälle scheint sehr variabel zu sein. Raoult und andere berichten, daß das Auf- treten einer Q-Fieberendokarditis, eine sehr ernste Komplikation mit überwiegend tödlichem Ausgang, in ein bis sechs Prozent der Fälle sei (9).
Sie berichten auch über einen in der letzten Zeit zu beobachtenden An- stieg der Fälle von Q-Fieberendokar- ditis und führen dies auf die zuneh- mende ärztliche Aufmerksamkeit zurück. Viele Studien zeigen, daß Q- Fiebererkrankungen häufig nicht dia- gnostiziert werden (Nr. 5, 17).
Resümee
Q-Fieber ist eine weltweit ver- breitete Zoonose. In den letzten Jah- ren wurde wiederholt über Epidemi- en in Deutschland berichtet, nicht nur in ländlichen Gebieten, sondern auch in oder am Rande von Groß- städten. Da es sich um eine schwierig zu diagnostizierende, ernst zu neh- mende Infektionskrankheit handelt, die auch nach Jahren zu Komplika- tionen führen kann, scheint erhöhte ärztliche Aufmerksamkeit geboten.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1995; 92: A-601-604 [Heft 9]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift der Verfasserin:
Dr. med. Brigitte Kröner Ärztin für Innere Medizin Asselner Hellweg 101 44319 Dortmund
A-604 (54) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 9, 3. März 1995